Ich habe das Gefühl, dass man Filoni weitgehend sein eigenes Ding machen lässt, während die Filme aber dann doch wiederum mit nicht zuviel Rücksicht darauf gemacht werden außer der Zielsetzung, nicht direkt zu widersprechen. Wenn man einen Film plant oder eine LA Serie, ist dann halt TCW und Rebels daneben dann doch "nur ein Cartoon",
In der Zeit wo die ST und die Anthology-Filme rauskamen hast du Recht. Filonis Einfluss beschränkte sich dort lediglich auf die Storygroup. Und auf die Storygroup hat bis auf Johnson kein Autor der ST und Anthology-Filme Rücksicht genommen auch wenn es zu Vetos kam. (Bei Episode 9 will ich mir gar nicht vorstellen wie frustriert die Mitglieder der Storygroup da hoffnungslos zusehen mussten in dem Wissen, dass sie das Schlamassel danach irgendwie halbwegs wieder begradigen müssen.)
Mit dem Erfolge der Live Action-Serien aktuell und ihrer immer stärker werdenden Übernahme von Aspekten, die aus den Animationssieren ursprünglich entstammen, glaube ich viel mehr, dass sich das auch auf die Filme auswirken wird. Wir hatten zuerst in „Rogue One“ nur Saw Gerrera, bei dem man den Hintergrund seiner Figur nicht kennen musste. Aber als Maul in „Solo“ aufgetaucht ist, waren sehr viele schon verdutzt. Daran merkte man schon, dass die Aspekte aus der Animation und Live Action mit der Zeit immer mehr Hand in Hand gehen.
Man könnte jetzt noch argumentieren, dass dies bisher eben nur in den Anthology-Filmen passiert ist und das auf die Hauptreihe keinen Einfluss hat. Tatsache ist aber, dass Aspekte, die im neuen EU existieren, mit der Zeit auch in den letzten Episode immer prominenter in Szene gesetzt wurden. In Episode VIII war es beispielsweise ledigilch das Zeigen des Lichtschwertkristalls. Aber in Epsiode IX hatten die Sprecher von Ahsoka und Kanan Gastauftritte.
Ich denke, dass Filoni inzwischen kurz davor steht sein Ziel durchzudrücken, wovon er schon in Interviews (teilweise mehrfach auf den SW Celebrations) jahrelang gepredigt hat: Die Gleichstellung der Prorität zwischen Live Action und Animation bezüglich des Storytellings.
Das halte ich prinzipiell gar nicht für schlecht. Ich befürworte es sogar. Im Endeffekt sollte lediglich das Schreiben einer guten Geschichte entscheidend sein. Nicht das Medium, indem es präsentiert wird. Ich befürchte aber, dass dieser endgültige Schritt SW langfristig für die breite Masse unzulänglich macht. Dafür gibt es zwei Gründe:
- Viele Leute wollen sich im Vorherein keine animierten Filme anschauen. Egal wie gut sie geschrieben sind. (Ob Filoni generell gut oder schlecht schreibt ist in dem Punkt zweitrangig. Fakt ist aber: Seine Schreibe scheint der breiten Masse noch zu gefallen, wenn man die Reaktion auf die Live Action-Serien bedenkt, die in ihrem Schreibstil identisch zu demjenigen der Animationsserien sind.)
- Je länger man Geschichten in einem Universum erzählt, desto grösser und komplexer werden sie mit der Zeit zwangsläufig. Da die Produkte auf Disney + keinen Wert darauf setzen für Erstseher ausreichend Expositition zu betreiben, wird SW kein neues Publikum mehr ansprechen können. Erst Recht nicht, da viele abgeschreckt sein werden mit SW überhaupt anzufangen. Es sind schon viele Medien, die schon viel Zeit beanspruchen einmal geschaut zu werden. Und dann noch das Tempo indem der ganze neue Stoff produziert wird. Und Leute, die zwar schon länger dabei sind, aber nicht jeden Film oder Serie gesehen haben, werden zwangsläufig auch aufgeben, weil sie nichts mehr verstehen. (Der Grund für den Mangel an Exposition ist vor allem lächerlich: „Wenn einem etwas fehlt spielt das keine Rolle mehr. Durch Disney + hat man ja nun auf einer Plattform Zugriff auf alle Filme und Serien.“ Das mag sein. Nur die Zeit und Mühe sind es womöglich einem nicht Wert.)
genauso wie für Filoni bei The Bad Batch die Hintergründe von Kanan während der Order 66 auch "nur ein Comic" waren und er halt lieber sein eigenes Ding durchzog, als streng auf Kontinuität zu achten.
Wenn man ein Universum in mehreren verschiedenen Medien umsetzt, finde ich das auch nicht zu überraschend, wenngleich es etwas unglücklich ist.
Das ist ein Problem, was ich mit der Konstellation bezüglich der Aufstellung des neuen Einheitskanons und den Autoren habe, die ihren Beitrag dazu leisten.
Filoni, sowie Lucas vor ihm, setzt seine Prioritäten im Storytelling so, dass sie mit der Einhaltung eines Einheitskanons nicht kompatibel ist. Das Motto lautet: „Die Idee für die aktuelle Geschichte ist wichtiger, als ob die Idee konsistent zu vorangegangen Werken im selben Universum ist.“
Wenn man für den neuen Kanon unter Disney das selbe Kanon-System genutzt hätte wie für das alte EU (G-, T-, C, S-, D- & N- Kanon), würde Filonis Schreibstil auch auf mehr Akzeptanz stossen. Die Zuschauer und Leser würden sich vorab schon im klaren Sein, dass ein Werk problemlos im schlimmsten Fall durch die oberste Instanz, einem Live Action-Film, überschrieben werden könnte. (Nur leider würde das Filonis Statement untergraben, dass Animation und Live Action gleichgestellt sind. Der neue Einheitskanon dagegen unterstreicht dieses Statement sogar.)
Ironischerweise hatte das alte EU exakt das gleiche Problem. Nur mit dem Unterschied, dass die Rollen vertauscht waren. Viele Autoren (Die Storygroup vor allem) des alten EU hat krampfhaft versucht möglichst eine Kontinuität über Bücher, Comics, Videospiele, etc. zu wahren, obwohl das Kanon-System gar nicht darauf ausgelegt war. Und als Lucas nach Jahrzehnten mit der PT und sein Jünger Filoni mit TCW daher kamen, wurden sämtliche Werke, welche über Jahrzehnte von Dutzenden Autoren möglichst gepflegt worden sind, einfach überschrieben. Und die Fans hatten den Salat. Die Fans des alten EU‘s wussten zwar wie der Kanon ursprünglich ausgelegt worden ist. Da aber über Jahrzehnte eine andere Politik bezüglich des Schreibprozess ausgelebt worden ist, traf es die Fans wie ein Schlag als Lucas plötzich entschied weiter SW-Werke zu kreieren. Sein (und Filonis) Schreibstil ist so ziemlich der gegenteiligste Ansatz für Storytelling demjenigen Schreibstil der alten EU-Autoren gegenüber. Sämtliche Geschichten, die welche die alten EU-Fans womöglich schon seit mehreren Jahren lieben gelernt haben, wurden für technisch gesehen durch die höhere Instanz von Filmen und einer Serie für ungültig erklärt. Aus Nostalgie, und weil man womöglich das neue Zeug nicht mochte, entstanden halt noch mehr unterschiedliche, persönliche Kanons.
Filonis Statement, dass Live Action und Animation gleich gesetzt werden sollten sehe ich zwar auch so. Wenn SW aber auch Bücher, Comics und Videospiele produziert, warum sollten diese Medien dann aber zwangsläufig den Kürzeren ziehen müssen, wenn es um die Entscheidungsgewalt geht was Kanon ist?
Filonis hat zusammengefasst zwei Ansätze:
- Unterschiedliche Medien sollen gleichberechtigt existieren können, weil schlussendlich nur das Storytelling von Belang sein sollte. Und Storytelling ist unabhängig vom Medium in dem es erzählt wird. Daraus kann man schliessen, dass gegenseitiger Respekt unter den ausgedrückten Medien vorhanden sein muss. Also müssen die verschiedenen Medien ihre Existenzen untereinander bestätigen, damit dieser Ansatz weiter verfolgt werden kann.
- Gutes Storytelling enthält für Filoni folgende Priorität: „Die Idee für die aktuelle Geschichte ist wichtiger, als ob die Idee konsistent zu vorangegangen Werken im selben Universum ist.“ Das bedeuet, dass die Existenz eines anderen Mediums nicht respektiert werden muss, um diesen Ansatz von Storytelling weiter verfolgen zu können.
Diese beiden Ansätze beissen sich schlicht und ergreifend gegenseitig.
Filoni kann sein Statement bezüglich der Gleichstellung von Live Action und Animation schon gerne ausleben.
Er sollte dies aber auch konsequent tun und sich nicht nur auf die Medien beschränken, die ihn persönlich mehr interessieren. Und das bedeutet: Er muss auch Rücksicht auf die Werke anderer Autoren nehmen. Nicht nur derjenigen in den Bereichen Live Action und Animation. Sondern eben auch in de Bereichen Büchern, Comics, Videospiele, etc.
Am Schluss wird die breite Masse sich nur für das Bewegtbildmaterial (Sprich nur Live Action und höchstens noch Animation) interessieren. Alle weiter SW-Interssierten (Fans) werden aber mit dieser sich selbst widersprechenden Ausrichtung des Franchise noch lange zu kämpfen haben …
Davon abgesehen denke ich, dass eine eventuelle Maul-Begegnung in Kenobi trotzdem klappen könnte, denn im Endeffekt sehen wir Ben dort ja nur sehr kurz. Wir haben nicht gesehen, wie er Ezra fand, oder wie er Maul bestattete, und so weiter... Da könnte man also noch einiges zeigen. Dennoch sollte man sich natürlich darauf einstellen, dass eine Szene beim Sprung vom Cartoon zu Live Action anders interpretiert werden wird.
Gehe da immernoch von einer Live Action-Adaption des Duells in Rebels aus. Thematisch wird man ansonsten vermutlich nie wieder eine Gelegenheit haben das finale Duell zwischen Kenobi und Maul aus „Rebels“ in Live Action verfilmen zu können. Da die Szene aus „Rebels“ aber Jahre später spielt und zum Konflikt mit Vader nicht passt, gehe ich aber eher von einer Post-Credit-Szene aus.
Das Lichtschwert-Duell zwischen Kenobi und Maul wird dagegen vermutlich eins zu eins ausfallen wie in „Rebels“. Filoni hat grossen Einfluss auf die Regisseurin der „Obi-Wan Kenobi“-Serie Deborah Chow. Er wird da sicher seinen Stempel wieder drauf drücken können.
Warum kam es zwischen Lucasfilm Animation und Lucasfilm selbst, ungefähr 2016/17, nicht zu einer vernünftigen Absprache, ob Maul nochmal in Live Action vorkommen soll oder nicht?
Ganz klares Wunschdenken, es wurde soviel bereits im Vorfeld verbockt.
Bin mir nicht sicher, ob ich deine Aussage richtig verstehe. Meinst du, dass man auch für den Ausbau des neuen EU einen längerfristigen Plan hätte erdenken sollen? Halte ich aufgrund der Anzahl Produkte, welche pro Jahr erscheinen fast nicht für durchführbar. Und auch Abrams und Kasdan hatten einen ähnlichen Ansatz wie Filoni. Sie beschränkten sich bezüglich Storykonsistenz nur auf das, was sie für wichtig hielten. Sprich die OT. (Der Unterschied dort war aber, dass Kasdan in der Lage war die Kontinuität in Episode 7 einzuhalten. Abrams dagegen hat diesbezüglich vollständig versagt.)
Mit Filoni, der sich gleichzeitig eigenmächtig selbst im neuen EU austobt, hätte die Storygroup da nie auch nur annährend einen Plan entwerfen können, der garantiert hätte, dass sich die unterschiedlichen Werke nicht widersprechen. Dafür fehlt der Storygroup schlicht die Entscheidungsdistanz, den Autoren auch mal Nein sagen zu können. Oder besser gesagt, die Storygroup braucht mehr Befugnisse, damit ein Autor eben mal nicht Amok läuft und sich austoben kann, wenn die Storygroup das nicht erlaubt.
Obwohl, selbst wenn ein Autor mit der Storygroup eng zusammenarbeitet läuft es nicht perfekt. Rian Johnson hat sehr eng mit der Storygoup zusammengearbeitet und trotzdem kam es teilweise zu fragwürdigen Inkonsistenzen in Episode VIII. Es waren zwar weit weniger als in Episode IX, aber schon Einige …