Count Flo
weiser Botschafter
Hier ein Interview mit James Luceno über Tarkin.
Vorsicht Spoiler!!!
Quelle:http://www.starwars-union.de/nachrichten/14760/James_Luceno_spricht_ueber_Tarkin/
Vorsicht Spoiler!!!
Was inspirierte die Idee über Tarkins Übergangsritus auf dem Carrion Plateau?
Ein Foto – eigentlich eine Farbfolie – welche ich in einer Box mit Zeugs gefunden habe, welches sich auf die frühen 70er-Jahre zurückdeuten lässt. Ich habe etwa ein Jahr auf einer Überlandreise von Ägypten durch den Sudan und Äthiopien zugebracht, irgendwann war ich in Ostafrika. Das Foto, welches ich vermutlich irgendwo in der Serengeti oder der Maasi Mara geschossen habe, zeigt ein Rudel Löwen, welche auf einer Felszunge in der Sonne lagen. Es gibt keine Vulkannadel wie auf dem Carrion Plateau in Tarkin, aber das Foto übermittelt ein Gefühl wonach, zumindest in diesem Umständen, die Löwen – beherrscht und selbstsicher – die Herren all dessen waren, was sie betrachten konnten.
Nehmen Sie an, dass Fans über die Szenen Tarkins in Episode IV anders denken werden, nachdem sie den Roman gelesen haben? Gibt es eine besondere Botschaft, welche sie in diesem Szenen anfügen oder bestärken wollten?
Während ich nicht implizieren möchte, dass Tarkins Handlungen an Bord des Todessterns gerechtfertigt sind, bestand ein Ziel des Buches darin, nahezulegen, dass diese scheinbar herzlose Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber mehr seinem Dasein als Instrument der imperialen Amtsgewalt erwächst als tiefer Psychopathie. Es könnte sein, dass Alderaan als eines mehrerer Aufstandsziele erwählt wurde – sowohl, um die Station einsatzbereit zu machen, als auch um die Furcht vor imperialen Vergeltungsmaßnahmen zu allen Sektoren der Galaxis zu bringen. Alderan mag vielleicht nicht so unschuldig oder 'friedlich' gewesen sein, wie die Prinzessin behauptet. Leia ist schließlich nicht lediglich eine Senatorin – sie ist, wie Vader sagt, eine Lügnerin und eine Spionin der Rebellen und Tarkin betrachtet sie als Diebin und potenzielle Gefährdung für die Ordnung des Imperiums. Als solche ist sie eine Feindin; ihre Exekution wird daher gerechtfertigt.
Ich wollte auch nahelegen, dass Tarkin – als er Vader mit "mein Freund" anspricht, eine gewisse Portion Wahrheit verlauten lässt. Sie haben eine gemeinsame Vergangenheit und tiefen persönlichen Respekt voreinander. Genauer gesagt ist Tarkin einer der wenigen, der weiß, dass Vader einst Anakin Skywalker war, da er nicht überrascht ist, als Vader Obi-Wan offen als seinen alten Meister bezeichnet.
Auf ähnliche Weise hat Tarkin eine persönliche Beziehung zum Imperator. Als er erfährt, dass der Imperiale Senat aufgelöst wurde, nehme ich nicht nur an, dass er die Nachricht vom Kaiser persönlich persönlich erfahren hat, sondern, das Tarkin der Auffassung war, dass diese Handlung längst überfällig war. Schließlich nehme ich nicht komplett ab, dass Tarkin die Verwundbarkeit des Todessterns leugnete. Ja, das kommt als schockierende Überraschung, aber Tarkin ist bereit, mit seinem Schiff – seiner Festung – unterzugehen. Während seiner militärischen Karriere ging es stets um Tod oder Ruhm.
Ich fand, dass eine der Stärken des Buchs die Stimmen der Charaktere war, die Kadenz. Wie hält man die Register von Charakteren wie Tarkin, Sidious oder Dooku fest?
Dadurch, dass man ihr Verhalten in den Filmen studiert. Ich habe schon seit Schleier der Täuschung über Palpatine/Sidious geschrieben, ich habe allerdings die gesamte Star Wars-Saga angeschaut, ehe ich Tarkin angegangen bin. Im Falle von Tarkin und Dooku gab es nicht nur die Star Wars-Filme, sondern auch viele erstklassige Horrorfilme, die ich im Laufe der Jahre genossen haben. Was Peter Cushings Tarkin angeht, habe ich mich von seinen Darstellungen von Dr. Frankenstein, Dr. Who und Sherlock Holmes inspirieren lassen; im Falle von Christopher Lees ebenso genialem Count Dooku gab es Dracula, Fu Manchu und Jekyll und Hyde. Als ich einmal Worte in ihren Mund legte, lese ich sozusagen die Dialogzeilen laut und setze meine Arbeit an Kadenz, Kontraktionen und Flexion fort, bis ich mir die Charaktere vorstellen kann – die Schauspieler, wie sie diese Zeilen sprechen.
Palpatines erster Name hat bei seiner Enthüllung für einigen Wirbel im Internet gesorgt. Was halten Sie vom Namen 'Sheev Palpatine'?
Wie viele Fans hatte ich mich im Laufe von Jahrzehnten an Quellen aus dem Erweiterten Universum an einen eher gräkoromanischen Erstnamen gewöhnt – einen, der einerseits mit dem Nachnamen Palpatine wohlklingen würde und zur selben Zeit einen interessanten Hinweis auf die Natur der Figur abgeben würde. Palpatine ist sicher nah genug an 'Palatin', um Gedanken an das römische Reich aufzubeschwören, ebenso Patrizierleben und Macht. Selbst wenn der Name in Bezug auf Palpatine merkwürdig klingen mag, bietet er dennoch diesen Hinweis – für mich jedenfalls suggeriert er Shiva, sheave und natürlich shiv, ein Slangname für eine improvisierte Klingenwaffe.
Ich würde gerne George Lucas Begründung anhören, aber im Star Wars-Universum gefällt mir die Möglichkeit, dass auf Palpatines Heimatwelt Naboo der Name eine so negative Konnotation beherbergt, dass er selbst ihn abgelegt hat und ihn nur seinen engsten Vertrauten gegenüber enthüllt – so kommt jeder davon in Palpatines inneren Zirkel.
Was haben Sie aus ihren vorangehenden Star Wars-Büchern gelernt, das Ihnen bei der Arbeit an Tarkin geholfen hätte?
Star Wars-Romane, die sich auf einen einzelnen Charakter beziehen, sind rar und dünn gesät. Die Filme der originalen Trilogie sind Ensemble-Werke, ihre Höhepunkte erreichen sie gewöhnlicherweise im Rahmen von drei oder vier verschiedenen Handlungsstränge. Dieser Formel allerdings zu folgen hätte die Fokus von Tarkin genommen; ich entschied also, politische Intrigen und ein bisschen Mystik durch übliche Handlung zu ersetzen. Selbst in der Schlachtsequenz des Werks habe ich versucht, Tarkin so nahe wie möglich am Zentrum der Handlung zu behalten.
Ich hatte bereits eine Art Umgangsweise mit ihm als Charakter, ihn aber als galaktischen 'Kolonist' anstatt als Teil einer galaktischen Elite darzustellen war etwas Neues. Ich wollte auch, dass Tarkin, anstatt eines allwissenden Erzählers, die Leser über Hintergründe und Motivationen seiner Gegner aufklärt; selbig stellen sie ungenannte Informationen über Tarkin in biographischen Flashbacks.
Wie in Darth Plagueis spinnen sich Sheevs Machenschaften um Tarkin. Hat Sidious Sie jemals überrascht oder ist er jemals zu einer Schlussfolgerung gekommen, die Sie nicht erwartet hätten?
Viele Jahre lang denke ich nun über Sidious letztliche Ambitionen nach – sozusagen sein finales Ziel – jenseits der Rache der Sith, der Auslöschung des Jedi-Ordens, seinem Aufstieg zum galaktischen Imperator, weiter noch als ewiges Leben. Wenn dies seine Ziele waren, so hat er die meisten davon gegen Ende von Episode III erreicht. Vielleicht ist da aber noch mehr – etwas im Stile eines Siegs im Game of Thrones oder 'die Länder in einer zweite Dunkelheit zu stürzen', wie sie Sauron in Der Herr der Ringe anstrebt. In Tarkin enthüllt Sidious etwas über sein typisches Endspiel, das mich überrascht hat. Ich hoffe, dies noch detaillierter erkunden zu können.
Tarkin ist ein Buch über die einflussreiche Männer: Sidious, Tarkin und Vader. Seit vielen Jahren verlangen die Fans mehr prominente weibliche Charaktere in Star Wars-Büchern. Tarkin beinhaltet einige davon, wie die Botschafterin von Murkhana. Haben Sie einen Charakter jemals bewusst ein Geschlecht zugewiesen, als sie Charaktere wie die Botschafterin oder Anora erschaffen haben?
Wie es in Darth Plagueis der Fall war – ebenso, wenn man soweit wie Schleier der Täuschung zurückgeht – war ich mir gut bewusst, dass ich etwas verfasste, was früher 'Abenteuer für Männer'-Fiction genannt wurde. Nicht nur sind die Hauptprotagonisten Männer, einige Mitglieder des Ausführenden Rats oder Admiräle sind Männer. Viele dieser Figuren allerdings stammen direkt aus den Filmen der klassischen Trilogie und es nicht besonders schwer, sie als Nazis im Weltraum vorzustellen – wenn auch ohne Eva Braun. In Tarkin habe ich die Botschafterin Murkhanas und die Aufklärungsjournalistin des HoloNet von Anfang an als weibliche Charaktere dargestellt. Ich habe allerdings bewusst Auswahl getroffen, was die Staffmitglieder Tarkins angeht, sowohl auf der Sentinel Base, als auch auf seinem Schiff, der Carrion Spike. Ich schätze, ich hätte versuchen können, die Admiralin Daala in die Mischung einzurühren, aber, na ja, ich sah nicht wirklich eine angemessene Rolle für sie.
Der Roman nimmt Bezug auf Charaktere wie Armand Isard und Orte wie Murkhana, die bereits zuvor im Legends-Kanon erschienen sind. War es heikel, diese einzubauen? Oder wird der neue Kanon so ähnlich wie der Alte aussehen?
Als es dazu kam, stand ich vor der Wahl, entweder eine Welt wie Murkhana zu erfinden – welche EU- bzw. Legends-Geschichte für Darth Vader aufweist und eine glaubhafte Quelle von separatistischen 'Shadowfeeds' darstellt – oder einfach Murkhana selbst zu nehmen. Dasselbe galt für den Geheimdienstchef Armand Isard, der – auch wenn er nie in einem Film vorkam – in vielen früheren Büchern aufgetaucht ist. In manchen Fällen habe ich im Voraus um Feedback der Storygroup gebeten; in anderen bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt und zur Schlussfolgerung gekommen, dass diese Dinge während des Bearbeitungsprozesses ermittelt werden könnten.
Ich denke tatsächlich, dass der sogenannte neue Kanon viel mit dem Alten gemein haben wird – besonders in Bezug auf Schiffe, Planeten und einige 'historische' Ereignisse und Nebencharaktere – aber diese Entscheidung liegt nicht bei mir.
Wenn Sie ein Star Wars-Charakter wären, welche Fraktion würden Sie wählen? Hell, dunkel oder etwas anderes?
Ich würde unzweifelhaft versuchen, schlussendlich als Grabräuber oder Gewürzschmuggler zu enden.
Quelle:http://www.starwars-union.de/nachrichten/14760/James_Luceno_spricht_ueber_Tarkin/