Tagespolitik allgemein

Ich verfolge mit einer gewissen Belustigung und auch Verwunderung diesen ominösen Ballon der da munter über den Himmel der USA fliegt. Kann mir jemand erklären warum man keinen Jäger startet und ihn abschießen tut.
Wie ich es verstehe ist es eine Machtdemonstration der USA. Sie haben die technischen Mittel und das Wissen den Ballon abzuschießen und normalerweise würde man absolut die Gelegenheit ergreifen feindliche Technik zu studieren. Dass die USA den Ballon fliegen lassen, signalisiert den Chinesen dass man schon alles über den Ballon weiß, was es zu wissen gibt. Das kann einerseits Stimmen - was schlecht für die Chinesen ist - oder andererseits ein Bluff sein um die Chinesen zu verunsichern ein Informationsleck zu haben.
 
was kann dieser Balloon den überhaupt noch großartig ausspionieren was man nicht schon über Satelliten alles erfasst hat?
Vielleicht Windrichtungen? Wie sich im Falle des Falles bestimmte Partikel verteilen?

Könnte sein das man mit einen Abschuss wartet bis er über Wasser ist damit sensible Technik an Bord
nach einer Bergung noch untersucht werden kann?
An Land würde ja sicher mehr zerstört werden.
Ach wer weiß das schon :D
 
Ich verfolge mit einer gewissen Belustigung und auch Verwunderung diesen ominösen Ballon der da munter über den Himmel der USA fliegt. Kann mir jemand erklären warum man keinen Jäger startet und ihn abschießen tut.

Vor ein paar Tagen wurde auch noch berichtet, dass die USA es nicht riskieren wollten, dass Trümmerteile Menschenleben gefährden.
 
Der Lügner im Kreml und seine Helfershelfer hetzen so oder so, ob man ihnen dafür vermeintlich einen Grund gibt oder nicht. Dieser Narrativ, der von russischer und pro-russischer Seite um die Lieferungen von Kampfpanzern an die Ukraine gesponnen wird, hat mehr Löcher als der berühmte Schweizer Käse.
Ja, russische Propaganda und das Whitewashing des Krieges ist tatsächlich ein großes Problem. Allerdings darf man nicht den Fehler begehen, Gegner von Waffenlieferungen über einen Kamm mit Putinpropagandisten und Diktatur-Connaisseuren zu scheren. Das entspricht einfach nicht den Tatsachen. Nicht jeder Waffenlieferungs-Gegner ist gleichzeitig auch ein Freund des russischen Imperialismus oder ein gesteuerter Agent. Viele Pazifisten kritisieren sowohl die deutsche Außenpolitik als auch Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg als auch das Verhalten der USA. Das muss sich nicht ausschließen.
Beschwichtigung ist ein Irrweg.
Und an dieser Grundsatzfrage scheiden sich einfach die Geister. :zuck:
Es ist in meinen Augen bei diesen Fragen aber auch sehr viel Zeit unnötig vergeudet worden, und so manche politische Nebelkerze hat dazu beigetragen, dass der Krieg unnötig verlängert wurde. Eine Ukraine, die schon früher und im größeren Ausmaß unterstützt worden wäre, hätte den russischen Angriff wahrscheinlich schneller und effektiver zurückschlagen können.
Du sprichst so, als sei der Krieg schon gewonnen. Dabei ist er noch in vollem Gange und wird ohne weitere diplomatische Friedensgespräche auch so schnell kein Ende finden - erst recht dann nicht, wenn man weiterhin Waffen ins Kriegsgebiet liefert.

Du bist der populären Auffassung, man könne die russische Arme "zurückschlagen", wenn man nur genügend Material dafür liefert. Ist dir eigentlich bewusst, wie unglaublich riesig die russischen Streitkräfte sind? Da sind doch höchstens gefühlt ein Fünftel in der Ukraine gerade am Kämpfen, der Rest hockt auf Reserve noch sicher hinter der Front. Ich bin der festen Überzeugung, dass Russland noch lange nicht alle Kräfte mobilisiert hat, die es bereitstellen könnte, sollte sich die Lage zuspitzen.

Deshalb bin ich der Ansicht, dass mehr Waffenlieferungen einfach nur dafür sorgen, dass Putin mehr Soldaten an die Front schickt. Damit steigt lediglich der Anteil russischer Soldaten proportional zur Anzahl westlicher Waffen an der ukrainischen Front - sonst passiert gar nichts; es entwickelt sich ein Stellungskrieg. Die Ukraine kann Russland nicht "ausbluten", zumindest nicht ohne direkte militärische Intervention verbündeter Staaten. Da helfen auch 50 Marder und 60 Leopards nichts.

Diesen Krieg militärisch zugunsten der Ukraine entscheiden zu wollen - und das auch noch in naher Zukunft - halte ich, so schön es auch wäre, für absolut utopisch. But take it with a grain of salt: Auch ich habe keine Glaskugel und möchte mich, wie bereits oben erwähnt, in Bescheidenheit üben, was Zukunftsvoraussagen angeht. Mir ist klar, dass ich natürlich vollkommen falsch liegen kann. Das ist eben die Crux am Zeitgeschehen, das man selber miterlebt; man kann sich nie sicher sein, was als nächstes geschieht.
 
Allerdings darf man nicht den Fehler begehen, Gegner von Waffenlieferungen über einen Kamm mit Putinpropagandisten und Diktatur-Connaisseuren zu scheren.
Ich sag mal wie es meiner Meinung nach ist: Ich bin schon immer gegen Waffen gewesen, also ein Pazifist. Der Ukraine-Krieg, den Russland von Zaun gebrochen hat und seitdem das Land mit Gewalt , Mord und Vergewaltigungen überzieht hat mich eines besseren belehrt und mich zu dem Schluß kommen lassen, das es unterlassene Hilfeleistung wäre der Ukraine keine Waffen zu schicken. Mich würde darüberhinaus mal interessieren wie die Gegner argumentieren würden, wenn deren Mütter, Großmütter, Schwestern und Töchter gefoltert, vergewaltigt und ermordet werden wenn der Russe hier einmarschieren würde.
 
Deshalb bin ich der Ansicht, dass mehr Waffenlieferungen einfach nur dafür sorgen, dass Putin mehr Soldaten an die Front schickt. Damit steigt lediglich der Anteil russischer Soldaten proportional zur Anzahl westlicher Waffen an der ukrainischen Front - sonst passiert gar nichts; es entwickelt sich ein Stellungskrieg. Die Ukraine kann Russland nicht "ausbluten", zumindest nicht ohne direkte militärische Intervention verbündeter Staaten. Da helfen auch 50 Marder und 60 Leopards nichts.
Ich glaube, dieses Argument ist nicht ganz schlüssig. Nimm das High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS), die von den USA an die Ukraine geliefert wurden. Damit ist es der Ukraine gelungen, einige Waffendepots und Militärstützpunkte der russischen Streitkräfte zu zerstören. (Quelle)
Russland hätte vermutlich so einige Rückzüge der Streitkräfte gar nicht angefordert, wenn die Ukraine nicht hätte standhalten können. Und um standhalten zu können, braucht die Ukraine eben auch Waffen zur Verteidigung.
Ich denke, es ist zu einfach, das Liefern von Waffen per se zu verteufeln, so wie es vermutlich auch zu einfach ist, es absolut gutzuheißen.
 
Ich denke, es ist zu einfach, das Liefern von Waffen per se zu verteufeln, so wie es vermutlich auch zu einfach ist, es absolut gutzuheißen.
Ich denke hier gilt wie bei so vielen Dingen im Leben. Die Menge macht das Gift.

Im Fall von Waffenlieferungen, die Ukraine hat das recht sich zu verteidigen. Sollte man ihr deswegen Atomwaffen geben? Natürlich nicht. Panzer, die dafür sorgen dass Ukrainische Bürger und Bürgerinnen leben können? Ich sehe dort ehrlich gesagt kein Problem.
Wichtig ist hier, es geht darum das die Ukrainischen Truppen das simple Überleben Ihrer Landsleute schützen können. Dass in russisch besetzten Gebieten ein menschenwürdiges Überleben nicht sichergestellt ist, selbst wenn jetzt sofort alle Kampfhandlungen eingestellt werden sollten, sollte denke ich inzwischen jedem klar sein.
 
Es ist schon bizarr, wie entkoppelt von der Realität die pro-russische Propaganda ist. Und wie beharrlich manche Leute sie nachplappern, obwohl man doch wiederholt gesehen haben muss, wie faktisch falsch man lag.

"Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine dient nicht der Vorbereitung einer Invasion."
Er diente der Vorbereitung einer Invasion.

"Kiew wird binnen drei Tagen fallen, Widerstand ist sinnlos."
Knapp ein Jahr nach Kriegsbeginn ist Kiew nicht gefallen und der Widerstand geht weiter.

"Westliche Waffenlieferungen machen keinen Unterschied."
Jeden Tag fügen diese Waffensysteme den russischen Streitkräften schwere Verluste zu. Die Steigerung der Durchhaltefähigkeit der Ukraine - zivil wie militärisch - durch Mittel wie Helme oder Stromgeneratoren ist da noch nicht einmal einkalkuliert.

"Die Moral der ukrainischen Zivilbevölkerung bricht in Kürze zusammen."
Der Wille, sich zu verteidigen, ist angesichts der russischen Gräueltaten sogar noch stärker geworden.

"Die ukrainischen Streitkräfte sind zu Gegenoffensiven nicht mehr fähig."
Die ukrainischen Streitkräfte schlagen sogar auf russischem Kerngebiet zurück und befreiten in einer der größten Gegenoffensiven der modernen Kriegsgeschichte tausende Quadratkilometer ihres Landes.

"Bachmut wird bestimmt bald fallen, dann wendet sich das Blatt!"
Seit Monaten stürmen russische Truppen gegen diese Stadt an und verlieren disproportional viel an Menschen und Material für ein strategisch nur noch gering bedeutendes Ziel.

"Russland hält seine besten Einheiten zurück und besitzt gewaltige Reserven."
Einheiten wie Marineinfanterie, Luftlandetruppen, Gardetruppen und Spezialkräfte wurden bereits in den den ersten Kriegswochen so massiv dezimiert, dass sie oft nicht mehr einsatzfähig sind. Die russische Mobilisierung ist ein einziges Chaos und viele Reserven wie z. B. Panzer hoffnungslos veraltet, nicht einsatzfähig oder nur auf dem Papier vorhanden.

Die russischen Streitkräfte haben von Tag 1 an alles an modernem Kriegsgerät und einsatzfähigen hochwertigen Truppen in diese Invasion geworfen, das an diese Front geschafft werden konnte. Es hat nicht gereicht. Die russische Logistik rangiert irgendwo zwischen "miserabel" und "gerade so adäquat", ganze Verbände von Ausbildern wurden von Militärschulen an die Front geschickt und sind tot, gefangen, vermisst oder verwundet, so dass sie ihrer eigentlichen Tätigkeit nicht nachkommen können. Die Mobilisierung verläuft schleppend und chaotisch, Hunderttausende haben sich ihr durch Flucht ins Ausland oder andere Tricks entzogen, und die Qualität der eingezogenen Soldaten, ihrer Ausbildung und Ausrüstung ist überwiegend schlecht. Korruption und Misswirtschaft haben die angeblich gewaltigen Reserven zusammenschrumpfen lassen - von den tausenden Panzern, über die Russland auf dem Papier noch verfügte, ist ein Großteil Schrott oder nur mit enormen Aufwand wieder flott zu machen.

Und Verbände einfach so z. B. aus anderen Regionen abzuziehen und in die Ukraine zu schicken sieht in einem Strategiespiel kinderleicht aus, ist in der Realität aber eine gewaltige Herausforderung. Schon jetzt können die russischen Truppen an der Front nur unzureichend versorgt werden - mit bunt zusammengeworfenen Verbänden aus allen Ecken des Landes wird das nicht leichter, sondern schwerer. Ganz davon abgesehen, dass es geopolitisch nicht so leicht ist, wenn man irgendeine Form von Drohkulisse gegenüber den ehemaligen Sowjetrepubliken, Japan und dem "strategischen Partner" VR China aufrechterhalten will. Die Führung ist ebenfalls katastrophal, unklare Kompetenzen und Machtkämpfe mischen mit sich Putins Deadlines, der ungeachtet der Verluste, der militärischen Lage und der langfristigen Folgen vorgibt, bis zu Tag X sei Ziel Y zu erreichen. So gewinnt man einen Krieg gegen einen flexiblen Gegner nie und nimmer.

Das alles heißt nicht, dass die Streitkräfte der Russischen Föderation ungefährlich oder völlig unfähig sind - wäre dem so, wäre dieser Krieg schon lange vorbei. Es war genügend Substanz vor dem Krieg vorhanden, um ihn zu führen, und die russischen Truppen sind immer noch in der Lage, taktische und operative Erfolge zu erringen und viele ukrainische Zivilisten zu töten. Aber diese Armee lebt von der Substanz, die jeden Tag zusammenschrumpft. Gelingt es der Ukraine, bis zum Frühjahr durchzuhalten und auch dank Lieferungen aus dem Ausland Kräfte zu bündeln, ist eine Wiederholung der großangelegten Gegenoffensive des letzten Jahres nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Wenn die russischen Streitkräfte nicht mehr in der Lage zu größeren Operationen sind, wenn ihre Mittel und ihre Moral erschöpft sind und man die Niederlagen intern nicht mehr leugnen kann, wird auch der politische Wille in Moskau erlahmen.

Man sollte sich davor hüten, die russischen Streitkräfte zu einem imaginierten Riesen zu machen. 1939 redete man sich in weiten Teilen Europas auch nur zu gerne ein, die Wehrmacht sei unbesiegbar, der Kampf nicht zu gewinnen und überhaupt die ganze Angelegenheit keinen Krieg wert, ergo könne man auch guten Gewissens aufgeben und kapitulieren oder irgendeinen Deal aushandeln. Dabei hätten gerade Frankreich und das Vereinigte Königreich spätestens während des deutschen Angriffs auf Polen die Gelegenheit zum Großangriff gehabt und das Kartenhaus Wehrmacht wäre in sich zusammengebrochen, ihre Defizite und Schwächen waren für jeden, der sie sehen wollte, klar zu erkennen. Aber stattdessen kaschierte man die eigene Feigheit, Unentschlossenheit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer mit moralisch wohltönenden Phrasen und handelte erst, als es zu spät war und sich die Wehrmacht ein stattliches Arsenal zusammengeraubt hatte und in der Lage war, deutlich länger und härter zu kämpfen. Die Folgen sind bekannt.
 
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Und an dieser Grundsatzfrage scheiden sich einfach die Geister. :zuck:

Nur leider giebt es so weit ich weiß nicht einen Pazifistischen Erfolg in der Geschichte der Menschheit im Multinationalen Verhältnis. Die Quote spricht also eindeutig gegen eine Pazifistische Lösung, gerade in diesem Konflikt indem die eine Seite die Existenzberechtigung der anderen komplett abspricht.

Du sprichst so, als sei der Krieg schon gewonnen. Dabei ist er noch in vollem Gange und wird ohne weitere diplomatische Friedensgespräche auch so schnell kein Ende finden - erst recht dann nicht, wenn man weiterhin Waffen ins Kriegsgebiet liefert.

Der Konflikt findet ununterbrochen seit 2014 ohne nennenswerte Pause statt. Wo waren da die Pazifistischen proteste gegen Russland ?

Du bist der populären Auffassung, man könne die russische Arme "zurückschlagen", wenn man nur genügend Material dafür liefert. Ist dir eigentlich bewusst, wie unglaublich riesig die russischen Streitkräfte sind?

Wenn du es noch nicht mitbekommen hast hat die Ukraine die Russischen Streitkräfte ein ganz schön großes Stück zurück gedrängt,einen beträchtlichen Teil von Russischen Kriegsmaterial Zerstört oder erobert hat.

Außerdem hat Russland bereits die Zweite Mobilisierung am Start weil ihnen die regulären Streitkräfte ausgehen. Und schicken jetzt sogar Häftlinge an die Front. Spricht jetzt nicht für einen unbesiegbaren Monolithen eher für ein Scheingebilde dass jetzt komplett in sich zusammen fällt.

Die Wagner Großschnautzen haben sich jetzt auch größtenteils nach Afrika verpasst weil denen der Arsch die auf Grundeis geht oder der Wagner Chef seine Truppen später noch für eine Machtergreifung in Russland braucht.

Außerdem scheinst du wie viele, den zwar im Verhältnis relativ kleinen aber trotzdem wirksamen Wiederstand innerhalb Russlands ignorierst.

Es giebt einfach sehr viel mehr Punkte die man betrachten muss als Russland ist ein großes Land.

Diesen Krieg militärisch zugunsten der Ukraine entscheiden zu wollen - und das auch noch in naher Zukunft - halte ich, so schön es auch wäre, für absolut utopisch.

Ist aktuell realistischer als je zuvor und die Situation verschiebt sich immer mehr in Richtung der Ukraine.
 
"Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine dient nicht der Vorbereitung einer Invasion."
Hat hier niemand behauptet.
"Kiew wird binnen drei Tagen fallen, Widerstand ist sinnlos."
Hat hier auch niemand behauptet.
"Westliche Waffenlieferungen machen keinen Unterschied."
Das ist keine Putinpropaganda, sondern eine valide Meinung zur militärischen Lage in der Ukraine, die von manchen Experten vertreten wird und von anderen nicht.

Die russische Propaganda hat mehrmals betont, dass Waffenlieferungen eben doch einen Unterschied für sie machen und mehrere russische Oligarchen, u.a. der Kreml-Gnom selbst, haben deswegen erneut gedroht und einen Aufstand geprobt.
"Die Moral der ukrainischen Zivilbevölkerung bricht in Kürze zusammen."
Wieder keine Behauptung, die ich so unterschreiben würde.
"Die ukrainischen Streitkräfte sind zu Gegenoffensiven nicht mehr fähig."
Auch nicht.
"Bachmut wird bestimmt bald fallen, dann wendet sich das Blatt!"
Da habe ich keine Einschätzung.
"Russland hält seine besten Einheiten zurück und besitzt gewaltige Reserven."
Und hier bleibe ich dabei: Ich glaube kaum, dass die russische Armee bereits ausgeblutet ist und nur noch "sporadisch funktioniert", wie das momentan immer wieder im Diskurs vertreten wird.

Ich gehe davon aus, dass genauere Daten über Putins Armee Verschlusssache des Kremls sind. Wir können uns sicherlich ein ungefähres Bild über die russischen Streitkräfte machen, aber über detailgetreuere Zahlen und Daten können wir im Westen nur spekulieren. Niemand weiß, wie die Russen ausgerüstet und aufgestellt sind, außer Putin und sein Stab, und wer glaubt, sachliche Daten zum Krieg aus gefärbten Publikationen wie etwa der FAZ, der Süddeutschen oder dem Spiegel beziehen zu können, den halte ich für reichlich naiv (dasselbe gilt natürlich auch für Daten aus russischen Publikationen wie RT oder Sputnik).

Sowohl der Westen als auch Russland haben ein Interesse daran, sich in den Medien darzustellen, als seien sie (auch) militärisch die aktuellen Gewinner. Wer garantiert mir denn, dass die russischen Streitkräfte bald in sich zusammenfallen? Manche Experten sprechen so wie du, andere wiederum sagen, dass sich aufgrund eines ausgeglichenen Mächteverhältnisses beider Armeen ein Stellungskrieg entwickeln kann und wird, wenn man mit dem Rüsten jetzt so weitermacht.
Wenn die russischen Streitkräfte nicht mehr in der Lage zu größeren Operationen sind, wenn ihre Mittel und ihre Moral erschöpft sind und man die Niederlagen intern nicht mehr leugnen kann, wird auch der politische Wille in Moskau erlahmen.
Und das sehe ich einfach nicht, tut mir Leid. Bevor "die russischen Streitkräfte nicht mehr in der Lage zu größeren Operationen sind, ihre Mittel und Moral erschöpft sind und man die Niederlage intern nicht mehr leugnen kann", können locker noch 30 Jahre vergehen. Das wird meines Erachtens einfach nicht passieren, - erst recht nicht in naher Zukunft und schon gar nicht mit jemandem wie Putin an der Macht, der um jeden Preis sein Gesicht wahren will, gerade in einer Situation wie der jetzigen.

Man kann - und hier wiederhole ich mich - diesen Typen und seine Oligarchen-Truppe in Moskau nicht mit Panzern und Haubitzen in die Kniee zwingen. Das ist absolut utopisch und dazu noch brandgefährlich, weil die Oligarchen-Truppe nämlich am berühmt-berüchtigten "Tisch mit rotem Knopf" sitzt und nur darauf wartet, endlich Gründe geliefert zu bekommen, ihn zu betätigen.

Putin hat den Rückhalt eines Großteils seiner Bevölkerung, er hat die Armee hinter sich. Bevor der Mann seine Truppen komplett aus der Ukraine abzieht und danach gar noch abdankt, wachsen Palmen in Deutschland. Man kann Putin jetzt nicht "stürzen", so geil das auch wäre und so passend die Situation auch scheint. Wie kommt man auf diese hanebüchene, gefährliche Idee? Weil das unsere Regierung im Rahmen des Möglichen sieht? Es steht dabei so viel auf dem Spiel, letztendlich der Frieden in ganz Europa. Deshalb gehen hier ja die Menschen auf die Straßen, deshalb ist die Gesellschaft ja gerade wieder so gespalten: Weil manche den Kriegs-Wahnsinn einfach nicht mittragen wollen.
Und Verbände einfach so z. B. aus anderen Regionen abzuziehen und in die Ukraine zu schicken sieht in einem Strategiespiel kinderleicht aus, ist in der Realität aber eine gewaltige Herausforderung.
Danke, dass du uns das erklärst, aber ich gehe mal davon aus, dass die meisten hier im Thread das zwölfte Lebensjahr schon lang hinter sich gelassen haben sollten.
Man sollte sich davor hüten, die russischen Streitkräfte zu einem imaginierten Riesen zu machen. 1939 redete man sich in weiten Teilen Europas auch nur zu gerne ein, die Wehrmacht sei unbesiegbar, der Kampf nicht zu gewinnen und überhaupt die ganze Angelegenheit keinen Krieg wert, ergo könne man auch guten Gewissens aufgeben und kapitulieren oder irgendeinen Deal aushandeln. Dabei hätten gerade Frankreich und das Vereinigte Königreich spätestens während des deutschen Angriffs auf Polen die Gelegenheit zum Großangriff gehabt und das Kartenhaus Wehrmacht wäre in sich zusammengebrochen, ihre Defizite und Schwächen waren für jeden, der sie sehen wollte, klar zu erkennen. Aber stattdessen kaschierte man die eigene Feigheit, Unentschlossenheit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer mit moralisch wohltönenden Phrasen und handelte erst, als es zu spät war und sich die Wehrmacht ein stattliches Arsenal zusammengeraubt hatte und in der Lage war, deutlich länger und härter zu kämpfen. Die Folgen sind bekannt.
Dein Hobby in allen Ehren, auch ich stehe auf Alternative History und RP, aber hör doch bitte auf, deinen "Gegnern", die du aufgrund ihrer vermeintlichen moralischen Verkommenheit und "von der Realität entkoppelten" Meinungen ja so hasst, vorzuwerfen, sie würden nicht an der Realität entlang argumentieren, nur um dann hier sowas abzuliefern.
Es ist schon bizarr, wie entkoppelt von der Realität die pro-russische Propaganda ist. Und wie beharrlich manche Leute sie nachplappern, obwohl man doch wiederholt gesehen haben muss, wie faktisch falsch man lag.
Und ich finde es bizarr, dass du offensichtlich immer noch versuchst, die Position "Ich will, dass Deutschland keine schweren Waffen an irgendwen liefert" mit "Ich finde Putin super!" gleichzusetzen, obwohl ich im letzten Posting erst versuchte, dir zu erklären, dass das absolut undifferenziert und haltlos ist und in der Debatte zu überhaupt nichts führt, außer zu persönlichen Überwerfungen und einer Verzerrung der Realität.

Es ist keine Putin-Propaganda, wenn man Waffen im Allgemeinen, die deutsche Vormachtsstellung (als einer der weltweit größten Waffen-Exporteure) und damit auch Waffenlieferungen an sich ablehnt, sondern das genaue Gegenteil von Kriegstreiberei. Es ist auch keine Putin-Propaganda, keinen Krieg gegen Russland führen zu wollen.

Woher kommen diese Extreme? Ist das denn logisch überhaupt schlüssig? "Jeder, der sich gegen Waffenlieferungen ausspricht, ist automatisch ein Freund Putins und möchte letztendlich nur, dass mehr Ukrainer ermordet werden!" Wo kommen wir denn da hin?
Der Konflikt findet ununterbrochen seit 2014 ohne nennenswerte Pause statt. Wo waren da die Pazifistischen proteste gegen Russland ?
Ich war schon immer Pazifist, egal in welcher Hinsicht. Ob Russland, Deutschland, die USA, Kanada, Tunesien oder Nordkorea - Waffen(-industrien) und Militär finde ich immer scheiße, und ich halte es für ein Armutszeugnis für die Menschheit, dass wir weltweit immer noch auf Streitkräfte angewiesen sind und diese zu bestimmten Zeitpunkten sogar noch feiern. Punkt, aus. :zuck:

Dass Russland verbrecherisch vorgeht, ist bekannt. Trotzdem muss ich deshalb nicht befürworten, dass Deutschland eine wichtige Rolle in diesem sich zuspitzendem Krieg einnehmen muss, indem es Waffen liefert. Ich finde Putin scheiße, ich finde Scholz scheiße und ich finde Biden scheiße. Wieso ist das so schwer zu begreifen?
Außerdem hat Russland bereits die Zweite Mobilisierung am Start weil ihnen die regulären Streitkräfte ausgehen. Und schicken jetzt sogar Häftlinge an die Front. Spricht jetzt nicht für einen unbesiegbaren Monolithen eher für ein Scheingebilde dass jetzt komplett in sich zusammen fällt.
Und diesem Narrativ schenke ich einfach keinen Glauben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die russische Armee gerade dabei ist, "in sich zusammenzufallen". Eine Armee, die in sich zusammenfällt, kann nicht mehr ordentlich kämpfen und wird immer weiter zurückgedrängt - die Front in der Ukraine verläuft seit etlichen Monaten jedoch mehr oder minder immer gleich.
Nur ein paar Zahlen zum Nachdenken und Einordnen:

Einwohnerzahl Russland: ca. 145 Millionen
Einwohnerzahl Deutschland: ca. 84 Millionen

Da liegen keine Größenordnungen dazwischen. Russland ist vor allem eins: leer.
Dennoch wurde das russische Militär von Experten und damit auch der Allgemeinheit lange zu den schlagkräftigsten Armeen dieser Erde gezählt.
Hat mir mich langsam (wieder!) den Eindruck, dass es sich gar nicht sooo sehr um Pazifismus dreht, sondern wieder (!) darum, Angst vor ner blutigen Nase zu haben. Angst  ist nunmal ein unglaublich großer Motivator, auch auf dieser Ebene.
Natürlich, und wer in dieser Situation keine Angst hat, sollte vielleicht mal etwas darüber nachdenken, dass es hier letztlich im Zweifelsfall um einen Atomkrieg geht, den man riskiert. Da ist die Angst absolut gerechtfertigt.

Immer und immer wieder hieß es, es gäbe "rote Linien". Das waren zuerst die Panzerlieferungen, jetzt sind es die Jets. Mal ganz davon abgesehen, dass ich Waffenexporte an sich für mehr als fragwürdig halte, geht mir die Prozedur und die gesamte Debatte viel zu schnell vonstatten. Ist die eine Forderung (Kampfpanzer) umgesetzt, die eine "rote Linie" überschritten, wird sofort über die nächste diskutiert (Kampfjets), und teilweise mit einer Vehemenz der Waffenbefürworter, die seinesgleichen sucht.

Das müsste nicht so sein. Es gäbe auch andere Wege, Politik zu machen. Die Regierung vermittelt natürlich den Eindruck, dass diese Entscheidungen und die ganze Art und Weise, wie man die Debatte führt, alternativlos seien, aber das behaupten Regierungen immer.

Ich bin nun wahrlich kein Fan von Olaf Scholz, aber das Letzte, was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er in einer solch prekären Frage zögert. Hier geht es, wie du schon schreibst, @Janus Sturn, eben nicht um ein Computerspiel, sondern im Zweifelsfall um den Frieden auf der ganzen Welt. Sollte Putin doch ein NATO-Mitglied angreifen, war es das komplett mit Frieden in Europa. Deshalb ist Vorsicht in solch einer Frage geboten.
 
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Angst haben ist eine Sache. Aus Angst gegenüber einem Angriffskrieg feiernden Diktator einknicken eine vollends andere.
Deshalb muss man den Diktator jetzt so lange weiter provozieren, bis er seinen Angriffskrieg ausweitet? Oder wie darf ich das verstehen?

Wenn Deutschland aufhören möchte, gegenüber Diktatoren einzuknicken, sollte es vielleicht erstmal klein und basal anfangen und aufhören, auf diversen Ebenen mit dutzenden von ihnen zu kooperieren (Aserbaidschan, Saudi-Arabien etc.), anstatt jetzt mit einer völlig runtergerockten Bundeswehr Kriegsgebärden gegen eine psychopathisch geführte Weltmacht auf den Weg zu bringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deshalb muss man den Diktator jetzt so lange weiter provozieren, bis er seinen Angriffskrieg ausweitet? Oder wie darf ich das verstehen?
Die Frage könnte auch lauten: Deswegen streichelt man Putin besser die Hand, gibt ihm, was er will und hofft, dass er dann aus der Ukraine verschwindet?
Wenn Deutschland aufhören möchte, gegenüber Diktatoren einzuknicken, sollte es vielleicht erstmal klein und basal anfangen und aufhören, auf diversen Ebenen mit dutzenden von ihnen zu kooperieren (Aserbaidschan, Saudi-Arabien etc.), anstatt jetzt mit einer völlig runtergerockten Bundeswehr Kriegsgebärden gegen eine psychopathisch geführte Weltmacht auf den Weg zu bringen.
Das ist doch ein ganz anderes Thema...
Und tut halt nix zur Sache.
Wir können kritisieren, dass Deutschland Geschäfte mit Diktatoren oder mit Ländern macht, die auf gewisse Weise regiert werden.
Das hilft beim Thema Ukraine genau wie?
 
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