Na, ich weiß nicht. Es ist schon ein Unterschied, ob jemand vom 327. Todesstern in Atome verwandelt wird, ohne dabei irgendetwas zu erreichen, oder ob er sich für seine Freunde opfert, um eine lebenswichtige Mission erfolgreich abzuschließen. Der Sachverhalt ändert sich dadurch kein bißchen: die jeweilige Figur ist tot. Die Auswirkungen und Gefühle, die dieses Ereignis mit sich bringt, und ohne die man das Ereignis an sich eigentlich überhaupt nicht bewerten kann, sind dagegen völlig verschieden.
Es gibt Dutzende von Wegen, eine Geschichte nachzuerzählen. Man könnte die NJO als Kriegsgeschichte erzählen, sich also nur auf große Ereignisse, nicht auf einzelne Schicksale konzentrieren. Man könnte aber genausogut nur die politische Seite der NJO erzählen und damit den Krieg als Tatsache voraussetzen und ihn nur am Rande erwähnen. In dem Fall wäre es weit wichtiger, die Fraktionen im Senat oder innerhalb der Yuuzhan Vong einzuordnen, als einzelne Schlachten oder Verluste zu analysieren.
Oder man sieht die NJO als Glaubenskonflikt. Dann stehen die einzelnen Jedi im Mittelpunkt, und der Ausgang einer Schlacht ist völlig irrelevant, während die Ansichten einzelner Figuren, wie Luke, Kyp, Anakin oder Jaina, zentrale Bedeutung haben.
Die Konzentration auf Einzelaspekte beeinflußt das, was man hier im Forum über die NJO liest, auf die eine oder andere Weise immer. Während Jedi-Fans es wichtiger finden mögen, den neuen Jedi-Orden einzuordnen, werden Actionfans vielleicht eher den Ablauf und Ausgang einer Schlacht ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stellen. Beruft man sich bei seiner Einschätzung von hier erwähnten Ereignissen nur auf diese Beschreibungen, ist es - selbst wenn man zahlreiche Meinungen einholt - kaum möglich, sich ein lebendiges Bild der betroffenen Romane oder Handlungsbögen zu machen, denn weite Teile der Geschichte - und wenn es nur Nuancen in einzelnen Sätzen sind - werden immer unter den Tisch fallen.
Der Humor der NJO beispielsweise, wurde in diesem Forum kaum angesprochen. Liest man nur die Beiträge hier, könnte man meinen, die Helden der NJO fliegen von einer tödlichen Schlacht in die nächste, verlieren sich danach kurz in Trauer und flüchten dann weiter vor den Invasoren. Und sicher, auf gewisse Weise tun sie das auch. Aber doch nicht so verbohrt und eintönig, wie man hier manchmal meinen könnte.
Ich habe mich schon oft über die Jedi-Akademie-Trilogie aufgeregt. Würde man nur meine Beiträge lesen, anstatt sich selbst eine direkte Meinung über die Bücher zu machen, könnte man glauben, diese Romane drehen sich einzig darum, daß eine inkompetente Imperiale ihre Flotten verheizt. Von einem gewissen Standpunkt ist das ja auch so, aber jeder Leser wird schon nach den ersten Seiten merken, daß diese Trilogie daneben noch weit mehr bietet (über das man sich aufregen kann
).
Oder sehen wir uns als weiteres Beispiel Cloak of Deception an. Ich hatte hier, als ich noch einer der wenigen war, die diesen Roman gelesen hatten, das Gefühl, als würde meine Beschreibung dieses Werks als "Polit-Thriller" viele abschrecken. Als sie dann selbst dazu kamen, diesen (brillianten) Roman zu lesen, sahen sie ihn anders, vielschichtiger und bei weitem nicht so trocken, wie man aus meiner Kurzbeschreibung hätte denken können.
An diesen wenigen Beispielen sollte klar werden, daß nicht nur Ereignisse bestimmen, wie ein Roman ist. Nehmt nur die verschiedenen Tales-from-Sammelbände, die eigentlich immer wieder die gleichen Ereignisse berühren und doch durch verschiedene Autoren und verschiedene Fokuspunkte völlig unterschiedlich (aber immer gleich schlecht
) sind.
Ich könnte hier jetzt noch jahrelang weiterschreiben, aber ich hoffe, ihr versteht in etwa, was ich sagen will. Denn wenn nicht, wenn ihr wirklich nur Fakten wollt, dann seid ihr bei Romanen meines Erachtens falsch. In dem Fall wären Nachschlagewerke und die FactFiles wohl die bessere Wahl.