Fazit:
So … Den Roman habe ich gelesen, weil mir von mehreren Seiten versucht wurde das Buch schmackhaft zu machen. Hatte zuvor gar kein Interesse daran, weil ich bei SW-Büchern generell mehr Rosinenpicken betreibe und ich nicht der grösste Rogue One-Fan bin.
Aber ich mag Andor, die zweite Staffel geht bald los … Daher: Why not? Kann man sich thematisch schon mal etwas darauf einstimmen.
Positiv:
- Die Charakterzeichnungen (Vor allem Galen) und zwischenmenschliche Interaktion in dem Buch sind zu 90% richtig toll. Sehr schöne Schilderung, was die Figuren wollen (ohne das es augesetzt wirkt.), wie sie ihre Strategien in Dialogen anpassen um noch das Bestmögliche zu erreichen und wie später noch das Gespräch reflektieren. (Gerade das letzte Gespräch zwischen Krennic, Galen und Lyra.) Auf so einem Detaillgrad habe ich das bei SW vermutlich noch nie gesehen. Sehr erfrischend und war mir sehr willkommen.
- Verwebung von Plot und Figuren fand ich gerade bei Galen stark gemacht und gibt dem Ganzen oben drauf etwas Worldbuilding. Zu sehen, wie ein Wissenschaftler Kyber-Kristalle erforscht und letztlich die Grenzen der Physik nicht übewinden kann, weil die Macht über das Körperliche hinausgeht gepaart wie die nicht machtsensitiven Leute über die Jedi sprechen … Das fand ich toll. Dann wirft man noch das aufstrebende Imperium und die Unterwelt rein und man kriegt wirklich eine facettenreiche Gesellschaft mit unterschiedlichen Schichten in diesem Roman geliefert, ohne das es überladen wirkt. Gratulation an James Luceno dafür, das funktioniert wirklich gut. Mehrere diverse Aspekte der Geschichte harmonieren da wirklich wunderbar. (Sind gerade mehrere Komplimente in Einem, wenn ich so darüber nachdenke.)
Negativ:
Ich habe eigentlich nur ein Problem, aber da muss ich ausholen. Weil es stört mich auf mehreren Ebenen:
Ich finde die Entscheidung die erste Hälfte des Romans mitten in den Klonkriegen stattfinden zu lassen nicht gut und sehe ehrlich gesagt nicht mal, welchen Nutzen das für die Story haben sollte. Es bringt effektiv nur Probleme mit sich:
A) Keiner im Ausschluss hinterfragt, warum man das Todesstern-Projekt vor den Jedi verheimlicht … obwohl die Jedi aus Sicht des Ausschusses die Einzigen sind, welche die Pläne von Geonosis potenziell hätten erbeuten können? Nebstdem dieser Ausschuss wie eine imperiale Schläferzelle wirkt von Grund auf. (Und ein geheimer Ausschuss ist das auch nicht. Gut tausende von Leute dabei in einem riesigen Saal …)
B) Ich bin schon kein Fan davon, dass der Todesstern in ROTS gebaut wurde. Aber jetzt sogar den Baustart inmitten der Klonkriege zu platzieren, finde ich noch schlimmer.
=> Also die Jedi selber müssen nach dem Roman mit dem Kopf in der Erde irgendwie den Krieg geführt haben. Weil anders lässt sich nicht erklären, wie sie da nicht die offensichtlichen Red Flags wahrnehmen konnten.
Den Ausgangspunkt der Story in die Klonkriege zu verlagern bringt effektiv nur Probleme, hat wirklich keinen Nutzen und die daraus entstehenden Zeitsprünge bis in den Beginn der imperialen Ära schaden oben drauf der Story in ihrer Eigenständigkeit:
i) Plötzlich ist Poggle nach seiner Flucht doch irgendwie gestorben wegen ROTS, wodurch eines von Krennics Problemen sich von selber löst.
ii) Ohne Jedi nach ROTS entsteht durch den Zeitsprung im Roman eine um 180° geänderte Ausgangsituation, wo Galen Erso durch off-Screen Ereignisse seiner Forschung zu Kyber-Kristallen doch nachgehen kann.
Keine Ahnung, was der Sinn dahinter war, die Story in den Klonkriegen beginnen zu lassen. Alles im Bezug auf die Hauptfiguren funktioniert auch ohne Zeitsprünge, wenn das Ganze direkt nach ROTS beginnen würde. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann: Luceno war der Auffassung, dass die ihm gegebene Prämisse für die Story extrem dünn ist, weshalb er es so gut wie geht zum Einen mit Worldbuilding kompensiert (Was er auch schafft.) + Er wollte die Story deshalb auf mehrere Zeitebenen ausdünnen, um die Story voluminöser wirken zu lassen. (Oder Luceno wollte einfach mehr Spielfläche haben für Querverweise. Aber dass er dafür einen Grossteil der Story-Prämisse unter den Bus wirft, bezweifle ich, weshalb ich das nicht unterstellen will.)
Gemischtes:
- Krennic … Einerseits will man die Figur als eiskalten Manipulator verkaufen, der alle dazu bringen kann zu machen was er will und so durch die imperialen Ränge nach oben befördert wird. (Sogar von Tarkin wird Krennic unterschätzt.) Und dann lässt man Krennic in der Mitte des Romans von Poggle hintergehen, mit dessen Verrat er eigentlich längst hätte rechnen müssen. Wenn Krennic schlau sein soll, verkauft mir das Buch das gut. Und manchmal ist er einfach ein wandelnder Plotdiener.
Wem würde ich den Roman empfehlen?
Wer generell nicht vom Rogue One-Kosmos genug kriegt, sollte hier definitiv mal reinschnuppern in das Buch. Ansonsten halt Leute, die SW-Bücher gerade für die Querverbindungen über alle Medien feiern, weil Luceno halt wie üblich so viel wie möglich versucht reinzunehmen.
Der Roman hat für mich persönlich viel Licht und Schatten. Es ist jetzt nicht so extrem wie beispielsweise in TLJ in beide Richtungen … Aber es passiert in beiden Medien richtig Gutes und Sachen, wo ich den Kopf wiederholt schütteln muss. Ich kann mir vorstellen, dass der Roman bei mir ähnlich wie TLJ in der Wertung noch ansteigt, wenn ich länger darüber nachdenke. Von der Wertung her lande ich aktuell bei …
6-7 von 10 Punkten!