Tagespolitik allgemein

Grundsätzlich würde ich einen kostenlosen ÖPNV aber begrüßen. Genauso auch das vor Jahren in der EU diskutierte kostenlose Interrail-Ticket für 18-jährige, um die Völkerverständigung zu fördern.

Grüße,
Aiden

Das wird ja schon lange diskutiert und gefordert. Leider gibt es bis heute kein Konzept wie das zu bezahlen wäre.

Was die Unzuverlässigkeit der Bahn angeht, so war es für mich immer unumstößlich das es in unserem Haushalt nur ein Auto geben wird. Die Frau kommt ohne Auto nicht zur Arbeit und ich kann, wenn auch mit Problemen mit der Bahn fahren.
Dann durfte unser Sohn auch Auto fahren und plötzlich hatten wir zwei Autos.
Und seit einem Jahr haben wir drei Autos.
Zwar fahre ich immer noch grundsätzlich mit der Bahn, aber immer öfters muss ich das Auto benutzen weil die Bahn mal wieder massiv verspätet ist oder gleich ausfällt.
 
Ich nutze aus reiner Zeitersparnis das Auto. Wenn ich mit dem ÖPNV fahre, dann dauert die Fahrt zum 15 km entfernten Arbeitsplatz 1 Stunde*. Mit dem Auto über die Autobahn dauert es 15 Minuten, wenn man Pech hat mit den Rotphasen. Steht halt in keinem Verhältnis zueinander. Ich kann halt 10 Stunden die Woche auf dem Arbeitsweg verbringen oder 2,5 Stunden. Im Sommer fahre ich meistens Fahrrad aber sobald es ungemütlich wird ist der ÖPNV gar keine Alternative für mich.

*Das liegt daran, dass der ÖPNV hier mit einem Knotenpunkt arbeitet. Anstatt also Bus/Bahn in den Außenbezirken rumkurven zu lassen (wo ich wohne und mein Arbeitsplatz ist), fahren alle Fahrzeuge zuerst in die Innenstadt wo man in der Regel umsteigen muss um dann das Fahrzeug zu bekommen was in den passenden Außenbezirk fährt.

Das traurige ist, dass ich den ÖPNV eigentlich komplett kostenlos nutzen darf. Aber die Zeit ist mir da viel wichtiger. Größere Reise mache ich grundsätzlich mit der Bahn. Auch die meisten Arbeitsreisen, aber gerade das alltägliche Rumfahren ist so keine Option.
 
Das würde in Deutschland zu einer ohnehin bereits voranschreitenden Verödung kleinerer und mittelgroßer Innenstädte führen. In Deutschland sind leider viele Personen noch immer so eingestellt, dass sie mit ihrer Karre am liebsten bis in die Läden reinfahren wollen. Selbst außerhalb parken, und die letzten Meter mit Bus oder Bahn fahren wird da bereits als Affront empfunden.
Dass es möglich ist, lebenswerte und belebte Innenstädte ohne oder nur mit wenigen Autos zu haben, zeigen hingegen unsere Nachbarländer. In den Niederlanden sind die Innenstädte zB sehr Fahrrad- und Fußgängerfreundlich angelegt, während man es Autos dort sehr schwer macht. Der Attraktivität und der Lebensqualität tut das jedoch keinen Abbruch, eher im Gegenteil.
Aber wie gesagt, es dürfte in Europa kein anderes Land geben, in dem der Automobil-Fetisch derart ausgeprägt ist, wie in Deutschland. Freie Fahrt für freie Bürger wurde hier ca. 70 Jahre lang in die Köpfe gehämmert, und es wird wohl noch ein oder zwei Generationen dauern, bis sich das relativiert.

C.
Mir fällt dazu nicht mehr ein, aber eine hervorragende Zusammenfassung. Amsterdam ist als Radfahrer meine absolute Traumstadt, hier muss man ja höllisch aufpassen dass einem niemand die Autotür ins Blech drückt und es überhaupt mal einen Radweg gibt.
Ich glaube auch dass die "freiheitsliebende" Autogeneration wegstirbt und wir langsam aber sicher ein bisschen weiter denken als nur an uns selbst.

Das wird ja schon lange diskutiert und gefordert. Leider gibt es bis heute kein Konzept wie das zu bezahlen wäre.
Talinn kompensiert die zusätzlichen Steuerkosten dadurch, dass nur registrierte Einwohner der Stadt den kostenlosen Nahverkehr nutzen dürfen. Die sind durch die zusätzlichen Steuereinnahmen anscheinend sogar im Plus.

In einem Land, wo man mal ebenso 100 Milliarden für das Militär aus dem Hut zaubert, sollte das wohl Mal drin sein. Da fragt ja auch keiner wer das bezahlt.
Notfalls nehmen wir es aus den Subventionen für die deutsche Automobilbranche, bei der geht sowieso 2030 das Licht aus, wenn man merkt, dass man beim Abfeiern des eigenen Elektroautos zirka 10 Jahre hinterherhängt.
 
Ich pendle täglich von Stralsund nach Greifswald, das sind je 41 km pro Strecke.
Mein DB Ticket kostet mich 150€ im Monat. Das ist viel Geld, aber würde ich das Ganze mit dem Auto fahren wären es über 1600 km im Monat, oder, bei einem Verbrauch von 5l/100km und 2,20€ für den Liter Benzin über 700€ im Monat. Auto ist für mich also echt keine Option.
 
Mal ein leicht anderes Thema. Es wird aktuell ja sehr viel über die Spritpreise gejammert. Das kann ich auch gut nachvollziehen. Aber woher kommt eigentlich das Märchen dass Auto fahren trotz der hohen Spritpreise immer noch günstiger sei als mit der Bahn zu fahren? Das wird in den sozialen Medien ja doch immer wieder verbreitet.

Zumal dass schon vor den Höhen Spritpreisen nicht wirklich günstiger war wenn man nicht gerade 100+Km am Tag Pendeln musste.
 
Hinzu kommt noch, dass bei vielen Menschen das Verhältnis zum Auto kein rationales, sondern extrem emotional aufgeladen ist.

Das halte ich wirklich für den eigentlichen Kern des Problems. Insbesondere ältere oder konservative Gruppen leben noch mit der Mentalität, ihren Status mittels Auto ausdrücken zu müssen, wie es in der ersten wohlhabenden Generation (60er-Jahre) flächendeckend der Fall war.

Mit verbesserten Öffipreisen kann man dem entgegensteuern. Wien hat es (auf grüne Initiative hin, denn in der SP ist die Autofahrerlobby leider noch sehr stark) vorgemacht: eine Jahreskarte kostet hier 365 Euro, also einen pro Tag, noch dazu bei weitestgehend super Leistung -- fairer geht es kaum. Als ich in BER gelebt habe, fiel ich schon beim Monatskartenpreis (86 Euro!) aus allen Wolken...
 
Ich glaube auch dass die "freiheitsliebende" Autogeneration wegstirbt und wir langsam aber sicher ein bisschen weiter denken als nur an uns selbst.

In den Ballungsräumen mag das in der Tat der Fall sein. Da habe ich schon von einigen Jugendlichen gehört, die es in Erwägung ziehen, keinen Führerschein zu machen, bzw. sich kein Auto anschaffen wollen. Ob das die Mehrheit ist kann ich allerdings nur schwer beurteilen. Gerade im ländlichen Raum gibt es zB nach wie vor noch immer Subkulturen, die sich über Autos und das Basteln an selbigen definieren.

Das halte ich wirklich für den eigentlichen Kern des Problems. Insbesondere ältere oder konservative Gruppen leben noch mit der Mentalität, ihren Status mittels Auto ausdrücken zu müssen, wie es in der ersten wohlhabenden Generation (60er-Jahre) flächendeckend der Fall war.

Siehe oben. Wie gesagt, schwer zu beurteilen. Es hängt vermutlich auch zu einem Großteil davon ab, wo man aufwächst, und in welchem Umfeld und mit welchen Vorbildern. Die Begeisterung für irgendwelche Dinge wird ja gerne vererbt und/oder durch das Umfeld geprägt.

C.
 
In den Ballungsräumen mag das in der Tat der Fall sein. Da habe ich schon von einigen Jugendlichen gehört, die es in Erwägung ziehen, keinen Führerschein z

Kann ich für mich zum Beispiel Bestätigen. Habe auch keinen Führerschein gemacht und habe es auch nicht mehr vor und bin nun auch schon 32. Und ich bin bisher noch immer überall hingekommen. Und ich komme sogar vom Dorf, da bin ich halt 2km zum nächsten Bahnhof gefahren. Aber allgemein kann ich bestätigen dass auf dem Land noch eine ganz andere (zum Teil auch Notgedrungene) Mentalität vorherrscht.
 
Kann ich für mich zum Beispiel Bestätigen. Habe auch keinen Führerschein gemacht und habe es auch nicht mehr vor und bin nun auch schon 32.

Ohne Auto könnte ich mir noch vorstellen, aber ohne Führerschein eher nicht. Selbst wenn man kein eigenes Fahrzeug besitzt kann es nicht schaden, im Bedarfsfall eines steuern zu können. Gäbe es hier wo ich lebe tragfähige Car-Sharing-Modelle, hätte ich vermutlich kein eigenes KfZ vor der Tür stehen.

C.

EDIT: Die russischen Streitkräfte haben bei ihrer "Entnazifizierung" der Ukraine offenbar den 96-jährigen Buchenwald-Überlebenden Boris Romantschenko getötet. :facep:

https://www.rnd.de/panorama/krieg-i...rkiw-getoetet-GUXRPZUTLJDAFFXWL4FDKOAKH4.html
 
Aber ganz ohne geht es dann doch nicht. Schwester, Bruder oder Onkel werden Dich das eine oder andere Mal kutschiert haben? ;-)

Mag für manche schwer vorstellbar sein aber tatsächlich ist das nicht der Fall gewesen.
Ich konnte alles ohne Auto erreichen.

Fakt ist einfach das bestimmt um die 75% der Leute die ein Auto besitzen ihren Alltag zu 100% ohne Auto bewältigen können. Das Ding ist aber das die Leute sobald sie ein Auto besitzen sich einreden sie würden es brauchen. Natürlich giebt es immer die Leute die aus beruflichen Gründen nicht darauf verzichten können aber das ist garantiert nicht die Mehrheit der Autofahrer.
 
ÖPVN im Ort ist ein Traum und ich glaube, hier in Hessen ist man sowieso ein bisschen verwöhnt. Super Verbindungen, selbst in mein Dorf fährt noch bis 0:00 Uhr ein Ringverkehr, auch Samstags und Sonntags. (Da aber nicht mehr im 30 Minuten-Takt.) Fernverkehr ist eine Katastrophe. Ich habe das zehn Jahre lang mitgemacht, anfangs als Soldat, später als Student und trotz Semesterticket und Bahncard 50 waren das regelmäßig ~ 50 Euro, die eine Fahrt zu meinen Eltern gekostet hat. Da rechne ich nicht mit ein, wie viel Nerven mich die konstanten Verspätungen gekostet haben.

In einem Land, wo man mal ebenso 100 Milliarden für das Militär aus dem Hut zaubert, sollte das wohl Mal drin sein. Da fragt ja auch keiner wer das bezahlt.

Das ist erstmal keine Frage des Bezahlens. Ich sehe einfach keine Möglichkeit, wie das rechtlich effektiv gestaltet werden kann. ÖPVN ist nun mal eine kommunale Angelegenheit. Wenn der Bund das finanzieren soll, hat man sich schnell ein neues bürokratisches Monstrum geschaffen, weil das Geld dann erstmal an die Länder und von diesen an die Kommunen ausgeschüttet werden muss. Bekommen die Kommunen dann nur einen pauschalen Betrag ausgezahlt und müssen den Rest selber dazulegen? Dürfte für finanziell klamme Landkreise und Orte nicht zu stemmen sein. Bekommen die Kommunen alles erstattet? Wie wird das dann berechnet und vor allem, wie wird kontrolliert, dass hier nicht beschissen wird? Das klingt halt auf dem Papier ganz toll, aber in der Umsetzung wird's dann ein bisschen komplizierter.
 
Fakt ist einfach das bestimmt um die 75% der Leute die ein Auto besitzen ihren Alltag zu 100% ohne Auto bewältigen können. Das Ding ist aber das die Leute sobald sie ein Auto besitzen sich einreden sie würden es brauchen.

Kommt drauf an, wie man "brauchen" definiert. Es wäre sicher möglich, meinen Alltag ohne Auto zu organisieren, aber leichter würde dadurch vieles sicher nicht.
Das Auto ist halt - bei aller Kritik - auch ein Gerät, welches eine gewisse Freiheit mit sich bringt, und das Leben leichter macht.

C.
 
Das ist erstmal keine Frage des Bezahlens. Ich sehe einfach keine Möglichkeit, wie das rechtlich effektiv gestaltet werden kann. ÖPVN ist nun mal eine kommunale Angelegenheit.
Die deutsche Bahn ist eine kommunale Angelegenheit?
Das ist mir neu.
Lokale Verkehrsverbünde wie in Hamburg oder Berlin existieren natürlich auch, aber in vielen ländlichen Gebieten wird der ÖPNV von der DB Regio betrieben.
 
Ich hab mal bei mir geschaut. Der hiesige Verkehrsverbund (Einzugsgebiet van ca. 1 Millionen Einwohner) bündelt sage und schreibe 34 Verkehrsunternehmen die den ÖPNV sicherstellen. Davon sind 3 der DB zugeordnet und 31 sind lokale Unternehmen. :konfus:
 
Aber allgemein kann ich bestätigen dass auf dem Land noch eine ganz andere (zum Teil auch Notgedrungene) Mentalität vorherrscht.

Eben. Hier in Berlin brauche ich das Auto so gut wie gar nicht. Da ist nicht mal die Bequemlichkeit gegeben, die stark von unterschiedlichen Faktoren abhängt. Aber auf Rügen war ein Führerschein und ein fahrbarer Untersatz einfach eine Notwendigkeit. Der Abbau (oder das Nichtvorhandensein) der regionalen Bahnstrecken ist einfach Realität.
 
Zurück
Oben