Dann möchte ich mich mal auch noch zur sechsten und finalen Folge äußern.
Es dürfte sich in jedem Fall um eine der stärksten und ereignisreichsten Folgen der Serie bzw. Staffel handeln. Was mir auf der Handlungsebene tatsächlich so ein bisschen gefehlt hat, war ein wirklicher "Hammer" im Sinne einer Überraschung oder eines Twists, womit man nicht gerechnet hätte. Was sich in der Folge ereignet, war zumindest im Groben erwartbar, dennoch aber größtenteils eindrucksvoll.
Ich halte das (vorläufige) Ende der Reva-Storyline durchaus für zufriedenstellend. Sie wird, wie man sich bereits denken konnte, letztlich in die Ausgangslage für ihre eigene Serie gebracht, die von meiner Warte aus gerne kommen darf, auch wenn das SW-Universum über spannendere Charaktere für ein eigenes Projekt verfügen würde. Ihr Sinneswandel und die letzten Dialogszenen zwischen ihr Obi-Wan waren aber sehr gelungen, und hier fand ich Moses Ingram auch schauspielerisch tatsächlich sehr überzeugend.
Weniger überzeugt bin ich jedoch vom Weg zu diesem Ende hin. Nach der fünften Folge war es ja noch etwas offen, was Reva mit Luke nun eigentlich genau will. Ihr Plan, ihn zu töten, um sich so an Darth Vader zu rächen... ich weiß ja nicht. Ist ihr nicht bekannt, dass Vader nichts von der Existenz seines Sohnes weiß? Und selbst wenn sie darüber nicht im Bilde ist, kann Vader auf sie doch kaum wie ein fühlender Vater wirken, welchen der Tod seines Sohnes treffen würde. Insofern ist mir nicht ganz klar geworden, was sie mit der geplanten Ermordung Lukes bezwecken möchte.
Das Herzstück der Folge ist demgegenüber natürlich das (dieses Mal) große Duell zwischen Obi-Wan und Darth Vader. Mir war bereits nach der dritten Folge bewusst, dass da noch einmal etwas kommen muss. Das Duell ist nicht nur packend choreographiert und ebenso musikalisch untermalt, es präsentiert vor allem auch ein komplett umgekehrtes Kräfteverhältnis zwischen den beiden Charakteren als dasjenige aus der dritten Folge. Das untermauert abermals Obi-Wans Entwicklung innerhalb der Serie zurück zu den einstigen Kräften bzw. präsentiert sich diese Entwicklung bei diesem Duell auf dem Zenit, passend eben zum Staffelfinale.
Es ist aber nicht nur das Duell an sich, das begeistert, sondern auch und vor allem das Drumherum. Das, was es für die beiden Charaktere, ihre Entwicklung und ihr Verhältnis zueinander bedeutet und darüber aussagt. Diese Momente, als Vader mit halb heruntergeschlagener Maske und Obi-Wan sich ansehen, waren pure Magie und höchst emotional. Da herrschen nicht nur, wie noch in der dritten Folge seitens Vader, Hass, Zorn und Abneigung vor. Nein, beide Charaktere erinnern sich hier sichtlich auch daran, was sie einst verband. Für mich ließ sich aus Anakins teilweise sichtbarem Blick auf Obi-Wan nahezu schon eine Art Sehnsucht nach der alten Zeit, der Wunsch, wieder zu seinem einstigen Meister zurückzukehren, herauslesen. Nur, dass die dunkle Seite dies (leider) nicht zulässt. Umgekehrt erkennt Obi-Wan erstmalig den Schaden, den er am Ende von ROTS angerichtet hat und ist sichtlich schockiert über das, was er Anakin antat.
Gleichzeitig schlägt dieses Duell und die damit verbundene Schlussszene zwischen Obi-Wan und Darth Vader auch die Brücke zwischen Obi-Wan am Ende von ROTS und demjenigen aus ANH. Mir war der Übergang vom Obi-Wan, der am Ende von ROTS noch versucht, Anakin zurückzugewinnen und durch sein Abwenden sichtlich emotional geplagt ist, zu demjenigen aus ANH bzw. der OT, der für Darth Vader bzw. Anakin wirklich keinerlei Gefühle mehr übrig zu haben scheint, ihn nur noch als Maschine wahrnimmt und von Luke sogar möchte, dass er ihn tötet, immer schon zu hart. Die Serie insgesamt, vor allem die letzte Folge, schließt diese Lücke nun aber: Noch einmal stehen Obi-Wan und Anakin sich gegenüber, noch einmal flammen Emotionen auf. Dann aber erkennt Obi-Wan letztgültig, dass sein einstiger Schüler und Freund nicht mehr da ist, und es gelingt ihm, damit abzuschließen. Genau dies bereitet Obi-Wans Charakter und Verhalten in Bezug auf Anakin in der OT vor.
Ein sehr schöner Abschluss für die Folge und die Serie bzw. Staffel ist dann natürlich die Schlussszene mit dem Machtgeist Qui-Gon Jins. Es handelt sich erfreulicherweise vor allem nicht um ein Cameo, das einfach hineingeworfen wird, um den Charakter nochmal zu präsentieren, sondern auch dies ergänzt sich mit der charakterlichen Entwicklung Obi-Wans, wie es ja auch gesagt wird. Obi-Wan ist vor allem in mentaler Hinsicht und in Bezug auf seine Verbindung mit der Macht am Ende wieder zu alter Stärke gelangt bzw. über sich hinausgewachsen, und erst dadurch ist es ihm möglich, Qui-Gon zu sehen und mit ihm zu sprechen. Meiner Ansicht nach eine sehr schöne Idee.