Du hast diese Äußerung auf ein Zitat von mir bezogen, welches wiederrum von den erstem demokratischen Elementen im Deutschen Raum handelte. Die damaligen Zugeständnisse wurden der Bevölkerung nicht aufgezwungen, sondern begrüßt. AUch wenn noch mehr Demokratie noch mehr begrüßt wurden wäre.
Das war daran nicht zu verstehen.
Deine Rede war davon, die ersten demokratischen Elemente seien nicht Mehrheitsfreundlich gewesen. Und genau das ist der springende Punkt, der auch wunderbar auf die heutige Zeit übertragbar ist. Wer nicht Mehrheitsfreundlich ist, nicht die wünsche der Mehrheit erfüllen will, der soll sich weiß gott wie nennen, aber nicht Demokrat.
Dann weißt du bestimmt auch, dass es da auch eine Bevölkerung gab, die damals absolut nichts dagegen hatte. Willhelm II war schon vor dem Krieg auch in der Öffentlichkeit eine Lachnummer (man denke zum Beispiel an seinen Kostümfetisch), danach war er ein Symbol des Hungers und der Not durch den Krieg. Deutlichstes Symbol dafür war, dass die sich im Reich während der Novemberrevolution 1918 ausbreitetenden Aufstände nicht nur die sofortige Beendigung des Krieges sondern auch die Abdankung des Kaisers als Forderung kannten.
Max von Baden den Mießepeter für die Entmachung des Kaisers zuzuschieben, geht daher schlicht an der Realität vorbei.
Ich sprach doch wohl deutlich genug von einem gewissen Präsidenten, dessen Forderung für weite Teile der Elite nicht annehmbar war, was den allerseits gewollten Friedensschluss behinderte. Wie kommst du dabei darauf, dass ich Max von Baden den Mießepeter zuschiebe?
Ich teile deine Einschätzung, dass Reformen statt Revolution mehr und nachhaltigeren Erfolg gebracht hätten, wenngleich man im Nachinein immer klug reden kann und auch die Weimarer Republik ein Erfolg hätte sein können.
Faszinierend. Genau hier, dem eigentlich wichtigen Punkt wenn es um die deutsche Demokratiesierung geht, sind wir uns einig...
Du scheinst jedoch die BRD als Beispiel erfolgreich aufgestülpter Demokratie generell anzuzweifeln, was sich durchaus mit meinen Posts beißt und darauf gehe ich auch gerne folgender Maßen ein:
Die BRD hat es geschafft, den Deutschen eine stabile Demokratie zu verschaffen, sie gab ihnen dauerhaft politische Freiheit wie auch persönliche, ein soziales Netz welches seines gleichen sucht und Wohlstand, wie es ihn auf der Welt nur selten gibt. Krieg und Hunger konnten im ersten Fall für das deutsche Volk bis dato ausgerottet und im zweiten Fall praktisch ausgerottet werden (die Ausnahme bestätigt die Regel). In Forschung und Technik ist die BRD einer der Vorreiter und wir sind international fest integriert wie akzeptiert.
Die BRD gehört im Allgemeinen zu den 10 mächtigsten Nationen der Welt
... hier jedoch nicht.
Allerdings redest du da an meinem Punkt etwas vorbei. Nämlich dass die BRD als aufgestülpte Demokratie ein total hinkendes Beispiel ist. Denn das deutsche Reich, also die Weimarer Republik war bereits eine Demokratie gewesen. Selbst unter den Nazis war es, zumindest auf dem Papier noch eine, wenn auch de facto nicht. Hinzu kommt der wohl nicht zu unterschätzende Aspekt, dass die Demokratie in den kulturnahen Ländern schon länger existierte. Wenn man von einer Demokratisierung Deutschlands reden will, dann sollte man das Ende des ersten Weltkrieges nehmen und nicht des zweiten.
Kurzum: Die BRD ist ein Erfolg. Punkt. Ich muss dir jetzt nicht den Beweiß antreten, dass eine selbstständige Demokratisierung durch die Deutschen nach dem WKII nicht besser gewesen wäre, sondern du musst mir stichhaltig darlegen können, warum dies so gewesen wäre.
Damit prostmahlzeit.
Öhm... gut wie gesagt, darauf wollte ich ansich nicht hinaus. Aber wenn du hierzu meine persönliche Meinung hören möchtest. Hätten die Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg vollkommen frei Hand anlegen dürfen, so wäre die Reichsverfassung die gültige Verfassung, welche weitaus demokratischer ist, als es das Grundgesetz ist. Das Ermächtigungsgesetz hatte schon 1937 seine Gültigkeit verloren, und selbst bei der positivsten Auslegung für dieses Gesetz, wäre es mit dem Ende der NSDAP ungültig geworden.
Sicher gibt es Aspekte, in denen das GG besser ist. Allerdings sind das Aspekte, die sich auf Basis der Reichsverfassung eher ändern ließen, als dass das Volk Aspekte des Grundgesetzes ändern könnte. Der Volkswille ist bei der Reichsverfassung definitv im Vorteil.
Unabhängig davon sollte dir doch eigentlich bekannt sein, dass Rosevelt keine Demokratiesierung Deutschlands im Sinne hatte, sondern eine Unterwerfung. Der Morgenthau-Plan kippe erst als Roosevelt sah, dass dies seine Wiederwahl gefährten würde. Erst mit Truman sollte Deutschland wieder aufgebaut werden.
Ne Paralelle hierzu wäre wohl auch Afganistan... war es nicht die Forderung nach der Auslieferung einer gewissen Person, der man nicht nachkam (*) und worauf man deswegen wie angekündigt einmarschierte?
Ähnliches gilt auch für den Irak. Hieß es nicht ewig was von Massenvernichtungswaffen, UN-Kontrollen etc? Und als Saddam so böse war und dem Druck nachgab, musste man erst neu überlegen warum man dann einmarschieren will, und kam dann auf den Trichter, er solle halt abdanken?
Und bitte, es ist doch ein offenes Geheimnis, dass die USA eigentlich nur auf das Öl scharf war.
Die Lüge man wolle diesen Ländern die Demokratie bringen, kam erst auf, nachdem die USA in ihren angeblichen Zielen versagt hatte.
* Und wenn man gemein ist, könnte man noch behaupten, die Taliban-Regierung wäre dazu genausowenig in der Lage gewesen, wie die USA auch nicht fähig ist, Bin Laden zu fassen.