N'zoth

Kal Fraan

Vizeprinz des Koornacht Clusters
N'zoth
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[ Infos zum Planeten: N'zoth (engl.) | N'zoth (dt.) ]

[ Zugehörigkeit: Dushkan Liga ]

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Namhafte Lokalitäten

Giat Nor – Mitten in einer weiten trockenebenen mit niedrigen, an das heiße, wasserarme Klima angepassten Wäldern gelegen liegt die klobige, graue Hauptstadt des Planeten N’zoth. Ursprünglicher yevethanischer Architekturstil geht nahtlos in imperiale Zweck- und Prunkbauten über. Klobige Fabriken und Erzraffinerien mit ihren riesigen Schloten prägen die äußeren Gebiete, während verwinkelte Wohngebiete die zum Teil noch nie ein Mensch von innen gesehen, oder das überlebt hat.

Imperialer Gouverneurspalast
Mitten im befestigten Regierungsviertel gelegen befindet sich eines der symbolträchtigsten Gebäuder der yevethanischen Kultur. Hier wurde im Zuge der Rebellion der Tod des imperialen Gouverneurs Kerrigan vollstreckt und aufgenommen. Auch hier fand der gleichwertige Vergeltungsschlag gegen Kal Fraan statt. Noch immer ist das große, graue und archtitektonisch bewusst einschüchternde Gebäude schwer beschädigt und die Reparaturarbeiten schreiten nur langsam voran. Die imposante Eingangshalle und die massiven Stufen die zu ihr hochführen sind noch immer getränkt im getrockneten Blut hunderter Yevethaner, die bei seiner Verteidigung ihr Leben ließen. Das in den oberen Stockwerken gelegene Taktikzentrum und die eigene Landeplattform sind bereits wiederhergestellt und in Betrieb.

Imperialer Wohnbezirk
Vom imperialen Wohnbezirk und der berühmten Händlergasse, in der Geschäftsleute lange exotische Ware und die Wunder des Imperiums angepriesen, ist nicht viel übrig geblieben. Gleich am ersten Tag des Aufstandes wurden seine Bewohner blutig abgeschlachtet und Feuer an ihre Häuser gelegt. In den nächsten Wochen und Monaten wurde die Erde hier gesalzen und dann sich selbst überlassen. Wie schwarze Skelette ragen die Gebäude in den Himmel, seither von den Yevethanern gänzlich sich selbst überlassen. Noch immer rotten seine Bewohner vor sich hin wo sie gefallen sind.

Kaserne Needas Ehre/Kehlenstichfestung
Am Rand des von einer Explosion stark beschädigten Raumhafens an der äußeren Grenze des Regierungsviertels liegt die ebenfalls noch aus imperialer Herrschaft stammende Hauptgarnison des Planeten. Trainingsgelände und Barracken bieten einigen Tausend der am besten ausgebildeten Kindern N’zoths Platz, sofern sie nicht grade im Krieg eingesetzt sind.

Palast des Darama
Eines der ältesten Gebäude der Stadt ist der Palast des Darama. Mehrere Jahrhunderte älter als die imperiale Besatzung ist es der traditionelle Wohnsitz der yevethanischen Vizekönige und tief in einem der besseren Viertel gelegen. Der erste Herrscher in der aufgezeichneten Geschichte, der seinen Wohnsitz nicht an dieser Stelle aufgeschlagen hat war Kal Fraan.

Prachtstraße
Die direkt auf den Gouverneurspalast zuführende Prachtstraße ist ohne weiteres das Herz Giat Nors zu nennen. Sie verbindet die größten Verkehrshauptstraßen zum Raumhafen samt Garnison, mit dem Gouverneurspalast und der yevethanischen Militärakademie.​

The Nursery – Einige Minuten von Giat Nor entfernt auf der weiten Trockenebene gelegen, befindet sich ein unscheinbares Depot, dass jedoch überraschend stark befestigt ist. Hinter den Fertigmauern wie man sie eigentlich in Garnisonen antrifft befindet sich ein kleiner Militärkomplex und einem hochmodernen Bunker für Notfälle.

Orbitaldocks – Die Orbitaldocks von N’zoth gehören zu den größten ihrer Art und können ohne weiteres ein Schiff der Subjugator-Klasse aufnehmen und gleichzeitig die normale Arbeit an anderen Schiffen aufrecht erhalten. Zur Zeiten imperialer Herrschaft waren sie eines ihrer wichtigsten Produktionsanlagen und stehen auch jetzt in yevethanischer Hand zu keinem Zeitpunkt des Tages still.

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Besonderheiten

Noch immer herrscht im Orbit N’zoths reger Verkehr ankommender und abfliegender Schiffe aller Typen. Yevethanische Modelle fliegen Seite an Seite mit imperialen, zivilen und sogar solchen die normalerweise von Piraten bevorzugt werden. Im Unterschied zur imperialen Herrschaft jedoch fliegen sie alle unter einem Banner: dem Doppelring aus Dreipunktsternen der Yevethaner. Noch immer deutes das dichte Trümmerfeld am Rand des Systems auf die heftigen Kämpfe die hier stattgefunden haben und als Futter für die Orbitaldocks rasch ausgeschlachtet werden.

N'zoths orbitale Werftanlagen, die schon seit Jahrhunderten um den Planeten kreisen, werden aufgrund der Maximalkapazität ihrer größten Reparatur- und Wartungsdocks als Großwerft klassifiziert. Demnach können nicht nur Sternzerstörer der Imperial-II-Klasse hier überholt werden, sondern auch übergroße Kommandoschiffe. Vor der yevethansichen Revolte hatte das Galaktische Imperium beispielsweise die legendäre "Subjugator" nach N'zoth bringen lassen, um das Schiff ungestört in Stand setzen zu können. Dadurch konnten die rebellierenden Yevethaner schon frühzeitig das spätere Flaggschiff ihrer Schwarzen Flotte in Besitz nehmen.

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Söhne & Töchter

Kal Fraan | Darama


Stand: Beitrag #160, 03.06.2018
Arlen
 
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N'zoth- Giat Nor- Palast- Kal Fraans Refugium- Kal Fraan, Dienerin

Es war lange her, dass Kal Fraan wütend und äußerst erbost corellia verlassen hatte. Zeitgleich war dies eine große Erleichterung für ihn gewesen, dass er den Gestank von Menschen und anderem, minderwertigem Gekreuch nicht mehr an sich kleben hatte. Sein Vater hätte ihn beinahe umgebracht. Es war eine Niederlage für alle Yevethaner gewesen. Bereitwillig hatte Kal seinen Hals entblößt und ihn seinem Vater angeboten. Es war sein angestammtes Recht. Ein anderer aus seiner Brut wäre zum Prinzen erhoben worden und hätte es vielleicht besser angestellt. Kal hasste de Menschen. Kal hasste alles. Die Republik, das Imperium. Alles widerlich und künstlich geschaffene Konstrukte. Der einzig wahre Führungsanspruch oblag den Yevethanern. Es galt den Dreck und den Schmutz von dieser Galaxis zu tilgen. Sie alle zu vernichten. Minderwertiges, barsches Leben, nicht dazu bestimt der Evolution stand zu halten. Seit jenen Tagen hatte Kal N'zoth nicht mehr verlassen. Sein Vater hatte es so gewollt. Doch das war lange her. Und jetzt fühlte Kal Fraan sich bereit, aus dem Schatten seines Vaters empor zu treten. Er hatte lange im Geheimen paktiert. Unliebsame Proktoren und Primaten ausgetauscht und durch loyalere Elemente ausgetauscht. Sein Vater, der Vizekönig war alt geworden und mit fortschreitender Zeit auch unvorsichtig. Nach und nach hatte Kal einzelne Bereiche dem Vater abgenommen und besaß nun entscheidenden Einfluß auf alle Yevethaner. Jetzt mu0te nur noch sein Vater sterben. Eine Dienerin hatte ihm gerade das Blut eines Opfers gereicht. Beiläufig fuhr Kal seinen Spor aus, während die Dienerin bereitwillig ihren Hals darbot. Ohne zu zögern rammte er ihr diesen in die Kehle. Die Dienerin schloss friedlich die Augen.

Dein Tod ist eine Ehre für deine Familie.

Sie war tot. Es stand ihm zu. Und bald würde es niemanden mehr geben der über ihm stand. Und dann war er der Einzigste, der allen jederzeit das Leben nehmen durfte, wenn er nur wollte. Doch dazu, Kal genehmigte sich einen Schluck der dunklen Flüssigkeit, bedurfte es wohl andersartiger Wesen. Söldner, Killer-Kommandos. Irgendetwas in dieser Art. Doch nicht auf N'zoth. Das würde einen Krieg gegen alles auslösen was anders war. Und das war Selbstmord. Noch. Aber eines Tages. Obwohl... die Situation war günstig. Man hörte, die Republik sei fast zerschlagen und das Imperium stürze sich über die Reste wie ein Rancor her. Es würde niemanden interessieren, wenn für den Anfang ein Dutzend Planeten besetzt werden würden... Und vielleicht, wenn der Vizekönig an Bord eines Schiffes angegriffen werden würde... Diabolische Gesichtszüge blitzten im Halbdunklen auf. Unter zu seinen Füßen lag eine stumme Zeugin...

N'zoth- Giat Nor- Palast- Kal Fraans Refugium- Kal Fraan, Dienerin
 
[Farlax-Sektor, Koornacht-Cluster, N’zoth-System, Orbit um N’zoth, Lambda-Shuttle IM-8990, Passagierbereich]- Aviendha, Eskorte

Das von häufigem Gebrauch und nachlässiger Wartung gezeichnete Shuttle der Lambda-Klasse tauchte in einem weiten Bogen in die Atmosphäre des aus dem Orbit betrachtet wenig ansprechend wirkenden Planeten N’zoth ein, das Zentrum imperialer Präsenz im Koornacht-Sternenhaufen, die blitzenden Positionslichter der Orbitalstation, auf der es seine Passagiere an Bord genommen hatte, dabei hinter sich lassend. Die in die Jahre gekommene Maschine erzitterte leicht unter den physikalischen Belastungen des Eintritts, doch keine der Personen im Passagierraum der Fähren nahm auch nur Notiz davon, aus verschiedensten Gründen.
Aviendha Cain, jüngst ernannte Legatin des Galaktischen Imperiums auf dem Planeten N’zoth, der Domäne des Gouverneurs Livius Kerrigan, war für ihren Teil zu sehr mit dem Studium eines Dossiers beschäftigt, dass sie auf ihre neue Aufgabe – eine Aufgabe, die ohne Frage nicht ihre Wünsche in dieser Angelegenheit widerspiegelte – vorbereiten sollte. Falls ein Schriftstück ein Mitglied der imperialen Verwaltung auf den Dienst auf einem Planeten wie N’zoth vorbereiten konnte. Den Informationen nach zu urteilen, die das Dossier enthielt, war dies zumindest stark zu bezweifeln.

„Waren Sie schon einmal auf N’zoth, Legatin?“

Langsam ließ Aviendha den das Dossier enthaltende Datenblock sinken – die Lektüre hatte ohnehin angefangen sich zur reinen Zeitverschwendung zu entwickeln – und hob langsam den Blick, um jenen Mann zu mustern, der ihr gegenüber Platz genommen hatte. Vorgestellt hatte der Soldat in der Uniform der imperialen Armee sich als Corporal Jenkins, von Gouverneur Kerrigan entsandt, um einen sicheren Transport der neuen Legatin nach Giat Nor, der Hauptstadt N’zoths und somit Sitz des Gouverneurspalastes und der Hauptgarnison, zu gewährleisten. Seitdem hatten er und seine fünf Männer mit ihren Blasterkarabinern, an denen sie ständig herumhantierten, und in ihren Kampfanzügen mitnichten die Selbstsicherheit ausgestrahlt, die Aviendha etwa von den Sturmtruppen auf Bastion oder sogar den Garnisonstruppen ihres Heimatplaneten Bakura gewohnt war. Auch jetzt, als sich ihre Blicke kreuzten, wandte der Corporal seinen Blick sofort wieder ab und schien sich voll auf seine über die Oberschenkel gelegte Waffe zu konzentrieren.

„Verzeihung, Legatin. Ich… ich wollte nicht respektlos sein.“

Mit einem leisen Seufzer deaktivierte Aviendha den Datenblock und verstaute ihn mit langsamen, gelassenen Bewegungen in ihrem Gepäck.

„Es braucht schon etwas mehr, um respektlos zu sein, Corporal“, antwortete sie schließlich, ohne sich dabei allerdings die Mühe zu machen, es ihm durch ein freundliches Lächeln zu sehr zu erleichtern. Es war unwahrscheinlich, dass dieser einfache Soldat jemand war, den man sich besser gewogen halten sollte.

„Und nein… dies ist mein erster Besuch auf N’zoth.“

„Ich… ich verstehe.“

Jenkins nickte ruckartig.

„Die ersten Eindrücke können etwas… ahm… überwältigend sein.“

Die Lippen der Legatin kräuselten sich leicht, ein klares Anzeichen dafür, dass ihre Geduld sich einem gewissen Punkt der Strapazierung näherte (was Jenkins indes kaum wissen konnte). Sie war nicht unbedingt erpicht darauf, sich von diesem Mann irgendwelche Geschichten auftischen zu lassen, was die Gefährlichkeit eines Planeten anging, vor der nur die tapferen Streitkräfte des Imperiums sie schützen konnte. Sie war kurz nach der Eroberung auf Bothawui gewesen, hatte die wirtschaftliche Rekonstruktion Drev’starns überwacht – damals war die Gefahr vermutlich realer gewesen als auf jedem anderen Planeten, auch erkennbar daran, dass die Heimatwelt der verschlagenen Bothans sich mittlerweile nicht mehr in imperialer Hand befand. Es ärgerte sie immer noch ein wenig, dass all ihre Arbeit dort am Ende vollkommen umsonst gewesen war.

„Dann bin ich gewarnt, Corporal. Danke.“

Ihr Tonfall machte mehr als deutlich, dass sie dieses Gespräch als beendet ansah. So deutlich, dass auch Jenkins es verstand, hastig nickte und vermutlich zum zehnten Mal die Ladung seines Gewehrs überprüfte.

„Bereitmachen zur Landung.“

Die blecherne Stimme des Piloten aus dem Comsystem der Fähre sorgte für einiges an Aktivität im Passagierbereich. Während Aviendha sich lediglich tiefer in ihren Sitz zurücklehnte und ein wenig froh war, dass die lange Reise von Bastion endlich ihren Endpunkt erreicht hatte, bezogen zwei von Jenkins' Männern bereits Stellung am Ausgang der Fähre, falls als rechneten sie damit, bereits beim Ausfahren der Gangway von einem Hagel an Blasterblitzen empfangen zu werden. Die Stirn runzelnd warf Aviendha einen Blick auf den Corporal selbst, der wirkte, als würde er ein stummes Gebet sprechen. Vielleicht war es die Nervosität vor dem ersten wichtigen Einsatz – schließlich wurde nicht jedem Soldaten der regulären Streitkräfte der Auftrag gegeben, einen hochrangigen Angehörigen der imperialen Verwaltung zu eskortieren.

„Ihr erster eigener Einsatz, Corporal?“, fragte sie schließlich, um die letzten Minuten des Landevorgangs zu überbrücken.

„Jawohl, Ma’am. Ich.. ich bin erst seit zwei Wochen auf N’zoth stationiert.“

Nach einer kurzen Pause sprach Jenkins hastig weiter, so als wäre ihm noch ein wichtiger Zusatz eingefallen:

„Ich bin mir sicher Gouverneur Kerrigan ist Ihre Sicherheit durchaus wichtig, Legatin. Es ist nur so… die erfahren Truppenteile werden permanent auf der Oberfläche benötigt. Im Regierungsviertel… und bei den Fabriken.“

„Ich verstehe.“

Sie verstand durchaus. Warum hartgesottene Veteranen an einen Babysitter-Job verschwenden? Was sollte schließlich auf einer simplen Überführung aus dem Orbit auf den Planeten schon passieren? Sie wusste, dass die Metallverarbeitungswerke auf N’zoth wichtige – auch kriegswichtige – Erzeugnisse hervorbrachten und je weiter das Territorium des Imperiums zusammenschmolz wie es das zur Zeit tat, desto wichtiger wurden jede metrische Tonne raffiniertes Erz und jeder Stahlträger, den die Großraumfrachter von Giat Nor zu den wichtigen Werftstützpunkten bringen konnten.
Dann war der Landevorgang abgeschlossen. Eine leichte Erschütterung ging durch das Shuttle, ehe sich mit stetigem Zischen die Ausgangsrampe langsam öffnete. Sichtlich gewappnet erhob Corporal Jenkins sich und nickte Aviendha zu.


„Wenn Sie mir, folgen würden, Legatin?“

Er zögerte.

„Leider muss ich Sie bitten, Ihr Gepäck…“

Hilflos gestikulierte er mit seiner Waffe und übernahm dann die Führung. Aviendha folgte ihm mit ihrem kleinen Koffer, in dem sich die wenigen Dinge befanden, die sie nicht in ihren neuen Quartieren würde zur Verfügung gestellt bekommen – also recht wenig.
Kaum hatte sie die Fähre hinter Jenkins verlassen, schlug ihr die staubtrockene Luft N’zoths entgegen. Sie hatte gelesen, dass der Planet sehr dürr sein musste, doch der tatsächliche Effekt war dennoch überraschend. Überhaupt wirkte die Landeplattform, auf der sie sich nun befanden und vor der die Wand des Gebäudes aufragte, das der imperiale Gouverneurspalast von Giat Nor sein musste, extrem leblos. Fast zu leblos. Erst jetzt fiel Aviendha auf, dass Jenkins und seine Männer sich etwas ratlos umsahen.


„Eigentlich hätte Präfekt Archer hier auf uns warten müssen…“, murmelte der Corporal gerade laut genug, dass die Legatin es hören konnte. Erst dann wurde seine Stimme lauter.

Davids, kontaktieren Sie HQ. Irgendetwas stimmt hier nicht…“

Sein Blick richtete sich auf Aviendha.

„Kein Grund zur Sorge, Ma’am. Vermutlich ein Vorfall bei den Fabriken, der die Abläufe etwas verzögert…“

Er ging in Richtung des durch zwei schwere Säulen flankierten Eingangs in das Gebäude und bedeutete ihr mit einem Wink seiner Waffe, ihm zu folgen.


„Wir sollten Sie am besten zunächst zu ihrem… äh… Gemach bringen. Alles andere ergibt sich dan…“

Plötzlich brach die Höhle los. Hinter Jenkins schälten sich urplötzlich Gestalten aus den Schatten der Säulen, die wirkten, als seien sie einem grotesken Alptraum entsprungen. Aus ihrem Dossier wusste Aviendha, dass es Yevethaner waren – bizarrer Menschenkarikaturen, größer als selbst der größte von Jenkins Männern, graue Haut, grausame Fratzen. Schockiert verfolgte Aviendha, wie dem vordersten der Yevethaner eine Art Klaue aus dem Handballen hervor wuchs, mit deren Hilfe er Jenkins ohne Umschweife die Kehle durchschlitzte und dessen Worte so in einem feuchten Gurgeln untergehen ließ. Verzweifelt darum bemüht, den zwischen seinen reflexartig um den Hals gelegten Fingern hervorquellenden Blutstrom zu stillen, taumelte der Corporal nach hinten, ehe ihm der zweite Yevethaner mit einem Klauenhieb direkt in den Brustkorb den Rest gab und der imperiale Soldat zusammenbrach.

„Zurück zum Shuttle!“, rief einer der Soldaten – Davids – und gab ein paar Schüsse in Richtung der Säulen ab, ohne dabei mehr zu treffen als Durabeton.

„Schützt die Legatin!“

Als Antwort stieß der führende Yevethaner einen gutturalen Schrei in seiner Muttersprache aus – und plötzlich schienen sie überall zu sein, tauchten rund um Aviendha und die verbliebenen fünf Soldaten auf. Sie mussten sich irgendwie an den Seiten der Landeplattform verborgen haben, ohne dass der Pilot der Fähre dies bemerkt hatte. Ein schriller, menschlicher Schrei aus Richtung der Fähre ließ alle wissen, dass er in diesem Moment für seinen Fehler zahlte.
Die imperialen Soldaten hatten jedoch endlich ihren Schock überwunden – während Davids das Pech hatte, dass der Führer sich mit blutigen Klauen zuerst auf ihn stürzte und ihn ohne Probleme zu Boden riss, konnten seine Kameraden Treffer verbuchen – doch diese waren nicht genug. Wie im Trance verfolgte Aviendha, wie einer der Yevethaner von einem Blasterblitz an der Schulter getroffen wurde, und dennoch weiterstürmte, um den Schützen schließlich förmlich aufzuspießen. Schon waren nur noch drei imperiale Soldaten übrig.
Viel zu spät fiel ihr ein, dass sie selbst bewaffnet war – doch bevor sie auch nur das Holster ihres winzigen Blasters öffnen konnte, hatte einer der Yevethaner ihr praktisch im Vorbeigehen eine donnernde Ohrfeige mit seinem Handrücken versetzt, die sie mit klingelnden Ohren zu Boden gehen ließ. Benommen und hilflos verfolgte die Legatin, wie die verbliebenen acht Yevethaner – einer lag immerhin leblos am Boden – die imperialen Soldaten gnadenlos niedermachten. Bei dem letzten ließ der Anführer sich Zeit, indem er seine Klaue sehr langsam zurückzog, bevor der Armeesoldat röchelnd zu seinen Füßen zusammenbrach und die schwarzen Augen des Nichtmenschen sich auf Aviendha richteten. Auch ohne Kenntnisse yevethanischer Physiognomie konnte sie den Hass, die Verachtung in diesen Augen erkennen und wusste, dass ihre Amtszeit auf N’zoth beendet war, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Wie hypnotisiert starrte sie auf die beiden ausgefahrenen Klauen des Anführers, von denen das Blut Jenkins' und der anderen tropfte. Von dem in Kürze ihr eigenes tropfen würde.


„Legt an!“

Aviendha blinzelte. Hatten die Yevethaner Waffen? Und warum sprachen sie plötzlich Basic?

„Feuer!“

Ein wahrer Feuersturm ergoss sich über die yevethanische Gruppe, zerfetzte ihre zerlumpte Kleidung, Fleisch, Knochen. Keiner von ihnen blieb stehen – der Anführer war der letzte, der sich zumindest auf den Knien hielt, bevor schwere Stiefel an ihn herantraten, Aviendha verschwommen eine Blasterpistole am Hinterkopf des Nichtmenschen erkannte und er mit einem Knall aus dieser Existenz schied.

„Kümmern Sie sich um die Legatin, Sergeant.“

Wieder diese Stimme, die den Feuerbefehl gegeben hatte. Aviendha spürte, wie sie aufgehoben wurde, und registrierte, dass die Arme, die sie stützten, in elfenbeinfarbene Panzerung gehüllt waren. Sturmtruppen.

„Legatin Cain? Hören Sie mich?“

Mühsam hob Aviendha den Kopf, den metallenen Geschmack von Blut ihm Mund, dessen ihr ein dünner Faden aus dem Mundwinkel und der Nase laufen musste. Vor ihr stand ein stämmiger Armeeoffizier mit den Rangabzeichen eines Captains, der, während er auf ihre Antwort wartete, seine Waffe im Holster verstaute. Seine harten Gesichtszüge entspannten sich etwas, als sie es schaffte, zu nicken.

„Captain Adrian Shepard, Ma’am. Die Yevethaner haben an einer der Fabriken einen kleinen Aufstand inszeniert… scheinbar wollten sie nur davon ablenken, dass einige mit Ihnen da weitermachen wollten, wo sie mit ihrem Vorgänger aufgehört haben.“

Der Captain nickte seinen Soldaten zu.

„Bringen Sie die Legatin aufs Krankenrevier. Der Gouverneur wird sie bald sehen wollen.“

Ein leicht zynisches Lächeln zeichnete sich auf Shepards Zügen ab.

„Willkommen auf N’zoth, Legatin Cain.“

[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, Landeplattform]- Aviendha, Captain Shepard, Sturmtruppen
 
[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, Krankenrevier]- Aviendha, 2-1B Chirurgiedroide

„Sie hatten Glück, Legatin Cain… keine bleibenden Schäden.“

Die Stimme des medizinischen Droiden, Modell 2-1B, klang – ihrer Programmierung entsprechend – aufmunternd und Vertrauen in den Patienten weckend, als die skelettartig konstruierte Maschine ihre Diagnosegeräte sinken ließ und sich von der einzigen besetzten Krankenliege im Raum entfernte.

„Eine leichte Gehirnerschütterung. Mehr nichts. Sie dürfen jetzt gehen.“

Mehr nichts. Mühsam richtete Aviendha sich auf und beobachtete den mechanischen Arzt, der sich nun, da er seine Aufgabe erledigt hatte, offenbar im Ruhemodus befand und weiterer Ereignisse harrte, die eine Aktivität seinerseits erforderten. Ansprechbar wirkte er jedenfalls nichts.
Mehr nichts – kaum eine Beschreibung, die die Legatin selbst für ihre erste Stunde auf N’zoth verwendet hätte. Shepards Sturmtruppen hatten sie ohne Umschweife in das gespenstisch leere Krankenrevier im Inneren des Gouverneurspalastes gebracht, wo allerdings kein Arzt aus Fleisch und Blut, sondern dieser Droide auf sie gewartet hatte. Nun, er hatte seine Aufgabe effizient genug erfüllt – trotzdem fragte sie sich, wo der tatsächliche Garnisonsarzt sein musste. Die übliche Doktrin des Imperiums ließ kaum zu, einem Droiden die Verantwortung über eine ganze Abteilung zu überlassen. Bevor Shepard sie wieder verlassen hatte, war sie einfach zu schwach gewesen, ihn zu fragen – die beiden weißgepanzerten Soldaten, die er zu ihrer Bewachung vor der Tür des Krankenreviers stationiert hatte, waren Angehörige der Sturmtruppen, also denkbar schlechte Informationsquellen oder Gesprächspartner.
Leicht angewidert sah sie an sich selbst herunter – ihre Uniform war durch den intensiven Kontakt mit dem Boden der Landeplattform verdreckt, gesprenkelt mit ihrem eigenen Blut, die Rangabzeichen saßen schief. Es half, sich auf diese trivialen Feststellungen zu konzentrieren und so die größeren Implikationen fürs erste zu vergessen, die er Vorfall auf der Plattform mit sich trug. Wenigstens zitterten ihre Hände nicht mehr wie sie es getan hatten, als Shepards Männer sie wie ein totes Stück Fracht hierher getragen hatten.


„Wie ich sehe, sind Sie wieder auf den Beinen.“

Überrascht ließ Aviendha ihren Blick in Richtung des Eingangs schnellen. Dort stand, in staubiger Uniform, den Blasterkarabiner am Riemen über der Schulter, Adrian Shepard und schien sie halb besorgt, halb nachdenklich zu mustern. Jetzt fand auch sie das erste Mal die Gelegenheit, ihren „Retter“ – in Ermangelung eines weniger pathetischen Ausdrucks – genauer zu mustern. Das Haar auf seinem Kopf war kahlgeschoren, wie sie jetzt erkennen konnte, da er seinen zerbeulten Helm in der Armbeuge trug, und seine stahlgrauen Augen strahlten eine gewisse Härte, doch auch eine nicht zu unterschätzende Portion Intelligenz aus. Ihre eigenen Augen weiteten sich, als sie die grässliche Narbe registrierte, die entlang seines Halses verlief. Er bemerkte es sofort.

„Ja, einer von denen hat es auch bei mir versucht… das ist jetzt recht lange her. Dummerweise hat er die Hauptschlagader verfehlt.“

Ein kaltes Lächeln.

„Das war sein letzter Fehler.“

Mit lässigen Schritten trat der Captain der imperialen Armee weiter in den Raum, in seinem zerschlissenen Zustand ein bemerkenswerter Kontrast zur klinisch reinen Umgebung des Krankenreviers. Bei näherem Hinsehen konnte Aviendha auch auf seiner Uniform mittlerweile getrocknete Blutspritzer erkennen, die jedoch mit aller Wahrscheinlichkeit nicht von ihm stammten.

„Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass der echte Arzt nicht hier ist… er ist unten im Feldlazarett und kümmert sich um die anderen Verwundeten.“

Sie nickte langsam.

„Natürlich.“

„Oh, ist es das?“ Shepard schnaubte verächtlich.

„Ich bin gespannt, ob Gouverneur Kerrigan Ihre Einschätzung teilt. Wissen Sie, hätte ich mir nicht praktisch befehlswidrig den Zug Sturmtruppen angeeignet, den Kerrigan vor seinem eigenen Büro zum Selbstschutz hat antreten lassen, um nachzusehen, warum Präfekt Archer sich nicht meldet… nun, dann würden Sie vermutlich nicht hier sitzen.“

Die Stimme des Captains wurde wieder leiser.

„Wir haben Archer gefunden, in einem Müllschacht. Das, was von ihm übrig war zumindest…“

Gegen ihren Willen erschauderte Aviendha. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, wozu die Yevethaner mit Hilfe ihrer furchterregenden Klauen in der Lage waren, jetzt, da sie es aus nächster Nähe hatte beobachten müssen.

„So ging es auch ihrem Vorgänger. Legat Ramzey war leichtsinnig und hat ihnen die Gelegenheit gegeben, ihn außerhalb des Regierungsviertels zu erwischen. Sie haben eine Holoaufzeichnung davon gemacht, wie sie sich mit ihm befassten, und versucht, es in das Nachrichtensystem einzuschleusen. Der Geheimdienst konnte sie zum Glück abfangen. Um die Moral hier auf N’zoth steht es auch so schlimm genug.“

Shepard schüttelte den Kopf.

„Alles fing an, als die Rückeroberung Bothawuis durchsickerte. Ein paar von den KOMENOR-Leuten waren die ersten… nun, die vermisst auch keiner. Seit einigen Monaten ist es praktisch unmöglich, das Regierungsviertel ohne schweres Gerät zu verlassen.“

Ein belustigtes Lächeln huschte über die Züge des Armeeoffiziers.

„Entschuldigen Sie, dass ich so offen spreche, Legatin. Es sollte ein offenes Geheimnis sein, dass eine Versetzung nach N’zoth eine Strafversetzung ist. Schlimmer kann es kaum werden.“

Er wandte sich ab und fügte im Gehen noch hinzu:

„Der Gouverneur erwartet Sie heute Abend zum Dinner. Einer meiner Männer wird Sie in Ihr Quartier bringen, ihr Gepäck ist bereits dort. Ich für meinen Teil habe ein wenig Papierkram zu erledigen… Verlustlisten, Sie verstehen?“

Dann war er aus der Tür und ließ Aviendha mit dem halb ausgeschalteten Droiden alleine. Für einen Moment schloss die Legatin ihre Augen. Sie hatte mit vielem gerechnet – aber nicht mit diesem Apltraum.

[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, Krankenrevier]- Aviendha, 2-1B Chirurgiedroide
 
[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, Wohnquartiersebene, Legatensuite]- Aviendha

Der Spiegel in der geräumigen Legatensuite – eine eher inoffizielle Bezeichnung für jene Quartiere, die in ihrer Größe gleich nach den Räumlichkeiten des Gouverneurs selbst kamen – war zwar nicht, wie etwa auf anderen imperialen Welten üblich, durch unsäglich kitschige Verschnörkelungen oder sonstige Anzeichen von Prunk verunstaltet, er war jedoch mannshoch und somit ausreichend, um Aviendha mit einem letzten Blick den tadellosen Zustand ihrer neuen Uniform vor dem ersten Aufeinandertreffen mit ihrem neuen vorgesetzten überprüfen zu lassen. Dass Haar wie bei ihrer Ankunft zu einem strengen Zopf nach hinten geflochten, berührte die Legatin etwas abwesend eine kleine, kaum wahrnehmbare Schramme über ihrer linken Wange, dort, wo der harte Handrücken des Yevethaners sie so unsanft zu Boden geschickt hatte. Ansonsten erinnerte nichts mehr an dieses Ereignis – nachdem einer der Soldaten Captain Shepards sie zu ihrem Quartier geführt und ihr den genauen Ort wie den Zeitpunkt des Dinners genannt hatte, war es ihr möglich gewesen, zu duschen und eben jene neue Uniform anzulegen, deren korrekten Sitz sie nun ein letztes Mal überprüfte. Viele Angehörige des Imperiums legten enormen Wert auf derartige Formalitäten – tatsächlich schien sich das Ausmaß dieser Fixierung auf Oberflächlichkeiten gegensätzlich proportional zur Befähigung der in Frage stehenden Person zu bewegen. Sie selbst hatte gelernt, zumindest auf dieser Ebene keinerlei Angriffsfläche zu bieten.
Der Zeitpunkt des Dinners näherte sich nun unweigerlich, sodass ihre perfekt glänzenden Stiefel sie Minuten später durch die mit dunkelblauem Teppich ausgekleideten Korridore der obersten Stockwerke des Palastes trugen, hin zum großen Speisesaal, aus dem man – so hatte sie gehört – durch ein Panoramafenster ganz Giat Nor würde überblicken können. Wenn man dies denn wollte.
Vor der breiten Tür zum Speisesaal waren zwei Sturmtruppler in blitzenden Körperpanzern stationiert, von denen einer die Tür schwungvoll aufstieß, als er Aviendhas Gegenwart gewahr wurde. Unmittelbar hinter der Tür konnte sie einen etwas aus der Mode geratenen Protokolldroiden der RA-7 Modellreihe erkennen, dessen Fotorezeptoren ihr Gesicht offenbar in Windeseile scannten, sodass er sie den bereits im Raum Anwesenden vorstellen konnte.


„Eure Exzellenz, darf ich vorstellen: Legatin Aviendha Cain. Legatin Cain, Sie befinden sich in Gegenwart von Gouverneur Livius Kerrigan, Stellvertreter seiner Imperialen Majestät auf N’zoth und Bewahrer des Imperialen Friedens im Koornacht-Sternhaufen.“

Aviendha bemühte sich, nicht verächtlich die Lippen zu verziehen. Die Programmierung des Droiden ließ bereits ein wenig vom Selbstbild des Gouverneurs erahnen, der – so viel wusste sie – bei weitem nicht über genug Einfluss im Farlax-Sektor verfügte, um als „Bewahrer des Friedens Im Koornacht-Sternhaufen“ gelten zu können.
Bei den Worten des Droiden hatten sich sämtliche zuvor an der üppig gedeckten Tafel sitzenden Personen erhoben.


„Cain, endlich lernen wir uns kennen. Es ist schon zu lange her, dass von Bastion das Versprechen kam, Ramzey adäquat zu besetzen.“

Der Mann, der gesprochen hatte, war am Kopfende des Tisches aufgestanden; es musste sich also um den Gouverneur handeln. Seine um einige Orden, die Aviendha nicht zu erkennen vermochte, erweiterte Uniform spannte sich über einen beträchtlichen Wohlstands Bauch und die verwässerten, blauen Augen die das ehemals schwarze, sehr schüttere Haar rundeten das Bild eines optisch wenig ansprechenden männlichen Menschen ab. Kerrigan breitete in großer Geste die Arme aus und grinste.

„Aber nun sind sie ja hier. Und sogleich in Kontakt mit den Einheimischen geraten, wie ich höre?“

Er wartete keine Antwort ab.

„Nun, Sie werden feststellen, dass es Planeten gibt, auf denen die Saat der Zivilisation nur langsam gedeiht. Bis dahin wird das Wort des Imperators mit anderen Mitteln an die Ohren der Bevölkerung getragen.“

Die große Geste des Gouverneurs umfasste nun die übrigen Personen, die mit ihm an der Tafel gesessen hatte.

„Merken Sie sich diese Namen, Cain. Hier haben wir Colonel Drevis Bas, den Kommandanten all der tapferen Soldaten des Imperiums auf N’zoth.“

Es war ein leichtes gewesen, den Armeeoffizier auszumachen, erkennbar an seiner schlichten Uniform, der Aviendha nun ein knappes Nicken gönnte. Von stämmiger Statur und mit eisengrauem Haar schien er wie aus der Formatvorlage des typischen imperialen Infanterieoffiziers gepresst und sein gieriger Blick spornte Aviendha dazu an, sich auf den nächsten Mann in der Reihe zu konzentrieren.


„Baron Liam Teshyk steht der Verwaltungsgesellschaft aller Industrieanlagen auf N’zoth vor. Sie werden viel mit ihm zusammenarbeiten.“

Der Baron, ein Mann in Umfang und Gestus nicht sehr verschieden vom Gouverneur, wenn auch mit vollerem, aber komplett ergrautem Haar, bemühte sich ebenfalls um ein leichtes Neigen seines Kopfes.

„Die übrigen Mitglieder meines Verwaltungsstabes werden Sie bei Zeiten kennen lernen. Ich denke, wir sind uns darin einig, dass Sie hier in diesem Raum jene Männer sehen, die primär für das Schicksal N’zoths und dieser Region imperialen Raumes verantwortlich sind.“

Kerrigan klatschte in die Hände.

„Gentlemen! Lassen Sie uns fortfahren… die Speisen sind noch das einzige, was au diesem Planeten erträglich ist. Cain, Sie sitzen zu meiner Rechten.“

Das war es also. Das Portfolio an Persönlichkeiten… nun, an Personen, mit denen sie die nächste Zeit über würde zusammenarbeiten müssen, auf einem Planeten, der nach allem, was sie bisher hatte feststellen müssen, kurz vor der Explosion stand
Mit einem knappen Nicken folgte Aviendha dem Gouverneur und setzte sich an den ihr vorbehaltenen Platz am Esstisch. Es lag ein beschwerlicher Weg vor ihr…

[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, obere Stockwerke, Speisesaal des Gouverneurs]- Aviendha, Würdenträger N’zoths
 
[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, obere Stockwerke, Speisesaal des Gouverneurs]- Aviendha, Würdenträger N’zoths

Sämtliche Teilnehmer an Kerrigans kleinem Bankett hatten nun an der Tafel teilgenommen, auf der Speisen angehäuft waren, wie Aviendha sie zuletzt auf diversen Veranstaltungen Bastions gesehen hatte. Für Zusammentreffen auf der politischen Zentralwelt des Imperiums mochten diese aus allen Winkeln der Galaxis zusammengetragenen Delikatessen angemessen sein, doch hier auf N’zoth wirkten sie auf die Legatin wie pure Verschwendung, der Gipfel der Dekadenz, den sie bereits an anderen Stellen innerhalb des imperialen Verwaltungsapparat – etwa im Stab des Gouverneurs ihrer Heimatwelt Bakura – hatte feststellen müssen. Ihrem Verhalten nach schien jedenfalls keiner der Anwesenden ob der angebotenen Fülle überrascht – Kerrigan musste mit schöner Regelmäßigkeit solche Völlereien veranstalten, ein ineffizienter, wenngleich durchaus effektiver Weg, sich die „bedeutenden“ Persönlichkeiten des Planeten gewogen zu halten.

„Einen Toast!“, rief Kerrigan aus, nachdem ein livrierter Diener – wie alle Anwesenden ein Mensch – die kleinen Gläser eines jeden am Tisch mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit, die ihren Ursprung mit Sicherheit nicht auf N’zoth, vermutlich nicht einmal im Koornacht-Sternhaufen hatte, gefüllt hatte. Pflichtschuldig hob Aviendha mit den Anderen ihr Glas.

„Auf Seine Majestät den Imperator. Und Tod den Republikanern!“

„Tod den Republikanern!“, echote Colonel Bas energisch und leerte sein Glas, noch bevor Aviendha überhaupt die Chance gehabt hatte, es an ihre Lippen zu setzen. Kaum tat sie dies, verzog sie angewidert das Gesicht – was auch immer dieses Getränk sein mochte, es war sehr stark, was Bas indes nicht daran hinderte, den Bediensteten mit herrischer Geste dazu aufzufordern, nachzuschenken. Unterdessen bediente Kerrigan sich großzügig an den verfügbaren Speisen, was offenbar das inoffizielle Signal an alle war, es ihm gleichzutun.

„Ich vermisse Commodore Rodney an diesem Tisch“, erhob plötzlich Teshyk seine Stimme, während seine Finger mit überraschender Geschicklichkeit ein Stillleben diverser Fleischspezialitäten auf seinem Teller anhäuften.
Dank des Studiums ihrer Akten wusste Aviendha, dass es sich bei Rodney um den ranghöchsten Offizier der imperialen Flotte im System handelte – einen Veteranen der Schlacht von Coruscant, an deren Ende der Planet wieder in das Imperium eingegliedert worden war. Im Rahmen der Auseinandersetzung war das Schiff des Commodores jedoch schwer beschädigt worden. Er selbst hatte dabei schwerste Verletzungen erlitten – so schwer, dass nicht einmal eine intensive Bactakur den Verlust seines rechten Armes hatte verhindern können. Der Dienst hier über N’zoth war aller Wahrscheinlichkeit die letzte Station in der militärischen Karriere des Commodores.


Rodney hat im Orbit zu tun“, erwiderte Kerrigan brüsk in einem Tonfall, der deutlich machte, dass Teshyk ein unpassendes Thema angeschnitten hatte. Vermutlich hatten der Gouverneur und der Commodore sich überworfen oder aber Kerrigan hatte allgemein ein negatives Bild der imperialen Flotte.

„Es erscheint mir wenig sinnvoll, ihn bei jeder Gelegenheit einfliegen zu lassen.“

„Natürlich, Gouverneur.“

Mit dieser Antwort offenbar zufrieden gestellt begann Teshyk damit, sich seinem angehäuften Mahl zu widmen.

„Essen Sie, Legatin Cain“, wandte Kerrigan sich nun an Aviendha.

„Sie werden morgen fit sein müssen – nach den Unruhen im Industriegebiet stehen einige Inspektionen an. Bastion fordert von uns gewisse Produktionsquoten und wie Baron Teshyk mir mitgeteilt hat, werden wir in diesem Quartal einige Probleme damit haben, sie einzuhalten.“

Natürlich wusste Aviendha von diesen Quoten – sie hatte den Wirtschafts- und Entwicklungsplan für den Koornacht-Sternhaufen praktisch auswendig gelernt – und sie erkannte daher auch, dass Kerrigan maßlos untertrieb. Seit der Eroberung durch das Imperium hatte N’zoth keine der von Bastion festgelegten Quoten einhalten können, auch nicht nach mehrmaliger Korrektur der Eckzahlen nach unten. Natürlich hatte Kerrigan – wie sein nun verblichener Legat Ramzey – die allgemeine Disposition der Yevethaner für diese Umstände verantwortlich gemacht. Gleichzeitig jedoch lagen Einschätzungen anderer Quellen vor, die die Yevethaner als exzellente Arbeitskräfte einschätzten. Die physische Leistungsfähigkeit wie die Lernbereitschaft dieser Spezies war bemerkenswert, alles, woran es mangelte, war ein schlüssiges Konzept, die Sicherheitsfrage zu lösen. Die gängigen Konzepte von KOMENOR und der imperialen Armee jedenfalls schienen auf N’zoth nicht zu greifen und Kerrigan war offenkundig darin überfordert, eigene Antworten auf das Problem zu finden.

„Bedauerlicherweise, Gouverneur“, stimmte Teshyk mit halb vollem Mund zu.

„Vor dem bedauerlichen Tode Legat Ramzeys waren wir auf dem besten Weg, die Produktion zu stabilisieren – aber mittlerweile glaube ich, dass man in Bastion ganz einfach nicht die enormen Schwierigkeiten anerkennt, mit denen wir hier arbeiten müssen. Der gemeine Yevethaner wird nie in der Lage sein, auch nur einen gängigen Hochofen zu bedienen, sodass wir viele Stellen mit unseren Spezialisten besetzen müssen. Und deren Sterblichkeitsrate ist… bedenklich hoch.“

„Sie sehen, Cain, dass einiges an Arbeit vor Ihnen liegt“, schloss Kerrigan mit einem fast selbstzufriedenen Grinsen. Ihm gefiel offenbar die Tatsache, dass er nach Ramzey nun einen neuen Sündenbock für die katastrophale Lage auf N’zoth zugeteilt bekommen hatte.

„Colonel, ich möchte, dass Sie Legatin Cain rund um die Uhr eine Einheit ihrer Männer zur Seite stellen. Wir wollen nicht, dass auch sie das Schicksal Ramzeys erleidet.“

Shepard wird sich darum kümmern“, brummte Bas wenig interessiert.

„Gut.“

Kerrigan nickte, offenbar zufrieden.


Shepard wird sich morgen bei Ihnen melden, Cain. Außerdem habe ich Präfekt Darkmoore als Ihren Assistenten eingeteilt. Er hat bereits mit Ramzey zusammengearbeitet und sollte über die wichtigsten Punkte im Bilde sein.“

Aviendha nickte und schwieg. Sie, eine Hand voll Soldaten und ein grüner Präfekt auf der einen Seite – ein Heer yevethanischer Arbeiter auf der anderen. Nun, möglicherweise würde es Kerrigan noch bereuen, sie auf dieses Problem angesetzt zu haben. Nämlich dann, wenn sie es löste und seine eigenen Unzulänglichkeiten offenkundig wurde. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als einen kleinen Schluck aus ihrem Glas nahm und endlich ebenfalls nach einer der Speisen griff. Mit diesen Aussichten konnte man nach vorne blicken…


[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, obere Stockwerke, Speisesaal des Gouverneurs]- Aviendha, Würdenträger N’zoths
 
[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, Wohnquartiersebene, Legatensuite]- Aviendha

Der selbe Raum, der selbe Spiegel, doch dieses Mal rieb Aviendha sich angestrengt die Schläfen, als sie ihr eigenes Abbild betrachtete. Es war nicht bei dem einen Toast geblieben und obwohl sie sich bemüht hatte, immer dann, wenn Kerrigan während des Mahles sein Glas erhoben hatte, nur wenig von dem Gebräu zu trinken, war es offenkundig genug gewesen, um ihre in dieser Hinsicht sehr fragile Verfassung anzugreifen. Colonel Bas hatte schließlich, als der Gouverneur die Tafel endlich aufgehoben hatte, von zweien seiner Männer aus dem Raum getragen werden müssen. Ein entwürdigendes, wenn auch verständliches Schauspiel. Wie für den fernab seine Patrouillen fliegenden Rodney und vermutlich sogar für Kerrigan selbst war N’zoth das schwarze Loch, das die Karriere des Colonels aufzusaugen drohte. Dieser Planet bot keine Gelegenheit, sich besonders hervorzutun – jedenfalls nicht dann, wenn man gleichzeitig das allem intelligenten Leben gleiche Ziel verfolgte: zu überleben.
Zumindest von ihrer äußeren Unversehrtheit überzeugt – eine erfrischende Dusche konnte nach einer unruhigen Nacht tatsächlich Wunder vollbringen – trat die Legatin an das Comterminal ihres Quartiers und wählte die interne Kommunikationsstelle des Palastes an. Sofort erschien ein sehr dienstbeflissen wirkender Verwaltungsbeamter auf dem Bildschirm, der seine Überraschung allerdings kaum verbergen konnte, zu der frühen Stunde – es war gerade 7 Uhr morgens Standardzeit durch – kontaktiert zu werden.


„Gute Morgen, Legatin.“

Immerhin hatte der Beamte sich schnell genug gefasst, um dass ihm wahrscheinlich unbekannte Gesicht anhand der Rangabzeichen an ihrer Uniform einordnen zu können.


„Was kann ich für Sie tun?“

„Ich brauche das das tägliche Dossier zur Lage des Imperiums… natürlich meiner Freigabe entsprechend.“

Mühsam unterdrückte sie ein Gähnen. Vor einem so rangniedrigen Untergebenen Schwäche zu zeigen war keine gute Idee.

„Bevor ich nach N’zoth kam, schienen die Dinge im Denon-System kurz vor der Eskalation zu stehen… gibt es da einen neuen Stand?“


Der Beamte schien sich plötzlich verlegen zu winden und wich Aviendhas Blick aus.


„Bedaure, Legatin… diese Informationsflüsse sowie der Zugriff auf offizielle Holonetzkapazitäten sind auf das Büro des Gouverneurs beschränkt, berechtigungsunabhängig. Jede Anfrage müssen Sie an den Gouverneur persönlich richten.“

Aviendha runzelte die Stirn.

„Sämtliche Informationen sind gesperrt? Ausnahmslos?“


„Der Gouverneur hält es für das Beste, wenn Informationen insbesondere bezüglich des Kriegsverlaufs nicht zu viele Ohren erreichen. Die Reaktion auf die Nachrichten von Bothawui war… verheerend.“

Für einen Moment erlaubte die Legatin es sich, die Augen zu schließen. Plötzlich schien der zuvor nur lästige Kopfschmerz ganz andere Dimensionen anzunehmen.

„Verstehe. Informieren Sie Präfekt Darkmoore, dass ich ihn und meine Eskorte in fünf Minuten in der Eingangshalle des Palastes erwarte.“

„Präfekt Darkmoore? Natürlich, Legatin. Einen schönen Tag.“

Das Bild auf dem Schirm verblasste und wich dem üblichen imperialen Emblem, in seiner doch schlecht bestreitbaren Erhabenheit fast blanker Hohn vor dem Hintergrund der katastrophalen Zustände auf N’zoth. Eines wusste Aviendha ganz klar: was sie hier im Palast bereits hatte diagnostizieren müssen wahr bestenfalls die Spitze des Eisbergs. Der heutige Tag würde vermutlich alles nur noch schlimmer machen…
Sie verließ ihr Quartier und nahm einen der geräumigen Turbolifte im zentralen Serviceschacht des Palastgebäudes hinunter in die große Eingangshalle, wie in allen ähnlichen imperialen Bauwerken darauf ausgelegt, den Besucher mit ihrer Grandiosität förmlich zu erschlagen und ihn mit Ehrfurcht zu stellen. Heute jedoch hatte sie nicht die Muße dazu, sich über diese äußerst ineffiziente Art des Bauens zu ärgern – dringendere Probleme harrten ihrer Behandlung und Lösung.
Sie erkannte Shepard und seine Truppe sofort – die einzigen Soldaten des Imperiums innerhalb der Eingangshalle, die nicht die elfenbeinfarbenen Panzer der Sturmtruppen trugen. Shepard selbst schien damit beschäftigt, sein schweres DLT-19 Gewehr zu inspizieren, während seine vier mit leichteren Waffen ausgestatteten Männer sich routinemäßig in der Halle umsahen. Eine sechster Mann stand etwas abseits der Soldatengruppe und entpuppte sich – kaum dass Aviendha auf ein paar Schritte heran gekommen war – als imperialer Präfekt.


„Legatin Cain? Präfekt Darkmoore. Gouverneur Kerrigan wies mich an, bei Ihnen vorstellig zu werden.“

Die präzise Aussprache dieser Worte ließ auf eine privilegierte Herkunft – etwa von einer der reicheren Kernwelten – schließen, ein Eindruck, den die fast aristokratisch anmutenden Gesichtszüge Darkmoores nur noch unterstrichen. Tief blaue Augen und perfekt gekämmtes blondes Haar, ein auch ansonsten tadelloses Auftreten. An Stelle eines Handschlags deutete der Präfekt eine leichte Verbeugung an.

„Mir wurde zu verstehen gegeben, dass Sie Legat Ramzeys Platz einnehmen?“

„Das ist korrekt, Darkmoore, erwiderte Aviendha kurz angebunden und ignorierte das leichte Stirnrunzeln, das diese Antwort verursachte. Offenbar hatte Darkmoore mit einer anderen Antwort gerechnet – mit welcher auch immer.

„Captain Shepard, sind Ihre Männer bereit?“


Der angesprochene Armeeoffizier schulterte sein längliches Gewehr und löste sich aus der Gruppe seiner Männer, um Aviendha gegenüber schließlich ein leichtes Nicken anzudeuten.

„So bereit wie wir jemals sein werden, Legatin.“

Aviendha nickte, ließ den Blick kurz über die restlichen Soldaten schweifen – und stockte, als ihr unter einem der Armeehelme ein Gesicht entgegenblickte, das mehr als unangenehme Erinnerungen weckte.

„Das ist Nil Toorr, erklärte Shepard, dem auch dieser Vorgang nicht entgangen war.

„Corporal Nil Toorr. Und ja, Sie haben richtig gesehen – er ist Yevethaner. Vermutlich der einzige, der jetzt und jemals die Farben des Galaktischen Imperiums tragen wird.“

Shepard zögerte kurz.


„Seine… Loyalität ist über jeden Zweifel erhaben.“

„Ich habe keinen Grund, mein Leben für die Dominanz der Herrscherkaste einzusetzen, Legatin“, erklärte Toorr mit rauer Stimme.

„Ohne das Eingreifen des Imperiums wäre mein Blut bereits in einem mara-na vergossen worden. Anders als viele Yevethaner sehe ich in einem solchen Tod weder Ehre noch den naturgegebenen Lauf der Dinge.“

„Eine barbarische Gesellschaft, Legatin“, mischte Darkmoore sich ein. „Wie Sie vermutlich wissen, gibt es hier auf N’zoth mehrere Kasten innerhalb der yevethanischen Eingeborenen. Die niederen Kasten zu töten bedeutet für einen Angehörigen der höheren Kasten nicht, einen Mord zu begehen, wie es umgekehrt gelten würde. Es vergeht kein Tag, an dem nicht das Blut von Yevethanern durch andere Yevethaner vergossen wird. Unter anderem ernähren sie mit diesem Blut auch ihre Kinder. Abscheulich.“

„Das mag sein“, erwiderte Shepard. „Aber wenn Sie mich fragen, Präfekt, dann sind diese Dominanztötungen und die Kastenunterschiede die einzigen Gründe, warum die Yevethaner uns nicht schon vor Monaten von ihrem Planeten vertrieben haben.“

„Über ihre bestialische Kraft hinaus verfügen die Yevethaner über nichts, keine Zivilisation, keine Fähigkeiten, keine imperiale Größe.“

Auf den Wangen des Präfekten hatten sich rote Flecken gebildet.


„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir auch diese Spezies vollends unter die überlegene Herrschaft des Imperiums gezwängt haben.“

„Präfekt Darkmoore, ich wäre Ihnen verbunden, würden Sie sich um ein Fahrzeug kümmern“, unterbrach Aviendha den sich anbahnenden Disput.

„Wir haben noch viel zu tun.“

Darkmoore erstarrte, zögerte den Bruchteil einer Sekunde – und verneigte sich dann leicht.


„Sehr wohl, Legatin.“

Mit fast stolzierenden Schritten verschwand der Präfekt, gefolgt nicht nur von Aviendhas, sondern auch Shepards Blick, aus dem Ablehnung, ja sogar Verachtung zu sprechen schien.

„Präfekt Darkmoore ist der Neffe eines einflussreichen Moffs, Legatin Cain. Womöglich hat er damit gerechnet, dass Sie sich entsprechend verhalten.“

Aviendha wischte diese Bemerkung mit einer abwesenden Handbewegung bei Seite.

„Sie und Ihre Männer folgen mir, Shepard.“

Die Kopfschmerzen wollten einfach nicht verschwinden.

„Wie ich bereits Präfekt Darkmoore sagte: Wir haben viel zu tun.“


[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, Eingangshalle]- Aviendha, Captain Adrian Shepard, Corporal Nil Toorr, Armeesoldaten
 
[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, Eingangshalle]- Aviendha, Captain Adrian Shepard, Corporal Nil Toorr, Armeesoldaten

Zwei von Shepards Männern übernahmen die Führung, der Captain selbst ging neben Aviendha, Corporal Toorr und der fünfte Soldat bildeten die Nachhut, als sie schließlich die Eingangshalle des Gouverneurspalastes über die breite Haupttreppe verließen. Eine Phalanx imperialer Sturmtruppen war um den Eingang des Gebäudes postiert, mehr der Symbolik als echter Verteidigung dienend, da das Regierungsviertel zudem von einer mit Blasterkanonen bestückten Durastahlmauer mit lediglich einem Tor umgeben war, an dem – wie Aviendha in der Ferne erkennen konnte – neben zahlreichen imperialen Soldaten auch zwei AT-ST Kampfläufer postiert worden waren und den Verkehr zum und vom Palast regelten. Ein lautes Heulen ließ sie ihren Blick für einen Moment gen Himmel richten, wo eine Viererformation TIE-Bomber im Tiefflug auf die Außenbezirke Giat Nors zusteuerte.

Rodney lässt seine Piloten gerne Vergeltungsflüge durchführen, wenn es Ärger in Giat Nor gegeben hat“, erläuterte Shepard halblaut.

„Kerrigan ist davon wenig begeistert. Einer von vielen Gründen, warum sich beide nicht ausstehen können.“

Irgendwo aus der Ferne erklang das dumpfe Grollen massiver Explosionen und Aviendha bemerkte, wie Toorr seine beeindruckenden Zähne bleckte.

„Wenn Sie mich fragen, Ma’am, dann ist Plasmafeuer die einzige Sprache, die diese Teufel verstehen“, schloss Shepard schließlich und nickte dann in Richtung eines leicht gepanzerten Gleiters, der am Fuße der Treppen in Begleitung vierer Speeder Bikes vorgefahren war. Offenbar das Transportmittel, das Darkmoore weisungsgemäß organisiert hatte.
Die kleine Gruppe verteilte sich auf die im Gleiter verfügbaren Plätze – Shepard neben dem Piloten, der Rest im Passagierabteil – und der kleine Konvoi setzte sich in gemächlichem Tempo in Bewegung. Sofort registrierte Aviendha, dass sich die Soldaten mitnichten entspannten, sondern ihre Waffen griffbereit hielten. Offenbar war ein Zwischenfall auf dem Weg zu den Fabriken sehr wahrscheinlich.
Lediglich Präfekt Darkmoore wirkte geradezu entspannt.


„Unser erstes Ziel sind die Erzraffinerien, Komplex I, Legatin“, informierte er Aviendha im Plauderton.

„Dort hat es gestern einen Sprengstoffanschlag gegeben, kurz vor dem Angriff auf Ihr Leben. Präfektin Nylar überwacht die Aufräumarbeiten.“

Darkmoores Lippen kräuselten sich leicht amüsiert. Aller Wahrscheinlichkeit nach war die Überwachung solcher Arbeiten auf N’zoth eine der Gelegenheiten, bei denen selbst ein Angehöriger der imperialen Sektorverwaltung schnell sein Leben einbüßen konnte und auf die der Präfekt selbst folglich nur zu gerne verzichtete.

„Bedauerlicherweise liegen die Industrieanlagen ausnahmslos am Stadtrand, wir müssen daher die yevethanischen Wohngebiete passieren. Aber keine Sorge – wir benutzen einen Korridor, der gesichert sein sollte.“

„Ein gesicherter Korridor?“


„Die yevethanischen Wohngebiete sind offiziell Sperrgebiet“, mischte Shepard sich vom Beifahrersitz ein.

„Selbst die Sturmtruppen werden dort bei Razzien nur in Kompaniestärke und in Begleitung mechanisierter Infanterie reingeschickt. Ein sicherheits- wie überwachungstechnischer Alptraum, Legatin. Wir vermuten einige Waffenlager der Widerstandsgruppen und Sprengstofflabore irgendwo in diesen Quartieren, aber wenn die Yevethaner sich dorthin zurückziehen, bedürfte es einer massiv überlegenen Anzahl, um sie dort herauszuholen. Dafür fehlen der Garnison ganz einfach die Männer.“

„Danke, Captain Shepard, aber ich glaube, sie sollten derartige Überlegungen Colonel Bas und Gouverneur Kerrigan überlassen“, fuhr Darkmoore dem Offizier ins Wort.

„Für den Moment erscheint es zweckmäßiger, die Yevethaner dort in Ruhe zu lassen. Von einem organisierten Widerstand kann bei diesen Wilden wohl kaum die Rede sein.“

Aviendha verzog während dieses kurzen Wortwechsels der beiden Männer keine Miene. Es war augenscheinlich, dass Darkmoore sich auf der selben Position wie Kerrigan äußerst wohl fühlte – das Problem zu ignorieren und schönzureden, eine Position jedenfalls, die hinter den massiven Mauern des Palastes noch am ehesten durchzustehen war. Shepard und seine Männer jedoch mussten N’zoths Realität tagtäglich gegenüber stehen. Tatsächlich vertraute sie den Einschätzungen des Offiziers mit der schrecklichen Narbe bereits jetzt mehr als denen seines Vorgesetzten Colonel Bas – schließlich war sie selbst Zeugin gewesen, wie es einer kleinen Gruppe gewaltbereiter Yevethaner unter Demonstration beeindruckender Fähigkeiten gelungen war, bis zu einer der Landeplattformen des Palastes vorzudringen.

„Wir sind da“, riss Shepards Stimme sie aus ihren Gedanken. Der Gleiter sowie die eskortierenden Bikes hatten ihr Ziel erreicht – ohne Zwischenfall. Vor ihnen ragten jetzt die beeindruckenden Silhouetten des imperialen Erzraffineriekomplexes I auf, ein Anblick, der die Legatin weit mehr zu gefallen wusste als der Prunk des Palastes. Hier wurde Mehrwert geschaffen, nicht vernichtet, wenngleich die mächtigen Schlote der Raffinerie für den Moment keinen Rauch auszustoßen schienen -derzeit war der Betrieb scheinbar stillgelegt.
Kaum aus dem Gleiter ausgestiegen erkannte Aviendha auch den Grund – eine massive Explosion hatte sich an einem Teil des Gebäudes vor ihnen ereignet und offenbarte nun ein Bild der Zerstörung. Zahllose Soldaten befanden sich am Ort des Geschehens, ein massiver A6 Juggernaut Kampfpanzer deckte die Szene mit seinen gewaltigen Laserkanonen. Aviendha sah mindestens einen bulligen Konstruktionsdroiden, der im Begriff war, den Schutt in Zusammenarbeit mit einer Gruppe organischer Helfer – die meisten von ihnen Yevethaner – zu beseitigen.

„Ich frage mich, wie unorganisierte Wilde solch Zerstörungswerk bewerkstelligen sollen, Darkmoore…“

Der Präfekt erlaubte sich ein gedämpftes Schnauben als einzige Reaktion auf diese Bemerkung Captain Shepards und übernahm dann auf einen Fingerzeig Aviendhas hin mit sichtlichem Unbehagen die Führung der Gruppe. Der Gestank verbrannter Bauelemente und etlicher Chemikalien lag in der Luft, als sie sich der abgesperrten Zone näherten.
Die Erklärung für die Unfähigkeit N’zoths, den Quoten Bastions zu entsprechen, wurde immer offenkundiger.


[N’zoth, Giat Nor, Industriegebiet, imperiale Erzraffinerien, Komplex I, Ort des Bombenanschlags]- Aviendha, Captain Shepard, Corporal Toorr, Präfekt Darkmoore, Soldaten, Arbeiter
 
[N’zoth, Giat Nor, Industriegebiet, imperiale Erzraffinerien, Komplex I, Ort des Bombenanschlags]- Aviendha, Captain Shepard, Corporal Toorr, Präfekt Darkmoore, Soldaten, Arbeiter

Es bot fast ein wenig Zerstreuung, Darkmoore dabei zuzusehen, wie er versuchte, seine perfekt blitzenden Stiefel durch den Unrat bugsieren zu sehen, der sich am Rande dessen, was wohl das Zentrum der durch die yevethanischen Saboteure verursachten Detonation sein musste, befand. Die in orangefarbene Overalls gekleideten yevethanischen Arbeiter nahmen keinerlei Notiz vom Nahen der kleinen Gruppe, lediglich ein bis dahin in das Studium seines Datenblocks vertiefter Mensch in grauer Arbeitsuniform sah von seiner Lektüre auf und straffte seine Haltung etwas. Die in unmittelbarer Nähe befindlichen Sturmtruppler ließen die yevethanischen Arbeiter indes nicht aus den Augen.


„Präfekt Darkmoore. Was verschafft uns die Ehre?“ Fast war es Aviendha, als lag ein Hauch milder Belustigung in der Stimme des Mannes, der offenbar die unmittelbare, technische Aufsicht über die Aufräumarbeiten wahrnahm.

Henderson, das ist Legatin Cain“, informierte der Präfekt den Arbeiter, entweder ohne den Unterton des Mannes zu bemerken, oder ihn schlichtweg ignorierend.

„Legat Ramzeys… Nachfolgerin.“

Henderson deutete eine leichte Verbeugung an.


„Legatin. Wenn Sie sich über den Status der Aufräumarbeiten informieren wollten – diese dauern noch etwas an.“

„Das sehen wir, Henderson, erwiderte Darkmoore frostig.

„Wo befindet sich Präfektin Nylar?“

„Ein Problem in der Energieversorgung… Sir. Die Präfektin verschafft sich einen Überblick über die Lage. Weitere Sabotage, wenn Sie mich fragen.“

„Derartiges ereignet sich hier öfter?“, erhob Aviendha ihre Stimme, bevor Darkmoore Henderson antworten konnte. Für einen Moment blitzte Ärger in den Zügen des Präfekten auf, doch da er sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst war, hatte er sich schnell wieder unter Kontrolle.
Henderson zuckte lediglich mit den Achseln.


„Nahezu täglich, Legatin. Meistens sind es nur kleine Dinge… absichtliche Schlampereien der eingesetzten yevethanischen Arbeiter, geringfügige Beschädigungen der Anlagen. In letzter Zeit allerdings… diese Explosion hat uns ernsthaft zurückgeworfen. Ich glaube nicht, dass die Raffinerie in den nächsten Tagen einsatzbereit sein wird.“

„Ich nehme an, Legat Ramzey war über diese Umstände informiert, bevor er… starb?“

„Natürlich, Legatin. Ich habe des Öfteren um zusätzliche Sicherheitsteams bitten lassen, aber sowohl Ramzey als scheinbar auch der Gouverneur waren der Ansicht, dass die Sicherung des Regierungsviertels absolute Priorität genießt.“

„Eine korrekte Einschätzung“, mischte Darkmoore sich wieder ein. „Die yevethanischen Arbeiter beschädigen Ihre Anlagen nicht aus Niedertracht, sondern aus Unfähigkeit, Henderson. Bevor Sie all diese Rückschläge der Sicherheitslage in die Schuhe schieben, rate ich Ihnen, die Gründlichkeit Ihrer Vorarbeiter zu überprüfen. Ich glaube, Baron Teshyk und Gouverneur Kerrigan haben Ihnen das nach Ihrer letzten Beschwerde klar gemacht.“

„Das haben sie, Präfekt“, brummte Henderson. „Das haben sie.“

„Es reicht.“ Aviendhas Stimme musste ihre Gereiztheit mittlerweile recht akkurat transportieren.

„Ich werde mit dem Gouverneur über diese Angelegenheit sprechen. Ich denke, nach den Ereignissen der letzten Tage bedarf Ihre Einschätzung einer gründlichen Revision, Präfekt Darkmoore.“

„Wenn Sie das sagen, Legatin“, gab Darkmoore eine Spur zu herausfordernd zurück.

Bevor Aviendha den Präfekten jedoch mit der gebotenen Schärfe zurechtweisen konnte, traf ihr Blick auf Captain Shepard, der sich mit einem sichtlich besorgten Gesichtsausdruck umsah.


„Captain?“

„Ich meine, als wir angekommen sind, ein paar Posten gesehen zu haben… aber jetzt…“

Die Augen des Armeeoffiziers weiteten sich.

„In Deckung!“

Unsanft spürte Aviendha sich zu Boden gerissen – von Toorr, dem yevethanischen Corporal, der ihr am nächsten gestanden hatte – bevor mehrere Blasterblitze um sie herum einschlugen und für einiges an Hektik sorgten. Während sie noch unter dem Gewicht des Soldaten um Atem rang, sah sie Darkmoore ungläubig auf seine rechte, blutverschmierte Hand starren und dann wie in Zeitlupe auf die Knie sinken.
Shepard hatte sein Gewehr längst in Anschlag gebracht und war mit seinen Männern im begriff, das Feuer zu erwidern.


Toorr! Bringen Sie die Legatin zum Juggernaut, verdammt!“

Während sie vom Yevethaner wieder hochgerissen wurde, hatten die yevethanischen Hilfsarbeiter sich offensichtlich entschlossen, nicht untätig zu bleiben. Mit furchterregenden Schreien stürzten die Nichtmenschen sich auf die durch den Schusswechsel abgelenkten Sturmtruppler und brachten mehrere der weißgepanzerten Elitesoldaten zu Fall. In dieser direkten Umklammerung konnten auch die Kampfpanzer nicht mehr vor den schrecklichen Klauen der Yevethaner bewahren, die sich mit gnadenloser Präzision in den schmalen Raum zwischen Helm und Brustpanzer senkten und blutdurchtränkt wieder zurückgezogen wurden. Schon war kein einziger der Sturmtruppler der ursprünglichen Bewachung mehr am leben und Aviendha musste mit Erschrecken einen weiteren Yevethaner erkennen, der triumphierend auf dem Dach des Juggernaut-Kampfpanzers stand, den leblosen Körper eines der Panzerfahrers gen Boden werfend. Soviel dazu, das schwere Fahrzeug als Fluchtmöglichkeit zu benutzen.
Shepards Männer und die Piloten der eskortierenden Speeder Bikes hatten mittlerweile versucht, einen Verteidigungsring um Toorr, Aviendha und den überraschenderweise noch lebenden Henderson zu bilden. Der Aufseher des Aufräumteams hielt Darkmoore in seinen Armen, dessen Gesicht kreidebleich und dessen Augen fest geschlossen waren.
Jetzt konnte Aviendha ihre Angreifer auch erkennen – natürlich waren es Yevethaner, doch sie trugen keine zerfetzten Lumpen wie diejenigen, die sie im Gouverneurspalast angegriffen hatten, sondern trugen allesamt Kleidungsstücke, bei denen es sich in ihrer Ähnlichkeit nur um Uniformen handeln konnte.
Einer von Shepards Schüssen hatte indes ins Schwarze getroffen und schickte nun einen der vorrückenden Yevethaner zu Boden. Fast zeitgleich jedoch fiel der Soldat direkt neben dem Captain – und die yevethanischen Arbeiter, nach Vollendung ihres grausamen Werks an den Sturmtruppen, wandten sich dem verbleibenden imperialen Grüppchen zu.
Für einen Moment schien alles zu Ende – bereits zum zweiten Mal seit Aviendhas Ankunft auf N’zoth. Und wieder schien es wie ein Traum, als plötzlich eine Gruppe Soldaten – imperialer Flottensoldaten, um präzise zu sein – hinter den Arbeitern auftauchte und diese mit einer gezielten Salve aus ihren Blastergewehren niedermachte. Angeführt wurden sie von einem altersgrauen Offizier, der zu Aviendhas Überraschung ein altmodisches Vibroschwert in seiner linken Hand hielt, mit einer mechanischen Prothese an Stelle seines rechten Armes. Commodore Rodney.


„Lieutenant Stiles, sichern Sie mit fünf Mann den Juggernaut! Die anderen: treibt den Abschaum zurück!“

Den erstaunlich kräftigen Worten des Commodore folgten sogleich Taten. Während Shepard und seine Männer Aviendha, den bewusstlosen Darkmoore und Henderson nach hinten schafften, überholten sie die den Yevethanern nun zahlenmäßig überlegenen Flottensoldaten und eröffneten das Feuer. Es dauerte nicht lange, bis auch der Letzte der Aufständischen in den Staub sank.
Keuchend rappelte Aviendha sich auf und klopfte sich ohne darüber nachzudenken den Dreck von der Uniform, nicht ohne Corporal Toorr ein anerkennendes Nicken zukommen zu lassen. In diesem Moment verließ eine weitere Gruppe Sturmtruppen den Komplex, angeführt von einer Gestalt in der Uniform eines Präfekten der imperialen Sektorverwaltung. Für einen Augenblick glaubte Aviendha, dass ihre Augen ihr einen Streich spielten – der Präfekt, oder besser: die Präfektin, war kein Mensch, sondern eine Chiss.


„Präfektin Nylar.“

Von Aviendha unbemerkt hatte Commodore Rodney sich ihr genähert, dessen Männer die Situation nun vollständig unter Kontrolle hatten.

„Ein wenig zu spät, wie ich sehe.“

Die Lippen der schwarzhaarigen Präfektin kräuselten sich leicht amüsiert, während sie offenbar für einen kurzen Moment das allgemeine Gemetzel – die toten Arbeiter, Widerständler und die blutig gemeuchelten Sturmtruppen – überblickte.


„Mir scheint, Sie haben alles unter Kontrolle, Commodore. Und unter den Augen der neuen Legatin, wie ich sehe.“

Die Chiss verbeugte sich leicht.


„Präfektin Nylar, zu Ihren Diensten, Legatin.“

Etwas überfordert von der Entwicklung der Ereignisse räusperte Aviendha sich.

„Ich danke Ihnen, Präfektin. Und Ihnen, Commodore, für Ihr… rechtzeitiges Eintreffen.“

Rodney nickte knapp.

„Ich hoffe, es ändert an Ihrer Dankbarkeit nichts, dass meine Anwesenheit hier mitnichten durch eine offizielle Order des Gouverneurs sanktioniert ist, Legatin.“

Aviendha nickte nachdenklich und warf einen kurzen Blick auf die Gruppe toter Yevethaner in ihren ihr rätselhaften Uniformen.


„Wir werden sehen, Commodore. Ich glaube, ich habe einiges mit Gouverneur Kerrigan zu besprechen… möglicherweise auch Dinge, die ihm nicht im Geringsten gefallen werden.“

Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie zwei der Flottensoldaten den bewusstlosen Darkmoore zurück zum Gleiter trugen.

„Nicht im Geringsten.“

[N’zoth, Giat Nor, Industriegebiet, imperiale Erzraffinerien, Komplex I, Ort des Bombenanschlags]- Aviendha, Captain Shepard, Corporal Toorr, Präfektin Nylar, Commodore Rodney, Henderson, Soldaten
 
[N’zoth, Giat Nor, Industriegebiet, imperiale Erzraffinerien, Komplex I, Ort des Bombenanschlags]- Aviendha, Captain Shepard, Corporal Toorr, Präfektin Nylar, Commodore Rodney, Henderson, Soldaten

Die Situation vor der Erzraffinerie schien langsam wieder in geordnete Bahnen zu geraten – Commodore Rodneys Flottensoldaten trugen die getöteten yevathanischen Arbeiter sowie die Uniformierten zusammen und warfen sie achtlos auf einen Haufen, während der Gleiter mit dem verwundeten Darkmoore sich mit aufheulenden Aggregaten entfernte. Während Rodney einen intensiven Wortwechsel mit Präfektin Nylar führte, musterte der in der Nähe von Aviendha stehende Shepard mit ausdruckslosem Gesicht die yevethanischen Leichen. In Ermangelung einer besseren Idee – sie musste auf die Ankunft eines weiteren Gleiters warten, ehe sie zum Palast und zu Kerrigan zurückkehren konnte – trat die Legatin an den Armeeoffizier heran.

„Captain?“

„Diese Uniformen…“, sagte Shepard langsam.

„Erkennen Sie sie? Sie gehören zu den Streitkräften der Dushkan-Liga. Bevor der Koornacht-Cluster zu imperialem Territorium wurde, hatten die Yevethaner ihre eigenen… Expansionsabsichten. Die Dushkan-Liga war das Werkzeug. Ein Schwarm brutaler Barbaren, der sich über die umliegenden Systeme ergoss…“

„Soweit ich weiß, ist es Standardvorgehensweise, die planetaren Streitkräfte befriedeter Systeme zu entwaffnen, wenn sie sich nicht bedenkenlos unter den Oberbefehl des Imperiums stellen lassen.“

Shepard nickte langsam.

„Oh ja, das ist es. Und nicht einmal der fanatischste KOMENOR-Propagandaoffizier hatte irgendwelche Illusionen darüber, die yevethanischen Streitkräfte für uns arbeiten zu lassen. Aber wie ich bereits sagte… es gibt Bezirke von Giat Nor, in die noch kein Angehöriger des Imperiums seinen Fuß gesetzt hat. Offiziell mag es zwar heißen, dass das Imperium die Dushkan-Liga zerschlagen hat… aber hier auf N’zoth existiert sie immer noch.“

Verächtlich spuckte der Soldat aus.

„Erzählen Sie das Kerrigan, wenn Sie ihn das nächste Mal sprechen.“

Das Brummen von Repulsoraggregaten kündigte das nahen weiterer Gleiter an – aus einem Truppentransporter stiegen weitere Armeesoldaten, während eine etwas schnittiger gebaute Gleiterlimousine in Aviendhas unmittelbarer Nähe zum Stehen kam. Rodney und Nylar hatten ihr Gespräch mittlerweile beendet und näherten sich der Legatin.

„Sie kehren am besten zum Palast zurück, Legatin Cain“, beschied Nylar ihrer neuen Vorgesetzten mit einem leichten Nicken.

„Ich habe hier alles unter Kontrolle. Außerdem dürfte der Gouverneur… sehr interessiert an dem sein, was sich hier zugetragen hat.“

„Vermutlich. Commodore, ich möchte Ihnen noch einmal für Ihr zeitiges Eintreffen danken – ich bezweifle, dass Kerrigan sich dieser Tatsache wird verschließen können.“


„Wenn Sie meinen, Legatin.“

Aviendha nickte knapp und bedeutete Shepard dann, ihr mit seinen Leuten in die Limousine zu folgen. Hier konnte sie nichts weiter ausrichten – eine Besichtigung der Raffinerie würde warten müssen, bis die unmittelbaren Auswirkungen dieses weiteren Anschlags auf die imperiale Herrschaft beseitigt waren.

„Zum Palast“, instruierte sie den Fahrer, neben dem sie Platz genommen hatte, und lehnte sich dann mit einem tiefen Seufzer in das bequeme Polster des Beifahrersitzes, leicht ungläubig die Spuren musternd, die Torrs Einsatz an ihrer Uniform hinterlassen hatten – den Schmutz, in den er sie geworfen hatte, um sie aus der Schusslinie zu bringen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass auf irgendeinem anderen Planeten offizielle Vertreter des Imperiums in so akuter Lebensgefahr schwebten.

„Melden Sie Gouverneur Kerrigan, dass ich mit ihm zu sprechen wünsche, sobald wir im Palast angekommen sind.“

„Wie Sie wünschen, Legatin.“

Während der Fahrer am Comlink mit seinem Vorgesetzte sprach, warf Aviendha einen abwesenden Blick aus dem Fenster auf das vorbeiziehende Giat Nor. Nach allem was Shepard ihr erzählt und was sie selbst erlebt hatte, war diese Stadt eine Zeitbombe… und irgendjemand hatte bereits voller Eifer den Zünder aktiviert. Ob Kerrigan sich der Lage bewusst war und sie einfach ignorierte oder nicht – eine Fortführung seines Führungsstils musste mittelfristig zur Katastrophe führen.

Nachdem sie die massiven Verteidigungswerke um den Regierungsbezirk Giat Nors herum passiert hatten dauerte es nur noch wenige Minuten, ehe der Gleiter schließlich am Fuße der gewaltigen Treppe zur Eingangshalle des Palastes zum Stehen kam. Ohne Zeit zu verlieren oder auf Shepard und seine Leute zu warten erklomm Aviendha zügigen Schrittes die Treppen, passierte die regungslosen Sturmtruppenwächter und durchquerte die Eingangshalle hin zu den zentralen Turbolifts. Erst als sich einer der Lifts in Richtung der oberen Stockwerke in Bewegung setzte, nahm sie sich die Zeit, ihre Uniform und ihre Haare notdürftig wieder herzurichten. Sie konnte nur hoffen, dass Kerrigan alleine war – nicht etwa in Gesellschaft des Colonels oder Baron Teshyks.

Die vor dem Büro des Gouverneurs postierten Sturmtruppen machten keinerlei Anstalten, Aviendha aufzuhalten, als diese schließlich vor Kerrigans breiter Bürotür angekommen war und diese mit etwas mehr Wucht als nötig aufstieß. Kaum hatte sie das Büro betreten, ertönte auch schon die nervtötende Stimme des Protokolldroiden, der bereits beim Dinner anwesend war.


„Darf ich präsentieren, Eure Exzellenz, Legatin Aviendha Cain…“

Die Vorstellung des Droiden war kaum nötig. Just in dem Moment, in dem Aviendha Kerrigans Büro betreten hatte, war dieser aus seinem schweren Sessel hinter dem lächerlich pompösen Marmorschreibtisch hochgeschnellt.

„Cain! Ich habe es eben gehört, eine Katastrophe! Wussten Sie, dass Darkmoore der Neffe eines einflussreichen Moffs im Braxant-Sektor ist? Die Ärzte tun, was sie können, aber wenn sie es nicht schaffen…“

Die Faust des Gouverneurs polterte auf den Schreibtisch.


„So etwas hätte nicht passieren dürfen, verdammt!“

„Dem stimme ich zu, Gouverneur“, erwiderte Aviendha kühl, ein starker Kontrast zur Stimme Kerrigans, die sich während seiner Tirade in ungeahnte Höhen geschraubt hatte.

„Was die Sicherheitslage in Giat Nor angeht…“

„Darüber sprechen wir später“, unterbrach Kerrigan sie brüsk.

„Darüber und über Commodore Rodneys eigenmächtiges Handeln. Ich habe einen wichtigeren Auftrag für Sie.“

Leicht indigniert runzelte Aviendha die Stirn. Der gesamte Planet drohte der Kontrolle des Imperiums zu entgleiten und Kerrigan hatte einen wichtigeren Auftrag?

„Einen Auftrag?“


„Ganz recht. Sie werden davon gehört haben, dass in Kürze ein neuer Großmoff des Tiefenkerns auf Anaxes ernannt werden soll.“

Aviendha blinzelte kurz. Tatsächlich hatte sie in ihrer Zeit auf Bastion entsprechende Gerüchte gehört – die Nachwirkungen des Sith-Bruderkriegs waren immer noch spürbar, insbesondere jetzt, da der neue Imperator sich auf seinem Thron weiter zu festigen suchte. So manche Karriere, so manches Leben wurde in derartigen Zeiten aufgrund eines falschen Wortes beendet. Sie selbst hatte sich glücklicherweise aus dieser Affäre gänzlich heraushalten können – tatsächlich nur deshalb, weil sie einfach nicht wichtig genug war.

„Ja.“


„Gut. Wie Sie zweifelsohne bemerkt haben, kann N’zoth auf meine Gegenwart bis auf weiteres nicht verzichten. Ich entsende Sie daher als Beobachterin nach Anaxes – als Beobachterin! Sie sind nicht ermächtigt, in meinem Namen zu sprechen. Sondieren Sie die Lage und erstatten Sie mir Bericht – ich will nicht durch plötzliche Machtverschiebungen innerhalb des Imperiums überrumpelt werden.“

Die Legatin glaubte nicht, dass sie die Ungläubigkeit auf ihrem Gesicht gut verbergen konnte. Kerrigans Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht – eine imperiale Legatin, auf einen simplen Botendienst geschickt, ohne Kompetenzen. Und das, während die Lage auf dem Planeten stündlich weiter zu eskalieren schien.

„Nehmen Sie sich Shepards Leute und einen Assistentin – und brechen Sie auf. So schnell wie möglich.“

Eine kurze Pause trat ein. Dann wedelte Kerrigan unwirsch mit seinen Händen.


„Diese Audienz ist beendet.“

Ehe sie sich versah, stand Aviendha – etwas angespornt von den metallenen Armen des Protokolldroiden – wieder vor der Bürotür inmitten der schwer bewaffneten Ehrengarde des Gouverneurs.
Und die Kopfschmerzen waren auch zurück.


[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, obere Stockwerke]- Aviendha
 
[N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Gouverneurspalast, obere Stockwerke]- Aviendha

Aviendha verschwendete nach ihrer kurzen und unbefriedigenden Unterredung mit Kerrigan keine Zeit – so sehr ihr die Anweisung ihres Vorgesetzten auch zuwider sein mochte, die Ausführung herauszuzögern oder gar den Gehorsam zu verweigern würde sie keinen Schritt weiterbringen. Tatsächlich dachte sie bereits, während sie durch die Korridore des Palastes eilte, bereits über die Optionen nach, die sich ihr dank dieser Wendung der Ereignisse bieten mochten. Die Ernennung eines neuen Großmoffs war keine unwichtige Veranstaltung – dementsprechend ranghoch dürften die übrigen Teilnehmer sein und dementsprechend vielversprechend die Gespräche, die im Rahmen der Zeremonie geführt werden konnten. Es kümmerte sie nicht wirklich, dass Kerrigan ihr explizit untersagt hatte, im Namen der Regierung von N’zoth zu sprechen – sie hatte ihre eigene, professionelle Meinung zu dem, was sie hier in Giat Nor vorgefunden hatte. Eine Meinung, die etwa den Moff des Sektors oder auch nur Offiziere der imperialen Armee in entscheidenden Positionen durchaus interessieren dürfte.

In ihrem Quartier veranlasste Aviendha rasch das Bereitstehen einer Eskorte und eines Transportmittels, bevor sie die Nasszelle aufsuchte, eine neue Uniform anlegte – glücklicherweise besaß sie keine Galauniform, wie sie in Teilen des Militärs zu seltenen Anlässen getragen wurde – und sich dann beeilte, in Richtung der Landeplattform aufzubrechen, die man ihr als Ausgangspunkt ihrer Reise nach Anaxes genannt hatte.


Erst erkannte sie die Fähre, die auf der Landeplattform in Wartestellung lag, nicht. Imposanter im Aufbau als eine einfache Fähre der Lambda-Klasse, wie sie so viele imperiale Würdenträger und Funktionäre für Kurzstreckenflüge benutzten, schien dieses Modell schwerer bewaffnet, was Aviendha davon ausgehen ließ, dass sie tatsächlich ihre gesamte Reise an Bord der Fähre zurücklegen würde und nicht etwa auf einem mittelschweren Kriegsschiff. Das war vermutlich nicht auf eine Weisung Commodore Rodneys zurückzuführen – wenn N’zoth aus einer Richtung derzeit keine Gefahr drohte, dann war es aus dem Orbit. Über einen möglichen Angriff der Republik musste man sich nach Aviendhas Einschätzungen erst Gedanken machen, wenn deren Streitkräfte so zentrale Planeten wie Corellia oder Coruscant eingenommen hatten. Derzeit wusste sie jedoch nicht einmal, wie die Kampagne bei Denon ausgegangen war.

„Der Gouverneur spendiert uns eine JV-7 Delta, wie großzügig.“

Captain Shepard war aus der Gruppe bei der Fähre wartender Personen vorgetreten und auf Aviendha zugegangen. Wie die übrigen seiner angetretenen Soldaten – vier an der Zahl, unter ihnen Torrr – trug er eine Uniform, die zeremonieller wirkte als die übliche Dienstuniform eines imperialen Offiziers oder gar die Kampfausrüstung, und war lediglich mit einer Pistole in einem leicht verzierten Holster bewaffnet. Neben den Rangabzeichen des Captains konnte die Legatin zudem einen Orden an seiner Brust erkennen – kein bedeutungsloser Prunkorden wie Kerrigan sie zu tragen pflegte, sondern der Stern des Imperiums in Silber. Eine beträchtliche Auszeichnung und ein weiteres Stück des Puzzles, das Shepard in ihren Augen immer noch darstellte.

Die Worte des Captains ließ sie das bereitstehende Fluggerät nun auch korrekt einordnen: Ein Deltaklasse JV-7 Eskortshuttle, der schwerer bewaffnete „Bruder“ der Lambda-Klasse und somit ein durchaus geeignetes Transportmittel für den relativ kurzen Hyperraumsprung nach Anaxes.


„Jede Wette, der Gouverneur von Coruscant kommt per Sternzerstörer“, murmelte Shepard neben ihr. Er schien mit der Wahl des Transportmittels jedenfalls nicht zufrieden.

„Ich habe vier meiner Männer ausgewählt“, fuhr der Armeeoffizier fort.

„Acht wären besser gewesen, aber dann wäre es in dem Shuttle etwas eng geworden. Sergeant Toorr kennen Sie ja bereits.“

Aviendha stutzte.

„Sergeant?“


„Nun, sagen wir, die Kunde von seinem Einsatz bei der Raffinerie hat die richtigen Ohren erreicht.“

„Ich gratuliere, Sergeant Toorr, wandte die Legatin sich direkt an den Yevethaner und nickte ihm leicht zu. Toorr bleckte seine Zähne.

„Ich danke Ihnen, Legatin.“

„Wir sollten an Bord gehen. Präfektin Nylar und ihr… Assistent warten bereits im Passagierabteil.“

Aviendha nickte abwesend, während sie Shepard über die Einstiegsrampe ins Innere des Shuttles folgte. Sie hatte Nylar als Begleiterin – Adjutantin würde man vermutlich im Militärjargon sagen – zur Landeplattform zitiert, doch sie wusste nicht, wen diese wiederum mit sich gebracht hatte. Vermutlich einen anderen Verwaltungsbeamten, der halbwegs kompetent schien und von einer Reise wie der nach Anaxes nur profitieren konnte.

Der Passagierraum der Fähre war spartanisch und ganz nach Art des Militärs eingerichtet – effizient, ein Design, das Aviendha durchaus zu gefallen musste. Auf einem der zur Verfügung stehenden Sitze hatte Nylar sich bereits gesetzt – und neben ihr ein Droide.


„Ich habe mir die Freiheit genommen, 15t88 mitzunehmen“, informierte die Chiss Aviendha an Stelle einer Begrüßung, als diese zu der Präfektin getreten war.

„Er weiß vermutlich mehr über Giat Nor und N’zoth als Kerrigan und Teshyk gemeinsam. So können wir den Hyperraumflug für… Konstruktiveres nutzen, als wir vermutlich auf Anaxes tun werden.“

Aviendha lächelte dünn. Scheinbar verspürte Nylar ebensolchen Widerwillen gegen die Weisung des Gouverneurs wie sie selbst – wenngleich im Fall der Chiss Aviendha selbst für die Unterbrechung ihrer regulären Tätigkeiten verantwortlich war. Sie bevorzugte es einfach, in jedem möglichen Fall Untergebene um sich zu haben, die ihr halbwegs kompetent erschienen. Das tat Nylar bisher – besonders im Kontrast zu Präfekten wie Darkmoore.

„Ich melde dem Piloten, dass wir startbereit sind.“

Shepard gönnte der Chiss ein knappes Nicken, bevor er in Richtung des Cockpits verschwand. Seine Männer hatten sich unter Führung Sergeant Toorrs unterdessen auf die noch freien Sitze verteilt. Einen Augenblick später ging ein leichter Ruck durch das Shuttle und Aviendha spürte, wie sie von der Landeplattform abhoben – dem freien Weltraum entgegenstrebend. Kurz darauf war auch Shepard zurückgekehrt.

„Wir haben im Orbit ein Rendezvous mit zwei Xg-1 Starwings, unserer Eskorte“, informierte der Offizier die Legatin.

„Das sollte unsere Reise nach Anaxes ein wenig verlängern – Angriffskanonenboote verfügen nur über einen Hyperantrieb der Klasse 12.“

Die Angesprochene nahm diese Information lediglich mit einem Nicken zur Kenntnis, bevor sie sich auf den anwesenden Droiden – bei genauerem Hinsehen ein recht veralteter Verwaltungsdroide der 88er-Baureihe – konzentrierte.

„Nun gut, 15t88, lass uns über die Produktionsquoten reden…“

Den Eintritt in den Hyperraum bemerkte Aviendha nicht einmal.

[Hyperraum, Delta-Klasse JV-7 Eskortshuttle, Passagierabteil]- Aviendha, Captain Shepard, Sergeant Toorr, Nylar, 15t88, Soldaten
 
[N’zoth-System, N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Kaserne „Needas Ehre“ (Preservers), Räume der dritten Kompanie, Korridor]- Lieutenant Jak Selecc

Die schweren Schritte schmutziger Kampfstiefel hallten durch den menschen- und nichtmenschenleeren Korridor innerhalb der Kaserne „Needas Ehre“ am Rande des Sperrgebiets um den Gouverneurspalast des Imperiums auf dem besetzten Planeten N’zoth, im Herzen der ehemaligen Hauptstadt des Planeten und Sitz der furchterregenden Duskan-Liga, Giat Nor. Die schmutzigen Stiefel gehörten zu einer ebenso verschmutzten, zum Teil mit Blut besprenkelten Uniform, einem zerkratzten Duraplastpanzer und einem leicht verbeulten Helm, deren Träger nicht wirklich wahrzunehmen schien, was um ihn herum geschah.

Lieutenant Jak Selecc, den Männern der dritten Kompanie bekannt als Anführer des zweiten Zuges, hatte tiefblaue Augen, die in diesem Moment jedoch reichlich leer durch die zerkratzte Schutzbrille blickten, bevor ihn die Erkenntnis traf, das im Inneren des Kasernengebäudes – meistens – kein Bedarf mehr dafür bestand, Helm und Schutzbrille den Vorschriften entsprechend zu tragen und er sie im Gehen abnahm um sie sich unter den Arm zu klemmen. Natürlich vermochte auch dies nicht, die Bilder des Tages aus seinem Bewusstsein zu verbannen.

Die dritte Kompanie war – wie ihr gesamtes Bataillon, die „Preservers“, für die Absicherung Giat Nors und damit insbesondere für den Schutz des Regierungsviertels verantwortlich, wobei dieser in letzter Zeit primär durch das auf N’zoth stationierte 478ste Sturmtruppenregiment wahrgenommen wurde. Wie es schien, fühlte sich der amtierende Gouverneur auf N’zoth – Livius Kerrigan – ganz besonders sicher in Präsenz auf Hochglanz polierter, weißer Rüstungen.

Der Job war die Hölle – die Straßen Giat Nors waren nicht sicher, und mit nicht sicher war mitnichten ein Zustand latenter Kriminalität wie auf Coruscant, in der Unterstadt des Planeten gemeint. Patrouillen, die nicht ein gewisses Maß an Personal erreichten, kehrten ganz einfach nicht zurück und selbst große Gruppen imperialer Soldaten wurden in einigen Teilen der Stadt regelmäßig angegriffen. Es waren insbesondere die höheren Kasten, die gegen das Imperium rebellierten – sie hatten am meisten verloren, waren sie es doch gewesen, die vor Befriedung des Koornacht-Clusters die Dushkan-Liga und somit einen beträchtlichen Machtfaktor in diesem Bereich der Galaxis kontrolliert hatten. Die niederen Kasten, die Arbeiter – sie mussten unter imperialer Herrschaft schuften wie zuvor unter ihrer alten Obrigkeit, doch im Gegensatz zu den hohen Kasten waren imperiale Soldaten nicht durch eine einfache Tatsache geschützt: Yevethaner zu sein. Die Riten dieses brutalen Volkes waren barbarisch, Mord und Blutvergießen an der Tagesordnung, doch wo die untersten Kasten tagtäglich damit hätten rechnen müssen, getötet zu werden, waren Außenweltler Freiwild. Nicht einmal die Politik der Verbrannten Erde, die die Sturmtruppen zu gerne praktizierten, hatte die Yevethaner beeindrucken können. Und erst heute hatte Selecc mit ansehen müssen, wie zwei seiner Männer von yevethanischen Klauen zerfleischt wurden, bevor die Blasterkanonen eines AT-PT auch die vier Yevethaner in leblose, zerfetzte Kadaver verwandelt hatten. N’zoth war nicht nur ein Kampf, den das Imperium verlor. Es war ein Kampf, den die Zivilisation verlor. Man konnte nur mit grauen daran denken, was geschehen würde, sollten die Yevethaner dereinst wieder auf den Koornacht-Cluster losgelassen werden…

Selecc konnte nicht um ein finsteres Lächeln umhin, als er seine spärlich dekorierte Kammer, sein „Quartier“, betrat und sich langsam die Brustpanzerung abschnallte, seine Blasterpistole daneben auf einer Anrichte deponierte. Sein Blick huschte kurz auf ein Hologramm auf dem Nachttisch neben dem viel zu ungemütlichen Bett, ein Holo, das eine lächelnde Frau und zwei Kinder – zwei Mädchen – zeigte. Jak Seleccs Familie. Im Grunde schade, dass er sie nie gesehen hatte – und auch niemals sehen würde. Schließlich existierten sie nur in den Personalarchiven des Imperiums und auf diesem Holo.

Mit einem Seufzen setzte er sich hinter seinen Schreibtisch, griff nach einem Datenblock und begann seinen Bericht zu tippen. Allerdings keinen Bericht, der jemals auf dem Tisch Major Harrsks – des Befehlshabers der Preserver – landen würde.


#Tag 104

Ankunft einer neuen Legatin konnte bestätigt werden. Name: Aviendha Cain, unbekannter Hintergrund. Schätzungsweise geringer Einfluss auf die politische Entwicklung auf N’zoth, vergleiche vorläufigen Bericht über Amtsführung Kerrigans. Nach wie vor sind keine Verstärkungen für Garnisonstruppen eingetroffen, einige Bataillone arbeiten mit unter 60 Prozent Personalkapazität. Maschinerie nur eingeschränkt einsatzbereit. Frequenz yevethanischer Anschläge nimmt zu, auch ohne außerplanetare Nachrichten.

Legatin Cain hat den Planeten gestern verlassen, offenbar wichtiges Treffen imperialer Funktionäre. Schlage Querreferenz mit Quellen auf Bastion, Coruscant und Yaga Minor vor. Datum der Rückkehr unbekannt. Auswirkungen auf den status quo unwahrscheinlich.

Imperiale Besatzung nach wie vor instabil, Tendenz fallend. Offene Aufstände wahrscheinlich. Rate dringend von unterstützenden Maßnahmen ab. Profil der Yevethaner ungeeignet für Aufnahme in die Republik. Ein zu starkes N’zoth ohne imperiale Eindämmung Gefahr für den gesamten Koornacht-Cluster. Meine Empfehlung zur Konzentrierung auf ökonomisch und militärisch bedeutsamere Ziele im Kern je nach Verlauf weiterer Militäroperationen steht weiterhin. Auf N’zoth ist für die Republik nichts zu gewinnen.

Clawwatcher

#Ende Tag 104


Die flimmernden Zeichen auf dem Datenblock erloschen. Es würde einige Zeit brauchen, bis dieser Bericht seinen Adressaten erreichte – direkte Kommunikation von N’zoth war ausgeschlossen. Was seine tatsächlichen Vorgesetzten dann daraus machen würden – nun, das stand auf einem anderen Blatt…


[N’zoth-System, N’zoth, Giat Nor, Regierungsviertel, Kaserne „Needas Ehre“ (Preservers), Räume der dritten Kompanie, Quartier]- Lieutenant Jak Selecc (alias Clawwatcher)
 
[Weltraum (Imperium) | Hyperraum | Von Commenor nach N'Zoth | Imperiales Kargo-Schiff Purveyor] Gordon Aaronson

Die Purveyor fiel am Rand des N'Zoth-Systems aus dem Hyperraum. Den Passagieren, die mit dem gewaltigen Frachtschiff reisten, war es nicht möglich, einen Blick auf den Planeten und den Stern zu werfen, den dieser umkreiste, denn ihre Kabinen hatten keine Fenster. Aber Gordon Aaronson bildete die Ausnahme. Captain Nichols, der Kommandant des Frachters, hatte ihn auf die Brücke eingeladen. Von dort hatte er eine grandiose Aussicht auf den dichten Sternenhimmel des Koornacht-Clusters. Die Sonnen standen hier so dicht beisammen, dass das All weit heller war als an anderen Orten der Galaxis. Das hatte die Reise erschwert, denn um den zahlreichen Masseschatten auszuweichen, hatte die Purveyor auf den letzten Lichtjahren eine Vielzahl kleiner, verwinkelter Sprünge durchführen müssen. Doch der Anblick entschädigte allemal für die verlorene Zeit, zumindest wenn man es zum ersten Mal sah.

»Atemberaubend!« murmelte Gordon, der neben dem Kapitän vor den großen Brückenfenstern stand.

»Ja, nicht wahr?« Nichols war sichtlich zufrieden damit, dass es ihm gelungen war, den älteren Offizier zu beeindrucken. »Das gibt es in dieser Galaxie nicht noch einmal. Aber lassen Sie sich von der Schönheit nicht täuschen. Der gesamte Sektor und vor allem dieses System hier ist ein raues Pflaster. Wenn Sie einen Fuß auf den Planeten setzen, werden Sie von dieser Romantik nichts mehr bemerken.«

Während des Fluges hatten die beiden Kommandanten einige Abende gemeinsam verbracht und dabei unter anderem auch über Gordons Zielsystem gesprochen. Was der grauhaarige Mann von Mygeeto dabei erfahren hatte, war tatsächlich nicht geeignet, ihm Lust auf Landurlaub zu machen. Allerdings wusste er nicht, inwiefern der Frachterkapitän eventuell übertrieb. Er hatte die Bevölkerung dieser Welt so blutrünstig und barbarisch beschrieben, dass es selbst Gordon mit all seinen Vorbehalten und Vorurteilen schwer fiel, es einfach für bare Münze zu nehmen. Er hielt den Captain weder für einen Lügner noch für einen Schwätzer. Die plausibelste Erklärung war, dass er schlimme Erfahrungen und Beobachtungen gemacht hatte, die er nun verallgemeinerte, wodurch die Einheimischen grimmiger wirkten, als sie waren. Dennoch: Er nahm die Mahnung ernst. Die Yevethaner waren zweifellos ein primitives, wildes Volk. Man konnte ihnen nicht trauen und musste auf alles gefasst sein.

»Danke für die Warnung«, sagte er. »Ich werde daran denken, falls es mich nach unten verschlägt. Aber vielleicht komme ich sowieso nicht dazu. Mein Schiff liegt am Orbitaldock Zwei.«

»Dann werden wir es im Vorbeiflug sehen«, sagte der Kapitän. »Unsere Route führt uns daran vorbei.«

Die Docks waren noch lange nicht in Sicht. Bisher konnte man lediglich den Planeten sehen, aber auch da dauerte es eine Weile, bis man mit bloßem Auge Details ausmachen konnte. Um diese Jahreszeit lag N'Zoth zwischen seiner Sonne und dem Einsprungpunkt aus Richtung Norkronia. Dementsprechend näherten sie sich von der Nachtseite her und der größte Teil der Planetenoberfläche war nicht zu sehen. Nur eine Sichel am ›oberen‹ Rand (aus Sicht der derzeitigen Position der Purveyor) ließ erkennen, dass es sich um eine trockene Welt handelte. Die Ozeane machten einen geringen Teil der Oberfläche aus, die überwiegend in hellen Braun- und Grautönen gemustert war. Schmale Wolkenbänder aus Wasser und Staub bildeten Spiral- und Streifenmuster. N'Zoth war in keiner Weise vergleichbar mit dem freundlichen Zeltros, von dem Gordon Aaronson soeben kam, und erst recht nicht mit Mygeeto, wo er geboren war.

»Eingehende Nachricht von der lokalen Raumflugüberwachung«, meldete Zaphram Nichols' Erster Offizier, ein fassbrüstiger Glatzkopf namens Utter. »Captain, wir werden angewiesen, die Orbitaldocks weiträumig zu umfliegen.«

»Und wo sollen wir dann unsere Ladung löschen?«

»Auf dem Planeten, Sir. Uns wurde ein Landeplatz auf der Tagseite zugewiesen und ein Kurs, auf dem wir ihn erreichen. Mit einem beachtlichen Umweg.«

»Sehr ungewöhnlich. Es ist meine dreizehnte Fahrt in dieses System, aber so etwas hat es noch nicht gegeben«, sagte Zaphram Nichols zu seinem Gast. An den XO gewandt befahl er: »Ausführen und bestätigen. Aber fragen Sie nach dem Grund für diese Planänderung.«

Während die Purveyor nach Steuerbord drehte, um den Planeten gemäß den neuen Anweisungen zu umrunden, traf die Antwort ein. Sie war ziemlich nichtssagend und brachte keine Erklärungen. Es hieß lediglich, dass der Bereich um die Dockanlagen Zwei und Drei bis auf weiteres militärisches Sperrgebiet und der Einflug nur mit ausdrücklichem Befehl gestattet sei.

»Das ist nichts Neues«, erklärte der Captain. »Das ist ein Reparaturdock für Kriegsschiffe - selbstverständlich ist das ein Sperrgebiet. Aber bisher hatten wir immer die Erlaubnis, dort anzulanden.«

»Vielleicht wurden die Bestimmungen und die Bewertungskriterien, wer diese Erlaubnis bekommt, verändert«, mutmaßte Gordon. »Im Interesse der Sicherheit oder aufgrund höheren Verkehrsaufkommens könnte man entschieden haben, dort nur noch Fracht löschen zu lassen, die unmittelbar für den Werftbetrieb benötigt wird.«

»Meine Fracht wird an der Werft benötigt. Sie lassen einen Großraumfrachter landen, um dann die Ladung auf kleinere Fahrzeuge umzuladen, die sie wieder hinauf in den Orbit bringen. Ziemlich unsinnig und hoffentlich kein neues Standardverfahren, denn es wäre schade um die Steuergelder und die imperiale Effizienz, die uns dabei verloren ginge. Nein, ich glaube, im Dockbereich geht etwas Ungewöhnliches vor. Vielleicht arbeiten sie dort an etwas, das nicht für jedermanns Augen bestimmt ist. Etwas so Geheimes, das so wenig Leute wie möglich davon wissen sollen.«

»Möglich«, sagte Gordon schulterzuckend. »Sie werden jedenfalls ihre Gründe haben.«

»Neugier liegt wohl nicht in Ihrer Natur, Commander? In meiner schon. Aber leider werde ich dieses Rätsel nicht lösen können, denn meine Befehle sind eindeutig: Ich komme nicht nah genug heran, um einen Blick auf Was-auch-immer-es-ist zu werfen. Aber Sie werden vielleicht einen Logenplatz bekommen, wenn Ihr Kreuzer ebenfalls dort liegt.«

»Sofern man ihn nicht verlegt hat. Und wie ich dorthin komme, muss ich nun auch erst herausfinden. Wenn Sie erlauben, nehme ich Kontakt zur Volcanic auf, melde meine Ankunft und die Verzögerung, die durch Ihren kleinen Umweg nun zu erwarten ist.«

»Tun Sie das, Commander Aaronson. Vielleicht kann man Ihnen ein Shuttle schicken, das Sie unterwegs abholt: Wir sind langsam genug für ein Rendez-Vous. Ich würde Sie ja übersetzen lassen, aber ich fürchte, meinen Booten wird man ebenso wenig den Einflug in das Sperrgebiet erlauben wie der ganzen dicken Lady.«

Gordon Aaronson rief bei Raumdock Zwei an: Eine direkte Verbindung zur Volcanic war nicht möglich. Er musste eine aufwendige Identifikationsprozedur über sich ergehen lassen, bis man sein Anliegen überhaupt prüfte. Nach einer Weile wurde entschieden, dass er als neuer Kommandant des Dreadnaught zum Einflug in die Sperrzone berechtigt war. Er musste jedoch zunächst einen Befehl bestätigen, der ihn zur besonderen Geheimhaltung verpflichtete. Erst dann schickte die Dockverwaltung eine Fähre, um ihn abzuholen.

Zwei Crewmen der Purveyor holten sein Gepäck aus seiner Kabine und Zaphram Nichols geleitete ihn persönlich zur Luftschleuse, an der das unterlichtschnelle Raumboot kurz darauf festmachte. Mit einem freundlichen Abschied trennten sich die beiden Offiziere. Der Captain kehrte auf seine Brücke zurück, der Commander ging an Bord des Shuttles, das ihn zu seinem neuen Schiff fliegen sollte.


[Weltraum (Imperium) | Farlax-Sektor | Koornacht-Sternhaufen | N'Zoth-System | Weltraum | unterlichtschnelles Shuttle] Gordon Aaronson
 
[N'Zoth-System | Weltraum | unterlichtschnelles Shuttle] Gordon Aaronson

Der Passagierraum des kleinen Raumfahrzeugs hatte Fenster, doch diese waren geschlossen. Üblicherweise wurden die Metallplatten wohl vor die Scheiben gefahren, um die Insassen vor zu starker Strahlung zu schützen oder wenn Meteoritenschauer oder ähnliche Gefahren drohten. In diesem Fall hatte Gordon Aaronson jedoch einen anderen Verdacht: Er sollte nicht sehen, was draußen vor sich ging. Falls Captain Nichols Recht hatte mit seiner Vermutung, dass im Dockbereich etwas vor sich ging, das man geheimhalten wollte, war das logisch. Ein Druck auf den Knopf, der die Platten normalerweise öffnen und die Sicht freigeben sollte, bewirkte jedenfalls nichts. Aber seine Neugier hielt sich in Grenzen. Der Commander war vor allem gespannt auf sein neues Schiff. Nur noch ein kurzer Flug, dann bekam er die Volcanic zu Gesicht, den Kreuzer, der nach der Silver Bullet sein zweites Kommando und zugleich auch sein neues Zuhause werden sollte. Er war wirklich gespannt darauf.

Der Pilot teilte ihm nach einer knappen Viertelstunde mit, dass sie nun in einem Hangar des Orbitaldock Zwei landen würden. Am Rauschen von Luft und der Übertragung verschiedener Geräusche durch den Rumpf erkannte er, dass sie den Atmosphäreschild des besagten Hangars durchdrungen hatten. Kurz darauf kündeten mehrere leichte Stöße und Vibrationen davon, dass sie aufgesetzt hatten. Und dann öffnete sich die Seitentür des Fahrzeugs und eine Rampe klappte herunter. Gordon Aaronson erhob sich, um auszusteigen.


»Commander Aaronson, willkommen im N'Zoth-System!« sagte ein dunkelhäutiger Mann in der grauen Dienstuniform der Flotte.

»Danke, Lieutenant Commander Wood«, antwortete Gordon. Er war diesem Menschen noch nicht begegnet, hatte aber Bilder von ihm gesehen. Malcolm Wood sollte von nun an sein Erster Offizier sein. »Stehen Sie bequem.«

Auf einen Wink des Lieutenant Commander trat ein Crewman vor und übernahm das Gepäck.

»Ich bedaure, dass Ihr Begrüßungskomitee so klein ausfällt, Commander. Ich hätte gerne etwas mehr geboten, aber ich war nicht darüber informiert, dass Sie hier anlanden würden statt direkt auf der Volcanic

»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Ich wusste es ebenfalls nicht. Offenbar sind erhöhte Sicherheitsvorkehrungen daran schuld, dass mein Flugplan zum Schluss noch einmal geändert wurde. Haben Sie eine Ahnung, was hier vor sich geht?«

»Ja, Sir. Es geht um etwas, das am Nachbardock festgemacht hat. Haben Sie schon einmal von der Subjugator gehört?«

Gordon fixierte den dunkelhäutigen Offizier mit festem Blick und fragte:

»Das angeblich verschollene Geister-Schlachtschiff? Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass man auf N'Zoth ein Gestalt gewordenes Raumfahrermärchen versteckt?«

»Sir, es liegt mir fern, Ihnen irgendetwas weiszumachen. Ich kann es Ihnen gerne zeigen. Was möchten Sie zuerst sehen, die Subjugator oder die Volcanic? Oder möchten Sie zuerst auf der Station Quartier beziehen?«

»Zuerst mein Schiff, Märchen müssen bis später warten. Übrigens habe ich nicht vor, hier auf der Station zu wohnen. Ich werde direkt auf der Volcanic einziehen, sofern das möglich ist.«

»Es wird möglich gemacht, Sir. Wenn Sie mir bitte folgen wollen...«

Die beiden Offiziere gingen nebeneinander her. Der erste Eindruck, den Gordon von seinem neuen XO gewonnen hatte, war nicht schlecht. Woods strahlte Selbstbewusstsein und eine ernste Freundlichkeit aus. Sollte sich dieser Eindruck später bestätigen, konnte er sich die Zusammenarbeit gut vorstellen. Während sie durch die Raumstation gingen, gefolgt von dem Kofferträger, fragte der Commander nach dem derzeitigen Zustand seines Schiffes.

»Die Umbauarbeiten sind in vollem Gange und wir liegen knapp vor dem Zeitplan«, berichtete der Lieutenant Commander. »Das Schiff wurde beinahe vollständig entkernt - man hat alles ausgebaut, was ausgebaut werden konnte. Dann wurden die nötigen Änderungen am Rumpf und der Deckstruktur vorgenommen. Die neuen Daten- und Energieleitungen sind verlegt, modernere Sensor- und Kommunikationsanlagen sowie ein neuer Bordcomputer installiert. Auch der Hyperantriebsmotivator wurde ausgetauscht. Der Sublichtantrieb ist noch der ursprüngliche, aber er ist generalüberholt worden. Derzeit werden die Geschütze installiert. Auf die Turbolaser warten wir noch, sie sollen in vier Tagen eintreffen. Danach folgt die Ausstattung der Quartiere, Laboratorien, Frachträume und so weiter.«

»Das klingt, als wäre das Schiff hinterher nicht wiederzuerkennen.«

»Ist es jetzt schon nicht mehr, Sir.«

»Wie kommen die Besatzungsmitglieder mit dem Wechsel zurecht?«

»Nun, die meisten wurden sowieso von der Volcanic wegversetzt. Die neue Crew wird viel kleiner als die ursprüngliche sein und zudem nur zu einem Drittel aus Altgedienten bestehen. Die neuen Systeme erfordern auch neue Spezialisten.«

Das war Gordon Aaronson soweit bekannt. Er hatte detaillierte Informationen über die technischen und personellen Umstrukturierungen mit seinen Versetzungsbefehlen erhalten. Bei der Lektüre hatte er sich gewundert, wieviel Aufwand man betrieb, um ein so altes Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Aber offensichtlich war es rentabler, die Volcanic vollständig zu überholen, als sie zu verschrotten und einen neuen Kreuzer zu bauen. Nur aus romantischen oder nostalgischen Gründen würde das Flottenkommando so etwas sicher nicht tun.

»Da von der ursprünglichen Volcanic nicht viel mehr bleibt als der Name und die Erinnerung, ist es auch für die übrigen von uns im Grunde wie die Versetzung auf ein komplett neues Schiff. Dass wir die Möglichkeit haben, an den Umbaumaßnahmen mitzuwirken, mindert diesen Eindruck in gewissem Maß. Ich kann Ihnen versichern, dass der derzeitige Prozess keine Auswirkungen auf die Moral Ihrer Mannschaft und Offiziere haben wird.«

»Es ist gut, das zu hören. Und welche Meinung haben die Männer über den bevorstehenden Kommandowechsel?«

»Sie sehen dem zuversichtlich entgegen, Sir. Die Art und Weise, in der Ihr Vorgänger seinen Posten verlassen, hat jedem deutlich gemacht, wie nötig ein Wechsel ist. Insofern wird man sie gerne willkommen heißen und Ihre Legitimation nicht in Frage stellen.«

»Auch das ist gut zu wissen, Mr. Woods. Aber sagen Sie... auf welche Weise ist er denn ausgeschieden? Ich habe in meinen Unterlagen keine Informationen dazu gefunden und war bisher davon ausgegangen, dass er vielleicht wegbefördert wurde wie ich von der Silver Bullet

»Nein, das ist keineswegs der Fall. Commander Creve musste seinen Dienst quittieren, weil er als Verräter entlarvt wurde. Er hat offenbar Geheiminformationen an die Neue Republik verkauft und sogar geplant, ihnen den Kreuzer zu übergeben. Er und seine Mitverschwörer wurden verhaftet, in einem Schnellverfahren verurteilt und - soweit mir bekannt ist - vor kurzem hingerichtet.

So, da wären wir, Commander: Ihre Volcanic


Malcolm Woods deutete aus einem großen Panoramafenster. Gordon hatte es gar nicht bemerkt, da er sich auf die Berichte des Lieutenant Commander konzentriert hatte - insbesondere die Erzählung über das Schicksal seines Vorgängers hatte ihn gebannt. Nun schweifte sein Blick aber nach draußen, und da konnte er sie liegen sehen. In einigen Hundert Metern Entfernung hatte ein grau lackierter Dreadnaught-Kreuzer festgemacht. Von seiner Position aus konnte er die Steuerbordseite des Schiffes in voller Länge begutachten. Es war ein imposanter Anblick. Man konnte über diese altertümliche Kreuzerklasse sagen was man wollte: Eindruck machte sie noch immer!

[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)
 
[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)

»Willkommen auf der Volcanic, Commander!«

Es war ein merkwürdiges Gefühl, seinen Fuß zum ersten Mal auf das Deck seines neuen Schiffes zu setzen. Denn es fühlte sich überraschenderweise sehr normal an - damit hatte Gordon Aaronson überhaupt nicht gerechnet. Er war unbewusst davon ausgegangen, dass es ihn entweder komplett abschrecken oder sofort begeistern würde. Jetzt war keines von beidem der Fall. Er stellte fest, dass die Volcanic ein ganz normales Kriegsschiff der imperialen Flotte war. Davon abgesehen, in welchem Zustand sie sich derzeit befand. Schon beim Verlassen der Luftschleuse wurde offensichtlich, dass die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen waren. Teile der Wand- und Deckenverkleidung fehlten und dahinter lagen Rohre, Kabel, Schalttafeln und Kriechschächte offen. Auf den Gängen herrschte geschäftiges Treiben. Bei einigen der Passanten ließ sich vermuten, dass sie zur Rumpfbesatzung des Schiffes gehörten: Sie waren meist männliche Menschen und in grauer Flottenuniform oder dem Schwarz der Sicherheitskräfte unterwegs. Andere gehörten wohl zum Personal der Raumstation. Bei ihnen dominierten Overalls, teilweise ebenfalls grau, manche aber auch in anderen Farben. Außerdem gab es zahlreiche Droiden: Manche gehörten zur Ausstattung des Schiffes, andere halfen bei den Umbauarbeiten mit und schleppten Werkzeug (sofern sie nicht selbst welches waren) und Material. Bei dieser Gelegenheit sah Gordon auch seine ersten Yevethaner. Sie gehörten zu den Arbeitscrews und trugen ebenfalls Overalls sowie Handschuhe. Sie waren in kleinen Gruppen unterwegs und wurden von Menschen beaufsichtigt. Ihre Gestalten waren hager und knochig und sie hatten hornartige Auswüchse auf dem Schädel und im Gesicht, aber davon abgesehen wirkten sie einigermaßen menschenähnlich. Die blutrünstigen Bestien, als die sie ihm geschildert worden waren, hatte er sich anders vorgestellt.

»Sie sehen harmlos aus«, sagte er zu Lieutenant Commander Woods. »Scheinen sich wie ganz normale Zwangsarbeiter zu verhalten.«

»Auf der Werft und den Kriegsschiffen lassen sie nur die arbeiten, die sich als besonders umgänglich erwiesen haben«, erläuterte der dunkelhäutige Offizier. »Aber nur ein geringer Teil ist wirklich fügsam. Die meisten können ihre Aggressionen nur schwer beherrschen und neigen zu unkontrollierten Ausbrüchen von Gewalt. Auch denen hier würde ich an Ihrer Stelle nicht trauen. Sie sehen im Moment zwar nicht sehr gefährlich aus, aber das ändert sich, wenn sie ihre dolchartigen Klauen aus den Handgelenken ausfahren - um die dreißig Zentimeter lang, würde ich schätzen. Damit begehen sie kulturell bedingt Morde untereinander, sofern man das überhaupt als Kultur bezeichnen kann. Von den höhergestellten Männchen wird erwartet, dass sie ihren Status beweisen, indem sie Niederrangige abschlachten, ohne mit der Wimper zu zucken. Die sind entweder so unterwürfig, dass sie sich bereitwillig niedermachen lassen, oder es wird ein Kampf auf Leben und Tod daraus, bei dem es nie Pardon gibt. Blut fließen zu lassen, entweder fremdes oder das eigene, ist für sie das höchste Glück überhaupt. Ich glaube, wenn sie nicht so nützlich wären, hätte man sich längst entschieden, dieses bösartige Volk auszulöschen.«

Bei den letzten Worten hob einer der vorbeigehenden Yevethaner ein wenig den Kopf und bedachte Woods mit einem Blick aus blitzenden Augen. Er schaute jedoch sogleich wieder nach unten und ging weiter seiner Wege.

»Sie sind gute Arbeiter?«

»Oh ja, sehr gute. Sie haben geschickte Hände und sind sehr lernfähig, was Technik und Elektronik angeht. Dabei sind sie auch sehr ausdauernd. Wenn man sie einmal gebrochen und abgerichtet hat, arbeiten sie ohne zu murren bis zur Erschöpfung. Deshalb haben diese Werften eine so gute Leistungsbewertung. Die Yevethaner arbeiten nicht nur außergewöhnlich schnell, sondern auch sehr genau. Wenn ihre Arbeit hier abgeschlossen ist, wird die Volcanic besser als neu und ein echtes Prachtstück sein.«

»Das freut mich zu hören. Und ich bin wirklich gespannt auf das Schiff. Wollen Sie mich ein wenig herumführen, Lieutenant Commander?«

»Gerne, Sir, zu Befehl. Ich werde Ihr Gepäck in Ihr Quartier bringen lassen.«

Die beiden Offiziere machten sich nun zu einem Rundgang auf. Sie besichtigten die wichtigsten Zentralen des Schiffes wie den Hauptmaschinenraum, die Krankenstation, das Computerzentrum, den Hangar (in dem derzeit keine Jäger standen) und natürlich die Brücke. Außerdem zeigte Woods dem Commander die Bereiche, in denen gerade besonders intensiv gearbeitet wurde. Man sah überall, dass etwas im Entstehen begriffen war, aber es war noch ziemlich weit entfernt von der Fertigstellung. Gordon Aaronson war ein wenig erschrocken darüber, dass er ein Schiff zugeteilt bekam, das noch für Wochen alles andere als einsatzbereit war; aber er freute sich auch darüber, dass er den Entstehungsprozess der ›neuen‹ Volcanic mit beobachten konnte.

[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)
 
-N'Zoth-System, Orbit, Orbitaldock eins, GSD "Predator", Kapitänskajüte, Mance Hackett-

Geräusche arbeitender Maschinen dröhnten in den Ohren des Kommandanten der GSD "Predator", Mance Hackett. Einige unschöne Wort brummend griff er zu einer seiner Tabletten, die die Kopfschmerzen lindern sollten, ehe er sie mit der Hilfe von Wasser hinunterschluckte. Geschlagene fünf Tage saß er mit "seinem" Schiff bei diesem gottverdammten Orbitaldock fest, während "nicht einkalkulierte Komplikationen" diesen Zustand sogar noch weiter in die Länge zu ziehen vermochten. Doch wen hätte dies noch wundern sollen? Die organisatorische Leitung war schließlich einem dieser Chiss zuteil!

Wie konnte es denn bitte sein, dass sich das Auftanken und Vorräte aufnehmen über eine satte Woche zu erstrecken drohte? Die Patrouille stand komplett still und Kommandant Hackett wurde sogar wieder von dieser zurück geordert, was sich negativ in seiner Akte auswirken konnte. Auch auf der Kommandobrücke wurden zahlreiche Arbeiten durchgeführt, sodass es Mance nicht einmal ermöglicht war, das Treiben bei den zahlreichen anderen Docks zu betrachten.
Nein, er war gezwungen hier auf beschränkten Raum, ohne irgendeine Arbeit oder Beschäftigung zu verharren und irgendwie gegen seine starken Kopfschmerzen anzukämpfen.
Tatsächlich konnte man den Aufenthalt als kompletten Reinfall betrachten, wobei noch dazukam, dass es gar Wochen noch so weitergehen konnte, da ja der Fall hätte eintreten können, dass die "Predator" nun einfach hier stationiert worden wäre. Doch hierüber wollte sich Mance Hackett noch kein Urteil bilden, die Brücke und das Kommando über den GSD hätten - selbst in diesem Fall - nämlich nicht mehr zu warten gehabt.

Lediglich der majestätische Anblick des n´zonthischen Orbits bot eine minimale Entschädigung für Mance, der sich nun in sein Bett legte und wenigstens versuchte, zu schlafen...


***

"Commander Hackett, sie können, falls sie wollen, nun zurück auf de Brücke kehren. Sämtliche Arbeiten sind vollzogen und neue Befehle sind eingetroffen. Ich wage, eine Prognose abzu.."

"Ihre Prognose können sie sich sparen, Leutnant Jaiquel. Ich werde mir selber die Befehle zu Gute führen, dazu brauche ich zum Glück noch keine Hilfe."

Ausgerechnet Leutnant Twin Jaiquel war es, der Mance aus seinen Gedanken riss. Normalerweise war es nicht der 47-Jährige, etwas breiter gebaute Mann, an dem der Kommandant der "Predator" seine Launen ausließ. So blieb seine Antwort auch eher verhalten aus - zumindest im Vergleich zum üblichem Übel.

"Trotzdem werde ich mich sofort zur Brücke aufmachen. Gibt es sonst noch irgendetwas zu erzählen?"

"Sehr wohl, Commander. Ein einzigartiger Anblick erwartet sie, welcher sie garantiert in Staunen versetzen wird.

Nachdem Mance seine Uniform ordnungsgemäß angelegt hat, begab er sich endlich wieder zur Brücke. Dort angekommen musste er feststellen, dass die Besatzung schon längst von den Befehlen in Kenntnis gesetzt wurde. Alle Mann waren am Arbeiten und damit beschäftigt, dass abdocken der "Predator" vorzubereiten. Der erste Offizier Leutnant Kommandant Charles Dwarg, welcher durch sein kahles Haupt und die hagere Statur auffiel, bewegte sich sofort zu seinem Kommandanten und berichtete diesen schon im Herbeilaufen von der aktuellen Situation:

"Es ist schön, sie wiederzusehen, Commander. Wir haben den Befehl erhalten, im N'Zoth-System zu verweilen und auf weitere Befehle zu warten."

Als wäre der 52-Jährige erste Offizier Luft, ging Mance einfach an diesem vorbei, geradewegs zum Brückenfenster: Das gewaltigste und atemberaubendste Bild, welches seine Augen je zu erspähen vermochten, tat sich auf.

"Sir, vor uns liegt die Subjugator...eine wahr gewordene Legende."


-N'Zoth-System, Orbit, Orbitaldock eins, GSD "Predator", Kommandobrücke, Mance Hackett, Brückenbesatzung-
 
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[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei | DRD Volcanic | Brücke] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)

Der Rundgang führte die beiden Offiziere natürlich auch auf die Brücke. Und hier wartete eine Überraschung auf Gordon Aaronson. Es war nicht die Brücke selbst: Dass diese ebenfalls noch nicht fertiggestellt war, man über Rohrleitung steigen musste und die eine oder andere Konsole fehlte, hatte er erwarten können, denn es entsprach ganz dem Zustand des restlichen Schiffes. Das Erstaunliche lag draußen vor den großen Sichtfenstern. Man konnte von hier aus nicht auf die trockene Oberfläche von N'Zoth herabblicken, aber am unteren Rand des Blickfeldes schimmerte die Atmosphäre, und darüber hing eine weitere Dockanlage wie die, an der die Volcanic festgemacht hatte. Dort lag es, das größte Schiff, das der Mygeetaner jemals zu Gesicht bekommen hatte. Er war über Corellia der Event Horizon begegnet, einem Supersternenzerstörer der Executor-Klasse, doch die hatte er nicht mit eigenen Augen gesehen. Dieses gewaltige Ding hier war von gänzlich anderer Art. Da ihm die Keilform fehlte, sah es nicht wie ein typisch imperialer Entwurf aus. Stattdessen hatte es einen zylinderförmigen Rumpf, der sich zum Bug hin stak weitete und dann in zwei Spitzen auslief, die an den scharfen Schnabel eines überdimensionierten Vogels erinnerten. An der Seite hatte es eine auffällige kreisrunde Struktur, deren Sinn sich dem Commander nicht erschloss. Eine Art Turm ragte hinten über den Trieberken in die Höhe, er schien jedoch unvollständig zu sein. Überhaupt machte das Schiff einen beschädigten Eindruck, sofern man das aus der großen Distanz sagen konnte. Sie machte es auch schwer, die Größe richtig einzuschätzen, doch als Gordon ein im Vergleich winziges Schiff daran vorbei ziehen sah, das sich bei näherem Hinsehen als Acclamator entpuppte, hatte er eine grobe Vorstellung.

»Das ist ja...« sagte er, ohne den Blick von den Fenstern abzuwenden. »Was ist das für ein Schiff? Es muss ja mindestens fünf Kilometer lang sein!«

»Vier komma acht, soweit ich weiß, Sir. Vor sich sehen Sie den Grund, weshalb Ihr Frachtschiff hier nicht anlegen durfte. Das, was man gerne so lange wie möglich geheim halten möchte. Wie ich bereits sagte: Die Subjugator ist gefunden. Das ist sie.«

»Unglaublich!«

Der Commander starrte weiter nach draußen und ließ die riesige graue Silhouette auf sich wirken. Malcolm Woods stellte sich neben ihn, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und genoss ebenfalls eine Weile schweigend den Anblick.

Schon als Kind hatte Gordon von der Subjugator gehört. Sie war eine der typischsten und weitverbreitetsten Raumfahrergeschichten und schon mehrfach in unterschiedlichen Varianten verfilmt worden. Ein gewaltiges, neumodisches Kriegsschiff, das auf dem Jungfernflug völlig spurlos verschwand und jahrzehntelang nie wieder gesehen wurde, abgesehen von diversen unbestätigten Begegnungen, von denen man hinter vorgehaltener Hand tuschelte... das war der Stoff, aus dem zwangsläufig Legenden wurden. Und jetzt lag sie hier. Selbst in einer Galaxie, die so voller Wunder, Vielfalt und unerklärlicher Phänomene war, konnte man darüber nur staunen. Aaronsons kindliche Hälfte freute sich unheimlich über die Gelegenheit, einen Blick auf dieses gestaltgewordene Märchen zu werfen. Die rationalere und misstrauischere Hälfte fragte sich, ob es sich nicht vielleicht um einen Irrtum handelte - oder ob er womöglich einen neuen Entwurf vor sich hatte, der Subjugator genannt wurde, weil das Flottenkommando deren legendären Ruf propagandistisch für sich nutzen wollte. Doch die gutgläubige Seite seines Wesens überwog.


»Die Subjugator... das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten. Selbst als Sie es vorhin angekündigt hatten, habe ich es nicht geglaubt. Bis eben.«

»So geht es allen«, antwortete der Lieutenant Commander vergnügt. »Bis auf die paar wenigen, die vorher noch nie von ihr gehör hatten. Die gibt es auch.«

»Wissen Sie etwas darüber, wie sie hierher gekommen ist?«

»Alles, was mit ihr zu tun hat, unterliegt der Geheimhaltung. Es ist allen Schiffen verboten, sie zu scannen oder Bilder zu machen. Und auch wenn über sie geredet wird, sieht man das gar nicht gerne. Aber natürlich kann man ein Geheimnis dieses Ausmaßes« - er deutete auf den fast fünf Kilometer langen Rumpf - »nicht geheimhalten. Eine Menge hat sich herumgesprochen. Allerdings könnte ein Teil davon auch nur ein neuer Beitrag zum Legendenschatz sein, ich kann für die Richtigkeit nicht bürgen.«

»Ja, schon klar. Nun reden Sie schon, Lieutenant Commander!«

Ein ungewöhnlicher Eifer hatte Gordon gepackt. Ein Anflug von Sensationsgier. Er wollte mehr wissen - sofort! Aber Woods schien Freude daran zu haben, die Spannung noch ein wenig aufrecht zu erhalten. Er kratzte sich demonstrativ an der Stirn, so als müsste er angestrengt nachdenken, und räusperte sich, ehe er begann:

»Demzufolge was ich gehört habe, und nachdem ich alles herausgefiltert habe was ich für besonders unwahrscheinlich halte, ist sie wohl in einem unbewohnten System im Wilden Raum gefunden worden, irgendwo im äußersten Osten der Galaxis. Sie hat dort in einem Nebel oder etwas Ähnlichem gesteckt, so dass zufällig vorbeifliegende Schiffe sie nicht bemerkt haben. Aber irgendwer hat sie doch entdeckt und die Information an das Flottenkommando weitergeleitet. Das hat dann insgeheim eine kleine Flottille von Kriegsschiffen ausgeschickt, um sie zu sichern. Sie konnten die Meldung bestätigen, und nachdem sie sich Zutritt verschafft und die Subjugator gesichert hatten, wurde sie hierher geschafft, um sie vor der Republik und anderen Gegnern zu verbergen.«

Gordon widersprach nicht, als Woods die Neue Republik als Gegner bezeichnete. Daran hatte sich nach seinem Ermessen auch durch den Waffenstillstand und durch die laufenden Friedensgespräche auf Umbara nichts verändert. Bisher hatte man auch keine allgemeinen Befehle ausgegeben, nach denen die Rebellen als etwas anderes als Feinde angesehen werden sollten - nur war es mittlerweile streng untersagt, Kampfhandlungen gegen sie zu provozieren, solange kein direkter Befehl dazu vorlag.

»Soviel zum realistischen Teil. Diesen Rahmen füllt natürlich jeder mit seinen eigenen Geschichten. Manche sagen, es hätte ein Wettennen mit der Neuen Republik um die Entdeckung des Schiffes gegeben, und sogar einen tödlichen Kampf, den unsere Einheiten entweder knapp oder mit Leichtigkeit - je nach Erzähler - für sich entscheiden konnten. Andere sagen dasselbe, aber mit der Black Sun anstelle der Republik. Und dann gibt es noch ein paar gewagte Behauptungen von alten Droidenarmeen, die zum Leben erwachten, um ihr Schiff zu verteidigen, und sogar von in die Barbarei zurückgefallenen Nachkommen der ursprünglichen Besatzung. Wieviel Sie davon glauben wollen, ist Ihnen überlassen, Sir. Aber eines ist Tatsache, und zwar, dass sie vor zwei Wochen von einer ganzen Flotte von Hyperraumschleppern hierher gebracht wurde, wo sie seitdem untersucht und repariert wird. Bei der Wiederherstellung der Rumpfpanzerung haben sie auch schon sichtbare Fortschritte gemacht.«

Noch ein paar Minuten nahm sich der Commander, um das sagenumwobene Super-Schlachtschiff zu bewundern und seinen Gedanken darüber nachzuhängen. Auch später, als längst wieder andere Dinge in den Vordergrund getreten waren, schweifte sein Blick immer wieder nach draußen. Er war regelrecht verliebt in dieses gewaltige Monstrum, und wenn er gekonnt hätte, dann wäre er sofort hinüber geflogen, um es sich aus der Nähe anzusehen. Aber davon abgesehen, dass man ihm das ohne wirklich triftigen Grund niemals erlaubt hätte, hatte er hier seine Aufgaben zu erfüllen.

In den kommenden Tagen setzte Gordon Aaronson sich intensiv mit der Volcanic auseinander. Er lernte einige der wenigen Besatzungsmitglieder und Offiziere kennen, die bereits beziehungsweise noch immer an Bord waren. Er studierte die Blaupausen, Berichte und Arbeitspläne, um sich einen Eindruck über die bisherigen Fortschritte und die noch ausstehenden Arbeiten zu verschaffen. Und dann übernahm er an Bord die Kontrolle. Nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen, aber nach und nach nahm er immer mehr Fäden in seine Hand, bis schließlich für alle an Bord spürbar war, dass ein Kommandowechsel stattgefunden hatte. Schließlich liefen alle Anfragen und Berichte direkt über sein Büro und Gordon gewann das Gefühl, dass dies tatsächlich sein Schiff war. Natürlich das Schiff des Imperators, aber ihm anvertraut. Eine arbeitsreiche Woche verging auf diese Weise und seine Blicke hinüber zur Subjugator wurden seltener. Die Routine gewann die Oberhand über Faszination und Träumerei. Und schließlich kam eine neue, nicht minder spektakuläre Meldung herein, die zum neuen Gesprächsthema Nummer Eins auf der Volcanic und Raumdock Drei wurde: Der Friedensvertrag von Umbara und die kampflose Übergabe Coruscants an die Neue Republik.


[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei | DRD Volcanic | Brücke] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)
 
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[N’zoth-System, N’zoth, Giat Nor, Regierungsbezirks, Gouverneurspalast, Verwaltungstrakt, Büro der stellvertretenden Statthalterin]- Aviendha, 15t88

Projiziert aus dem metallenen Schädel des Verwaltungsdroiden 15t88 schwebte das langsam rotierende Hologramm des Planeten N’zoth über Aviendhas relativ unaufgeräumtem Schreibtisch, ab und an modifiziert durch verschiedenste Einfärbungen, die die Erläuterungen des Droiden zu jüngsten Entwicklungen auf dem Planeten illustrierten. Unruheherde, Unfälle, vermutete oder bewiesene Sabotage, verwundete oder gar getötete imperiale Soldaten, unerwartete Produktionsengpässe… diese Liste der Ereignisse war lang, die der erfreulichen Entwicklungen hingegen dramatisch kurz. Nichts Ungewöhnliches für einen Planeten wie N’zoth – und eine unterworfene Spezies wie die Yevethaner – weswegen es umso erstaunlicher war, dass sich aus den erhobenen Daten nach wie vor kein Muster für ein abgestimmtes Vorgehen ableiten ließ. Die Einheimischen folgten ihrem brutalen, barbarischen Naturell – untereinander und gegenüber ihren imperialen Schutzherren – doch schienen weit davon entfernt, eine konzertierte Operation zur Entfernung jedweden fremden Einflusses von ihrer Welt zu starten. Vielleicht waren es ganz einfach ihre primitiven Eigenarten, die dem Imperium hier ausnahmsweise in die Karten spielten. Oder sie waren einfach zu schlau. Gouverneur Kerrigan jedenfalls, nach allen Verlautbarungen, die Aviendha zu den seltenen Gelegenheiten, in denen ihr unmittelbarer Vorgesetzter es für nötig gehalten hatte, sie zu kontaktieren, zu hören bekommen hatte, schien fest davon überzeugt, dass ein gewisses Basislevel an Störungen durch die Yevethaner keinen Anlass zur Beunruhigung darstellte, jedenfalls nicht, solange der imperiale Herrschaftsapparat auf derartige Vorfälle regelmäßig mit einzelnen oder mit massenhaften Exekutionen und ähnlich gewalttätiger Repression reagierte. Die Anzahl der Todesurteile, die die Legatin der Form halber in Vertretung des Gouverneurs hatte unterzeichnen und zum Teil überwachen müssen, ging mittlerweile in die Hunderte, wenn nicht Tausende. Aber vielleicht lag Kerrigan gar nicht so falsch – was, wenn nicht skrupellose Brutalität, respektierte das Gros der Yevethaner schon? Sergeant Toorr, das yevethanische Mitglied ihrer Leibwache und nach wie vor der einzige Yevethaner, den Aviendha je in der Uniform der imperialen Streitkräfte gesehen hatte, hatte auf ihre Fragen diesbezüglich stets einsilbig, aber mit einer gewissen Gutheißung dieser Praktik reagiert. Und tatsächlich gab es einen gewissen Prozentsatz yevethanischer Arbeiter, denen so weit vertraut wurde, dass sie gar in den Orbitalwerften eingesetzt werden konnten. Natürlich ließ das die Probleme hier in Giat Nor und auf dem gesamten Planeten nicht verschwinden – eher im Gegenteil…

„In diesem Standardmonat wurden alleine in Giat Nor fünf menschliche Vorarbeiter und dreiundzwanzig yevethanische Arbeiter nach Konflikten mit anderen Arbeitern getötet, was ungefähr dem arithmetischen Mittel der letzten Jahre entspricht. Im Falle der menschlichen Opfer wurde entsprechend reagiert. Die Methode des Tötens war dabei stets die selbe, nämlich…“

„Danke, 15t88…“, unterbrach die Legatin den Droiden rasch, ehe dieser mit einer zu ausführlichen Beschreibung des yevethanischen Tötungsritus fortfahren konnte. Sie hatte die schrecklichen Krallen, die knapp unterhalb der Handballen der Yevethaner in deren Armen verborgen waren, mehr als einmal in Aktion erlebt. Auf jeden Fall öfter, als ihr lieb war.

„Ich denke, das genügt für den Monatsbericht.“


„Sehr wohl, Legatin Cain.“

Der Verwaltungsdroide neigte leicht seinen Kopf und die holgraphische Projektion erlosch. Aviendha nahm sich daraufhin die Zeit, ihren Schreibtisch zu ordnen – den obersten Datenblock, weitere Todesurteile, schob sie bei Seite, ebenso wie den kleinen Merr-Sonn Q4 Blaster, eine Waffe, die sie ungeachtet ihrer militärischen Eskorte stets bei sich trug.


„Dann wäre da noch die Beschwerde des Raumhafenmeisters von Giat Nor.“

Die Legatin ließ ein entnervtes Seufzen hören.

„Schon wieder? Was will er dieses Mal?“

„Es handelt sich um dieselbe Beschwerde, die bereits drei Mal an Ihr Büro ergangen ist, Legatin. Verwalter Haskins fühlt sich außer Stande, den erhöhten Bedarf an Personal und Landeraum zu befriedigen, der durch die Umleitung für die Orbitalwerften bestimmter Frachtschiffe auf die Oberfläche verursacht wird. Anscheinend hat es nun bereits mehrmals Beinahe-Unfälle wegen Überfüllung oder überarbeiteten Personals gegeben.“

„Beinahe-Unfälle?“

„Ja, Legatin. Der Raumhafenmeister kann nach eigenen Angaben nicht garantieren, dass die weitere Bearbeitung von Lieferungen an die Werften ohne Verzögerung abgewickelt werden kann, es sei denn, Ihr Büro erhöht seinen Personalschlüssel dramatisch und arrangiert mit der Flotte einen verbindlichen Terminplan für weitere Landungen.“

Aviendha schnaubte verächtlich. Es war nicht ungewöhnlich innerhalb der imperialen Verwaltung, dass jeder Dienststellenleiter permanent nach mehr Personal schrie – schließlich steigerte dies auch die Bedeutung des eigenen Postens – doch im Falle des Raunhafens von Giat Nor und ähnlicher Einrichtungen auf dem Planeten waren diese Beschwerden nicht von der Hand zu weisen. Irgendwann war die Direktive ergangen, sämtlichen Flugverkehr aus der unmittelbaren Nähe der Orbitalwerften zu verbannen, selbst jene Frachtschiffe, die direkt dorthin hatten liefern sollen, und der Gouverneur hatte es nicht für nötig gehalten, ihr diese Direktive zu erläutern – falls er selbst wusste, was die Flotte zu diesem Schritt veranlasst hatte. Es war ein offenes Geheimnis, dass Kerrigan in Bezug auf die Werften N’zoths weniger zu sagen hatte, als man es von dem örtlichen imperialen Gouverneur erwarten mochte. Das Resultat dieser Umleitung zahlreicher Schiffe auf die Oberfläche des Planeten war jedenfalls ein verwaltungstechnisches Desaster gewesen – eines, das Aviendha nun auszubaden hatte.

„Gab es Antworten auf meine Anfragen?“

„Bedauerlicherweise nicht, Legatin. Nach Auskunft der zuständigen Stellen auf der Werft überschreiten sämtliche Informationen bezüglich der dortigen Situation Ihre Sicherheitsfreigabe.“

„Tatsächlich.“


Nun. Mit dieser vorgeschobenen Behauptung hatte sich der Droide anscheinend abwimmeln lassen, die Legatin gedachte allerdings nicht, diesen Vorfall einfach so auf sich beruhen zu lassen. Die Situation in Giat Nor war angespannt genug, auch ohne dass Unfälle im Raumhafen den Yevethanern die willkommene Gelegenheit boten, noch mehr Unruhe zu stiften.


„Sag Haskins, dass er in Kürze von mir hört. Und lass mein Shuttle startbereit machen, Toorr soll sich mit drei Männern dort mit mir treffen. Und informiere die Präfektin.“

Die Legatin klaubte ihren Blaster vom Schreibtisch und verstaute ihn in dem kleinen Holster unterhalb ihrer Uniformjacke.


„Wir werden ja sehen, wie es mit dieser Sicherheitsfreigabe aussieht.“

[N’zoth-System, N’zoth, Giat Nor, Regierungsbezirks, Gouverneurspalast, Verwaltungstrakt, Büro der stellvertretenden Statthalterin]- Aviendha, 15t88
 
[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei | DRD Volcanic | Brücke] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)

Die Arbeiten an der Volcanic gingen planmäßig oder sogar etwas besser voran, aber zweifellos würde es noch eine ganze Weile dauern, bis der Dreadnaught einsatzbereit war. Das bedeutete, dass Gordon Aaronson sich noch für einige Wochen oder gar Monate in diesem System aufhalten würde. Das war nichts, was ihn störte. Er begann bereits, sich an Bord des unvollständigen Schiffes einzugewöhnen. Seit vielen Jahren waren Kriegsschiffe seine Heimat gewesen. An welchem Hafen sie lagen, war dabei von zweitrangiger Bedeutung. Aber Gast in diesem System zu sein, brachte auch gewisse Pflichten mit sich. So sah Gordon es als eine Selbstverständlichkeit an, dass er nicht nur seinen Vorgesetzten in der Flotte regelmäßig Bericht erstatte, sondern auch mit der lokalen Verwaltung Kontakt aufnahm. Er schickte Gouverneur Kerrigan eine Nachricht, in der er seine Ankunft in dessen Herrschaftsgebiet meldete, seine Grüße übermittelte und zugleich um eine Gelegenheit bat, ihm auch persönlich seine Aufwartung zu machen. Nach allem, was er über den Verwalter gehört hatte, hiel er es für unwahrscheinlich, dass er darauf mehr als eine Standardnachricht als Reaktion bekam. Um so überraschter war er, als am nächsten Tag eine Botschaft eintraf, in der er tatsächlich zu einem Besuch auf dem Planeten und einem Treffen mit dem Gouverneur eingeladen wurde. Natürlich bestätigte er den Termin augenblicklich. Zwei weitere Tage später machte er sich auf den Weg zur Luftschleuse, um hinunter auf den Planeten zu fliegen, denn dem einzigen Shuttle im Hangar der Volcanic war es noch immer nicht gestattet, durch das gesperrte Gebiet zu fliegen. Lieutenant Commander Woods begleitete ihn.

»Ich würde Ihnen wirklich raten, nicht unbewaffnet nach N'Zoth zu fliegen«, empfahl der dunkelhäutige Offizier.

»Meinen Sie nicht, dass das für einen Besuch beim Gouverneur etwas unschicklich wäre?«

»›Safety first‹, Sir. Das Flottenkommando empfiehlt dem gesamten Militärpersonal, bei Besuchen auf der Oberfläche Waffen zu tragen. Kerrigan hat dafür sicher Verständnis, er kennt die Zustände auf seinem Planeten ja am besten.«

Gordon zögerte noch kurz, dann nickte er und sagte:

»›Besser haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben‹, wenn wir schon bei Sprichwörtern sind. Ich werde Ihren Rat beherzigen und zumindest eine Pistole mitnehmen.«

»Nehmen Sie die, Commander!« antwortete Woods und zog eine Merr-Sonn 44 unter seiner Jacke hervor. Er hatte sie so gut getragen, dass Gordon sie nicht bemerkt hatte und überrascht fragte:

»Tragen Sie die etwa immer mit sich herum?«

»Ja, Sir. Das hier ist N'Zoth und wir haben mehr Yevethaner an Bord als Sicherheitskräfte. Ich schlafe sogar mit dem Ding neben dem Kissen.«

»Dann würde ich vorschlagen, Sie holen sich rasch eine neue, damit Sie sich nicht zu nackt fühlen. Solange wir hier sind, soll es mir recht sein, aber später werden wir uns wieder nach den allgemeinen Gepflogenheiten richten, verstanden?
Ich weiß nicht wie lange der Gouverneur mich empfangen wird, aber ich gehe davon aus, dass ich spätestens heute Abend zurück sein werde.«


»Guten Flug, Sir.«

Aaronson trat durch die Schleuse und verließ damit die Volcanic. Er befand sich nun auf der Dockstation Zwei, an der das 600 Meter lange Kriegsschiff vor Anker lag. Zwischen Unmengen von Droiden, Menschen und immer wieder auch Yevethanern hindurch suchte er sich einen Weg zu dem Hangar, wo sein Shuttle wartete. Es handelte sich um einen TIE/sh, einen unterlichtschnellen Personentransporter auf Basis des TIE-Bombers. Diese Schiffchen kannte er gut, er war in der Vergangenheit schon häufig mit ihnen gereist. Nachdem er sich ausgewiesen hatte, wurde er eingeladen, einzusteigen. Er kletterte in den Passagierraum und stellte fest, dass er der einzige Fluggast war. Daran änderte sich auch nichts, bis die Fähre ein paar Minuten später abhob, um auf den Planeten zuzusteuern.

Gordon stellte fest, dass die ohnehin ziemlich kleine Sichtluke des Schiffes verschlossen war, ebenso wie die Fenster des Shuttles, das ihn bei seiner Ankunft im System zum Dock Zwei transportiert hatte. Offenbar bemühte man sich nach wie vor, die Anwesenheit der Subjugator so geheim wie möglich zu halten, obwohl den Verantwortlichen ebenso wie dem Commander klar sein musste, dass das Blockieren von Sichtfensterchen wenig brachte, solange man das riesige Schiff von der Station aus sehen konnte. Sie war längst kein Geheimnis mehr, und so zu tun als wäre sie eins, war sicherlich nicht zielführend. Aber er war überzeugt davon, dass die Behörden und seine Vorgesetzten wussten, was sie taten. Das glaubte er fast immer. So akzeptierte er wortlos, dass er bei diesem Flug keinen Ausblick genießen durfte. Aber er musste sowieso nicht viel Zeit in dieser Kapsel zubringen.

Zumindest glaubte er das. Aber nach einer Weile wunderte er sich darüber, dass sie das Ziel noch nicht erreicht hatten. Sie müssten eigentlich längst auf dem Planeten oder zumindest in dessen Atmosphäre sein - schließlich lag sie nur einige hundert Kilometer unter dem Dock. Er drückte den Knopf, der die Gegensprechanlage zum Cockpit aktivierte.


»Commander Aaronson hier. Können Sie mir sagen, warum unsere Landung sich verzögert? Ich habe einen Termin mit dem Gouverneur und möchte ihn nicht warten lassen!«

»Tut mir leid, Commander«, antwortete eine weibliche Stimme. ›Auch das noch: Eine Frau am Steuer!‹ dachte er. »Ich wurde angewiesen zu warten. Es scheint, als wäre der Luftraum über Giat Nor komplett gesperrt.«

»Hat man nicht gesagt weshalb?«

»Nein, Sir, auf meine Anfragen habe ich keine andere Antwort bekommen als ›bitte warten‹.«

Aaronson ärgerte sich darüber. Erst sperrte man den Raum um die Docks herum, und als würde das nicht schon genug Schwierigkeiten bereiten, machte man nun auch die Hauptstadt dicht. Nach wie vor glaubte er, dass es dafür triftige Gründe gab, aber es passte ihm nicht, dass er nun wahrscheinlich zu spät zu seinem Treffen kommen würde. Es war nicht seine Schuld, aber dennoch würde er dadurch wohl keinen guten ersten Eindruck hinterlassen. Noch zweimal fragte er nach, ob die Pilotin etwas Neues gehört hatte, doch sie verharrten eine weitere dreiviertel Stunde auf ihrer Warteposition am Rand der Atmosphäre. Irgendwann zeigte der Blick auf das Chrono, dass der Zeitpuffer verbraucht war. Nun hätte Gordon eigentlich bereits im Palast des Gouverneurs sein sollen, doch stattdessen hing er noch immer hier fest. Was war da unten nur los?

Im Lautsprecher knisterte es und dann hörte er die Frau sagen:


»Sir, die Volcanic versucht Sie zu kontaktieren. Wollen Sie den Ruf entgegennehmen?«

»Selbstverständlich will ich das. Stellen Sie durch!«

»Commander, hier Woods Er bemerkte sofort, dass die Stimme seines XO aufgebracht klang. So hatte er ihn bisher noch nicht erlebt. Und was war das für ein Lärm im Hintergrund? »Sind Sie schon gelandet?«

»Nein, man lässt uns nicht. Was ist bei Ihnen los?«

»Die Hölle! Im ganzen Schiff wird gekämpft, und drüben auf dem Dock auch! Offenbar ein yevethanischer Aufstand... Es hat bereits Tote gegeben! Wir haben auch Notrufe von Dock Drei empfangen - da wo die Subjugator liegt! Das scheint etwas Großes zu sein! Ich will Sie warnen, auf dem Planeten zu landen, solange unklar ist, wie es dort aussieht.«

»Das ist ohnehin passé. Ich kehre um!«

»Sir, ich kann Ihnen wirklich nicht raten...«

»In solchen Zeiten gehört ein Commander auf sein Schiff! Halten Sie durch, ich bin unterwegs zu Ihnen!«

Es behagte Gordon gar nicht, den Termin mit dem Gouverneur platzen zu lassen, aber wie es schien, konnte er ihn sowieso nicht einhalten. Sein Pflichtbewusstsein rief ihn auf die Volcanic zurück, auch wenn er noch nicht wusste, was er dort ausrichten konnte. Wie prekär die Lage war, hatten neben Woods' Worten vor allem die Hintergrundgeräusche bestätigt: Schüsse waren darunter gewesen.

»Pilot, haben Sie mitgehört?« fragte er.

»Ja, Sir, ich bitte um Verzeihung, das ließ sich technisch nicht...«

»Ach, halten Sie den Mund! Fliegen Sie mich zum Dock zurück - sofort!«

»Bedaure, Sir, das sehen meine Befehle nicht vor.«

»Ihre Befehle sehen aber auch keine stundenlange Wartezeit im Orbit und keinen Yevethaner-Aufstand vor, oder? Stellen Sie sich gefälligst nicht so an! Weder Sie noch ich können von hier aus etwas ausrichten, also bringen Sie uns irgendwo hin, wo wir uns nützlich machen können!«

»Ja, Sir. Auf Ihre...«

Bevor sie ›Verantwortung‹ sagen konnte, hatte er die Sprechanlage wieder ausgeschaltet. Gordon spürte, dass das Schiff sich rasch in Bewegung setzte und eine enge Kehre nach Steuerbord flog. Er griff unter seine Jacke und holte die Blasterpistole hervor. Wie gut, dass Woods ihn überredet hatte, sie mitzunehmen.

»Besser haben und nicht brauchen...« murmelte er. »Ich hoffe, er hatte sich schon eine neue geholt. Es wäre schlimm, wenn er in Gefahr kommt, während seine Waffe hier auf Landeerlaubnis wartet!«

Noch einmal drückte er den Sprechknopf.

»Machen Sie die Sichtluke auf - ich muss sehen, was da draußen vor sich geht! Von der Subjugator weiß doch ohnehin längst jeder!«

[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Rückflug zu Dock Zwei und der DRD Volcanic | TIE/sr-Shuttle] Gordon Aaronson; Pilotin
 
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-N'Zoth-System, Orbit, Orbitaldock eins, GSD "Predator", Kommandobrücke, Mance Hackett, Brückenbesatzung-


Wie viele Sagen, Legenden und Märchen hatte Mance schon über dieses Schlachtschiff gehört? Dutzende wäre wahrlich eine Untertreibung, so war seine Kindheit schon von solchen Sagen geprägt. Es gab nie einen größeren Traum, als einen Tages ein solches Monstrum an Schiff zu manövrieren, wobei der ziemlich hartnäckige Garn des Großvaters noch das übrige dazu beitrug, die Träume und Ziele des Enkels in eine bestimmte Richtung zu weisen.

Und nun stand er dar, mit satten 57 Jahren, während er gerade einen der unzähligen, wie unumgänglichen Berichterstattungen an die Obrigkeiten verfassen ließ. Für solche Aufgaben war Lieutenant Commander Charles Dwarg immer eine wertvolle Stütze für den mittlerweile grauen Mann. Mit schier endlosem Enthusiasmus schrieb er diese seitenlangen Berichte, unter der Vollmacht seines Commander.


Allerdings lag eine absolut unheimliche Stille auf der GSD-"Predator", die immer noch an der orbitalen Station angedockt verharrte - und das obwohl sämtliche Arbeiten so gut wie abgeschlossen waren. Die besagte Stille jedenfalls, vermochte es, selbst einen erfahrenen Mann wie Mance Barber Hackett zu verunsichern. Alle Arbeiten wurden von der Crew in gewohnt-stiller Manier verrichtet, was vielleicht auch an der extremen Strenge des Commanders lag, welchen nur höchst konzentrierte und vertiefte Arbeit Zufrieden stellte.

"Lieutenant Commander Charles Dwarg, ich bitte sie, die unredliche Unfähigkeit des hiesigen organisatorischen Direktors in meinem Bericht hervorzuheben. Die regionale Verwaltung sollte sich schnellstmöglich dieses unfähigen Chiss´es annehmen, bevor dieser versehentlich noch auf die Idee kommt, mit diesem...

Mance streckte demonstrativ seine rechte Hand in Richtung der "Subjugator", welche allerdings nur drei Brückenbesatzungsmitgliedern als solche bekannt gewesen ist, ehe er mit lauter Stimme fortfuhr - sich dessen bewusst, die gesamte Mannschaft höre ihm zu:

"...Schmuckstück falsche Dinge anzustellen. Mir wird regelrecht übel, wenn mir durch den Kopf geht, wie viele Yevethaner in den Genuss kommen...-"

Plötzlich und inmitten dieser Wort ging ein gewaltiger Ruck durch den gesamten Sternenzerstörer. Commander Hackett war dabei das Gleichgewicht zu verlieren und Richtung Boden zu fallen, als er sich gerade noch an seinem Kommandomonitor festkrallen konnte. Bedauerlicherweise hatten viele der restlichen Männer auf der Brücke keine Gelegenheit dazu und fielen zu Boden. Mit einem Male war die gesamte Stille verschwunden, denn der Schrecken der gesamten Besatzung war nicht zu überhören.

"Was hat das zu bedeuten!? Dwarg? Sagen sie sofort was hier los ist!"

...entfuhr es sofort dem Commander, dem die Beunruhigung im Gesicht gestanden ist. Dies konnte wirklich alles bedeuten: Eine Explosion von Treibstoff, das Ausschreiten der Systeme...oder etwas weitaus schlimmeres und übergreifendes! Wie aufs Stichwort flackerte in jenem Moment, zwischen dem roten Leuchten und dem ohrenbetäubendem Tönen der Alarmsirenen das Holo-Bild eines örtichen Sicherheitsangestellten auf, welcher sofort das Wort erhob. Es war sofort klar, dass es sich um keine Banalität mehr handeln konnte:

"Achtung, Achtung! Roter Alarm auf sämtlichen Orbitaldocks über N´Zoth: Ein Aufstand ist ausgebrochen und auf sämtlichen Decks herrscht der Notstand! Offenbar handelt es sich um eine yevethanische Revolte, die just in diesem Moment auf dem gesamten Planeten überzugreifen droht! Die klaren Anweisungen an alle Commander der angedockten Schiffe besteht darin, schnellstmöglich abzudocken und sämtliche Kämpfe auf den Schiffen im Keim zu ersticken! Wenn dies eingetreten ist, in Alarmbereitschaft verharren und orbitale Gefechtsbereitschaft einnehmen! Es sei ihnen beigestanden- Ende!"

Kaum hatte der Beamte ausgesprochen, war es Charles Dwarg, der als nächstes gesprochen hat:

"Eine Explosion bei der Schleuse zu der "Predator" hat den Ruck entstehen lassen. Ein Signal des Captains der Marines geht soeben ein."

Mance schien kaum noch mitzukommen, als plötzlich erneut ein Holo-Bild erschien - Doch diesmal von Captain Sulley, der sich offensichtlich in einem schwerem Gefecht befand, so konnte man die Blasterschüsse- und Klänge, sowie das Schreien von Leuten und nicht zu vergessen, der Klang zahlreicher Explosion jedenfalls deuten:

"Commander Hackett! Alarmstufe Rot bei der Schleuse zur Predator! Wiederhole: Alarmstufe Rot bei der Schleuse zur Predator! Die Yevethaner spielen vollkommen verrückt und sind dabei, sich Zutritt zum Schiff zu verschaffen! Wir geben unser Bestes, sie abzuhalten und können auch Erfolge, bei geringen Verlustzahlen verbuchen. Haben sie konkrete Befehle, Commander Hackett?

Ohne zu Zögern erhob der angesprochene Mann das Wort. Alles lag nun an seiner Potenz und seinem Handeln, denn jede Verantwortung für das Schiff und das Leben imperialer Mannen lag nun in seiner Verantwortung.

"Halten sie die Stellung und schlagen sie die Aufständischen bestmöglich zurück! Schließen sie danach die Schleuse, um auf ihre Positionen an Bord zurückzukommen. Geben sie sofort Bescheid, wenn ihre "Arbeiten" vollendet sind. Viel Glück - Hackett - Ende."

Nun galt es die Stabilität auf der "Predator" wieder zu gewährleisten und alle möglichen Ausschreitungen auf dieser zu verhindern. Man sah sich einer schwierigen Situation gegenübergesetzt, so war nun Moral und Motivation essentiell. Auch wenn es nicht Commander Hackett´s Art gewesen ist...

"Männer...ich hoffe, selbst mein weniges Vertrauen in sie ist nicht vollkommen falsch. Wir sind in der Lage, dieser Situation zu entkommen - und das auch ohne zu fliehen!...

Diese gottverdammten Yevethaner sollten ihm nicht entkommen!

"...Sorgen sie dafür, dass sämtliches Yevethaner-Gesocks auf diesem Schiff augenblicklich festgenommen und "unschädlich" gemacht wird, bevor auch noch hier das blanke Chaos ausbricht. In den Zellen lässt sich sicher genug Platz finden. Weiterhin gilt es auch von der Brücke aus das Abdocken bereitzumachen. Sobald Captain Sulley dort unten fertig ist, sollte es nur noch Sekunden dauern!"

Ein flüchtiger Blick aus dem Panoramafenster verriet Mance auch nicht mehr. Man mochte fast nicht den Notstand erkennen, der herrschte...

-N'Zoth-System, Orbit, Orbitaldock eins, GSD "Predator", Kommandobrücke, Mance Hackett, Brückenbesatzung-
 
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