@Darth Stassen
Ich sehe es ähnlich wie Du. Wobei
@Luther Voss auch nicht unrecht hat. Die negativen Kommentare auf Facebook, Youtube und Co. kommen nach meiner Einschätzung primär von SW-Fans, die guten Bewertungen zu einem großen Teil von neutralen Film-Zuschauern. Das heißt natürlich nicht, dass jeder SW-Fan kritisch gegenüber Episode VIII eingestellt ist und genauso wenig, dass jeder Nicht-SW-Fan den Film abfeiert. Ich würde fast schon sagen - ohne jetzt Statistiken herangezogen/erstellt zu haben - dass es bei 'Die letzten Jedi' ungefähr so aussieht:
Nicht-SW-Fans:
Eher +: 75%
Eher -: 25%
SW-Fans:
Eher +: 45%
Eher -: 55%
Und so setzen sich dann
ungefähr solche 6/10-Bewertungsskalen zusammen, die aber höchstens die halbe Wahrheit zeigen.
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In meinem Freundeskreis bin ich z.B. der einzige richtige „Filmliebhaber“, welcher aber im Schnitt vielleicht immer noch seltener ins Kino geht, als meine Freunde, die im Jahr drei Mal (statt durchschnittlich zwei Mal wie Meinereiner) in ein Lichtspielhaus gehen, dafür aber auch beispielsweise kaum DVDs konsumieren. Man muss halt immer schauen,
wer da gerade ins Kino geht und mit welchen Ansprüchen. SW ist für die völlig uninteressant; sie wurden nie damit infiziert. Als ich sie letztens mal darauf angesprochen habe, unter welchen Umständen sie einen SW-Film im Kino schauen würden, kam die naheliegende Antwort, dass sie sich dafür nicht bereit fühlen und erst einmal die alten Filme schauen müssten, wozu sie wiederum keine Lust hätten. Sie gaben dann noch den Hinweis, dass es dann aber kein Spin-off oder dergleichen sein sollte, sondern dann müsse es schon eine pompöse Hauptstory sein. „Damit es sich lohnt“ klang so ein wenig zwischen den Zeilen durch und mir schien, als hätten sie schlicht eine völlig andere Sichtweise auf das SW-Universum. Ich glaube mittlerweile, dass 'Rogue One' zuschauermäßig gar nicht repräsentativ war und dass es da ein paar „Probe-Zuschauer“ gab, die eventuell auch skeptisch bezüglich eines Nicht-Episoden-Filmes waren oder sich nicht die Chance auf die Film-Ikone Darth Vader entgehen lassen wollten. Bei 'Solo' blieben dann primär bloß noch die „echten“ SW-Fans minus die sich durch Episode VIII oder Disney allgemein vergrault gefühlten Fans übrig. So viele Leute in Deutschland sind auch, simpel ausgedrückt, einfach keine SW-Fans. Ich meine gelesen zu haben, dass sich „nur“ 20% der Leute in unserem Land als Fans des Franchises bezeichnen würden. Und wenn das Film-Gerüst immer komplizierter wird á la „Dieser Film ist ein Spin-off über den und den, die werden aber nicht mehr von dem und dem gespielt, weil es ein Prequel ist und es spielt weit vor XY, aber knapp nach ABC und jener Charakter ist auch nicht tot so wie ihr es 20 Jahre lang geglaubt habt, siehe Animationsserie im Disney Channel.“...tja...dann steigen einfach viele aus und es gibt eine „Selektion der Fans“. So kompliziert ist dieser Vorgang ja auch eigentlich nicht, im Gegenteil. Die Filme produziert Disney/Lucasfilm zwar nicht nur für hartgesottene Fans (für ein exklusives Fan-Produkt sind sie halt deutlich zu teuer gedreht), aber mit einem dann doch recht speziellen Fantasy/Sci-Fi-Franchise erobert man nicht jedes Herz der „0815-Filmkonsumenten“.
Ich frage mich ja sowieso, ob dieser Trend noch aufzuhalten ist die nächsten Jahre, was jetzt z.B. konkret die Spin-offs angeht. Denn ich wüsste wirklich nicht, was Lucasfilm tun könnte, um die Zuschauerzahlen wieder in die Höhe von 'Rogue One' treiben zu können. Viele haben aktuell schlicht und ergreifend „Star Wars satt“. Vier Filme in dreieinhalb Jahren sind eine Menge Holz - vor allem für die gewohnten SW-Verhältnisse. Auch ein Obi-Wan-Kenobi-Film oder ein Boba-Fett-Film würde meines Ermessens nach keine Milliarde knacken; weil das alles auch recht speziell wäre, wenn man es sich als Fan mal eingesteht. Ich gehe sogar soweit, dass Disney sich damit anfreunden wird müssen, dass 'Das Erwachen der Macht' einfach eine außerordentliche Angelegenheit war, ähnlich wie 'Die dunkle Bedrohung'. Sowas ähnliches wäre erst - nach langer Pause! - in den 30er-Jahren wieder möglich. 'Star Wars' ist halt auch nichts „Besonderes“ (in
dem Sinne) mehr, das sollte auch der Hardcore-Fan schlechthin wahrnehmen. Sehr teure Filme brauchen (im Idealfall) ein sehr breites Publikum und ich tendiere mittlerweile zu der Behauptung, dass SW in seinen Kino-Hochzeiten (v.a. 1980er, 1999, 2015) eher als Event konsumiert wurde als aufgrund von sonderlichen Fan-Bekundungen. Als Massenprodukt scheint SW nicht so zu funktionieren wie das bei Trilogie-Auftakten nach längerer Dürrezeit klappt.
Als Fan habe ich mich inzwischen damit arrangiert, dass SW
spätestens in drei, vier Jahren nicht länger eine kultige Filmreihe mit einer Menge EU-Material, sondern ein richtig fettes und komplexes Film- und Serien-Franchise mit Dauerpräsenz sein wird. Wann es mich heraustreibt, das weiß ich noch nicht. Ich habe damals so meine Befürchtungen gehabt, aber unter dem Strich erfreuen mich die neuen Filme noch zu sehr als dass mich irgendein etwaiges „Kuhmelken“ oder dergleichen nerven würde. Mich wird Lucasfilm als Zuschauer und BluRay-Käufer mit Sicherheit noch nicht verlieren, aber sie müssen vorsichtig kalkulieren, denn die oberste Schicht (Event-Zuschauer, Legends-Fans, u.v.m.) bröselt allmählich ab. Wobei ich mich frage, wie die Marvel-Filme sich so lange Zeit über derart viele Zuschauer „halten“ konnten.
Ich denke, ich habe mit diesem Beitrag kein
zu düsteres Zukunftsbild um Disney/Lucasfilm gezeichnet, sondern eine realistische Betrachtung abgegeben. Sie werden nicht pleite gehen und SW wird bei groß angekündigten Episoden-Filmen wie demnächst wieder auch sehr viele Leute ins Kino locken, aber sie müssen sich überlegen, ob es ihnen das Risiko wert ist, mit beispielweise Spin-offs letztendlich nur das Dessert für die wirklichen Fans zu produzieren, welche sich in diesen Zeiten über SW-Hunger ohnehin nicht beklagen können.