Der Kontext hier ist, wie man dafür sorgen kann, dass den Religionen wieder mehr Menschen hinterherlaufen könnten. Und da sehe ich in der Tat nur die Anti-Aufklärung als zielführende Strategie an. Man muss dann über das Unvermögen der Kirchen hinwegsehen können, Missbrauchsskandale aufzuarbeiten, dazu imstande sein, der systemischen Ungleichbehandlung von Menschen in den Satellitenorganisationen der Kirchen keine Bedeutung beizumessen und natürlich ignorieren, dass sich die Kirchen mit Händen und Füßen gegen jede grundlegende Reform wehren.
Hmm, deine erste Einlassung ging aber in die andere Richtung und dort lautete die Gleichung: weniger Einfluss von Glaubenseinrichtungen = weniger Dummheit.
Ich sehe das einfach nicht und mach ähnliche Beobachtungen wie
@Ben und
@Crimson. Die Dummheit ist durch den massiven Schwund an Einfluss z.B. der christlichen Kirchen in den letzten Jahrzehnten meiner Meinung nach eben nicht geschwunden. Da ist mir der Umkehrschluss "mach die Leute dümmer, dann werden sie wieder religiös" eben auch nicht ganz geheuer - für uns in Europa; bei den US-Kirchen würde ich dir aus der Ferne betrachtet nicht komplett widersprechen, daher auch meine Bedenken wegen des einen Topfes, in den du nach meiner Auffassung alle gerührt hast (s. auch noch mal unten).
Ich bin da eher in der Richtung, die
@Crimson anreißt. Die großen christlichen Kirchen sind vielen bei uns heute zu wenig "nützlich". Die kleinen Kirchen in den USA haben meines Wissens nach (man möge mich korrigieren) schon immer eher versucht, zu ihren Anhängern "zu passen." Aber auch hier möchte ich nicht alle über einen Kamm scheren, weil es da viel zu viele gibt.
Vielleicht sehe ich es zu freundlich, aber sich zwischen Wissen (was du als Gefahr für die Kirchen formuliert hast) und Glauben entscheiden zu müssen, ist bei uns doch eigentlich schon länger kein Thema mehr. Antiwissenschaftlichkeit ist mMn heute eher ein Punkt, der aufkommt, weil wissenschaftliche Erkenntnisse seit einiger Zeit nicht mehr zwingend mehr Wohlstand und/oder Bequemlichkeit bedeuten, sondern eher das Gegenteil: die wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich des Klimawandels legen halt in vielerlei Hinsicht nahe, dass wir abspecken und verzichten müssten (mein Sohn wird dieses Jahr gefirmt; ein Aspekt in den Vorbereitungen ist "Bewahrung der Schöpfung als christliche Aufgabe", in diesem Punkt scheint die Kirche weiter zu sein als mancher politische Aktuer), womit wir auch z.B. wieder eher in den USA wären.
Das so etwas wie die Missbrauchsskandale, die Steuer (ein deutsches Problem) und gesellschaftliche Streitpunkte ihr Übriges dazutun, ist natürlich klar. Ich bin nur nicht einverstanden bei der Gleichung Dummheit=Religion.
Was das mit Händen und Füßen wehren angeht: ich habe die Theorie, dass sich das aus unserer Sicht (und der unserer Nachkommen) nie ändern wird (und dass das auch noch nie anders war). Der Grund ist meiner Meinung nach, dass die k.Kirche schlichtweg in anderen zeitlichen und räumlichen Dimensionen denkt. Das ist eine Institution, die es seit Jahrhunderten gibt und die komplett global agiert. Da nimmt man neue gesellschaftliche Entwicklungen, die aus einer Ecke der Welt kommen, zur Kenntnis, legt sie zu den Akten und nach Jahrzehnten (oder auch länger) schaut man, was sich durchgesetzt hat und passt sich ganz langsam an. Meistens erst informell und irgendwann dann offiziell.