= Tatooine – Mos Eisley – Sklavenquartiere = ][Rayshe’ade:Veera und Rhithik][
Wie der geläuterte Gand ihnen prophezeit hatte, war jene Sklavin, deren Sohn auf wundersame Weise geheilt worden war, leichter aufzufinden als Twi’lek-Tänzerinnen in einem Huttenpalast. Rhithik hoffte, dass diese Frau vielleicht doch einigermaßen ansehnlich war, allerdings standen die Chancen eher schlecht, wenn sie ständig an einem Gemüsestand im Freien gearbeitet hatte.
„Du hattest gestern schon genug Spaß,“
warf Veera auf die Spekulationen ihres Bruders ein, als sie in Richtung der Behausung liefen, wo die Frau mit ihrem Kind wohnte. Die Sklavenquartiere waren einfache Lehmgebäude, die am Stadtrand von Mos Eisley lagen – sie waren in einem Halbkreis in die Wände einer Senke gebaut, so dass die Bewohner ausreichend Schutz vor den Sonnen fanden. Außer den Eigentümern oder potenziellen Käufern fanden sonst kaum Fremde den Weg dorthin, so dass die beiden Mando’ade großes Aufsehen erregten – was bedeutete, dass Rhithik die größte Beachtung zuteil wurde, während kaum jemand Veeras Anwesenheit in Erinnerung behielt. Selbst in voller Rüstung und am helllichten Tag konnte sie unter aruetiise völlig unsichtbar bleiben, weshalb sie von ihren Geschwistern den Spitznamen ‚prudii’, Schatten bekommen hatte.
„Was heißt hier Spaß – ich hatte gerade eine halbe Stunde mit…äh…wie hieß die Mieze noch? Ich musste mich mit Gewalt von ihr losreißen, sie hatte ihre Krallen in meinem Rücken versenkt und wollte mich gar nicht mehr gehen lassen – hast sie ja erlebt zum Schluss,“
wies Rhithik auf seine unwiderstehliche Anziehungskraft hin, kurz bevor sie vor der Tür von Bree Marcheur standen, jener Sklavin, die angeblich einer Wunderheilerin begegnet war.
„Guck nicht zu lange auf dieses armselige Gebilde von Tür, Veer’ika, sie könnte unter deinen Blicken zu Staub zerfallen,“
feixte er, als er von seiner Schwester ein vielsagendes Schweigen auf seine Worte erntete und klopfte kräftig. Die Tür knirschte und ächzte, und gab bedenklich unter seinen Panzerhandschuhen nach. Eine Weile lang geschah nichts, außer dass hinter der Tür Schritte zu hören waren, die aufgeregt hin und her huschten. Den Helmsensoren zufolge befanden sich zwei Personen in dem Quartier, es war also zwecklos für die Bewohner sich tot zu stellen.
Die Holztür stellte kein Hindernis für die beiden Mandalorianer dar, so dass sie sie eintreten würden, wenn nicht geöffnet wurde. Doch noch bevor Rhithik und Veera sich mit Gewalt Eintritt verschafften, schien sich jemand hinter der Tür ein Herz gefasst zu haben und öffnete zögerlich. Dann schob sich eine weibliche Gestalt, in helle, grobe Stoffe gekleidet in den Türrahmen. Die Frau konnte um die dreißig sein, oder auch älter, ihr gebräuntes Gesicht sah trocken und leicht knittrig aus.
„Bist du Bree Marcheur? Wir müssen dir ein paar Fragen stellen“,
fragte Rhithik in einem Tonfall eines Ritters, der unerwartet einer wunderschönen Prinzessin begegnet war, von der er schon lange geträumt hatte. Die Angesprochene klammerte sich an der Tür fest und sah ihn aus weit aufgerissenen grauen Augen an.
„J-, ja, ich bin Bree – kommt doch h-, herein…“
antwortete sie völlig überrumpelt und trat einen Schritt zurück, um die Überraschungsgäste in ihr Quartier zu lassen. Sie bat sie an einen Tisch mit einigen Stühlen, die ähnlich stabil wie Tür aussahen, doch sie hielten Rhithik und Veera aus.
„Ich – ich habe nur Wasser und bl- blaue Milch,“
stammelte Bree, während Rhithik seinen Helm abnahm. Veera hingegen behielt ihren auf.
„Das macht doch nichts Bree, ich hätte gern die blaue Milch, wenn es dir recht ist,“
sagte Rhithik und lächelte sie an. Unter ihrem Helm verdrehte seine Schwester die Augen – er brachte die Sklavin in bodenlose Verlegenheit, in dem er sie quasi anflirtete und ihr das Gefühl gab, das Zentrum des Rhithik-Koorga-Universums zu sein. Und dennoch war es wichtig, dass er es tat – auf diese Weise fand er mehr heraus, als mit Androhung von Gewalt und ähnlich unsanften Verhörmethoden.
Bree kam mit einer etwas angetrübtem Transpari-Kanne, drei Bechern und einer Schale mit undefinierbaren Trockenfrüchten zurück, lächelte scheu und goss ihnen die Milch ein.
„Vielen Dank, meine Liebe. Wo ist denn dein Sohn? Wir müssen auch ihm ein paar Fragen stellen, fürchte ich,“
plauderte Rhithik weiter, als ob er sich in einem Coruscanter Teesalon befände und nippte an dem Milchbecher, während die Sklavin sich beinahe verschluckte und blass wurde. Sie fasste sich aber wieder und rief nach ihrem Kind.
„Ciel? Kommst du bitte zu uns?“
In der kleinen Küchenzeile schepperte es und rostige Scharniere quietschen, worauf ein ein ungefähr neun- oder zehnjähriger Junge auftauchte, der die Gäste seiner Mutter mit großen Augen und weit aufgerissenem Mund anstarrte. Das hieß, er starrte Rhithik an und nahm Veera so gut wie gar nicht wahr. Er erschrak, als sie ein knappes Hallo von sich gab.
„Seid ihr Mandos? Mein Onkel hat gesagt, dass niemand Mandos mag, weil sie ein Haufen Hooligans und elende Strauchdiebe sind. Und sie entführen und fressen kleine Kinder, wenn sie unartig sind“,
platzte es aus ihm heraus. Bree machte ein Gesicht, als ob sie am liebsten im nächsten Sarlacc-Loch verschwinden wollte, während abgehackte, scheppernde Geräusche aus Veeras Vokabulator drangen.
„Na, dann hat dein Onkel noch nie richtige Mandos getroffen, was? Aber es stimmt, wir sind mando’ade, du bist ein cleverer Bursche, könntest glatt zu uns passen,“
grinste Rhithik den Jungen an und streichelte über dessen Kopf. Ciel betrachtete fasziniert den Helm, der auf Tisch stand und musterte die Rüstungen der Besucher.
„Ich habe euch an euren Rüstungen erkannt – das ist cool. Kann ich auch ein Mando werden?“,
fragte der Sklavenjunge etwas schüchtern, worauf Rhithiks Grinsen noch breiter wurde.
„Sicher kannst du das. Aber du solltest vorher deine Mutter fragen, okay?“
meinte er mit einem Seitenblick zu jener und kniff ein Auge zu, worauf Bree rot wurde.
„Mom hat mir auch erlaubt, dass ich auch ein Heiler werden kann. Wie die Frau, die meine Krankheit und Moms Verletzung weggezaubert hat...“,
plapperte der Junge fröhlich weiter, während er sein Spiegelbild im Visor von Rhithiks Helm begutachtete. Die Geschwister wechselten einen kurzen Blick und auf Rhithiks Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln, als er sich wieder dem Jungen zuwandte.
„Bist du einer echten Zauberin begegnet?“
„Ich glaube schon – ich hatte eine sehr schlimme Krankheit und Mom hatte nicht genug Geld für einen richtigen Arzt. Aber als sie auf dem Marktplatz angeschossen wurde, haben die Leute ihr gesagt, sie soll zu dem Schiff der bleichen Murishani gehen, die Farro erschossen hat. Dort wollte eine Frau mit silbernen Haaren sich un-be-dingt um ihre Verletzung kümmern. Und weil Mom gedacht hat, dass die Frau sich lieber um mich kümmern sollte, ist sie mit mir da hingegangen,“
erzählte Ciel, wobei er einen dankbaren Blick in Richtung seiner Mutter warf, die sich in der Zwischenzeit etwas gefangen hatte. Rhithik war gespannt, was der Junge weiter erzählen würde.
„Wie war es denn, als die silberhaarige Frau gezaubert hat – und was hat sie auf dem Schiff der Murishani gemacht?“
„Das weiß ich nicht, was sie da gemacht hat. Wir haben die Murishani auch gar nicht gesehen, aber ihr Schiff war toll. Es war ganz wie aus Silber gemacht, und sie hat einen riesigen Droiden mit roten Augen. Jedenfalls war das alles ziemlich komisch – die Zauberin hat ihre Augen zugemacht und mich an den Händen genommen. Vielleicht hat sie geschlafen, aber nach ein paar Minuten war mein Ausschlag weg und Moms Streifschuss auch. Sie hat gesagt, dass sie eine Jedi wäre, nicht wahr, Mom?“
Rhithiks Gesichtsausdruck blieb unverändert entspannt, doch die Bestätigung, dass Kadajj irgendetwas mit Jedi zu tun hatte, war eine Nachricht, die er so nicht erwartet hätte. In Brees Gesicht hingegen war deutlich zu erkennen, dass ihr es lieber gewesen wäre, ihr Sohn hätte das J-Wort lieber nicht erwähnt.
„Hast du denn noch andere Jedi im Schiff der Murishani gesehen, Ciel’ika?“,
hakte er nach, doch der Junge verneinte.
„Nur die Zauberin und den Droiden. Sie sah sehr hübsch aus, wie ein Engel von Iego. Aber ich glaube, dass Engel nicht soooo dünn sind…“
„Silberne Haare sagtest du…“
In Rhithiks Fantasie begann sich das Bild eines sehr interessanten weiblichen Wesens abzuzeichnen – wenn er Glück hatte, war diese Jedi-Zauberin immer noch mit Kadajj unterwegs.
„Ja, ganz lange und ihre Augen waren auch ein bisschen silbern. Und sie war ziemlich blass, aber die Leute auf dem Marktplatz haben gesagt, dass die Murishani noch viel blasser war und keine Haare hatte. Augen hatte sie wohl auch keine, aber sie konnte sehen irgendwie. Vielleicht war sie ja auch eine Jedi und - …“,
„Ciel, erzähl doch keinen Unsinn – ich glaube, unsere Gäste interessiert so etwas nicht,“
unterbrach ihn seine Mutter plötzlich mit erzwungen ruhiger Stimme, doch darunter klang sie panisch. Rhithik konnte sie gut verstehen – sie hatte Angst, dass er und Veera auf Kopfgeldjagd waren. Sie wollte diejenigen schützen, die ihr geholfen hatten und verhindern, dass sie und ihr Sohn ebenfalls ins Visier gerieten. Nur, dass sie in diesem Fall absolut keine Chance gehabt hätte.
„Liebste Bree, uns interessiert es sehr wohl und ich gebe zu, dass wir auf der Suche nach einer bestimmten Person sind. Die Gründe dafür gehen dich nichts an, aber wir haben besseres zu tun, als unsere Energie an Sklaven zu verschwenden. Außerdem hätten wir dich und deinen Jungen schon längst fertig machen können, wenn wir gewollt hätten.“
Rhithik trank in aller Seelenruhe seinen Becher aus und knabberte von den Trockenfrüchten. Dabei zwinkerte er Ciel zu, den seine Mutter eng an sich gepresst hielt.
„Doch ich denke, dass wir deine Gastfreundschaft nicht zu sehr strapazieren wollen. Wir sind schließlich keine Hooligans. Und Ciel, wenn’s dir deine Mom noch erlaubt, ich würde mich freuen, wenn du Mando wirst. Pass bis dahin gut auf sie auf, ja?“
verabschiedete er sich. Ciel nickte heftig, während Bree Veera und Rhithik verblüfft nachstarrte, bis die beiden die Tür hinter sich schlossen.
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