Olympische Spiele 2024 in Paris

Wo man jetzt auch drüber streiten kann wie sinnvoll das ist. Aber die Folgen davon wird man eh erst in ein paar Jahren zu spüren bekommen.
Ich hatte diese Diskussion schon mal in einem anderen Forum. Aufhänger damals war unter anderem ein verlinkter Text, den ich hier mal verkürzt wiedergebe. Kurz: ich sehe schon Argumente, die Veranstaltung sogar ganz abzuschaffen und sehe auch keinen Schaden für die Leistungskultur.

Ein WELT- Kolumnist in einem Brief über den Verlust des Leistungsprinzips bei den Bundesjugendspielen.
BUNDESJUGENDSPIELE
Liebe Drittklässler!
Im neuen Schuljahr wird es an deutschen Grundschulen keine klassischen Bundesjugendspiele mehr geben. Aus Rücksicht vor unsportlichen Kindern wurden die Wettkämpfe gestrichen. Lutz Wöckener schreibt an die betroffenen Schüler.
VON LUTZ WÖCKENER
(...)
Ich verrate Euch mal was: Ich habe aufgrund fehlender Sprungstärke nie eine Ehrenurkunde bei Bundesjugendspielen erreicht, aber schon ziemlich früh mitbekommen, wie wichtig es denjenigen war, die in Deutsch und Mathe nicht zu den besten Schülern gehörten und sich aus dem Sport ihr Selbstbewusstsein zogen. Für die tut es mir am meisten leid. (...)

Ich erlaube mir mal meine damalige Antwort anzuhängen, da ich wirklich glaube, dass das Beibehalten der BJS dem deutschen Leistungssport nicht weiterhilft. Denn wie du implizit richtg sagtst, wenn du anmerkst, dass die Folgen erst in ein paar Jahren sichtbar werden: alle, die jetzt in der Generation der potenziellen Liestungsportler sind, haben die BJS im alten Format mitgemacht und trotzdem wird die Ausbeute immer schlechter. In der Diskussion ging es auch um das Abschaffen des Leistungsgedankens und auch um den Aspekt, dass man doch lernen müsse, mit Niederlagen umzugehen. Hier also mein Text von vor etwa einem Jahr:

"Eigentlich ist die Diskussion um die Bundesjugendspiele schon ums Eck, aber dieser Satz des Welt-Autors nervt mich so sehr, dass ich zumindest hier meinen Senf dazu geben muss. Neben dem ganzen pseudoempathischen sich anbiedernden Stil, der den ganzen Text für mich nur schwer genießbar werden lässt, finde ich das inhaltlich einfach dreist – und ich fühle mich für dumm verkauft. Sowas reizt mich.
Denn natürlich ist das nur ein vermeintliches Argument, das er hier recht schamlos benutzt, schließlich haben die Sportler, denen angeblich mit der Abschaffung der Grundschulenbundesjugendspiele ihre Möglichkeit genommen wird, Selbstbewusstsein zu generieren, auch ohne die Bundesjugendspiele die gleiche Möglichkeit, ihre Leistung zu zeigen, wie sie ein guter Mathe-, Deutsch- oder Erdkundeschüler hat: im (Sport)Unterricht. Und die Unsportlichen, die man hier nach Meinung des Autors und mancher User zu sehr in Watte packt, weil sie nicht lernen mit Niederlagen umzugehen, haben 2-3 (Sport)Schulstunden pro Woche endlose Möglichkeiten jedwede Form sportlicher Niederlagen und das Erkennen eigener Unzulänglichkeiten in den eigenen Persönlichkeitsaufbau zu integrieren. So wie es anderen Schülern eben auch in anderen Fächern geht. Als ob es zwei Mal im einen extra Zwangssporttag braucht, um geerdet zu werden und Niederlagen kennenzulernen. Das suggerierte Klischee der unsportlichen Nerds auf der einen und der Sportler, die in Mathe und Deutsch nicht gut sind, ist zudem noch nervig.
Was zudem vom Autor (und anderen Befürwortern der Bundesjugendspiele) ignoriert wird, ist, dass diese Art der Leistungsmessung eine sehr singuläre Erscheinungsform im System Schule darstellt.

(....) Es ist die einzige mir bekannte VERPFLICHTENDE Leistungsmessung, die öffentlich stattfindet. Was ich damit meine? Eine normale Leistungsfeststellung findet immer im Rahmen der Klasse statt. Das ist auch nicht immer für jeden schön, aber halt erforderlich und es ist im Rahmen von Personen, die (und deren Stärken und Schwächen) man kennt – in der Regel sind auch Freunde oder zumindest Kumpel dabei. Bei den BJS ist das nicht der Rahmen. Jeder aus der Parallelklasse und den höheren/niedrigeren Klassen kann in diesem Fall dem unsportlichen Kind, das wie ein nasser Sack am Reck hängt, zuschauen, da in der Regel alle Klassen in der Halle/auf dem Platz gleichzeitig unterwegs sind. Dazu kommt, dass in der Grundschule dann auch noch den Kindern unbekannte Eltern miteingebunden werden (und der Autor sagt ja selbst, dass Kinder nicht dumm sind. Die nehmen die von so toll ausgemalten Anfeuerungen fremder Menschen als Mitleid wahr mMn). Würde irgendjemand einen Mathetag fordern, bei dem man im öffentlichen Raum gezwungen wird, seine Unzulänglichkeiten beim Rechnen zu präsentieren? Ein Diktattag, bei dem das Diktat von klassenfremden Eltern korrigiert wird und in das Schüler anderer Klassen mal reinschauen dürfen? Einen Zwangsgesangswettbewerb, in dem jeder gezwungen wird, vor unbekannten Erwachsenen und Kindern zu singen? All das begründet mit der Nützlichkeit, zu lernen, mit dieser erzwungenen Peinlichkeit umzugehen? Was genau soll mir das bringen? Gibt es diese Situation im Leben überhaupt einmal? Dass man von einem System, an dem man nicht freiwillig teilnimmt (Schule) gezwungen werden kann, etwas öffentlich zu präsentieren, was man nicht kann und was man nicht mag? Mir fällt auf die Schnelle nichts ein.

Und damit es auch konstruktiv wird und da ich den guten Sportlern die BJS und Urkunden auch nicht wegnehmen will: warum macht das nicht freiwillig, wie etwa die Skitage (hier bei uns Ba-Wü)? Skifahrer fahren Ski, Boarder fahren Snowboard, wer an dem kleinen Abschlusswettbewerb teilnehmen will, macht das und alle anderen rodeln. So könnte man das auch handhaben. Wer will, macht sich auf die Jagd nach Urkunden, die anderen bekommen ein Ersatzprogramm – und das Einüben der Niederlagen findet zwischen September und Juli (Ba-Wü) im Unterricht statt.

Zur Ergänzung der eigenen Erfahrungen: In Leichtathletik Siegerurkunden, im Geräteturnen ab Klasse 5 der „Ist-das-euer-Ernst“-Typ."
 
Naja die Abschaffung der Punktetabelle heißt ja nicht, dass Kinder(!) und Jugendliche da einfach von A nach B rennen, springen und werfen und das wars. Es gibt schon weiterhin Vergleiche und auch mehr Punkte für weitere Würfe und Sprünge etc. Aber auch bei den Jugendspielen verhält es sich wie in allen anderen Dingen: Plötzlich sind alle Couch-Pädagogen oder Couch-Sportwissenschaftler. :coffee:
 
Ich sehe da keinen Streitpunkt, ich hab noch niemanden positiv darüber reden gehört :-D
Über die Bundesjugendspiele? Ich habe sie immer sehr gemocht, auch schon, als ich noch nicht so sportlich war. Es ist wie immer, dass die negativen Stimmen lauter sind als die positiven.
Ins Detail mag ich jetzt nicht gehen, dafür habe ich keine nerven mehr, ich fand und finde die generelle, pauschale Ablehnung der Veranstaltung aber immer sehr schade.
 
Wo man jetzt auch drüber streiten kann wie sinnvoll das ist. Aber die Folgen davon wird man eh erst in ein paar Jahren zu spüren bekommen.

Für die Förderung von Vereins- und Leistungssport halte ich die Bundesjugendspiele für das denkbar ungeeigneteste Mittel. Da absolvieren Kinder Schulsportarten, messen sich mit irgendeiner vorgegebenen Punktetabelle und am Ende werden durch die Wertung Teilnehmer-, Sieger- und Ehrenurkunden verteilt.

So weckt man keine Begeisterung für Bewegung und (in Vereinen organisierten) Sport.

Die Maßnahme ist aber halt schön billig, weil alles innerhalb der Schulen stattfindet und man keinen Vereinen (finanziell und durch Stärkung des Ehrenamtes) unter die Arme greifen muss.

Grüße,
Aiden
 
Achso... im übrigen glaube ich nicht, dass die bundesjugendspiele in zählbarem Maße zur Steigerung des Leistungssportes beigetragen haben. Ich persönlich sehe da daher keinen Zusammenhang zu Olympia. Da geht es eher um allgemeine Förderung, den Stand des Sportes in den Augen der Leute, die Förderung von Kindern im Sport (Sport muss man sich leisten können) und andere Dinge.
 
Hat eigendlich jemand die Performance der Australischen Breakdancerin gesehen ? Haha ich fragw mich wie man diese Person durchwinken konnte. Schade fuer die Person die wirklich geübt hat und zuhause bleiben durfte.
 
Also ich kann nur sagen, dass uns damals die Bundesjugendspiele komplett egal waren. Da hat man halt den Sprung, Wurf etc. schnell gemacht und nicht mal richtig hingehört, welches Ergebnis man erreicht hat. Wettbewerbsgedanke lag irgendwo nah bei Null.
Ich glaube viele hatten sogar mehr Lust auf Unterricht, einfach weil die Bundesjugendspiele länger gedauert haben.

Ähnlich übrigens beim Sportunterricht: der war gut, um den Kindern verschiedene Sportarten näher zu bringen, damit sich manche vielleicht dann mal in einem Verein anmelden.
Aber weder gab es innerhalb des Unterrichts irgendeinen Konkurrenzkampf (wer sportlich war, hatte halt gute Noten, hat echt keine Sau interessiert), noch ist jemand durch den Unterricht selbst fitter geworden.
 
Über die Bundesjugendspiele? Ich habe sie immer sehr gemocht, auch schon, als ich noch nicht so sportlich war. Es ist wie immer, dass die negativen Stimmen lauter sind als die positiven.
Ins Detail mag ich jetzt nicht gehen, dafür habe ich keine nerven mehr, ich fand und finde die generelle, pauschale Ablehnung der Veranstaltung aber immer sehr schade.
Das schönste der Bundesjugendspiele war doch immer dass dabei Unterricht ausfiel. Und das sage ich als jemanden der meistens nur eine Teilnehmer Urkunde bekommen hat. Aber irgendwie haben das zumindest bei uns damals sowieso nur wenige wirklich ernst genommen.
 
Mein Eindruck ist ein ganz anderer als Lehrer (kein Sportlehrer). Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mag Sport, freut sich auf den Sportunterricht und hat auch entsprechend positive Noten auf dem Zeugnis. Bei Bundesjugendspielen wollen die meisten Schülerinnen und Schüler wissen, wie sie abgeschnitten haben und wie ihre Leistung im Vergleich zu ihren Klassenkameradinnen und Kameraden ist.

Der Hauptgrund für eine Abneigung gegen den Sportunterricht an meiner Schule sind körperlichen Veränderungen bei Mädchen mit dem Einsetzen der Pubertät. Fühlen sie sich nicht wohl in ihrer Haut, wird Sport von einer Minderheit gemieden.
 
Mein Eindruck ist ein ganz anderer als Lehrer (kein Sportlehrer). Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mag Sport, freut sich auf den Sportunterricht und hat auch entsprechend positive Noten auf dem Zeugnis. Bei Bundesjugendspielen wollen die meisten Schülerinnen und Schüler wissen, wie sie abgeschnitten haben und wie ihre Leistung im Vergleich zu ihren Klassenkameradinnen und Kameraden ist.

Der Hauptgrund für eine Abneigung gegen den Sportunterricht an meiner Schule sind körperlichen Veränderungen bei Mädchen mit dem Einsetzen der Pubertät. Fühlen sie sich nicht wohl in ihrer Haut, wird Sport von einer Minderheit gemieden.
Gibt es bei euch auch schlechte Noten in Sport?
Bei uns war es tendenziell so: Wer im Sportverein war, hatte ne 1. Alle anderen eine 2. Wer beim Sport tatsächlich gar nix hinbekommen hat, bekam vielleicht eine 3.
Schlechter gab es nur bei Totalverweigerung und schwänzen.
 
@Laderampe

Meine Schule liegt im ländlichen Bereich. Ich kenne nur ländliche Schulen, mag sein, dass es im Vergleich zu Großstädten Unterschiede in der Einstellung zum Sportunterricht gibt. Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler steht "2" und "1" auf dem Zeugnis. Es gibt aber auch einen kleinen Kreis, der "5" oder gar "6" steht, wenn sie sich dem Sportunterricht entsprechend entzogen haben. Es sind in der Regel Mädchen, die sich aufgrund ihrer körperlichen Veränderungen unwohl vor ihrer Klasse, insbesondere vor ihren Klassenkameraden fühlen. Unter den Jungen gibt es leider immer wieder welche, die negativ durch Sprüche, Blicke oder gar Berührungen auffallen.
 
Hat eigendlich jemand die Performance der Australischen Breakdancerin gesehen ? Haha ich fragw mich wie man diese Person durchwinken konnte. Schade fuer die Person die wirklich geübt hat und zuhause bleiben durfte.

Bei Olympia gab es schon immer komische Vögel, und Athleten, die angetreten sind, obwohl von vorneherein klar war, dass sie komplett chancenlos sind. Man erinnere sich an Eddie the Eagle, der wohl erfolgloseste Skispringer in der Geschichte der Olympischen Spiele oder Éric Moussambani, der für Äquatorialguinea beim 100m Freistilschwimmen in Sydney an dern Start ging, obwohl er erst 8 Monate zuvor Schwimmen gelernt hatte und am Ende doppelt solange brauchte, wie der damalige Sieger. Solche Paradiesvögel gehören zu Olympia dazu. Für viele ist es bereits eine Leistung, überhaupt an den Spielen teilnehmen zu können, und es entspricht denke ich dem olympischen Geist, dass man auch diese Sportler mit Respekt behandelt.

Mein Eindruck ist ein ganz anderer als Lehrer (kein Sportlehrer). Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mag Sport, freut sich auf den Sportunterricht und hat auch entsprechend positive Noten auf dem Zeugnis.

Das war zu meiner Zeit noch anders. Da gab es Sportlehrer, die dafür sorgten, dass man diesen Unterricht gehasst hat.

C.
 
@Laderampe

Meine Schule liegt im ländlichen Bereich. Ich kenne nur ländliche Schulen, mag sein, dass es im Vergleich zu Großstädten Unterschiede in der Einstellung zum Sportunterricht gibt. Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler steht "2" und "1" auf dem Zeugnis. Es gibt aber auch einen kleinen Kreis, der "5" oder gar "6" steht, wenn sie sich dem Sportunterricht entsprechend entzogen haben. Es sind in der Regel Mädchen, die sich aufgrund ihrer körperlichen Veränderungen unwohl vor ihrer Klasse, insbesondere vor ihren Klassenkameraden fühlen. Unter den Jungen gibt es leider immer wieder welche, die negativ durch Sprüche, Blicke oder gar Berührungen auffallen.
Ist Sport bei euch gemischt? Bei uns war Sport nach Jungen und Mädchen getrennt, wir hatten auch zwei Turnhallen.
 
Kam bei uns immer auf die Schule an. In der Realschule wars gemischt, im Gymnasium meist getrennt.

Und die Bundesjugendspiele erfreuen sich an der Grundschule, an der ich arbeite, sehr großer Beliebtheit. Genauso wie Schulmeisterschaften in Fußball und Co. Die meisten Kids hypen das ziemlich, sammeln fleißig beim Spendenmarathon und nur wenige können damit nicht wirklich was anfangen... die dann aber mit voller Inbrunst :braue
 
@Crimson
Erinnerst Du Dich noch an die etwas kräftige, farbige Frau die im Eiskanal vom Schlitten gefallen ist und den Kanal auf dem Hintern und Rücken runterrutschte ?

Übrigens, was die BJS angeht, wenn ich euch erzähle was wir an unseren letzten Spiele gemacht hatten, ich glaube ich werde des Forums verwiesen (grins)
 
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