Ich bin letzte Woche erst mit der vierten Staffel fertig geworden
Von daher werde ich es auch tunlichst vermeiden, eure Spoiler zur aktuellen sechsten Staffel zu lesen.
Nach der vierten Staffel möchte ich ein Zwischenfazit ziehen.
Ich weise darauf hin, dass dieses Spoiler der Staffeln 1 bis 4 enthält, die ich nicht extra in Tags packen will, um den Fließtext nicht zu stören. Wer dies also liest und noch nicht so weit sein sollte, dass er die letzte Folge der vierten Staffel geschaut hat, sollte nicht weiterlesen.
Nehmen wir´s vorweg: Nach Game of Thrones ist The Walking Dead meine zweite Lieblingsserie. Ich bin kein besonderer Fan des Zombie - Genres, ja, mied dieses immer sogar eher, aber als ich von der angeblich hohen Qualität der Serie, hinsichtlich auch Charakterentwicklung hörte, konnte ich die Finger dann doch nicht davon lassen und dies habe ich nicht bereut. Ab der ersten Folge war ich überzeugt, wenngleich ich die erste Staffel, rückblickend betrachtet, im Vergleich zu den nachfolgenden sogar eher schwach finde. Sie ist für sich genommen recht gut, aber richtig losgehen tut die Serie meiner Meinung nach erst mit der zweiten Staffel.
Es ist eine Serie, die meiner Meinung nach wirklich hauptsächlich von den Charakteren lebt. Ihnen Tiefe und verschiedene Facetten zu verleihen, ist in der Serie ganz groß und hervorragend gemacht. Das führt dann auch schon mal dazu, dass ich einen Charakter in der ersten Staffel als richtig mieses und unsympathisches A - Loch empfand, er mittlerweile (Stand: Ende Staffel 4) aber sogar mehr oder weniger meine Lieblingsfigur der Serie geworden ist. Und ja, die Rede ist von Mr. Daryl Dixon
Aber auch sonst gibt (und gab) es sehr tolle, interessante Figuren neben Protagonist Rick Grimes, der nach sich nach Daryl den Platz meines zweiten Lieblingscharakters mit Michonne teilt. Shane etwa war ein Seriencharakter, der mir immer im Gedächtnis bleiben wird. Sehr facettenreich, vom fürsorglichen Ersatzvater über das knallharte Egoistenschwein, bis hin zum bedrohlichen Psychopathen und dem zurückgestoßenen Liebhaber mit gebrochenem, verzweifeltem Herzen. All das war dabei und all das nahm man der Figur, von John Bernthal herausragend gespielt, zu jederzeit ab.
Ansonsten bietet die Serie einfach solch eine tolle Mischung aus Bestandteilen, die sie besonders macht. Endzeitstimmung, Spannung, eine Story, die teilweise noch arg im Dunkeln liegt und daher interessant bleibt, eine ordentliche Portion Action, viel Dramatik vor allem durch oftmals unvorhergesehene Charaktertode und ab und an auch ein wenig was zum Lachen. Was will man denn mehr?
Die bisher beste Staffel ist für mich die dritte. Ich habe eine Weile überlegen müssen, ob dieser Platz an sie oder die zweite geht, denn so gern ich die Serie auch mag, muss ich sagen, dass mich die vierte Staffel doch etwas enttäuscht hat. Sie war insgesamt weiterhin Unterhaltung auf hohem Niveau und hatte sehr starke Momente (zum Beispiel Hershels Tod, ein Charakter, den ich auch sehr gerne mochte, und das mit den beiden kleinen Schwestern, von der eine die Beißer noch immer als lebende Menschen ansieht), doch steht an Spannung und vor allem großen Ereignissen meiner Meinung nach weit im Schatten der dritten Staffel. Zum Teil war sie mir etwas zu sehr durch Füller aufgeblasen, ich meine, es ist eine nette Idee, dass man in Folge eines Trinkspiels mehr über Daryls Vergangenheit erfährt, doch man hätte wirklich nicht 45 Minuten lang ihn und Maggies Schwester auf der Suche nach Alkohol zeigen müssen. Überhaupt empfand ich die Folgen, die nur einen oder zwei Handlungsstränge ausleuchteten, als recht langatmig - ganz abgesehen von denen mit dem Governor, einem Typ, den ich in der dritten Staffel zu hassen gelernt habe, den ich für die Serie aber, einerseits aufgrund der durch ihn entstehenden Ereignisse und andererseits aber aufgrund der großartigen schauspielerischen Leistung des Darstellers, dessen Name mir nicht einfällt, als unglaublich bereichernd empfand. Dennoch birgt der Governor die für mich wohl größte Enttäuschung der vierten Staffel, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass er so schnell sterben würde - und finde dies auch für die Serie nicht gut. Ich hätte lieber noch mehr Auseinandersetzungen zwischen ihm und den Hauptcharakteren gesehen als das, bisher, im Vergleich nicht annähernd so packend umgesetzte Terminus - Gedöns als neue, oberste Bedrohung. Ich meine, so wie der Charakter in der dritten Staffel etabliert worden ist, habe ich ihn schon als Oberschurken für bis mindestens Ende Staffel Fünf gesehen, so wirkt er rückblickend betrachtet als kaum mehr als ein Zwischen - Bossgegner, um mal in den Videospielejargon abzudriften. Ich finde, dass man hier einiges an Potenzial verschenkt hat.
Wie gesagt fand ich die vierte Staffel nicht schlecht, aber doch deutlich unter dem Niveau der vorhergehenden, ich denke ich finde sie auch schwächer als die erste. Hoffentlich geht es in der fünften wieder aufwärts. Ich habe von der ersten Folge der fünften Staffel erst etwa die ersten 30 Minuten geschaut, muss aber sagen, dass diese schon mal besser und packender waren, als die vierte endete