THX1138
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Nächstenliebe ist meines Wissens, wie im christlichen Glauben, auch Teil des Islams.
Wird oft gesagt, hätte ich, wenn möglich, mal gerne belegt. Also in Form von Versen wie, Liebe deinen Nächsten, Liebe deine Feinde oder so. (Siehe zu netten Versen im Koran aber auch meine Ausführungen an Janem.)
Daran kann und sollte (auch, wenn das in der Realität natürlich anders aussieht, ich weiß) man sich orientieren.
Klar, das hier ist alles der theoretische Teil.
Aber, Kopftuchzwang ist für mich islamistisch (weil fundamental), genauso, wie kein Sex vor der Ehe m.E ebenfalls fundamentalistisch ist.
Ok, wobei ich ergänzen würde. Kein Sex vor der Ehe ist wie Kopftuchtragen nur dann fundamentalistisch, wenn es mit Zwang durchgesetzt wird. Wenn man's freiwillig macht (oder eben nicht) dann soll mir das egal sein. Das Problem ist, dass man das ja nie wissen kann.
@THX1138
Ich kenne den Koran leider zu wenig als das ich jetzt hier die Islamischen Grundsätze aufzählen könnte. Aber die von die angesprochenen 5 Säulen sind ja schon mal gar nicht so schlecht. Es steht in der Bibel auch allerhand seltsames Zeug über Mord und Totschlag an dem sich heute keine Partei mehr orientiert die sich christliche Grundsätze auf die Fahnen geschrieben hat. Und genauso denke ich gibt es im Koran ebenfalls Stellen nach denen das menschliche Zusammenleben besser funktioniert und manche sollte man einfach nicht mehr beachten.
Ich sehe einen sehr großen Gegensatz zwischen den schlechten Versen in Bibel und Koran. Die grausamen Gebote/Verbote im AT waren erstmal jüdische Gesetze. Von Juden für Juden. Es sind aber wohl die wenigsten Juden, die heute noch Steinigung befürworten und selbst bei denen, die das tun, wüsste ich nicht, wo die das straffrei durchführen könnten. Die Ultras haben keinen Staat und die säkularen Juden ohnehin kein Interesse an diesen Geboten. Das Judentum ist recht säkular und außerdem recht klein. Was Christen angeht, ist das AT durch das NT revidiert. Dort heißt es, man solle jedes der alten Gebote prüfen an dem Leitsatz "Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst." Wer das tut, kann meiner Meinung nach keine Steinigung bei Ehebruch oder Homosexualiät vertreten. Zumindest ist er dann in meinen Augen kein Christ mehr, auch wenn er sich vielleicht so nennt. Soviel zur christlichen Theorie. Die Kirche(n) lasse ich da außen vor, die ist nun wirklich nicht immer christlich, aber hier geht's mir erstmal nur um die Lehre.
Im Koran ist die Sache, meiner Meinung nach, anders. (Wenn du ihn nicht gelesen hast Janem, dann hol's bei Gelegenheit mal nach und schau zu welchem Schluss du kommst.)
Auch hier revidieren die neueren Verse/Suren die älteren (Abrogation). Das Problem, der Koran ist nicht wie die Bibel chronologisch sortiert. Das kann man aber anhand von Mohammeds Biographie machen. Tut man das, dann stellt sich heraus, dass der Schwerpunkt der Gebote sich konträr zu dem der Bibel entwickelt.
In der Bibel geht es von Strafe (AT) zu Vergebung (NT). In den zwei Teilen (dazu gleich mehr) des Koran ist das genau andersherum.
In den frühen Suren steht, man solle tolerant zu Nicht- und Andersgläubigen sein. In den späteren steht davon, meines Wissens, nichts mehr. Da heißt es, man solle diese bekehren oder töten.
Das deckt sich, wie gesagt, auch mit Mohammeds Biographie, der am Anfang versuchte seine Mitmenschen in Mekka von seiner Sache zu überzeugen. Als die ihn Hochkant rauswarfen, ging er nach Medina. Dort fand er mehr Gehör, fand Anhänger für den Islam und das Kalifat und startete die islamische Expansion. Als er 630 Mekka eroberte, war er mit denen, die ihn vorher abgelehnt hatten nicht zimperlich, da er nun Führer eines aufstrebenden theokratischen Staates war.
Daher rührt die Zweiteilung des Koran in die mekkanischen und medinischen Suren. Die älteren mekkanischen sind recht nett, die neuen medinischen nicht mehr.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich sehe die beiden Bücher als sehr unterschiedlich an und mit meinem derzeitigen Wissenstand muss ich die Bibel wegen des NT moralisch höher ansiedeln, als den Koran, auch wenn mir vieles im AT nicht gefällt.
Es ist natürlich logisch, dass sich trotzdem jeder Gläubige die Gebote und Verbote rauspicken kann, die er befolgen möchte, auch wenn das theologisch vielleicht nicht vertretbar ist. Es gibt genauso gläubige Muslime, die gerne mal ein Bier genießen, wie es Christen gibt, die schwul sind.
Wer in welchem Maße seine Spiritualität auslebt, ist für mich aber eine völlig andere Sache, als das Bild, welches die Bücher vermitteln. Bei diesem Bild kann ich mir nicht die Rosinen herauspicken. Aber trotz vieler Flecken auf beiden Seiten weiß ich, welches Bild ich schöner finde.
Somit können wir festhalten das jemand der sich streng am Koran orientiert oder an der Bibel und wirklich ALLES was da drin steht befolgen will und NUR das für mich ein Fundamentalist ist. Und die gibt es eben sowohl bei den Moslems als auch bei den Christen. So wie die einen schreien tötet alle Ungläubigen so schreien die anderen tötet alle Schwulen. Schenkt sich nichts.
Stimme dir soweit zu. Aber: Es ist für mich ein Unterschied ob jemand "nur" gegen andere hetzt und keiner darauf hört (Pius-Brüder z.B., denen wird mMn viel zuviel Aufmerksam geschenkt und zu sagen haben sie im Grunde auch nichts) oder ob jemand wirklich andere aufhängt. (im Iran z.B.)
Und so gewalttätige Gebote das Juden- und Christentum auch haben mögen, durch faktische Gewalt zeichnet sich in meinen Augen primär immer die gleiche Religion aus.
Ich meine halt nur, dass das Wort Islam oder Moslem heutzutage in vielen Köpfen negativ behaftet ist. Und sobald sich eine Bewegung irgendwelche Islamischen Grundsätze gibt, ganz gleich welche, fragt keiner näher nach sondern stempelt sie gleich als Fundamentalisten oder gar Terroristen ab. Und da muss man eben differenzieren.
Ist für mich, ehrlich gesagt, nicht sehr verwunderlich. Ich betrachte zwei Varianten des Islam: Wenn Islam alles, was ich davon ablehne, Theokratie, Tod den Ungläubigen usw., einschließt und ein Muslim der ist, der das vertritt, dann kann ich nur dagegen sein, genauso wie ich gegen Kommunisten bin, weil ich Kommunismus ablehne.
Wenn Islam hingegen nur ein privater, spiritueller Monotheismus arabisch-islamischer Prägung wäre, dann hätte ich damit genauso wenig ein Problem, wie ich Probleme mit gläubigen Juden oder Christen habe, die jedes Wochenende in ihr Gotteshaus gehen.
Ich glaube nur nicht, dass das zweite Modell der Realität entspricht.
Der Islam ist in seiner Struktur nicht mit dem westlichen Modell von Religion vergleichbar, wir haben uns bereits zu sehr an die Trennung von Kirche und Staat gewöhnt. Er ist eben nicht säkularisiert, gezähmt, wie die Religion es im Westen ist. Religion und Politik und damit Gesellschaft und Staat, sind eben nicht getrennt und ich wüsste nicht, wie und warum sich das in naher Zukunft ändern sollte. Und den Islam des ersten Modells, den ich als die vorherrschende Variante empfinde, den lehne ich ab.