Wobei ich vorsichtig wäre, was die überenthusiastischen Äußerungen mancher Historiker und Archäologen zur antiken Wirtschaft und ihren Möglichkeiten angeht. Darüber wird schon seit langem sehr gestritten und auch die Interpretation der Funde ist nicht unumstritten. Es gibt da zwei Lager, die Minimalisten, welche der Antike jede modernere Form von Wirtschaft absprechen und meinen die sind da recht unbekümmert herangegangen und jene Wissenschaftler, die krampfhaft versuchen die Antike zu sehr zu "modernisieren". Wenn man das in der Wissenschaftsliteratur verfolgt ist das alles recht seltsam und je nachdem wer grad was neues verkaufen kann, gehts da hoch her. Ich bin da lieber vorsichtiger und eher der Ansicht es liegt irgendwo in der Mitte dieser Extreme. Die Römer waren in vielen Dingen durchaus gut organisiert und gerade kleinere Manufakturen konnten dort eine Menge produzieren, aber auch das schwankte sehr stark von Gebiet zu Gebiet und setzte sich nicht überall im Reich durch. Auch sind die Funde teilweise recht singulär vorhanden und das gibt dann schon zu denken, warum man bestimmte Dinge nicht auch in anderen großen Zentren wie Alexandria oder Pergamon und Athen hat, die ja ebenfalls viele Einwohner und Möglichkeiten hatten. Von wirklicher Industrie nach modernem Maßstab und gar industrieller Revolution zu sprechen, halte ich für reichlich übertrieben. Unbestritten ist aber, dass man so zum Beispiel in der Kaiserzeit die Metallverarbeitung in Manufakturen organisierte und entlang von kleinen Bächen und künstlichen Wasserwegen regelrecht mit mehreren Dutzend Schmieden gleichzeitig Metall verarbeitete und so große Mengen in einem Betrieb erzielen konnte. Aber auch da ist Vorsicht anzuraten, da solche Organisation in anderen Wirtschaftszweigen kaum angewandt wurde.
Auch fehlt es der Antike an wirklich modernem Verständnis für Investitionen und Bankwesen. Man schaffte sein Geld kaum zu einer Bank, und diese erzielte auch nicht ihre Gewinne indem sie das Geld gezielt der Wirtschaft zur Verfügung stellte. Es ist also kein solcher Kapitalfluss da, um eine industrielle Revolution zu tragen.
Derartige Betriebe sind allenfalls Besitz besonders reicher Leute der Oberschicht und diese finanzierte sich durch unzählige Güter und versuchte obendrein innerhalb eines solchen "Familienbetriebes" praktisch Autarkie zu erreichen. Also alles vordergründig für den Eigenbedarf zu tun und dann erst Überschüsse zu verkaufen. Heißt zum Beispiel, wenn man Marmor für die eigene Villa brauchte, so kaufte man sich ein passendes Stück Land mit Marmorvorkommen, braucht es Zedernholz, sucht man sich ein Waldstück, etc.
Geldverleih diente dann schon eher ziemlich weltlichen Dingen, um sich beispielsweise ein Fest zu finanzieren (das meiste Kapital der Besitzenden war schließlich praktisch festgebundenes in Form von Landgütern aller Art), oder bei den Griechen dann Dinge des öffentlichen Lebens, wobei auch die Römer so ihren Wahlkampf finanzierten.
Was die medizinischen Geräte angeht, so sind schon die ägyptischen sehr "modern" und letztlich haben sowohl die Griechen, wie auch andere Kulturen da voneinander gelernt. Eine interessante Sammlung auch medizinischer Texte der Antike überliefert zum Beispiel Galenos, ein Arzt aus Pergamon im 2. Jahrhundert und dann sind da noch die Schriften aus der Schule des Hippokrates. Zum Teil ist das Wissen sogar bei den Zeitgenossen recht populär gewesen und spiegelte sich auch in der Behandlung von Dramen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. wieder.
Aber eigentlich waren ja schon die steinzeitlichen Instrumente nicht schlecht, zumal Feuerstein ein sehr gutes Material ist und noch heute Anwendung in der Medizin findet.