Hey, hey, hey... "altes Semester"... Ich war gerade erst 5 als mich mein Vater auf mein Drängen (3 Tage kindlicher Terror) heimlich mit ins Kino geschmuggelt hat. Ich bin also im besten Ewan McGregor-Alter. Nur ohne Bart, Kutte und Neonprügel.
Was den "Zauber" betrifft, der ich mir wieder zurückerhofft hatte und dem ich völlig offen gegenüber stand, kann ich mich vollinhaltlich nur der Kritik von Oliver Hüttmann im SPIEGEL anschliessen.
"Das sind die Eckpunkte der Geschichte, deren 142 Minuten bis zur finalen Schlacht ausgefüllt werden mit zähem Geplänkel und zahlreichen Gefechten, die man schon effektvoller erlebt hat. "Episode II" wirkt kaum anders als "Episode I", nur noch opulenter.
(genau!)
Auch hier erstaunt wieder, wie viel Zeit mit betulichen einzeiligen Dialogen verschwendet werden kann, ohne dass der Film wirklich von der Stelle kommt.
(Oh ja...)
"Episode II" ist ein langatmiger, humorloser, in visueller Perfektion erkalteter und erstarrter Brocken, den sich gewiss weit weniger Menschen anschauen würden, wenn es eben nicht "Star Wars" wäre.
(das haben ja auch schon andere hier im Forum angemerkt)
Der einst erste Film (jetzt der vierte Teil) und seine unmittelbaren Fortsetzungen waren dagegen kleine, schnelle, schäbige Science-Fiction-Streifen, gedreht von Freaks und Fricklern, die statt an einer Eisenbahn an Raumschiffmodellen bastelten. Sie waren in sich geschlossen, liefen stets nach ähnlichem Muster ab und steuerten zielstrebig auf knappe emotionale Höhepunkte zu wie: "Ich bin dein Vater, Luke."
Eben! Das war neu. Das war schnell. Das war kultig. Das war Handwerk. Ep.1+2 fehlt jede Innovation und ist daher nur noch thematisch Star Wars, nicht aber, was die filmische Kunst betrifft
Die Hauptcharaktere waren immer wieder dabei, ihre klaren Rollen machten eine Identifikation möglich. Für die Prequels muss Lucas jedoch eine tatsächliche Entwicklung schildern und folglich eine echte Geschichte entwickeln - über große Politik, Intrigen, moralischen Zerfall, Tragödien und Liebe.
Die einfach gestricken Stories waren auch meines Erachtens mit der Kern des Erfolges von Episode IV-VI. Schon daher ist es unglaubhaft, wenn Lucas immer wieder behauptet Ep.1-3 würden schon seit 25 in seiner Schublade ruhen. Wer der ersten drei Episoden relativ kompliziert erzählt, geht bei Teil 4-6 noch nicht plötzlich zu einfachen Kasperl-Geschichten über. Nein, das war nur ein PR-Gag. Ep.1-3 sind niegelnagelneue Ideen. Lucas hatte vor 25 Jahren bestenfalls die Idee, dass er noch 3 Prequels machen würde - inhaltlich hatte er aber bis vor 4 Jahren keinen blassen Dunst
Doch für eine derartige Unternehmung fehlt ihm das Timing und das dramaturgische Gespür.
Leider....
Rund ein Dutzend neue und wichtige Charaktere sind in Episode I und II dazu gekommen oder verjüngt worden - viele von ihnen sind schon wieder verschwunden.
Eben. Liam Neeson hätte lieber bleiben sollen.... Das hätte der Geschichte trotz aller Plattheit wenigstens Kontinuität verliehen.
Zwischen diesem Personal und zahllosen außerirdischen Kreaturen werden zentrale Gestalten wie Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor), Mace Windu (Samuel L. Jackson) und sogar Jedi-Meister Yoda zu Mitläufern, über die man so gut wie nichts erfährt.
Peinliche Statisten von Computereffekten. Eine Beleidigung für die Schauspieler
Dieser Beliebigkeit und Unübersichtlichkeit setzt Lucas mit einzigartigen Schauwerten etwas Monumentales entgegen: Städte mit mächtigen Bauten, Sälen, Säulen und Bibliotheken, für die am Rechner die Architektur von Venedig, Byzanz, Alexandria, des Vatikans und antiken Roms kopiert wurde. Dennoch sind diese Kulissen nicht atemberaubend, sondern nur anschaulich - eine Abfolge von leblosen Sets, die manchmal wie eine Tapete oder ein gigantisches Aquarium anmuten. Darin schrumpfen die Darsteller, die ohnehin größtenteils vor dem Blue Screen agieren, zu bloßen Kaulquappen.
Ich fand die Kulissen ebenfalls so charmant wie angemalte Tapeten im Theater... Eine jede tatsächlich gebaute Kulisse wirkt 1000fach authentischer. Natürlich hätte man das, was in Ep.2 gezeigt wurde, niemals alles bauen können. Aber Bluebox-Acting wirkt (noch) zu künstlich.
George Lucas hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass ihn Schauspieler nicht interessieren. Damit aber mangelt es "Episode II" an jener menschlichen Nuance, die im Gegensatz zur ersten Trilogie jetzt nötig wäre. Die Balz- und Liebesszenen zwischen Anakin und Amidala beim Picknick auf einer grausam grünen Wiese, auf einer Terrasse mit Blumentöpfen vor einem glitzernden See und zwischen Passagieren auf einem Raumfrachter sind lächerlich übertriebener Kitsch, den sich noch nicht einmal James Cameron in "Titanic" erlaubt hat.
Genau! Besser kann man es nicht ausdrücken. Grausam! Furchtbar! Ekelerregend! Sissi! 50er Jahre-Mief!
Mit seinen digitalen Illusionen ermüdet "Episode II", statt einen durch Frechheit mitzureißen wie "Krieg der Sterne".
Damals das einzigartige, kühne Werk eines jungen Mannes. Die Neuerschaffung eines Genres. Heute ein müder Abklatsch seiner selbst. Ein Pixeltheater unter vielen (Harry Potter, Herr der Ringe)