Sind wir hier im Sandkasten? Wenn man über etwas abstimmen lässt muss man auch das Ergebnis akzeptieren können.
Muss man nicht und Abstimmungsergebnisse werden auch regelmäßig in Frage gestellt (nur z.B. halt nicht in Ländern wie Russland, Syrien, China oder Nordkorea

).
Die von mir verlinkte Petition ist ein Beispiel dafür, mittlerweile haben über 593.000 (!) Menschen diese Petition unterzeichnet. An nur einem einzigen Tag. Da muss offensichtlich also nochmal drüber geredet werden, was da vorgestern passiert ist.
Aber natürlich muss jeder der nicht mitspielt gefälligst bestraft werden. Sehr erwachsen. Und auch ein sehr tolles Bild der Demokratie (bzw. von Wahlen). Wenn es die Briten tatsächlich so schlimm trifft wie nun orakelt wird, dann müssen sie auch damit leben. Nicht mehr, nicht weniger.
Wie relevant ist dieser Punkt denn eigentlich bei einem Abstimmungsergebnis von 51,9% zu 48,1%? Eine sachliche Diskussion muss eben mehr als nur "akzeptiert das Ergebnis gefälligst" umfassen. Denn wenn man ehrlich ist, ist eine politische Konsequenz bei einem solchen Wahlergebnis (ganz gleich WELCHES Lager gewinnt) im Grunde undemokratisch, weil zwangsläufig die Hälfte des Landes ignoriert wird. Einen demokratischen Kompromiss kann es aufgrund der Fragestellung nicht geben, eine deutliche Mehrheit für eine der beiden Positionen gibt es dummerweise aber ebenfalls nicht.
Und dann gibt es noch eine andere Realität: Ab dem Zeitpunkt des formellen Austrittsgesuchs gelten alle Regelungen immer noch für 2 Jahre. In diesem Zeitraum kann alles mögliche passieren, inklusive diverser weiterer Referenden und Parlamentsentscheidungen.
Wirklich sicher ist nach diesem Donnerstag eigentlich nur, dass so ziemlich gar nichts mehr sicher ist und ein wesentlicher Pfeiler der Europäischen Union in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Großbritannien wurde durch Politiker vor eine Zerreißprobe gezerrt und ist daran gescheitert: In Nord-Irland, Schottland und Gibraltar wollen die Menschen in Summe etwas anderes, als die Menschen in Wales und England.
Akzeptiert werden kann, muss und darf da erst einmal gar nichts, denn jetzt müssen erst mal alle wieder runter kommen und realisieren, welch komplexe Konsequenzen diese simple ja/nein-Frage überhaupt hatte.
Was regen wir uns darüber auf? Ist deren Problem.
Ist eben nicht nur "deren" Problem. Sagt dir die Redewendung "Teile und Herrsche" etwas? Wenn eine Gruppe zerfällt, dann werden dessen Einzelteile sehr viel leichter angreifbar. Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber Europa steht als eigene Fraktion derzeit mitten in einem globalen Kräftemessen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und China. Bislang hat die EU einen guten Job gemacht, was die Bedrohung seitens der USA durch TTIP angeht und genau mitten drin dreht UK völlig am Rad und schießt quer gegen diejenigen, die den besten Schutz vor ungewollten Großhandelsverträgen mit Außenseitern bieten.
EDIT:
https://petition.parliament.uk/petitions/131215
Nochmal die Petition, die mittlerweile bei 688.000 Unterzeichnern angelangt ist. Das Ding sammelt so abartig schnell Stimmen, so dass man kaum ein halbwegs aktuelles Posting verfassen kann.