Review:
(Mit Spoilern)
Mit den Rückgriff auf gleich zwei der dunkelsten Verfehlungen des EU (Zonama Sekot und Bakura/Ssi-Ruuk) schienen die Vorzeichen für diesen Roman ganz schlecht zu sein (was wohl auch mit ein Grund war, wieso ich ihn erst jetzt gelesen habe).
Gemessen an dieser negativen Erwartung ist der Roman eine kleine überaus erfreulicher Überraschung.
Den ersten Stolperstein umgeht man indem man Zonama Sekot auf den letzten Band der Trilogie verschiebt. Aus dem Bakura – Aufenthalt von Han und Leia wird eine ziemliche überzeugende Krimigeschichte gemacht, die über weite Strecken doch recht spannend ist und bei den man lange rätseln kann, was es mit den Intrigen auf Bakura auf sich hat.
Besonders gefallen hat mir da die doppelte Schurkenspitze von Bakura. Üblicherweise ist es so, dass einer aus der Regierung etwas Übles vorhat und man sich dann eben an die nächste Person wendet um den Schurken zu stoppen. Hier spielt man sehr schön damit, indem man die Helden abwechselnd rätseln läßt ob man nun Cundertol oder Harris vertrauen und um Hilfe bitten kann und sich der eine dann als Ssi-Ruuk Agent (ich finde die Stelle großartig, wo Tahiri sein Büro überwacht und er dann plötzlich Ssi-Ruuk spricht) und der andere als Bombenleger entpuppt.
Am Ende weiß man dann garnicht mehr, wen von beiden man verachtenswerter finden soll.
Eine weitere Partei im Intrigenspiel ist die von Malinza Thanas angeführte Gruppe „Freiheit“.
Malinza liest sich wirklich sehr angenehm und überzeugend, - zwar jugendlich aber doch mit starken Willen und sehr tatkräftig.
War sehr traurig, was sie Jaina in ihrer Zelle erzählt hat und dass es ihr Jaina zuerst übel genommen hat, als sie von „Onkel Luke“ gesprochen hat, war nicht gerade schön.
Würde mich nicht wundern, wenn man nicht zum letzten Mal von Malinza gelesen hätte und sie mal eine bedeutende Persönlichkeit in der Politik von Bakura wird.
Auch die anderen Mitglieder von „Freiheit“ haben mir gut gefallen und dieser Container-Dschungel war schon eine richtig coole Idee.
Die Stelle als „Freiheit“ aufgespürt wird, war quälend, - ich dachte die ganze Zeit nur, warum Jaina nicht endlich den Sender nimmt und sich damit aus dem Staub macht, bevor sie dann schließlich doch noch drauf gekommen ist.
Dass es einen Verräter innerhalb der Gruppe gibt, hat mich ziemlich überrascht, - und Jaina offensichtlich auch.
Die Ssi-Ruuk sind beim Bakura-Handlungsstrang am durchsichtigsten. Zuerst möchte man zwar noch glauben, dass es im "Imperium" eine Revolution gab und die früheren Sklaven nun die Herren sind, aber schon bald gibt es Anzeichen dafür, dass da etwas nicht stimmt.
Die erschreckende Unterredung bei Cundertol machte die Sache im Grunde dann klar und irgendwie erinnert mich der ganze Plan von den Ssi-Ruuk an den Plan der Cylonen bei „Kampfstern Galactia“ (die Cylonen haben auch vorgetäuscht, dass sie Frieden wollen und hatten einen Kontaktmann bei den Menschen).
Meine Lieblingsparallele war da die „Ehrenwache“ (bei „Galactica“ war es das „Begrüßungskomitee“

).
Die Invasion und die Weltraumschlacht fand ich gut umgesetzt und die Autoren haben es gut verstanden eine verzweifelte Stimmung einzufangen.
Besonders bedrückend fand ich die Vorstellung, dass all die Piloten mit den Traktorstrahlen eingefangen wurden um sie später zu technisieren. Nett war bei der Beschreibung der Weltraumschlacht, dass immer wieder auf die Y Wing – Pilotin Bezug genommen wird, die Jag zu Beginn gerettet hat.
Auf den Planeten war es leider ziemlich vorhersehbar, dass Lwothin den Keeramak erschießen würde (auch weil die „Dramatis Personae“ in diesen Punkt leider ziemlich kräftig spoilert

), aber es war schön, dass die Helden diesmal nur aufgrund dieses Seitenwechsels triumphieren können.
Auch wenn der Kampf um Bakura wirklich recht überzeugend war, disqualifizieren sich die Ssi-Ruuk nun schon zum zweiten Mal als ernstzunehmende Gegner. Zweimal wurden sie als große Bedrohung aufgebaut und zweimal scheiterten sie schon daran einen Hinterwäldler-Planeten ohne nennenswerte Verteidigung zu erobern.

Ich glaube vor einen Vergeltungsschlag des „Imperiums“ muß sich Bakura nicht allzusehr fürchten.
Die letzte Überraschung bei diesen Handlungsstrang war natürlich, dass die Yuuzhan Vong hinter allem steckten, wobei ich es seltsam fand, dass sie sich einer ziemlich fortgeschrittenen Technologie bedient haben um ihre Ziele zu erreichen.
Cundertols Ende war wirklich hart, aber er hat es irgendwie auch verdient.
Han und Leia fand ich recht gut geschrieben, auch wenn sie in dem Buch nicht allzuviel zu tun gehabt haben (wobei ich das eigentlich ganz angenehm fand, da sie abhängig vom Autor durchaus auch nervig sein können, wenn sie einen längeren Auftritt haben). Insgesamt haben sie sich benommen, wie man sie kennt, nur Leia kam mir zweimal merkwürdig vor: Einmal wo sie Tahiri diese Falle stellt und dann wo sie plötzlich so unmotiviert ihr Lichtschwert zieht (wann hat Leia eigentlich zuletzt ein Lichtschwert in der Hand gehabt?).
C-3POs Anteil an der Story fand ich ok (klasse, wie er die anderen darüber informiert, dass Bakura umbenannt wurde), wohingegen R2 zum wiederholten Mal nichts zu tun hatte (nur zwei kurze Erwähnungen, wohl um zu zeigen, dass er noch dabei ist).
Jaina hat mir im großen Ganzen wieder gut gefallen, - wobei mir ihre Passagen manchmal arg distanziert geschrieben vorkamen. Wie Jaina sich Zugang zu Malinzas Gefängnis verschafft, gehört für mich zu den besten Stellen des Buches. Die Konfrontation mit Harris war auch nicht übel.
Gemeinsame Szenen mit Jag gab es diesmal leider kaum, - sehr schade da sie im Gegensatz zu einem gewissen Pärchen auf Abruf wirklich wunderbar harmonieren.
Tahiri und Goure waren ein tolles Team, wobei die Handlung im Senat und in diesen Anzügen zu den langweiligeren Stellen des Buches gehört.
Goure ist mir wirklich sympathisch, - er gefällt mir auf jeden Fall weit besser als Droma und ich bin gespannt, ob man ihn nochmal wieder begegnen wird. Was die Führung des Ryn-Netzwerks angeht, so ist für mich Droma Favorit. Imo wird irgendwo erwähnt, dass der Anführer einen besonderen Titel/Decknamen hat und da würde es dann passen, dass Goure Droma nicht kennt.
Tahiri finde ich längst nicht mehr so angenehm beschrieben wie zu der Zeit, als sie noch mit Anakin zusammen war. Ich habe zeitweise echt Probleme den Charakter zu finden, den ich so mochte, wenn ich von der gegenwärtigen Tahiri lese und wenn man das Ende und den Rat von Goure betrachtet, dürfte es ziemlich unwahrscheinlich sein, dass man diese Tahiri nochmal zurückbekommen wird.
Dass Tahiri und ihre Vong-Persönlichkeit zusammenleben müssen, mag logisch erscheinen und mag auch interessant sein, aber mir gefällt die Vorstellung zu Zeit trotzdem nicht besonders.
Luke und Co erreichen wie bereits erwähnt in diesem Buch noch nicht Zonama Sekot, sondern machen stattdessen einen sehr gelungen Abstecher zur Heimatwelt der Chiss.
Der Planet und das Leben dort ist auf jeden Fall sehr interessant beschrieben, - besonders gefallen mir die Gänge und die Eis-Barkasse.
Wie Luke und die anderen zur Bibliothek kommen fand ich herrlich. Das war eine der lustigsten Stellen, die ich je in einem „Star Wars“ – Buch gelesen habe.
Einfach zu köstlich, wie Jacen den „Ziegelstein“ in der Hand hat, nach irgendwelchen Anschlüssen sucht und darüber nachdenkt, wie sich die Daten wohl abrufen lassen, nur damit die Bibliothekarin es ihm dann entnervt aus der Hand nimmt, es öffnet und Jacen feststellt, dass Text drin ist.

Hoffentlich vergißt man auf der Erde niemals, was ein richtiges ehrliches Buch ist.
Die Intrigen auf dem Planeten der Chiss wirkten insgesamt etwas zu gewollt und schienen nur um ihrer selbst willen zu existieren. Immerhin war die ganze Sache ähnlich geheimnisvoll und spannend aufgebaut, wie der Bakura-Handlungsstrang, wobei die „Auflösung“ (im Grunde gabs ja keine) dann um so enttäuschender war.
Erzwungen war imo auch die Erwähnung von Thrawn; ich lese eigentlich immer gerne von dem Großadmiral, aber bitte doch nicht so!
Luke fand ich passend geschrieben, - ich mag es sowieso, wenn er eher im Hintergrund steht, da das seiner Rolle imo am besten entspricht. Wenn es dann an die wirklich großen Aufgaben geht, an denen andere scheitern würden, wird er schon wieder zur Stelle sein.
Kritischer muß ich leider Mara betrachten. Sie ist fast noch weniger präsent als Luke und das paßt einfach nicht zu ihr. Der Einsatz mit diesen Flugmaschinen war auf jeden Fall ein löblicher Versuch, aber die wenigen Dialogzeilen von Mara wirken leider wie „gewollt und nicht gekonnt“.
Jacen gefällt mir in dem Buch eigentlich ganz gut, - er wirkt nicht ganz so altklug wie sonst und etwas natürlicher.
Die verschlafene Beziehung zwischen Danni und Jacen kommt mir weiterhin höchst merkwürdig vor, - imo passen die beiden überhaupt nicht zusammen.
Dannis Lobgesang auf Jacen war zwar ganz schön, kam aber reichlich unmotiviert. Die Reaktion von Jacen, dass er dann einfach so davon rennt und sie sitzen läßt, war reichlich unverschämt. Danni ist da irgendwie viel zu weich; Jacen hätte für diese Aktion eigentlich einen solchen Tritt in den Hintern verdient, dass er es sich nächstes mal zweimal überlegt.
Wieviel älter als Jacen ist Danni btw. eigentlich?
Gut gefallen hat mir wieder Saba. Ihre (vermutlich) ziemlich furchterregende Gestalt und ihre ausgeprägte Freundlichkeit bieten einen netten Kontrast. Das Zusammentreffen mit Syal und Wyn war wirklich köstlich. Wie sind Soontir Fel und Syal eigentlich zusammen gekommen? Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass diese Frau die Schwester von Wedge sein soll.
Bei Saba hat mir auch die Action rund um die Eisbarkasse gefallen.
Die kurzen Auftritte beim Chiss-Handlungsstrang konnten auch überzeugen.
Wyn ist wirklich ein Früchtchen und es würde mich freuen, wenn man mal wieder von ihr lesen würde. Ich fand die Stelle lustig, wo Jacen meint, dass sie versuchen würde einen Großmoff zu imitieren.
Soontir hat mir auch gut gefallen („Ich kann zählen!“

), aber er wird ständig so beschrieben, als wenn er riesengroß wäre, was für einen TIE-Piloten wohl eher hinderlich ist (andererseits hat der Platz scheinbar ja auch für Vader gereicht).
Meine neue Lieblings-Imperiale Arien Yage bekam ja leider nur einen absolut minimalen Auftritt, aber der war dafür wirklich genial --> „Sagen Sie, Commander, wie wäre ihnen zumute, wenn ich behaupten würde, die meisten Chiss, denen ich begegnet bin, seien arrogant?“

Imo genau der richtige Dämpfer für Irolia zum genau richtigen Zeitpunkt.
Ich hoffe, dass Yage im nächsten Buch wieder mehr zu tun hat und da mir auch Irolia gut gefallen hat (Klasse wie sie zusammen mit Jacen die Entführer von Wyn verfolgt und die ganze Zeit erzählt, wie toll sie trainiert sei), hoffe ich, dass man sie hier nicht zum letzten Mal gesehen hat.
Auch Stalgis sollte nächstes mal mehr zu tun bekommen, - die Vorstellung, dass Luke von einer Eskorte Sturmtruppen begleitet wird, ist wirklich reizvoll.
Die kurze Auftaktmission von Luke und Co war btw. ziemlich gruselig, - wo dem Soldaten diese Larve reingezwungen wird, das mag ich mir eigentlich garnicht vorstellen.
Nom Anors Handlungsstrang ist ziemlich kurz und beschränkt sich auf das nötigste.
Seine Ketzer-Truppe gewinnt an Gewicht und schon bald versucht er Spione in Shimrras Nähe zu bekommen, was ihn zunächst aber mißlingt.
Seine Begegnung mit der Priesterin ist dann sehr intensiv und es ist ziemlich unheimlich als sie die Unterhaltung umdreht und er plötzlich die Fragen stellt und als sie ihn dann noch erkennt.....
Nom Anor wendet mal wieder ziemlich schnell Gewalt an um eine mutmaßlich bedrohliche Situation für sich zu entschärfen. Die schnelle Giftattacke paßt dabei aber zumindest besser als die Brutalo-Nummer, die er im letzten Roman ziemlich häufig abgezogen hat.
Den Moment, wo Nom Anor dann erkennt, dass die Priesterin ihm dienen und nicht umbringen wollte, fand ich sehr gelungen (auch wenn ich das schon vorher vermutet hatte).
Wäre tragisch gewesen, wenn sie tatsächlich gestorben wäre, aber durch sie schafft er es dann ja doch noch zu Shimrra vorzudringen und die neusten Nachrichten zu erhalten. Dass seine Giftattacke aber die Loyalität der Priesterin erhöht haben soll, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Wenn sie ihm auch im Moment nützlich ist, so kann dies doch ein schlechtes Ende für Nom Anor nehmen.
Shimmra präsentiert sich bei seinem Kurzauftritt wieder als groß und mächtig, - er scheint mir jedoch nicht besonders intelligent zu sein. Seine Interpretation von „Gib mir deine Hand“ hat mir aber gut gefallen.
Das Cover ist wieder nicht allzu gelungen. Ok, die Farbgestaltung ist in Ordnung und so ein Ssi-Ruuk sieht eben so aus, wie er eben aussieht, aber Jaina ist kaum zu erkennen und wirkt viel zu kantig und auch mindestens 10 Jahre zu alt.
Fazit:
Meine Erwartungen für diesen Roman waren so gering, wie man es sich nur vorstellen kann, aber das Endergebnis war dann doch eine kleine Überraschung. Der Krimi auf Bakura war ziemlich überzeugend und über weite Strecken spannend. Ein zweites Bakura - Desaster konnte also vermieden werden. Und auch wenn sich keine Vorfreude auf den Besuch auf Zonama Sekot im nächsten Band einstellt, so bin ich jetzt doch gespannt, ob man zumindest ein bißchen was daraus machen kann.
Insgesamt ist die Handlung natürlich zu klein und zu unbedeutend, als das man das Buch zu einem der Highlights der „NJO“ zählen könnte, aber es ist auch kein totaler Reinfall, wie ich das im Vorfeld befürchtet hatte. Für mich ist es wie der erste Teil ein Roman im Mittelfeld, wobei „NJO 16“ insgesamt ausgeglichener ist, als Nr. 15, der vor allem durch Pellaeons Auftritt zu bestechen wußte.