Mammutantwort auf Geist:
Ich weiß ja nicht, wie's dir dabei geht. Aber mir gefällt die Fassung "in diesen x Jahrzehnten ist nichts weiter Außergewöhnliches passiert als dass das eine oder andere Kind geboren wurde, aber im Wesentlichen wurde der in Episode VI angedeutete Friede erhalten"
Diese Vergangenheit könnte den entscheidenden Vorteil haben, dass Trainingsprogramme für die gealterten Schauspieler überflüssig wären, weil die Charaktere in-universe wohl genauso bequem und unfit geworden wären wie die Schauspieler im echten Leben.
Ansonsten glaube ich aber auch bei Ignorieren des EU nicht, dass Deine Vorstellung von einem 40-50jährigen Frieden dauerhaft erhalten bliebe. Sobald man merkt, dass sich mit dem dann wieder offenen Zeitraum zwischen OT und ST ja auch noch Geld machen lässt, wird er auch wieder gefüllt werden, und dann wird dort natürlich auch wieder einiges passieren.
Zudem, vielleicht unterscheiden wir uns da auch noch, bin ich nicht der Typ dafür, es gern zu schlucken, wenn aus Geldgründen die Qualität bzw. Vollständigkeit der Erzählung hintan gestellt wird. So wie es sich bei den Klonkriegen sehr bitter angefühlt hat, diese aus der PT auszuklammern, um Platz für das EU zu schaffen, etwa. So befürchte ich auch, dass ein Stützen der ST auf das bestehende EU, um ja keine Leser zu vergraulen, nur unter Strapazierung der Qualitätsansprüche möglich sein dürfte. Oder salopp gesagt: das Post-Endor-EU ist es nicht wert, die Vor- (oder Nach-)Geschichte zu Star Wars auf höchster Kanon-Ebene zu bilden. IMO, selbstredend.
Ich bin auch der Auffassung, dass wirtschaftliche Argumente hintenan stehen sollten, wenn es um künstlerische Entscheidungen geht. Für mich persönlich ist daher das Hauptargument für die Berücksichtigung oder Nicht-Widerlegung des EU der genannte Respekt. Die wirtschaftliche Seite habe ich nur angeführt, weil ich genau weiß, dass Respekt in diesem Business nichts zählt.
Denn wir brauchen uns nichts vorzumachen: Disney produziert eine ST nicht, weil sie irgendwelche künstlerischen Ideale verfolgen und den Fans ein großes Geschenk machen wollen, sondern um möglichst viel Kohle zu machen. Dieser knallharte Kommerz-Hintergrund wird Einflüsse auf die Qualität der ST haben, hinter die jeder negative Einfluss, den eine Berücksichtigung des EU haben könnte, sehr weit zurückfallen wird.
Was denn? Dass es eine Republik, einen Senat und Jedi gibt, wusste ich schon vorher. Das erfährt man nämlich alles in der für die PT relevanten Wegbereitung, in der OT. Alles andere spielt keine Rolle.
Z.B. der Konflikt mit der Handelsföderation, wie der Jediorden aufgebaut ist und funktioniert, dass es in dubiose Machenschaften verstrickte, abgefallene Jedi wie Dooku gibt, warum Qui-Gon so ein Rebell ist...
Aber ist das sehr wahrscheinlich?
Ich halte es generell nicht für sehr wahrscheinlich, dass Disney aus der ST die "tollste Filmgeschichte aller Zeiten" macht, ob nun mit oder ohne Berücksichtigung des EU.
Natürlich könnte die ST auch hergehen und möglichst viel von dem, was sie nicht unmittelbar braucht oder für die Verfilmung verwenden muss, ignorieren. Wäre mir auch recht. Ich würde es lediglich begrüßen, noch einen Schritt weiterzugehen und gleich tabula rasa zu machen.
Hey, das ist ja ein echter Fortschritt in der Diskussion, dass wir zu diesem Punkt gekommen sind.
Ich kann akzeptieren, dass Dir und manchem anderen "tabula rasa" lieber wäre, gleichzeitig erwarte ich aber, dass ihr akzeptiert, dass diese Vorgehensweise für andere ziemlich frustrierend wäre. Und dann müssten nur noch beide Seiten einsehen, dass es die pragmatischste Lösung ist, wenn die ST das EU so viel wie nötig und wenig wie möglich referenziert, ohne es dabei zu widerlegen. Damit sind alle ein klein wenig unglücklich und ein klein wenig glücklich, aber keiner ist total vor den Kopf gestoßen.
Was Disney tun wird, kann sowieso keiner von uns beeinflussen...
Sag das nicht mir. Ich bin der Erste, der ausreichend gute EU-Inhalte seinem persönlichen Kanon einverleibt. Ist ja nicht meine Schuld, dass diese Voraussetzung nur so wenige Werke erfüllen.
Mir wäre es natürlich auch lieber, wenn das EU von durchweg höchster Qualität wäre. Und gerade mit der neuesten Entwicklung bin ich bekanntermaßen in vielen Punkten nicht besonders glücklich. Aber bei einer so großen Zahl wie 80 Romanen ist Ausschuss eben unvermeidlich bzw. es gibt immer wieder Bücher, die den eigenen Geschmack nicht treffen. Das ändert aber nichts daran, dass mir die Figuren ans Herz gewachsen sind. Ich bin nicht bereit, zu akzeptieren, dass insbesondere Mara, Jacen, Jaina, Anakin und Ben nie existiert haben sollen oder völlig andere Charaktere sein sollen, weil die ST das EU widerlegt. Meine Konsequenz wäre dann eben, die ST für mich persönlich als Alternativuniversum zu betrachten.
Insgesamt finde ich, dass das EU pauschal schlechter geredet wird, als es tatsächlich ist. IMHO ist es auch nicht angebracht, so zu tun, als wäre bei den Filmen bzw. generell bei den höher-kanonischen Werken alles so viel besser und hochwertiger. Schon bei RotJ haben viele Fans einen massiven Qualitätsabfall beklagt (albern-putzige Ewoks), die PT steht insgesamt in der Kritik vieler OT-Liebhaber (bonbonbuntes, seelenloses CGI-Spektakel, schlechte Schauspielleistungen, Jar-Jar) und auch CW ist keineswegs unumstritten, geschweige denn durchgehend gut.
Die Solo-Kinder und Ben Skywalker, beispielsweise. Der neu aufgebaute Jedi-Orden. Die politische Ordnung. Alles ziemlich eindeutige - und wesentliche - Rahmenbedingungen, die mehr oder minder stark auf vergangene Geschichten von gemischter Qualität hindeuten.
Du hängst es wieder an der Vergangenheit auf.
Wichtig für den Film an sich sind aber nur die Rahmenbedingungen in dem Moment, wo der Film einsetzt. Müsste es dafür keinen / anderen / mehr SkySolo-Nachwuchs geben? Dürfte es gar keinen Jediorden geben oder müsste er anders aufgebaut sein? Wie müsste die politische Ordnung sein?
Am besten wäre wohl eine Ausgangssituation, die unabhängig vom vergangenen Zeitraum mit dem Ende von Episode VI harmoniert und sich rein aus dem Sehen der Filme erschließt, ohne dass man davon 90% oder mehr nicht weiß.
Das wird natürlich immer schwieriger, je weiter man sich zeitlich davon entfernt, da es unrealistisch ist, die Situation einzufrieren. Aber IMHO weicht die aktuelle EU-Situation von einer "natürlichen Extrapolation" des RotJ-Endes auch nicht allzu weit ab. Wenn ich mal Deine oben aufgeführten Punkte hernehme:
Jedi-Orden:
Es ergibt sich völlig natürlich aus der OT, dass Luke einen neuen Orden aufbauen wird. Aus der Botschaft der PT ergibt sich außerdem, dass der alte Orden fehlerhaft war und der neue daher einiges anders machen wird, zumal Luke ja ohnehin nur einige wenige Informationen von Obi-Wan und Yoda bekommen hat. Das passt also soweit und es wird sich auch keiner übermäßig wundern, dass der Orden
Politische Ordnung:
Gemäß dem Ende von RotJ ist das Imperium weg. Die logische Folgerung ist, dass eine freiheitliche, demokratische, galaxisweite Staatsform aufgebaut wird. Diese ist aktuell im EU gegeben und auch stark an das aus der PT bekannte Modell mit einem sehr mächtigen Staatschef, einem riesigen Senat und Komittees angelehnt, auch wenn sie anders heißt. Wenn es für die ST wieder "die Republik" sein soll, wäre eine solche Umbenennung für die EU-Fans wohl das kleinste Problem.
SkySolo-Nachwuchs:
Das ist zugegebenermaßen ein wenig schwieriger. Dass Han und Leia heiraten und irgendwann Kinder haben werden, ergibt sich aus dem Ende von RotJ völlig logisch, die Frage ist, wie man damit umgeht, dass zwei davon schon wieder tot sind. Beispiele, wie man das lösen könnte, habe ich im vorherigen Beitrag schon genannt.
Bei Luke ist es zum Ende von RotJ völlig offen, mit Tendenz dazu, sich (aus Nichtwissen und / oder Erkenntnis) nicht an das Beziehungs/Kinderverbot des alten Ordens zu halten. Daher denke ich nicht, dass die Existenz von Ben die Filmseher aus der Bahn werfen wird; Vorschläge für die Handhabung von Maras Tod siehe oben.
Dann war es folglich von Anfang an dein Argument, dass Lucas dem EU so oder so keine wesentliche Bedeutung zumisst oder zumessen sollte?
Dann habe ich Dich falsch verstanden. Ich habe herausgelesen, dass es für die Filme egal ist, ob sie ihre Startbedingungen einfach gegen das EU setzen oder ob die Startbedingungen vorher im EU vorbereitet werden.
Was heißt da unzulässig? Beide Werke stellen sich einer ähnlich schweren Herausforderung, nämlich, das Erbe und die Nachfolge der OT anzutreten und die Geschichte nach Episode VI fortzusetzen. Das EU ist damit meines Erachtens gescheitert. Nun bekommt die ST ihren Versuch.
Gut, auf dieser Ebene kann man einen Vergleich anstellen, sollte dann aber nicht das gesamte Post-Endor-EU hernehmen, das mit den typischen Problemen zu kämpfen hat, die ein solcher Umfang und eine solche lange Laufzeit eben mit sich bringen, sondern das Werk herauspicken, dessen Rahmenbedingungen denen einer ST am ähnlichsten sind: Die Thrawn-Trilogie.
Diese ist mE absolut erfolgreich gewesen, sowohl in kommerzieller Hinsicht als auch in der Wahrnehmung durch Fans und ihren Stellenwert in der Continuity. Die Thrawn-Trilogie ist immer wieder
die Einstiegsempfehlung in das EU und ist von vielen Leuten gelesen worden, die sonst nichts kennen. Alle weiteren EU-Bücher bauen auf ihr auf. Sechs in der Trilogie eingeführte Charaktere wurden 2008 unter die
Top 11 der beliebtesten EU-Figuren gewählt und Thrawn (#10), Jacen (#17) und Mara (#19) schafften es
hier sogar in die oberen Ränge
inklusive Film-Charakteren. Laut Wikipedia hat allein der letzte Band auf Englisch 15 Mio Exemplare verkauft und die Trilogie scheint nach wie vor gut genug zu gehen, dass kürzlich eine Jubiläums-Sonderauflage herauskam.
Wer wissen will, wie es nach der OT weitergeht, kommt um die Thrawn-Trilogie nicht herum. Dass dieser Status nur dadurch zerstört werden kann - und für manche Fans vielleicht noch nicht einmal dadurch - , dass neue Filme gedreht werden, die die Bücher überschreiben / widerlegen, spricht Bände für den Erfolg dieser Trilogie!
Ja, ich weiß, dass die Thrawn-Trilogie auch nicht universell geliebt und anerkannt wird. Das ändert aber nichts an ihrem allgemeinen Erfolg und Stellenwert. Auch die PT und CW haben ihre Gegner und die ST wird unweigerlich ebenfalls ihre erbitterten Gegner finden.
Und wenn die ST dann durch ist und mit mehreren weiteren Trilogien und "Ablegerfilmen" sowie einer Kinder- und einer Jugendfernsehserie fortgesetzt wurde, dann vergleichen wir sie mit dem gesamten Post-Endor-EU und reden darüber, wo mehr "Mist" dabei war.
Micah