Taris

[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52, Ebene 240 | ›Drunk Wookiee‹ | Lüftungsschacht über der Küche] Chiffith, Janus Sturn, Leto Fel

Chiffith bemerkte eine plötzliche Veränderung in Leto Fels Körpersprache: Die sicher geglaubte Beute triumphierte. Zwar wusste der Lamproid noch nicht was Fel plante, aber er hatte in keinem Fall vor, ihn damit durchkommen zu lassen. Mit enormer Kraft schnellte er sich nach vorne, doch noch ehe er den Menschen erreichte, verschwand dieser plötzlich im Boden. Chiffiths Klauen schnappten ins Leere und er donnerte gegen die gekachelte Wand. Als er auf den Boden fiel, hatte die Klappe sich bereits wieder geschlossen und nur der penetrante Geruch nach altem Müll kündete davon, dass hier eben ein Loch geklafft hatte. Der Würger hatte ihnen ein Schnippchen geschlagen.

»Das ist Eure Schuld!« fauchte er den Sith-Warrior an.

Immerhin hatte dieser sich auf Spielchen mit dem Gefangenen eingelassen und ihm so die Zeit gegeben, sich in Position für seine Flucht zu bringen. Sie hatten ihn schon gehabt... und nun war er wieder weg! Doch das bedeutete vor allem eines: Die Jagd ging weiter. Denn noch waren sie nicht geschlagen.


Was nun? Der erste Impuls des Lamproiden war, die Luke zu öffnen - entweder mit dem vorgesehenen Mechanismus oder mit einer Kombination aus Körperkraft und Wut - und Leto nach unten zu verfolgen. Er war schneller als der Mensch. Aber er kannte sich dort unten nicht aus, im Gegensatz zur Beute, die dadurch klar im Vorteil war. Er zweifelte nicht daran, dass er auf Fels Fährte bleiben würde, aber wie lange würde es dauern, welchen Vorsprung würde er dadurch bekommen? Es gab noch eine andere Möglichkeit.

»Ich weiß wo er wohnt!« formulierte Chiffith auf geradezu lächerlich naive Weise, dass er den Schlupfwinkel des Mörders aufgespürt hatte. »Da kriegen wir ihn. Kommt mit. Wenn Ihr könnt!«

Sofort schoss der Lamproid aus der Küche und dem ›Drunk Wookiee‹ hinaus.

»Aber diesmal keine Spiele! Diesmal richtig!«

rief er noch über die Schulter zurück.

Ob Janus Sturn mit seinem Vorgehen einverstanden war, interessierte ihn in diesem Moment nicht. Er war im Jagdfieber, völlig auf seine Beute fixiert. Jede Faser seines Körpers wollte nichts mehr, als sie zur Strecke bringen! Nichts garantierte, dass Fel zu seinem Schlupfwinkel zurückkehrte. Es wäre sicherlich die schlauere Idee, diesen aufzugeben und sich woanders zu verkriechen. Aber die kurze Begegnung hatte Chiffith eine wichtige Eigenschaft des Würgers vor Augen geführt: Er hielt sich für unheimlich toll! In seinem überschäumenden Selbstbewusstsein hatte er wahrscheinlich gar nicht gemerkt, mit was für Gegnern er es zu tun hatte, und die erfolgreiche Flucht musste dieses Gefühl noch nähren. Wahrscheinlich lachte Fel über ihre Dummheit und Ungeschicklichkeit. Sollte er ruhig lachen. Solange er sich für überlegen hielt und keine Anzeichen dafür hatte, dass sein Versteck bereits enttarnt war, gab es wahrscheinlich keinen hinreichenden Grund für ihn, dieses aufzugeben. Denn der Mensch machte auf Chiffith nicht den Eindruck, den sichereren Weg vorzuziehen.

Er kannte den Weg zum Versteck. Aber unter Garantie nicht den kürzesten. Leto Fel, der sich in der Gegend gut auskannte, musste Abkürzungen kennen. Also hing jetzt alles von Schnelligkeit ab. Chiffith schoss mit dem höchsten Tempo vorwärts, das ihm möglich war. Er wurde von dem Willen angetrieben, unbedingt zu gewinnen. Seine Wut auf Leto, Janus und sich selbst steigerte seine Kraft und Entschlossenheit. Er hatte das Gefühl, noch nie so schnell gerannt und noch nie so weit gesprungen zu sein. Dabei bewegte er sich nicht nur so schnell, sondern auch so rücksichtslos wie ein Geschoss. Dass er dabei mehrere Personen umrempelte, einen leichten Verkehrsunfall provozierte und sogar einen unglücklichen Kubaz über eine Brüstung in eine tiefe Häuserschlucht stieß, interessierte ihn nicht. Ein einziges Mal verlor er kurz die Orientierung und musste innehalten, um sich umzusehen, doch dann ging es in unverminderter Geschwindigkeit weiter. Schließlich erreichte er die Stelle, an der er vorhin in den Schlupfwinkel des Würgers eingedrungen war. Jene finstere Nische zwischen den Überresten des Gebäudes, die in das labyrinthartige System aus Gängen führte.

Doch nun war der Eingang verschlossen. Eine massive Metallplatte versperrte sie. Chiffith warf sich kraftvoll dagegen, doch sie rührte sich um keinen Mikrometer.


»Zu spät«, keuchte er. »Er ist schon da.«

Damit war die Hoffnung, vor Leto einzutreffen und ihm eine Falle stellen zu können, dahin. Dass der Mensch sich verbarrikadiert hatte, war ein deutliches Zeichen dafür, dass er die ausgelösten Fallen richtig gedeutet und erkannt hatte, dass sein Versteck nicht mehr sicher war. Aber die Jagd war auch jetzt noch lange nicht vorbei. Vielleicht lief es auf eine Belagerung hinaus. Aber wahrscheinlich gab es noch andere Ein- und Ausgänge. Chiffith konnte sich nicht vorstellen, dass der Würger sich da drinnen verschanzte ohne die Chance, sich auf einem anderen Weg zurückzuziehen. Das passte nicht zu dieser Beute - die, wie er eingestehen musste, weit anspruchsvoller war, als er erwartet hätte. Eine sehr angenehme Abwechslung zum Alltag im Sithtempel.

[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52 | Ebene 241 | Letos Versteck | draußen vor dem Feuerschott] Chiffith, Janus Sturn, Leto Fel im Innern
 
Hyperraum, auf dem Weg nach Taris - TARDIS, Cockpit - Talery und Brianna

Verglichen mit der Thranta war die TARDIS ein schnelles Schiff, trotzdem dauerte es mehr als anderthalb Tage und mehrere Zwischenstopps, bis Brianna, in Erwartung der Zielankündigung, sich den Sturz zurück in den Normalraum um Taris ins Cockpit begeben konnte. Das Telematentraining hatte Talery wie erwartet maulend über sich ergehen lassen, die Jedi-Ritterin mit dem langen silberweißen Haar hatte mit der Abwehr von Blasterschüssen und der Gefährlichkeit von Taris und ihrem Ziel argumentiert. Die Caamasi-Padawan hatte keineswegs den Schluss gezogen, dass die ungeliebte Trainingseinheit die Rache dafür war, dass sie ihre Freundin und Meisterin wie eine Dienerin behandelt hatte, und Brianna sagte es ihr auch nicht. Sie war gerade den ersten halben Tag recht eingeschnappt und überließ ihre Padawan schon einmal dem Telematen, während sie sich einige Meter weiter an Gewichten versuchte, die nicht einmal sie ohne Machthilfe zur Hochstrecke bekam. Von der Kniebeuge ausgehend, und gemessen an den nackten Zahlen, war der Unterschied zum zusätzlichen Verdruss der Leistungssportlerin nicht sehr beeindruckend, weit von der Steigerung entfernt, die Kira damals auf Loronar durch ihre dunkle Rage erfahren hatte. Im Grunde lief es darauf hinaus, dass sie heben konnte, was sie zuvor nach einigen Zentimetern zurück in die Halterung hatte fallen lassen, mehr nicht. Dasselbe Gewicht fühlte sich subjektiv leichter an als zuvor. In der praktischen Anwendung an einem dicken Brett corellianischem Hartholz, welche natürlich weitaus wichtiger war, hatte sie den Eindruck, dass sie, anstatt einmal mit maximaler Kraft zuzuschlagen, mehrmals hintereinander dieselbe Leistung abrufen konnte, was natürlich eine prima Sache war. Doch unter dem Strich, fand Brianna, konnte sie im Prinzip nichts, was sie zuvor nicht auch gekonnt hätte, und das frustrierte sie. Sie dachte deshalb daran, diesbezüglich das Holocron zu befragen, fand auf dem Flug jedoch keine Zeit dafür.

Der Austritt aus dem Hyperraum und die anschließende Landeprozedur verliefen unproblematisch, wobei Talery die Formalitäten mit der Raumhafenbehörde abwickeln durfte. Auf Taris herrschte Normalität, kein Ausnahmezustand wie auf Denon, und die Jedi-Identität sowie die offizielle Mission würde ihnen auf der Republikswelt ohnehin alle erforderlichen Türen öffnen. Bereits im Anflug kündigten die Jedi ihre Ankunft beim Leiter der Hochsicherheitsabteilung der betroffenen psychiatrischen Klinik, Zoog Fley an und wurden, zu Briannas Überraschung, demzufolge auch gleich von einem Speedertaxi abgeholt, welches sie zum Memorial Hospital im 52ten Sektor brachte. Im Eingangsbereich des Krankenhauses wurden sie ebenfalls bereits von einem Assistenten erwartet, was Brianna, trotz der offensichtlichen Inkompetenz im Fall Leto Fel, wohlwollend zur Kenntnis nahm.

Zumindest die Oberstadt von Taris war eine schöne, leuchtende Glitzerwelt und das setzte sich auch bis in die Klinik fort. Brianna hatte nur wenig Zeit, die Besucherstühle aus edlem Kriin-Holz im Vorzimmer zu bewundern, da sie direkt in das Büro des Chefarztes durchkomplimentiert wurden. Im Büro selbst sah es natürlich nicht bescheidener aus, doch die alabasterhäutige Echani mit ihrer anthrazit-silbernen Jedi-Robe und erst recht Talery passten gut ins Bild.

„Ähm… guten Tag,“

Meinte Zoog Fley von hinter seinem nicht minder edlen Schreibtisch aus und eilte anschließend herum, um die beiden Jedi per Handschlag zu begrüßen. Eindeutig hatte er die typischen braunen Jedi-Roben erwartet, deren Stoff nach Briannas Theorie auf Agrarwelten benutzt wurden, um Knollenfrüchte zu transportieren, bis sie dafür zu abgenutzt waren und die so gut in den Raum passen würden wie ein brennender Speeder, von denen man in den Eingeweiden der planetaren Stadt sicherlich zu Genüge finden würde. Zumindest dachte die Echani so, die die Berichte über die ausgeprägten Rassen- und Klassenunterschiede auf Taris gelesen hatte. Dass der Doktor ein Mensch und männlich war, verstand sich deshalb schon fast von selbst.

„Ich bin erfreut, dass Sie so schnell kommen konnten. Mein Name ist Zoog Fley und ich leite diese Abteilung.“

„Die Freude ist auf meiner Seite. Ich bin Jedi-Ritterin Brianna Kae, und das ist meine Padawan Talery. Man hat uns beauftragt, Leto Fel wieder einzufangen und hierher zurück zu bringen,“

Erwiderte die 25jährige förmlich und ließ das Händeschütteln über sich ergehen. Sie bevorzugte eine knappe, höfliche Verbeugung.

„Das erklärt einiges. Ehrlich gesagt, waren wir etwas überrascht, als man uns mitteilte, dass eine Heilerin auf den Weg hierher wäre. Fel, oder Subjekt 666, wie wir ihn nennen, ist ein hochgefährlicher Mann und seine Heilung ist zumindest im Moment nicht unsere vordringlichste Sorge.“

Der Arzt spielte vermutlich auf Briannas Rasse und ihre offensichtliche Athletik an. Es gab nicht wenige Echani in der Galaxis, die als schnelle, leise Kopfgeldjäger tätig waren und sie sah, von der Robe und den demonstrativ offen getragenen Lichtschwertern abgesehen, sicherlich wie der Typ aus. Das ausgesetzte Kopfgeld war, wie die Jedi wusste, seit Fels jüngsten Morden bereits erhöht worden.

Fels Flucht hat große mediale Aufmerksamkeit erregt. Er ist als der ‚Würger von Taris‘ bekannt, aufgrund seiner bevorzugten Art zu morden, und wir fürchten um die Sicherheit der Bevölkerung ebenso wie um den guten Ruf unserer Anstalt. Aufgrund der Aktenlage, der Art der Flucht und um weiteren Schaden von den Bewohnern von Taris abzuwenden, hielten wir es für geboten, den Jedi-Orden zusätzlich zu den üblichen Kanälen einzuschalten. Auf diesem Datapad finden Sie die relevanten Behandlungsakten,“

Erklärt der Mensch und nahm ein Datapad vom Schreibtisch. Das war eine Lüge, dachte die silberhaarige Jedi. Es ist nicht die Bevölkerung, die dir am Herzen liegt, sondern der Ruf einer sogenannten Hochsicherheitseinrichtung, aus der ein nach ihrem Empfinden eher schmächtiger Mensch offenbar ohne größere Schwierigkeiten fliehen kann.

„Ich kenne dessen Inhalt bereits,“

Lehnte Brianna ab, die ihre Hausaufgaben durchaus schon gemacht hatte.

„Die Frage ist, warum wurde der Mann trotz der Faktenlage nicht auf seine offenkundige Machtsensitivität hin untersucht? In diesem Fall wären die Jedi nämlich bereits vor Jahren eingeschalten worden und uns weitere überflüssige Tode erspart geblieben. So wie ich nun nicht mehr in der Lage bin, mich mit Doktor Varron zu unterhalten.“

„Es wurde keine spezifische Prüfung durchgeführt, doch etwaige erhöhte Midichlorianwerte wären bei den obligatorischen Bluttests aufgefallen.“

„…Und trotzdem tötet dieser nur durchschnittlich große und kräftige Mann seinen behandelnden Arzt und eine ganze Reihe bewaffneter Wachleute mit bloßen Händen,“

Ergänzte Brianna, eindeutig zum Missfallen ihres Gesprächpartners und ihrer Sache völlig sicher.

„Wenn ich raten müsste, wurde entweder schlampig gearbeitet, etwas übersehen oder die Proben vertauscht bzw. sonstwie manipuliert, möglicherweise durch Fel selbst. Gibt es sonst jemand oder etwas für uns hilfreiches, wie Pfleger, die den Mann regelmäßig betreuten oder eine Geruchsprobe, zum Beispiel von seiner Kleidung? Dies wäre besonders wichtig.“

Beim letzten Satz sah sie vor allem Talery. In einer Stadt wie dieser wäre selbst ein machtverstärkter Caamasi-Geruchssinn für die Suche selbst wenig hilfreich, doch für die sichere Identifikation umso mehr. Fel konnte sein Aussehen verändert haben, doch der spezifische Körpergeruch änderten sich ebensowenig wie charakteristische Körperbewegungen, welche die Echani interpretieren konnte. Zusammen konnten sie den Irren zweifelsfrei identifizieren, ganz egal, wie er sich inzwischen verkleidet haben mochte. Nur, während bewegte Bilder seit langem Standard waren, harrten Geruchsholos immer noch ihres Durchbruchs.

Taris - Sektor 52, Memorial Hospital - Büro von Dr. Fley - Talery und Brianna
 
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Hyperraum, auf dem Weg nach Taris - TARDIS, Cockpit - Talery und Brianna

Am Anfang ihres Hyperraumflugs nach Taris schien die Aussicht für Talery noch recht reizvoll im Raumschiff ihrer Meisterin mitfliegen zu dürften. Auch erklärte Eisblume einige ihrer Einrichtungsgegenstände wie einen ihrer Chakrensteine. Aber nachdem die wie immer wunderbar elegant gekleidete Caamasi ihr Quartier bezogen hatte wurde die Echani immer einsilbiger. Zwar gab sie ihr schon eine Aufgabe, also zu lernen wie sie Blasterschüsse abwehren konnte mit irgendeinem Ding namens Kampfderrivat oder so ähnlich. Als Copilotin durfte die Padawan zwar auch helfen, aber schon die Aussicht auf längeres, körperliches Training ließ ihren Anfangselan beträchtlich sinken. Dass Brianna etwas angefressen war wegen der Tatsache, dass Talery ihre Meisterin in Bezug auf ihr Gepäck teilweise herumkommandierte wie eine Dienerin fiel der Caamasi überhaupt nicht auf, so dass sie auch keinerlei Rückschlüsse aus dem eher wortkargen Verhalten der Echani zog.

"Schon wieder Kampftraining? Können wir nicht was anderes..."

Irgendwie schienen Talery die Worte im dünnen Hals stecken zu bleiben als sie den Blick von Eisblume sah. Also meinte Eisblume dies also tatsächlich ernst, stellte die Caamasi erschrocken fest. Folglich verbrachte die Padawan den überwiegenden Rest des Hinflugs nach Taris damit in ihr unangenehmer Kleidung, sprich sportlichen Sachen in dem umfunktionierten Lagerraum zu stehen und diesen blöden Droiden zu verwünschen. Talery konnte schon gar nicht mehr sagen, was sie mehr ärgerte, dass sie das Trainingslichtschwert kaum weglegen konnte oder die Tatsache, dass sie einfach unglaublich langsam zu sein schien. Sie wusste ja nicht wieviele Stufen ihr metallener Gegner hatte, aber mehr als die Erste hatte sie bisher nicht erlebt. Eisblume, die den Trainingsraum ebenfalls häufig frequentierte war mit sich selbst beschäftigt und schien sich für den Moment nicht weiter um ihre Padawan zu kümmern, was Talerys Stimmung auch nicht gerade hob. Letztlich gelang es der Padawan nur vereinzelt einen Blasterschuss zu blockieren, was aber auch am sehr niedrigen Elan lag und ihre Trainingskleidung war folglich übersäht mit Spuren dieser Übung.

Aus dem Grund war die Caamasi bereits schlecht gelaunt als sie sich nach Ankunft auf Taris der Anweisung ihrer Meisterin zufolge mit der Raumhafenkontrolle herumschlagen musste. Die männliche Stimme dort klang ziemlich schroff ud kurzangebunden gegenüber der Jedipadawan, welche sich ein paar Mal bemühen musste langsam und deutlich zu sprechen, damit der Typ von der Raumhafenkontrolle sie überhaupt verstand. Nach dem Gespräch war Talery schon halb am Vermuten, ob das daran gelegen hatte, dass sie eindeutig nichtmenschlich klang. Taris hatte ja in der Hinsicht einen entsprechenden Ruf. Aber noch wollte sie nicht so voreilig sein, da sie letztlich recht schnell eine Landeerlaubnis für die TARDIS bekamen als ihre Worte endlich angekommen waren.

Auf Taris selbst wurden sie allerdings zu ihrer Überraschung recht zuvorkommend begrüßt. Es wartete bereits ein Speedertaxi auf sie, so dass sich Talerys Stimmung wieder etwas hob. Auch der Planet sah von oben beeindruckend und wunderschön aus. Nur leider wusste die Caamasi auch wie sie gelesen hatte, dass nur die Oberstadt so schön war. Die Unterstadt und andere Teile des Planeten waren ein ganz anderes Thema. Im Memorial Hospital für schwere mentale Erkrankungen angekommen ging es genauso zügig weiter. Sehr schnell wurden sie durch elegante und geschmackvoll eingerichtete Gänge ins Büro des Chefarztes gebracht. Auch der Geruch der Räumlichkeiten war bei weitem nicht so schlimm und penetrant wie dies auf Denon in den dortigen Krankenhäusern der Fall gewesen war. Endlich mal ein entspannteres Arbeiten, kam ihr unwillkürlich. Außerdem hatte das Etikett "Jedi" selbst in solchen Kreisen einiges an Gewicht wie sie angenehm überrascht feststellte. Zwar sah man der mit Daunen übersähten Caamasi in der teuren Kleidung die Zugehörigkeit zum Jedi-Orden nicht an, aber dennoch. Im Gespräch mit dem menschlichen Chefarzt Zoog Fley hielt sich die Padawan wie es sich gehörte zurück und bewunderte nebenbei die exquisite Einrichtung.

Was Talery aber nicht gefiel war, dass sie aus der Haltung und den Worten des Mannes eine gewisse Ablehnung gegenüber Nichtmenschen herauslesen konnte, was aber vielleicht auch daran liegen konnte, dass die Caamasi regelrecht danach suchte, um ihre Vermutungen zu bestätigen. Jedenfalls empfand sie recht schnell eine Abneigung gegenüber jenem Menschen, so dass sie den Kontakt mit ihm am liebsten auf ein Minimum beschränken würde. Auch ein Teil ihrer schlechten Laune schlich sich in der Folge wieder an die Oberfläche, aber die Padawan war zumindest professionell genug, dies äußerlich gegenüber dem Chefarzt nicht zu zeigen. Außerdem war das sog. Subjekt 666 wie Fley ihn nannte in der Tat ein gefährliches Wesen und sie verstand die Dringlichkeit, mit der er den Jedi-Orden um Hilfe gebeten hatte. Was die Caamasi stutzig machte war, wie Brianna dem Chefarzt auch deutlich machte, dass in einer hochmodernen medizinischen Anstalt hatte übersehen werden können, dass dieser Leto Fel machtsensitiv war wie Eisblume es genannt hat. Eigenartig, aber für Schuldzuweisungen war es nun zu spät.

Auf Briannas Veranlassung wurden die beiden Jedi in die Abteilung gebracht, in der Fel festgehalten worden war. Viele neue Details konnten die Beschäftigten dort jedoch nicht hinzufügen. Immerhin befand sich dort noch von ihm getragene Kleidung, so dass Talerys exzellenter Geruchssinn nun zumindest den Eigengeruch des Flüchtlings kannte. Jedoch hatte sie wenig Hoffnung, dass dies allein reichen würde, um ihn schnell zu finden.


"Danke...",

verabschiedete sich die Caamasi trotzdem bevor sie das Memorial Hospital auf schnellstem Weg wieder verließen. Zwar befand sich Talery noch immer nicht in bester Stimmung und verzog ihren heute rot lackierten Schnabel - wie immer passend zur feinen Kleidung - missmutig.

"Immerhin wissen wir vom Ort des Mordes an dieser Twi'lek. Mit einem Speedertaxi dürften wir hoffentlich schnell dorthin gelangen. Jedoch werde ich irgendwie die Befürchtung nicht los, dass es besser gewesen wär den unauffälligeren, dunklen Jedimantel mitzubringen..."

gab Talery schnabelknirschend zu, während die Jedi auf einen Taxistand in der Oberstadt zusteuerten. Schade, dass sie nicht hier oben bleiben konnten. Auf diesen Ebenen fühlte sich die verwöhnte Caamasi sehr viel wohler. Gegen untere Ebenen hatte sie zuletzt seit Denon eine gewisse Abneigung entwickelt. Allerdings fürchtete sie schwer, dass sie als Jedi wohl nicht darum herum kommen würde dorthin zu gehen, wo man sie schickte, also hier auf Taris auf die Ebene 240 - Unterstadt.

"Bringen Sie uns bitte zum Drunk Wookiee, Ebene 240, Sektor 52",

gab Talery dem Droidenfahrer als Ziel an. Das ging zumindest aus den Daten hervor, die sie zu Leto Fels Flucht und seinem anschließendem Mord dort bekommen hatten. Dabei warf die Caamasi ihrer Meisterin kurz einen fragenden Blick zu, ob es ok war, dass sie dies übernommen hatte. Aber der bleichen Echani schien es nichts auszumachen. Während der Fahrt schon konnte die Padawan beobachten wie die Ebenen immer schäbiger und schmutziger wurden je weiter sie hinab kamen.

"Na wunderbar..."

murmelte sie leise. Auch als die dann endlich am Zielort angelangt waren sah es nicht besser aus. Es erinnerte sie sehr an Mannis Grillpfanne auf Denon. Nur hoffentlich war hier die Kundschaft etwas weniger gewaltbereit, hoffte die Padawan. Betont langsam stieg sie daher aus, aber es half ja nichts.

"Ok, hier wären wir. Du gehst ab hier besser voran, Meisterin."

Talerys Unwohlsein war auch hier wieder fast zum Greifen nah. Zwar hatte sie das Trainingslichtschwert in eine Tasche ihrer Kleidung gesteckt, aber auch damit fühlte sie sich keinen Deut sicherer als in der Nähe von Eisblume.

Taris - Sektor 52 - Ebene 240 - vor dem Drunk Wookiee - Brianna und Talery
 
Taris - Sektor 52, Memorial Hospital - Büro von Dr. Fley - Talery und Brianna

Leider gestaltete sich auch der Rest des Krankenhausaufenthalts nicht übermäßig ergiebig. In der Abteilung, in der Fel behandelt worden war, erfuhren sie höchstens Kleinigkeiten, die sie noch nicht zuvor gewusst hatten, aber nichts grundlegend neues. Wenigstens bekam Talery eine Geruchsprobe, was auf einer Stadtwelt wie Taris nicht gerade viel war. Im Großen und Ganzen blieb ihnen also nur der „Drunk Wookiee“, der letzte Mordschauplatz, als einzigem Anhaltspunkt. Ein Mörder, der wahllos tötete, würde nicht um den halben Globus reisen, um das zu tun, vermutete Brianna. Dafür sprachen auch die vorliegenden Akten, die besagten, dass es auch bei den früheren Morden einen räumlichen Zusammenhang gegeben hatte. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hielt der Irre sich also im selben Sektor, Ebene 240 plus/minus ein paar Dutzend auf – trotzdem zuviel, um ohne konkreten Hinweis zu suchen. Eine andere Wahl hatten sie aber auch nicht, so dass die beiden Jedi ein Transportmittel kommen ließen, welches sie in die Unterstadt bringen würde. Während sie warteten, fiel Talery sogar auf, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, sich wie ein Pfau auszustaffieren, wenn man sich an einen Ort mit einem derartigen Ruf begab. Zumindest machte die Caamasi mit ihrem Rot lackierten Schnabel und der entsprechend bunten Kleidung diesen Eindruck auf Brianna.

„Das kommt darauf an, was du erreichen willst,“

Erwiderte Brianna lapidar, die nicht geneigt war, ihrem Schützling auch in dieser Hinsicht noch das denken abzunehmen. Sollte sie doch sehen, wie weit sie damit kam. In ihren Tagen als jugendliche Taschendiebin auf Nar Shaddaa hätte sie so jemanden jedenfalls als bevorzugtes Ziel auserkoren, dachte sie, als ihr Transportmittel gerade ankam. Die Padawan teilte dem Taxidroiden ihr Ziel mit, wogegen grundsätzlich nichts zu sagen war, doch die Art,
wie sie es sagte. Sie machte sich wichtig und überließ es ihrer Meisterin, quasi hinterher zu trotten, was Brianna auch stillschweigend und ohne sich etwas anzumerken tat. Dass die Echani zu ihrer eigenen Padawanzeit (und zum Teil auch danach) wesentlich schlimmer gewesen war und sich immer und überall in den Vordergrund gedrängt hatte, dafür fehlte ihr die nötige Selbstreflexion.

Der lange Abstieg hinab in die untere Stadt war nichts, was eine Stadtführung durch Taris wohl beinhalten würde. Die auf Hochglanz polierte Oberstadt wich langweiligen Ebenen mit den Wohnungen der Menschen, die nicht direkt der Oberschicht angehörten sowie vereinzeltem Gewerbe, und je weiter sie nach unten kamen, desto baufälliger wurden die Gebäude und der wahrgenommene Nichtmenschenanteil stieg rapide, ebenso wie die Spuren von der Kriminalität, die den Informationen aus der Bibliothek zufolge größtenteils auf die hohe Arbeitslosigkeit zurückzuführen war. Die offensichtlichen Spuren des Rassismus erfüllten die Echani, die sich viel weiter von Menschen entfernt sah als Nicht-Humanoide sie einstuften, mit Abscheu.

„Denon hat imperiale Herrschaft und Krieg hinter sich und hat nicht schlimmer ausgesehen – aber was ist deren Ausrede?“

Fragte sie und wertete ihre Beobachtungen als Beweis, dass blutige Eroberungen wie entlang der corellianischen Handelsstraße ihren Preis nicht wert waren. Taris war alles andere als ein leuchtendes Vorbild dafür, wie viel besser das Leben in der Republik war, wo alle Wesen gleich waren…

Als sie – endlich – vor dem „Drunk Wookie“ ankamen, „schwebte“ Talery betont langsam aus dem Speeder und wünschte, dass Brianna vorausginge. Das Gefühl, wie eine Dienerin behandelt zu werden, drängte sich ein weiteres Mal stark in den Vordergrund. Die Caamasi erschien ihrer Meisterin, wie eine Holodiva auf dem roten Teppich, gerade dass sie nicht erwartete, dass Brianna ihr die Tür öffnete, die zugleich ihre Leibwächterin war.

„Ich werde mich gehorsamst vor jeden Blasterschuss werfen, der in deine Richtung geht,“

Gab die junge Ritterin schnippisch zurück und dachte dabei, dass dergleichen nicht nötig wäre, wenn sich ihre Padawan bei der Telematenübung halbwegs bemüht hatte. Sobald das Training irgendwie ein Lichtschwert involvierte, verlor die Caamasi die Lust, mehr noch als bei allen anderen Übungen, die Gefahr liefen, ansatzweise anstrengend zu werden. Dabei ging es beim Telematentraining allein um die Vorausahnung, nicht um Lichtschwertechnik. Brianna hielt sich dabei meistens gar nicht erst mit einem auf (und auch nicht mit der Macht, da sie mit ihrem Echani-Gespür die simplen Taktiken und Protokolle dieser Automaten ohnehin spielend durchschaute).

Vorneweg und hoch erhobenen Hauptes stolzierte die Silberhaarige in die Bar, die „Mannis Grillpfanne“ ähnelte, abgesehen davon, dass die Anwesenden zu fast 100 Prozent Nichtmenschen waren und keine offensichtlichen Gangs unter ihnen. Dabei trug auch sie die repräsentative silbern-glänzende Version ihrer Jedi-Robe, doch im Gegensatz zu Talery konnte sie sich durch simples Wenden von selbiger in ein unauffälliges Geschöpf der Schatten verwandeln. Brianna wusste, worauf es in diesen Gegenden ankam – dies war heimisches Territorium für sie – und im Moment setzte sie darauf, Eindruck zu machen. Die nötige Ausstrahlung hatte sie dafür.

„Du kannst dich gerne unter den Gästen umhören, wenn du willst,“

Meinte sie zu ihrer Padawan (sie wusste, dass diese nicht wollte) und steuerte schnurstracks die Bar an.
Beim Trandoshaner hinter dem Tresen bestellte sie ein Glas Saft, weil Barkeeper ansonsten nicht sehr gesprächig zu sein pflegten und weil der Jedi-Orden ohnehin für die Kosten aufkam. Während sie wartete, hatte sie ein kritisches Auge darauf, dass das verwendete Glas halbwegs sauber war, und als sie es bekam, schob sie ein Datenpad mit Leto Fels Bild über den Tresen.

„Ich suche nach einem Menschen, rote Haare, etwa meine Größe. Kennen Sie ihn?“

Eine genauere Beschreibung eines Menschen war an einem Trandoshaner vermutlich verschwendet. Die Echse reagierte nicht, doch Brianna glaubte einen Anflug von Furcht in seiner ihr ansonsten fremden Mimik zu erkennen, was sie daran erinnerte, sich auf die Macht zu konzentrieren, um sich die Aufgabe zu erleichtern.

Leto Fel, der ‚Würger von Taris‘. Hat zwei Besucherinnen dieses Etablissements getötet. Sie wollen mir doch wohl nicht weismachen, dass Sie mir nichts über ihn erzählen können.“

Die Jedi-Heilerin spürte, wie sich die Symptome der Angst im Reptilienkörper des Barmanns verstärkten.

„Von mir erfahren Sie gar nichts,“

Entgegnete der Trandoshaner und klang dabei weniger bestimmt, als er es beabsichtigt hatte. Aber es war kein „nein“, nicht wahr? Brianna lehnte sich nach vorne und sah ihn eindringlich an. Ihre großen, silberblauen Augen waren wohl nach Meinung der meisten Leute der schönste Teil an ihr und diese konnten zugleich
sehr einschüchternde Blicke austeilen.

„Ich bin eine Jedi-Ritterin, und ich kann dich dazu zwingen, zu kooperieren!“

Schweigen. Falls die 25jährige die Signale richtig interpretierte, konnte das Reptilienwesen sich nicht recht entscheiden, vor welcher von zwei Bedrohungen es sich mehr fürchten sollte. Sie verließ sich auf ihre Intuition und fuhr ruhiger fort, kehrte auch zu einer förmlicheren Anrede zurück.

„Sie haben ihn gesehen seit den Morden.“

Kleine Anzeichen von Erleichterung.

„Erst vor kurzem?“

Auch diese Vermutung stimmte wohl.

„Hält er sich vielleicht noch irgendwo hier auf?“

Wenn die junge Ritterin die Körpersignale richtig deutete, dann wohl eher nicht. Schade. Sie sah sich um. Falls Fel zum Tatort zurückgekehrt war, dann wäre er wohl kaum so dreist, sich trotz der Fahndung offen zu zeigen? Ihr Blick fiel auf eine Tür, die nach hinten führte und sie spürte, wie der Blick des Trandoshaners ihr folgte.

Fel hielt sich in der Küche auf, nicht wahr?“

Brianna gab ihm einen weiteren dieser einschüchternden Blicke und hielt den Augenkontakt, bis ihr Gegenüber aufgab.

„Ja, ja, er war in der Küche! Und Sie sind nicht die Erste heute! Gerade eben erst hat ein Mensch nach ihm gefragt!“

„…und Sie haben ihm dasselbe erzählt wie mir. Können Sie diesen Menschen beschreiben?“

Hakte sie nach.

„Gut gekleidet, blass, dunkle Haare. Mensch eben!“

Das war mehr an Beschreibung, als die junge Frau erwartet hätte. Unwillkürlich musste sie an Janus denken, ohne zu wissen, warum. Sicherlich stammte er von Taris, doch ihn hier unten so finden war in etwa so wahrscheinlich wie auf Hoth beim Sonnenbaden.

„Danke.

Talery, ich bin in der Küche!“

Die Jedi erwartete, dass Talery sich sputen würde, ihr zu folgen.

In der Küche sah es aus, wie sie es erwartete. Unordentlich. Den Umständen entsprechend halbwegs sauber, was nicht viel hieß. Aber es hielt sich niemand darin auf. Nach gemeinschaftlicher Suche war der beste Hinweis eine Spur von verwischten Blutstropfen, die zu einem Hinterausgang führte.

„Es ist lila, und es handelt sich definitiv um Blut. Allerdings kann es schon aufgrund der Farbe weder von den beiden Menschen, noch von dem Trandoshaner stammen. Ein weiteres Opfer? Die ganze Sache wird immer besser… denkst du, du kannst den Geruch identifizieren, Talery?“

Vor allem dank der Hilfe der Caamasi konnten sie die gelegentlichen, meist verwischten Blutspuren bis hinaus auf die Straßen folgen, wo sie einer Duro begegneten, die auf der Straße saß und sich ihr aufgeschlagenes Knie hielt.

„Was ist passiert? Kann ich helfen?“

Fragte Brianna.

„Es geht schon, danke. Aber jemand sollte etwas gegen diese Rowdys unternehmen,“

Ächzte sie und fuhr fort, als sie den fragenden Blick der Echani bemerkte.

„Ich wurde von einem fünf Meter langen Wurm über den Haufen gerannt… oder was immer das richtige Wort dafür ist!“

Ein fünf Meter langer Wurm? Instinktiv hielt Brianna nach einer Kopfverletzung Ausschau, hielt dann jedoch die Hand einige Zentimeter über ihr Knie und ließ nach kurzer Konzentration heilende Energie hinein strömen. Sie war immerhin eine Jedi, so viel Zeit musste sein. Sie konnte sich schlecht nachsagen lassen, sie wäre weitergegangen, ohne zu helfen.

„Ich muss etwas gegen diese Blutung tun,“

Erklärte sie.

„Dieser Wurm… er war nicht zufällig ebenfalls verletzt?“

„Kann sein, jetzt, wo sie es sagen… da waren so lila Flecken.“

Auf den zweiten Blick hatte die Duro einen Fleck an ihrer Hose, der einer dieser Blutflecken sein mochte.

„Verfolgte er vielleicht zufällig einen Menschen oder so?“

„Nein, aber er wurde von einem verfolgt. Blass, dunkelhaarig, gut aussehend, gut gekleidet. Atemlos.“

„Wohin sind sie gelaufen?“

Die Verletzte zeigte in eine Richtung, die sie nach getaner Arbeit auch einschlugen. Überhaupt brachte ihnen die Aktion einige Sympathien und weitere Hinweise ein. Brianna gab ihrer Padawan gegenüber mit neu aufkeimendem Optimismus die weitere Marschrichtung vor.

„Der Mensch sucht Fel und der Wurm scheint ebenfalls mit der Sache zu tun zu haben – wir finden sie, wir finden unser Ziel.“

Das sonderbare Pärchen hatte sich alles andere als unauffällig vorhanden, so dass es ein leichtes war, ihnen durch die Straßen und eine Ebene tiefer zu folgen, bis sie eine alte Industrieruine erreichten – verlassen und vergessen, voll von Verstecken und Fluchtmöglichkeiten. Etwas, was Brianna ebenfalls als Unterschlupf auserkoren hätte. Womöglich fanden sie hier tatsächlich ihren Mann, hoffte sie, doch stattdessen fand sie zunächst etwas anderes. Die Präsenzen von zwei Personen, was in der großen, verlassenen Anlage zweifelsfrei ungewöhnlich war. Noch ungewöhnlicher war, dass sie die von Machtbegabten zu sein schienen und eine davon vage vertraut wirkte. Etwa tatsächlich Janus? Unmöglich! Zudem wusste sie nicht wirklich, wie sich seine Präsenz anfühlte. Auf Korriban war sie die meiste Zeit über von der Macht abgeschnitten gewesen und selbst ohne hatte es bei ihren früheren Problemen mit dem Zugang zur Macht keinen großen Unterschied gemacht.

Schnell verschleierte Brianna ihre Präsenz (etwas, worin sie nicht sehr geübt war), obwohl sie dabei das Gefühl hatte, dass der einzige Effekt darin bestehen würde, den anderen zu verraten, dass sie entdeckt worden waren. Sie liebäugelte mit der Vorstellung, es könnten zwei Jedi-Teams mit der Jagd nach Fel beauftragt worden sein, die nichts voneinander wussten, konnte jedoch selbst nicht recht dran glauben.

„Da vorne ist jemand Talery! Sith, möglicherweise! Konzentrier dich auf die Macht und versuche dich selbst, dein Abbild darin wahrzunehmen! Stell dir vor, wie du es kleiner machst und mit deiner Umgebung verschwimmt. Probiere es wenigstens! Jedes bisschen könnte helfen,“

Zischte sie ihrer Padawan zu, wendete ihre Robe auf die anthrazitfarbene Seite und marschierte voraus, sobald ihr Schützling sich bereit fühlte.

Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage - Leto Fel weiter weg, Chiffith und Janus in der Nähe, Talery und Brianna
 
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Die Hitze des Wassers, das in der Finsternis Fels Körper hinablief ähnelte seiner Gemütsverfassung. Man hatte ihn entdeckt und noch viel wichtiger, man hatte einen Eingang zu seinem Nest entdeckt. Dieses Mal hatte er noch Glück gehabt, er hatte den dunklen Seitengang versiegeln können, doch würde immer solch ein Glück haben? Längst nicht alle Lüftungsschächte, Gassen und spalten waren mit einem Feuerschott versiegelbar. Den ein oder anderen würde er zwar sprengen können, doch er besaß nur äußerst begrenzte Vorräte an Sprengstoff und gegen den riesigen Haupteingang der Anlage, konnte nicht einmal sein kompletter Vorrat nichts ausrichten. Seine einzige Hoffnung konnte daher nur sein, dass niemand merken würde, dass die dunkle Seitengasse in den verlassenen Industriekomplex der Czerka Corp. geführt hatte. Doch er hatte sich auch darauf verlassen, dass niemand überhaupt einen Eingang zu seinem Nest finden würde.

Mit einem unbefriedigten Grunzen drehte Fel das Wasser ab und trat auf hinaus auf die kalten Fliesen der ehemaligen Angestelltendusche. Er wollte diesen Industriekomplex auf keinen Fall verlassen. Neben bedeutenden sicherheitstechnischen Vorzügen, wie seiner Verwinkeltheit und der vorherrschenden Finsternis, bot er auch angenehme Details wie fließendes warmes Wasser, diversen Kochstellen und etlichen scharfen Gegenständen, die die früheren Nutzer bei ihrem Auszug hier vergessen hatten. Doch eines gab es nicht mehr hier: Schusswaffen. Doch grade dies war nötig, wenn Fel die Anlage verteidigen wollte. Schusswaffen, Sprengstoff, Messer, Drähte, kurz gesagt eine komplette militärische würde nötig sein, um Feinde, die die ungefähre Position des Nests ermittelt hatten auf Distanz zu halten. Und dieser Fall war nun einmal eingetreten.

Insgeheim verfluchte sich Fel, dass er sich noch nicht das nötige Material besorgt hatte, doch seit dem Ausbruch war einfach noch keine Zeit dazu gewesen und er hatte zunächst die Priorität darin gesehen, seinen Entzug an Opfer wett zu machen und das Nest mit Fallen zu bestücken. Doch jetzt war immer noch genug Zeit das Nest in eine Festung zu verwandelt. Fel traute seinen Verfolgern noch immer nicht so viel zu, als dass sie nun erst einmal ziellos durch Ebene 240 irren würden, nur um wieder vor dem Feuerschott zu landen. Er gab ihnen mindestens vier Tage, bis sie auf die alte Industrieanlage der Czerka kommen würden. Bis dahin hätte der Mörder jedoch alles Erledigt was zu erledigen war und könnte genüsslich zusehen, wie der Graf und seine hässliche Missgeburt in zwei kleinen Explosionen in ihre Einzelteile zerlegt werden würden.

Doch die momentan dringlichste Frage war, wie er an das nötige Material kommen sollte, um das Nest zu befestigen. Die Antwort war denkbar einfach. Ab Ebene 253 begann Rakghoulgebiet. Die Ehemals-Menschen hatten sich zu einer wahren Plage entwickelt, gegen die die tarisianische Regierung mit der vollen Härte militärischer Waffengewalt zu Felde rückte. Schweres Blasterfeuer, Minen und eine komplett aus Nichtmenschen zusammengesetzte Eingreiftruppe hatten dazu geführt, den Vormarsch der Rakghoul in den letzten Jahren auf Ebene 254 zu beschränken. Außerdem wurden so die Soldaten gestählt, da alle Nichtmenschen als allererstes jeweils an der Rakghoulgrenze Dienst tun mussten. Wer dies überlebte ging daraus mit gestählten Muskeln und Reflexen hervor und durfte auf angenehmere Posten, auf denen Menschen von Anfang ihre Zeit verbringen durften.

Ein Rätsel blieb jedoch wie die Rakghoul es schafften, trotz des andauernden Beschusses eine stabile Population zu Stande zu bringen. Ob die Verbrecher, die regelmäßig nach unten Verbannt wurden es irgendwie schafften zu überleben, Familien zu gründen und so den Raghoul Ansteckungsopfer zu liefern? Oder ob sich die Rakghoul unter einander paarten?

Interessante Frage, aber irrelevant grade…

Der Denker hatte Recht. Jetzt musste es vor allem darum gehen, das Nest zu befestigen. Also griff Fel sich einen Stofffetzen und ging, sich abtrocknend, durch die fast stoffliche Dunkelheit zielstrebig auf den kleinen Lagerraum zu, in dem er lebte. Bald war dieser erreicht und der Mörder aktivierte schließlich doch seine Taschenlampe. Der Lichtstrahl wanderte durch den Raum, über den Zilkinkäfig, in dem sich inzwischen nur noch zwei der kleinen Wesen angsterfüllt gegen die Gitterstäbe drückten und blieb schließlich auf einem kleinen Haufen Kleidung haften, der in der Ecke lag. Mit raschen Bewegungen zog sich der Mörder an. Abschließend fuhr er sich noch einmal mit der flachen Hand über den nun kahlrasierten Schädel. Er hatte ihn vor dem Duschen geschoren, da er erstens nicht geglaubt hatte, den widerlichen Gestank des Mülls aus den kupferroten Strähnen zu bekommen und es zweitens nicht schaden konnte, seine Erscheinung ein wenig zu verändern.

Der Weg durch das Nest ging schnell von der Hand – oder besser gesagt vom Fuß – und so schlängelte er sich bereits durch den Lüftungsschacht auf Ebene 240 und kniff die Augen vor dem diffusen, jedoch trotzdem viel zu hellen Licht zusammen. Zu seinem Glück war jedoch niemand anwesend, der ihn hätte sehen können und so setzte er seinen Weg fort und tauchte bald schon in den nächsten Lüftungsschacht ab, der weiter in die Tiefe führte. Mit jeder Ebene die er durchquerte wurde es, so möglich, noch hässlicher und heruntergekommener. Auf den letzten Ebenen vor der Rakhgoulgrenze wohnte nur noch der Bodensatz, ohne Credits in der Tasche. Nicht einmal Gesindel, Banden oder Verbrecher wollten noch hier unten wohnen, wo täglich die Gefahr eines Durchbruchs und somit eines plötzlichen, aber schmerzhaften Todes bestand. Niemand hatte die armen Wesen von 254 vergessen, die im Schlaf überrascht wurden und restlos vernichtet worden waren. Dies war jedoch nicht nur den Rakghoul geschuldet, sondern auch noch der Tatsache, dass die Soldaten, die den Durchbruch überlebt hatten und die, die als Verstärkung dazu gekommen waren, den strikten Befehl gehabt hatten, niemanden aus der Zone entkommen zu lassen. Aus Gründen der Quarantäne, wie es hieß. Dies war jedoch Unfug, da jeder wusste, dass die Rakghoulseuche nur Menschen befiel. Ein menschlicher Kommandant hatte, wie es hieß, Taris von ein wenig Abschaum befreien wollen. Anscheinend mit Erfolg. Die Tatsache, dass Taris in der Republik lag, spielte dabei jedoch eine Rolle. Republikanisches Gesetz? Nicht auf Ebene 253 von Taris. Hier unten galten Credits und Befehle von oben. Wer als Soldat nicht spurte und gegebenenfalls auf Zivilisten schoss, die vor einer wilden Meute Rakghoul floh, konnte damit rechnen binnen kurzem an die Wand gestellt zu werden. Allerdings waren hier, wie erwähnt, nur Nichtmenschen stationiert, kein Grund zur Besorgnis also.

Die Rakghoulgrenze war schwer befestigt. An den Treppen hinab waren Nester mit stationären Schnellfeuerblasten stationiert. Jedes Nest war mit mindestens zwei Soldaten ausgestattet, an den Größeren Treppen waren es mehr. Die Abstiege selbst waren schwer vermint und waren geschwärzt und zerbröckelt von vorangegangenen Explosionen. Die Soldaten selbst wirkten grimmig und wachsam, so man es an den zahllosen fremdartigen Anatomien ablesen konnte. Trandoshaner, Bith, Ithorianer, Duros, Twi’Lek, Wookies, Mon Calamari, Falleen, alles stand in ernster Eintracht hinter ihren Blastern und Sandsäcken und sah die die dunklen Steingänge hinab, in Erwartung der Monster, die sicherlich kommen würden. Doch Fel wollte keine Station an einer der großen Treppen überfallen, an denen die Nester in Sicht- und Rufweite zu einander waren. Was er brauchte war ein kleiner Nebengang, mit am besten nur zwei Soldaten. Also machte er sich auf die Suche und wurde auch bald fündig.

Der etwa einen Meter große, bepelzte Ewok hatte grade seinen Helm mit den Insignien von Taris und der Republik abgenommen, um etwas zu seinem Partner zu sagen, der, etwa einen halben Meter größer, konzentriert in die Schwärze der Treppe starrte und nur mit einem knappen Nicken antwortete. Beide wirkten sie angespannt, auch wenn man es dem Größeren unter seiner Rüstung nicht unbedingt ansah.

Das Ganze war perfekt. Die ganzen waren komplett darauf konzentriert die Treppe zu beobachten und würden Fel nicht bemerken, wenn der Mörder zum Angriff überging. So verlor dieser auch keine Zeit und zog, während er sich aus einem Lüftungsschacht über den beiden fallen ließ, seine Rasierklinge. Der Tod der beiden war kurz und schmerzlos. Die Klinge zuckte kurz in die Schwachstelle zwischen Helm und Rückenpanzer des Größeren, nur um sich daraufhin tief in den kleinen Ewok einzugraben. Lächelnd betrachtete der Mörder sein Werk. Die beiden Soldaten hatten keinen Ton von sich geben können und lagen nun einträchtig im Tod wie im Leben zusammen auf der Barrikade.

Vielleicht war es eine gute Idee einen kleinen Rakghouldurchbruch zu provozieren. Die Angst und Verwirrung, die dies anregen würde, würde sogar noch auf Ebene 240 zu spüren sein und eventuelle Nachforschungen seiner Feinde möglicherweise behindern. Die Aussicht auf einen möglichen Vorteil gab den Ausschlag. Fel befreite zunächst den Ewok und dann seinen Partner von der Rüstung. Er war nicht wenig überrascht, als dieser sich als Dulok herausstellte. Es war nicht grade wahrscheinlich auf zwei eigentlich verfeindete Spezies in trauter Eintracht in einem Blasternest an der Rakghoulgrenze auf Taris zu finden.

Doch auch das hatte momentan nicht wirklich Relevanz. Also begann er, nachdem der die beiden Leichen die Treppe hinuntergerollt hatte um Rakghoul anzulocken, die militärischen Vorräte durchzuwühlen. Zu seiner maßgeblichen Befriedigung war dort auch einiges, was zu gebrauchen war. Neben einem Rucksack voller Granaten und Minen befand sich dort auch ein zerlegtes, mit Bewegungssensoren ausgestatteter, automatisches stationäres Blastergewehr. Außerdem fand sich dort auch ein automatisches Handblastergewehr, wie Fel es sich schon öfters erträumt hatte und eine Soldatenrüstung, die ihm einigermaßen passte. Offenbar hatte sie einmal einem Duro oder anderem Humanoiden gehört, da der Helm sehr viel Platz im Kopfbereich bot, jedoch seine Nase unangenehm einklemmte. Der Rest der Rüstung war schnell angelegt, das stationäre Gewehr an den Rucksack geschnallt und dieser aufgenommen.

Und jetzt ab nachhause.

Sagte der Denker glücklich. Das ließ Fel sich nicht zweimal sagen und so kroch er, den Rucksack vor sich herschiebend, zurück in seinen Schacht.

[ Taris / planetare Stadt / Sektor 52 / Ebene 253 / Rakghoulgrenze ] Fel
 
[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52, Ebene 240 | „Drunk Wookie“ | Küche | Janus, Chiffith, Leto Fel

Misstrauisch kniff Janus die Augen zusammen und streckte seine Machtfühler nach Fel aus, suchte nach Spuren von Gefahr. Der Würger war verdächtig selbstbewusst und schien keine Angst vor ihm zu haben. Der Sith fragte sich, ob das an dem Wahnsinn des rothaarigen Menschen lag oder ob dieser noch etwas in der Hinterhand hatte. Aber was konnte das sein ? Ihr Wortgefecht, dieses Ausloten von Grenzen und Regeln, schien Fel nicht einzuschüchtern. Ganz im Gegenteil, er antwortete spitz und selbstbewusst.

Fel schien von Janus spöttischem Vorschlag im Zirkus aufzutreten sehr amüsiert zu sein. Aber gleichzeitig verriet er damit auch einiges über sich selbst, was wiederum den Sith zum Lächeln brachte. Fel war ein Egoist, ein Mensch, dem andere vollkommen gleichgültig waren oder höchstens Spielzeuge, um seine Wünsche zu befriedigen. In dieser Hinsicht waren sie sich recht ähnlich, auch wenn Janus von seiner Überlegenheit weiterhin felsenfest überzeugt war. Im Gegensatz zu Fel war er beherrscht und vorausschauend und kein Sklave seiner Triebe. Gleichmütig und höflich antwortete Janus.


„Schade. Aber die Begründung kann ich verstehen. Es wäre wohl wirklich Verschwendung, die einfältigen Massen mit Kunststückchen zu unterhalten, wenn ihr euch doch anderweitig amüsieren könnt.“

Mit einem Schulterzucken tat der Graf die nächste Bemerkung des Würgers ab, dachte aber noch eine Weile über Fels Worte nach. Was meinte der Mörder genau damit ? Janus hatte sein psychologisches Gutachten gelesen und darin war von multiplen Persönlichkeiten die Rede gewesen. Meinte Fel einen anderen Aspekt seiner Persönlichkeit, oder hatte er einen Komplizen ? Unwahrscheinlich, ein Egozentriker wie Fel würde Vergnügen und Ruhm nie mit jemand anderem teilen.

„Ich freue mich schon darauf, diese reizende Person kennen zu lernen. Ich bewundere Kreativität, wisst Ihr.“

Meinte Janus schließlich und lächelte so freundlich, als würde er Fel zu einem Drink einladen wollen. Dieser wiederum bezweifelte, dass Janus ebenfalls ein Künstler war und meinte, dass er dafür wohl seinen Lakaien hatte. Wie auf Stichwort lächelte der Graf hungrig und mit einem Poltern zwängte sich Chiffith aus dem Lüftungsschacht, bewegte seine massige Gestalt in die Küche und rollte sich etwas zusammen. Zufrieden nickte Janus, sein Begleiter sah wirklich furchteinflößend aus. Und Fels Lächeln war verschwunden. Mit einer eleganten Handbewegung deutete Janus auf Chiffith. Ihm fielen einige kleinere Verletzungen und Blutflecken an dem Lamproiden auf. Was hatte Chiffith wohl entdeckt ? Vielleicht das Versteck des Würgers ?

„Darf ich vorstellen: Mein Jadgfreund, Chiffith. Er spricht nicht allzu viel, aber ich kann euch versichern, dass er euch zum Fressen gern hat.“

Scherzte Janus und überging Fels Frage, wo er denn Chiffith her hatte. Das Unbekannte sorgte oft für die größte Furcht. Als Janus nun ernst war und den Lamproiden an seiner Seite hatte dachte er, dass Fel eigentlich eingeschüchtert sein müsste. Aber zu Janus Verwunderung war das nicht der Fall, Fel schien sogar zu triumphieren, zählte auf, was der Graf ihm wohl anbieten würde und meinte sogar, dass sein Leben nicht in Janus Hand liege. Zorn wallte in Janus auf, und auch wenn er äußerlich ruhig blieb, so spürte er doch die Dunkle Seite aufkochen. Der Graf hob sein Lichtschwert und trat einen Schritt näher und er spürte, dass sich auf Chiffith bereitmachte. Es wurde Zeit die Jagd zu beenden, bevor Fel noch irgendetwas tat um…

Und mit einem Mal war der Würger fort, hatte die Müllschleuse geöffnet und war in einem Wirbel aus Abfall verschwunden. Der beißende Gestank von Essensresten und sonstigem unangenehm riechenden Dingen erfüllte die Küche. Janus musste husten und sah, wie Chiffith ins leere griff, der Lamproid knallte gegen die gekachelte Wand und ließ Putz und Staub herabregnen. Mit einem Fauchen beschuldigte ihn Chiffith, für die Flucht des Würgers verantwortlich zu sein. Janus wollte schon eine spitze Erwiderung abgeben, aber er musste seinem Begleiter leider zustimmen. Fel hatte ihn hereingelegt und Zeit geschunden, um zu fliehen. Und Janus war darauf hereingefallen. Sein köchelnder Zorn wurde zu einem rasenden Vulkan, der Graf rammte sein Lichtschwert in die Müllschleuse, aber Fel war fort.

Durch seine Wut hörte er Chiffiths Worte nur gedämpft und brauchte einem Moment, um sich zu fassen. Der Lamproid hatte also Fels Versteck gefunden und forderte Janus auf, mit ihm dorthin zu kommen. Mit äußerster Selbstbeherrschung folgte er dem rasend schnellen Lamproiden aus der Küche der Bar.


„Keine Spiele. Bringen wir es zu Ende.“

Flüsterte Janus mehr an sich selbst als an jemand anderen gewandt. Seine Wut ließ ihn schneller rennen, aber es war trotzdem schwer mit Chiffith Schritt zu halten und so fiel der Graf einige Meter zurück. Immerhin bekam er so das Chaos, dass Chiffith anrichtete erst mit einiger Verzögerung mit. Ohne Rücksicht auf Verluste stieß auch Janus jeden aus dem Weg und rannte weiter. Mit jedem Schritt wuchs sein Zorn. Er hätte die Sache in der Küche beenden sollen, schnell und sauber.

Zwar achtete der Graf nicht sonderlich auf seine Umgebung, aber ihm fiel dennoch auf, dass sie sich in einem alten Industriegebiet bewegten. Ein gutes Versteck, räumte Janus ein. In einiger Entfernung konnte er Chiffith sehen, der sich einem verfallenen Industriekomplex näherte. Dann hörte der Sith ein lautes Knallen und näherte sich eine Spur vorsichtiger. Der Lamproid warf sich gerade mit aller Kraft gegen eine riesige Metallplatte, die den Eingang der Industrieanlage versperrte. Schwer atmend kam Janus einige Meter hinter Chiffith zum Stehen und sah sich um. Das also war Fels Versteck.

Enttäuscht hörte Janus wie Chiffith meinte, dass sie zu spät gekommen waren. Fel befand sich also bereits innerhalb seines Verstecks. Mit diesem Gebäude war er sicher bestens vertraut, er hatte genügend Zeit gehabt jede Menge unangenehmer Überraschungen vorzubereiten. Das würde schwierig werden. Der Graf nahm sich einige Augenblicke, um wieder zu Atem zu kommen, sah sich erneut um und trat dann näher heran. Man hörte ihm die Anstrengung an, auch wenn er sich Mühe, ruhig und selbstsicher zu klingen. Sein Zorn war zwar etwas abgekühlt, aber noch lange nicht verraucht.


„Er entkommt uns nicht, Chiffith. Das also ist sein Versteck, hm ? Gut, dass ihr es gefunden habt. Er kann uns nicht entkommen. Wenn es sein muss, dann brennen wir das Gebäude nieder und zwingen ihn herauszukommen. Wenn nötig brennen wir dieses GANZE Viertel nieder, aber er entkommt uns nicht. Nicht noch einmal.“

Verkündete Janus entschlossen und drohend. Langsam näherte er sich dem metallenen Schott und betrachtete es genauer. Das Material war massiv und entwickelt worden, um selbst massiven Belastungen zu widerstehen. Mit Körperkraft kamen sie hier nicht weiter, und die Kontrollkonsole war zerstört worden. Sie würden es wohl irgendwie aufsprengen müssen. Vielleicht konnte Janus ja einige alte Kontakte beim Militär um Sprengstoff bitten…In diesem Moment fiel sein Blick auf die rot glühende Klinge und ein unheimliches Lächeln glitt über sein Gesicht.

Mit einem triumphierenden Grinsen hob Janus das Lichtschwert und nickte Chiffith zu.


„Dieses Schott werdet ihr mit Körperkraft nicht aufbekommen. Aber hiermit kann ich uns einen Weg hinein schneiden. Glaubt ihr, dass es darin noch mehr aktive Fallen gibt ? Und was…“

Mitten im Satz hielt Janus inne, ließ das Lichtschwert sinken und hielt sich den Kopf. Er konnte etwas spüren, ganz in der Nähe. War das Fel ? Aber es waren zwei Wesen, und sie fühlten sich ganz anders an als der Würger. Alarmiert streckte Janus seine Machtsinne so gut er konnte aus. Täuschte er sich, oder kam ihm eine dieser Präsenzen bekannt vor ? Er war noch nicht allzu gut im Aufspüren und Unterscheiden, aber er war ganz sicher, dass dort draußen zwei Wesen unterwegs waren. Und ihrer Aura nach waren sie machtsensitiv. Mit einem mal wurde die Aura der Wesen schwächer und undeutlicher. Waren das Diebe gewesen, die von dem Lärm verschreckt worden waren ? Angestrengt suchte Janus weiter, fand aber nur ein schwaches Echo.

Angespannt wandte er sich an Chiffith und blickte sich wachsam um.


„Habt ihr das auch gespürt, Chiffith ? Da sind zwei Wesen ganz in unserer Nähe, und sie fühlen sich an, als wären sie machtbegabt. Könnt ihr etwas riechen ? Schnell, wir sollten versuchen unsere Präsenz in der Macht zu verschleiern.“

Hastig bemühte sich Janus sich an die Lektionen über das Tarnen der Machtpräsenz zu erinnern. Sein Versuch musste sich ziemlich tollpatschig anfühlen, aber vielleicht machte er sich nach nur unnötig Sorgen. Es gab einige Spezies, die von Natur aus machtbegabt waren, Ikotchi zum Beispiel. Vielleicht waren die ja der Grund. Aber so, mitten in der Jagd nach Fel, wollte der Sith kein Risiko eingehen. Und irgendwo in seinem Hinterkopf konnte er den Eindruck nicht vertreiben, dass er einem dieser Wesen schon einmal begegnet war.

[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52, Ebene 241*| alte Industrieanlage | Leto Fel weiter weg, Chiffith und Janus, Talery und Brianna in der Nähe
 
[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52 | Ebene 241 | Industrieruine | Letos Versteck | draußen vor dem Feuerschott] Chiffith, Janus Sturn; Leto Fel im Innern

Chiffith war ziemlich überrascht, dass es Janus Sturn gelungen war, mit ihm Schritt zu halten. Er wusste, dass die Macht genutzt werden konnte, um die Bewegungen eines Wesens zu beschleunigen. Er wusste auch, dass Janus Sturn die Macht zweifellos weit besser beherrschte als er. Aber dass er in der Lage war, mit ihr die körperlichen Defizite auszugleichen, die der Mensch von Geburt an dem Lamproiden gegenüber hatte, war schon erstaunlich. Es führte ihm abermals vor Augen, mit wem er es hier zu tun hatte: Mit einem Sith-Krieger! Das zivilisierte, gepflegte Äußere des Grafen, das überhaupt nicht in diese Gegend passen wollte, verleitete dazu, ihn zu unterschätzen. Der Apprentice nahm sich vor, diesen Fehler nicht zu machen.

Janus ließ erneut die rote Lichtklinge aufflammen. Er behauptete, dass es damit möglich sei, die stählerne Wand zu durchschneiden. Chiffith wusste nicht, ob das stimmte: Er hatte noch nie beobachtet, dass so eine Waffe zu einem solchen Zweck verwendet worden war, und konnte nicht einschätzen, was alles im Bereich des Möglichen lag. Sollte es ihnen wirklich Zutritt verschaffen können, dann war das Schwert ein nützlicheres Werkzeug, als er es für möglich gehalten hätte. Ein Grund mehr, sich eine eigene Lichtwaffe zuzulegen.


Sturn fragte ihn, ob er glaubte, dass sich weitere Fallen im Inneren befanden. Als er sich mitten im Satz unterbrach, setzte Chiffith zur Antwort an.

»Ja, da sind noch mehr. Ich habe...«

Doch nun unterbrach der Krieger auch ihn.

»Habt ihr das auch gespürt, Chiffith fragte er mit abwesendem Blick.

Der Apprentice verneinte zweimal. Weder hatte er über die Macht etwas wahrgenommen, noch konnte er etwas riechen. Sein Geruchssinn war hervorragend, aber Sturn machte sich wohl eine falsche Vorstellung davon. Einem bekannten Gruch konnte Chiffith über weite Strecken folgen, solange er darauf achtete, immer dicht auf der Fährte zu bleiben. Aber aus der Distanz und ohne konkrete Bezugsgröße aus einer Ansammlung von Tausenden unbekannter Gerüche einen einzelnen, ebenso unbekannten, herauszuschnuppern, um Schlüsse über machtbegabte Verfolger daraus zu ziehen... das ging doch zu weit.

Machtbegabte. Was hieß das? Leute wie Fel, die ungenutztes Poential in sich trugen? War der Würger möglicherweise durch einen Geheimgang nach draußen gelangt und näherte sich nun mit einem Komplizen? Wohl kaum - das passte einfach nicht zu ihm. Wer also sonst? Unbedeutende Passanten? ...Oder Jedi?

Sturn wirkte alarmiert und Chiffith nahm sich ein Beispiel daran. Eine Sekunde später war er zwischen die Trümmern der Industrieruine gekrochen. Der graue Ton seiner Haut verschmolz mit dem Beton und Staub tat das Seine, um die Tarnung noch zu verbessern. Durch eine Lücke spähte er in die Richtung, in die auch der Graf seine Aufmerksamkeit lenkte.


»Schnell, wir sollten versuchen unsere Präsenz in der Macht zu verschleiern«, forderte der Sith ihn auf.

»Wie?« fragte der Wurm.

Er hatte so etwas noch niemals getan. Darth Draconis hatte ihm auf die harte Tour gezeigt, wie wichtig es war, seine Gedanken gegen fremden Zugriff abzuschirmen, und Chiffith hatte trainiert, aus Macht und Willenskraft eine Barriere um seinen Geist zu formen. Aber sich in der Macht zu verstecken, war etwas völlig anderes. Ärger zuckte durch seine Nervenbahnen: Wieso war er nicht selbst darauf gekommen, wie wichtig so eine Fähigkeit wäre? Die beste Falle und die geschickteste Tarnung nützten wenig, wenn ein Gegner seine Gegenwart spürte. Dass das möglich war, wusste er aus eigener Erfahrung. Auch er hatte Leto Fel vor kaum zwanzig Minuten mit Hilfe seiner Machtsinne lokalisiert. Wahrscheinlich konnte er auch einfach aus dem Schutthaufen herauskommen und sich dem möglichen Gegner offen stellen.

Aber er tat es dennoch nicht. Einen Vorteil aufzugeben, auch wenn es nur ein kleiner war, entsprach nicht seinen Gewohnheiten in einer Jagd oder bei einem bevorstehenden Kampf. Er hoffte ja, dass es wirklich Jedi waren, weil er es kaum erwarten konnte, erste Erfahrungen mit dem Erzfeind der Sith zu machen. Aber ihm war auch klar, dass die Situation in diesem Fall überaus gefährlich wurde.


[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52 | Ebene 241 | Industrieruine | Letos Versteck | draußen vor dem Feuerschott] Chiffith, Janus Sturn; Leto Fel im Innern; Brianna Kae und Talery It'kles in der Nähe
 
Taris - Sektor 52 - Ebene 240 - vor dem Drunk Wookiee - Brianna und Talery

Talery sah ihre Meisterin kurz irritiert an, als diese ihr vor dem Drunk Wookiee eine zickige Antwort gab. Womit hatte sie das denn nun wieder verdient? Irgendetwas hatte die bleiche Echani, aber die Padawan hatte nicht den blassesten Dunst, warum Eisblume auf einmal so eingeschnappt war. Warum hatte sie Talery dann nicht gleich auf der TARDIS zurückgelassen, wenn sie nun so unfreundlich zu ihr war? Dort stank es wenigstens nicht so bestialisch nach Dreck, Müll und Ausdünstungen ungewaschener Wesen wie hier in der Unterstadt von Taris. Missmutig ihren Gedanken bezüglich ihrer Meisterin nachhängend folgte sie dieser wenig begeistert in die häßliche Kaschemme. Das Angebot ihrer Meisterin, dass sie sich unter den Gästen umhören könnte ignorierte Talery schlichtweg. Sie fiel hier doch auf wie ein Paradiesvogel auf einer Müllkippe! In dem Aufzug war sie hier doch ein Ziel, dass man gerne über den Tisch ziehen wollte, das wusste sie selbst. In zivilisierteren Gegenden wäre die grazile Vogelfrau der Anfrage durchaus nachgekommen, aber hier bezweifelte sie, dass sie überhaupt jemand ernst nahm. Daher ersparte sie sich die Erniedrigung und blieb in Briannas Nähe stehen, welche an die Bar gegangen war.

Mit einem halben Ohr lauschte sie der Unterhaltung, welche ihre Meisterin mit einem vor Angst stinkendem Trandoshaner führte. Soviel wusste sie bereits. Auch vieles andere hier roch leider überaus intensiv. Es war eine Kakophonie an Gerüchen, welche es nahezu unmöglich machte eine so feine Duftspur wie jene des Würgers zu finden, der sich vor einiger Zeit hier aufgehalten haben musste. Je länger sich Talery hier aufhielt, desto übler wurde ihr. Ihr empfindlicher Magen krampfte sich bereits zusammen, aber nicht zuletzt vor Eisblume wollte sie sich jene Blöße nicht geben. Daher bemühte sie sich nach außen keine Regung zu zeigen und jene Unantastbarkeit auszustrahlen, mit welcher Brianna sich umgab und auch ein Stück weit ihre Eltern an sich gehabt hatten. Nur war die junge Händlerstochter in der Hinsicht leider eine blutige Anfängerin. Dennoch zwang sie sich weiter ihr Geruchsorgan offen zu halten, aber sie brauchte es beim besten Willen nicht über sich auch noch die Macht als Verstärkung einzusetzen. Nicht hier. Zumindest Eisblumes Befragung trug Früchte! Der Barkeeper gab schließlich zu, dass dieser Leto Fel heute in der Küche gewesen war und dass auch ein anderer Mensch nach ihm gefragt hatte. Ob das jemand vom örtlichen Sicherheitsdienst gewesen war oder vielleicht auch ein anderer Gauner, spekulierte sie kurz. Aber dann ließ die Padawan ihre wenig zielführenden Überlegungen sein und folgte ihrer Meisterin artig in die Küche. In der Gegend wollte sie schließlich nicht allzu lange allein sein.

Es war kaum zu glauben, aber dort war der Gestank noch schlimmer. Was war das bloß? Hatten die hinter dem Haus eine eigene Müllkippe, auf der sie regelmäßig ihrer verschimmelten Abfälle warfen? Die Caamasi schüttelte sich sichtlich vor Ekel und Abscheu. Daher nahm sie die Küche selbst nur am Rande wahr. Es dauerte einen Moment, ehe sie ihre Sinne wieder beieinander hatte. Aber der Trandoshaner hatte gesagt Fel war vor kurzem hier. Also musste er auch noch zu riechen sein, sagte sie sich. Sie kannte ja seinen Körpergeruch. Daher ließ sie sich mit etwas Abscheu auf das Kommende in die Macht fallen und konzentierte sich ganz auf ihre in dem Fall leider exzellente Nase. Tatsächlich fand sie noch kurzem Würgen Nuancen von Fels Geruch.


"Die Geschichte des Barmanns scheint zu stimmen. Ich rieche Fel",

informierte sie ihre Meisterin. Allerdings wusste die Echani offensichtlich rein überhaupt nicht zu schätzen mit welchen Schwierigkeiten Talery hier zu kämpfen hatte. Aber was hatte sie auch erwartet? Zu Mitleid ihrer Padawan gegenüber schien die schnippische Echani momentan jedenfalls nicht zu sein, warum auch immer. Bei der weiteren in Augenscheinnahme anderes fanden die Jedi auch noch etwas anderes, verwischte lila Spuren, welche ebenfalls sehr sonderlich rochen. Es musste irgendeine Körperflüssigkeit sein. Die Caamasi tippte auf Blut und sie bejahte, dass sie in der Lage war dem zu folgen. Müll, Dreck und Fäkalien rochen ganz anders. Geruchsproben dafür gab es hier zu Genüge. Dennoch hatte sie keine Ahnung mit was für einem Wesen sie es hier zu tun hatten, einem Menschen jedenfalls nicht. Unterwegs begegneten sie dann einer Duro mit blaugrüner Haut, welche verletzt auf der Straße sah. Freiwillig würde dies vermutlich auch niemand tun, kam der Caamasi in den Sinn. Aber Brianna wäre keine Heilerin, wenn sie nicht für einen Moment inne hielt, um der Frau kurz zu helfen. Immerhin bekamen sie im Gegenzug die Information, dass sie ein riesiger Wurm umgerannt hatte, welcher einen Menschen im Schlepptau hatte, der mit der Beschreibung des Trandoshanerin identisch zu sein schien. Auch die lila Flecken, den sie momentan folgten hatte sie wohl gesehen.

"Ja, die Beschreibung passt. Sie müssten uns also direkt zu dem Würger führen",

antwortete Talery so sachlich wie ihr gerade möglich war. Einerseits bemühte sie sich nicht schnippisch zu klingen. Dies war nicht der Ort für solche Dinge. Und andererseits wollte die Padawan eigentlich gar nicht in die Nähe dieses psychisch gestörten Mörder. Aber dies war nun einmal ihre Aufgabe. Daher trottete Talery ihrer Meisterin in ihrer wenig unauffälligen Kleidung hinterher. Aber auch jene, denen sie nun folgten hatten zusätzlich zu der Blutspur sehr viel Aufmerksamkeit erregt, so dass es nicht schwer war ihnen zu folgen.

Das führte sie schließlich zu einer verfallenen Industrieruine, die nach alten Maschinen, ranzigen Schmiermitteln, ausgelaufenen Kühlflüssigkeiten und ähnlichem roch. Wieder so ein "lauschiges" Plätzchen, kam der Caamasi missmutig in den Sinn. Aber sie behielt die Bemerkung für sich, auch wenn es ihr schwer fiel. Brianna wusste ihre Gesellschaft momentan ja ohnehin kaum zu schätzen wie es schien. Erst Eisblumes Warnung riss sie aus ihren düsteren Gedanken. Sie hatten sie also gefunden? Letztlich überraschte sie das nicht, aber bei dem Wort Sith richteten sich alarmiert ihre Nackendaunen auf. Ihr schlimmster Alptraum schien wahr geworden zu sein! Hier waren Sith? Und sie suchten diesen wahnsinnigen Würger? Gut, er passte zu ihnen, nach dem was Talery über diese wusste, dachte sie sarkastisch. Aber dennoch sie folgte Eisblumes Anweisung. Alles was sie vor der Entdeckung durch die Sith schützte, war erstrebenswert. Daher war ihre Motivation dabei wesentlich größer als zuvor beim Lichtschwerttraining. Eisblumes Beispiel folgend konzentrierte sie sich auf ihr innerstes Selbst, dem Quell ihrer Macht. Wie die Jedi-Ritterin gesagt hatte stellte sie sich dann vor wie dieses immer kleiner und unsichtbarer wurde bis es fast mit ihrer herunter gekommenen, häßlichen graubraunen Umgebung verschwomm. Dennoch hielt sie dabei den Atem an. Es konnte ja sein, dass die Sith sie trotzdem zuvor wahrgenommen hatten.


"Ich bin getarnt,"

informierte sie Eisblume leise mangels besserem Wissen wie man dies unter den Jedi nannte. Sie fühlte sich trotzdem wie gelähmt, denn die Caamasi erwartete, dass der Mensch und der Wurm jeden Augenblick um die Hausecke gestürmt kamen, hinter der sie sich für den Moment verborgen hatten. Mit laut pochendem Herzen musste sie sich jedoch eingestehen, dass dies nicht der Fall war.

""Aber haben uns die zwei nicht gespürt? Wie kann das sein?"

In Gedanken hatte sie noch die Vorstellung von der Macht, dass jene ähnlich wie Raumschiffsensoren funktionieren mussten, zumindest bei erfahrenerem Machtnutzern. Seltsam, dass es hier anders war. Dennoch fragte sie sich unwillkürlich wie sie überhaupt eine Hilfe gegen zwei Sith sein konnte. Ja, sie konnte halbwegs leise schleichen. Aber was sollte sie tun, wenn sie die zwei erreicht hatten? Steine werfen? Alles, was ihr blieb war mit ihrer Umgebung arbeiten, überlegte sie. Vielleicht fand sie ja etwas, um die Sith abzulenken und Brianna einen Vorteil zu verschaffen. Zu mehr sah sich die ziemlich friedfertige Caamasi nicht in der Lage, während sie ihre Präsenz verschleiernd ihrer Meisterin näher zu den Sith folgte, wenn auch sehr ungern.

Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage - Leto Fel weiter weg, Chiffith und Janus in der Nähe, Brianna und Talery
 
Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage - Leto Fel weiter weg, Chiffith und Janus in der Nähe, Talery und Brianna

Talery sagte zwar nichts, doch Brianna konnte sowohl sehen als auch spüren, dass ihre Padawan Angst hatte. Sie wusste zudem, dass Angst vor den Sith ein wesentlicher Grund für sie gewesen war, eine Jedi zu werden. Gerade im Hinblick darauf kam dieses Aufeinandertreffen viel zu früh (obwohl es freilich bereits auf Denon soweit hätte sein können) und die Silberhaarige hätte lügen müssen, dass sie die Reaktion nicht verstehen konnte. Brianna selbst hatte nicht die geringste Angst vor einer Begegnung mit Sith, trotz der Tatsache, dass es ihr erstes Mal seit der Gefangenschaft wäre, dass sie auf welche träfe. Aber so dachte sie nicht. Nicht daran, besiegt, gedemütigt und fast getötet worden zu sein, nein. Die Gedanken in ihrem Kopf kreisten darum, ihre inzwischen weitaus größeren Machtfähigkeiten (und ihr Lichtschwert) in einem Duell gegen die Sith zu testen und was sie empfand, konnte man am ehesten als nervöse Vorfreude bezeichnen, wie ein Geburtstagskind, das wissen wollte, was in den Geschenken steckte. Dass man Duelle auch verlieren konnte, war eher theoretisches Wissen als konkrete Zukunftserwartung, zumal es keine seltene Eigenheit unter Echani war, selbst angesichts der Gewissheit des eigenen Todes ohne mit der Wimper zu zucken in ein Duell zu gehen. So weit wäre die 25jährige allerdings nicht gegangen.

Wenn ihr etwas Sorgen bereitete, dann die Möglichkeit, dass es sich Janus handeln könnte, ein Gedanke, der ihr nicht mehr aus dem Kopf ging, ganz egal, wie sehr sie sich mühte, ihn zu verwerfen. Ihre Gefühle ihm gegenüber waren immer noch mehr als ambivalent; sie hätte schlicht und ergreifend nicht die geringste Ahnung, wie sie mit ihm umgehen würde, und noch viel weniger, wie er auf sie reagieren würde. Ganz tief in ihrem innersten fürchtete sie sich auch davor, einen veränderten Janus zu sehen, noch stärker in der Dunkelheit gefangen als er es damals gewesen war. Letztendlich war es allerdings müßig, darüber zu spekulieren, solange sie nicht einmal wusste, ob es sich überhaupt um Sith handelte. Sie konnte genauso gut Leto Fel vorfinden, an dessen Machtsensitivität sie nicht die geringsten Zweifel hatten. Zwar hatte sie zwei Präsenzen gespürt, doch der gute Mann hatte ja auch mehrere Persönlichkeiten in seinem Kopf, oder etwa nicht?

„Ich kann verstehen, dass du Angst hast, versuche aber trotzdem, sie zu kontrollieren, anstatt dein Denken und Handeln von ihr beherrschen zu lassen. Ich bin schließlich bei dir,“

Beruhigte sie Talery, der es tatsächlich gelang, ihre Präsenz in der Macht spürbar zu verringern, was sie auch mit spürbarem Stolz verkündete. Zwar nicht ausreichend stark, doch auch Brianna beherrschte dies nicht gut genug, um mehr zu tun als einem Machtbenutzer, der auf der Hut vor ihr war, die Suche lediglich zu erschweren. In dem Fall hatte ihre Caamasi-Schülerin sich also ein ordentliches Lob verdient.

„Für einen ersten Versuch ist das ziemlich gut.“

Was die Padawan allerdings nicht verstehen konnte war, wieso die Sith sie nicht ebenso gespürt hatten. Zunächst musste Brianna ein wenig über diese naive Vorstellung von der Macht schmunzeln, um im Anschluss jedoch überlegen zu müssen, wie sie ihrer Schülerin die Wahrheit verständlich machte. Sie versuchte es, indem sie ein wenig mit ihrer Erklärung ausholte.

„Nur, dass sie Sinne besitzen, mit denen sie uns spüren können, heißt es nicht, dass sie uns tatsächlich wahrnehmen. Taris ist eine Stadtwelt. Es gibt Millionen von intelligenten Wesen um uns herum, und noch viel mehr andere. Du kannst auch sehen und siehst vielleicht ein bestimmtes Ding in einem vollgestellten Raum nicht. Oder bemerkst einen bestimmten Geruch unter einer Myriade anderer nicht. Die Macht ist kein Näherungssensor, der sofort Alarm schlägt, wenn sich etwas rührt. Wahrscheinlich rechnen sie überhaupt nicht mit unserem Kommen – oh, warte… nein, sie haben uns gespürt.“

Da sie sich selbst in der Macht versteckte, versuchte sie, ihre eigenen Aktivitäten darin auf ein Minimum zu beschränken, so dass eine der beiden Präsenzen komplett aus ihrer quasi passiven Wahrnehmung der Strömungen in der Macht um sie herum verschwand. Die anderere bewegte sich, sorgte aber noch genauso stark wie zuvor für Verwirbelungen in der Brianna wie ein erfrischender blauer Nebel erscheinenden Macht.

„Eine Präsenz ist verschwunden! Das könnte ein Ablenkungsmanöver sein. Versuch', dich auf den zu konzentrieren, der seine Präsenz verbirgt,“

Zischte die junge Jedi-Ritterin, und pirschte voran von Deckung zu Deckung, wovon es in diesem Areal. Alsbald konnte sie wieder eine leichte Bewegung in der Macht spüren, an beinahe unveränderter Stelle nahe der nach wie vor leuchtenden Präsenz, aber da konnte sie ihn auch schon sehen, hinter einem verbeulten Müllkontainer hervorlugend.

Es war tatsächlich niemand anderes Janus Sturn, jemand, der in einem anderen Universum und unter anderen Vorzeichen alles Potential gehabt hätte, der Mann ihrer Träume zu sein, und vielleicht auch mehr als das… aber leider nicht in diesem. Zu weit lagen ihre Vorstellungen, was ethisch und richtig war, auseinander. Sie hatte es ja nicht glauben wollen, doch ein Teil von ihr hatte ganz offensichtlich
gewusst, dass er hier war. Mit klopfenden Herzen erhob sie sich und ging auf den Halbechani zu, der vor der schweren Feuertür eines verfallenen Industriegebäudes stand und ein aktiviertes Lichtschwert in der Hand hielt, mutmaßlich sein eigenes. Ihretwegen? Briannas Hände machten keine Anstalten, sich zu ihren eigenen Waffen zu bewegen. Ihre Augen schweiften von Janus zum Ort der zweiten Präsenz und konnte erst auf den zweiten Blick das Wurmwesen (Chiffith) ausmachen, welches sich in einem Trümmerhaufen versteckt hielt. Mithilfe der Macht konnte sie auch den Rest von ihm wahrnehmen, und sie stellte fest, dass „fünf Meter langer Wurm“ viel kleiner klang, als es in der Realität war. Doch der Mann vor ihr war wichtiger.

„Na, wenn das nicht mein guter, alter Freund Janus ist!“

Begrüßte sie den Sith. Dem jovialen Klang ihrer Stimme zum Trotz war sie mehr als vorsichtig und bewegte sich wie eine Tigerin, als sie aus der Deckung hervortrat und sich ihm näherte. Etwas mehr als fünf Meter von ihm entfernt blieb sie si stehen, dass sie sowohl ihn als auch seinen Begleiter im Blick behalten konnte.

„Es ist lange her und ich müsste lügen wenn ich sagte, dass ich dich nicht vermisst hätte. Trotz allem, was zwischen uns steht, ist es nicht leicht, jemanden wie dich zu vergessen. Aber erzähl, was macht ein Mitglied des gehobenen tarisianischen Adels so tief in den unteren Ebenen? Wirst du nicht bei einer Cocktailparty in einem der Wolkenkratzer vermisst?“

Der Tonfall der Echani änderte nach und nach von freundlich-vertraut nach beiläufig-ironisch, was sich zu einem „leicht abwertend“ verstärkte, als sie sich auf das Wurmwesen bezog.

„Oh, und sag deinem wurmigen Begleiter bitte, er möge aus seinem Versteck herauskommen, ich tue ihm schon nicht weh. Was ist er überhaupt? Ich habe so eine Spezies noch nie gesehen und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich ihn für eine Art ausgefallenes Haustier gehalten. Er ist doch nicht etwa dein Schüler?“

Beim letzten Satz, als Brianna thematisch auf Janus zurückkam, wechselte sie klanglich wieder nach freundlich-aufgeschlossen. Doch jenseits des vorgeblichen Interesses ging es ihr vor allem darum, den Namen der Spezies und möglichst noch ein paar wissenswerte Details mehr zu erfahren. Nichts war schlimmer als ein unbekannter Gegner und obwohl sie glaubte, eine Menge Spezies zu kennen, war diese ihr völlig fremd.

Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Talery und Brianna
 
Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, in einiger Entfernung von dem Feuerschott - Darth Malace

Durch das Fernglas sah sie wie sich die Jedi mit Janus zu unterhalten schien. Durch das Richtmikrophon jedoch bekamen die Bewegungen der Lippen der Kontrahenten auch ihre dazugehörige Stimme. Die beiden schienen sich zu kennen- das war... interessant. Aber nicht so interessant wie der Auftrag ihres Meisters. Der Lord hatte ihr unmißverständlich klargemacht was für sie das Objekt der Begierde sein sollte. Warum, hatte er ihr vorenthalten, wie so oft. Sie verstand ohnehin selten die Beweggründe ihres Herren. Das mochte aber auch daran liegen das sie im Gegensatz zu ihm für das Kämpfen geboren worden war, er hingegen für die Intrige. Die muskulöse Frau kroch ein wenig vom Ende des Daches zurück. Das Equipment würde sie nicht länger benötigen, also ließ sie es an Ort und Stelle zurück. Der Folterdroide befand sich mehrere hunderte Meter entfernt, abseits der Gefahrenquelle zu der sie sich nun hinbegeben würde. Wenn sie Chiffith in ihre Gewalt gebracht hatte, würde sie ihn mittels des Droiden sedieren lassen und ihn dann in die Arme ihres Meisters führen. Was dann mit ihm geschah, hatte sie nicht weiter zu interessieren. Sie löste schon einmal den Sicherheitsverschluss ihres Gurtes um so schneller das Doppellichtschwert hervorzuholen.

In ihrem Eifer hatte sie sich einen Plan zurecht gelegt der ihren Meister sicherlich zufrieden stimmen würde. Sie würde zu der Gruppe als Verstärkung hinzustoßen, würde Janus weismachen dass der Rat der Sith geahnt hatte dass es schwierig werden würde im Angesicht sovieler Jedi die Mission zu Ende zu bringen, um dann im richtigen Moment Verrat an diesem zu üben. Zuerst würde man also die Jedi und dann den Sith töten. Chiffith würde entführt werden und sie würde in ihrem Rang weiter aufsteigen. Bei dem Gedanken spannten sich unweigerlich ihre Muskeln an. Doch sie konnte noch nicht auf die Macht als Gefährten zurückgreifen. Sie hatte ihre gesamte Präsenz verdunkelt. Dies gelang ihr, erforderte aber keine weitere offensive Inanspruchnahme der dunklen Seite.

Es hatte einiges an Aufwand gekostet- den beiden Sith bis Taris zu folgen. Der Sith Infiltrator hatte aber gute Dienste geleistet. Er war praktisch nicht auffindbar durch sämtliche bekannte Technologie. Somit hatte keiner der Sith ihren Eintritt auf Taris bemerkt gehabt. Dennoch stellte sie fest das ein Assasine wesentlich bewanderter in diesem Bereich gewesen wäre und es ihnen eher gelungen wäre- Tote zu vermeiden. Eine Wachte hatte sie entdeckt, sie war nun mal durchaus als Fremde erkennbar, und musste kurzen Prozess machen damit nicht binnen von Minuten der ganze Planet von ihrer Anwesenheit erfuhr. Aber das war nicht weiter von Belang. Es galt nun sich auf den Kampf vorzubereiten. Ohne die Macht zu nutzen, gelange sie in wenigen Minuten zu dem Feuerschott. Doch sie entschied sich weiterhin im Verborgenen zu bleiben- noch war es nicht an der Zeit zuzuschlagen. Es würde eine günstigere Möglichkeit geben und dabei konnte sie dann insbesondere den Überraschungseffekt ausspielen. Also saß sie im Schatten und... wartete.


Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, von dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Talery, Brianna und Darth Malace

/op: es steht euch frei sie in der Macht wahrzunehmen- sie ist nicht perfekt ^^
 
[Taris / planetare Stadt / Sektor 52 / Ebene 240 / 'Drunk Wookie' ] Mol und Kargash

Das gelbe Licht der Lampen spiegelte sich gespenstisch auf dem silbernen ‚Geschlossen‘-Schild, als Mol sich seelenruhig an den Tisch neben dem virtuellen Kaminfeuer und dem wurfmessergespickten Wookiekopf setzte. Seine kohlschwarze Haut bot einen starken Kontrast gegenüber der weißen Rüstung mit republikanischen und tarisianischen Insignien, sowie den hellgrauen Hörnern, die sich von seinem glänzenden Schädel in die Höhe reckten.

Gedankenverloren starrte er in die hellgelben Flammen und spielte mit dem Griff seines Blasters, der schräg gegen seinen Stuhl gelehnt stand. Kargash ließ sich heute Zeit mit den Getränken, dachte der Zabrak, doch da kam das Echsenwesen schon aus der Küche, in der einen Hand ein Tablett mit zwei Gläsern mit einer schwappenden blauen Flüssigkeit darin. In der anderen hielt er eine Flasche, in der sich wahrscheinlich Nachschub befand.

Irgendwie wirkte die Echse bei näherem Hinsehen angespannt und nervös. Zum Beispiel bemerkte Mol, dass die Hand mit der Flasche sich so fest um den Hals des Behälters geschlungen hatte, dass die Fingerknöchel ein helles grün angenommen hatten, sodass er fürchtete, das Glas würde unter der kräftigen Hand zerspringen. Was hatte Kargash so erregt? Etwa Mols Besuch? Doch sie waren Freunde und seine Besuche waren regelmäßig und willkommen. Etwas anderes musste passiert sein.

„Was ist los Kargash? Hat die Zählerin dir höchstpersönlich gesagt, du hättest keine Jaggarnath-Punkte auf deinem Konto mehr?“ Obwohl Mol ein Zabrak war, wusste er um die Kultur und Religion der Trandoshaner. Er war sogar selbst bekennender und praktizierender Gläubiger. Einer der Gründe warum er sich der Armee angeschlossen hatte.

Kargash schnitt eine Grimasse und setzte sich ebenfalls an den Tisch
„So ähnlich. Du erinnerst dich an den verrückten Mörder, der hier, neben der Bar eine Twi’Lek umgebracht hat?“

Mol hatte davon gehört. Wenn man an der Rakghoulgrenze lagerte und nicht grade Monster erschoss, gab es nicht viel zu tun als Tratsch auszutauschen „‘Türlich hab ich von dem gehört. Der…Brecher von Taris oder? Aber was ist mit dem? Haste Stress mit den Ermittlern?“

„Der Würger. Ja…Nein. Ermittler waren nicht hier. Dafür so ein dreckiger Mensch der Fragen gestellt hat. Und als hätte er es gewusst, kam der verdammte Mörder auch wieder. Saß in meiner eigenen Küche! Hat mir gesagt ich sollte alle die Fragen stellen, zu den Rakghoul schicken. Bei dem verfluchten Menschen hat es auch geklappt…später kam noch eine und da ist mir was rausgerutscht. Der Würger hat mir auch gesagt, sollte ich einen Fehler machen würde er mich umbringen und häuten“

Irgendwie wirkte es seltsam den sonst so starken und selbstbewussten Trandoshaner in dieser Weise über einen Menschen zu reden. Normalerweise hatte er, wie Mol und viele andere Bewohner der unteren Ebenen nur Verachtung übrig, für diese Emporkömmlingsspezies, die sich für so viel besser hielt, als der ganze Rest der Galaxis „Und? Es ist nur ein Mensch. Wenn er kommt dann zerdrückst du ihm einfach den dummen kleinen Schädel“

„Du hast ihn nicht getroffen. Du weißt nicht wie…er…ist. Darüber hinaus stand in der Zeitung, dass er weit stärkere Spezies als Menschen getötet hat. Auch Trandoshaner. Ich kann nicht riskieren meine Jaggarnath-Punkte zu verlieren“


Das stimmte. Mol hatte den Würger nicht getroffen. Er konnte sich jedoch beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein einfacher Mensch derart bedrohlich sein konnte. Obwohl er Zabrak und damit humanoid, er hasste dieses Wort, war er doch größer als die meisten Menschen und Vertreter seiner eigenen Spezies. Er hatte noch nichts getroffen, was ihm wirklich Angst eingejagt hatte. Selbst als ihm einst ein Rakghoul den Oberkörper aufgerissen hatte, hatte er nur Bewunderung für das große, krallenbewehrte Monster empfunden, das einst ein Mensch gewesen war. Auch heute, sah er in den auf Taris heimischen Monstern würdige Jagdobjekte und gute Jaggernath-Lieferanten. Bis jetzt hatte er allen Versuchungen widerstanden in die oberen Ebenen versetzt zu werden. Seine Berufung als Jäger war hier unten.
„Die Zählerin wird deine Flucht bemerken. Es wird dich viele Punkte kosten, wenn du der Jagd aus dem Weg gehst“

„Immerhin besser als alle zu verlieren, meinst du nicht, Mol?

Der Zabrak mochte die Echse. Immerhin war Kargash es gewesen, der ihm die Augen für die Macht er Zählerin geöffnet hatte. Er wollte nicht, dass sein Freund im Jenseits als Diener erwachen würde „Okay. Wenn du fliehen musst, dann mach diese Schmach wenigstens wett. Tritt meiner Einheit bei und jage mit mir Rakghoul!“ Mol hatte dieses Angebot schon so oft unterbreitet, dass er aufgehört hatte zu zählen. Er wollte nicht, dass sein Freund das Leben eines Schankwirts führte und nur wenig Punkte machte. Auch wenn der Trandoshaner in seiner Jugend fette Beute gemacht hatte, würde es nicht reichen, um im Jenseits hervorzustechen. Und so war er erleichtert und überrascht zugleich, Kargash nun endlich einwilligen zu hören: „Vielleicht ist das tatsächlich das beste…Aber soll mich der Mörder dort unten nicht sofort aufspüren?“

„Ganz einfach. Wir legen eine Spur, die von Taris herunterführt. Was den Rest angeht…es ist die Rakghoulgrenze. Niemand findet dort unten jemanden, der nicht gefunden will. Nichtmal dein brechender Freund!“

Kargash seufzte, als wollte er Mols Aussage kommentieren, sagte dann jedoch nichts, sondern nickte nur.

„Brauchst du irgendwas? Es ist am besten wenn wir sofort gehen“


Wortlos stand die Echse auf und verschwand in der Küche. Während er wartete, leerte Mol sowohl sein, als auch Kargashs Glas und schmatzte genüsslich, ob der guten Qualität des Branntweines, den der Trandoshanern nur Freunden vorsetzte. Dann kam auch schon Kargash zurück, in der einen Hand eine kleine Tasche und in der anderen zwei trandoshanische Zeremonienklingen.

„Also dann,“ sagte Mol beschwingt und sprang auf „In einer Stunde wirst du Rakghoul jagen!“ Ohne ein weiteres Wort setzte er seinen Helm aus und verließ, dicht gefolgt von Kargash, das ‚Drunk Wookie‘.

[Taris / planetare Stadt / Sektor 52 / Ebene 240 / 'Drunk Wookie' ] Mol und Kargash
 
[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52, Ebene 241*| alte Industrieanlage | Leto Fel weiter weg, Chiffith und Janus, Talery und Brianna in der Nähe

Wachsam und angespannt blickte sich Janus in der grauen und eintönigen Landschaft um, seine Machtsinne auf der Suche nach den zwei Präsenzen. Er hatte gehofft, dass Chiffith ihm vielleicht hätte sagen können, wo sich diese Wesen aufhielten, aber der Graf hatte wohl den Geruchssinn und die Machtfähigkeiten seines Begleiters etwas überschätzt. Offenbar wusste der Lamproid auch nicht, wie man seine Präsenz in der Macht verbarg und Chiffith entschied sich für eine etwas andere Art der Tarnung. Janus war beeindruckt davon wie ein so großes Wesen förmlich mit der Umgebung verschmelzen und fast unsichtbar werden konnte. Nur leider würde ihnen das gegen machtsensitive Gegner wenig nützen.

„Bleibt einfach versteckt und wachsam.“

Wies der dunkelhaarige Sith seinen Begleiter knapp an. Janus war optimistisch, dass er seine eigene Aura ganz gut verborgen hatte, wenn auch nicht so gut wie er es gerne hätte. Vielleicht konnten sie die Unbekannten ja so sogar etwas verwirren, denn Chiffith war nach wie vor ein Leuchtfeuer in der Macht. Konzentriert kniff Janus die Augen zusammen und suchte weiter, bekam aber bloß ein schwaches Echo. Nun war er sich ziemlich sicher, es mit Jedi zu tun haben, mit ausgebildeten Machtnutzern. Nur die konnten ihre Gegenwart derart gut verbergen, und ihre Aura fühlte sich nicht nach Sith an.

Diese Erkenntnis verkomplizierte die Lage natürlich erheblich und Janus begann sofort neue Pläne zu schmieden. Vielleicht konnten sie diese Jedi abschütteln oder sie in einen Hinterhalt locken. Seit seiner letzten Begegnung mit Jedi waren Janus Fähigkeiten erheblich gewachsen und er besaß nun ein Lichtschwert, und Chiffith würde wohl auch für Jedi ein überraschender und unvorhersehbarer Gegner sein. Dennoch war ein Kampf riskant, allein schon deswegen, weil Fel dadurch vielleicht entkommen könnte. Außerdem konnte Janus die Stärke dieser Jedi nur schwer einschätzen. Der Graf wollte einen Kampf lieber vermeiden und kein unnötiges Risiko eingehen.

Trotz seiner Wachsamkeit war es schwer die Jedi zu lokalisieren, auch wenn Janus glaubte, dass sie näher kamen. Aber wo genau waren sie ? Und warum waren sie überhaupt hier ? Entweder hatten er und Chiffith sich irgendwie verraten und die Jedi waren hinter ihnen her, was Janus aber für ziemlich unwahrscheinlich hielt, oder aber sie waren ebenfalls auf der Suche nach Leto Fel. Trotz ihrer geradezu lächerlichen Philosophie konnten auch die Diener der Hellen Seite eins und eins zusammenzählen und darauf kommen, dass der Würger von Taris machtsensitiv war. Der Graf war neugierig, was für Jedi es waren. Verächtlicher verzog er das Gesicht. Sicherlich zwei völlig verblendete Narren auf ihrem Kreuzzug für Frieden und Gerechtigkeit. Es war geradezu körperlich anwidernd.

Eine leichte Verschiebung in der Macht weckte seine Aufmerksamkeit. Eine der Jedi war nah, ganz nah. Suchend blickte sich Janus um, spähte in die Richtung, in der sich seiner Ahnung nach etwas bewegte und…


„Du….“

Flüsterte Janus, als er endlich sah, mit wem er es hier zu tun hatte. Die weißhaarige, in eine elegante silberfarbene Jedi-Robe gehüllte Frau war niemand anderes als Brianna, die Echani-Padawan, der er auf Loronar begegnet war. Erinnerungen blitzten vor ihm auf, Korriban, die Verhöre, die Flucht der Jedi…und die Anziehung, die es zwischen ihnen gegeben hatte und die nie wirklich verschwunden war. Für einen Moment war der Graf so überrascht, dass er sie lediglich schweigend ansah. Brianna sah stärker aus, reifer und selbstbewusster. Und sie war wunderschön, ein fesselnder und atemberaubender Anblick. Gebannt verfolgte er, wie sich die Echani von dem verbeulten Müllcontainer löste, den sie als Deckung benutzt hatte und sich ihm näherte. Deshalb also hatte sich die Aura so bekannt angefühlt.

Nach einigen Sekunden befreite sich Janus aus seiner überraschten Starre. Schön oder nicht, Brianna war eine Jedi und ein Problem. Er hatte auf Korriban versucht sie auf die Dunkle Seite zu ziehen und war gescheitert, hatte sich von ihr sogar blamieren lassen. Diesen Fehler würde er nicht wiederholen. Er war nicht so dumm sich wegen einer Frau von seinem Weg zur absoluten Macht abbringen zu lassen, und schon gar nicht von einer Jedi.

Sorgfältig behielt Janus die silberhaarige Jedi im Auge, sein aktiviertes Lichtschwert fest in der Hand und einsatzbereit. Brianna bewegte sich mit der natürlichen, vorsichtigen Eleganz einer echten Echani, bis sie schließlich etwa fünf Meter von ihm entfernt zum Stehen kam, ihn mit ihren blauen Augen anblickte und ihn jovial als ihren guten alten Freund ansprach. Sie schien nicht vorzuhaben ihn anzugreifen und war mindestens ebenso vorsichtig wie er. Erst jetzt hielt es Janus für angemessen, seine Wachsamkeit ein klein wenig zu verringern, er richtete sein Lichtschwert auf den Boden. An Briannas Robe hatte er ebenfalls eine solche Waffe bemerkt. Das hieß wohl, dass sie befördert worden war. Noch ein Grund mehr, wachsam zu sein.

Der Sith schenkte Brianna ein seltenes echtes Lächeln, eine feine, höfliche Veränderung seiner Mundwinkel und fixierte sie mit seinen wachen grünen Augen, ohne vor ihrem Blick zurückzuweichen. Seine Stimme war fest und sicher und klang beinnah so jovial wie die der silberhaarigen Jedi.


„Hallo, Brianna. Ich habe seit unserer letzten Begegnung auf Korriban stets gehofft, dass sich unsere Wege erneut kreuzen. Und siehe da, hier bist du wirklich. Was für ein wunderbarer und erfreulicher Zufall.“

Janus grüne Augen glitzerten in dem schwachen Licht der Sonne von Taris. Interessiert hörte der Krieger zu, als Brianna davon sprach, dass sie ihn vermisst hatte, bevor sie ihn scherzhaft fragte, was denn ein Adeliger wie er hier unten machte. Janus war von ihren Worten etwas überrascht und nicht sicher, was er davon halten sollte. Brianna besaß eine scharfe Zunge und war Ironie gegenüber nicht abgeneigt, aber er wusste auch, dass die Jedi durchaus gewisse Gefühle für ihn gehegt hatte. Tat sie das noch immer ?

„In der Tat, viel zu lange. Deine charmante Gegenwart war mir viel zu lange verwehrt. Und da du gerade von Cocktailpartys sprichst, wie wäre es, wenn wir diese Einöde hinter uns lassen und du mich nach oben begleitest ? Ich fürchte nur, dass du deine Robe gegen etwas passenderes tauschen müsstest. Es wäre mir eine Ehre, dir als meiner reizenden Begleitung auch ein angemessenes Kleid zu schenken.“

Erwiderte Janus und präsentierte sein charmantestes Lächeln. Der Sith hatte das Gefühl, dass Brianna in einem Kleid zwar wunderschön aussehen würde, aber schon nach fünf Minuten einen Trainingsanzug verlangen würde. Immerhin war ihre Robe recht ansehnlich, kein hässliches Braun oder Grau. Das ging wohl bei Jedi als elegante Aufmachung durch. Der ironische Tonfall Briannas war ihm nicht entgangen und so hatte er sich diesem angepasst, ohne auf ihre Frage zu antworten. Stattdessen zuckte er beiläufig mit den Schultern und grinste schief, während er Brianna ausgiebig betrachtete.

„Nun komm schon, Brianna. Du bist zu schlau um nicht zu wissen, weshalb ich hier bin. Und ich weiß natürlich auch, weshalb du hier bist. Es scheint mir allerdings beinnah so, dass wir beide etwas viel interessanteres gefunden haben als das, weswegen wir ursprünglich hierher kamen. Wie gefällt dir übrigens meine Heimatwelt, hm ? Aber bitte beurteile sie nicht ausschließlich aufgrund dieser scheußlichen Unterstadt.“

Janus entging natürlich nicht, dass Brianna schon fast abwertend klang, als sie auf Chiffith zu sprechen kam. Sie schien sehr neugierig zu sein, was den Lamproiden anging. Zweifellos wollte sie herausfinden, mit was sie es hier zu tun hatte und wie gefährlich sein Begleiter war. Nun, Janus hatte nicht vor ihr alles auf dem Silbertablett zu servieren. Mit gespielter Empörung rümpfte er die Nase.

„Also wirklich, Brianna. Der „Wurm“ hat einen Namen und ein sensibles Gefühlsleben. Du könntest ihn trotz seines Aussehens durchaus mit etwas Respekt behandeln. Er ist zwar nicht mein Schüler oder mein Haustier, aber ich fühle mich dennoch für ihn verantwortlich.“

Der Sith lächelte dünn und hob eine Hand.

„Kommt heraus, Chiffith. Und versucht bitte, diese reizende Jedi und ihre Begleitung nicht zu fressen. Das wäre wirklich zu schade.“

Janus bereitete es durchaus Vergnügen Brianna mit ihren Fragen ins Leere laufen zu lassen und sie etwas zu triezen. Es war ein unterhaltsamer Zeitvertreib und vor allem konnte er die Jedi so ohne Kampf beschäftigen, während er sich etwas überlegte. Er musste einen Weg finden die Jagd auf Fel fortzusetzen.

Der Blick des Kriegers fiel nun auf Briannas Begleiterin, die sich in einigem Abstand hinter der Echani verbarg. Die Aura des gefiederten Wesens fühlte sich schwächer an. War sie vielleicht Briannas Padawan ? Mit seinem freundlichsten Lächeln trat Janus einen Schritt zur Seite und begab sich so ins Blickfeld der anderen Jedi, deutete eine leichte Verbeugung an und lächelte dann Brianna zu.


„Wie ich sehe bist du nicht allein gekommen. Aber warum versteckt sich deine Begleiterin denn so ängstlich hinter dir ? Ist sie deine Padawan, hm ?“

Janus überlegte kurz, dann deaktivierte er sein Lichtschwert und entspannte seine Haltung etwas. Im Notfall konnte er dennoch sofort losschlagen, aber wenn irgendwie möglich wollte er einen Kampf umgehen. Freundlich wandte er sich an die gefiederte Jedi mit dem bemalten Schnabel und der eleganten Kleidung und hob seine Stimme etwas, höflich und beruhigend.

„Hallo, junge Jedi. Es gibt absolut keinen Grund sich vor mir zu fürchten.“

Janus Lächeln enthüllte seine weißen Zähne und strafte diese Aussage Lügen, aber es machte ihm Spaß, die Padawan einzuschüchtern. Und da sich Chiffith bereits drohend hinter ihm aufbaute war dies auch kein Problem.

„Erlaubt mir, mich vorzustellen. Ich bin Graf Janus Sturn, Geschäftsmann, Sith…und ein alter Freund eurer Meisterin Brianna hier. Sehr erfreut. Verzeiht meine Neugier, aber welcher Spezies gehört ihr an ? Fosh ? Caamasi ? Es ist immer wieder ein Vergnügen, neue Spezies kennen zu lernen.“

Das waren die einzigen Spezies, die Janus spontan einfielen und bei letzterer wusste er kaum mehr als Gerüchte über eine vogelartige Spezies. War da nicht etwas mit ihrer Heimatwelt gewesen ? Nun gut. Janus richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Brianna.

„Sie ist etwas schüchtern, nicht wahr ? Ein ziemlicher Gegensatz zu dir, Brianna. Du hast dich nie vor etwas gefürchtet, nicht einmal auf Korriban. Das bewundere ich. Jetzt gibt es nur ein kleines Problem: So sehr ich mich auf über dieses Wiedersehen freue, ich und Chiffith haben zu tun. Und du und deine Begleiterin haben das gleiche Ziel wie wir. Wie lösen wir also dieses…Problem ?“

Fragte Janus sanft. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie sich die Jedi entscheiden würden. Eine dieser Möglichkeiten würde es ihm erlauben, die Jagd auf Fel fortzusetzen, die andere würde ihn garantiert Zeit und vielleicht auch sein Leben kosten. In Kämpfen konnte so viel passieren. Der Graf fragte sich, ob Brianna die gleichen Überlegungen durch den Kopf gingen.

[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52, Ebene 241*| alte Industrieanlage | vor dem Feuerschott | Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Talery und Brianna
 
Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Darth Malace (NPC), Talery und Brianna

Eisblumes leise, beruhigende Worte halfen Talery nicht viel angesichts der ihrer Ansicht nach geballten Präsenz der Sith. Dabei spürte sie jene Sith, die das Geschehen aus einiger Entfernung beobachtete (Darth Malace) nicht einmal ansatzweise. Die junge Caamasi war voll und ganz damit gefordert ihre eigene Präsenz zu verschleiern. Immerhin war sie ja auch noch ziemlich unerfahren. Das Lob ihrer Meisterin allerdings freute sie. Jedoch hatte die Padawan selbst langsam den Eindruck, dass sie sich bei Machttechniken, die eher geistiger Natur waren leichter tat diese zu erlernen als wenn Körpereinsatz involviert war. Daher machte sie sich möglichst klein an ihrem Hauseck, damit sie auch ja unentdeckt blieb, während sie Briannas erklärenden Worten bezüglich der Machtwahrnehmung generell zuhörte. Das hatte sie also ziemlich falsch aufgefasst, kam ihr in den Sinn und sie hoffte dabei innigst, dass ihr bei der kommenden Begegnung nicht noch weitere mögliche Fehler oder Fehleinschätzungen schmerzhaft vor Augen geführt würden. Eisblume zischte ihr noch eine letzte Anweisung zu, dann schlich sie von dannen. Mit offenem, rotlackiertem Schnabel sah sie der Echani nach. Sie ließ sie also doch einfach so hier zurück? Andererseits war ihr irgendwo auch klar, dass Eisblume nicht ständig Händchen haltend neben ihr sitzen konnte. Dennoch war Talerys erste Begegnung mit dem Sith für sie schon ein ziemlicher Schock. Ihre Furcht vor ihnen konnte sie deswegen auch nicht mal ansatzweise verbergen.

Daher war es für die junge Padawan gar nicht so schlecht, dass ihr die Jedi-Ritterin noch eine Aufgabe aufgetragen hatte, da eine der Sithpräsenzen wohl ebenfalls verschwunden zu sein schien, genau wie es Brianna und Talery im Rahmen ihrer Möglichkeiten gemacht hatten. Aber groß damit beschäftigen konnte sich die mit Daunen übersähte, fragile Vogelfrau nicht, denn plötzlich erhob sich Eisblume wie es schien völlig grundlos und gab ihre Deckung auf. Sie spazierte auf einen der Sith zu und begrüßte ihr gar mit seinem Namen, Janus. Auch auf den Tonfall ihrer Meisterin konnte sich Talery keinen Reim machen. War der schwarz und halbwegs elegant gekleidete Mensch tatsächlich ein Bekannter oder gar Freund von ihr? Wie konnte das sein? Die Verwirrung der Caamasi konnte man fast mit Händen greifen und sie glaubte irgendwie gar nichts mehr zu verstehen. Auch fragte Brianna nach dem Wurmwesen und die Padawan hoffte dabei inständig, dass dieses vielleicht ebenso wenig begabt war in Sachen Kämpfen wie sie. Sonst fürchtete sie, dass ihr ihr letztes Stündlein bald schlagen könnte.

Tatsächlich erwiderte der Sith - Talery traute ihren Ohren dabei kaum - den Gruß ihrer Meisterin. Allerdings klang das erwähnte Korriban irgendwie böse und brachte bei der Caamasi ein paar leichte Assoziationen mit Dunkelheit und dem Gefühl dort besser nie sein zu wollen zu Tage. Also mussten die beiden definitiv schon eine Begegnung gehabt haben. Allerdings klang ein Großteil von Janus Worten deplaziert. Er faselte etwas von Eisblume und ein Kleid tragen. Er wünschte sich eine Jedi als Begleiterin? Was sollte das? Das zu verarbeiten überforderte Talery jedenfalls für den Moment. Leider sprang der gebürtige Tarisianer wie er enthüllte dann nicht darauf an zu erklären was der Wurm eigentlich für ein Wesen war. Also war weiterhin alles offen, registierte die Caamasi, deren Aufmerksamkeit gebannt auf Brianna und Janus gerichtet war. Dass der Wurm, Chiffith genannt, von dem anderen Sith aufgefordert wurde seine Deckung zu verlassen machte die Angelegenheit nicht besser. Das blutende Wesen war ja riesig. Dieses musste sie ja schon allein aufgrund seiner Körpergröße leicht zerdrücken können, kam ihr in den Sinn. Panik stieg in ihr auf angesichts der bizarren Situation. Sie allein hatte also keinerlei Chance dies zu überleben. Die Caamasi wollte sich am liebsten schon ein Loch suchen, in dem sie sich verkriechen konnte, um die ganze Situation auszusitzen, egal wie sie danach stank. Aber es wurde noch schlimmer.

Kurz darauf sprach Janus sie an, nachdem er ein paar Schritte zur Seite gegangen war, um sie zu sehen. Angesichts Talerys unpassender Kleidung für diese Gegend war das aber auch keine Kunst. Ihre helle Hose und das zum Schnabellack vom rot her passende Oberteil, eine raffiniert schimmernde Tunika stachen ziemlich deutlich aus dem Graubraun dieser dreckigen und stinkenden Umgebung heraus, von ihren wunderschön perlmuttfarben schimmernden Daunen ganz zu schweigen. Nur ihre anthrazitfarbenen Stiefel waren noch halbwegs unauffällig, aber das war auch alles. Den in ihrer Panik letzten verbliebenen Rest von Würde und Anstand zusammenraffend erhob sie sich steif. Eisblume stand schließlich auch völlig offen da, sagte sie sich. Mit heller und leicht zittriger Stimme, die sich nach und nach verfestigte antwortete Talery und verschränkte dabei die dreifingrigen, mit Krallen besetzten Hände vor der mageren Brust.


"Nun, leider war es für mich kein Vergnügen Ihre Heimatwelt kennenzulernen, Sith. Allein dieser Gestank ist entsetzlich."

Dabei rümpfte sie sichtlich ihren Schnabel.

"Dennoch, ich will nicht unhöflich sein. Ich bin Talery It'Kles und in der Tat Briannas Padawan."

Jedoch überhörte sie die Frage nach ihrer Spezies absichtlich. Schließlich hatte Janus es auch abgelehnt Genaueres über seinen Begleiter zu enthüllen außer seinem Namen. Langsam legte sich bei der Caamasi die Panik wieder. Immerhin stand sie noch und ihr war noch nichts Böses geschehen, selbiges galt für Eisblume.

"Aber wie wir diese Begegnung lösen? Taris ist eine republikanische Welt. Sie sind Sith. Sie haben laut Gesetz hier nichts verloren. Verschwinden Sie und lassen Sie uns unsere Arbeit tun."

Das war zwar teilweise ein Bluff und Talery hatte auch nicht den blassesten Dunst wie dies bei den Sith ankam, aber sie probierte es trotzdem tapfer. Die Caamasi war sich zudem relativ sicher, dass es bestimmt irgendwo geregelt war, dass keine Imperialen oder noch schlimmer Sith keine entkommenen Häftlinge mit sich nehmen durften. Dieser Würger von Taris gehörte schließlich hinter Schloss und Riegel.

Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Darth Malace (NPC), Talery und Brianna
 
[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52 | Ebene 241 | Industrieruine | Letos Versteck | draußen vor dem Feuerschott] Chiffith, Janus Sturn, Brianna Kae, Talery It'kles; Leto Fel im Innern; Darth Malace in der Nähe

Chiffith steckte nicht lange in dem Schutthaufen, als der Feind sich blicken ließ. Allerdings sah die Person, die sich ihnen näherte, gar nicht wirklich wie ein Feind aus. Es handelte sich um eine humanoide Frau mit weißem Haar und einer Kleidung, die ebenso deplaziert in dieser Gegend wirkte wie die von Janus.

Und dann ging es wieder los. Das Geschwätz. Offenbar war es die größte Leidenschaft des Grafen, zu beweisen, wie gut er mit der Sprache umgehen konnte. Und wieder einmal fand er jemanden, der ihm bereitwillig dabei half. Was hatten Worte nur an sich, dass sie auf Humanoide so eine Wirkung hatten? Wahrscheinlich hätte Chiffith den Dialog, der seiner Ansicht nach ebenso absurd und sinnlos war wie der zwischen Sturn und Leto Fel, schon nach den ersten zwei Sätzen unterbrochen, wenn er nicht etwas beinhaltet hätte, über das er nachdenken musste. Die Fremde konnte nichts anderes sein als eine Jedi, dessen war er sicher, auch wenn er nicht genau wusste warum. Dennoch kannte sie Janus. Dieser hatte auf dem Hinflug erzählt, dass ihm seine wirtschaftliche Macht einst von Jedi genommen worden war und er es sich zu seiner Aufgabe gemacht hatte, dafür Rache zu nehmen. War die Weißhaarige an dieser Sache beteiligt gewesen? Dann versprach diese Begegnung wirklich interessant zu werden. So oder so schien es hier um eine persönliche Angelegenheit zu gehen. Allerdings nicht für den Wurm. Ihm ging es einzig und allein um seine Beute.

Nach und nach brachten beide Seiten ihre Figuren in Stellung. Brianna machte klar, dass sie Chiffiths Versteck bemerkt hatte, und auf seine Aufforderung hin verließ der Lamproid es, um sich in all seiner Stattlichkeit zu zeigen. Ihm entging dabei trotz seiner begrenzten Sprachkenntnisse und noch begrenzteren Menschenkenntnis nicht, dass die Humanoide ihn mit ebenso Geringschätzung betrachtete wie höhergestellte Sith, die ihn ebenfalls schon abfällig als Tier bezeichnet hatten. Doch damit konnte sie ihn nicht aus der Fassung bringen. Vielleicht war er ja ein Tier. Aber ein Raubtier. Und das konnte sie von sich nicht sagen: Sie war von Geburt wegen Beute, und wenn die Macht nicht wäre, hätte sie Zeit ihres Lebens keine Chance gehabt, über diese Rolle hinauszuwachsen. Wenn hier einer Grund für eine abschätzige Meinung über das Gegenüber hatte, dann war es sicherlich nicht sie.

Auch die Begleiterin der Jedi machte wenig her. Sie gehörte einer seltsamen Spezies mit ebenfalls humanoidem Körperbau, aber flaumigem Hautbewuchs und langer Schnauze an. Chiffiths Zunge zuckte in ihre Richtung, um ihren Geruch aufzunehmen. Die Kombination aus Aussehen, Wärmebild und Duft bestätigte seine Vermutung, dass er so einem Wesen noch niemals begegnet war. Aber es wirkte weder besonders stark noch entschlossen. Dennoch: Wenn es ein Jedi war, ließ das Äußere nur begrenzte Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit zu.

Aber Chiffith hatte sich seinerzeit an Kezia herangewagt. An eine gefährliche, mächtige Sith-Inquisitorin. Zu einem Zeitpunkt, als er noch keine einzige Lektion in der Verwendung der Macht erfahren hatte, ohne die Chance sie zu verwenden oder sich gegen sie zu verteidigen. Damals war er fast gestorben. Aber nur fast. Gemeinsam mit Darth Draconis hatte er sie bezwungen. Sie war längst tot - gepfählt auf dem Dach des Jeditepmels - während er noch immer hier war. Die Zeit, in der sie verfault und von Aastieren gefressen worden war, hatte er damit verbracht, sich weiterzuentwickeln. Und nun, da er wieder Lichtschwertschwingern in einer vermutlich bald blutigen Begegnung gegenüberstand, war Chiffith zu Dingen in der Lage, von denen er seinerzeit nur träumen konnte. Er fürchtete die Konfrontation mit den Jedi nicht.

Besser gesagt: Er fürchtete sie, aber er war in der Lage, die Sorge um sein Leben in etwas anderes, besseres zu verwandeln. In eine tief sitzende, köchelnde Blutgier. Schon vor Jahren hatte es ihn stark gemacht, sich in Gefahr zu begeben. Je bedrohlicher die Situation, um so mehr war er über sich hinausgewachsen. Heute verstand er besser, was dabei vor sich ging. Angst führt zu Zorn, Zorn führt zu Hass. Hass verleiht Stärke.

Als das flaumige Ding das Wort ergriff, um von den Sith zu verlangen, dass sie verschwanden, schlängelte er sich um Janus Sturn herum nach vorne. Obwohl sein Fauchen einer grimmigen Erheiterung entsprang und dementsprechend emotional gesehen so etwas wie ein hämisches Lachen war, musste es extrem aggressiv klingen, vor allem, da es von den Betonwänden ringsum zurückgeworfen und verstärkt wurde.


»Das Gesetz ist mir egal«, knurrte er in stark akzentuiertem Basic. »Steht nicht zwischen dem Jäger und der Beute!«

Er unterbrach nur gerne eine Jagd. Es gab nur zwei Situationen, in denen er wohl oder übel von einer noch nicht erlegten Beute abließ. Entweder wenn er dem Tode nahe und eine Niederlage wirklich unausweichlich war - das war hier nicht der Fall. Oder wenn ihm eine andere, noch verlockendere Beute begegnete und er sich entscheiden musste, welcher von beiden er lieber nachstellen wollte. Dies schien eine solche Situation zu sein. Er wusste nicht, wie Janus darüber dachte, aber Chiffith hatte nichts dagegen, hier und jetzt gegen die Jedi zu kämpfen, bis eine von beiden Seiten tot war.

[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52 | Ebene 241 | Industrieruine | Letos Versteck | draußen vor dem Feuerschott] Chiffith, Janus Sturn, Brianna Kae, Talery It'kles; Leto Fel im Innern; Darth Malace in der Nähe
 
[ Taris / planetare Stadt / Sektor 52 / Ebene 253 / Rakghoulgrenze ] Moarr, andere Soldaten, sowie angreifende Rakghoul

Mit ohrenbetäubendem Brüllen und Kreischen stürmten die Ehemals-Menschen die dunkle Treppe hinauf. Von den Wänden und der Decke zurückgeworfen und vielfach verstärkt mischte sich das Knattern von Blasterfeuer in die Geräuschkulisse, als Moarr und seine Kameraden die Abzüge ihrer Waffen betätigten und rote Todesstahlen auf die wildgewordenen Monster hinabregnen ließen. Das Brüllen und Kreischen hielt noch einen Moment an, wurde sogar noch eine Spur lauter und schriller, doch dann verwandelte sich das Getrappel von vielen Füßen auf Durabeton zum Geräusch des Aufschlags halb so vieler Körper auf demselben Material.

Erleichtert atmete Moarr auf und öffnete mit klammen Fingern den Verschluss seines Helms, der sich mit einem Zischen löste, um sich mit einer weiß behandschuhten das krause, graugrüne Fell aus den Augen zu wischen. Obwohl er Angriffe wie diese schon zur Genüge erlebt hatte, schafften sie es immer noch ihm eine Nunahaut über den Rücken zu jagen. Diese Position war zwar nichts verglichen mit den großen Schlachten auf Seiten des Imperiums, aus denen er und sein Klan erst kürzlich hervorgegangen waren, doch es war definitiv etwas anderes auf republikanische Truppen im Vollbesitz ihrer Geistigen Kräfte zu schießen, als an der Rakghoulgrenze auf Taris auf wildgewordene Ehemals-Menschen zu kämpfen.

Noch vor fünf Jahren hätte er nicht zu träumen gewagt jemals aus der hierarchischen Gesellschaft der Duloks auf Endor und dem ewigen Kampf gegen die Ewoks herausgerissen zu werden. Noch viel weniger hätte er daran gedacht mitsamt einiger naher Verwandten, wie zum Beispiel seinem Bruder, von der imperialen Armee eingezogen zu werden, in einen gänzlich neuen Klan eingegliedert zu werden und dann sogar Seite an Seite mit Ewoks zu kämpfen und zu fallen. Zunächst hatten er und sein Bruder sich gefragt, welchen militärischen Nutzen das Imperium aus der Rekrutierung kleiner, schwacher und vor allem primitiver Spezies wie Ewoks und Duloks ziehen konnten, doch das war bald klar geworden. Die leisesten und verschlagendsten wurden zu Spionen. Der Rest wurde Kanonenfutter.

Doch Moarr, sein Bruder und der Großteil seines neuen Klans hatten überlebt. Sie hatten so lange durchgehalten wie es nötig war, waren zum Zeitpunkt des Waffenstillstands an der richtigen Grenze gewesen. Mykr. Dort war ihnen schließlich zusammen mit einem kleineren Ewokklan die Flucht in den nicht-imperialen Raum nach Wayland gelungen, von wo sie es über Concord Dawn und Mandalore nach Vanquo und damit endlich in die Republik geschafft hatten. Von dort hatte die Reise eigentlich nach Phindar und von dort aus irgendwann nach Mon Calamari gehen sollen, doch das Schicksal hatte es anders gewollt. Auf Vanquo hatte die Reisegesellschaft einen Toydarianer getroffen, der ihnen zu einem ‚Freundschaftspreis‘ ein Schiff verkauft hatte, dass sie bis nach Mon Calamari bringen sollte. Rein zufällig hatte der Kauf des Schiffs sämtliche Finanziellen Mittel der Reisegruppe aufgezehrt. Zu allem Überfluss stellte sich dann im Orbit auch noch heraus, dass das Schiff zwar Hyperraumtauglich war, jedoch maximal noch drei Parsecs überleben würde. Phindar war zwar noch in Reichweite, doch winkte dort dem mittellosen Ex-Endorbewohnern ebenfalls kein Glück, da auf Phindar, trotz republikanischem Hoheitsgebiet, die Hutten und damit Sklaverei omnipräsent war. Wäre man also nach Phindar geflogen, wären Moarr und sein Klan zu diesem Zeitpunkt die Leibwachen irgendeines fetten Schleimklumpens.

Es gab zwar noch andere umliegende Welten, doch keine schien ein gutes Ziel und Perspektiven zu bieten. Keine außer Taris. Auf solch einer vor Leben wimmelnden Welt würde sich doch sicher etwas finden lassen, um die Reisen und den Neuanfang auf Mon Calamari zu ermöglichen. Also waren Duloks und Ewoks nach Taris geflogen, wo sie Mittellosigkeit und Rassismus der Herrschenden Menschenklasse umgehend in die Unteren Ebenen verbannt hatte. Die unteren Ebenen – der Ort mit sogar noch schlechteren Perspektiven als auf Vanquo, Mandalore, Phindar, Botajef und Bandomeer zusammengenommen.

Die einzige Möglichkeit hier unten Geld zu machen, war einen Laden aufzumachen, kriminell zu werden, oder eben der Armee und ihrem immerwährenden Kampf gegen Rakghoul beizutreten. Die Wahl war nicht schwer gefallen. Um einen Laden aufzumachen brauchte es Kontakte. Kriminalität hatten die Klanoberhäupter von Ewoks und Duloks gleichermaßen untersagt, also war nur noch die Armee geblieben. Alle kampffähigen Männer und Frauen beider Klans schwangen nun gleichermaßen einträchtig Blaster und Vibroklinge unter dem Banner der Republik, um möglichst bald von diesem rakghoulverseuchten Brocken herunterzukommen.

Ein gebrüllter Befehl riss Moarr schließlich aus seinen trüben Gedanken. Der Kommandant seiner Einheit, ein kohlschwarzer, über zwei Meter großer, Zabrak war auf die mittlere Barrikade aus Sandsäcken gesprungen und erteilte nun mit donnernder Stimme Befehle. Etwas irritiert fragte Moarr sich wann der Zabrak von seiner Pause wiedergekommen war. Normalerweise blieb er für mindestens zwei Stunden einige Ebenen über seinen Soldaten. Wo, wusste Moarr nicht. Doch heute war sein Kommandant nur eine halbe Stunde fort gewesen.

Doch das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war nun, seine Arbeit gründlich zu verrichten, um sich am Ende des Monats keine Kürzungen des eh schon lächerlich mickrigen Gehalts einzufangen. Also sprang er auf und half seinem Partner, einem für die Verhältnisse seines Volkes kleinen Wookiee das große Flutlicht in ihrem Blasternest aufzustellen, dass dem Säuberungstrupp den Weg leuchten würde, der sich binnen kurzem aufmachen würde, die toten Rakghoul von der Treppe zu räumen. Mit ein wenig Bitterkeit dachte Moarr bei sich, dass er der einzige war, der keinen Dulok oder Ewok zum Partner bekommen hatte. Zu allem Überfluss sprach er kein Shyriiwook, was die Konversationen auf ein Mindestmaß beschränkte.

Während Moarr dem Wookiee ächzend half die große Lampe aufzurichten, fiel sein Blick erneut auf den Kommandanten, der nach wie vor Befehle brüllte und entdeckte ein unbekanntes Gesicht, dessen Besitzer neben dem Zabrak auf der Sandsackbarrikade stand. Es handelte sich dabei um einen Trandoshaner, den Moarr noch nie zuvor gesehen hatte. An sich war dies noch nichts Besonderes. Der Einheit wurden ständig neue Soldaten als Ersatz für die Gefallenen zugeteilt, doch seines Wissens hatten sie seit zwei Wochen keinen Verlust mehr hinnehmen müssen. Nicht zuletzt war dies den Qualitäten ihres Kommandanten zuzuschreiben.

Suchend blickte Moarr sich um, ob nicht doch jemand fehlte, doch er sah alle an ihrem Platz, die auch gestern schon dagewesen waren. Warum war dieser Trandoshaner also hier? Moarr wusste es nicht und würde es wohl nicht erfahren. Kommandant Mol würde er mit Sicherheit nicht fragen.

Dann waren alle soweit. Die Lampen standen und waren aktiviert. Die Aufräumtruppe wurde zusammengestellt und machte sich schon auf den Weg. Dieser Tag würde wahrscheinlich genauso werden wie gestern, oder vorgestern, oder alle Tage die gewesen waren, seitdem sein Klan der Armee beigetreten waren.

Was Moarr jedoch nicht wusste, war, dass just in diesem Moment die Leichen eines Duloks und eines Ewoks an einer unbewachten Treppe gefunden hatten…


[ Taris / planetare Stadt / Sektor 52 / Ebene 253 / Rakghoulgrenze ] Moarr, andere Soldaten, Mol und Kargash weiter entfernt
 
Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Darth Malace - Chiffith, Janus, Talery und Brianna

Briannas Einschätzung nach war die Lockerheit, mit der Janus sie begrüßte, lediglich gespielt, allerdings freute er sich wohl tatsächlich, sie zu sehen. Kein Wunder – sie hatte vermutlich mehr Grund, negative Gefühle gegen ihn zu hegen und spürte bereits die Schmetterlinge im Bauch. Er wusste, dass sie ihn bereits ein Mal nicht getötet hatte, als sie die Chance dazu gehabt hatte, was sie umgekehrt von ihm nicht behaupten konnte. Hauptsächlich wurden ihre Gefühle allerdings von einer verklärten, rosaroten Version der tatsächlichen Ereignisse auf Korriban beherrscht. In der Retrospektive wirkte ihre gemeinsame Zeit auf Brianna geradezu romantisch, insbesondere der finale Kampf um Freiheit oder Tod, auf eine verrückte Weise, wie nur eine Echani es sehen konnte.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite,“

Erwiderte Brianna und lächelte vorsichtig und verlegen wie selten, aber nur für einen Moment, bis sie sich wieder in einem schützenden Kokon zur Schau gestellter Selbstsicherheit verbarg. Da Janus prompt begann, den Charmeur zu spielen und sie zu trauter Zweisamkeit in der Oberstadt einlud, fiel ihr das auch nicht allzu schwer. Aber er wollte, dass sie ein Kleid trug? Sie wusste nicht, wann sie zuletzt ein Kleid getragen hatte – als kleines Kind vermutlich. Sie zog es vor, zu
jeder Gelegenheit so angezogen zu sein, um einen Wookiee mit einem Fußtritt die Nase brechen zu können.

„Ja, ich würde drauf wetten, dass du das möchtest.“

Die junge Frau lachte kurz auf, fragte sich aber tatsächlich, wie ihr verändertes Aussehen seit Korriban bei ihm ankam. Auf jeden Fall war sie noch etwas muskulöser als damals, doch es fiel weniger auf, weil sie nicht mehr so brutal abgemagert war wie damals. Wahrscheinlich sah sie nicht viel anders aus als auf Loronar, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, aber gefiel ihm das besser oder nicht? Mit Sicherheit ein Gewinn war allerdings, dass ihr Haar wieder weiß war anstatt schmutzig graubraun. Zu der Zeit wäre sie rein optisch ja kaum mehr als Echani durchgegangen.

Natürlich hatte die Jedi-Ritterin nicht erwartet, dass ihr mutmaßliches Sith-Pendant brühwarm erzählen würde, dass er ebenfalls hinter Leto Fel, indirekt bestätigte er es allerdings doch. Stattdessen fragte er sie, wie sie Taris fand, immerhin seine Heimatwelt. Hierzu hatte Talery allerdings eine eindeutigere Meinung, die diese auch kund tat.

„Nun, wenn ich nur eine Touristin wäre und wenig mehr als die Oberstadt zu Gesicht bekäme, würde ich sagen, dass Taris eine der schöneren, einladenderen Stadtwelten ist. Zu schade, dass diese praktisch ausschließlich den Menschen vorbehalten bleibt,“

Fügte Brianna hinzu und versuchte, dabei einigermaßen neutral zu wirken. Auf die nicht ganz ernsthafte Rüge bezüglich des Wurmwesens, das wohl Chiffith hieß, reagierte sie nicht. Vielmehr wurmte sie, dass keiner der beiden auf die kleine Provokation einstieg und mit dem Namen der Spezies herausrückte – überhaupt schien der fremdartige Schüler nicht allzu gesprächig zu sein. Klar war, dass „fünf Meter langer Wurm“ viel kleiner klang, als es in Wirklichkeit der Fall war. Auf jeden Fall sah das Ding (obwohl die Echani schon viele Spezies gesehen hatte, musste sie sich zwingen, ihn nicht für ein halbintelligentes Raubtier zu handeln) gefährlich aus und allein durch seine Größe war es sicherlich nicht zu unterschätzen. Doch um es genau zu wissen, musste sie den Namen der Spezies und letztendlich seine Stärken und Schwächen erfahren.

Um es wirklich genau zu wissen, musste sie mit ihm kämpfen und würde es auch nur zu gerne tun, doch bei einem derart seltsamen Wesen wollte sie vorher wissen, womit sie es eigentlich zu tun hatte. Gut, dass Talery selbst das Reden übernahm, während Brianna fasziniert Chiffith beobachtete und versuchte, ihn einzuschätzen. Gut war, dass ihre Padawan nicht verriet, dass sie eine Caamasi war, was ihr die Möglichkeit einer speziesmäßigen Retourkutsche offen hielt.

„Nun, tatsächlich ist sie eine Nediji. Extrem schnell, und die meisten ihrer Kontrahenten realisieren ihre Gefährlichkeit erst, wenn es zu spät ist. Sie lieben es, schnell zuzuschlagen und zu verschwinden, deshalb hält sie sich gerne im Hintergrund,“

Log sie. Vermutlich wusste Janus nur zu gut, dass sie eine geschickte Lügnerin war, was auf Korriban nicht ganz von ungefähr dazu führte, dass ihr am Ende kaum einer der Sith noch
irgendwas geglaubt hatte. Brianna war einst in den Tiefen von Nar Shaddaa einem Nediji begegnet, bezahltem Abschaum, der von seinem Clan verstoßen worden war. Sie waren wirklich so schnell und gefährlich, aber nicht schnell genug, um eine latent machtsensitive junge Echani zu erwischen.

„Danke. Da du Korriban erwähnst, wie geht es eigentlich Kira und ihren Zwillingen?“

Langsam, und das wussten sie beide, war es allerdings genug der Schmeicheleien und es vermeintlich harmlosen Plauschs. So kam Janus zurück auf das Geschäftliche und stellte das „Dilemma“ in den Raum. Sie waren offensichtlich hinter der selben Person her, Leto Fel, dem Würger von Taris. Innerlich freute sich Brianna diebisch, als Talery ungewohnt resolut darlegte, wie die Lösung des Problems aussah, und sie warf ihrer Padawan einen ermutigenden Blick zu. Anschließend lenkte Chiffith mit einem angriffslustigen Fauchen alle Blicke auf sich. Zumindest Brianna strafte den Sith-Krieger allerdings keine Lügen und ließ sich keine Regung ob des lauten, hallenden Geräuschs anmerken. Um erschrocken zu sein, musste man überrascht sein, und als Echani konnte sie sehen, dass er keine Anstalten machte, sie im nächsten Moment anzugreifen.

Aus seinen Worten konnte sie allerdings nicht nur ein gesundes Selbstbewusstsein (oder törichten Leichtsinn?) heraushören, sondern auch, dass der Riesenwurm nicht besonders gut mit Basic oder Sprache überhaupt umgehen konnte, was ihn zum bevorzugten Ziel machte, seine Spezies in Erfahrung zu bringen. Irgendwoher musste das Selbstbewusstsein schließlich kommen.

„Ich fürchte, dass Talery absolut recht hat,“

Erklärte Brianna schließlich sehr förmlich und an Janus gerichtet.

„Und es tut mir schrecklich leid sagen zu müssen, dass du, Chiffith in zweierlei Dingen Unrecht hast. Das Gesetz steht sehr wohl zwischen dem Jäger und seiner Beute, obschon es in diesen Tiefen nicht derart offensichtlich ist und bisweilen missachtet wird, doch das werden wir zu verhindern wissen. Zweitens, ein guter Jäger weiß immer, wann er einem größeren Jäger begegnet.“

Mit Macht und Lichtschwert stand für die Kampfkünstlerin außer Frage, wer von den beiden die Oberhand behalten würde. Chiffith schien seiner Ausstrahlung nach bei ersterem noch nicht allzu weit zu sein und letzteres nicht zu besitzen, doch das hieß auch, dass es
unsportlich wäre, das zu tun. Bei einem waffenlosen Kampf gegen etwas so großem und fremdartigen wüsste sie allerdings sehr gern vorher, worauf sie achten musste. Zunächst allerdings wandte sie sich an den Zwar-nicht-Meister-aber-sowas-wie-ein-väterlicher-Freund , um den Wurm noch etwas im eigenen Saft schmoren zu lassen.

„Allerdings wäre ich mehr als geneigt, einen Kompromiss einzugehen, Janus. Ich bin fremd auf diesem Planeten, und Fel kennt diese Bereiche von Taris zweifellos sehr viel besser als du. Er ist die Nadel im Heuhaufen, und ich will nicht gleich wieder seine Spur verlieren. Es ist mein vordringliches Ziel, den ‚Würger von Taris‘ zu finden, bevor er erneut mordet und ich ziehe es daher vor, das Fell des Wookiees erst dann zu verteilen, wenn wir ihn erlegt haben. Ich fürchte, dass dieser längst über alle Berge wäre, bis wir uns einigten, zumal ihr auf dem Weg hierher nicht unbedingt unauffällig wart.

Auch wenn es zugegebenermaßen nicht üblich ist, schlage ich daher konkret vor, dass wir ihn zusammentun und ihn gemeinsam finden, da es meines Erachtens eindeutig auf ‚gemeinsam oder gar nicht‘ hinausläuft. Und weil das so ist,“

Brianna wandte sich Chiffith zu,

„Schlage ich vor, dass wir beide, verbunden mit meiner respektvollen Entschuldigung, noch einmal von vorne beginnen. Ich bin Jedi-Ritterin Brianna Kae, eine reinblütige Echani…“

Sie verbeugte sich knapp vor dem Wurm und warf Janus anschließend boshafte Blicke zu

„…Was nicht jeder der Anwesenden von sich behaupten kann. Was unser Volk allerdings auszeichnet, ist unser Interesse und unsere ehrliche Bewunderung für mächtige Kämpfer. Dein Name ist also Chiffith und du bist ein…?“

Bitte hier ergänzen, dachte sie grimmig. Die Chancen waren allemal größer als bei Janus, der bestimmt ahnte, wie sehr sie auf den Namen der Rasse aus war und sie wohl noch ewig schmoren lassen würde. Die Frage war, wie der Graf auf den Vorschlag, der letztendlich der Vernunft entsprang, reagieren würde, und während sie wartete, spürte sie ein kurzes Flackern am Rande ihrer Aufmerksamkeit, eine leichtes Kräuseln in der Macht (Darth Malace). Bis die Echani-Jedi sich allerdings bewusst darauf konzentrierte und die mentale Suche begann, gab es keine Spur mehr davon. Wahrscheinlich war es gar nichts, ein Produkt der Paranoia, und doch blieb ein ganz mieses Gefühl bei der Sache zurück.

Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Darth Malace - Chiffith, Janus, Talery und Brianna
 
[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52, Ebene 241*| alte Industrieanlage | Leto Fel weiter weg, Chiffith und Janus, Talery und Brianna in der Nähe, Darth Malace (versteckt)

Janus musste zugeben das diese Begegnung ihn durchaus amüsierte, auch wenn er das eigentliche Ziel, Leto Fel, nie aus seinen Gedanken verbannte. Der Sith-Krieger entspannte sich etwas und behielt mühelos die freundliche Fassade einer unverfänglichen Plauderei aufrecht. Es freute ihn ja auch wirklich Brianna wieder zu sehen. Die Echani war moralisch sein komplettes Gegenteil, nicht zu kontrollieren und nicht zu kaufen. Das machte sie in seinen Augen so interessant. Leider war die weißhaarige Jedi nicht allein hier, sondern hatte ihre lästige Begleiterin, dieses Vogelwesen mitgebracht. Selbiges schien zwar Angst zu haben, dass konnte Janus deutlich spüren, aber die Padawan schaffte es dennoch ihren Rest von Würde zu behalten, sich zu erheben und sogar das Wort an ihn zu richten.

Auch wenn Janus Aufmerksamkeit größtenteils auf Brianna lag, so behielt er doch auch ihre Begleiterin im Auge und hörte konzentriert zu, als die Padawan erst mit zittriger und dann nach und nach festerer Stimme sprach. Offenbar gefiel es ihr hier auf Taris nicht sonderlich, sie beklagte sich über den entsetzlichen Gestank und rümpfte zur Betonung dessen sogar mit ihrem bemalten Schnabel, bevor sie sich dann doch noch vorstellte. Talery It'Kles hieß also das Vogelwesen und sie war tatsächlich Briannas Padawan. Dann musste die Echani also inzwischen Ritterin sein. Die nächsten Worte der gefiederten Jedi überraschten Janus dann doch sehr und er konnte ein Lachen nicht unterdrücken, ein amüsierter Gesichtsausdruck lag auf seinem sonst so glatten Gesicht. Diese Padawan war ja wirklich herrlich naiv und unwissend. Dem Krieger lag schon eine trockene Erwiderung auf der Zunge, aber dazu kam er nicht mehr.

Denn Chiffith reagierte schneller, der Lamproid schlängelte sich um Janus herum und fauchte laut, ein Geräusch das von den Wänden widerhallte. Der Graf wusste nicht recht, ob sein Begleiter wütend oder amüsiert war, aber für die Jedi musste es recht bedrohlich klingen. Janus hingegen lächelte lediglich selbstsicher als Chiffith in seinem zischenden Basic erklärte, dass ihm das Gesetz herzlich egal sei und es keine gute Idee war sich zwischen einen Jäger und seine Beute zu stellen. Angesichts der Kraft und Größe des Lamproiden musste diese Warnung umso eindrucksvoller klingen, wenn auch Janus sie vermutlich etwas eloquenter formuliert hätte.

Der Krieger konnte die Kampfeslust seines Begleiters spüren und wusste, dass Chiffith stets nach einem gutem Kampf suchte. Aber der Lamproid war klug genug um zu wissen das er ohne Janus Befehl nicht losschlagen würde. Die Jedi hingegen konnten das schlecht wissen. Wirklich eine unterhaltsame Situation.

Janus Aufmerksamkeit wurde wieder von Brianna in Anspruch genommen, die mit einem erstaunlich vorsichtigen, fast verlegenen Lächeln meinte, dass die Freude ganz bei ihr läge. Zwar kehrte sie danach rasch zu ihrer selbstbewussten Haltung zurück, aber der Krieger hatte den Eindruck das die Worte ehrlich gemeint waren.


„In diesem Fall ehrt es mich natürlich besonders, dass die Retterin von Denon sich über meine bescheidene Anwesenheit freut. Aber ich muss sagen, die Aufnahmen im Holonet werden deiner Schönheit nicht gerecht.“

Erwiderte Janus freundlich, ohne auch nur einen Hauch von Spott. Tatsächlich sah Brianna noch viel besser aus als je zuvor, sogar noch schöner als bei ihrer ersten Begegnung auf Loronar. Die Jedi war stärker und selbstbewusster geworden, dass sah man ihr förmlich an. Was sie wohl von ihm hielt ? Der Sith glaubte nicht, dass er sich äußerlich groß verändert hatte, aber bestimmt war ihr seine stärkere Aura und sein Lichtschwert aufgefallen. Beiläufig setzte Janus das Gespräch fort.

„Das ist übrigens ein interessantes Geschäftsmodell, dass die Republik und ihr Jedi da ausgeheckt habt. Die einen schießen den Planeten in Stücke, die anderen flicken die kümmerlichen Reste wieder zusammen und werden als Helden gefeiert. Das könnte glatt von mir sein. Hat es dir gefallen, derart im Rampenlicht zu stehen ? Ah halt, Jedi stehen ja über solchen Dingen, nicht wahr ?“

Sagte Janus mit einem leicht spöttischen Lächeln, dass für seine Verhältnisse noch recht mild war. Hätte er es mit einer anderen Jedi zu tun, dann hätte er schon längst ganz andere Dinge gesagt und auch getan. Aber Brianna war eben nicht nur irgendeine Jedi. Die Echani meinte, dass ihm sein Vorschlag wohl gefallen würde und lachte sogar kurz, ein angenehmes Geräusch in Janus Ohren.

„Das ist glaube ich das erste Mal, dass ich ein richtiges Lachen von dir höre, Brianna. Darf ich daraus schlussfolgern, dass dir mein Vorschlag ebenfalls gefällt ? Das wäre doch genau die richtige Art, deine Ernennung zur Ritterin zu feiern. Meinen Glückwunsch übrigens. Ich wusste, dass du Potenzial hast.“

Kommentierte der Sith das Geschehen mit einem echten Lächeln und neigte in einer respektvollen Geste leicht den Kopf. Brianna beantwortete nun die seine Frage bezüglich seiner Heimatwelt, sie meinte, dass ihr als Touristin, die nur die Oberstadt besuchen würde, Taris wohl ganz gut gefallen würde. Allerdings hielt sie es für schade, dass die Oberstadt hauptsächlich für Menschen reserviert. Kaum merkbar rümpfte Janus die Nase und sein Lächeln wurde eine Spur schmaler. Da war er wieder, dieser nervtötende Idealismus, der leider auch zu Brianna gehörte. Wie konnte man denn ernsthaft diese primitiven und unzivilisierten Nichtmenschen in der Oberstadt haben wollen ? Das wäre so als würde man billigen Caf über einen teuren handgestickten Teppich schütten. Vollkommen unvorstellbar.

„Ich bin mir sicher, dass unseren…nichtmenschlichen Mitbürgern ihr derzeitiges Zuhause ausgezeichnet gefällt. Außerdem leisten sie hier unten einen unschätzbaren Beitrag zur Abwehr der Rakgoul-Plage. Aber da dir die Oberstadt so gut gefällt kann ich dir ja wenn wir hier fertig sind einige der schönsten Wolkenkratzer zeigen. Ein paar davon gehörten sogar einmal mir und der Sonnenuntergang ist wunderschön. Vorausgesetzt, du und ich sind noch am Leben, wenn wir hier unten fertig sind.“

Antwortete Janus schließlich aalglatt und einladend. Aus seiner Haltung gegenüber dem Abschaum, der die Unterstadt bevölkerte machte er kein Geheimnis, aber hatte auch kein Interesse an einem Streitgespräch. Brianna schien sich ohnehin sehr für Nichtmenschen zu interessieren, obwohl ihr Interesse an Chiffith in diesem Fall wohl eher der Situation geschuldet war. Von dem Lamproiden einschüchtern ließ sie sich jedenfalls nicht und beantwortete sogar Janus Frage nach der Spezies ihrer Padawan. Eine Nediji also ? Misstrauisch beäugte der Sith Talery. Dieser Spezies sagte man in der Tat nach schnell und gefährlich zu sein, außerdem waren sie geborene Räuber. Es schien etwas ungewöhnlich, dass so ein Wesen zu den Jedi kam, und diese Talery war entweder eine sehr gute Schauspielerin oder aber Brianna tischte ihm gerade ein Märchen auf. Auf Korriban hatte sie das oft genug getan und Janus war von Natur aus misstrauisch. Nun gut, er konnte es nicht ändern, er würde vorsichtig sein.

Also nickte er lediglich, warf Talery noch einen Blick zu und richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf Brianna. Chiffith würde auch mit diesem Gegner sicher zurechtkommen, der Lamproid war alles andere als langsam. Die Echani bedankte sich höflich für sein Lob und fragte dann nach Kira und ihren Zwillingen. Diese Frage zauberte ein breites Lächeln auf das Gesicht des Kriegers.


„Oh, ihnen geht es bestens, danke der Nachfrage. Ich glaube Kira ist immer noch recht wütend auf dich, aber du weiß ja, wie sie sein kann. Manche Leute können die Vergangenheit einfach nicht ruhen lassen.“

Beantwortete der Graf die Frage nicht ganz wahrheitsgemäß und zuckte mit den Schultern. Es gab keinen Grund Brianna von der Entführung oder all den anderen Dingen zu erzählen. Die Echani-Jedi hatte seinen Hinweis vorhin wohl verstanden und kam nun ebenfalls zum geschäftlichen Teil, sie stimmte ihrer Padawan und deren lächerlichen Aussage zu und wagte es sogar Chiffith zu korrigieren. Erneut musste Janus kurz auflachen und grinste schief, wurde aber rasch wieder ernst. Seine Stimme war etwas abgekühlt, aber noch immer vergleichsweise freundlich.

„Gesetzte sind nur so stark wie diejenigen, die sie verteidigen. Das solltest du eigentlich wissen, Brianna, du bist kein Kind mehr. Selbst wenn deine Padawan so gefährlich ist wie du behauptest, und da habe ich so meine Zweifel, sind ich und Chiffith euch noch immer haushoch überlegen. Ihr Jedi seid keine Jäger, bloß stärkere Beute. Wir Sith sind die einzig wahren Jäger in dieser Galaxis, wir nehmen uns, was wir wollen, wann wir wollen und wie wir wollen. Also versuch nicht, dich uns in den Weg zu stellen. Ich würde es sehr bedauern dir wehtun zu müssen.“

Diese doch sehr selbstsichere und von oben herab gesprochene Rede entsprach natürlich nicht ganz Janus pragmatischer Einstellung, aber er hatte nicht vor eingeschüchtert zu wirken. In einem direkten Kampf war er Brianna wohl mindestens ebenbürtig, aber diese Talery war ein unbekannter Faktor. Sollte sie es irgendwie schaffen Chiffith auszuschalten, dann wäre Janus klar im Nachteil. Und genau deshalb wollte er ja auch einen Kampf wenn möglich vermeiden. Brianna schien ähnliche Überlegungen angestellt zu haben, immerhin war sie in der gleichen Lage. Sie wusste nicht, was Chiffith war und wie gefährlich der Lamproid war. Offenbar wollte auch sie kein Risiko eingehen und schlug deshalb einen Kompromiss vor. Überrascht wölbte Janus eine Augenbraue und versuchte in der Macht Anzeichen von Täuschung zu finden, aber Brianna schien es ehrlich zu meinen. Nachdenklich wartete Janus einige Augenblicke, dann hob er den Kopf und nickte.

„So so, die edle Jedi-Ritterin Brianna ist also bereit gemeinsame Sache mit den finsteren Sith zu machen. Das ist so absurd, dass es fast schon funktionieren könnte.“

Die Echani wandte sich an Chiffith, entschuldigte sich, stellte sich verbunden mit einem Seitenhieb auf Janus vor und verbeugte sich sogar, bevor sie den Lamproiden direkt nach seiner Spezies fragte. Der Krieger rollte mit den Augen und schüttelte leicht den Kopf.

„Seeeehr witzig. Für eine Frau Mitte zwanzig kannst du manchmal furchtbar kindisch sein, Brianna, hat dir das mal jemand gesagt ?“

Noch während dieser Worte wurde Janus leichter Ärger durch misstrauische Wachsamkeit ersetzt. Briannas Neugier und plötzliche Höflichkeit, und dann diese direkte Frage. Natürlich, die Echani wollte unbedingt wissen, mit was für einer Spezies sie es zu tun hatte und rechnete damit dass der unbedarfte Chiffith den Satz brav für sie beenden würde. Mit einem spöttischem Lächeln trat Janus zwischen die beiden und schüttelte missbilligend den Kopf, während er Brianna ansah.

„Wie ich heute schon zu Leto Fel sagte: Nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich originell. Du willst wirklich unbedingt wissen, welcher Spezies mein treuer Begleiter angehört ? Also gut.“

Mit einem Seufzen senkte Janus den Kopf und hob die Hände um zu zeigen dass er keine bösen Absichten hatte, dann ging er langsam einige Schritte auf Brianna zu, bis er schließlich noch etwa eineinhalb Meter von ihr entfernt war.

„Ich akzeptiere deinen Vorschlag, und um dir zu beweisen das es mir ernst ist verrate ich dir jetzt etwas: Chiffith ist ein Lamproid, eine räuberische Spezies, die nicht von Taris stammt. Zufrieden ? Gut, jetzt bist du dran. Wenn du wirklich mit uns zusammenarbeiten willst, dann verrate mir, welcher Spezies deine gefiederte Begleiterin angehört. Ich habe da nämlich meine Zweifel angesichts deiner Wahrheitsliebe. Korriban habe ich nicht vergessen. Also ?“

Gespannt wartete Janus auf eine Antwort. Entweder würde Brianna kooperieren, oder es würde heute doch noch zu einem Kampf zwischen echten Machtnutzern kommen. In dieser angespannten Situation kam es Janus für einen Moment so vor, als würde sie jemand (Darth Malace) beobachten, aber eine Sekunde später war das Gefühl verschwunden. Diese Begegnung machte ihn wohl doch nervöser als er zugeben wolle.

[Taris | Planetare Stadt | Sektor 52, Ebene 241*| alte Industrieanlage | vor dem Feuerschott | Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Talery und Brianna, Darth Malace (versteckt)
 
Sicherheitsstufe hoch-Nachricht an Brianna Kae

Hallo Brianna,

ich wollte dir mitteilen, dass ich gut auf Theaterra mit meinen Padawanen gelandet bin. Die Landung war ziemlich rau. Ich hatte mir zwar vorgenommen das erste Schiff, was ich mir vom Orden leihe, nicht gleich zu beschädigen, aber ich befürchte selbst als halbwegs gute Pilotin ist mir das so ziemlich missglückt. Aber keine Angst, ich habe bisher an alles gedacht und kann es von Droiden reparieren lassen.

Das Wetter ist außerdem ziemlich mies, um das gelinde auszudrücken. Wir hatte hier bereits mehrfach Erdbeben und einen heftigen Sturm. Mal sehen, was uns der Planet noch so bringt. Zumindest sind alle Teilnehmer gut angekommen. Wir werden vom Millitär unterstützt, sowie vom Jedi Rat Anakin Solo und seinen Schülern, sowie der bekannten Archäologin Zoey Livianna, die schon öfter im Dienst der Jedi geforscht hat. Nur Arkon Revan ist noch nicht eingetroffen und ich mache mir etwas Sorgen. Habt ihr etwas von ihm gehört? Nun, zur Not schaffen wir die Mission aber auch ohne ihn.

Wie geht es dir? Ruhst du dich schön aus mit deiner Padawan? Immerhin habt ihr es verdient!

Liebe Grüße und möge die Macht mit dir sein!

Kestrel Skyfly


Sicherheitsstufe hoch-Nachricht an Brianna Kae- Nachricht Ende
 
Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Brianna und Talery - Darth Malace und Leto Fel weiter weg

Je länger dieser eigenartige Dialog zwischen Eisblume und dem Sith dauerte, der sich als Janus vorgestellt hatte, desto größer wurden Talerys orangene Augen. Hatten die beiden mal etwas miteinander gehabt? Es war so verwirrend, denn einerseits klang es so, als ob eine gewisse, unterschwellige Spannung in romantischer Hinsicht zwischen den beiden existieren würde. Andererseits verkörperten sie in philosophischer Hinsicht jeweils das absolute Gegenteil, denn Brianna war eine Jedi und Janus ein Sith. Wie passte das zusammen? Stammte die Bekanntschaft vielleicht aus einer Zeit bevor beide zu ihren jeweiligen Orden gegangen waren? Die teuer gekleidete Caamasi wusste es jedenfalls nicht und für ihre Vermutungen würde sie auch keine gefiederte Hand ins Feuer legen. Zu bizarr waren die ganzen Andeutungen zwischen den Zeilen.

Die Reaktion des riesigen Wurms mit dem Namen Chiffith jedenfalls auf Talerys Einwurf, dass sich dieser Konflikt laut Gesetz recht eindeutig lösen ließ, war ebenfalls nur schwer misszuverstehen. Er baute sich um Janus herum auf und fauchte böse in ihre Richtung, so dass Talery unwillkürlich zusammenzuckte und sich ihre Nackendaunen voller Unbehagen aufstellten. Eines war ihr jedenfalls auch klar, wenn sich die Jedipadawan hier nach Chiffiths Begriffen als Beute zu erkennen gab war sie vermutlich das Primärziel und sie war sich deswegen auch ziemlich sicher, dass sie dies nicht lange überleben würde. Dazu passte auch die Tatsache, dass der Wurm nur mit schweren Akzent Basic sprach. Er hatte ganz offensichtlich andere Schwerpunkte gesetzt. Aber zu einer Antwort, zu der die Caamasi leicht zitternd ansetzte kam sie allerdings nicht mehr, denn Eisblume übernahm dies wie so oft für sie. Daher hegte sie auch die kleine Hoffnung, dass beide Sith das ängstliche Zittern nicht so genau mitbekommen hatten. Außerdem schämte sich Talery auch ein bisschen dafür, dass sie im Angesichte ihrer Feinde nicht so mutig war wie ihre Meisterin.

Der Kommentar der bleichen Echani war zwar passend bissig, jedoch äußerte auch Janus wenig später, dass sich die Sith im Grunde rein überhaupt nicht um Gesetze scherten. Einmal mehr war die Caamasi darum froh, dass ihre Eltern in der Neuen Republik beheimatet waren und sie daher bei den Jedi gelandet war. Bei den Sith hätte Talery trotz ihrer Machtbegabung wohl kaum länger als ein paar Tage überstanden.


"Dafür, dass Ihr Sith euch angeblich nehmt was Ihr wollt hat Euer ach so mächtiges Imperium ja hohe Verluste eingesteckt in letzter Zeit. Daher fragte ich mich, ob dies nicht nur leere Worte oder noch schlimmer Illusionen Eurerseits sind."

Dabei schaffte sie es sogar ihren Schnabel in Andeutung eines ungläubigen Schnaubens entsprechend zu kräuseln, was ihrer eigenen Ansicht nach sogar halbwegs überzeugend war. Innerlich wunderte sie sich zwar woher sie die Ruhe und den Mut nahm solche Äußerungen überhaupt laut und einigermaßen fest auszusprechen, aber vielleicht half ihr ja auch hier die Macht.

Der folgende Kompromisvorschlag von Eisblume überraschte allerdings selbst die sonst so um Frieden und Diplomatie bemühte Caamasi. Eine Zusammenarbeit mit diesen Sith? Nach allem, was sie über die Sith wusste, wovon vieles natürlich Hörensagen war, fielen einem diese nur von Ehrgeiz und Egoismus zerfressenen Wesen bei nächster Gelegenheit in den Rücken. Und damit strebte Brianna eine Zusammenarbeit an? Was mochte die Echani nur für eine sonderbare Beziehung zu diesem Janus haben, dass sie dies auch nur in Erwägung zog, geschweige denn laut aussprach?? Noch sonderbarer allerdings war, dass der arrogante, tarisianische Schnösel von Sith sogar zustimmte. Wenn Eisblume jetzt erwartete, dass Talery anstandslos hier ihr her ging, womöglich neben dem fürchterlichen Wurm, dann hatte sie sich aber geschnitten, das stand für die Caamasi fest, auch wenn es natürlich ein ganz anderes Licht auf ihr Zusammentreffen warf.

Einen Vorteil jedoch hatte dieses Vorgehen wie Talery feststellte. Der gebürtige Tarisianer nannte schließlich doch noch die Spezies seines Schülers oder Begleiters, ein Lamproid, wovon der die Händlerstochter allerdings noch nie gehört hatte. Der Zusatz jedenfalls, dass er Angehöriger eines räuberischen Volkes war glaubte die Caamasi aber sofort. Jede von dessen Bewegungen schrie bereits danach, dass sie in Deckung ging. Verteidigen konnte sie sich ja kaum mit ihrem Trainingslichtschwert und ihre Kenntnisse in der Hinsicht waren auch nur rudimentär vorhanden. Allerdings zwang sie diese Vorgehensweise nun auch ihre eigene Spezies zu enthüllen. Dabei hätte sie bei den Sith viel lieber als Nediji gegolten, welche sich einen Ruf als ernst zu nehmende und äußerst schnelle Assassinen erworben hatten. Von Caamasi konnte man dergleichen natürlich nicht behaupten. Ihre Stärken waren auf einem ganz anderem Gebiet angesiedelt und selbst diese waren noch unterentwickelt.


"Und ich bin tatsächlich eine Caamasi",

enthüllte sie schlicht. Was hätte Talery auch noch hinzufügen können? Sie besaß keine kämpferischen Fähigkeiten, die der Rede wert waren. Sie verfügte lediglich über ein exzellentes Riechorgan und eine gute Caamasiintuition was andere Wesen angelangte, aber das musste sie den beiden auch nicht unbedingt noch auf die Nase binden. Jedoch legte die Caamasi bei dem sonderbaren Gespräch Wert darauf den größstmöglichen Abstand zu den Sith zu wahren, ohne verdächtig zu wirken. Schließlich war sogar deren bloße Anwesenheit unangenehm für sie. Dieser unangenehmteDruck auf ihre Psyche ließ ihr leicht übel werden. Bei Gelegenheit wollte sie Eisblume danach fragen, ob sie sich irgendwie davor schützen konnte. Aber momentan war dafür rein überhaupt nicht der richtige Zeitpunkt.

Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Chiffith, Janus, Brianna und Talery - Darth Malace und Leto Fel weiter weg
 
Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Darth Malace versteckt - Chiffith, Janus, Talery und Brianna

Janus wusste von der Brianna-lastigen Berichterstattung über die Denon-Mission der Jedi? Der verhinderte Holostar hätte derartiges nicht erwartet und Sarid schien mit ihrer Warnung, dass manches von dem, was sie im HoloNet von sich preisgab, einst gegen sie verwendet werden könnte, eine geradezu prophetische Gabe an den Tag gelegt zu haben. Die Silberhaarige hoffte, dass der attraktive Halbechani nichts dergleichen vorhatte und möglichst kein anderer Sith die Aufzeichnungen gesehen hatte. Die Annahme, nichts gegen sie Verwendbares von sich gegeben zu haben, war zu optimistisch um wahr zu sein und sie war auch nicht so naiv anzunehmen, dass Janus bei all der vordergründigen Freundlichkeit eine solche Gelegenheit nicht beim Schopf packen würde.

Immerhin schienen die Komplimente ehrlich gemeint zu sein, auch wenn der junge Mann sie mit Spitzen gegen die von der Republik bei der Eroberung von Denon verursachten Kollateralschäden und die für Eingeweihte wohl durchaus erkennbare Tatsache, dass Brianna sich im Rampenlicht durchaus wohl gefühlt hatte, verband. Sie hielt an ihm nach Anzeichen der Korrumpierung durch die dunkle Seite Ausschau, so wie sie bei Kira damals schon manchmal zum Vorschein gekommen waren, um eine passende Erwiderung zu haben, fand jedoch keine offensichtlichen. Er war nach wie vor ein mehr als attraktiver Mann, er wirkte etwas älter und reifer geworden, was durchaus nach ihrem Geschmack war. Hmm, war er vielleicht etwas schneller gealtert, als es normalerweise der Fall sein sollte? Sie war sich nicht sicher, aber so formulierte sie es natürlich nicht.

„Du hast die Berichterstattung gesehen? Selbstverständlich erfüllte ich nur meine Pflicht als Jedi bei diesen Aufnahmen. Allerdings empfand ich mich als ziemlich hologen – nun ja, danke trotzdem. Ich muss sagen, dass dir die ersten leichten Anzeichen des körperlichen Verfalls durch den Gebrauch der dunklen Seite gut stehen. Sie machen dich eher noch attraktiver, mein böser Junge… aber übertreib' es damit nicht. Oder willst du wie Ranik enden?“

Neckte sie ihn, es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmend. Den Rest ließ sie wohlweislich unter den Tisch fallen, vermutlich hatte das rücksichtslose Vorgehen des republikanischen Militärs sie wesentlich angreifbarer gemacht als alles, was sie sonst vielleicht vor laufenden Kameras hatte fallen lassen.

„Danke. Ich nehme an, du bist inzwischen Krieger? Ebenfalls meinen Glückwunsch. Da ich nicht vorhabe, auf absehbare Zeit zu sterben, darfst du mir gerne einen zur Feier des Tages ausgeben, wenn wir beide den Sonnenuntergang zwischen den Wolkenkratzern genießen, unter der Bedingung, dass die Nichtmenschen ebenfalls einbezogen werden.“

Brianna musste zugeben, dass die romantische Vorstellung auf ein abendliches Rendezvous mit Janus irgendwo hoch oben an einem der schönsten Fleckchen von Taris, für ein paar Stunden zu vergessen, was für eine Person sich wirklich hinter der charmanten Fassade verbarg, einen großen Reiz ausübte. Nur die Vorstellung von Chiffith und Talery am Nebentisch wollte nicht so recht ins sentimentale Bild passen.

Nicht recht glauben oder wahrhaben wollte die Silberhaarige, dass es Kira und ihren Zwillingen bestens ginge. Sie hatte etwas anderes erhofft und Kindern so einer Frau konnte es wohl kaum „bestens“ ergehen, dachte sie unter zurückgehaltenem Zorn. Zusätzlich ärgerte sie, dass sie per HoloNet wahrscheinlich wesentlich mehr von sich preisgegeben hatte, als sie sich im Gegenzug von ihm erhoffen konnte.

Wie Janus später auf geradezu väterliche Weise von Jägern und Beute philosphierte, brachte sie erneut auf die Palme, zudem schien er den Bluff in Bezug auf Talerys Kampfkraft zu durchschauen. Effektiv stand es wohl zwei gegen eine, falls der Sith in Bezug auf Chiffith die Wahrheit sagte. Doch das hatte es beim letzten Mal ebenfalls, und sie hatte gesiegt. Das Wurmwesen war wohl kaum Kira ebenbürtig, wohl auch keiner schwangeren und schon gar nicht dem damaligen Kräfteverhältnis von der ausgebildeten Sith zur Padawan Brianna. Was sie allerdings nicht einschätzen konnte war, wie sich die Machtkräfte des Schwarzhaarigen entwickelt hatten, ihrem Schwachpunkt, aber wie gut sie war, konnte er trotz HoloNet genauso wenig wissen. Er bluffte quasi ebenfalls und fing sich zudem einen gelungenen verbalen Konter einer sehr gefassten Talery ein.

„…Was natürlich nicht zuletzt daran liegt, dass die ach so mächtigen Jäger der Sith es nicht wagten, sich den Jedi auf Corellia zu stellen. Ich frage mich, wer sich hier wohl als Beute fühlt? Sei so gut und erzähl' doch bitte den übrigen Anwesenden, wie unser letztes Duell ausging. Leere Worte, durchaus,“

Fügte Brianna süffisant hinzu.

„Die Illusion besteht dagegen darin, dass sich praktisch jeder Sith als zukünftigen Imperator sieht. Ich frage mich, was für dich dabei drin ist, Chiffith, in einer rassistischen Tyrannei, dessen Fähigkeit zur Toleranz durch einen Cyborg im Noghri-Kostüm auf dem Thron bereits überstrapaziert ist. Wenn du auf Aufstieg, den Zugang zu geheimem Wissen aus bist, hast du leider Pech gehabt. Es ist nichts persönliches, aber dummerweise hast du die falsche Form. Was springt also für dich dabei heraus? Ich nehme an, Jäger von schwächeren Sith zu sein, bis du selbst die Beute eines stärkeren wirst. Denn die Wahrheit ist, die Sith sind sowohl Jäger als auch die Beute, und die allermeisten enden als letzteres.“

Die Echani suchte bei dem Wurm noch nach dem psychologischen Hebel, nach einer verwundbaren Stelle. Natürlich provozierte sie ihn dabei erheblich und mindestens zur Hälfte glaubte sie daran, der Sith-Schüler würde nach den martialischen Gebärden losschlagen und sie bereitete sich dementsprechend mental auf eine Abwehr vor. Wenn er all das dagegen auf sich sitzen ließ, gehörte der moralische Höhenvorteil schon einmal ihr.

Janus schien die Vorstellung einer Zusammenarbeit hingegen längst nicht so absurd zu finden, wie er sagte, zu ihrer großen Enttäuschung entschärfte er allerdings die Falle des unvollendeten Satzes, bevor sein wurmiger Begleiter hineintappen konnte. Dafür versprach er allerdings, das Rätsel der Spezies dennoch zu enthüllen. Briannas Anspannung stieg trotz der Friedfertigkeit anzeigenden Geste, als der Sith sich ihr näherte. Die Hände in gespielter Unschuld zu heben, um anschließend mit dem Ellenbogen oder der Handkante zuzuschlagen, gehörte zu ihren Standardmanövern. Nicht, dass sie dergleichen bei ihm vermutete, und bei ihm war es auch nicht nötig, um nervös zu werden.

Chiffith war also ein Lamproid, und es klang wie die Wahrheit, und die Art, wie Janus es sagte machte den Eindruck, als ob diese Tatsache allein geeignet wäre, jemanden einzuschüchtern. Den Effekt zeigte sie bei Brianna natürlich nicht, ließ allerdings noch mehr den Wunsch entstehen, Lamproiden in der Bibliothek nachzuschlagen. Wenn die Riesenwürmer wirklich so gefährlich waren, wie es den Anschein hatte, musste sie wissen, worauf sie sich gefasst machen konnte.

Zudem unterstellte der Halbechani ihr mangelnde Wahrheitsliebe, und Talery strafte sie tatsächlich Lügen, indem sie verriet, eine Caamasi zu sein. Andererseits war es Brianna so lieber, als es selbst zugeben zu müssen. Nicht, dass sie ein Problem mit der Wahrheit hätte: sie beide konnten problemlos koexistieren. Allerdings hielt sie nicht viel davon, ihren Feinden gegenüber nur um eines x-beliebigen Ehrenkodexes willen aufrichtig zu sein. Worte waren Lügen; die wirkliche Wahrheit konnte man nur in einem Duell ermitteln, und dort hatte auch die Ehre ihren Platz. Außerhalb davon hieß es Tarnen und Täuschen – das war die Sorte Kodex, die man auf Nar Shaddaa lernte, und als ehemalige Schülerin der dunklen Seite erst recht. Dementsprechend schien das Erstaunen der jungen Frau groß zu sein.

„Tatsächlich?“

Ein „Bist du dir da sicher?“ konnte sie sich verkneifen, schließlich war die ganze Angelegenheit kein Slapstick.

„Ihr müsst zugeben, dass sich diese beiden Rassen ziemlich ähnlich sehen. Abgesehen davon gibt es Wege jenseits von physischer Stärke, um eine gute Kämpferin zu sein. Aber gut, meinetwegen, unterschätzt sie nur, es wird nicht mein Schaden sein,“

Deutete sie an.

„Aber lassen wir das, nachdem wir uns nun alle einander vorgestellt haben. Abgemacht – wir jagen Leto Fel gemeinsam und anschließend bekommt jeder die Hälfte.“

Was auch immer der Grund für Janus' Interesse am Würger war, Brianna würde eher damit leben können, den makabren Scherz in die Tat umzusetzen. Wichtigstes Ziel der Mission war, einen Mörder von weiteren Untaten abzuhalten. Ihn anschließend wieder der Irrenanstalt zuzuführen war zweitrangig und für den Betroffenen auch nicht unbedingt das erfreulichste Schicksal.

„Verstehe ich richtig, dass ihr beide bereits Kontakt mit Fel hattet, und ihr ihn wieder habt entwischen lassen? Was für Jäger seit ihr eigentlich, und wo ist er jetzt? Er verschanzt sich doch wohl nicht etwa dort drinnen?“

Riet Brianna mit Blick auf das schwere Feuerschott des Industriegebäudes, vor dem sie standen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, ob man es über eine Konsole öffnen, sich mit dem Lichtschwert in absehbarer Zeit hindurch schneiden oder es weg levitieren konnte.

„Warum machst du es nicht einfach auf und siehst nach? Kann ja nicht so schwer sein… natürlich machst du es, denn ich bin die ehrbare Jedi und muss riskieren, vom bösen Sith ein Lichtschwert in den Rücken zu bekommen, während ich damit beschäftigt wäre, im Gegensatz zu andersrum.“

Es würde zweifellos nicht so einfach klappen, nun einfach in gewohnter Manier das Kommando zu übernehmen, aber nur dass Jedi und Sith ausnahmsweise zusammenarbeiteten, hieß das noch lange nicht, dass sie sich deswegen ganz doll lieb haben mussten.

Taris - Sektor 52, Ebene 241 - alte Industrieanlage, vor dem Feuerschott - Leto Fel weiter weg - Darth Malace versteckt - Chiffith, Janus, Talery und Brianna
 
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