@Darth Soul Daron Auch ich möchte dir viel Kraft wünschen, und dass du deine Probleme bewerkstelligen und deinen Weg weiterhin meistern kannst
Und was die vermeintliche "Feigheit" von Suizidanten betrifft:
Wenn jemand an einer unheilbaren körperlichen Krankheit leidet, die mit großen Qualen verbunden ist, würden wohl die wenigsten von Feigheit sprechen, wenn derjenige den Tod als Erlösung wahrnimmt, sondern im Gegenteil sogar Verständnis aufbringen.
Wer bspw an jahrelangen, wiederkehrenden Depressionen (oder anderen psychischen Krankheiten) leidet, hat einen enormen Leidensdruck. Und jeder, der diese Erfahrung bereits gemacht hat, weiß, dass psychische Schmerzen körperlichen in nichts nachstehen. Im Gegenteil.
Ich finde es wichtig, sich Hilfe zu holen und nichts unversucht zu lassen, um wieder gesund, oder zumindest "stabil genug" zu werden...sollte das aber wiederholt erfolglos bleiben, würde ich mir nicht anmaßen wollen, jemandem die Entscheidung, lieber sterben zu wollen, auszureden. Für mein Verständnis ist es Teil des Selbstbestimmungsrechtes, nicht zum Leben gezwungen werden zu können. Aus diesem Grund war eine meiner größten Ängste immer schon, einen Suizid zu überleben und dann in einer psychiatrischen Klinik aufzuwachen, in der ich Teile dieses Rechtes ablegen muss. :/
Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen. Erst heute habe ich, auch durch Darth Soul Darons Post, den ich heute gesehen habe, viel über dieses Thema reflektiert - ein Thema, das (leider) auch von gesellschaftlicher Relevanz ist, Suizide bzw. auch Suizidversuche sind ja ein sehr häufiges Phänomen.
Ich bin jedenfalls zu so ziemlich den gleichen Schlüssen gekommen, wie du sie hier beschreibst. Für mich selbst war das Thema Suizid glücklicherweise auch nie eine Option. Was viele, welche Menschen verurteilen, die Suizid begehen, aus meiner Sicht aber vergessen, ist, dass man als Außenstehender niemals genau das nachfühlen kann, was die betroffene Person empfindet. Es begeht ja niemand einfach so zum Spaß Suizid, da müssen schon gravierende Lebensumstände oder akute Schicksalsschläge, Lebensveränderungen etc. eintreten, anhand derer man sich überfordert fühlt oder keinerlei Ausweg, keinerlei Aussicht auf Besserung mehr sieht. Für Außenstehende ist es dann natürlich ein Leichtes, zu sagen: "Ja, aber da hätte es doch eine Lösung gegeben. Das wäre doch mit der Zeit wieder besser geworden." Aber die Person, die Suizid begangen hat, hat das womöglich ganz anders empfunden. Letztendlich erlebt und empfindet ja jeder Problemsituationen, schweren Kummer etc. anders, auch wenn man gleiche oder vergleichbare Erfahrungen macht.
Eine gewichtige Rolle spielt dabei mit Sicherheit auch die eigene Disposition im Hinblick auf mentale Stärke, die Resilienz. Manche können mit seelischen Krisen, mit schweren Schicksalsschlägen etc. besser umgehen als andere. Für die Einen sind diese Momente, Ereignisse, Erfahrungen dann Dinge, die zwar belastend sind, aber wieder vorbei gehen, für die Anderen stellen sie Situationen dar, aus denen sie keinen Ausweg sehen und die ihnen auch das Gefühl geben können, dass sie nie wieder glücklich werden, dass es nie wieder besser werden wird.
Schlussendlich verurteile ich persönlich jedenfalls auch erstmal niemanden, der Suizid (oder einen Suizidversuch) begeht, und würde mir auch nicht anmaßen, dies als Feigheit abzutun. Man darf dabei ja auch nicht vergessen, dass es durchaus verschiedene Arten des Suizids oder Suizidversuchs gibt. Natürlich gibt es Suizide, welche von langer Hand geplant sind und dann auch mit Abschiedsbriefen etc. einhergehen. Es gibt aber auch Suizide oder Suizidversuche, welche sozusagen als Kurzschlussreaktion auf Ereignisse, Schicksalsschläge etc. erfolgen, durch die sich die Betroffenen überfordert fühlen und kurzfristig keinen anderen Ausweg erkennen können. Und dann gibt es auch noch diejenigen Suizidversuche (und ich spreche hier bewusst von Versuchen), welche gar nicht zum Tod der betroffenen Person führen sollen, sondern vielmehr als eine Art Hilferuf gedacht sind. Manche Personen, die einen Suizidversuch unternehmen, wollen sich nicht wirklich töten, sondern ihr eigenes Umfeld auf ihr Leiden aufmerksam machen, was mit der Hoffnung einhergeht, dass sich bestimmte Umstände, die schwer belastend sind, dadurch vielleicht ändern.
Das Thema Suizid und die Hinter- und Beweggründe einer solchen Tat sind letztendlich hochkomplex. Man muss jemandem, der sich das Leben nimmt oder dies versucht, vielleicht nicht Verständnis entgegenbringen - es mit dem Vorwurf der Feigheit abzutun, greift aber eindeutig zu kurz.
Schlussendlich sehe ich es auch so wie du, dass man, bevor man einen Suizidversuch begeht, natürlich andere Möglichkeiten ausschöpfen sollte. Wichtig ist schnelle Hilfe, was natürlich, zumindest hier bei uns in Deutschland, schwerwiegende Probleme des Systems offenlegt, was diesen Bereich betrifft. Denn wenn man akut sehr leidet, gerne psychologische Hilfe in Anspruch nehmen würde und dann aber gesagt bekommt: "Sie kommen auf die Warteliste, in ca. einem halben Jahr wird ein Termin für Sie frei", nützt das nicht viel. Denn innerhalb dieses halben Jahres hat sich die betroffene Person im schlimmsten Fall schon umgebracht. Aber: Es gibt auch andere Möglichkeiten. Es gibt etwa die Telefonseelsorge, an die man sich wenden kann, meines Wissens nach gibt es sogar eine spezielle Suizid-Hotline, die man als suizidgefährdete Person konsultieren kann. Ich selbst habe damit noch keinerlei Erfahrungen gemacht und will auch nicht sagen, dass ein solches Telefongespräch unbedingt mit einer kompetenten und professionellen Behandlung durch einen Psychologen mithalten kann. Aber ich denke doch, dass es zumindest besser ist, als gar nichts zu tun.
Am Ende ist es dann aber auch so, wie du sagst. Wenn wirklich gar nichts mehr geht und die betroffene Person wirklich gar keine Perspektive mehr zur Aufbesserung der eigenen Situation erkennen kann... ich drücke es mal so aus, ich habe es schon immer so gesehen, dass man in erster Linie allein und selbst über das eigene Leben verfügt. Das schließt in letzter Konsequenz dann auch die Entscheidung darüber ein, wann es enden soll, bzw. ob es vorzeitig enden soll. Darum schrieb ich oben, dass ich niemanden grundsätzlich für einen Suizid(-Versuch) verurteile. Selbstverständlich ist es für die Angehörigen der Person schwer, und man sollte auch nicht ganz außer Acht lassen, dass man die Angehörigen vermutlich und ganz automatisch mit schweren Schuldgefühlen belastet. Auf der anderen Seite muss man sich natürlich auch fragen, ob es richtig wäre, einen Menschen, der schlicht und ergreifend nicht mehr leben MÖCHTE, im Leben zu halten.
Es gibt ja dieses wirklich interessante und auch durchaus wortgewaltige Zitat aus der von mir sehr gemochten und geschätzten Serie "Sherlock" zu dem Thema, welches dort von Sherlock Holmes selbst stammt (was gewissermaßen fast schon ironisch ist, wird der Charakter doch zunächst als streng rational und (anscheinend) gefühllos vorgestellt... dieses Zitat verdeutlicht dann gekonnt seine charakterliche Entwicklung):
"Taking your own life. Interesting expression. Taking it from who? Once it's over, it's not you who'll miss it. Your own death is something that happens to everybody else. Your life is not your own. Keep your hands off it."
So sehr ich dieses Zitat aufgrund seiner Wortgewalt prinzipiell zu schätzen weiß, stellt es doch gewissermaßen die Antithese zu dem dar, was ich gerade ausgeführt habe. Ich meine, ich verstehe den Grundgedanken hinter dem Zitat und kann ihn sehr gut nachvollziehen. Insbesondere der Bestandteil "Your own death is something that happens to everybody else" trifft natürlich hart. Aber der Aussage "Your life is not your own" kann ich, wie ich oben in Bezug auf das Recht, das eigene Leben auch vorzeitig enden zu lassen, geschrieben und ausformuliert habe, wiederum nicht ganz zustimmen.
Ja, insgesamt ein sehr schweres, düsteres, aber auch komplexes und tiefsinniges Thema.