Es wird Zeit für das nächste Review.
Star Trek - The Original Series
Kann man eine Serie in der Retrospektive überhaupt Fair bewerten, nachdem man die darauffolgenden Serien bereits (fast) alle gesehen hat? Schwierige Frage.
Die TOS hat den Grundstein für alles gelegt, die Charaktere, die Technik, das ganze fiktive Universum. Man kann der Serie dafür im Grunde nicht genug danken.
Aber sie hat auch Schwächen, die aber viel damit zu tun haben, dass die Serie nun mal die allererste war. Kennt man die darauffolgenden Serien (TNG, DS9, Voyager, ENT...), kommt einem die TOS zunächst wie ein gewaltiger Rückschritt vor. Das komplette Gebilde, der Lore, ist zu Beginn einfach noch nicht vorhanden. Die ganze Föderation wird gerade zu Beginn relativ zaghaft behandelt und man stellt fest, dass vieles, was später etabliert ist, zum Zeitpunkt der TOS einfach noch nicht existierte. Nehmen wir die Klingonen zum Beispiel. Diese wirken in der TOS wie eindimensionale Bösewichte, und es war für mich doch erstaunlich, dass fast alles, was man später an den Klingonen zu schätzen und lieben lernt, eben NICHT ihren Ursprung in der TOS hatte, sondern bestenfalls in Form von Buzz Words (z.B. Kahless) Erwähnung fand.
Durch die spärlichen Ansätze des World Buildings sind es dann in der TOS oft die sprichwörtlichen Brotkrümel, die einem eingestreut werden und die man gerne aufnahm. Die Folge mit Daystrom etwa, dessen Name in späteren Serien (insbesondere in Picard) eine wichtige Rolle spielt. Die Folge "Reise zu Babel", in der wir Spocks Eltern kennen lernen (ein A-Ha Erlebnis vor allem für Kenner der TNG, dank Sarek). Die Folge, in der Kirk auf Kahn trifft. Oder die Folge, in der wir auf gewisse Klingonen treffen, die später in DS9 noch mal sehr wichtig werden sollten. Oder wenn die Crew auf ein übermächtiges Wesen trifft, dass einen verdammt noch mal an Q erinnert.
Das sind die Momente, in denen man wirklich merkt, dass Star Trek ein großes ganzes ist.
Mein zweiter Kritikpunkt: Die Serie besteht quasi nur aus zusammenhangslosen Filler Folgen. Natürlich ist das auch dem Zeitgeist geschuldet, aber Sehgewohnheiten haben sich nun mal geändert. DS9 hatte einen zusammenhängenden Spannungsbogen, ENT ebenso, und auch Picard. Die TOS hatte das noch nicht. Die TNG litt zwar auch darunter, jedoch besaß die TNG bereits Elemente, die sich wiederholten (die Borg, Loire...). Etwas wofür die Serie nichts kann, den Sehgenuss aber zusätzlich trübte, war, dass einem viele Folgen rein inhaltlich bekannt vorkamen, weil die Geschichte in späteren Serien recyclet wurden.
Wofür die Serie jedoch durchaus etwas konnte war, dass die Serie ein Faible hatte, irdische Schauplätze zu verwenden. Wenn die Crew auf einem fremden Planeten strandet, der zufällig so aussieht wie die Erde in einer frühen Epoche, inklusive Technik, architektonischen Stil usw., dann roch das für mich ein bisschen nach Einfallslosigkeit. Das hätte man besser lösen können.
Doch trotz der oben genannten Kritikpunkte (für die die TOS nur bedingt was kann): Die Serie ist großartig. Das liegt vor allem an dem Trio Kirk, Spock und Bones (+ Scotty), das deutlich besser ausgearbeitet wurde als jede andere Schiffs-Crew danach. Dieses Harmonische Zusammenspiel zog sich erfreulichweise wie ein roter Faden durch die ganze Serie. Nehmen wir als Beispiel Bones und Spock, die sich permanent kabbeln, ein Kirk, der das ganze amüsiert kommentiert, oder Spock, der wieder mal genervt ist von den all zu menschlichen Äußerungen eines Bones oder Scotty und gerne seine charakteristische Augenbraue hebt.
Und es gab sehr viele emotionale Momente: Ein Spock, der beim Zusammentreffen mit seinen Eltern mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Generell jede Szene, in der man merkt wie Spock mit seiner eigenen Emotionalität zu kämpfen hat (z.B. Spocks spürbare Verzweiflung, als Captain Kirk verloren scheint, und seine große, unverhüllte Freude, als er wieder auftaucht).
Dazu gab es in der Serie dann noch eine ordentliche Dosis Sozial-und Fortschrittskritik: Etwa in der Folge, in der sich zwei Aliens mit unterschiedlichen Gesichtsfarben bejagen und bekriegen. Oder die Folgen, in denen ausführlich das (damals noch sehr aktuelle) Thema des Holocaust behandelt wird. Oder die Folgen, in denen das Thema KI behandelt wird. Viele Themen, die damals brandneu waren, erscheinen auch heute noch höchst aktuell.
Was gibt es unterm Strich zu sagen? Nein, die TOS ist nicht perfekt, im Gegenteil. Aber es war die erste Star Trek Serie und hat den Grundstein gelegt für alles, was danach kam. Und sie hat mit Mr. Spock wohl die großartigste Figur von allen geschaffen.
Ich vergebe am Ende 8,5/10 Sternflottenabzeichen und ordne mein aktuelles Ranking so an.
1. DS9
2. TNG
3. TOS
4. ENT
5. VOY
(Picard zähl ich nach nur einer Staffel noch nicht mit dazu).
Star Trek - The Original Series
Kann man eine Serie in der Retrospektive überhaupt Fair bewerten, nachdem man die darauffolgenden Serien bereits (fast) alle gesehen hat? Schwierige Frage.
Die TOS hat den Grundstein für alles gelegt, die Charaktere, die Technik, das ganze fiktive Universum. Man kann der Serie dafür im Grunde nicht genug danken.
Aber sie hat auch Schwächen, die aber viel damit zu tun haben, dass die Serie nun mal die allererste war. Kennt man die darauffolgenden Serien (TNG, DS9, Voyager, ENT...), kommt einem die TOS zunächst wie ein gewaltiger Rückschritt vor. Das komplette Gebilde, der Lore, ist zu Beginn einfach noch nicht vorhanden. Die ganze Föderation wird gerade zu Beginn relativ zaghaft behandelt und man stellt fest, dass vieles, was später etabliert ist, zum Zeitpunkt der TOS einfach noch nicht existierte. Nehmen wir die Klingonen zum Beispiel. Diese wirken in der TOS wie eindimensionale Bösewichte, und es war für mich doch erstaunlich, dass fast alles, was man später an den Klingonen zu schätzen und lieben lernt, eben NICHT ihren Ursprung in der TOS hatte, sondern bestenfalls in Form von Buzz Words (z.B. Kahless) Erwähnung fand.
Durch die spärlichen Ansätze des World Buildings sind es dann in der TOS oft die sprichwörtlichen Brotkrümel, die einem eingestreut werden und die man gerne aufnahm. Die Folge mit Daystrom etwa, dessen Name in späteren Serien (insbesondere in Picard) eine wichtige Rolle spielt. Die Folge "Reise zu Babel", in der wir Spocks Eltern kennen lernen (ein A-Ha Erlebnis vor allem für Kenner der TNG, dank Sarek). Die Folge, in der Kirk auf Kahn trifft. Oder die Folge, in der wir auf gewisse Klingonen treffen, die später in DS9 noch mal sehr wichtig werden sollten. Oder wenn die Crew auf ein übermächtiges Wesen trifft, dass einen verdammt noch mal an Q erinnert.
Das sind die Momente, in denen man wirklich merkt, dass Star Trek ein großes ganzes ist.
Mein zweiter Kritikpunkt: Die Serie besteht quasi nur aus zusammenhangslosen Filler Folgen. Natürlich ist das auch dem Zeitgeist geschuldet, aber Sehgewohnheiten haben sich nun mal geändert. DS9 hatte einen zusammenhängenden Spannungsbogen, ENT ebenso, und auch Picard. Die TOS hatte das noch nicht. Die TNG litt zwar auch darunter, jedoch besaß die TNG bereits Elemente, die sich wiederholten (die Borg, Loire...). Etwas wofür die Serie nichts kann, den Sehgenuss aber zusätzlich trübte, war, dass einem viele Folgen rein inhaltlich bekannt vorkamen, weil die Geschichte in späteren Serien recyclet wurden.
Wofür die Serie jedoch durchaus etwas konnte war, dass die Serie ein Faible hatte, irdische Schauplätze zu verwenden. Wenn die Crew auf einem fremden Planeten strandet, der zufällig so aussieht wie die Erde in einer frühen Epoche, inklusive Technik, architektonischen Stil usw., dann roch das für mich ein bisschen nach Einfallslosigkeit. Das hätte man besser lösen können.
Doch trotz der oben genannten Kritikpunkte (für die die TOS nur bedingt was kann): Die Serie ist großartig. Das liegt vor allem an dem Trio Kirk, Spock und Bones (+ Scotty), das deutlich besser ausgearbeitet wurde als jede andere Schiffs-Crew danach. Dieses Harmonische Zusammenspiel zog sich erfreulichweise wie ein roter Faden durch die ganze Serie. Nehmen wir als Beispiel Bones und Spock, die sich permanent kabbeln, ein Kirk, der das ganze amüsiert kommentiert, oder Spock, der wieder mal genervt ist von den all zu menschlichen Äußerungen eines Bones oder Scotty und gerne seine charakteristische Augenbraue hebt.
Und es gab sehr viele emotionale Momente: Ein Spock, der beim Zusammentreffen mit seinen Eltern mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Generell jede Szene, in der man merkt wie Spock mit seiner eigenen Emotionalität zu kämpfen hat (z.B. Spocks spürbare Verzweiflung, als Captain Kirk verloren scheint, und seine große, unverhüllte Freude, als er wieder auftaucht).
Dazu gab es in der Serie dann noch eine ordentliche Dosis Sozial-und Fortschrittskritik: Etwa in der Folge, in der sich zwei Aliens mit unterschiedlichen Gesichtsfarben bejagen und bekriegen. Oder die Folgen, in denen ausführlich das (damals noch sehr aktuelle) Thema des Holocaust behandelt wird. Oder die Folgen, in denen das Thema KI behandelt wird. Viele Themen, die damals brandneu waren, erscheinen auch heute noch höchst aktuell.
Was gibt es unterm Strich zu sagen? Nein, die TOS ist nicht perfekt, im Gegenteil. Aber es war die erste Star Trek Serie und hat den Grundstein gelegt für alles, was danach kam. Und sie hat mit Mr. Spock wohl die großartigste Figur von allen geschaffen.
Ich vergebe am Ende 8,5/10 Sternflottenabzeichen und ordne mein aktuelles Ranking so an.
1. DS9
2. TNG
3. TOS
4. ENT
5. VOY
(Picard zähl ich nach nur einer Staffel noch nicht mit dazu).
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