Rendili

Cry 'Havoc!', and let slip the dogs of war.

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Flaggbrücke] Mannschaftsgrade, SL Inyri Samantha Harte, CPT Lance Marlar, CMD Vanessa JINX, CMD Lane Gavager, LCD Heffrey Hosten, LCD Eric Vance, COL Janson Sez und VA Elysa Nerethin

Die feindliche Formation, welche die Gefechtscomputer mit Aurek benannte, hatte nur eine allgemeine Gefechtsformation eingenommen und Elysa war sich sicher, dass Vice Admiral Darius Vanwyk – wie sie es auch plante – erst kurz vorm Feindkontakt die endgültige Formation einzunehmen, um ihrem Gegenspieler die Möglichkeit zu verneinen sich darauf einzustellen. Einer der größten Fehler den man auf dem Schlachtfeld begehen konnte war zu früh zu agieren, zu spät war jedoch ebenso nachteilhaft. Es galt also den richtige Moment abzuwarten.

„30 Minuten bis Waffenreichweite.“ verkündete Captain Lance Marlar. Elysas Einheiten glitten wie die ihres Widersachers mit 40 MGLT durch den Raum, der jeweiligen Höchstgeschwindigkeit der Formationen, bemessen an den langsamsten Schiffen – den Nebulon-B-Fregatten.

„Colonel, lassen sie unsere Defender von der Leine.“

Kurz darauf folgte die Bestätigung.

„Trill eins und zwei sind auf dem Weg. Voraussichtliche Zeit bis zum Feindkontakt zehn Minuten.“

Wie besprochen würden die flexiblen und hochkarätigen Jagdmaschinen zu diesem Zeitpunkt in der Rolle als Plänkler fungieren. Das Ziel war es den Feind unter Druck zu setzen und in seine endgültige Gefechtsformation zu zwingen, wenn sie dabei noch Schaden anrichten konnten, umso besser. Die Defender besaßen die beste Geschwindigkeit und konnten allen anderen Maschinen ausweichen, nur die Raketenbooten konnten sie in ein Gefecht zwingen, allerdings auch nur dann unter Einsatz ihrer Nachbrenner. Aber damit würde man das Potenzial der vor Marschflugkörper nur so strotzenden Maschinen verschwenden. Und hinzu kam, dass die Defender auch gegen die Raketenboote gute Chancen hatten. Zuschlagen und verschwinden bevor der Feind sich organisieren konnte, keinen anhaltenden Schlagabtausch, war die Devise.

Auf dem Taktikhologramm entfernten sich zwei Symbole, stellvertretend für jeweils drei Staffeln, eine steuerte die linke Flanke von Aurek an, die andere die Rechte. Sollte Vanwyk nicht auf sie reagieren konnten sie einen Haufen Verwirrung und Zerstörung anrichten. Aber Elysa glaubte nicht, dass es Vanwyk ihr so einfach machen würde wie Rear Admiral Marlon, der die Defender solange ignorierte hatte bis sie in seinen Linien maraudierten. Nein, den stellvertretenden Kommandanten der dritten Flotte würde es ihr schwer machen. Sein Verständnis für Flottentaktiken war ihrem mindestens ebenbürtig, wahrscheinlich sogar überlegen, aber in Punkto Raumjägertaktiken war sie möglicherweise sogar allen Admirälen des Imperiums überlegen. Nicht etwa weil sie sich selbst für ein taktisches Genie hielt, sondern weil die anderen Flaggoffiziere die taktischen Optionen welche Raumjäger ermöglichten sträflich vernachlässigten. Daher war sie durchaus bereit gute Credits zu wetten, dass innerhalb der nächsten sechs Minuten Bewegung in Vanwyks Flottille kam und Aurek eine Formation einnahm, die einen Angriff der Defender in einen selbstmörderischen Sturmangriff verwandeln würde. In so einem Fall würden die Maschinen sich nicht wahllos auf den Feind stürzen, sondern sich dazu bereithalten, bei Öffnungen in der Feindformation diese auszunutzen oder dem Feindverband wo möglich Nadelstiche zuzufügen und Verteidiger aus der Formation locken. Durch die extrem starken Schilde der Defender, ihre Geschwindigkeit und nicht zuletzt auch der Qualität der Piloten waren sie ein gefährlicher Gegner, insbesondere da ihr Koordinator Colonel Janson Sez die Möglichkeiten dieser Jagdmaschinen nur zu gut kannte und wusste sie geschickt einzusetzen. Ein Gegner den Vanwyk nicht aus den Augen lassen durfte. Ganz so wie Elysa es wollte. Vanwyk sollte sich auf eine offensichtliche Bedrohung fixieren und sie würde ihm noch mehr geben, dass seine Aufmerksamkeit beanspruchen würde.

Nach weiteren fünf Minuten kam Bewegung in die feindliche Formation, die nach und nach einem flachen Rechteck glich.


„Scheint ganz so als plane Vanwyk drei Formationen.“

Ihre Stabsoperationsoffizierin markierte die Einteilungen, so dass sie auch auf dem Taktikhologramm hervorgehoben wurde. Elysa war ebenfalls geneigt zu glauben, dass ihr Stellvertreter seine Formation in drei in etwa gleichstarke Quadrate aufbrechen würde, angesiedelt um jeweils einen Sternenzerstörer und stimmte der Vermutung Commander Jinx mit einem Nicken zu. Wenn ihre Intuition richtig lag, hielt er sich geschickt die Option offen seine Formation doch noch zu ändern. Derzeit nahmen seine Corona-Fregatten und Marauder-Korvetten die Führung ein, dazwischen und an den Seiten formierten sich die weiteren Korvetten, Tartan-Kreuzer und Kanonenboote unterstützt durch vereinzelte Fregatten, seine Kreuzer und Schlachtschiffe hingegen fanden sich am weitesten von den Feindschiffen entfernt wieder.
Das würde ihr erlauben das Feuer auf seine Fregatten und schweren Korvetten zu eröffnen, bevor seine Einheiten antworten konnte. Falls er diese Formation beibehielt.

Sie vermutete hinter der derzeitigen Gefechtsaufstellung, dass er seine schweren Schiffe schützen wollte, möglicherweise hoffte er auch sie dazu zu provozieren die Fregatten und schweren Korvetten zu attackieren. Sie boten auf jeden Fall ein offensichtliches Ziel. Elysa ging zahlreiche Möglichkeiten durch, die sie in Betracht ziehen würde, dass Vanwyk seine schweren Schiffe schonen wollte erschien am plausibelsten, was wiederum einen konzentrierten Vorstoß implizierte wenn sie nahe genug herangekommen waren. Die Admiral würde es in knapp zwanzig Minuten unweigerlich erfahren. Aber wie auch in einer echten Schlachtsituation waren die Minuten zur Konfrontation qäulend lang. Hatte sie jede Eventualität bedacht? Wo waren Schwachstellen in ihren Plan? Konnte Vanwyk erahnen, wie sie seine Streitmacht eliminieren wollte? Genug Zeit um sich verrückt zu machen, nicht genügend Zeit um noch große Änderungen vorzunehmen.

Eines musste Elysa Vice Admiral Darius Vanwyk wirklich lassen. Er hatte Nerven aus Durastahl und ließ sich bisher nicht aus der Ruhe bringen, auch ihren Versuch ihm nun schon seine Schlachtordnung aufzuzwingen, so dass sie darauf reagieren konnte hatte er ihr zunichte gemacht. Sicherlich, große Änderungen konnte er nicht mehr vornehmen, aber er verfügte noch über Spielraum, so dass sie ihre Formation nicht perfekt auf seine abstimmen konnte. Genaugenommen schrumpfte das Zeitfenster die Schlachtformation einzunehmen immer weiter, innerhalb der nächsten zwei Minuten musste sie die letzten Befehle geben, oder es wäre zu spät, dass alle Schiffe vorm Feindkontakt die neue Position einnahmen.


„Alle Einheiten Formation Beta Zwo, Ausführung erfolgt in T-60 Sekunden.“


Auch sie unterteilte ihre Schiffe in drei große Subformationen, jede bildete den Keil mit dem Sternenzerstörer an der Spitze, im Vergleich fächerten sich ihre Einheiten jedoch weiter auseinander als die des Widersachers. Avenger bildete dabei die linke Flanke, unterstützt durch die vier corellianischen Korvetten der 687.ten Korvettendivision und die 74.te Fregattendivision bestehend aus jeweils zwei Corona-Fregatten und zwei Nebulon. Im Zentrum formierte sich die 292.te Korvettendivision, Tartan-Kreuzer und corellianische Kanonenboote unterstützt von der 37.ten Fregattendivision bestehend aus vier Corona-Fregatten, hinzukamen der ISD II Transgressor und die Hälfte der 23.ten Kreuzerdivision, der Abfangkreuzer Bloodlust und der Carrack-Kreuzer Shield. An der rechte Flanke bildete sich die stärkste Teilformation bestehend aus der 107.ten Korvettendivision, vier Assassinen-Klasse Korvetten, 59.te Fregattenformation, vier Nebulon B, der 65.ten Kreuzerdivision bestehend aus vier Kreuzern der Strike-Klasse und dem ISD II Cold Steel.

Die 337.te Korvettendivision, bestehend aus vier Marauder-Korvetten, die mit Diamant-Bor-Raketen ausgestattet war ließ sich etwas zurückfallen und stieg über der zentralen Formation einen Klick auf und war somit noch im Defensivfeuerbereich der anderen Schiffe. Zusätzlich formierten sich vier Staffeln TIE MKII als Geleitschutz. Zwischen den einzelnen Subformationen waren Staffelweise Scimitar-Bomber, Starwings und TIE-MK II angesiedelt, wo sie auch Platz zum Manövrieren hatten. Die vier Staffeln XM-1 Raketenboote die Elysa zur Verfügung stand hielt sich ebenfalls an der rechten Flanke, hinter der Cold Steel. Vanwyk musste sie mittlerweile ebenso sehen und unter Beobachtung halten und damit rechnen, dass sie an seiner linken Flanke die Entscheidung erzwingen wollte.


„Captain Marlar, geben sie Bloodlust das Signal.“

Die Schiffe von Vanwyks Formation dürften in Kürze den Energieanstieg beim Abfangkreuzer vermelden und kurz darauf würden sich Abfangkegel an den äußeren Rand seines linken und rechten Flügels legen und zentral würden zwei Kegel die Schiffe im Realraum festnageln. Ebenso gab es ihr die Möglichkeit zuvor entsandte Jagdmaschinen punktgenau an den Schnittstellen der Schwerkraftkegel und ihrer Hyperraumrouten aufs Schlachtfeld zu führen. Einer Taktik derer sich Elysa gerne bediente. Wissen über das auch ihr Stellvertreter verfügte. Nur wo sie ansetzen würde blieb das große Rätsel. Vanwyk musste mittlerweile drei große Faktoren beachten. Ihren rechten Flügel, seine Flanken und den Rücken seiner Formation und dann waren da auch weiterhin die TIE-Defender die beständig seine Verteidigung auf die Probe stellten, ohne wirklich Verluste einzufahren. Sie frusteten die Verteidiger, aber noch ließen sich der Feind – zumindest für das Manöver – nicht dazu hinreißen Einheiten zu entbehren und die Defender zu jagen.

„Waffenreichweite in einer Minute.“, kam es routiniert von Captain Marlar und die Admiral überprüfte noch einmal den Feuerplan. Zunächst würde sie Vanwyk den Gefallen tun und den Beschuss auf seine Corona-Fregatten konzentrieren. Die Marauder-Korvetten konnten langfristig unangenehm werden, konnten aber auch mehr Schaden verkraften. Auf seiner linken Flanke würden sich jedoch auch ihre Marauder-Korvetten einmischen, dank ihrer Raketenwerfer verfügten sie über die Reichweite und würden ihren Beschuss auf den Sternenzerstörer fokussieren.

Eric Vance verzog missmutig das Gesicht und verkündete beklommen:
„Ma'am, in Admiral Vanwyks Formation fehlen die vier Carrack-Kreuzer der 137.ten und die beiden Vindicator-Kreuzer der 47.ten. Er hat Trickster Decoys eingesetzt.“

Elysa hatte damit nicht gerechnet, durch die Täuschungsdronen in Kombination mit den Störsendern war das Fehlen der Kreuzerdivision jetzt erst aufgefallen. Vanwyks Vorgehen war darauf ausgelegt, den Sensoren ihrer Flotte einen klaren Blick auf die vorgetäuschten Schiffe zu verwehren, so dass die Sensoren nur anhand der elektromagnetischen Signale die Anwesenheit verifizierten - welche die Trickster Drohnen vortäuschten. Nun musste sich Elysa ebenfalls Gedanken machen, wo die sechs Kreuzer zum Einsatz kamen. Er hatte die Abwesenheit der Gladius gezielt ausgenutzt und sie überrumpelt. Etwas dass ihren Stellvertreter in ihrer Achtung steigen ließ.

„Zur Kenntnis genommen. Feuerfreigabe an alle Schiffe erteilen.“


Normalerweise würde an dieser Stelle ein steter Strom der Zerstörung nach den als feindlich klassifizierten Schiffen tasten. In der Manöverübung übernahmen die Gefechtscomputer die Auswertung des Schadens und das spektakuläre Schauspiel blieb der Admiral dieses Mal verwehrt.


„Colonel, geben sie unseren Raketenbooten die Anweisung Manöver Flipdarter auszuführen. Gehen sie sonst weiterhin nach ihrem Angriffsplan vor.“

Der Angriffsplan sah vor einen Großteil der TIE-MKIIs sich aus der Formation lösen zu lassen. Die Jäger waren zwar vielseitig einsetzbar, aber vergeudete man mit Eskortaufgaben ihr Potenzial, denn in der Aufgabe konnten sie weder ihre Geschwindigkeit, noch ihre Wendigkeit voll zum Einsatz bringen. Stattdessen würden sie in der gegnerischen Formation auf Jagd gehen...

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In the Balance

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„...kurz darauf enthüllte Admiral Vanwyk den weiteren Sinn seiner Formation. Die Schiffe des Retribution-Geschwaders schossen sich auf die Corona-Fregatten der 117.ten ein, bevor deren Schilde jedoch soweit geschwächt waren, dass sie Rumpfschäden davontrugen versuchten die Marauder-Korvetten soviele Treffer wie möglich abzufangen.“

Das übergroße Taktikhologramm maß beinahe zehn Meter und stellte die Schlachtgeschehen des Manövers entsprechend detailiert dar. Elysas Blick wanderte währenddessen über die versammelten Offiziere. Fast zweihundertachtzig Personen waren im Besprechungssaal anwesend und brachten ihn an seine Kapazität. Flaggoffiziere, deren Stäbe, Divisionskommandanten, Schiffskommandanten und deren erste Offiziere die der Manöverkritik beiwohnten, Sitzreihe um Sitzreihe war gefüllt.

„Ein sehr gutes Beispiel wie leichtere Einheiten in dieser frühen Phase der Schlacht Schaden von Kreuzern und Schlachtschiffen abhalten ohne sie unnötig zu riskieren. Der Aggressor-Verband konzentrierte sein Feuer auf die Sternenzerstörer und erzielte auf die maximale Feuerdistanz auch eine höhere Trefferfrequenz als die Sternenzerstörer des Retribution-Verbands an den Schutzschirmeinheiten.“

Dass Vanwyk es verstand seine Schiffe einzusetzen hatten schon die vorherigen Manöver bewiesen und Elysa entsprechend zur Achtsamkeit gemahnt.

„Erst als die Trefferquote drohte die leichten Einheiten zu überwältigen brachte Admiral Vanwyk seine Schlachtschiffe in die erste Reihe während sich die angeschlagenen Einheiten hinter sie zurück fallen ließen. Dabei war er jedoch auch gezwungen seine Raumjägerabwehr umzustellen, was hier zu einer Lücke führte. Beachten sie genau, wie kurz das Zeitfenster ist.“

Zwischen den corellianischen Kanonenbooten Myrmidon und Oblivion öffnete sich für eine halbe Minute ein Korridor der es den drei Staffeln Defender auf Vanwyks rechter Flanke erlaubte in die Formation einzufallen. Die Lücke entstand, da ihre beiden Divisionsgeschwister Rampart und Valiant in der Formation vorrückten um den Sternenzerstörer Retaliator Geleitschutz zu geben.

„Wie Admiral Merlon bereits erfahren musste stellen TIE-Defender in den feindlichen Reihen eine große Gefahr dar. Ihr Kurs bringt sie zu den angeschlagenen Fregatten, auf dem Weg greifen sie Gelegenheitsziele an und nehmen Kursänderungen vor, um Abfangeinheiten auszuweichen und ihr wahres Ziel zu verschleiern. Der Torpedoangriff zerstört die Indomitable und zerstören den Antrieb der Warden, die 117.te steht ohne Divisionskommandanten da und die Defender ziehen sich aus der linken Flanke zurück. Selbst im Defensivfeuer der 117.ten konnten die Defender dank ihrer überragenden Schildstärke die Zielerfassung für den Torpedoangriff vornehmen. Sie haben also eine winzig erscheinende Öffnung genutzt, sind in die Feindformation eingedrungen, haben eine Fregatte vernichtet, eine weitere manövrierunfähig gemacht und sind im Rücken der Formation hinausgestoßen. Die eigenen Verluste betrugen zu dem Zeitpunkt sieben Defender.“

Es war ein starkes Beispiel wie eingespielte Raumjägerverbände immensen Schaden anrichten konnten. Vanwyk hatte die Kapazität der Defender unterschätzt und einen hohen Preis gezahlt.

„Admiral Vanwyk schaltet diesen Jägerverband daraufhin effektiv aus indem er einen zahlenmäßigen überlegenen Verband Defender auf sie ansetzt. Trill eins verneint den Feindkontakt, bindet aber weiterhin vier Staffeln Defender.“

Die Statistik allein sollte für sich sprechen, zwei Fregatten aus dem Gefecht genommen und vier Staffeln Defender gebunden. Die eigenen Verluste sieben Maschinen und nahezu leere Torpedomagazine. Allerdings war das Gefecht gegen Vanwyks Aggressor-Verband bei Weiten nicht so einseitig wie das gegen Merlons Purgatory-Verband.

„Die Sternenzerstörer des Aggressor-Verband befinden sich in idealer Feuerreichweite, dank überschneidender Feuerfelder konzentrieren sie ihr Feuer auf die Transgressor, im Zentrum des Retribution-Geschwaders. Dieser Verband wiederum ändert den eigenen Feuerplan und konzentriert den Beschuss auf Schiffe der Korvetten-Klasse, corellianische Kanonenboote, um die Raumjägerabwehr zu schwächen.“

Elysa war sich dem Umstand sehr wohl bewusst, dass Raumjäger allein niemals das Schlachtfeld beherrschen konnten.

„Es folgt eine andauernde Feuer- und Annäherungsphase, die Transgressor dazu zwingt ihre Frontschilde zu verstärken.“


Der Retribution-Verband erzielte weiterhin insgesamt weniger Treffer, da sie das Feuer auf kleinere Ziele konzentrierten.

„An der linken Flanke des Aggressor-Verbandes macht sich langsam die lokale Feuerüberlegenheit meines Verbandes bemerkbar. Die angeschlagenen Marauder-Korvetten springen in die Bresche, um die Flanke zu halten, die dem konzentrierten Feuer von Diamant-Bor-Raketen, den vier Strike-Kreuzer von CRUDIV (Kreuzerdivision) 63 und den schweren Geschützen des Sternenzerstörer Cold Steel, alleine nicht gewachsen ist.“

„Es folgt die kritischste Phase der Schlacht.“

Vanwyks nächster Schritt hätte Elysa das Manöver kosten können. Der Abfangkreuzer des Aggressor-Verbands fuhr die Schwerkraftkegel hoch und legte alle vier Kegel um das Zentrum ihrer Formation, unmittelbar danach tauchten die vier Carrack-Kreuzer und zwei Vindikatoren, als auch zwei Staffeln Sternenflügler und zwei Staffeln Avenger zur Eskorte auf der relativen Höhe leicht hinter Transgressor und Begleitschutz aber noch zwischen dem Zentrum ihrer Formation und den 'darüber' operierenden Marauder-Korvetten auf. Die Backbordgeschütze eröffnen das Feuer auf das kaum geschützte Heck der Transgressor und die Steuerbordgeschütze konzentrierten das Feuer auf eine einzelne Marauder-Korvette. Die Kanonenboote gingen ebenfalls zum Angriff auf die Raketenkorvetten über, ihre Eskorte fingen andere TIE-MKII ab, deren eigentliches Ziel die plötzlich erschienenen Kanonenboote waren. Zu allem Überfluss machten Vanwyks vier Staffeln Raketenboote einen Satz vorwärts und befanden sich in Raketenreichweite zur Transgressor, was zur Konsequenz hatte das sich dutzende neue Symbole auf dem Taktikhologramm bildeten – allesamt Torpedos, mit dem Herzstück ihres Verbandes als Ziel.

„Admiral Vanwyk wäre hier beinahe ein Geniestreich gelungen. Mit einem Schlag hätte er nicht nur das Zentrum der Retribution-Formation auseinandergerissen, sondern auch noch die Hauptbedrohung für seine linke Flanke vernichtet, danach wäre sein zentraler Verband seiner rechte Flanke zur Unterstützung gekommen und lediglich die Formation um die Avenger hätte einen wirksamen Versuch unternehmen können zu entkommen.“

Elysa nahm sich die Zeit Vanwyks Manöver noch einmal in all seiner Brillianz abzuspielen. Es war ein wirklich gutes Manöver. Und vor einem Jahr hätte es wohl auch noch geklappt.

„Schlachtfeldtaktiken entwickeln sich ständig weiter, wer sich auf seinem Wissen ausruht gefährdet den Erfolg.“, mahnte die Corellianerin bevor sie das riesige Hologramm fortsetzte, nachdem sie etwas hineingezoomt hatte.

„Das Ressort für Raumjäger hat in den letzten Monaten eine Raketenabwehrdoktrin entwickelt, am Besten geeignet dafür sind unsere Scimitar-Bomber. Wenn sie die Schlacht bisher aufmerksam verfolgt haben werden sie bemerkt haben, dass diese noch immer zwischen den einzelnen Subformationen verharren, als auch einige Staffeln Angriffskanonenboote. Diese Taktik kam bereits erfolgreich gegen einen hapanischen Verband zum Einsatz. Die Flugleitkontrolle weist automatisch anfliegende Raketen als Ziel den mobilen Defensiveinheiten zu. Unterstützt durch die Telemetriedaten der Großkampfschiffe erhalten die Scimitarpiloten sehr präzise Zielzuweisungen. in der Theorie ist jede Jagdmaschine die mit Abfangraketen bestückt ist in der Lage die Rolle einzunehmen. Die Abwehrsalve erfolgt unmittelbar und die Abfangraketen fangen die feindlichen Flugkörper noch in sicherer Distanz ab. Nur durch ein hohes Maß an Training und Disziplin kann diese Raketenabwehrdoktrin funktionieren.“

Im Corellia-System hatte sie diese Taktik schon einmal, mit überwältigendem Erfolg verwendet. Vanwyk hatte jedoch auf den Overkill gesetzt und seine achtundvierzig Raketenboote leerten ihre Torpedomagazine zur vollständig, bis fünf Staffeln TIE-MKII in Reichweite waren um sie zum Zweikampf zu stellen. Da die Raketenboote ihren Nachbrenner aufgebraucht hatten um sich so plötzlich in Position zu bringen, mussten sie sich nun den Abfangjägern im Nahkampf stellen - mit ihren Raketen waren weiterhin gefährliche Gegner und die Verluste unter den TIE-MKIIs würden entsprechend hoch ausfallen - aber für den Moment war die Gefahr durch die Raketenboote Vanwyks gebannt. Dennoch blieb das Problem: 1920 Protonentorpedos waren abgefeuert worden, zunächst einmal sahen beide Zahlen riesig aus, unmöglich abzuwehren. Jedoch waren es insgesamt zwanzig Abschusswellen die mit kleiner Verzögerung eintreffen würden, 96 Marschflugkörper pro Welle. Die sechs Staffeln Scimitarbomber verfügten ihrerseits 2304 Raketen ab, vier Staffeln Sternenflügler weitere 768, aus diesen möglichen 3072 Abfangraketen lösten sich exakt 1920. Etwa einen Klick vor der zentralen Formation des Retribution-Geschwaders entstand das große Marschflugkörpergrab. Etwa fünfzig Flugkörper drangen durch diese Todeszone, das Abfangfeuer der 292.ten Korvettendivision und der 37.ten Fregattendivision vergingen weitere 32. Die 18 übrigen Torpedos zerrissen den unglücklichen Tartan-Kreuzer Lightning, da sie sich schützend vor den Sternenzerstörer schob. In einem echten Gefecht hätte sie keine Chance gehabt und wäre der sofortigen Zerstörung ausgesetzt, kein Crewmitglied könnte diesem Flammeninferno entkommen.

„Keinem uns bekannten republikanischem Verband wäre die Abwehr einer solchen massiven Salve gelungen, ihre Maschinen tragen zu wenig Raketen. Hätte ich meine Scimitar-Bomber offensiv eingesetzt wäre die Schlacht an der Stelle beendet gewesen. Zu dem Zeitpunkt sah es sehr danach aus, als habe Admiral Vanwyk die Oberhand. Sein Kreuzerverband nimmt das Heck der Transgressor unter Beschuss, in Zusammenarbeit mit seinen Sternenflüglern vernichtet er zwei Raketenkorvetten, der Rest zieht sich Richtung Avenger zur linken Flanke zurück. Der Abfangkreuzer Bloodlust schiebt sich unter die Transgressor um ihre Abfangfelder weiterhin aufrecht halten zu können.“

Die Schlacht hatte hier in der Schwebe gehangen. Ihr Zentrum war dem Untergang geweiht wenn sie nicht schnellstmöglich etwas unternahm.

„Aber schauen wir doch mal, was meine eigenen Raketenboote derweil machten. Ich gab eingehend die Order das Manöver Flipdarter auszuführen.“, frischte die Corellianerin noch einmal auf.

„Flipdarter sind kleine Raubtiere die im Rudel jagen, wenn ein größeres Raubtier ihre Beute beansprucht teilt sich das Rudel auf, ein Teil lenkt den größeren Jäger ab indem es Angriffe auf ihn vortäuschen, während der Rest frisst.“


Man hatte die Taktik dieser Raubtiere auf die Schlacht transferiert.

„Admiral Vanwyk ist sich ganz offensichtlich des Zerstörungspotenzials der Raketenboote bewusst und ließ meine eigenen nicht aus den Augen. Er hatte mehrere Staffeln Jagdmaschinen dazu abgestellt sie zu jagen und nicht zu dicht an seine Formationen herankommen zu lassen. Sie steigen kreisend über Aggressors linker Flanke in die Höhe und ziehen Jagdmaschinen aus der Position. Diese Öffnungen nehmen andere Jagdmaschinen war, stellen aber nicht die gleiche massive Bedrohung dar. Hier stirbt Admiral Vanwyks Flanke einen langsamen Tod durch tausend Stiche. Eine wirklich gute Option hat er an der Stelle nicht, er muss darauf bauen dass mein Verband zerbricht, um seine linke Flanke entlasten zu können.“

Der wirkliche Genickbruch und somit die Wendung kam aber erst noch.

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Risk and Reward

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„Zu diesem Zeitpunkt in der Schlacht macht sich auch bemerkbar, dass die Flugleitoffiziere des Aggressor-Verbandes die Übersicht verlieren. Es entstehen zu viele Brandherde, die Reaktionszeiten werden schlechter und es entstehen immer mehr Gelegenheiten für die Maschinen des Retribution-Verbandes.“

Den Fehler suchte Elysa jedoch nicht bei den Flugleitoffizieren, sondern in der imperialen Doktrin, die sie und vor ihr Flottenadmiral DeVries zwar zu ändern versuchten, aber im Endeffekt ebenso an dem vorherrschenden schlachtschifffixiertem Denken scheiterte wie ihr Vorgänger. Die zuständigen Flugleitoffizere verfügten einfach nicht über das nötige Training und die notwendige Erfahrung mit der entstanden Situation umzugehen. Nicht umsonst bestand innerhalb der republikanischen Flotte die Richtlinie, dass Imperiale Fehler machten, wenn es brenzlig wurde. Elysa hatte sich fest vorgenommen diese Richtlinie eines Tages zur Schlachtbank führen. Immer voraus gesetzt der Frieden hielt nicht.

„Erschwerend kommt hinzu, dass die zur Raumjägerabwehr geeigneten Schiffe in Vanwyks Formation im Fokus der schweren Schiffe stehen und die Abwehr weiterhin ausdünnen.“

Die Verluste wurden am Rande des Hologramms aufgelistet, derzeit lag Vanwyk in der Tonnage leicht vorne, bei den Jagdmaschinen hatte der Retribution-Verband eindeutig das bessere Ergebnis vorzuweisen.

„Beim Angriff von Raumjägern auf ein Großkampfschiff ist es üblich, dass eine Maschine die Zielpeilung übernimmt und die Zieldaten an die anderen Schiffe des Flügels, oder die gesamte Staffel weiterleitet.“


Für die Admiral war es wichtig grundlegende Fakten noch einmal zu nennen, denn auch wenn diese für sie eine Selbstverständlichkeit darstellten, bedeutete es nicht, dass sie jedem ihrer Offiziere vertraut waren.

„Eine Taktik die auch im Zusammenspiel von Großkampfschiffen und Raumjäger mit großer Durchschlagskraft anwendbar ist.“

Für einen Moment pausierte Elysa das Hologramm und vergrößerte ihre linke Flanke.

„Wir erinnern uns, dass meine verbliebenen Marauder-Korvetten zu meiner linke Flanke gewechselt sind. Ihre Diamant-Bor-Raketenwerfer sind so gut wie erschöpft und sie erhalten die Anweisung jeweils vier Raketen zurückzuhalten, aber weiterhin ihre Ziele anzuvisieren.“

Die Aufmerksamkeit der versammelten Offiziere bewusst spielte sie verlangsamt den entscheidenden Schlag ab. Innerhalb von fünfzehn Sekunden kam es zur Entscheidung.

„Jetzt tauchen unmittelbar in Raketenreichweite vier Staffeln Xg-1 Alpha-Klasse Kanonenboote auf, sie erhalten die Zielerfassung von den Marauder-Korvetten und müssen so keine eigene Zielpeilung vornehmen, sie gehen ohne Vorwarnung direkt zum Angriff über. Da sie mit schweren Raketen bestückt sind, beträgt ihr Arsenal nur acht Raketen pro Maschine. Es findet kein konzentriertes Defensivfeuer statt, was es den langsameren Marschflugkörper erlaubt mehr Schaden als Torpedos anzurichten, insbesondere da die Sternenflügler für wenige Momente das Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben. Der Angriff reicht aus um die bereits angeschlagene 117.te Fregattendivision aufzureiben und zusätzlich schwere Schäden am Sternenzerstörer anzurichten. Die Kanoniere der Retaliator und die Piloten in Reichweite fangen nur wenige Raketen ab, bevor die angeschlagene Retaliator nun dem konzentrierten Feuer der Überreste der 74.ten Fregattendivision und des Sternenzerstörers Avenger ausgesetzt ist.“

Auch wie man seine Einheiten aufmunitionierte konnte in der Schlacht entscheidend sein. Ihre Scimitar-Bomber setzte Elysa mit Vorliebe defensiv für die Marschflugkörperabwehrdoktrin ein, ihre Offensivkapazitäten gegen Kriegsschiff berief sich in der Regel auf Angriffskanonenboote und Raketenboote, wobei man natürlich auch die TIE-MKII und die Defender nicht aus dem Augen lassen durfte.

„Avenger und ihre verbliebenen Begleitschiffe bringen sich indessen in Position und gehen auf Tuchfühlung mit dem ISD II Retaliator, die sie auf der angeschlagenen Steuerbordseite passieren und ihr auf nächste Distanz den Rest geben. Danach durchstößt die Formation Admiral Vanwyks rechte Flanke die damit zerfällt. Mit einer Kursänderung bringt sich Avenger und die aufschließenden, angeschlagenen Begleitschiffe so versetzt hinter die zentrale Formation des Aggressor-Verbandes, dass ihre Steuerbordbatterien das Heck der Accuser unter Beschuss nehmen kann und die Frontgeschütze die bereits angeschlagene linke Flanke Vanwyks unter zusätzlichen Druck stellt.“

Vanwyks zentraler Verband um den ISD II Accuser sucht daraufhin die Rauferei mit ihrem zentralen Verband, wobei Accuser die Gravitationsgeneratoren der Bloodlust zerstört und die sechs Kreuzer den Sternenzerstörer Transgressor aus dem Gefecht nehmen, indem sie Hauptbrücke, Antrieb und dann gezielt die Geschütze aufs Korn nahmen. Alles in Allem konnte man die Transgressor als Verlust abschreiben, die Schadensliste war so ausführlich, dass man sie nur noch in die nächste Werft zum Abwracken schleppen könnte – wenn es sich nicht nur um eine Übung gehandelt hätte. Sobald die Schwerkraftkegel zusammengefallen waren, verschwanden die acht Kreuzer davon fünf Carracks, zwei Vindicatoren und ein Abfangkreuzer, zwei Corona-Fregatten und die Accuser in den Hyperraum, bevor die Raketenboote in Reichweite waren. Immerhin verhinderte es einen Totalausfall der Begleitschiffe der Transgressor die der lokalen Überlegenheit nicht viel entgegenzusetzen gehabt hätten.

„Admiral Vanwyk trifft hier die richtigen Entscheidungen, stößt durch das Zentrum und erzwingt sich eine Rückzugsmöglichkeit, um so viele seiner Einheiten zurückzuziehen wie möglich, einen Befehl den auch seine Jagdmaschinen erhalten. Er verhindert den vollständigen Verlust seiner Einheiten.“

Von Vanwyks ursprünglich 41 Schiffen war knapp ein Viertel geblieben, welche zum Teil schwer beschädigt waren. Elysas eigene, simulierte Verlustliste umfasste den Sternenzerstörer Transgressor, zwei Marauder-Korvetten, drei corellianische Kanonenboote, sieben Fregatten, einen Kreuzer der Strike-Klasse, sieben weitere Schiffe waren schwer beschädigt (hauptsächlich Fregatten und Kreuzer), würden aber nach einem andauernden Werftaufenthalt wieder den Dienst aufnehmen können. Zehn weitere Schiffe, darunter auch Avenger und Cold Steel hatten mittlere bis leichte Kampfschäden, welche die Mannschaften auch ohne Raumdocks unter Kontrolle bringen konnten. Die Abschussstatistik bei den Jagdmaschinen stand bei einem Verhältnis von drei zu eins für Elysas Retribution-Verband.

Zahlen die für sich selbst sprachen und die keiner der anwesenden Offiziere ignorieren konnte. Nur das Oberkommando und das Flottenkommando würden dank Fyrestone, Fisken und Peridan wieder halbgare Argumentationen suchen, schaffen und finden, um Elysas Vision der modernen imperialen Kriegsführung zu entwerten. Diesen Gedanken und den aufkeimenden Zorn schob die Admiral mit aller Gewalt von sich, bevor sie sich wieder den versammelten Offizieren widmete. Es war leise im Saal geworden, die versammelten Offiziere erwarteten den verbalen Hammer, erwarteten dass sie dazu ansetzte die Überlegenheit der Jagdmaschinen hervorzuheben. In einigen Gesichtern stand die Anspannung ganz deutlich geschrieben, allen voran Commodore Valen Cestar und Rear Admiral Tarren Morlens. Von Beiden rechnete die Admiral mit heftigen Widerworten und dem Willen gegen ihre Veränderungen anzukämpfen. Andere Offiziere verbargen ihre Gedanken und Gefühle besser und auch die Macht konnte ihr hier nicht weiterhelfen, dazu fehlte ihr in dem Bereich die Expertise.


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Not so merry after all.

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Es war Zeit das Fazit der beiden Manöverübungen zu ziehen und danach zur allgemeinen Manöverkritik überzugehen. Es gab noch einige Punkte von denen Elysa hoffte, dass Kommandanten sie selbstständig ansprechen würde.

„Sowohl Admiral Vanwyk als auch Admiral Morlens haben nicht im vollen Umfang die Möglichkeiten ihrer Raumjäger genutzt. Deshalb war es mir möglich mit gleicher Stärke eindeutige Siege zu erringen.“

Die beiden Übungen hatte der Corellianerin auch offenbart, dass es mit Admiral Morlens taktischen Fähigkeiten nicht sehr weit her war. Er beherrschte sehr wohl die Theorie, war aber einfallslos und zu vorhersehbar. Dazu kam jedoch, dass er sich auf dem flottenpolitischen Parkett sehr wohl zu positionieren wusste und somit zu einem Ärgernis wurde, mit dem sie sich auseinandersetzen musste. Ob sie wollte oder nicht.
Vanwyk hingegen war ein gerissener Taktiker und ihn zu bezwingen hatte ihr viel abverlangt. In Punkto Flottentaktik konnte sie von ihm noch lernen. Dass er sich was seine politische Meinung betraf bedeckt hielt machte es Elysa noch schwieriger ihn einzuschätzen und das bereitete ihr durchaus Kopfzerbrechen. Normalerweise reichte ihre Menschenkenntnis, Intuition und Empathie aus, um nach mehreren Wochen eine solide Einschätzung vornehmen zu können. Nicht so bei ihrem Stellvertreter.


„Der Punkt den ich hier unter Beweis stelle ist jedoch nicht die Überlegenheit von Jagdmaschinen, sondern dass im richtigen Zusammenspiel von kapitalen Schiffen, Jagdmaschinen und Bombern so viel ungenutztes Potenzial liegt. Jede dieser Waffen hat einen Platz auf dem Schlachtfeld, unsere Aufgabe ist es sie richtig einzusetzen, im Zusammenspiel offenbaren sie zahlreiche Möglichkeiten. Sie müssen jede dieser Waffen respektieren, ihre Stärken und Schwächen kennen. Verlassen sie sich nicht auf das Lehrbuch der Akademie, dass kennen auch mögliche Feinde. Adaptieren sie, überraschen sie ihre Feinde und ruhen sie sich nie auf ihrem Wissen aus.“

Insbesondere letzteres kostete Leben, Schiffe und Siege. Während sie ihre Offiziere mahnte, ruhte ihr Blick insbesondere auf Rear Admiral Morlens, welcher aber keine Regung zeigte. So einfach würde er es Elysa nicht machen und die Schuld für sein Versagen bei sich suchen.

„Soviel zur Auswertung von Admiralstabsseite und meiner Person. Kommen wir nun zur allgemeinen Manöverkritik.“

Mit diesen Worten überließ Elysa ihrem Stabschef das Feld, der die Moderation an dieser Stelle übernehmen und zunächst auf Wortmeldungen eingehen würde. Das tat er auch sehr routiniert, bis Captain Lissahl Merriweather – Divisionskommandantin der 337.ten Korvettendivision - das Wort bekam. Die Schönheit der rothäutigen Zeltros war in jungen Jahren durch einen Plasmabrand getrübt worden, auf ihrer linken Wange zeichneten sich Brandnarben in dem sonst so ebenmäßigem Gesicht ab und auch ihre Linke steckte in einem schwarzen Handschuh. Abgerundet wurde das Erscheinungsbild von blauschwarzen Haaren und einem lodernden Feuer in den türkisfarbenen Augen. Man sagte ihrer Spezies nach, dass es alles Hedonisten seien. Der Umstand, dass die Zeltros aber auch formidable Kämpfer waren ging oft unter, das entschlossene Antlitz von Captain Lissahl Merriweather hingegen belegte dieses seltene Wissen.
Sie wolle noch einmal den Fokus auf ein wenig beachteten Umstand des Manövers lenken, dazu erhob sie sich aus der Menge der Offiziere und trat schließlich zum Kontrollpanel des Taktikhologramms. Dort rief sie im Schlachtverlauf den Zeitpunkt auf als Admiral Vanwyks sechs Kreuzer in das Geschehen eingriffen. Die Kreuzer der Carrack-Klasse manövrierten äußerst aggressiv und es war beinahe zu einer Havarie gekommen. Die Captain hatte den Fokus auch rein auf das rücksichtslose Verhalten gelegt.


„Commodore Cestar lässt hier fast die Undaunted rammen, das Führungsschiff meiner Division. Ohne die schnelle Reaktion meines Navigators, hätte Fearless uns den linken Flügel abgerissen und es wäre auf beiden Schiffen zu unnötigen Verlusten gekommen.“

Elysa hatte darauf gehofft, dass Captain Merriweather – deren mühsam beherrschter Ausdruck im Kontrast zu ihrem Namen stand – den Punkt selbst ansprechen würde. Wenn sie zu sehr verbal auf Cestar einprügelte, fand er möglicherweise Sympathien. So wurde er dennoch vor allem Offizieren zur Rechenschaft gezogen, ohne dass sie selbst direkt Eingreifen musste.

„Stellen Sie sich nicht so an. Eine Übung hat den Sinn den Ernstfall zu simulieren!“, spielte der angesprochene Flaggoffizier den Vorfall herunter.

„Commodore, bei allem gebührendem Respekt, sie haben leichtfertig die Unversehrtheit meiner Crew und die der Fearless riskiert. Wäre es ihre Warrior gewesen wäre ich bereit zu glauben, dass es ein Versehen in der Hitze des Manövers war.“


Neben ihr hustete Janson zweimal auf und auch Elysa tat sich schwer daran keine Reaktion bei den Worten zu zeigen. Merriweather hatte Commodore Cestar vor dem versammelten Offizierskorps der dritten Flotte durch die Blumen als Lügner und Feigling bezeichnet. Mut hatte die Zeltros definitiv und das ihre Worte trafen bewies Cestar als er aufsprang.


„Wenn sie ihre Schiffe nicht führen können ist das kaum mein Problem sie nichtmenschliche Hu...“- „Das reicht, Commodore!“, fuhr die Corellianerin ihm dazwischen bevor er seinen wütenden Ausbruch beenden konnte. Elysa hatte sich ebenfalls erhoben.

„Ich werde nicht dulden, dass meine Offiziere einander beleidigen.“ Die Flottenkommandantin versah die Zeltros und auch Commodore Cestar mit langen, harten Blicken, die Beide von weiteren verbalen Schlägen abhielten.
Elysa wusste nicht, ob es der gesunde 'Menschenverstand' der Zeltros, oder ihre begrenzte Telepathie war, aber sie bewies Integrität.

„Commodore, sollte ich ihre Offiziersehre in Frage gestellt haben, so war das nicht meine Intention.“ Die Worte wirkten überzeugend genug, ob die Zeltros sie wirklich meinte, bezweifelte Elysa jedoch. Scheinbar empfand Cestar ebenso, denn sein wütender Blick wanderte zwischen der Divisionskommandantin und der Flottenkommandantin hin und her. Die Zeit verstrich und der Gesichtsausdruck des Flaggoffiziers blieb zornerfüllt und herausfordernd.
„Commodore Cestar ich schlage vor sie führen ihren Satz zu Ende oder entschuldigen sich.“ Führte er den Satz zu Ende tat er das bewusst und er gab Elysa somit eine Handhabe die sie gegen ihn verwenden konnte, entschuldigte er sich musste er vor ihr klein beigeben. Mit beiden Optionen konnte Elysa gut leben. Schließlich formulierte er eine halbherzige Entschuldigung. Danach wandte sich die Corellianerin nochmals an die Zeltros.
„Captain Merriweather ihre Bedenken sind zur Kenntnis genommen und werden eine eingehende Untersuchung der Ereignisse nach sich ziehen.“

Damit war die Dramatik aus der Situation gewichen, die Besprechung dauerte noch ein wenig an, bevor man zum Ende kam und Elysa als Flottenkommandantin noch mal das Wort an die versammelten Offiziere richtete:

„Sie werden von meinem Stab neue Trainingsanforderungen- und Pläne erhalten, ebenso taktische Aufzeichnungen und Übungen, nicht nur für ihre Jagd- und Bombergeschwader. Ihre Führungsoffiziere und Sie werden zusätzlich die Möglichkeit an Sonderausbildungen teilzunehmen wahrnehmen können.“

Die ersten Kurse sollten die hellsten und klügsten Köpfe der dritten Flotte erhalten, die dann wiederum ihr Wissen an weitere Offiziere weitergeben würden. Mit der Zeit würde sich der Kenntnisstand in der dritten Flotte verbreiten. Es gab noch einen letzten wichtigen Punkt.

„Einige Schiffe sind noch nicht auf dem Leistungsstand angekommen, den ich erwarte. Die Manöverübungen werden weitergehen und auch gezielt Einzelleistungen auf den Prüfstand stellen. Als zusätzlichen Anreiz werde ich der dritten Flotte einige Pokale mit Preisen stiften, diese reichen von Artillerie, Jägerabwehr, Navigation, Sensorik, Schadenskontrolle, Astrogation, Jagdmaschinen und Bomber bis hin zum besten Kampfschiff. Ich erwarte von ihnen vollen Einsatz.“

Die blauen Augen schweiften andächtig über die versammelten Offiziere. Die Stimmung schien besser als zum Anfang der Manöverkritik, nur in wenigen Gesichtern stand Niedergeschlagenheit. In manchen hatte sich Eifer breit gemacht, in anderen Ungewissheit. Elysa ahnte woher diese kommen könnte: Von dem unangenehmen Gedanken, dass diese Sith die Flottenkommandantin spielen wollte, ihre Pflichten doch ernst nahm. Und das würde eine Neubewertung der Situation bedingen und wenn eines imperialen Offizieren gemein war, dann dass sie sich unheimlich schwer anstellten aus ihrer Komfortzone hinauszukommen.

„Ich beende hiermit die Flottenkonferenz, sie können wegtreten.“

Das Offizierskorps der dritten Flotte erhob sich und setzte zum Salut an, den sie erwiderte. Danach brachen Offiziere einzeln oder in kleinen Gruppen auf. Einige blieben länger und unterhielten sich gedämpft. Auch Elysa wechselte das ein oder andere Wort mit Kommandanten, bevor schließlich nur noch ihr Stab verblieb.

„Schwere Geburt...“, bemerkte Janson als er neben sie trat und half die Unterlagen zu sortieren. Und auch wenn Elysa ihm zustimmte, so hätte es doch schlimmer sein können, was sie ihm auch mit einem Schmunzeln zu verstehen gab. „Wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder.“

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A shared memory.

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Admiralsquartier] George Travis & VA Elysa Nerethin

„Ma'am, Colonel Sez bat darum sie privat sprechen zu dürfen.“, verkündete George Travis, ihr Steward.

Elysa sah von ihrem Terminalbildschirm auf und schloss nebenbei die Akte die sie eben noch sichtete.

„Natürlich, nur herein mit ihm.“


Wie sie in den letzten Tagen schon feststellen müsste, zog der ehemalige Kommandant der Wolves das linke Bein nach und schlurfte dadurch leicht. Seine Verwundung war nie ganz verheilt und die moderne Medizin gab ihm nur schlechte Chancen das Bein jemals wieder voll verwenden zu können. Eine der unzähligen Tragödien die in den Streitkräften viel zu oft vorkamen.

„Danke Admiral, dass Sie Zeit für mich finden.“

„Gerne doch, Colonel. Worum geht es denn?“

Mit der linken Hand bot sie dem Piloten eine Sitzmöglichkeit an und Travis nutzte die Möglichkeit auch gleich in Erfahrung zu bringen, ob er dem Gast der Admiral etwas bringen durfte. Janson verneinte höflich und wartete bis sie wieder allein waren, bevor er fortfuhr.

„Ich...“, er stockte kurz und es war ersichtlich, dass sein Anliegen ihm unangenehm war. „... ich habe von meiner alten Einheit gehört und es scheint als wäre der Sturmwind bereits aufgezogen. Viele Kameraden wurden versetzt, die meisten sind aus unmittelbarer Gefahr, aber einer ist offensichtlich für eine Selbstmordmission vorgemerkt.“

„Deshalb würde ich dich gerne um einen persönlichen Gefallen bitten.“

Man hatte sich während sie Janson auf Coruscant in einem Militärkrankenhaus besuchte das Du angeboten. Normalerweise fiel es dem Colonel schwer die Formalität abzulegen, selbst während informeller Arbeitsdinner blieb er auf der sicheren Seite der Etikette, aber dass er es in diesem Moment tat demonstrierte das Vertrauen und die Zuversicht, dass er in die Corellianerin hatte und auch die Hoffnung die er hegte, dass sie ihm helfen könne.

„Ich will ganz ehrlich sein, Jake Relis ist kein Vorzeigepilot, aber ich befürchte, was Marshal Feskin mit ihm vor hat wird kaum fair sein. Captain Thurios Einschätzung nach will er an den Wolves eine Art Exempel statuieren und sich auf deine und de Vries Kosten in die galaktische Geschichte schreiben. Die Piloten sind ihm dabei ein Dorn im Auge. Erst reißt er die alte Staffel auseinander und wenn sich Captain Thurio nicht täuscht – was er wirklich selten tut – wird er nun daran arbeiten ihre Reputation zu ruinieren. Die Wolves haben derzeit ein Haufen Neuzugänge, es sind kaum noch Veteranen da. Ich schätze zwar, dass der Frieden Feskin einen Strich durch die Rechnung macht und die Wolves mehr Zeit haben als ihm lieb ist, sich auf den Sturm einzustellen, aber wenn es nach dem Marshal geht, läuft die Zeit der 152.ten ab.“


„Warum hat Feskin es so auf diesen Jake Relis abgesehen?“, hakte Elysa interessiert nach.

„Er hat ein Problem mit Autoritäten und er ist nicht unbedingt der loyalste Pilot des Imperiums. Jake braucht eine besondere Handhabe, er glaube an Personen, nicht an Institutionen und seinen Respekt muss man sich unabhängig vom Rang verdienen. Aber wenn man ihn erst einmal hat ist er ein Zugewinn für jede Einheit der er angehört. Leider machen sich die wenigsten Staffelkommandanten die Mühe den Respekt ihrer Untergebenen zu verdienen.“


Aber Janson wollte ihr mehr Eindrücke von diesem Piloten verschaffen und führte weiterhin aus:

„Zugegeben, Jake macht es einem auch nicht leicht. Zum Vorstellungsgespräch ist er damals zu spät erschienen, auf seiner Fliegeruniform waren überall weiße Zahnpastaflecken und in seiner Brusttasche steckte ungelogen eine Zahnbürste. Das Gesamtbild komplettierte den Eindruck, dass er gerade aus dem Bett gefallen war.“

Elysa hatte sich während des Gesprächs leicht vor gelehnt und lauschte aufmerksam Jansons Worten und kam nicht umher an dieser Stelle ein Schmunzeln zu zeigen, das der Colonel erwiderte.


„Das war nicht einmal das Schlimmste. Nach dem Gespräch fragte ich ihn und die andere Mitbewerberin, Beide hatten es in die Staffel geschafft, ob ich noch etwas für sie tun könnte. Und er fragte nach einem besonders weichem Schwamm und dann hat er minutenlang von dem Schwamm erzählt den er vorher besaß. Erst war ich über diese triviale Frage überrascht, dann amüsiert und irgendwie habe ich den Kerl gemocht, aber ich wollte es nicht zeigen. Bei Piloten muss man vorsichtig sein ihr Ego nicht zu sehr aufzublähen und Jakes imaginäres Ego war groß genug um den Raum auszufüllen.“
Janson hielt kurz inne und erinnerte sich wohl an den Moment, bevor er mit einem Kopfschütteln und angedeutetem Lächeln fortfuhr.

„Auf jedem Fall empfahl ich ihm einen kratzigen Peelingschwamm, da die Haut dann nach der Dusche immer besonders weich und samtig ist...“
An der Stelle kam Elysa nicht umher zu lachen. Janson stockte, während das helle, angenehme Lachen der Corellianerin erklang. „Janson, Du überrascht mich immer wieder. Ich wusste gar nicht, dass Du ein Wellnessexperte bist.“ Der Stabsflugleitoffizier kämpfte gegen ein verlegenes Schmunzeln an, nur mit mäßigem Erfolg, beschloss aber in die Offensive zu gehen. „Was soll ich sagen? Ich bin ein Mann mit vielen Talenten.“ Was Elysa erneut ein Lachen entlockte, aber sie hatte sich schnell wieder im Griff. „Entschuldige, ich wollte dich nicht unterbrechen, fahr doch bitte fort ich würde gerne den Rest der Geschichte hören.“

Auf die Gefahr, dass sie sich weiterhin auf Jansons Kosten amüsierte griff er den Gesprächsfaden wieder auf. Auch wenn er sich eigentlich fragte, warum er ihr das erzählte. Eigentlich kannte man einander kaum. Das Treffen auf dem Ball, zwei Besuche im Krankenhaus und eine Handvoll Briefe, dennoch fühlte er sich ihr verbunden.

„... und Flight Officer Relis konspirierte mit Versorgungsoffizier Henson und sorgte dafür, dass man meinen Schwamm gegen ein Stück Stahlwolle austauschte. Ich habe das erst beim Duschen gemerkt und der Kerl hatte auch noch den Nerv eine Notiz anzuhängen.“

Der Colonel hielt kurz inne und schüttelte Kopf, wie um sich zu fragen, was er hier eigentlich tat.

„Ich schätze mich selbst als ausgeglichene Person ein, aber in dem Moment habe ich in der Dusche gestanden und wie im Film wutendbrannt 'Reeeeeeeeliiiiiiiiiiis!' gebrüllt.“

Und da war es wieder, das angenehme Lachen Elysas. Janson hatte sie vor heute noch nie Lachen gehört, aber es erfüllte ihn mit Freunde und er beschloss, dass er es mochte.

„Also gut, ich denke das sollte sich einrichten lassen. Soll ich ihn auf die Avenger versetzen lassen?“

Das „Bloß nicht!“ kam zu schnell, als dass es sich um eine bewusste Reaktion handeln konnte. Und Elysa machte sich eine mentale Notiz sich die Akte dieses Jake Relis ganz genau anzusehen. Ihn aus Fiskens Klauen zu retten war ihr jedoch jetzt schon ein besonderes Vergnügen.

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Confessions I

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„Wie kommt es eigentlich, dass du deinen imperialen Verdienstorden nicht mehr trägst?“

Seid Colonel Janson Sezs Verwundung gab es ein paar Anlässe wo er in Galauniform zugegen war, und er hatte die höchste Auszeichnung die das Imperium vergeben konnte dort nicht getragen. Elysa hatte zwar einen sehr konkreten Verdacht, aber sie wollte es von ihm hören, weil sie glaubte, dass er es sich selbst sagen hören musste, um die Absurdheit dahinter wahrzunehmen.
Jansons braune Augen blickten nach rechts unten, etwas das Menschen oft taten, wenn sie einen inneren Dialog führten und abwogen was sie sagen sollten. Die Corellianerin wusste, dass es ein heikles Thema war und hoffte, dass sie sich nicht zu früh daran wagte.
Der Colonel seufzte leise.


„Du hältst dich nie mit einfachen Fragen auf.“

Die Feststellung seinerseits kommentierte sie mit einem schiefen Lächeln. „Ich schätze nicht. Also?“

Er hatte sich nur ein paar Sekunden gekauft, entspannte sich aber sichtlich.

„Ich habe ihn fürs Fliegen bekommen.“


Elysa schwieg, was Janson schließlich dazu brachte den Gedanken dahinter auszusprechen.

„Und ich fliege nicht mehr.“

Als würden diese fünf Wörter alles erklären. Aber sie wollte noch mehr hören und der ehemalige Pilot sprach schließlich weiter.

„Wahrscheinlich nie mehr.“

Die Worte klangen niedergeschlagen und beschämt. Als empfinde er sich als wertlos.

„Also trage ich ihn nicht mehr.“

Dass Janson sich unwohl fühlte die Worte zu sagen spürte Elysa nicht nur durch die Macht, sondern auch durch den Schmerz der in der Stimme mitschwang und auch, dass er seinen Blick abwandte.

„Das mindert nicht im geringsten deine Erfolge und Triumphe. Oder deinen Wert als Offizier und schon gar nicht deinen Wert als Mensch.“

Er wollte all das nicht hören, aber sie würde nicht zulassen, dass er im Selbstmitleid versank.

„Janson, sieh mich an.“

Widerwillig hob er seinen Blick und sah ihr in die blauen Augen.

„Leben bedeutet Veränderung. Die sind nicht immer zum Guten.“

Der Widerstand gegen ihre Worte formte sich bereits in Jansons braunen Augen. Mit einfühlsamen Worten würde sie nicht weiterkommen, der Colonel würde sich innerlich nur zurückziehen, wenn sie ihn ließ. Also stellte sie ihre Strategie um.

„Lass mich dir etwas sagen, dass du schon längst weißt.“

Elysas Worte waren eindringlich und zwangen Janson ihr in die Augen zu blicken, zu erkennen, dass sie von dem Gesagten überzeugt war, es keine leeren Phrasen waren.

„Die Galaxy ist nicht voller Sonnenschein und Regenbogen. Sie ist ein widerwärtiger und niederträchtiger Ort und ganz gleich wie zäh man ist, irgendwann schickt sie einen zu Boden. Und wenn man dort angekommen ist, hat man eine Wahl Janson. Man kann der Galaxie, dem Leben, den Umständen oder sonstwem die Schuld an allem Schlimmen geben, oder man kann wieder aufstehen und weitermachen. Es wird immer heftige Rückschläge geben und wir können sie uns entweder zerstören lassen und uns in die Opferrolle drängen lassen, oder wir stehen auf, kassieren die Treffer die das Leben uns verpasst und machen weiter. Janson, die Wahl liegt allein bei uns.“

Elysa hatte ihm schon einmal ähnliche Worte gesagt.

„Es ist so schwer.“, gestand er ihr schließlich nach langem Schweigen.

„Ich habe so viele Freunde sterben sehen. Der Tod hatte mich selbst schon in seinen eisigen Fängen.

Die Qual und das Leid was der Colonel in seinem Inneren mit sich herum trug und verschloss, fand hier und jetzt den Weg auf sein Gesicht und Janson so zu sehen zerriss die Corellianerin fast.

„Wir vertragen nur ein begrenztes Maß an Tod und Verlust, bis das Leben jeden Kampfeswillen aus einem raus geprügelt hat und uns zu Boden schickt.“


Und genau dort musste er sich empfinden. Am Boden, in den Staub geschickt und allem beraubt was ihm einst etwas bedeutet hat. Das Fliegen, seiner Staffel, seinen Kameraden und seines Selbstwertgefühls.

„Es ist gut, wenn man in so einer Situation eine Freundin hat, die einem aufhilft, den Staub von den Schultern klopft, dir den Kopf zurecht rückt und hilft weiterzumachen.“

Ihre Worte wurden sanfter und verloren die Härte, die sie vorher benötigt hatte um zu ihm durchzudringen.

„Du bist nicht allein.“

Versprach sie Janson und wollte die Saat der Hoffnung ausstreuen.

„Du bist ein verdammt guter Offizier. Unsere Verluste in der Übung sind nur deshalb so gering ausgefallen, weil du genau wusstest wie viel du den Piloten und Maschinen zutrauen kannst.“


Dass Elysa ebenso einen Freund brauchte, genau wie Janson es tat, wurde ihr bewusst, als sie die Worte sprach.

„Dabei warst du nicht einmal vierundzwanzig Stunden Teil meines Stabs. Es geht nicht darum, was für ein guter Pilot du bist. Deine taktischen Fähigkeiten, deine Führungsqualitäten und Intelligenz können weit mehr Leben bewahren, als wenn du in einem Jäger sitzt.“

Früher oder später hätte man ihn so oder so in ein ähnliches Amt befördert wie er jetzt inne hielt. Aber vielleicht hätte er sich versucht gefühlt eine Beförderung aus dem Cockpit abzulehnen. Das Leben hatte ihm hier jedoch keine Wahl gelassen. Nur die Wahl wie er damit umgehen wollte war Janson geblieben.

„Ich weiß du willst diese Verantwortung eigentlich gar nicht. Aber du hast sie und ich glaube nicht, dass du vor ihr davonlaufen wirst. Janson, du bist ein Kämpfer. Sonst wärst du bereits auf Carida gestorben.“

Seine Chancen zu überleben waren minimal eingestuft worden. Seine Chancen zur Heilung waren minimal eingestuft worden und doch saß er hier, entgegen aller Prognosen. Kein Krüppel, aber entgegen allem was er errungen hatte seines Selbstvertrauens beraubt.

„Und wenn du jetzt gleich sagst, dass ich ein viel zu gutes Bild von dir habe, schau dir Rear Admiral Morlens an, schau dir Commodore Cestar an. Sie besitzen nicht einen Funken Demut, die Leben die sie in der Schlacht riskieren sind ihnen egal. Sie sind mehr Politiker als Offiziere. Wenn ich könnte, würde ich sie im hohen Bogen zurück nach Bastion treten.“


Aber so einfach war es leider nicht. Spätestens im Flaggrang war man gezwungen sich mit der Politik des Imperiums und der Flottenpolitik auseinanderzusetzen. Ob man wollte oder nicht.

„Offiziere wie du erinnern mich, warum ich mich einst der Flotte angeschlossen habe. Offiziere wie du sorgen dafür, dass ich mir und der Flotte gegenüber ehrlich und treu bin.“


Gestand Elysa schließlich.
In diese Kategorie zählte Elysa vielleicht zwei Dutzend Offiziere, einige – wie Nereus Kratas und Lorth Needa – längst verstorben, andere wie Manius Selgorias und Lance Marlar waren erst kürzlich in diesen illustren Zirkel dazu gestoßen und weitere wie Iran Soran und Amira Fairbanks hielten schon lange die Fahne der Flotte hoch. In jedem Krieg gab es Helden und Monster auf beiden Seiten.


„Auch wenn du nicht an dich glaubst, ich tue es. Ich glaube an dich, Janson.“
Und mit einem Lächeln fügte sie hinzu:
"Und wie dir jeder Admiral bestätigen wird, liegen Admiräle niemals falsch."

Ein amüsierten Aufschnauben und das angedeutete Schmunzeln verriet ihr, dass es die gewünschte Wirkung hatte. Ihre Verbundenheit zu Janson rührte aus einem verwandten Geist und dass er sich ihr gegenüber so offenbarte sollte auch der Grund sein, weshalb sie ihm ihre größtes Geheimnis anvertrauen wollte.

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Confessions II

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„Ich schätze du hast Recht.“

gab Janson Sez nach nachdenklichem Schweigen zu.

„Ich habe mir ein Loch gegraben und fühle mich wohl in meinem Elend.“

Elysa nickte sachte auf seine Selbsterkenntnis hin.

„Der erste Schritt etwas zu ändern ist festzustellen, dass man ein Problem hat.“

Eine einfache Weisheit, aber gleichzeitig Erinnerung, dass jede Reise mit dem ersten Schritt begann.

„Ich wünschte ich könnte mit der Hand wedeln und dir die unangenehmen Erinnerungen und Empfindungen nehmen. Aber ich kann es nicht und ich würde dich damit auch nur berauben. Nicht hier und jetzt, aber ich würde die Person berauben die du werden wirst. Wir sind die Summe unserer Erfahrungen und Entscheidungen, keiner von uns wird je wieder die Person sein, die wir waren.“

Vor dem Gespräch hatte Elysa nach einer Gelegenheit gesucht ihm das Angebot zu machen, dass sie versuchte mit der Macht seine Verletzung zu heilen. Sie wusste nicht, ob ihr das möglich war, aber sie schuldete es ihm es zumindest zu versuchen. Aber bevor sie ihm das Angebot machen konnte, musste er erst seine innere Balance finden, ihm die Gelegenheit geben an der Herausforderung der Situation zu wachsen. Ja, momentan musste es ihm erscheinen als solle er den steilsten, höchsten Berg besteigen – weil er kein Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten hatte – und der Pfad war wirklich kein einfacherer, aber wenn er erst einmal auf dem Gipfel war, würde er erkennen, dass all die Mühen und Schmerzen es wert waren den Weg auf sich zu nehmen.

„So verlockend es erscheint, aber ich würde nicht wollen, dass jemand in meinem Kopf herumhantiert.“

„Du kennst deinen Weg?“

Fragte die Corellianerin einfühlsam.

„Ja.“, kam es nach einem Nicken.

„Du bist nicht allein. Wenn ich dir den Kopf zurecht rücken muss, schau einfach vorbei. Ich helfe dir gerne dabei. Oder auch wenn du einfach jemand zum Reden brauchst. Ich nehme mir gerne die Zeit für dich.“ Ein ehrliches, sanftes Lächeln brach die sonst so ernsten Gesichtszüge auf.

„Vielleicht solltest du auch mit Major Jez sprechen.“

Die leitende Ärztin der Avenger war auf dem Gebiet der Psychologie gut bewandert, auch wenn es nicht ihr eigentliches Fachgebiet war. Elysa konnte es Janson sicherlich auch anordnen die Ärztin dazu zu ziehen, aber es wäre ihr wirklich lieber, wenn er sich selbstständig und vor allem freiwillig Hilfe suchte. Sie würde auch einordnen können woran genau Janson litt, postraumatischer Stress und damit verbundene Depressionen erschienen der Corellianerin zwar wahrscheinlich, aber ihre Heilkunst bezog sich nur auf den Körper, so dass sie sich da kein Urteil wagen wollte. Was sie jedoch wusste war: Janson Sez war kein Opfer. Er hatte mit etwas zu kämpfen, dass sie nicht nachempfinden konnte, aber er tat genau das: Janson kämpfte. Und er sollte wissen, dass sie ihm eine Freundin war, die gerne zuhörte und an ihn glaubte.
Dass sie trotz ihrer Begabung Emotionen wahrzunehmen nicht darauf gekommen war, dass Janson innerlich so litt, dass er die letzten W
ochen so 'normal' auf sie gewirkt hatte kam erschreckend und überraschend.

„Es kann nicht schaden.“, stimmte der Colonel schließlich zu und wollte anscheinend auch nicht weiter auf die Thematik eingehen. Elysa ließ ihn. Es gab Momente da musste man jemanden in die richtige Richtung weisen oder schubsen, aber es gab auch den Augenblick, wo Unterstützung falsch aufgefasst werden konnte und man den Menschen vertrauen musste, dass sie das Richtige taten. Es deutete sich an, dass wieder Schweigen Einzug hielt, aber bevor es unangenehm wurde griff Janson eine unbedachte Aussage ihrerseits auf.

„Was hast du eben gemeint mit: Offiziere wie ich helfen, dass du dir selbst und der Flotte ehrlich und treu bleibst?“

Nun war es an Elysa die Mundwinkel zu verziehen und länger zu schweigen als ein normaler Gesprächsfluss es hergab. 'Lügen oder die Karten auf den Tisch?' Ihre Gedanken rasten und nahmen eine Bestandsaufnahme vor. 'Du vertraust Janson, entgegen aller Vernunft, mehr noch als Alynn. Aber es ist auch schwerlich etwas, dass du ihr offenbaren kannst. Janson hingegen...' Elysa wollte die Last teilen, wollte sich jemanden offenbaren und nur der Mensch vor ihr – der mit seinen ganz eigenen Problemen kämpfte – war dazu geeignet. Aber würde sie ihm dadurch nur noch mehr aufbürden, oder konnte es ihm sogar helfen – gab es ihm vielleicht das Gefühl, dass ihre Beziehung nicht so einseitig war, wie er es sich momentan bestimmt einredete? Sie schloss die Augen und seufzte hörbar.

„Ich war nicht immer die, die ich heute bin.“

Niemand war das, aber die Admiral schämte sich für die Person die sie einst war. Machthungrig, manipulativ, rücksichtslos und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Eine Sith durch und durch.

„Einst sah ich in der Flotte nur eine Möglichkeit eines Tages nach dem Thron zu greifen.“

Gestand sie leise, aber unzweifelhaft laut genug, dass Janson sie verstehen konnte, während sie die Augen wieder öffnete und seinen Blick suchte.

„Daher rührte mein ursprüngliches Interesse an Großadmiral Needa. Ich wollte ihn auf meine Seite ziehen und mir die Unterstützung der Flotte sichern. Ein Jahr lang begleitete ich ihn in den unbekannten Regionen und ich konnte mich seines Einflusses nicht entziehen – egal wie schlimm oder aussichtslos die Situation war, er vermochte es zu inspirieren und seine Leute entgegen aller Voraussetzungen aus allen Widrigkeiten zu führen. Er konnte nicht alle retten und jeder Verlust schmerzte ihn. Ich habe das in der Art nie wieder erlebt und es hat mein Leben verändert.“

Elysa hob den Blick gen Decke, während sie in ihren Erinnerungen schwelgte.

„Needa hat mir aufgezeigt, warum die Flotte die Sith verabscheute und sie jeden Grund dazu hatte sich deren Einfluss entziehen zu wollen. Er wurde in die Verbannung geschickt, weil er nach einer Möglichkeit suchte die Besatzungen und Offiziere der Streitkräfte vor dem selbstzerstörerischen Einfluss des Ordens zu bewahren.“

Die Corellianerin schüttelte sachte den Kopf, wobei sich eine einzelne Strähne löste, die sie aber in einer fließenden Bewegung hinter das rechte Ohr klemmte.

„Ich habe mir danach nie verziehen, dass ich einst beteiligt war sein 'Vergehen' aufzudecken und das Imperium seinem größten Wächter... die Seele der Streitkräfte nahm.“

Der Großadmiral wollte das Imperium beschützen, gegen jeden äußeren und inneren Feind. Seine Präsenz, sein Charisma hatte eine schlimmere Eskalation über Artek III verhindert, nachdem sein Flaggschiff, die alte Avenger, dort erschienen war. Er brachte die imperialen Kommandanten zur Räson.

„Einige Jahre später hatte ich das Privileg Nereus Kratas meine Dienste anzubieten, dass er auch akzeptierte. Er war ein würdiger Erbe von Needas Vermächtnis und wieder war seine Ehre, sein Verständnis der Pflicht und wofür wir kämpfen der Untergang eines großen Mannes.“

Janson hatte Großadmiral Kratas auch erleben dürfen. Der Mann hatte vielleicht nicht Needas taktisches Können, aber er konnte ebenso inspirieren und er konnte auch große Verantwortung delegieren. Etwas das Needa immer schwer fiel. Zu gerne hätte Elysa ein Imperium gesehen, mit Beiden an der Spitze, aber dieser Traum konnte nie Gestalt annehmen.

„Den ich ebenfalls nicht retten konnte.“


Es schien ihr Fluch zu sein, zusehen zu müssen wie ein Imperium, für dass es wert war zu kämpfen von den Sith beraubt wurde.

„Dessen Tod dafür gesorgt hat, dass ich beinahe alles woran ich die letzten Jahre glaubte bereit war zu verraten. Die zweite Schlacht über Bastion hatte nur ein Gutes. Sie hat mich in Versuchung geführt und mir offenbart wer ich wirklich bin.“


Es war für Elysa Nerethin ein schicksalhafter Tag gewesen, wie auch für das Imperium. Die Loyalisten hatten einen Sieg errungen, aber das Imperium verlor Großadmiral Kratas, unzählige loyale Söhne und Töchter und die Kapazität und den Kampfeswillen den republikanischen Vormarsch zu stoppen.


„Ich hätte an dem Tag den Sithorden weitestgehend auslöschen und nach dem Thron greifen können, um mich danach zur Imperatorin auszurufen. Diese Macht lag in meiner Hand und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht versucht war zuzugreifen. Bei allen Sonnen. Ein Teil von mir wollte es mehr als alles andere. Aber all die Opfer welche die Flotte erbracht hatte wären bedeutungslos gewesen, all diese Existenzen und Tode wären ihrer Bedeutung beraubt worden. Das konnte und wollte ich nicht. Also habe ich mich dazu verdammt zuzusehen wie Darth Allegious das Imperium an sich riss und dem Untergang entgegenführte.“


Die Säuberung des Offizierskorps hatte Elysa schwer getroffen. Der neue Imperator offerierte den Sith Gnade und rächte sich an der Flotte, die das Imperium, sein Imperium bewahrte. Allegious hatte Elysa Nerethin an dem Tag gegen sich aufgebracht, da er diese Anweisung erließ. Es war der Tag, an dem sie genau wusste wie Lorth Needa und Nereus Kratas empfunden haben mussten, angesichts der Ungerechtigkeit der Sith.

„Heute versuche ich das zu bewahren was Nereus Kratas und vor ihm Lorth Needa der Flotte gaben. Ehre, Ritterlichkeit und das Versprechen, dass der Tod unter ihrem Kommando nie vergebens war, sondern etwas bedeutet. Dass das Imperium eine Nation ist, die es wert ist, dass Männer und Frauen für seinen Erhalt den höchsten Preis zahlen.“

Entgegen ihrer Befürchtung fand sie in Jansons Augen keine Abscheu, sondern Anerkennung und das Wissen, dass ihre Opfer es wert waren. Er hatte sie nicht verurteilt, sondern sich angehört, was sie seit Jahren mit jemanden teilen wollte. Beide kämpften mit ihren ganz eigenen Dämonen, aber allein sich Jemanden mitteilen zu können verhieß Zuversicht.

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SitRep

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Momente nur für sie selbst waren überaus selten geworden. Viel zu oft musste man in einer Flaggposition auf die eigene Wirkung nach Außen achten, einigen Offizieren war sie ein Beispiel, dem sie nacheiferten, anderen war sie ein Dorn im Auge und diese lauerten nur darauf, dass Elysa einen Fehltritt machte. Bisher hatte sich die Corellianerin meist ganz gut geschlagen, auf dem Schlachtfeld war sie bis dato unbesiegt, doch ihr Posten im Oberkommando der Flotte drohte sie zu verlieren. Es war ein langer, harter Abnutzungskrieg und jeder kleine Triumph der ihr gegen High Admiral Fyrestone gelang forderte Verluste. Sie musste ihm zugestehen ihr in der Flottenpolitik weit überlegen zu sein. Ausmanövriert und mit dem Sperrfeuer von Kritik belegt gingen ihre eigentlich schlagkräftigen Argumente unter. Fyrestone gab den Takt vor und Elysa tanzte zu seiner Melodie - sicherlich, sie hatte ihm auch Schaden zugefügt, einige Bauernopfer und seinen guten, unantastbaren Ruf war er los. Aber er war in einer Position, das Spielfeld neu besetzten zu können, wohingegen ihr die Figuren und Mittel ausgingen.

Es gab auch einige Silberstreifen am Horizont, insbesondere Colonel Janson Sez half ihr das Lächeln nicht zu verlernen, und auch Offiziere wie Alynn Kratas, Amira Fairbanks oder Manius Selgorias und die Offiziere ihres Stabs waren ihr ein Lichtblick. Bei ihnen standen politische Ränkespiele nicht im Vordergrund, sie verrichteten effizient und zuverlässig ihre Aufgaben - jeder mit seinen ganz eigenen Methodiken - und diese Offiziere waren nur die Spitze des Eisberges.
Elysa hatte sich einst der Illusion hingegeben, dass sie von ihrer Position in der Spitze die Flotte ändern konnte, doch das war ihr nicht vergönnt. Es brauchte eines Fundamentes, auf dem man aufbauen konnte und ohne die Bindung zum 'einfachen' Offizierskorps könnte sie die Lage nicht wirksam beurteilen, geschweige denn beeinflussen. Also konzentrierte sich die Corellianerin auf die Dinge die sie verändern konnte, die Einsatzgruppe unter ihrem Kommando.

Langsam aber sicher trafen ihre Argumente hier auf fruchtbaren Boden, zugegeben nicht überall insbesondere Rear Admiral Morlen und Commodore Cestar waren unverbesserliche Verfechter veralteter Doktrin. Dass sie dennoch einiges an Einfluss ausüben konnten und mit großer Sicherheit Berichte abseits der Hierarchie an ihr vorbei zum Flottenkommando übermittelten riet Elysa zur Vorsicht. Jedoch durfte sie nicht zögerlich mit ihnen umgehen, das wäre ein Zeichen von Schwäche, aber durch übertriebene Härte würde sie nur andere Offiziere gegen sich aufbringen die derzeit noch unentschlossen waren. Es war wie ein Ringen, um die Seele der dritten Flotte. Es war ihre Verantwortung die Traditionen und Ehre die Needa und Kratas den Streitkräften verliehen hatten, gerecht zu werden. Und einmal mehr wurde deutlich, wie schwer diese Aufgabe und wie groß die Verantwortung war. Es ging darum Herzen und Verstand ihrer Besatzungen und Offiziere zu gewinnen, das Vertrauen in ihre Person aufzubauen und untermauern. Ein Anführer musste in den Augen seiner Untergebenen würdig sein und deren Respekt besitzen.

Dass Elysa viel dafür tat, den bei Corellia geschlagenen Einheiten das Selbstvertrauen zurück zugeben half auch bei der Vertrauensbildung. Es war auch nicht immer ganz einfach der Versuchungen zu widerstehen, vieles Mikromanagen zu wollen, aber ihr Stabschef Lance Marlar hatte einen guten Riecher dafür, wann sie einen subtilen Hinweis gebrauchen konnte, ihre Finger aus dem Spiel zu halten.
Ihr Stab funktionierte mit großer Effizienz und langsam normalisierte sich auch der Arbeitsaufwand für Elysa selbst, alle Schiffe waren vor Ort. Für Nachschub und Versorgungsgüter war mittlerweile gesorgt, der auch nach und nach eintraf. Man konnte durchaus bemerkte wie die Anspannung des Krieges aus vielen Bereichen des Schiffslebens gewichen war. Eine Herausforderung der ihre Schiffskommandanten in nächster Zeit gewachsen sein musste war, die Disziplin und Kampfbereitschaft hochzuhalten. Es war nur allzu natürlich, 'Auszuatmen' und Entspannung zuzulassen, aber es war wichtig Wachsamkeit und soldatische Tugenden nicht zu vernachlässigen.

Die Corellianerin klappte die Akte zur Logistik der Flotte zu, es war beinahe alles im grünen Bereich - lediglich der Mangel an Star Wings fiel negativ auf und beruhte vermutlich auf der Situation bei Cygnus - und es wollte sich beinahe so etwas wie Zufriedenheit einstellen. Jedoch gab es einen Störfaktor. Für 1500 Ortszeit stand eine Besprechung per Holo mit High Admiral Fyrestone an, dass es dabei nicht nur um den Status der dritten Gefechtsflotte gehen würde schien nahezu sicher, denn Berichte über ihre Fortschritte lagen dem Flottenkommando und somit auch der strategischen Planstelle vor. Zumal es auch nicht wirklich Fyrestones Ressort war. Es galt also auf der Hut zu sein.


[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Büro des Admiral] VA Elysa Nerethin
 
[Core Worlds – Rendili-Sektor – Rendili-System | ISD „Avenger“ – Admiralsquartier – Bürobereich]
High Admiral Fyrestone (Hologramm), Vice Admiral Nerethin

Einen Moment mochte die monoton brummende Technik ein wenig zögerlich agieren, aber genau in der Sekunde als das Hologramm detailliert Gestalt annahm, fing sich der Projektor plötzlich wieder und kurz darauf stand High Admiral Jerome Fyrestone gewissermaßen im Büro von Elysa Nerethin auf dem Imperial-Sternzerstörer „Avenger“. Obwohl die Entfernung zwischen Rendili und Bastion unzählige Lichtjahre betrug, ermöglichte es der heutige Stand der Technik ihnen trotzdem, dass man Gespräche auf diese Art bloß mit einer Verzögerung im Bereich ganz weniger Millisekunden führen konnte. So ersparte sich der Vorsitzende der Imperialen Flotte eine lange Reise zu der Werftwelt, die seit der letzten Militäroperation der Rebellen beinah zum frontnahen Gebiet zählte. Nein, im Bezug auf seine persönliche Sicherheit traute er dem geschlossenen Frieden kein Parsec weit.

Pünktlich war Nerethin, das musste der ranghöhere Imperiale mal wieder anerkennen. Zwar hielt er die Corellianerin vor allem für einen Emporkömmling – immerhin gehörte sie eigentlich zu den Sith –, aber in den letzten Jahren hatte sie wieder und wieder ihre Qualitäten als Mitglied der Flotte unter Beweis gestellt. Horvic deVries und Nereus Kratas hatten wahrscheinlich aus diesem Grund große, beinah riesige Stücke auf die Dame gesetzt. Mit gravitätischer Miene bedachte der ergraute Offizier die provisorische Kommandeurin der Dritten Gefrechtsflotte, die eigentlich bloß aus den kläglichen Resten von Chevrons Flotte sowie den letzten Teilen ihres eignen Geschwaders bestand. Sämtliche Berichte über ihre letzten Fortschritte lagen natürlich längst auf seinem Tisch – und waren von ihm sogar persönlich gelesen worden –, weshalb er nun meinte, dass Zeit zum Handeln war. Jetzt konnte er Nerethin noch kalt erwischen.


[Admiral Nerethin, ich grüße Sie], sagte die Projektion im ruhigen Tonfall, nachdem beide flüchtig salutiert hatten. Noch immer wirkte die Miene des längst ergrauten High Admiral dabei distanziert. [Ich habe Ihre letzten Bericht erst vor wenigen Tagen vorgelegt bekommen und die Entwicklungen der Dritten klingen äußerst vielversprechend.] Bei ihm deutete sich kurz ein Lächeln an. [Ich würde mir natürlich liebend gern selbst ein Bild vom Zustand der ganzen Flotte machen, aber Sie kennen ja die übliche Problematik: Ist man erst einmal auf Bastion, lassen einen die vielen Verpflichtungen nicht mehr so einfach gehen...]

Um diese Worte als dunkle Vorboten wirken zu lassen, pausierte Fyrestone kurz. Noch immer ruhte der Blick auf seiner Gesprächspartnerin. Kleinere Interferenzen bei der Übertragung schlugen sich derweil als leichtes Flimmern nieder. Sie wirkte gefasst, aber damit hatte der Vorsitzende der Flotte schon gerechnet. Immerhin kannte Vice Admiral Nerethin die intriganten Spielchen, die auf Bastion längst zum Alltag gehörten. Irgendwie schien die Thronwelt – als Quelle der Macht – die Menschen dazu zu verführen, dass sie schnell ihrem Umfeld etwas neideten. Wusste die brünette Corellianerin schon von der verborgenen Meuterei in ihrem Ressort? Spätestens seit der Niederlage von Corellia war Chief Marshal Allvyn Feskin aus dem Schatten herausgetreten und sägte nun offiziell an ihrem Stuhl. In diesem Moment taxierte er sie mit seinem Blick noch mehr als sonst. Fyrestone schätze sie schon so ein, dass sie längst irgendwelche Abwehrmaßnahmen in der Hinterhand hatte. Jedoch war er sich sicher, dass sein nächster Schritt sie überraschen dürfte.

[Es trifft sich ganz gut, dass Sie mit dem Wiederaufbau der Dritten so gut voran kommen]
, fuhr der High Admiral – weiterhin im ruhigen, kontrollierten Tonfall – fort als er glaubte, dass die Pause nun lang genug dauerte. [Seine Majestät möchte es nicht länger hinnehmen, dass unser Handelspartner, das Cygnus Sternenimperium, uns weiterhin durch das Nichtliefern der ausstehenden Kontingente an Sternjägern beleidigt. Ich brauche Ihnen ja nicht zu sagen, dass das Galaktische Imperium auch in Friedenszeiten zur Sicherung seiner Grenzen auf Raketenboote und Sternenflügler zurückgreifen soll – und wird! Deshalb soll die Dritte Gefechtsflotte nun so schnell wie nur irgend möglich mobil gemacht werden...] Mit seinem Blick versuchte er jede Reaktion aufzunehmen. [Weil Sie, Admiral Nerethin, sich in den letzten Wochen so intensiv mit dieser Einheit beschäftigt haben, befördere ich Sie hiermit im Namen Seiner Majestät, Allegious I., zum 'Admiral' und übertrage Ihnen gleichzeitig das uneingeschränkte Kommando über diese Flotte. Meinen Glückwunsch, Ms Nerethin.] Er nickte ihr zu, nachdem er einen Salut angedeutet hatte. [Die genauen Befehle zur Mobilmachung werden Sie in den nächsten Stunden erhalten.]

Damit dürfte sie nicht gerechnet haben. Zwar hatte Nerethin bei der Entscheidungsschlacht im Sith-Bürgerkrieg hervorragende Leistungen gezeigt – vor allem nach Kratas' überraschendem Ableben –, aber damals hatte Cedrick Cornell letztendlich die Lorbeeren eingesammelt, indem er kurz nach der bedingungslosen Kapitulation von Menaris Truppen aufgetaucht war und sofort das Kommando der loyalen Streitkräfte an sich gerissen hatte. Noch heute zog Fyrestone insgeheim den Hut, wenn mal wieder irgendjemand diesen hinterlistigen Streich zur Sprache brachte. Er, als „Graue Eminenz der Admiralität“, hatte immer andere, diskretere Wege gewählt, um seine Politik am Ende umgesetzt zu sehen. Jedoch hatte er diesen Status in gewisser Weise verloren, nachdem Darth Allegious ihn nach der verlorenen Schlacht um Denon – und Cornells unglücklichen Tod – zum neuen Vorsitzenden der Imperialen Flotte bestimmt hatte. Nun stand er im Rampenlicht und das Spiel um die Macht musste er wieder auf andere Art und Weise führen.

[Ihr neues Abzeichen wird man Ihnen bestimmt zeitnah aushändigen], sagte Fyrestone zum Schluss. [Aber eine Kleinigkeit muss ich an dieser Stelle noch ansprechen – obwohl ich selbst nicht gerade glücklich darüber bin. Und zwar können Sie sich ganz bestimmt vorstellen, dass Ihre neue Position als Kommandeurin der Dritten Gefechtsflotte nur schwer in Einklang mit ihrer bisherigen Stellung im Flottenkommando zu bringen ist. Schon jetzt verweilen Sie kaum auf Thronwelt in Ihrem Büro und laden damit Ihrer Stellvertreterin, Ms Bruscen, eine unnötige Last auf.] Beklommen blickte der High Admiral drein – jedenfalls wollte er diesen Eindruck in diesem Augenblick erwecken.[Sowohl Seine Majestät als auch das komplette Oberkommando schätzt Ihre Leistungen in diesem Ressort sehr. Sie haben deVries' Erbe ordentlich verwaltet – auch wenn unter anderem das 'Wolves' Squad' in den letzten Monaten nur wenig brillierte.] Politik konnte ja so schmutzig sein! [Ihre Beförderung hat leider einen faden Beigeschmack … und noch länger möchte ich nicht um den eigentlichen Punkt drumherum reden. Das Oberkommando hat beschlossen Sie als Ressortleiter des Sternjägerkorps ab sofort abzuziehen. Leider hat Commodore Bruscen nicht den erforderlichen Rang, um nun an dieser Stelle Ihre Nachfolge antreten zu können. Deshalb müssen wir uns bei der Neubesetzung nun an die nächstbeste Person wenden – und das ist Chief Marshal Feskin.] Er mochte länger gebraucht haben als er anfänglich gedacht hatte, aber nun hatte er wirklich zugestochen. [Die Entscheidung ist schon getroffen und Feskin wird in den nächsten Tagen offiziell in diesem Amt bestätigt. Widerspruch ist also nicht mehr möglich. Ich wünsche Ihnen deshalb viel Erfolg bei Cygnus, Admiral Nerethin. Fyrestone, Ende.]

[Core Worlds – Rendili-Sektor – Rendili-System | ISD „Avenger“ – Admiralsquartier – Bürobereich]
High Admiral Fyrestone (Hologramm), Admiral Nerethin

written by
Aiden Thiuro
 
An End and a Beginning

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Büro des Admiral] HA Fyrestone. VA Elysa Nerethin

Fyrestones Antlitz war wie immer. Distanziert, beherrscht und frei von jeglicher menschlicher Wärme, zumindest ihr gegenüber. Man mochte einander nicht, und so erwies auch Elysa ihm gegenüber mit neutraler Mimik nur den nötigen Respekt, ohne ihre Emotionen ihm gegenüber zur Schau zu stellen, sondern verwahrte sie tief in ihrem Inneren. Beide wahrten also nur die professionelle Höflichkeit, die imperialen Offizieren zu eigen waren.
Dass Fyrestone ihr gegenüber Lob aussprach konnte nur bedeuten, dass er sie in Sicherheit wiegen wollte, doch ihm war selbst bewusst, dass sich die Corellianerin von ihm kaum einlullen lassen würde. Nicht nach all den politischen Ränkespielen die er ihr abverlangte. Elysa hatte ihre Lektionen gelernt. Dennoch wusste sie nicht genau, was Fyrestone wollte, außer sie aus dem Oberkommando haben.

Als der High Admiral der Flotte erneut die dritte Flotte erwähnte, stellte sich eine ungute Vorahnung ein, die mit ihren Erwartungen und Taten der letzten Wochen übereinstimmte. Er würde Elysa hier und jetzt absägen. Ihr gesamtes verbliebenes politisches Kapital hatte sie aufgewendet um den Wiederaufbau der dritten Flotte nach ihren Vorstellungen voranzutreiben und somit sich selbst die Möglichkeit einer Frühwarnung, bezüglich Fyrestones Planungen, beraubt. Der ergraute Oberkommandierende der Flotte bestätigte durch Andeutungen ihre Vermutung und doch protestierte Elysa nicht – nicht nur wegen des Mangels an Möglichkeit dazu – sondern auch, weil sie die bereits Entscheidung vor Wochen getroffen hatte. Im Oberkommando konnte sie die Flotte nicht ändern und der Kampf gegen Windmühlen zehrte sie lediglich aus. Sie musste den Grundstein für eine Veränderung auf anderer Ebene treffen. Bei den Besatzungen, Soldaten und Offizieren der Flotte selbst.

Es passte einfach alles, während auf Bastion die Günstlinge des Imperators geehrt und ausgezeichnet wurden, fand ihre Beförderung im Stillen, abseits des Rampenlicht statt. Man konnte ihre Erfolge nicht abstreiten, aber Fyrestone würde ihr keine öffentliche Anerkennung zukommen lassen. Denn das würde bedeuten ihr neue politische Munition zu geben und die Bildung einer öffentlichen Meinung bezüglich ihrer Person nicht nur zulassen sondern sogar zu fokussieren. Beides war nicht in seinem Sinne. Hier war ein Meister seines Fachs am Werk. Man sagte Politik sei das zweitälteste Gewerbe der Galaxie und habe viel mit dem Ältesten gemeinsam, beide waren schmutzig und setzten eine lose Moral voraus. Es fiel Elysa leicht dem Glauben zu schenken, denn Fyrestone mochte sich öffentlich als Person von großer Ehre und Integrität präsentieren, aber seine Werte und sein Wort waren nichts wert. Sie sah ihn als hinterhältig, intrigant und opportunistisch und das waren noch die positivsten Eigenschaften die sie ihm zuschrieb.
In vieler Hinsicht war er ein Sinnbild für das was in der Flotte falsch lief, mehr noch als es Cornell war. Denn Fyrestone war durchaus kompetent, aber er war mehr am Erhalt und Ausbau seiner Macht interessiert, als seiner geschworenen Pflicht, das Imperium vor äußeren und inneren Feinden zu schützen. Es war symptomatisch für die gesamte Flotte. Beförderungen fanden viel zu oft aus politisch motivierten Gründen statt, als wirkliche Befähigung. Wer keine Gönner hatte kam nicht über den Rang eines Captains hinaus. Elysa hatte es so oft schon gesehen. Amira Fairbanks, Benedict Shepard, Iran Soran – alles Offiziere von gutem Ruf und mit großer Befähigung ausgestattet und doch – wenn es nach dem Gross der Flaggoffiziere ging – wären sie nie über den Rang eines Captains hinausgewachsen. Es hatten sich ganze Dynastien innerhalb der imperialen Hierarchien gebildet, das reichte von Armee und Flotte bis in die Verwaltung.

Diese Korruption zerfraß das Imperium von Innen, wie ein Geschwür, doch war genau das im Sinne des Imperators. Er nutzte die Rivalität der Dynastien gegeneinander auf, um sich seine Macht zu sichern, ebenso wie er die Sith gegen sich selbst richtete. Das war der wahre Kampf den Elysa führte, den Einfluss des Imperators auf die Flotte zu mindern und Offiziere und Besatzungen an höhere Ideale, als die eigene Machtsucht, zu erinnern und dazu inspirieren. Nicht jeder brauchte ein strahlendes Vorbild wie Nereus Kratas oder Lorth Needa es einst waren, aber ein solches Symbol der Ehre fehlte der Flotte. Vielleicht konnte sie der Flotte eines Tages diese Symbolik wieder geben, aber die Stunde dafür war noch in weiter Ferne.

Fyrestone hörte sich zu gerne reden. Aber Elysa konnte es ihm kaum verdenken, er musste diesen Augenblick innerlich zelebrieren. Er hatte es endlich geschafft sie aus dem Oberkommando zu verbannen und eine seiner Marionetten an ihrer statt zu installieren. Es störte ihn auch nicht, dass er die frisch ernannte Admiral nicht einmal zu Wort kommen ließ, bevor er die Verbindung beendete. Das sollte seine Wertschätzung ihrer Person noch einmal untermauern.

Elysa wusste nicht so recht wie sie sich fühlen sollte. Sicherlich, da war Frustration, Zorn und Wut. Aber auch das Gefühl befreit zu sein, sich nicht ständig um das politische Messerstechen im Oberkommando Gedanken machen zu müssen. Sicherlich, als Flottenkommandantin musste sie sich auf dem politischen Parkett bewegen, allein die Spannungen innerhalb ihrer Kommandanten bedingten das, aber es war ein deutlicher Unterschied. Und nicht zuletzt befreite auch die von ihr genommene Last der Verantwortung. Rückblickend musste sich Elysa gestehen, dass sie für das Amt, noch nicht bereit war. Ihre Intentionen und der Wille de Vries Werk fortzusetzen war sicherlich vorhanden, aber ihr hatte die politische Erfahrung gefehlt.
Und nicht zuletzt freute sie sich auf die bevorstehende Zeit als Flottenkommandantin, dass es nicht einfach werden würde war gewiss, aber es war eine andere Herausforderung, einer der sie mit ihrem Wissen und Verständnis für Taktik und Strategie begegnen konnte und ihr erlaubte ihre politische Erfahrung einzubringen und auszubauen. Alles in Allem war sie bei Weitem nicht zu unzufrieden wie High Admiral Fyrestone es sicherlich annahm.

Elysa trat zu dem Bildschirm der ihr die Aussicht auf das Weltall erlaubte und hob ihren Blick.


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Unfolding Events

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Konferenzsaal Bastion] Admiralstab und VA Elysa Nerethin

...Details zu den Vorgängen hier im Cygnus-System finden Sie in den beigefügten Daten. - Selgorias Ende und Aus."

Sub Lieutenant Inyri Samantha Harte fror die Aufnahme von Commander Selgorias ein, so dass dessen Antlitz weiterhin auf dem Bildschirm verharrte. Währenddessen ergriff die Flottenkommandantin das Wort, nachdem sie ihren Blick noch einmal über ihren Stab wandern ließ.

„Diese Nachricht erreichte mich vor einer Stunde. Die Lage im Sternenimperium von Cygnus ist äußerst ernst und ich möchte alsbald möglich Unterstützung für die 417.te entsenden. Lane, was wissen wir noch über Cygnus?“

Commander Lane Gaveger, ihres Zeichens Stabsoffizierin für den Aufgabenbereich des Flottennachrichtendienstes aktivierte den Holoprojektor in der Mitte der runden Tafel, und rief eine Sternenkarte auf.

„Zunächst einmal die grundlegenden Fakten: Cygnus liegt im mittleren Rand, genauer gesagt im Esaga-Sektor in relativer Nähe zum Huttraum. Das Imperium umfasst zwölf bewohnte und noch einmal die gleiche Zahl an unbewohnten Systemen. Die Thronwelt, Cygnus Prime selbst liegt zentral. Der maximale Durchmesser umfasst 37 Parsecs. Die Gesamtbevölkerung beläuft sich auf etwa 3 Milliarden Wesen, wobei Menschen mit 60 Prozent die vorherrschende Spezies darstellt. Die Oberschicht besteht fast ausschließlich aus Menschen, gerade einmal fünf Prozent des Adels sind Nichtmenschen und diese oft auch von niedrigem Range. Das Regierungssystem ist eine konstitutionelle Monarchie, der Monarch König Aguro Quan der Vierte Samick, der Regierungschef ist Minister der Krone Aldwick Faileen. Der imperiale Botschafter wird bereits von Commander Selgorias erwähnt, Baron von Milaris. Hervorzuheben wäre noch, dass die Kommunikation in den Esaga-Sektor abgebrochen ist.“

Während die blonde Offizierin sprach hob sie zunächst das Territorium des Sternenimperiums hervor und blendete nach und nach die Daten die sie nannte daneben ein, darunter gehörten auch Bilder der angesprochenen Personen.


„Cygnus ist der bedeutendste Lieferant für Alpha-Klasse Xg-1 Starwings und XM-1 Raketenboote und hat für das Imperium dadurch strategische Bedeutung. Ein Wegfall der Produktionskapazitäten könnte auch bedeuten, dass diese Jäger, die unter Lizenz auch bei Kuat gebaut werden, komplett aus dem imperialen Arsenal verschwinden. Ein Umstand der Marshal Feskin sicherlich zu Gute kommt, welches die Schlagkraft der Flotte und insbesondere der dritten Gefechtsflotte, jedoch stark schwächen wird.“

Ein Umstand den Elysa in jedem Falle verhindern wollte, und Fyrestone hatte ihr unwissend bereits eine Erlaubnis dafür ausgesprochen.


„Bisher war das Sternenimperium von Cygnus sehr auf seine Unabhängigkeit bedacht, vormalige Versuche des diplomatischen Corps eine strategische Partnerschaft zu erwirken gingen in den Isolationsbemühungen von Cygnus unter. Statt einer militärischen Partnerschaft wählte Cygnus die Aufrüstung der eigenen Flotte, um ihre Souveränität zu sichern. Der einzige Vertrag zwischen Galaktischem Imperium und dem Imperium von Cygnus ist ein Handelsabkommen. Weshalb Commander Selgorias hier von einem Bündnisvertrag spricht lässt sich nur mutmaßen, möglicherweise hat man ihm da einen Floh ins Ohr gesetzt, um sich seine Unterstützung zu sichern, aber das ist reine Spekulation.“


Commander Gavager lenkte das Gespräch wieder zurück zu den Fakten.


„Historisch sind Streitigkeiten mit dem Hutt-Clan Varlirij belegt, was jedoch nie über Grenzscharmützel hinausging. Das Huttenkartell als Gesamtes scheint wenig Interesse an Cygnus zu hegen. Die Erbfolge war bis dato patriarchalisch geregelt, ein Umstand der laut Commander Selgorias Bericht nicht länger gültig ist. Die gesellschaftlichen Folgen scheinen sich derzeit aufzustauen und Prognosen legen Nahe, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Lage – auch bedingt durch die militärische Schwächung - eskaliert. Sei es Bürgerkrieg, oder eine Invasion durch den Varlirij-Clan. Unsere Experten gehen davon aus, dass Cygnus die Situation allein kaum abwenden kann. “

„Danke Lane. Meinungen und Gedanken zu den bisherigen Informationen?“

Es war ihre Adjutantin Inyri Samantha Harte, die zunächst das Wort ergriff. „Ich befürchte, dass man bereits versucht Commander Selgorias in die Situation zu ziehen, daher ist es notwendig schnell zu einer Entscheidung zu kommen, bevor die Lage vor Ort ihm über die Entscheidungsgewalt wächst. Gerüchten zu Folge gilt Baron von Milaris nicht gerade als Person mit ausgewachsenem Ehrverständnis, sondern vielmehr als Opportunist.“

Dass sich ihre Flagglieutenant so aktiv in das Gespräch einbrachte kam als Überraschung, aber nicht als unangenehme. Elysa hatte um Meinungen und Gedanken gebeten, dazu zählten auch die ihrer Adjutantin.

„Ma'am, gehe ich richtig davon aus, dass sie die Verlegung der gesamten Flotte in Betracht ziehen?“ Ihr Stabschef, Lance Marlar, legte den Finger direkt auf ihren naheliegendsten Gedanken und so bestätigte sie mit einem Nicken.

„Mit dem Angriff auf den Eisernen Bund und einer Verlegung der dritten Gefechtflotte in den Esaga-Sektor kann man das leicht als Expansionsbemühungen des Imperiums auslegen. Zusätzlich hat die dritte Flotte das Potenzial den Esaga-Sektor nur weiterhin zu destabilisieren, insbesondere wenn die Hutten sich bedroht fühlen sollten.“

Es war auch seine Pflicht des Teufels Advokat zu spielen und das schien er mit Gusto zu erfüllen.

„Ich stimme in diesen Punkten zu, dennoch gibt es uns auch die Möglichkeit Cygnus zu mehr zu bewegen als einem bloßen Handelsabkommen.“
, wandte Commander Jinx ein. „Den Krieg mit dem Eisernen Bund propagandiert man als Sicherung strategischer Versorgungswege und somit der Sicherheit des Imperiums. Ich sehe keinen Grund, warum man das bei Cygnus nicht ebenso handhaben sollte.“

„Die Sicherung eines bedeutenden Produktionszentrums rechtfertigt meines Erachtens nach die Verlegung der Flotte. Insbesondere auch, um mögliche Nachahmer abzuschrecken. Lassen wir zu, dass Cygnus ohne unser Zutun fällt, könnte Ubrikkia oder Rothana durch andere Gruppierungen ähnliches bevorstehen. Wir müssen Entschlossenheit und Stärke demonstrieren, das bedeutet gegebenenfalls auch die Hutten in ihre Schranken zu verweisen. Meine Befehle umfassen auch die Befugnis Verhandlungen aufzunehmen und zu führen. Wir werden dem Hilfegesuch des Sternenimperium von Cygnus nachkommen. Lance, veranlasse, dass die Flotte mobilisiert wird. Ich will innerhalb von 48 Stunden auslaufen können, umso eher desto besser.“

Ihr Stab schien zuzustimmen, nur bei ihrem Logistikoffizier vernahm sie ein zögern.


„Einwände Jeffrey?“

Der Angesprochene wog den Kopf von links nach rechts, bevor er zur Antwort ansetzte.

„Uns fehlen immer noch über dreißig Staffeln Raumjäger, aber es sind Modelle die bei Cygnus produziert werden, somit rechne ich nicht, dass wir in dem Zeitraum Nachschub erhalten. Wir sollten unsere Prioritäten vor Ort auch danach richten diese Maschinen alsbald zu beziehen. Die Versorgungslage der Einheiten ist gut, ich werde veranlassen, dass die uns zugeteilten Versorgungsschiffe ihre Vorratsbunker vollstopfen. Das Zeitfenster dazu sollte 30 Stunden nicht überschreiten.“

Dass sie mit ihrer Entscheidung einen logistischen Alptraum losgetreten hatte, dessen war sich die Corellianerin sehr wohl bewusst.

„Dann gehen wir es an.“

Damit entließ Elysa den Großteil ihres Stabs, nur ihr Stabschef und ihre Flagglieutenant blieben zurück. Es galt eine Flottenkonferenz zu organisieren.

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Admiral's dispatch.

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Büro des Admirals] ADM Elysa Nerethin

Die Claw of Justice wartete an ihrer Position auf Antwort von Admiral Nerethin, um diese als Depesche an Commander Selgorias zurück zu bringen. Nachdem ihr Entschluss also fest stand verfasste Elysa eine entsprechende Nachricht, die als Geheim eingestuft und nur für die Augen des Divisionskommandanten der 417.ten Korvettendivision gedacht war. Dass dieser bereits zu einem wichtigen Ereignis in die Adelgesellschaft von Cygnus geladen und diese Nachricht vermutlich erst nach dem Anlass eintreffen würde, konnte Elysa zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Sie vertraute auf ihren Mann vor Ort.

„Ich grüße sie, Commander Selgorias. Ihrem Bericht entnehme ich, dass sie bereits in die Ereignisse involviert wurden und durch die Rettung der Kronprinzessin nicht nur in den Augen der Opposition bereits Stellung für das Königshaus bezogen haben, wenngleich sie keinerlei verpflichtende Aussage machten. Diverse Kräfte werden versuchen von ihnen verbindliche Aussagen oder Handlungen zu erzwingen. Ich ermächtige sie hiermit offiziell dem Königshaus von Cygnus im Namen des Imperiums dem Hilfegesuch zuzustimmen.“

Da man Manius Selgorias bereits als Unterhändler akzeptierte, konnte man so auch bereits erste, unverbindliche Vorgespräche führen und auch das positive Wohlwollen des Imperiums schon einmal hervorheben.

„Die dritte Gefechtsflotte wird in vollem Umfang auslaufen, um ihre Unterstützung zu entbieten. ETA ist vierzehn Tage. Bitte tragen sie diese Information an die nötigen Stellen und sorgen für einen reibungsfreien Ablauf. Legen sie einen Grundstein zur Kooperation. Um ihrer neuen Verantwortung gerecht zu werden erlasse ich hiermit ihre Feldbeförderung zum Captain der imperialen Flotte. An ihrer derzeitigen Verwendung ändert sich vorerst nichts.“

Eine Feldbeförderung musste erst vom Personalbüro bestätigt werden, bevor sie offiziell galt, gab aber einem Kommandanten im Feld die Möglichkeit neue Verantwortung und Autorität zu vergeben und dementsprechend auf Ereignisse zu reagieren, ohne ständig Rücksprachen zu halten. Es war Tradition, dass das Personalbüro ausgesprochene Feldbeförderungen in der Regel bestätigte, sollte ein Offizier der neuen Herausforderung nicht gewachsen sein, war es in so einem Fall auch ohne Schande möglich die Feldbeförderung auszusetzen und eine makellose Rückkehr in den alten Rang zu ermöglichen. Somit konnte man es durchaus als Wohlwollen der Admiral interpretieren, ohne den Kommandanten zu irgendetwas zwingen zu wollen. Im gleichen Zug konnte man ihr natürlich auch unterstellen sich selbst alle Optionen offen zu halten, sollte Manius Selgorias ihr Wohlwollen verlieren.

„In einem Punkt scheint jedoch ein Missverständnis zu existieren. Zwischen dem Sternenimperium von Cygnus und dem Galaktischen Imperium existiert kein Bündnisvertrag, lediglich ein Handelsabkommen. Sie sind ermächtigt anklingen zu lassen, dass wir im Gegenzug für unsere Unterstützung zukünftig mehr erwarten. Bleiben sie dabei jedoch unverbindlich. Ich bin mir sicher, Miss Tebelon kann ihnen dabei eine Hilfe sein. Teilen sie ihr auch mit, dass sie mir bei Verhandlungen auf höherer Ebene zur Hand gehen soll, sobald die dritte Gefechtsflotte eingetroffen ist und die Verhandlungen offiziell eröffnet werden.“


Es galt Fingerspitzengefühl zu bewahren und entgegen ihres Ranges, war es beruhigend zu wissen, dass Elysa sich nicht nur auf ihre eigene politische Erfahrung verlassen musste. Konsularagentin Tebelon schien gut mit Manius Selgorias zu harmonieren, was durchaus für die diplomatische Gesandte sprach und ihr auch einen Schritt weit, einen Vertrauensvorschuss einbrachte.

„Bis dahin erörtern sie wenn möglich die politische Positionierung der wichtigsten Spieler und sammeln weitere Informationen. Die letzten Berichte des imperialen Botschafters waren leider nicht sehr ergiebig und nichts deutet auf anstehende Schwierigkeiten hin. Es wäre somit wichtig zu erörtern, ob die Schwierigkeiten, wie der Ausfall der Kommunikation und Übergriffe auf cygnische Streitkräfte tatsächlich so unerwartet kamen, oder ob sie absehbar waren. Über Botschafter Baron von Milaris existieren widersprüchliche Aussagen, derzeit ist nicht gesichert, ob er als vertrauenswürdige Person eingestuft werden kann, halten sie ihn wo möglich über konkrete, operative Informationen im Unklaren. Etwaige Unterlagen finden sie ihm Anhang und sind befugt diese mit Konsularagentin Tebelon zu teilen. - Nerethin Ende.“

Sollte es vor der Ankunft der dritten Gefechtsflotte dazu kommen, dass die Geschütze sprachen, so hatte Elysa Nerethin ihm mit der Beförderung bereits ihr Vertrauen ausgesprochen. Über diese Distanz und noch dazu mit dem Kommunikationslag, war es nicht praktikabel ihm da anders lautende Weisungen auszusprechen. Es war somit der Punkt gekommen, an dem sie sich auf den Kommandanten verlassen musste.

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Büro des Admirals] ADM Elysa Nerethin

OP: Ist soweit alles mit Aiden abgesprochen.
 
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[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili-System, ISD II Accuser, Quartier des Commodore]- Alynn

Es war fast stockdunkel in dem Raum, der auf dem Imperialen Sternzerstörer der Klasse II Accuser der Unterkunft des amtierenden Flaggoffiziers vorbehalten war. Die Atmosphäre für einen jeden, der durch die Tür ins Innere des Raumes schritt, war drückend, unangenehm und vermutlich ausreichend, den meisten Individuen einen unangenehmen Schauer über den Rücken zu jagen. Irgendetwas lag in der Luft, kaum greifbar, doch unbestreitbar vorhanden. Nur eine einzelne, gedimmte Lampe tauchte die gesamte Szenerie in gespenstisches Licht und ließ jede Bewegung zu einem Spiel miteinander wetteifernder Schatten werden.

Die Tür zur für Raumschiffverhältnisse geräumigen Erfrischungszelle war geöffnet, doch auch aus dieser Richtung schien kein weiteres Licht, sodass die über das Waschbecken gebeugte Gestalt gänzlich im Schatten verblieb, einem Schatten, der nichtsdestotrotz eine gewisse Bedrohung ausstrahlte.

Alynns Uniformjacke war halb aufgeknöpft und auch ihr zerzaustes, wild über ihre Schultern hängendes rotes Haar befand sich wohl kaum im Einklang mit imperialen Bekleidungsvorschriften, selbst bei liberaler Auslegung. Ihr Blick traf kurz die blutunterlaufenen Augen ihres Gegenstücks im Spiegel und veranlasste sie dazu, sie sofort wieder zu schließen, während ihre Finger sich erfolglos in das robuste und vollkommen unbeeindruckte Material der Anrichte krallten.

Mit der Nacht – die sich auf der Accuser derzeit am Standort des imperialen Palastes auf Bastion orientierte – waren wieder die Träume gekommen, Träume, die sie im Grunde seit der Vernichtung der Intimidator begleiteten, um sich dann wieder zu stabilisieren, und schließlich mit den Nachrichten vom Vertrag von Umbara mit unvermittelter Härte zurückgekehrt waren. Träume, an die sie sich nur schlecht erinnern konnte, abgesehen von Bruchstücken, die indes mehr als einmal sichtbare Spuren in ihrem Quartier hinterlassen hatten, vom zerbrochenen Glas bis zur eingedellten Arbeitsfläche ihres metallenen Schreibtisches. M-3PO/Z, der Steward des Commodore, hatte all diese Schäden mit droidischer Effizienz und Stoizismus und vor allem ohne Fragen beseitigt, doch das änderte nichts an ihrer beunruhigenden Natur. Und an den wenigen Erinnerungen, die ihr von diesen Träumen blieben. Höhnisches Gelächter… und eine Uniform im Schatten, blütenweiß.

Die Mitglieder der Crew der Accuser jedenfalls schien auf Zehenspitzen zu gehen, wann immer sie ihres Flaggoffiziers gewahr wurden – natürlich hatten sie alle Gerüchte gehört, von der Schwester des gefallenen Großadmirals, und ihren wenigen Skrupeln, wenn es darum ging, Fehlleistungen ihrer Untergebenen an Ort und Stelle zu bereinigen, oft auch permanent. Dass diese Gerüchte sich als Untertreibung erwiesen, damit hätte allerdings wohl selbst der pessimistischste Brückenoffizier nicht gerechnet, wann immer Alynn es für angebracht gehalten hatte, kleine Fehler oder Unzulänglichkeiten mit eisiger Kälte zu bemäkeln, und das auch nur, wenn der Betroffene Glück hatte. Die Arrestzellen der Accuser waren gut besucht. Zwar war das Ergebnis des großangelegten, von Elysa befohlenen Manövers durchaus erfreulich gewesen für die Accuser – wenngleich sie zum unterlegenen Verband gehört hatte – doch dies hatte trotz aller Bemühungen der Flaggkommandantin nicht dazu beigetragen, dass sich die Stimmung auf dem Sternzerstörer merkbar entspannte. Schon lange war es nur noch M-3PO/Z, der sich unangekündigt in das Quartier der Commodore wagte.

Kühles Wasser spritzte in Alynns Gesicht und ließ sie wieder ihre Augen öffnen um im schummrigen ihr Gesicht zu studieren, wobei ihr Blick an der hässlichen, geplatzten Ader knapp unterhalb ihres linken Auges verharrte. Kontrolle war es, die fehlte. Die ihr langsam, in der Zeit das Wartens, der Manöver, der immer neuen Hiobsbotschaften langsam entglitten war. Und nur wenig fürchtete sie mehr als den totalen Kontrollverlust. Irgendetwas tobte in ihr – der Hass auf etwas, das sich ihr auf ewig entzogen hatte, oder doch nur die Unrast, verursacht durch das Bewusstsein, mit der Unterzeichnung des Vertrages von Umbara in ein gigantisches Rückzugsgefecht verwickelt zu sein.


„Commodore Kratas?“

Natürlich war es die leicht blecherne Stimme eines Droiden, die die Ruhe, gefolgt vom leisen Zischen der sich öffnenden Tür, durchbrach. Als Alynns Kopf sich umwandte, konnte sie schemenhaft die Gestalt des Protokolldroiden, mitsamt seines schwer zu verkennenden Muschelkopfs ausmachen.

„Empfehlung von Captain Asakawa, Ma’am. Ich soll Ihnen bestellen, dass die Avenger signalisiert hat. Admiral Nerethin wünscht, eine Flottenkonferenz abzuhalten.“

Eine kurze Pause entstand, in der der Droide scheinbar erwog, was und ob er noch etwas hinzufügen wollte.


„Offenbar soll die Flotte in Kürze Auslaufen.“

Für einen Moment starrten Alynn und ihr Spiegelbild sich schweigend an, was in jedem Menschen wohl für nervöse Bewegung gesorgt hätte. Der Droide indes verharrte vollkommen regungs- und lautlos.


„Bestellen Sie Captain Asakawa, dass sie alles nötige vorbereiten soll.“


Ihre eigene Stimme klang wie die einer Fremden.


„Ich bin in einer halben Standardstunde auf der Brücke.“


Gefügig neigte der Droide seinen Muschelkopf.

„Mit Vergnügen, Ma’am.“

Als die Tür sich hinter ihrem Steward geschlossen hatte, machte Alynn sich langsam daran, ihre Uniform und ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen, letztere, indem sie sie zu einem strengen Knoten an ihrem Hinterkopf flocht. Was auch immer sich nun ergeben hatte, es präsentierte ihr hoffentlich die Gelegenheit, das zerstörte Gleichgewicht wiederherzustellen… und die Kontrolle zurückzuerlangen.

[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili-System, ISD II Accuser, Quartier des Commodore]- Alynn
 
Chain of Command

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Büro des Admirals] VA Elysa Nerethin

Der Depesche Commander Selgorias hatte noch eine weitere Nachricht angehangen, Nomi Vest, die Kommandantin der Claw of Justice war an der Endregaad Pest erkrankt und nicht länger in der Lage ihr Kommando auszuüben. Ihre Lage war soweit stabil, dennoch würde ihr ein längerer Krankenhausaufenthalt bevorstehen bis zu ihrer Genesung, etwas das auf der Korvette kaum zu bewerkstelligen war. Jedoch auf einer der Lazarettfregatten oder gar dem MTC mit Hospitzmodul.
Derzeit hielt der erste Offizier der Marauder-Korvette das Kommando. Elysa konnte sich an den Farghul erinnern, sehr darum bemüht einen korrekten Eindruck zu machen, aber soweit durchaus kompetent. Als Divisionskommandant stand es Manius Selgorias zu Lieutenant Commander Tej Darran übergangsweise als Interimskommandant zu bestätigen, was er – wie Elysa der Depesche entnehmen konnte – auch getan hatte. Dennoch konnte es nicht Schaden dem ersten Offizier der Claw of Justice auch von ihrer Seite aus zu bestätigen. Insbesondere sollte es dem Nichtmenschen den Rücken stärken, denn er war den Dienst auf der Claw erst vor Kurzem angetreten und sollte nach kurzer Zeit schon das Kommando übernehmen. Die Besatzung der Korvette hatte zwar nicht den Eindruck gemacht mit der Rasse des XO Probleme zu haben, aber eine Bestärkung durch den Flottenkommandanten konnte nie schaden.


Betreff: Vorläufige Kommandoübernahme (FD03-KÜ017KCOJ)

An: Lieutenant Commander Tej Darran, XO, MAR Claw of Justice
CC: Captain Manius Selgorias, Divisionskommandant, 417.tes Korvettengeschwader
Von: Admiral Elysa Nerethin, Flottenkommandantin, 3te. Gefechtsflotte

hiermit sei Lieutenant Commander Tej Darran darin bestätigt, wie durch Captain Selgorias bereits angeordnet, das Kommando über seine Majestät Schiff Claw of Justice zu übernehmen, solange Commander Nomi Vest nicht kommandofähig ist. Bis zu Commander Vests Genesung, seien Ihm hiermit alle Rechten und Pflichten eines kommandierenden Offiziers auferlegt. Direkter Vorgesetzter der Claw of Justice ist und bleibt weiterhin Captain Selgorias. Seinen Befehlen ist Folge zu leisten.

Erteilt durch:
Admiral Elysa Nerethin
Flottenkommandantin, 3.te Gefechtsflotte


Ebenso verfasste sie einen weiteren Befehl:

Betreff: Weitere Befehle (FD03-NB378A35)

An: Lieutenant Commander Tej Darran, CO, MAR Claw of Justice
CC: Captain Manius Selgorias, Divisionskommandant, 417.tes Korvettengeschwader
Von: Admiral Elysa Nerethin, Flottenkommandantin, 3te. Gefechtsflotte

Ihnen ist hiermit aufgetragen, der Korrespondenz angefügten verschlüsselten Nachricht für Captain Selgorias zu überbringen. Die Nachricht darf nicht in feindliche Hände fallen, eher soll sie zerstört werden.
Commander Vest soll, solange sich ihre Lage nicht verschlechtert, auf der Claw of Justice in Behandlung bleiben. Sollte sich ihre Gesundheit verschlechtert sind Sie autorisiert Commander Vest in die medizinische Obhut des Sternenimperiums von Cygnus zu überstellen.
Erwarten Sie weitere Befehle durch Captain Selgorias.

Erteilt durch:
Admiral Elysa Nerethin
Flottenkommandantin, 3.te Gefechtsflotte


Die Antwort für Captain Selgorias und Lieutenant Commander Darran waren innerhalb von zwei Stunden nach Erhalt der Kommunikationsdepesche verfasst und ausgegeben. Wenngleich dem Farghul kaum neue Informationen zukam, dürfte er doch aus den Beiden an ihn gerichteten Kommuniqués zumindest zwei Neuigkeiten raus lesen. Offensichtlich hatte es zwei Beförderungen gegeben, die von Manius Selgorias und ihre eigene. Dass die 417.te auf Position bleiben würde konnte man auch gut herauslesen, denn bei einer baldigen Rückkehr wäre vermutlich kaum die Erlaubnis erteilt worden die erkrankte Kommandantin an die neutrale Sternennation zu überstellen, sollte ihr Zustand sich verschlechtern.

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System || ISD Avenger | Büro des Admirals] VA Elysa Nerethin
 
Operation Argus

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System | ISD Avenger | Besprechungssaal Bastion] Flaggoffiziere, Admiralstäbe, Schiffskommandanten und erste Offiziere der dritten Flotte und ADM Elysa Nerethin

Es war noch eine halbe Stunde Zeit bis die Flottenkonferenz offiziell begann, kaum vier Stunden nach Erhalt der initialen Nachricht, aber einige Offiziere hatten sich bereits eingefunden. Eigentlich nicht verwunderlich, denn es war eine der wenigen Gelegenheiten, um sich mit Kollegen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen, die sich nicht unmittelbar im gleichen Geschwader oder Division befanden. Elysa sah nochmals ihre Unterlagen durch, denn auch wenn die Situation vor Ort im Fluss war und sich bis zur Ankunft der Flotte grundlegend geändert haben mochte, galt es doch von vorne rein einige Dinge klar und deutlich zu machen.
Unter den Offizieren positiv aufgefallen waren insbesondere Captain Lissahl Merriweather, die Kommandantin der 337.ten Korvettendivision, aber auch Commodore Calista Jade und Commodore Barak Salis, letztere kommandierten jeweils eine der beiden Korvettengeschwader der dritten Flotte. Insbesondere auf diesen leichten Schiffen war die Qualität ihrer Besatzungen höher als zunächst erwartet. Es war durchaus möglich, dass dieser Umstand darauf zurückzuführen war, dass man die Korvetten nicht mehr nur als Geleitschiffe für größere Fahrzeuge wahrnahm, sondern dass sie ihren Platz auf dem Schlachtfeld mehr als verdienten. Für den Umstand war Elysa sehr dankbar, denn Korvetten machten beinahe 50 Prozent ihrer zur Verfügung stehenden Kriegsschiffe aus. Was somit natürlich auch das eigentliche Einsatzprofil der dritten Gefechtsflotte beeinflusste, im Vorderpunkt stand nicht einen Feind in eine Entscheidungsschlacht zu zwingen, sondern die Herausforderung und Abringen oder Sichern der strategischen Kontrolle und Vorherrschaft über einen Sektor oder gar einem größeren Operationsgebiet.

Der Besprechungssaal füllte sich mehr und mehr je näher man dem offiziellem Start entgegenkam. Elysas Blick fiel auch auf Commodore Alynn Kratas, die Divisionskommandantin von BatDiv 27, Rear Admiral Morlens wollte das Kommando darüber zunächst selbst einfordern, da die 27.te Schlachtschiffdivision derzeit jedoch zwei Schiffe unter Sollstärke lag und man nicht mit weiteren Verstärkungen rechnen konnte, hatte er sich schließlich mit dem Kommando über die fünf Fregattendivisionen abgefunden. Zumal Elysa selbst den direkten Oberbefehl über die Schlachtschiffe hielt. Morlens hatte es als unter seiner Würde empfunden auf so kleinen Schiffen dienst zu tun, dabei verfügten gerade die älteren Nebulon-B-Fregatten über ausgezeichnete Kommunikationseinrichtungen und dienten in kleineren Verbänden – zumindest in der Republik – oft als Flaggschiff. Der Rear Admiral jedoch hatte seine Flagge auf eine schwere Fregatte der Corona-Klasse transferiert, wohl weil schwerere Einheiten allgemein als Prestigeträchtiger angesehen wurden.
Vice Admiral Vanwyk hatte keinerlei Aufsehen gemacht, dass er nicht ein Sternenzerstörer als Flaggschiff sein eigenen nennen konnte, sondern sich auf dem Strike-Kreuzer Resolute eingerichtet. Die einzige Bitte die er vorgetragen hatte war, sollten Dreadnaughts den Weg in die Flotte finden, seine Flagge auf eines dieser Schiffe transferieren zu dürfen. Eine Bitte die er nicht einmal hätte formulieren müssen, denn die Wahl seines Flaggschiffs innerhalb seiner Einheiten stand ihm frei und da er den Oberbefehl über die Kreuzer hielt, wertete Elysa es als Zeichen seiner Wertschätzung ihr gegenüber dieses Detail zu erbitten.

Alynn schien verändert, zwar Selbstsicherheit und Autorität ausstrahlend, aber sie schien nicht mit dem gleichen Elan ausgestattet wie in der Vergangenheit, und dass sie sich in der Macht von Elysa abschirmte unterstrich die Vermutung zusätzlich. Dennoch ruhte großes Vertrauen auf der rothaarigen Commodore, und als diese Elysas Blick begegnete, nickte die Admiral mit der Andeutung eines Lächelns in ihre Richtung. Eine Geste der Vertrautheit und des Respekt. Kurze Zeit danach waren alle geladenen Offiziere anwesend und es wurde Zeit zum Tagesgeschäft überzugehen.

Als Elysa sich erhob verstummten die Gespräche unter den Offizieren und die Aufmerksamkeit wandte sich ihr zu.


„Meine Damen und Herren Offiziere, ich freue mich, dass sie es so prompt schaffen konnten sich hier einzufinden und möchte mich auch für die kurzfristige Einladung entschuldigen. Wie sie sicherlich alle bereits schlussfolgern konnten, gibt es einen guten Grund dafür.“
Es war nicht notwendig, so freundliche Worte zu finden, schließlich war es die Pflicht ihrer Offiziere, aber Elysa selbst wusste, dass sie den Schiffsalltag und die Schlafphasen einiger Offiziere gehörig durcheinander geworfen hatte und ihre Höflichkeit war ein Zeichen von Respekt den versammelten Offizieren gegenüber.
„Die dritte Gefechtsflotte hat Einsatzbefehle erhalten, die ein zeitnahes Auslaufen erfordern.“
Ein kurzes Raunen ging durch die Menge, denn niemand hatte so frühzeitig damit gerechnet. Der Aufbau der dritten Flotte war noch nicht vollends abgeschlossen und insbesondere an Jagdbombern und Raketenbooten fehlte ein beachtlicher Anteil an Jagdmaschinen, bedingt durch den Lieferengpass bei Cygnus.

„Das Königshaus des Cygnus-Imperiums hat sich mit offizieller Bitte an das Imperium gewandt und um Unterstützung gebeten. Wir werden innerhalb der nächsten vierundvierzig Stunden, im Rahmen einer Friedensmission, auslaufen, der Codename lautet Operation Argus. Cygnus ist der wichtigste Produzent unserer Alpha-Klasse Xg-1 Starwings und XM-1 Raketenboote und hat damit eine große strategische Bedeutung. Die Sicherung und oder Wiederherstellung des Friedens, und dadurch bedingt die Sicherung unserer Nachschubslinien hat dabei oberste Priorität.”


Eine klare Formulierung der Ziele war wichtig und Grundlage für jede erfolgreiche Operation. Jeder musste das Gesamtziel kennen.

“Sekundäres Ziel ist das Erringen einer permanenten Präsenz im Esaga-Sektor mit friedlichen Mitteln. Wir werden dort nicht als Eroberer auftreten, sondern als mögliche, starke Kooperationspartner, dazu werden wir diverse vertrauensbildenen Maßnahmen durchführen. Was sich im Rahmen der Diplomatie entwickelt, jedoch insbesondere die öffentliche Wahrnehmung kann und wird durch das Auftreten jedes Schiffs, jedes Offiziers und jedes Besatzungsmitglied beeinflusst.”

Die diplomatische Komponente schätze Elysa als wesentlich herausfordernder ein, als die Sicherung der Schifffahrtslinien und deshalb galt es auch hier die besten Voraussetzungen zu schaffen. Dabei stellte sie hohe Ansprüche an das Auftreten der imperialen Flotte. Ansprüche, welche die Flotte eigentlich selbst an sich stellen sollte. Aber mit Allegious Säuberung des Offizierskorps, war dies längst nicht mehr etwas das sie voraussetzen konnte. Opportunisten und rückgratlose Speichellecker waren weit verbreitet und leider auch in der dritten Flotte präsent. Wenngleich sie im Grunde über ein fähiges Offizierskorp verfügte.

“Ich erwarte daher Unparteiischkeit, Transparenz, gegenseitige Achtung und Respekt, um unsere Glaubwürdigkeit gegenüber Militär, zivilen Einrichtungen und Zivilisten herzustellen und zu untermauern. Die aufrichtige Zusammenarbeit mit den Kräften vor Ort ist die Grundlage für den diplomatischen Teil der Mission. Da wir mit der gesamten Flotte auslaufen ist es von großer Bedeutung, dass wir nicht als Bedrohung der eigenen Souveränität wahrgenommen werden. Reagieren sie daher nicht auf Provozierungen und lassen sich selbst nicht dazu hinreißen, Waffengewalt ist das 'ultima ratio', das letzte Mittel. Diese Leute könnten bald schon unsere Verbündeten sein, vermeiden sie daher unbedingt Schocktaktiken und wo möglich lethale Mittel. Dennoch stellt die Sicherheit ihrer Schiffe und Besatzungen das oberste Gebot dar.”

Punkt Eins, die Erläuterung des eigenen Auftrags, hatte Elysa somit hinter sich gebracht, aber die Flottenkonferenz war gerade noch am Anfang und sie würde noch viel sagen müssen. Während die Admiral ihre ersten Worte und Erläuterungen einsacken ließ, nahm sie einen Schluck Wasser und beobachtete aufmerksam die Reaktion der Menge. Erst im weiteren Teil würde sie auf die Umstände vor Ort zu sprechen kommen, Fragen sollte es an dieser Stelle somit noch keine geben.


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[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili-System, ISD II Accuser, Hangar]- Alynn, Captain Asakawa, Lieutenant-Commander Devila, Deckcrew

Als Alynn nach einer kurzen Stippvisite auf der Brücke des Sternzerstörers im Haupthangar der Accuser eintraf war ihr zumindest rein äußerlich nichts mehr anzumerken – die Verunzierung ihrer linken Wange war unter hautfarbenem Make-up verborgen und ihr kühl-distanzierter Blick verriet keinerlei Emotionen, als sie die Ehrenbezeichnung des ersten Offiziers der Accuser, Lieutenant-Commander Garik Devila, der bereits an der Einstiegsrampe des bereitstehenden Lambda-Shuttles eingetroffen war, mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Ihr entging nicht der kurze, fast ein wenig missbilligende Blick des Offiziers, der das am Gürtel ihrer Uniform befestigte Lichtschwert streifte. Im Grunde war es mehr als unüblich für Offiziere, auf einer Veranstaltung wie der von Elysa einberufenen Flottenkonferenz Waffen zu tragen, doch das Lichtschwert war viel mehr als eine Waffe. Es war ein Symbol. Und vielleicht galt die Missbilligung des anderen Offiziers eben diesem Symbol, wenngleich Alynn ihn bisher als zumindest glühenden Verehrer des Imperators kennen gelernt hatte. Sie jedenfalls wollte – ungeachtet der jüngsten Entwicklungen – nicht an diese Erinnerung verzichten, mit wem ihre jeweiligen Gesprächspartner es zu tun hatten.

Als letzte im Bund traf die Kommandantin der Accuser im Hangar ein, ihrem Pflichtbewusstsein und ihrer Detailversessenheit entsprechend bis zuletzt in das Tagesgeschäft des ihr übertragenen Schiffes vertieft. Alynn war nicht entgangen, dass ihre Flaggkommandantin ein besonderes Verhältnis zur Accuser aufgebaut zu haben schien – ein Innigeres jedenfalls als zur Corona-Fregatte Viper, welche die schwarzhaarige Frau zuvor kommandiert hatte. Ein wenig vermutete Alynn, dass die Historie des Schiffes damit zusammenhängen mochte – inklusive eines ehemaligen Kommandanten.


„Entschuldigen Sie die Verspätung, Commodore“, richtete Asakawa ihr Wort sogleich etwas nervös an Alynn, wenngleich sie auf die Minute pünktlich war und sich daher auch – zu Recht – die leicht gewölbten Augenbrauen ihrer Nummer Eins zuzog. Diese unnötige Entschuldigung war wohl sichtbarer Beleg dafür, dass die Accuser die Reaktionen ihres Flaggoffiziers auf offensichtliches oder auch nur subtiles Fehlverhalten fürchten gelernt hatte. Furcht war nützlich – davon war Alynn überzeugt – doch nur bis zu einem gewissen Grad. Eine weitere Komponente, die sie schleunigst in den Griff bekommen musste.

„Wir sollten mehr als pünktlich auf der Avenger eintreffen“, beruhigte sie ihre Flaggkommandantin daher in diesem Moment und bedeutete ihren beiden Begleitern auf der Reise zum Flaggschiff der Flotte, in das Passagierabteil der Fähre einzusteigen.

Der Flug verging ereignislos – wenngleich er etwas mehr Zeit in Anspruch nahm als bei der zurückzuliegenden Distanz üblich. Da Elysa sämtliche Schiffskommandanten inklusive ihrer ersten Offiziere auf die Avenger gerufen hatte, herrschte hektische Aktivität zwischen den einzelnen Schiffen der Flotte. Zumeist waren es TIE-Shuttles, die die Offiziere ans Ziel transportierten, doch die übrigen Flaggoffiziere hatten sich – wie Alynn selbst – wohl nicht nur aus Platzgründen entschieden, mit ihren Flaggkommandanten und deren ersten Offizieren in Lambda-Shuttles anzureisen. Die zwei Defender der Accuser, die das Shuttle ihres Mutterschiffes flankierten, mochten dabei als Übertreibung interpretiert werden, doch andererseits hatten die Piloten derzeit auch nichts Besseres zu tun.

Schließlich – die Defender hatten längst beigedreht und die Delegation der Accuser war von einem Unteroffizier in Empfang genommen und in Richtung des Konferenzraumes, in dem Elysa auch schon ihr großes Manöver besprochen hatte, komplimentiert worden – befanden sie sich mitten unter den hohen Offizieren der dritten Flotte, die nach und nach bereits eingetroffen waren. Niemand war wohl sonderlich erpicht darauf, zu einer solchen Flottenkonferenz als Letzter, oder gar zu spät, aufzutauchen.

Auf dem Weg zu drei zusammenhängenden Plätzen passierte Alynns Gruppe Rear Admiral Morlens und einen Pulk aus um ihn versammelten Offizieren.


„Commodore Kratas.“

Das mikroskopische Nicken, das der ranghöhere Offizier, dessen Wunsch es gewissen Gerüchten zufolge gewesen wäre, seine Flagge womöglich auf der Accuser oder der ebenfalls Alynn unterstellten Vengeance zu hissen, ihr zukommen ließ, fand seine Erwiderung in einer ebenso minimalistischen Bewegung ihres Kopfes, gepaart mit einem Blick, der Morlens schnell dazu bewegte, sich wieder auf seinen eigentlichen Gesprächspartner zu konzentrieren. Ein eisiges „Admiral.“ tat sein übriges.

Deutlich ausgeprägter fiel das Nicken aus, das Alynn Elysa zukommen ließ, nachdem die jüngst beförderte Kommandantin der Dritten Flotte ihre Ankunft bemerkt und sie ähnlich zur Kenntnis genommen hatte. Elysa dürfte als einziger Person im Raum auffallen, dass Alynn sich auf eine Art und Weise bedeckt hielt, die etwa Asakawa oder Devila kaum würden interpretieren können – doch das war für den Moment nicht zu ändern. Alynn und die übrigen Offiziere fanden ihre Plätze und die Konferenz begann.

Schnell wurde klar, in welche Richtung sich die Mobilisierung der Flotte bewegen würde – das Cygnus-Sternenimperium, formal – und im Grunde auch praktisch – unabhängig, aber nichtsdestotrotz von einiger Bedeutung für das Imperium, nicht zuletzt als Hersteller von Angriffskanonenbooten und Raketenbooten, wie Elysa feststellte. Alynn war der besorgte Blick ihrer Flaggkommandantin nicht entgangen, als Elysa begann, die Lage zu skizzieren – wie vermutlich einige Schiffe der Dritten Flotte verfügte die Accuser derzeit über ein nicht vollständiges Jägeraufgebot, ein Missstand, der insbesondere mit Produkten des Cygnus-Sternenimperiums hatte behoben werden sollen.

Wie der Rest der Offiziere sprach auch Devila nicht, doch ein Blick auf seine Mimik genügte, um festzustellen, dass er insbesondere in Hinblick auf die Erwähnung einer Friedensmission und die Priorität diplomatischer Mittel unzufrieden mit der Eröffnung des Szenarios war. Verständlich war das bis zu einem gewissen Grad – in der Vergangenheit war das Imperium nicht zimperlich gegenüber Staaten vorgegangen, die frech ihre „Neutralität“ hatten wahren wollen. Doch gleichzeitig brauchte die Flotte – und die Dritte noch mehr als der Rest – die mächtigen Schiffe, die auf Cygnus produziert wurde. Niemandem half es in dieser Situation, das Sternenimperium zur Kapitulation zu bomben und die wirtschaftliche Infrastruktur mühsam wieder aufzubauen, besonders, wenn man sich das Wohlwollen der herrschenden Schichten mit eleganteren Mittel sichern konnte.

Alynn lehnte sich in ihrem Sitz leicht zurück und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf Elysa. Die Details würden folgen.


[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili, ISD Avenger, Besprechungssaal Bastion]- Elysa, Alynn, Führungsoffiziere der dritten Flotte
 
Operation Argus - Planning Stage

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System | ISD Avenger | Besprechungssaal Bastion] Flaggoffiziere, Admiralstäbe, Schiffskommandanten und erste Offiziere der dritten Flotte und ADM Elysa Nerethin

Zunächst übergab die Admiral nun an Commander Lane Gaveger, ihre Stabsinformationsoffizierin, die eine grobe Übersicht zum Cygnus Sternenimperium skizzierte. Schließlich war es wieder an Elysa das Wort zu übernehmen und die ersten Erkenntnisse und Einflussfaktoren nochmals zusammenzufassen:

„Im Wesentlichen ist die dritte Gefechtsflotte somit als Stabilisierungskraft vorgesehen. Im Idealfall bleibt unser Einsatz vor Ort Friedenserhaltender oder Friedenskonsolidierender Natur. Da die aktuelle Lage im Operationsgebiet, dem gesamten cygnischem Imperium, derzeit jedoch undurchsichtig und größtenteils unbekannter Natur ist, kann es sein, dass sich unser Operationsprofil zu Friedenserzwingend oder Friedenschaffend ändert.“
Insbesondere letztere Beiden beinhalteten die militärische Stabilisierung der Lage. Eine harmlose Beschreibung dafür, dass man aktiv in einen militärischen Konflikt mit der notwendigen Härte eingreifen würde. Die Befugnis dafür lag mit dem Hilfegesuch des Königshaus durchaus vor, aber Elysa würde es vorziehen so wenig Gewalt wie möglich einzusetzen. Auch, oder insbesondere um republikanische Agenten und Operationen in der Region nicht in einen Alarmzustand zu versetzen. Der Frieden war so wie es lag, brüchig genug.

„Dementsprechend wenige Informationen liegen uns zur Lage gegnerischer Kräfte und Akteure vor. Vieles hiervon wird spekulativer Natur sein, da es notwendig ist, dass sie alle ein möglichst umfassendes Bild ihrer Verantwortung haben.“

Es war wichtig, dass man Aufgaben delegieren konnte, dazu musste man jedoch auch seinen Kommandanten und Einheiten vertrauen können.

„Als gesicherte gegnerische Kräfte gelten lediglich Piraten die im Einsatzraum operieren. Alleine wäre eine solche Destabilisierung der Lage durch diese Elemente jedoch kaum möglich. Vielmehr besteht der Verdacht, dass Kräfte von außerhalb gezielt das cygnische Imperium unter Druck setzen. Historisch bedingt fällt das Hauptaugenmerk hierbei auf den Varlirij-Clan der Hutten. In der Vergangenheit gab es diverse Grenzverletzungen und Besitzansprüche durch den Clan, nachfolgend kam es zu einer massiven Aufrüstung auf beiden Seiten.“

Damit war ein Konflikt in der Region eigentlich nur zu erwarten, auch wenn bisher ruhige Gemüter die Situation zu kontrollieren schienen. Mal von den Geschehen der letzten sechs Monate abgesehen. Vorausgesetzt die Hutten waren involviert. Aber irgendwie konnte sich Elysa nicht vorstellen, dass sie nicht involviert waren.

„Es wird von äußerster Wichtigkeit sein, dass sie die Grenze zu huttischem Territorium in keinem Fall übertreten. Eine Grenzverletzung durch das galaktische Imperium könnte durch den Clan als Aggression uns gegenüber des gesamten Huttraums aufgebauscht werden und die Lage weiterhin verschlimmern. Huttische Schiffe im cygnischen Raum sind zu warnen und abzudrängen. Gegebenenfalls auch zu kontrollieren. Je nachdem wie es die Lage ergibt. Wir wollen keinen Konflikt losbrechen, im Zweifelsfall geht jedoch die Unversehrtheit ihres Kommandos vor.“
Einen Krieg mit dem Huttenkartell konnte das Imperium nicht gebrauchen, was die eigene Lage natürlich heikel machte. Man musste firm, aber dennoch vorsichtig sein.
„Sollten die Hutten die Piraten als Söldner verwenden, und auch unter anderen Umständen, ist es möglich, dass die Piraten das Gebiet der Hutten als sicheren Hafen nutzen. Daran können wir vorerst nichts ändern, sondern müssen die Lage beobachten.“

Nun kam die unangenehmste Möglichkeit.

„Auch denkbar ist ein interner Konflikt, wobei dieser dann noch nicht offen ausgefochten wird. In so einem Fall kann unsere Präsenz interne Streitigkeiten jedoch schnell an die Öffentlichkeit tragen. Unter den genannten Eventualitäten gehört unsere Loyalität dem Königshaus.“ Außer natürlich diese Order würde vor Ort modifiziert werden, was Elysa nicht extra nochmal erwähnte.

„Die militärischen Kapazitäten des cygnischen Sternenimperiums sind nachweislich geschwächt, dennoch liegen uns keine exakten Zahlen vor. Berichte der Vergangenheit bescheinigen eine kleine, flexible und schlagkräftige Flotte, die hauptsächlich die Schifffahrtslinien sicherten. Das Flaggschiff der Flotte ist ein Kreuzer der Strike-Klasse die 'Valor of Cygnus' und war zum Zeitpunkt der letzten Berichterstattung das schwerste Schiff. Der Fokus liegt auf leichteren Einheiten und der Raumüberlegenheit durch Raumjägereinsatz.“
Bei einer Handvoll Offizieren stellte sich ein überhebliches Schmunzeln ein und Elysa merkte sich diese vor. Diese Kommandanten würden nach Möglichkeit keine kritischen Aufgaben übernehmen. Dass Commodore Cestar und Admiral Morlen darunter waren verwunderte die Flottenkommandantin nicht, verkomplizierte aber die Lage.

„Das Informationsumfeld gestaltet sich kritisch. Die Kommunikation mit Außen ist abgebrochen und möglicherweise gestört, die Kommunikation innerhalb des Sternenimperiums scheint sich derzeit auf Kurierschiffe zu begrenzen. Sollten die Kommunikationsanlagen unserer Sternenzerstörer ebenfalls gestört sein, werden wir lokale Flottensammel- und Reparaturpunkte einrichten von wo aus sie neue Befehle erhalten. Es scheint generell darauf hinauszulaufen, dass sie ein großes Maß an Eigenverantwortung tragen werden. Ich bin zuversichtlich, dass sie dieser Herausforderung gerecht werden und mit der nötigen Umsicht und Weisheit ihre Aufgaben erledigen.“

Überhitzte Gemüter wollte sie auf beiden Seiten verhindern, aber nur auf ihre Seite wirklich Einfluss nehmen. Es war Rat und Ermahnung zu gleich.

„Reparatur, Logistik und Sanitätsdienste werden zentralisiert oder von möglichen Flottenstützpunkten aus agieren. Bis auf die Korvetten der Marauder-Klasse sollte kein anderer Schiffstyp im vorläufigen Zeitrahmen der Operation, von sechs Monaten, versorgt werden müssen.“

Nach und nach wurden die Punkte weniger, wenngleich natürlich dennoch immer noch sehr viel ungesichert war und erst vor Ort geklärt werden. Der letzte große Punkt war die Bevölkerung.

„Die Wahrnehmung der Bevölkerung wird schlussendlich ein wichtiger Faktor für das Gelingen unserer Mission sein. Aufgrund der bestehenden Isolationspolitik ist davon auszugehen, dass man uns zunächst als Fremdkörper wahrnehmen wird, um dem entgegenzuarbeiten ist es notwendig, dass Vertrauen des Volkes, aber auch unserer militärischen Partner zu gewinnen. Ich erwarte in diesem Punkt von ihnen absolute Integrität und ehrenhaftes Auftreten. Sie sind Offiziere der imperialen Flotte und somit sind höchste Erwartungen an sie gerichtet.“
Sie alle waren Erben von Männern wie Großadmiral Needa und Großadmiral Kratas, dies aber über das Maß zu erwähnen konnte insbesondere beim Geheimdienst falsch aufgefasst werden.

„Informationspakete mit allen hier genannten Details werden am Ende der Flottenkonferenz an ihr Kommando und Stab übermittelt.“

Elysa verschränkte die Arme hinter den Rücken und blickte aufmerksam der Menge entgegen.
„Fragen soweit?“

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[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili, ISD Avenger, Konferenzraum Bastion]- Elysa, Alynn, Führungsoffiziere der dritten Flotte

Schweigend hatte Alynn die Ausführung einer Offizierin aus Elysas Stab zum Cygnus-Sternenimperium – diesen pompösen Namen trug die im Grunde recht jämmerliche Ansammlung unter einer Monarchie vereinten Planeten – verfolgt. Im Grunde war das Sternenimperium ein wenig beachtenswertes Fleckchen Weltraum, zumindest jedoch auf den ersten Blick. Natürlich wandelte sich diese Einschätzung sofort, wenn man berücksichtigte, dass auf dessen Planeten zwei der Jägertypen – und das nahezu exklusiv – produziert wurden, die langfristig die Raumüberlegenheit der imperialen Flotte hatten sichern können und sollen. Umso erstaunlicher schien es, dass das Imperium – zumindest vor dem Waffenstillstand und anschließenden Friedensvertrag mit der Neuen Republik – nicht früher und aggressiver versucht hatte, Cygnus von seinem störrischen, wenn nicht gar fatalen Isolationismus abzubringen. Die Antwort konnte im Grunde nur darin zu finden sein, dass große Teile der Admiralität den Sternenjägern nach wie vor keine allzu große Bedeutung beimaßen, während das Sternenimperium aus Sich ranghoher Vertreter der imperialen Verwaltung an Bedeutungslosigkeit wohl kaum zu überbieten war. Ein kleiner Verbund aus Welten, der sich gerade so gegen die Hutten behaupten konnte, mit einer Flotte, die kleiner erschien als selbst die des Korporationssektors? Man musste schon alle Details kennen, um Cygnus korrekt einzuordnen. Und jenen, die dies konnten, waren die Hände so gut wie gebunden, das wurde klar, als Elysa selbst das Wort ergriff und die weitere Vorgehensweise erläuterte. Eine komplette imperiale Gefechtsflotte, dazu verdammt, ihren Auftrag mit äußerster Diskretion durchzuführen, sicher keine Qualität, die vielen ihrer Offiziere eigen war. Alynn fragte sich, inwieweit Elysa diese Vorgehensweise von den Umständen diktiert sah oder es tatsächlich als erstrebenswert erachtete, Cygnus mit milden Mitteln enger an das Imperium zu binden und so die strategisch wichtigen Jägerlieferungen zu sichern. Man konnte nicht sagen, dass es üblich für einen Admiral des Imperiums war, einen Konflikt etwa mit dem Hutt-Kartell zu scheuen, nicht etwa, weil dieses für das Imperium gänzlich gefahrlos war, sondern aus der typischen Arroganz heraus, die einen auf der Brücke eines mächtigen Sternzerstörers schnell heimsuchte. Ein Niriz hätte versucht, die Probleme im Sternenimperium als Vorwand für eine handstreichartige Eroberung zu nutzen, durchaus gedeckt durch den auf Umbara verhandelten Friedensvertrag (wenngleich die juristischen Details Alynn nicht gänzlich geläufig waren). Vermutlich hätte er sich dabei allerdings eine blutige Nase geholt, das Sternenimperium endgültig vom Galaktischen Imperium entfremdet und die Lage nur verschlimmert. Es gab schon gute Gründe dafür, warum dieser Offizier nicht mehr unter den Lebenden weilte. Die Verlockung war natürlich dennoch da – ein Kreuzer der Strike-Klasse als stärkstes Schiff? Alynn konnte an den Mienen einiger anwesender Offiziere ablesen, dass diese sich offenbar fragten, warum es bei dieser Krise der Schlagkraft einer ausgewachsenen (wenn auch nicht voll bemannten) Gefechtsflotte bedurfte. Lieutenant-Commander Devila wirkte gar enttäuscht. Offenbar hatte der erste Offizier der Accuser sich entweder eine größere Herausforderung erhofft oder aber die Ankündigung, dass die dritte Flotte das Mandat erhalten hatte, das cygnische Imperium für das Imperium zu annektieren, wie es schon so vielen vermeintlich neutralen Staatengebilden ergangen war.

„Fremdkörper…“, murmelte Devila dann auch, als Elysa auf die Notwendigkeit zu sprechen kam, sich das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zu erarbeiten.

„Eroberer sind immer Fremdkörper.“

Alynn warf dem ersten Offizier ihres Flaggschiffes einen ausdruckslosen Blick zu. Eroberer, ja. So sahen sich imperiale Offiziere der Schule eines Garik Devila immer noch. Entweder verkannten sie vollends, dass dieses Blatt sich endgültig gewendet hatte, oder sie wollten es schlicht und ergreifend nicht wahrhaben. Dabei war die Vorgehensweise der dritten Flotte, wie von Elysa skizziert, ganz einfach die logische Konsequenz aus solchen Katastrophen wie dem Verlust Corellias und der schmachvollen Übergabe Coruscants. Eroberer waren es gewesen, die das Imperium an diesen Punkt getrieben hatte. Größenwahnsinnige Eroberer – ohne Gespür für die langfristigen Konsequenzen. Was nützte dem Imperium ein gewaltsam unterjochtes Cygnus, dessen Produktionskapazitäten im schlimmsten Fall zerstört waren und dessen Destabilisierung die Hutten geradezu dazu einlud, mit weiteren Piratenangriffen noch mehr Unruhe zu stiften?

Etwas überrascht nahm Alynn zur Kenntnis, dass die Hand ihrer Flaggkommandantin nach oben schnellte, kaum dass Elysa die Anwesenden um Fragen gebeten hatte.


„Ma’am, Sie erwähnten die Notwendigkeit, das Vertrauen der lokalen Bevölkerung für uns zu gewinnen.“

Asakawa räusperte sich leise, da ihr offenbar erst jetzt vollkommen klar wurde, dass nun die Aufmerksamkeit eines Raumes voller – zum Teil ranghöherer – Offiziere auf ihr lastete.

„Sollte sich bis zu unserer Ankunft das politische Gleichgewicht zu Ungunsten des Königshauses verschoben haben, glaube ich nicht, dass eine dem Imperium weniger zugetane Fraktion in der Entsendung einer ganzen Gefechtsflotte irgendetwas anderes sehen wird als eine massive Bedrohung der Souveränität des Sternenimperiums. Sollte diese Fraktion zu dem Zeitpunkt also die militärischen Ressourcen des Sternenimperiums kontrollieren und es auf einen Konflikt ankommen lassen – sind wir angehalten, eine solche Entwicklung hinzunehmen, oder beinhaltet unser Mandat die Berechtigung, wenn möglich die ursprünglichen Machtverhältnisse wieder herzustellen und so zumindest das Fortbestehen des Handelsabkommens zu gewährleisten?“

[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili, ISD Avenger, Konferenzraum Bastion]- Elysa, Alynn, Führungsoffiziere der dritten Flotte
 
Driving the Message home.

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„Eine ausgezeichnete Frage, Captain Asakawa.“

Elysa hatte es sich zu eigen gemacht, sich die Kommandanten, ersten Offiziere und Stabsoffiziere ihrer Flotte einzuprägen. Sie repräsentierten ihre Schiffe und Mannschaften, die ihre Verantwortung waren und somit sollte es als Zeichen ihres Respekts und Anerkennung dienen, im Wissen dass sie nicht nur eine graue Masse für die Flottenkommandantin waren.

„Es gibt hierbei einige Punkte die Beleuchtung verdienen. Aber zunächst eine kurze Antwort zu ihrer Frage.“

Die Kommandantin der Accuser hatte eine Frage aufgeworfen, die viele Kommandanten interessierte. Das aufmerksame Schweigen und die Anspannung im Raum machten das mehr als deutlich.

„Operation Argus zielt auch maßgeblich darauf ab das Königshaus zu unterstützen, um mittel- und langfristig einen Bündnisvertrag zu erwirken. Deshalb werden wir auf Bitten des Königshauses oder der Notwendigkeit heraus auch gegen andere cygnische Fraktionen vorgehen, um gegebenenfalls das Königshaus wieder zu instituieren, um dem Hilfegesuch nachzukommen wie es unser Mandat vorsieht.“

Nun wurde es Zeit genauer zu erläutern. Jeder musste um die möglichen Konsequenzen und Ziele wissen, wenn man an einem Strang ziehen wollte, insbesondere wenn es möglich sein sollte ihre Kommandanten unabhängig operieren zu lassen. Die ausgefallene Kommunikation bei Cygnus machte es notwendig dieses Vertrauen früh auszusprechen und den richtigen Offizieren die entsprechende Verantwortung zu übergeben.

„Im Hinblick auf den Friedensvertrag von Umbara, werden unterschiedlichste Fraktionen und Nationen unser Vorgehen aufs genauste Beobachten, sobald sie die Möglichkeiten haben. Im Sinne der Glaubwürdigkeit ist es also zwingend notwendig, dass wir Vereinbarungen und Verträge einhalten und nicht nach Gutdünken Regeln schaffen und brechen wie sie uns passen. Das soll das galaktische Imperium in der Region gleichzeitig als Autorität etablieren, um möglicherweise weitere diplomatische Erfolge und Beziehungen in der Region zu ermöglichen. Im Idealfall stellen wir ein respektables Gegengewicht zum Huttkartell und auch den republikanischen Bemühungen in der Region dar und bewegen weitere Welten dazu den Beitritt zum Imperium zu ersuchen.“

Man konnte Einfluss auf die Wahrnehmung des Imperiums nehmen und dadurch vielleicht sich selbst auch als 'Idealbild' der Flotte etablieren, auf dass andere Kommandanten einem nachstrebten.

„Die Operation der dritten Gefechtsflotte kann das astropolitische Gefüge in der Region und darüber hinaus stark zu Gunsten des Imperiums verschieben, nicht nur im Hinblick auf Beitrittsgesuche zum galaktischen Imperium, sondern auch im Hinblick auf ausbleibende Beitrittsgesuche zur Neuen Republik. Viele Welten suchen die Nähe zur Republik nur aus der Furcht heraus, das Imperium könne sie sich gewaltsam einverleiben. Nehmen wir diese Komponente aus der Gleichung, schwächen wir die Position der Republik und stärken gleichzeitig die unsere. Es ist also imperativ, dass wir uns jeder unserer Schritte bewusst sind und sie als imperiale Offiziere dem Ideal entsprechen und weitsichtig, ehrenvoll und integer auftreten. Gewalt ist lediglich ihr ultima ratio, das letzte Mittel.“

Elysa hatte es schon einmal gesagt, aber es nochmal zu erwähnen sollte die Verantwortung eines jeden Einzelnen klarmachen.


„Um den kürzlich geschlossenen Friedensvertrag nicht zu gefährden wird man ebenfalls die Neue Republik über das Auslaufen, Zielort und unsere friedenserhaltende Operation informieren. Vor Ort angekommen werden wir pro Forma auch die Hutten informieren, um mögliche Fehlinterpretationen ihrerseits zu entkräften. Eine Informierung im Vorfeld ist jedoch auszuschließen, da es den Varlirij-Clan möglicherweise über ein sich schließendes Zeitfenster informieren würde. Vorausgesetzt er ist in die Machenschaften Cygnus betreffend involviert.“


Auf die ein oder andere Art waren das die Hutten bestimmt, zumindest wenn sich Elysa auf ihre wenigen Erfahrungen mit den Unterweltlords berief, die sie in ihrer illustren Karriere gemacht hatte. Aber das Ausmaß würde wohl entscheidend sein.

„Konnte ich ihre Frage hinreichend beantworten, Captain Asakawa?“

"Ja, in vollen Umfang. Vielen Dank, Admiral."

Mit einem angedeutetem Nicken wandte sie sich der nächsten Frage zu, welche von Commodore Andares Rhyn kam.

„Admiral Nerethin, wie genau wird die Versorgungslage, insbesondere im Hinblick auf fehlende Raumjäger gehandhabt?“

Eine Frage, die Elysa auch schon beschäftigt hatte, zu der man jedoch auch bereits Entschlüsse vorweisen konnte.


„Die dritte Flotte wird mit allen Unterstützungsschiffen auslaufen, des Weiteren liegt der Durchschnitt der Vorratsbunker aller Schiffe bei 87 Prozent. Bis zum Auslaufen wird die Systemverteidigung uns die nötigen Güter und Versorgungspriorität überantworten, um unsere Vorräte komplett aufzufüllen. Wir sind also durchaus in der Lage Reparaturen und Wartungsarbeiten in geringem Umfang durchzuführen.“

Die Unterstützungsschiffe beinhalteten vier modulare Taskforcekreuzer, davon zwei mit Reparaturmodul, ein Hospitzmodul und ein Observationsmodul. Hinzu kamen vier Sternengaleonen als Flottentender, zwei Großraumfrachtschiffe, davon eines in der Konfiguration als Tanker und schließlich noch zwei Lazarettfregatten. Und ebenfalls eine Division Korvetten, von denen bisher nur Vice Admiral Vanwyk wusste, die als Aufklärer und möglicherweise auch in ihrer Funktion als Handelsstörer aktiv werden konnten.

„Ihre Frage zielt jedoch mit Sicherheit auf die dreißig Staffeln Starwings ab, die uns derzeit fehlen. Vor unserem Auslaufen werden wir keinerlei operative Verstärkung erhalten. Es liegt also an uns die Versorgung mit Raumjägern bei Cygnus zeitnah, in Absprache mit dem Herrscherhaus, vorzunehmen. Inwiefern genau sich das gestalten wird ist derzeit aber noch nicht absehbar. Sobald sich etwas ergibt, werden alle betroffenen Schiffe entsprechend informiert.“

Insbesondere die Fregattendivisionen waren davon betroffen, in der eigentlichen Schlachtordnung war vorgesehen, dass jedes dieser Geleitschiffe eine Staffel Starwings aufbieten konnte. Was nun jedoch natürlich ihr Einsatzprofil und die Schlagkraft beeinträchtigte. Dass der Umstand Rear Admiral Morlens – als Kommandant aller Fregattendivisionen - weitestgehend nicht zu beschäftigen schien war der Flottenkommandantin bereits negativ aufgefallen. Doch hatte er mit Commodore Rhyn und Vantassall fähige Leute unter sich, die – wo es ihnen möglich war – die Löcher stopften.

„Die Bestückung mit Jagdmaschinen wird bei der Verteilung operativer Aufgaben selbstverständlich berücksichtigt. Es werden keine Befehle ausgegeben, zu denen ihnen die Mittel fehlen.“

Weitere Fragen und Antworten nahmen noch eine halbe Stunde Zeit in Anspruch, bis man soweit alles geklärt oder zumindest besprochen hatte, dass Elysa sich für die Anwesenheit der Offiziere und deren Input bedankte und die Flottenkonferenz dann beendete mit dem Aufruf, bei noch ausstehenden Materiallisten sich entsprechend mit ihrem Stabslogistikoffizier Jeffrey Hosten abzusprechen. Nach und nach löste sich die Versammlung auf. Einige Offiziere nutzen den Saal, um sich abzusprechen oder auszutauschen, währenddessen instruierte Elysa ihre Flagglieutenant Commodore Kratas aufzusuchen und sie zu einem persönlichen Gespräch im Büro des Admirals einzuladen. Der Rest ihres Stab übernahm weitere, im kleinen Kreis gestellte Fragen und Anliegen zu beantworten und entsprechende Informationspakete an die einzelnen Schiffe auszustellen. Die gesamte Besprechung war natürlich aufgezeichnet worden und würde zu einem späteren Zeitpunkt seinen Weg in die Archive der Flotte finden.

[Core Worlds | Rendili-Sektor | Rendili-System | ISD Avenger | Besprechungssaal Bastion] Flaggoffiziere, Admiralstäbe, Schiffskommandanten und erste Offiziere der dritten Flotte und ADM Elysa Nerethin

OP: Wenn die dritte Gefechtsflotte bei Cygnus eingetroffen ist, stehen die hier besprochenen Informationen den Kommandanten dort natürlich auch zur Verfügung.
 
[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili, ISD Avenger, Konferenzraum Bastion]- Elysa, Alynn, Führungsoffiziere der dritten Flotte

Wenn eines aus Elysas Ausführungen deutlich wurde, dann, dass die imperiale Flotte unter den durch den Friedensvertrag bedingten Konditionen unter nie da gewesenen Restriktionen zu operieren hatte. Nicht entging Alynn der fast schon bestürzte Gesichtsausdruck Devilas, als die Admiral ankündigte, die Neue Republik im Voraus von den Bewegungen der dritten Flotte in Kenntnis zu setzen. Vermutlich sahen sich die imperialen Streitkräften an allen Ecken der Galaxis der Notwendigkeit solcher Kompromisse ausgesetzt – und Alynn war sofort die Logik hinter dieser Vorgehensweise klar – und doch schien es ein erheblicher Bruch zu sein, einer, den nicht alle Offiziere – bei weitem nicht alle – einfach so verkraften konnte und hinnehmen würden.

„Das kann sie nicht ernst meinen…“, murmelte Devila, offenbar der Auffassung, dass seine Vorgesetzte ihn nicht verstehen konnte. Alynn reagierte nicht, registrierte aber, wie Asakawa ihrem ersten Offizier einen vielsagenden Seitenblick zuwarf. So wie Alynn ihre Flaggkommandantin einschätzte unterstütze diese den Friedensvertrag von seiner groben Richtung her – und als bestenfalls temporäre Lösung – und war durchaus eine Freundin von Maßnahmen, die den Einfluss des Imperiums effizient und ohne großen Materialverlust vergrößerten. So, wie es die Operation der Dritten Flotte im Sternenimperium von Cygnus versprach. Devila indes… ging nach gänzlich anderen Prämissen vor. Sein Imperium war das Imperium, vor dem sich neutrale Welten fürchteten, das sie in die Arme der Republik trieb. Alynn selbst war zwiegespalten – Furcht, davon war sie überzeugt, hatte durchaus ihren Nutzen, eine Lektion, die ihr Bruder und seine Vasallen nie wirklich gelernt hatten, doch in seiner derzeitigen Situation, nach der katastrophalen Niederlage bei Corellia, war das subtile Vorgehen, das Elysa hier propagierte, so gut wie alternativlos. Abwesend berührte die Commodore ihre Wange an der Stelle, an der ihr Make-up das geplatzte Äderchen überdeckte. Und wenn es sie alle in den Wahnsinn trieb…

Mit einem Hinweis auf die allgemeine Versorgungslage der Flotte – wie auch der Accuser fehlten noch anderen Schiffen etwa Sternenjäger zum Erreichen einer hundertprozentigen Einsatzbereitschaft – und weniger spektakulären, wenngleich zweifelsohne notwendigen Detailfragen endete die Flottenkonferenz schließlich und entließ die einzelnen Offiziere entweder – wenn sie es eilig hatten – auf ihre eigenen Schiffe, oder in eine der Personentrauben, die sich bildeten. Alynn selbst hatte keinerlei Bedarf, sich einer dieser Gruppen anzuschließen, wobei sie das Gefühl beschlich, dass Devila und Asakawa ihretwegen zögerten, es zu tun. Zweifelsohne war die Kommandantin ihres Flaggschiffes durchaus geneigt, sich mit den übrigen Kommandanten der Flotte auszutauschen, während es dem ersten Offizier der Accuser wohl darum ging, zur Abwechslung einen Gesprächspartner zu finden, der seine Sicht der Dinge teilte oder zumindest nicht mit dem Nachdruck des höheren Ranges zurechtrückte. Ihre Gedanken in diese Richtung würde jedoch jäh unterbrochen, als eine junge Frau mit den Rangabzeichen eines Sub Lieutenant sich – ohne dabei aufdringlich zu wirken – zu den Offizieren der Accuser. Inyri Samantha Harte war Elysas Flaggleutnant, was den Schluss nahelegte, dass sie sich Alynn im Auftrag eben dieser genähert hatte. Die Commodore bemühte sich um einen halbwegs einladenden Gesichtsausdruck, als sie die Gegenwart der Anderen mit direktem Blickkontakt zur Kenntnis nahm.

„Commodore.“

Hartes Haltung straffte sich ein wenig.

„Admiral Nerethin bittet Sie zum Gespräch in ihr Büro, Ma’am.“

Alynns Augenbrauen wölbten sich leicht als erste, spontane Reaktion auf diesen Hinweis. Was Elysa wohl mit ihr unter vier Augen besprechen wollte? Es war natürlich durchaus möglich, dass Teile der Befehle der dritten Flotte nur für die Augen bestimmter Offiziere vorgesehen waren – sie selbst als zumindest formale Kommandantin der Schlachtschiffdivision war dafür wohl eher ausersehen als so manch anderer Offizier in diesem sich langsam leerenden Raum – doch gleichzeitig gab es natürlich durchaus andere Dinge zwischen ihr und Elysa, deren Erörterung einen etwas vertraulicheren Rahmen notwendig machte. Mit einem leichten Nicken entließ Alynn Harte aus ihrer leicht angespannten Haltung.

„Danke, Lieutenant. Richten Sie der Admiral aus, dass ich da sein werde.“

„Verstanden, Ma’am.“

Mit einer Ehrenbezeichnung verließ Harte die Gruppe und Alynn konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie darüber nicht unglücklich, womöglich sogar erleichtert war. Nun – wer konnte schon wissen, welch finsteren Gerüchte in den letzten Monaten bezüglich der Accuser und ihrer Commodore durch die Flotte gegeistert waren.

Alynn konzentrierte sich wieder auf ihre beiden Untergebenen. Besonders Devila konnte man ansehen, dass er wohl einen gesamten Monatssold dafür gegeben hätte, Zeuge des Gesprächs zu werden, zu dem Alynn nun gedachte aufzubrechen.

„Warten Sie nicht auf mich“, beschied sie den beiden Offizieren, bevor sie sie ohne weitere Umschweife stehen ließ und sich mit gemächlichem Tempo aus dem Konferenzsaal entfernte.

Bis zum Admiralsbüro war es aus naheliegenden Gründen nur ein kurzer Weg und die Tür dazu war kaum zu verfehlen, wurde sie doch durch eine kleine Ehrenwache aus zwei Flottensoldaten flankiert, die dort mehr aus formalen Gründen, denn aus echter Notwendigkeit postiert worden waren. Besser als jeder andere in der dritten Flotte wusste Alynn, dass Elysa sich gegen Angriffe besser verteidigen konnte als vermutlich ein ganzes Bataillon dieser Soldaten es vermocht hätte. Die beiden Männer nahmen beim Nahen der Commodore Haltung an und der rechte öffnete ihr Mittels Knopfdruck die Tür. Keiner von beiden machte Anstalten, die zur Herausgabe ihrer Waffe zu bewegen – ob aufgrund expliziter Anweisungen oder aus dem Wissen heraus, dass es sich um ein aussichtloses Unterfangen handelte, war nicht ganz klar.

Unwillkürlich nahm Alynn eine etwas aufrechtere Haltung ein, als sie die Domäne ihrer Mentorin betrat (dieses Verhältnis zwischen ihnen bart trotz allem immer noch höhere Relevanz als die Tatsache, dass Elysa Admiral der Flotte war, in der Alynn diente). Hinter ihr schloss sich die Tür, doch sie entschloss sich dennoch für den Moment für den formaleren Weg, die von Elysa angeregte Unterredung zu beginnen.

„Sie wollten mich sprechen, Admiral?“

[Kernwelten, Rendili-Sektor, Rendili, ISD Avenger, Büro des Admirals]- Elysa, Alynn
 
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