Wonka Third
(⌐■_■)
Call of Duty: Advanced Warfare

Irgendetwas hatte mich dazu bewegt, ein COD vorzubestellen, ich war beinahe von mir selbst überrascht. Doch irgendwie hatten mich die Trailer überzeugt: Es sah dynamisch und (noch) schneller aus, die Story hörte sich super an und Kevin Spacey hinterließ als Aushängeschild von Advanced Warfare einen hervorragenden Eindruck! Es sah ganz danach aus, als hätten die Entwickler es endlich begriffen und hätten angefangen, die öden Schlauchlevel durch ein offenes Leveldesign zu ersetzen. Auch das Gameplay ließ mich hoffen: Die Möglichkeit, verschiedene Ebenen mit Hilfe eines Powerjumps zu erreichen und die futuristischen Waffen überzeugten mich endgültig.
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Ich bestellte mir also Crysis: Advanced Titanfall vor und bekam es dann auch gestern (3. November). Ich spiele auf der Xbox One, falls das jemanden interessiert.
Zwar freute ich mich auf das Spiel, doch blieben immer noch leise Zweifel im Hintergrund: Wird das Spiel wirklich so gut oder hatten mich die Trailer geblendet? Auf Videospielmagazine konnte ich mich leider nicht verlassen, schließlich werfen die wie immer bereits vor Release mit Topbewertungen um sich und spätestens seit der 8.8 Bewertung von IGN für Ghosts hatte ich vollständig das Vertrauen in die geldgeilen "Spieleexperten" verloren.
"Macht ändert alles" - So lautet zumindest der Werbespruch von Advanced Warfare. Sledgehammer Games hatte die Macht, das eingestaubte COD zurück ans Rampenlicht zu bringen und zu altem Ruhm zu verhelfen. Doch wie weit reicht die Macht und vor allem der Mut? Gelingt die notwendige Revolution oder ist es doch nur ein neuer Farbanstrich?
Dann war das Spiel endlich da und ich durfte die CD einlegen. Kurz die Einstellungen angepasst und mit folgender Frage im Hintergrund in die Kampagne gestürzt: Kann mich COD wieder vor den Bildschirm fesseln, wie es vor langer Zeit MW2 geschafft hatte?
Was soll ich sagen? Montag Abend hatte ich angefangen zu spielen und kurz nach Mitternacht flimmerten die Credits über die Kiste. Ich hatte tatsächlich ohne Pause durchgespielt. Verständnisprobleme mit und in der Story gab es nicht und wird es wohl auch nicht geben, denn wirre Zeitsprünge und mehrere Charaktere gehören der Vergangenheit an. Stattdessen spielt man in der ganzen Story nur einen Helden (Mitchel). Auch die KI-Kollegen bleiben immer die Selben und so wusste ich durchgehend, wer und wo ich bin - nach 15 Missionen auf 10 Schauplätzen eine ausgesprochen gute Bilanz!
Das Aushängeschild:
Mal ganz ehrlich: Wer hat oder wer konnte sich früher die Namen der anderen Charakter merken? Bis auf Soap, McTavish, Juri und Makarov ist da bei mir nicht viel hängen geblieben. Das ist auch in Advanced Warfare so, bis auf ein Gesicht, das ich immer wieder gerne sehe: Kevin Spacey aka Jonathan Irons.

Hollywood-Star: Kevin Spacey kann überzeugen, wenn der Charakter an sich auch Makel hat.
Er prägt die ganze Story, wie es nie ein anderer Charakter zuvor in einem COD getan hat. Seine Handlungen strotzen vor Größenwahn, sind aber leider vorhersehbar und selten überraschend.
Zwar wirkt der Charakter als Chef einer privaten Militärarmee überzeugend, leider bleiben die Motive aber dabei auf der Strecke und der Charakter bleibt eintönig, was Spacey nur teilweise kompensieren kann. Trotzdem gab es in der Kampagne einige Momente, die sich in meine Netzhaut gebrannt und die ich nicht so schnell vergessen werde.

Inszenierung:
Wir sind uns glaube ich alle einig: Inszenierung war noch nie ein Problem von Call of Duty und das ist es auch diesmal nicht. In der knapp fünfstündigen Kampagne rumst und kracht es im Sekundentakt und das auch ordentlich! Hier gibt es nichts, was man irgendwie kritisieren könnte. Ok, es ist alles ziemlich over the top, aber das gehört zu COD ganz einfach dazu!
Grafik:
Die Grafik ist ja nun wirklich nicht das Aushängeschild von Call of Duty, doch bei Advanced Warfare könnte es das in Teilen sogar sein. Allerdings nur in Teilen! Allen voran muss ich hier ein riesiges Lob aussprechen: Die gerenderten Zwischensequenzen haben mich höchst beeindruckt. Das ist technisch auf allerhöchsten Niveau und hier zeigt die Xbox One ganz klar ihre Stärken. Daumen nach oben!


Grafisch perfekt: Die Zwischensequenzen hinterlassen Eindruck.
Auch in den zahlreichen Spielabschnitten reizt Advanced Warfare die neue Spielekonsole besser aus, ohne das man hier von Spitzengrafik sprechen kann. Allerdings läuft es auch zu jeder Zeit mit 60 FPS und das in 1080p.

Ganz großes Lob allerdings für das fünfte Level: Hier muss man in Seattle einen von Terroristen verursachten GAU in einem Atomkraftwerk verhindern - Dabei spielen Licht und der Sound so perfekt zusammen, dass es mir bei den Alarmsirenen richtig einen Schauer über den Rücken gejagt hat und ich lieber die Beine in die Hand genommen habe anstatt zu ballern.
Gameplay:
Grundsätzlich ist es das selbe Gameplay wie in jedem COD vorher, doch wirken sich die Neuerungen spürbar auf das Gameplay aus.
Allen voran sind da die Exo-Skelette, die dem Spieler eine erheblich gesteigerte Kraft, Agilität und eine Reihe von Spezialfertigkeiten verleiht. Zum einen ist da das eingebaute Jetpack, mit dem ich mich auf Balkone, Fahrzeuge oder andere Objekte katapultiere und somit einen taktischen Vorteil ausspielen kann.
Alternativ überwinde ich größere Distanzen mit weiten Sätzen oder bringe mich aus der unmittelbaren Gefahrenzone explodierender Geschosse. Darüber hinaus erlaubt mir das Paket schnelle Bewegungen zur Seite oder nach vorne ("Dash"), was auch im Flug möglich ist. Außerdem kann ich die Türen von Fahrzeugen abreißen, um sie als zusätzliche Schutzschilde einzusetzen. Das monotone Gameplay gewinnt dadurch zumindest etwas an Frische.
In dem Zusammenhang eröffnen sich auch taktische Möglichkeiten, die an die Exo-Skelette geknüpft sind: Mit dem „Overdrive" verlangsame ich beispielsweise die Zeit für ein paar Sekunden. Ein Granatentyp enthüllt mir von Wänden oder Gegenständen verborgene Gegner, außerdem trage ich ein portables Schild bei mir, jage mir ein Stim-Pack (Gesundheit) direkt in die Blutbahn, kontrolliere ferngelenkte Drohnen oder schalte einen Tarnmechanismus ein.
Leider wird das Ganze nicht konsequent umgesetzt. So darf ich nicht selber entscheiden, welche Fähigkeiten ich mit ins Gefecht nehme sondern sie werden mir vor dem Beginn jeder Mission vorgegeben. Das ist schade, hier hätte man dem Spieler deutlich mehr Freiheiten einräumen können.
Nach jeder Mission kriege ich eine Auswertung vorgesetzt: Wieviele Kills oder Kopfschüsse ich gemacht habe, wieviele Granatenkills und so weiter. Erreiche ich eine bestimmte Marke (z.B. 50 Kills), kriege ich Fertigkeitspunkte, die ich in mein Exo-Skelett investieren kann. So nehme ich zum Beispiel für 1 Fertigkeitspunkt mehr Granaten mit und für 2 Fertigkeitspunkte lade ich 50% schneller nach. Ein ganz nettes Feature, das mich durchaus überzeugt hat.
Mehrspieler:
Die ganzen Neuerungen kommen aber erst im Multiplayer richtig zum Tragen: So bewege ich mich noch schneller, die Gefechte erhalten eine neue Vertikalität und die vielen Gadgets und Killstreaks bringen etliche Überraschungen mit sich: So können Spieler etwa gehackt werden, wodurch ihre Elektronik ausfällt, die Mini-Map und das Ziel-HUD verschwinden. Oder man ruft sich einen Mech-Anzug herbei, um wie eine mit Mini-Gun bestückte Kampfmaschine über das Schlachtfeld zu stampfen. Erinnert zwar stark an Titanfall, war aber durchaus spaßig.
Das Freischaltsystem ist ähnlich wie im Singleplayer, neben dem Aufleveln der Waffen gilt es hauptsächlich, seine Exo-Fertigkeiten zu steigern. So laufe ich zum Beispiel schneller und kann mich (länger) tarnen.
Das Design der 13 neuen Karten ist überwiegend gelungen, 18 Spieler können sich hier gegenseitig auf die Birne hauen. Die Grafik ist gut, aber nicht Spitze.
Sledgehammer Games versucht die Partien mit Elementen wie einsetzenden Tsunamis dynamischer zu gestalten, was zwar ganz gut funktioniert, aber auch nicht weltbewegend ist.
Fazit:
Und ob! Während die Kampagne hauptsächlich von Kavin Spacey und den Exo-Skeletten getragen wird, entfaltet sich die ganze Kraft der Neuerungen erst im Multiplayer. Nachdem man sich mit diesen eingespielt hat, ist es schwer, den Kontroller wieder aus der Hand zu legen. Und ich kann behaupten, ich habe wohl heute den ganzen Tag durchgespielt.Wonka schrieb:Kann mich COD wieder vor den Bildschirm fesseln, wie es vor langer Zeit MW2 geschafft hatte?

Sledgehammer Games hatte die Macht, etwas zu verändern: Advanced Warfare ist zwar keine Revolution der bekannten CoD-Formel, doch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung allemal.
Wertung: 8.5 / 10