Denn genau das hat die USA getan. Sie hat, als Beispiel, in Persien mit der Operation Ajax, für einen Putsch gesorgt weil man eben die Öl-Industrie verstaatlichen wollte.
Die Grundlagen für den Sturz Mossadeghs legten nicht die USA, sondern a) Mossadegh selbst und b) iranische Kräfte, die sich zu ihm in Opposition befanden. So im Kontext: Mossadegh, ein iranischer Politiker, der entgegen der Verfassung ins Parlament gewählt worden war (Überschreitung der Altersgrenze) und der während seiner Zeit als Abgeordneter und Minister seinen politischen Gegnern im Parlament
offen damit drohte, sie zu töten, wurde nach der Ermordung seines Vorgängers Razmara Premierminister - bestimmt durch den Schah und das fragwürdig zusammengekommende Parlament, von einer Wahl nach demokratischen Maßstäben kann da keine Rede sein. Den Mörder seines Vorgängers ließ er begnadigen und öffentlich feiern. Die iranische Ölindustrie war zu diesem Zeitpunkt bereits verstaatlich worden, was von den USA und dem Vereinigten Königreich - wenn auch zähneknirschend und widerwillig - akzeptiert worden war. Mossadegh weigerte sich allerdings entschieden, Konzessionsstrafen für die eigentlich noch gültigen Verträge zu bezahlen. Auch über diesen Streit stürzte er zunächst, wurde dann aber wieder Premierminister - und ließ sich erst einmal das Recht geben, ohne Zustimmung oder Beteiligung des Parlaments Gesetze zu erlassen, eine Forderung, die er erneuerte, obwohl ihm die parlamentarische Basis fehlte. Dagegen und die Folgen der wirtschaftlichen Blockaden formierte sich breiter Widerstand, es kam zu Straßenschlachten und Unruhen und schließlich zum Putsch durch den Schah, das Militär, den Klerus und Teile der Bevölkerung, die Mossadegh mit seiner Politik und der Forderung nach einer Verlängerung der Ermächtigung erzürnt hatte. Über die Frage, ob der Schah das Recht hatte, den Premierminister zu entlassen, wurde damals intensiv gestritten. Mossadegh wurde inhaftiert, verurteilt und nach drei Jahren entlassen, bis zu seinem Tod stand er allerdings unter Hausarrest.
Lieferten amerikanische und britische Geheimdienste bei diesem Konflikt Unterstützung für die Gegner Mossadeghs? Ja. Waren sie die treibende Kraft, die entscheidenden Akteure? Nein. Es handelte sich primär um einen inner-iranischen Machtkampf, den Mossadegh verlor. Als "durch die CIA aus dem Amt geputschten Demokraten" taugt er reichlich wenig. In diesem Zusammenhang sei auch die hoffentlich nicht falsch verstandene Frage erlaubt, was eigentlich aus den "demokratisch gewählten Sozialisten in Lateinamerika" wurde, die nicht gestürzt wurden. Wie viele dieser Staaten blieben demokratisch und freiheitlich und wie viele wurden zu Nicaragua?
Damit man mich nicht falsch versteht: Der Kampf gegen die Ausbreitung des repressiven Systems Sozialismus im Kontext des Kalten Krieges war richtig und notwendig. Die dabei gewählten Mittel und Verbündeten stehen noch einmal auf einem anderen Blatt. Das kann man gerne kritisieren, und das passiert auch.
Im Kontext Ukraine kursiert derzeit wieder mal was Lustiges: Ein Dokument von 1991,
Gesprächsnotizen eines deutschen Diplomaten, laut denen eine NATO-Osterweiterung "nicht angeboten werden solle". Dazu nur kurz und bündig: 1991 stand sogar die Überlegung im Raum, die Russische Föderation in die NATO aufzunehmen. Daraus wurde angesichts der russischen Politik nichts, zwei Jahre später begann graduell die Aufnahme osteuropäischer Staaten. Im Bezug auf die NATO-Osterweiterung gilt das, was den in den Verträgen schwarz auf weiß steht, nicht das, was vielleicht oder vielleicht auch nicht im Rahmen von Gesprächen erörtert wurde. Fakt ist: Bei den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung wurde mit der Sowjetunion vereinbart, keine ausländischen Truppen, Raketen oder Atomwaffen auf dem Gebiet der DDR zu stationieren. Daran hat man sich gehalten. Wem will man ernsthaft vermitteln, dass die sowjetischen Diplomaten seinerzeit so unbedarft gewesen sein sollen, eine darüber hinaus gehende "Zusage" nicht in den 2+4-Vertrag aufzunehmen? Und Russland selbst hat später in der NATO-Russland-Grundakte zugestimmt, dass jeder Staat das Recht hat, sich souverän für eine Bündniszugehörigkeit zu entscheiden. Die Unverletzlichkeit ihres Territoriums wurde der Ukraine zusätzlich im Budapester Memorandum - auch von Russland - zugesichert.