Truuine

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Aufenthaltsraum ] Stara, sowie die Abenschicht

Stara hörte die Neuankömmlinge lange bevor sie sie sie sah. Ihre bionisch verbesserten Ohren meldeten ihr eine Anomalie auf der Treppe, da hatten die…ja es waren zwei Individuen…grade einmal die obere Ebene verlassen. Stara wusste, wie viele Stufen die grob in den Berg gehauene Treppe hatte und kümmerte sich erstmal nicht weiter um die Unbekannten. Sie hatte zutun und hatte für den Moment nicht vor sich stören zu lassen. Die Arbeiter im Aufenthaltsraum hielten einen respektvollen Abstand und so hatte sie sie so viel Ruhe wie sie sich nur wünschen konnte, den heutigen Fortschritt in Zahlen zu gießen. Die Arbeit während der Tagschicht unter Kizitos Aufsicht war zufriedenstellend vorangeschritten und auch Staras Abendtruppe hatte sich angestrengt die gesetzten Ziele zu erfüllen. Sogar mit ganzen 14% höherer Effizienz. Stara fand, dass dies für ihren…Führungsstil sprach.

Dabei war das hier die erste Gruppe Wesen, die sie je befehligt hatte. In einem anderen Leben hatte als Kopfgeldjägerin ihr Leben gefristet. Wobei sie den Begriff Kopfgeld so gut wie immer wörtlich genommen hatte. Tot oder lebendig war nie eine Frage gewesen, die sie nachts umgetrieben hatte. Ein totes Ziel machte einfach so viel weniger Probleme und die Jagd nur umso vergnüglicher. Doch dann war da dieses eine Ziel gewesen. Dieser eine elende Aqualish, der ihr mit seinem letzten Atemzug noch die Abystoner Bullerei auf den Pelz gehetzt hatte. Stara konnte einsehen, wenn eine Situation ausweglos war und nur weil sie ihre Mitwesen lieber in zerfetztem und durchlöchertem Zustand um sich scharte, hieß das nicht, dass sie für sich selbst ein ähnliches Ziel bevorzugte. Die Leiche ihres Ziels hatte man nie gefunden, weshalb man sie schließlich auch nur eingesperrt hatte. Zumindest bis dieser neue Gouverneur die Macht an sich gerissen und es für die Insassen von Truuines Gefängnissen plötzlich einen Ausweg gegeben hatte.

Stara drehte sich erst um, als die Neuankömmlinge bereits im Raum standen. Dabei handelte es sich um ein Mensch-Ding, begleitet von einem rangniederen Kollegen Staras. Einige Momente starrte sie das Mensch-Ding aus milchigen Augen heraus an, die verschiedenen Einstellungen ihrer bionischen Implantate nutzend, um so viele Informationen wie möglich aus seiner Körpersprache zu lesen. Und aus seiner Körpertemperatur. Und aus seinem Inneren. Stara trat näher und befeuchtete ihre Haut über ein weiteres Implantat. Die Temperatur hier unten trocknete ihre aquatische Haut unangenehm aus. Im Gefängnis hatte man versucht ihre Technik zu entfernen, jedoch rasch festgestellt, dass ihre biologischen Funktionen derart mit Bionik verschmolzen waren, dass sie der Versuch getötet hätte. Und da diese Tatsache diese Schwächlinge von ihrem Vorhaben abgebracht hatte…

Einen Moment lang studierte Stara ihr Datapad. Vorn hieß der Neuankömmling. Grade erst von Kizito nach hier unten verlegt. Doch halt. Es hätten eigentlich zwei sein sollen.


„w̶̧̳̱̱̓̇͑͂̊͗̈́͜͠ǫ̸͖̹̹̔́̇̊̐͐̐͝ͅ-̶͈̻͚̫̊͒͘͝į̵̩̫̂̾s̴̻͊̐͒͐͆͝t̸͈̂̀̌-̸̺̞͎̜͔͉̻̑̂̇̏͘̚͝͠ď̴̡̢͔̟͔̪͎̻̱e̸͖̫͇̓̾̽̊̓͝͝͝r̷̳̦̺̯̅̀͝-̶̼̳̗͓̖̻̭͔́̾̓̋w̶̱̑̌o̷̮̥̤͚̩͂̾̿̉̃͂̈͊̃o̷̘̪̘̹͍͉͂̉͂͛̚-̸̤̈́̾̏k̶͔͍̜̈́̂̉͒́͌̃̔͝ȋ̸̤͇͉̠͍͓͙̺̰͋͒̔̾ę̵̥̭̹̠̦̪̄̌̌̋̀͌͠ȩ̴̝͈̗̘̳̠̔“

, schnarrte Stara den Karkarodon an, der beflissen Auskunft gab. In der Krankenstation also. Nun gut. Mit einer Geste entließ sie die Wache und wandte sich auch von Vorn ab. Noch immer gab es Listen zu verfassen und Formulare auszufüllen. Wie viel Wasser verbraucht worden war, welche Verletzungen es gegeben hatte… Die imperiale Bürokratie kannte keine Grenzen und doch zog sie die Listen einer engen Zelle in Abyston vor. Wenig später betrat die Tagschicht den Raum. Da sie auf morgens beschäftigt gewesen waren, war es ihnen erlaubt gewesen ein wenig Freizeit in der Kantine, oder der Abendschule zu verbringen. Die meisten von ihnen gehörten zu den heute angekommenen Sklaven. Sie waren Frischfleisch und hatten – anders als die Veteranen der Abendschicht – ihre Lektion noch nicht gelernt. Diese Neuen hielten es für sinnvoll Lärm zu verursachen und sich um die besten Schlafplätze zu streiten. Es war eine Geräuschkulisse die Stara hasste und ihre Augen zuckten ungeduldig zwischen den Arbeitern hin und her. Wer von ihnen würde es sein? An welchem von ihnen würde sie ihr Exempel statuieren? Natürlich konnte sie es nicht übertreiben. Zu viele Leichen würden die Produktivität ihrer Einheit senken.

„l̶̞̣͇̖͖̳̯͈͑̉̎͒̃̀̏͊͝i̵̞̯̰̤̒̾́͊̍͜c̵̨͖̻̎͆̅̄̑̃̓̐h̵͙̯̖̊͌-̵̟̻̤̻̩̙̫̰͖̑̾́́̒̾͒̚t̸̬̤̱̘͕͊͋̊͑̈́͆ẻ̴̖͖̿̉̚r̶̨̖̙͑͆-̵̫̺̱̗̭̆̆̂͛͜ả̴̖̃͘u̶̠͉̺̙̜̬͚͐̋s̵̰̜̤̝̩͓̔̂͌̉“

, zischte sie als alle Arbeiter ihren Platz gefunden hatten. Oder zumindest einen Platz. Ihren Platz kannten bisher nur die Veteranen. Einer von diesen kam dem Befehl nach und die grellen Deckenlampen wurden gelöscht. Die einzigen Lichtquellen waren nun nur noch die rötlichen Wandeinschlüsse, die den Aufenthaltsraum in ein merkwürdiges Fastdunkel hüllten. Stara sah natürlich auch weiterhin perfekt, wenn auch anders als vorher. Die Zeit verstrich, der Raum erfüllt vom Schnarchen der Arbeiter, doch Staras verbesserte Ohren hörten auch das Ticken ihrer internen Maschinen. Schlaf. Stara erinnerte sich daran einmal geschlafen zu haben. Doch das war lange her. Regeneration übernahm nun die Bionik. Zeit verstrich. Regungslos saß sie da, ihre Berichte abgeschlossen. Tagträume tanzten vor ihrem Inneren Auge, während sie wartete.

„a̸͇̙̗̤̿͌̆̒̌́͐͋̓ứ̸̩͚̓͋̕͠f̶̛͙̜͙͕̻̝͕̻̿̀-̷̡̗̲̥͓̥̮͉̉̈ͅḋ̷̢̼̬̩̰̰̇͊̄͐͠͠í̵͕͖͔͊̐͛͋e̸̢͉̼̹̥͕͙͖̼̾-̸̨̢̬̮̗̙̫̭͂b̸͔͙̗͇̺͉͎̩̃͊ȇ̸̪̦̲͓̕í̷͖̣̺͔̝̤͚̟̚͜͠-̸͕͙͑͋̇̍̂ñ̸̻̫̜̞͍̬̣͖̉͛͊̉͊̕͠ė̶̢̛͈͉̼̀̓̊̒“

Die stimme Staras zischte durch den Raum wie ein Peitschenhieb. Es war vielleicht eine halbe Stunde, nachdem die Arbeiter erschöpft von ihrem harten Tag in den Schlaf der Gerechten gesunken waren. Beinahe augenblicklich gingen die Lichter an und enthüllten für den unverbesserten Betrachter zwei Dutzend aus dem Schlaf gerissene Gestalten, die schläfrig blinzelten. Erneut waren ihre Veteranen die ersten auf den Beinen.

„l̴̤̏͆̈́̆̄̐̚͝í̶̙̯̜̜̪͗̀͗́̕͝ȇ̸̡̯͓̜̩̰͓͔̲̂͗̄̀-̶̗͊g̷̹̾͛̈́͌͜e̴̱̹̤͇̖̗̬̩̽́̈́͜-̵̨̺̣͇͋̇̐͋̍̈́̎͊s̵͕̐͜ṱ̶̭̜̎̆̊̀̂̄ü̵͍̰̥̂͛̓̐͂͂̿͜-̶̢͇̗̖͖͛̍́̋͘t̵̘̼͓̲̠̪̳̃͆̑̊͝ž̴̻̙͓̏̆́̈́͠e̴̪̘͉͍͚̮̠͌̚͝͝ͅṇ̷̪̑͌̀̀̀͌̄“

Augenblicklich brachen die Neuen in verwirrtes Gemurmel aus, doch die Veteranen kamen der Aufforderung ohne zu murren nach. Bald war der ganze Raum erfüllt von schwitzenden und stöhnenden Wesen, die nach einem harten Tag Knochenarbeit, aus dem Schlaf gerissen, nun einem absurden Befehl nachkamen.

„l̵͔̗̏͌́̒̅́i̷̼̲̪̩̟̓͆͊̽̏͐c̵̢͔͚̠̬͋̋͒͝h̷̘̠͕̤͈̫͗̿̐͐̿̍-̵̠͉͖̜̝͙̝̉̀̎̑͘͜t̵̡̫̱͍̬̬̻̟̺̔̕e̶̻͙̜̞̅̐̇̓̒̂̍̆̕r̸͕̣̠͔̘̈́́̋̋̃͑̚-̵̻̜̬̉̈́͑̉͝a̴̛͈͇̅͗̄̊́̽̚ͅư̵̺̺̺̲͉̣̙̙̈́̓̾̀s̸̠̍̃“

, erlöste Stara sie schließlich mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen und die Arbeiter rollten sich wieder an ihren Plätzen zusammen. Die Neuen hatten eine beeindruckende Disziplin bewiesen. Niemand hatte diese erste Runde protestiert. Überraschend, doch kein Hindernis für Stara. Eine halbe Stunde später war es wieder so weit. Die Lichter gingen an und diesmal waren Sit-ups an der Reihe. Schwitzen, Stöhnen, Fluchen, und Stara spürte, wie die Stimmung sich verschlechterte. Die Neuen verstanden nicht, warum sie gequält wurden, und die Veteranen hofften, dass endlich einer der Neuen einen Fehler machte. Denn sie selbst hatten gelernt. Dann gingen die Lichter wieder aus und der Zyklus begann von vorn. Eine halbe Stunde Schlaf, dann Plank Jacks. Die Stimmung begann zu brodeln und auch Staras Vorfreude hatte einen Siedepunkt erreicht. Bald. Nur Geduld. Eine Runde noch, vielleicht zwei… Vielleicht lag es daran, dass die Neuen aus der Sklaverei kamen. Vielleicht ließen sie sich deswegen so bereitwillig misshandeln… Licht aus, Licht an und diesmal war es so weit! Ein bulliger Zabrak hatte genug und spuckte vor Stara auf den Boden.

„Das ist doch dumme Scheiße! Lass uns endlich schlafen, du hässlicher Quallenficker!“

Ein freudiges Zischen entrang sich Staras tentakeligem Mund und beinahe hastig trat sie auf den Übeltäter zu.

„s̴̮̖̾k̷͈̱͉̪̐͜a̴̢͓̲̙̮̍̒͌̈́̃̆̄͠-̶̫̹̼̫͙͎͎̱̦͒̊̏͆̈́t̶͉̯̻͕̘̍̎̍͝e̷̢̢̦̫͔̻̰͒͐̊r̶̼̫̞͕̩͈̦̭̽̈̀̈́̈̊-̷̛̳̖̎̽͋̐͗̈́͐j̶̢̘̼̈̂̏u̵͇͔̮͑̇m̸̨̠͓̝͓̫̥͚̟͌̕p̴̧̲̠̤͖͓͍͕͎̉̅̇͂͘“

, zischte sie freudig erregt, doch der Zabrak hatte endgültig genug. Mit wütendem Gesichtsausdruck richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und verschränkte die Arme vor der breiten Brust.

„Mach‘s dir doch selbst.“

Darauf hatte sie gewartet. Mit einem gurgelnden Laut riss Stara ihren Mund auf und aktivierte den darin verborgenen Tod. Aus metallischen Öffnungen in ihrer Kehle quoll ein Luftstrom, wie er normalerweise nur von bothanischen Incineratoren ausgestoßen wurde. Ihre bionisch verstärkten Tentakel flatterten unversehrt im Luftstrom, doch der Zabrak hatte weniger Glück. Die Waffe traf ihn voll in die Brust und begann augenblicklich damit die molekularen Verbindungen seines Fleisches aufzulösen. Der Mann wollte schreien, doch da waren seine Lungen bereits offengelegt. Stöhnend und würgend stolperte er nach hinten, während verflüssigtes Fleisch seine Beine hinablief. Mit einem schmatzenden Geräusch schlug er auf dem Boden auf, die Augen verdreht, sein Gesicht im Todeskampf zuckend. Triumphierend verschloss Stara ihren Mund wieder und warf einen Blick auf den geschockten Rest. Nicht wenige von den Neuen übergaben sich, die Veteranen hatten wohlweißlich ihren Blick abgewendet.

„d̵̯̃ǘ̸̢̯̝̦̟̦͉͗-̵̟̜̻́̽͒̒̀̇͜“

, zischte Stara dem neuen Mensch-Ding (Vorn) zu und zeigte auf die Leiche des Zabrak.

„t̸̨͌̇r̶̢̩͂͌͆́̓̾̏̕̕ͅą̷̳̠̯̱̟̹̮͑-̵̢̦̟͉͇̳̭̠̓̀̏̉̍͗͘͝g̶̳͒̎̈́̊̌̓̀į̸͙̱͇͈͖͉͍͚̽̂͊̕-̵̩̣͇̂s̸̥͚̻͕͉̭̔̀̃̏̿̿̍͝c̷̨̦̠̝̏̈́̈́̈́̈́̒͊ḩ̸̠̰̫͇̙͑̑̈́͂̋̅́͠ȩ̴̠̮̮͇͇͐͋̓̔̊́͜͠r̷̳̘͇͗́̐̐͌̑ͅ-̷̹̲̘̈́̎̽̌͛ư̵̫͔̩̯̖͇̳̥̱͂͝n̴͖̓-̵̥̘͈͂͛͜ͅf̸͙͚͎̅̅̂̓͒̇̂͝ͅǎ̶͜l̴̬̲̬͑̑̍̎̉̓͠l̴̢̻̥̲̠͓͎̾̆̄̐͘͝-̷͚̳͍͚̜̰̯̣̞͆͛w̸̢̳̹͍͉̬͇͝i̵̠̻͍͉͇̝̞̝̓ͅr̸̛̫̋̇̓̌̎͜f̵͈͚́̉̎-̶̺̜̼̗̪̰̠̝̺͗̈́̐͠͝͠m̶̻͒̊̏̐̀͊͘͠ü̶͉̿l̷̜͔͉̂̅̂ḻ̸̠̲̫̯̠̓̉̌́-̸̛̣́̐̓̚̚̚͠ỉ̷͙͇͕̎́̑͝n̸̠̗̗̟̫̋̿̉̂̉̍̌-̷̢̨͖̰̤̬͕̿̈́͐̈́̈͛͠ͅͅm̷̨̬̳̳͛̿á̴͔͔̣̐͋́̅̽g̵͎̝̬͚̻͊͌̍̀̕͘̕͝͠-̵͈̲̗͔̪̯͉̀̾̎̈́̓͜m̴͎̘̠͛́͐̾͆͂͂͊͠ą̵̨͉͕̈́̌̂͑̒̊-̷̢̯͈̼̹̱̲̞͕͗̀͝ķ̶̻̖̟̟̣̯̫͒͊̓̽̓̾͌͘͜ă̸͇̠͍̳̣͕͇̙̈́͒̐͛̾͋͂̚m̴̢͇̱͔̯̜͍͖̆͛͗̄ͅ-̶̡̤̹͉̱̫̼͛́̈̈́̓͌͜m̴̬͉̼͈̽̓̽͑̽͊̀̐̕ȩ̶̧̢͙̺̩̦̺̐̌͗͌̒͜͝r̷̹̈̒͒̈́͗̈́̊̋̈́“

Dann sah sie einen der Veteranen an.

„d̶̡̖̳̼̱͇̾̈̊̉̽̆͛͝u̷͕͒͌͐͛̽͛̆͐-̶̧̲͔̗̙̪͓̬̔̈́͌͆͒̀͆̄̕ͅz̶̳̭͇̈́̐ȩ̴̣͍̣̘͓̙̳͛̎̃͒͜i̷̪̬̱̮̲̦̖͆͂͌̇̊̃̽̈́̍g̸̞̞̃̑̒͋͂̎̽͘̕-̴̱̻͔̙̅̓͒̏i̶̠̼̭͕̱͇̝͋̃̓̿̕̕͠h̷̢̼̪̜͗m̵̡͓̗̬̤̙̯͇͂͗̔̀́͗-̸̢̧̪͓̦͍̺̦̑́͌ͅd̸̤͔̠͚͓̃̽̒̏̉͜e̶̤͍̳͑͐͐́̓̽̈́̀n̶͓͇͎̺͎͉̜͖̜͝-̵̲̾̐̿ẃ̷̧̧̛̟̼̼̳̦̻̟͑̓͊̐͒̓͝ȇ̶̙̤̟̣̯͕̗͇̑̀̔̄̍̾͗͘g̶̖̯̤̜͕͈̿̌ͅ“

Der Veteran war in der vorigen Runde der Neue gewesen und wusste also, was von ihm erwartet wurde. Gemeinsam packten sie den sich noch immer kaum merklich auflösenden Zabrak und verschwanden in Richtung des entstehenden Generatorraums.

„s̴̮̖̾k̷͈̱͉̪̐͜a̴̢͓̲̙̮̍̒͌̈́̃̆̄͠-̶̫̹̼̫͙͎͎̱̦͒̊̏͆̈́t̶͉̯̻͕̘̍̎̍͝e̷̢̢̦̫͔̻̰͒͐̊r̶̼̫̞͕̩͈̦̭̽̈̀̈́̈̊-̷̛̳̖̎̽͋̐͗̈́͐j̶̢̘̼̈̂̏u̵͇͔̮͑̇m̸̨̠͓̝͓̫̥͚̟͌̕p̴̧̲̠̤͖͓͍͕͎̉̅̇͂͘“

, sagte sie zum Rest und diesmal wurden die Sportübungen ohne Beschwerden wieder aufgenommen. Schließlich gingen die Lichter wieder aus und würden es auch bis zum Morgen bleiben. Ein Exempel war statuiert und die Überlebenden wussten nun, was sie riskierten. Bis zum Morgen verharrte Stara bewegungslos an ihrem Platz und schwelgte in den letzten Momenten des Zabrak. Schließlich erhob sie sich ohne einen Laut und verließ den Aufenthaltsraum in Richtung Treppe. Auf den Stufen kam Kizito ihr mit den restlichen Mitgliedern seiner Tagwache entgegen. Ein kurzes Nicken wurde ausgetauscht. Stara wusste, dass das Mensch-Ding sie nicht mochte. Doch das war nicht ihr Problem. Bis zum Nachmittag hatte sie frei, wenn es für die Abendschicht wieder an die Arbeit gehen würde.

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Treppe ] Stara
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Kraftwerk - Aufenthaltsraum - Vorn, Ranghoher Wärter Stara und ein Dutzend Gefangene ]

Vorn hatte sich nicht getäuscht. Es hatte nur einen vorzeitig unterbrochenen Schlaf gebraucht, damit der Mensch die Art des Jägers im Quarren hatte identifizieren können. Er spielte gerne mit seiner Beute, bevor er sie ziemlich eindrucksvoll tötete. Er kannte diese Art von Waffe nicht, doch man konnte sie – zumindest bei so einer Tentakelfresse – ziemlich gut verbergen. Der Zabrak starb nicht sofort, doch im Grunde war er schon tot, bevor er den Boden traf. Kein Arzt oder Droide, selbst vor Ort stehend, hätte ihn noch retten können. Vorn grummelte, als der Geruch des sich auflösenden Fleisches in seine Nase drang. Erst war er irritiert, dann erinnerte er sich an seinen nun nicht mehr existierenden Schnäuzer. Alles an seinem Körper wurde, je nach Möglichkeiten, gewaschen bzw. gesäubert, doch sein Schnauzer hatte immer besonders viel Arbeit bedurft, da er die Haare unter seinen Nasen nicht auf die falsche Weise hatte behandeln wollen. Sein Ziel war nämlich eine Art Minibiotop, durch welchen er immer genau das riechen konnte, das ihm gerade gefiel. In den letzten Jahren war das gebratenes Fleisch, ein Hauch Maschinenöl, Rauch und ein Spritzer Blut gewesen. Anfangs gewöhnungsbedürftig, rettete ihn das später, als es so richtig hässlich in der Kolonie geworden war. Doch jetzt roch er es wieder. Einen sich auflösenden Körper. Und zwar nicht die gute Art des Auflösens.

Glücklicherweise war er nach 30 Jahren Kolonie geruchstechnisch kaum mehr zu beeindrucken. Sein Magen blieb stumm, seine Augen ruhten geradezu abgestumpft auf dem Leichnam. Dann kam ein Befehl, den Vorn ehrlicherweise kaum bis gar nicht verstand. Der
Quarren war fast unmöglich zu verstehen. Die Gestik dafür schon eher und der Blick eines der anderen Gefangenen verriet dem Menschen, dass er mit anpacken sollte. Das tat er, indem er sich einen der Arme greifen wollte. So hatte er zuvor immer Leichen entsorgt. Sein Mitgefangener zischte jedoch etwas unverständliches und Vorn verstand trotzdem. Er ließ den Arm los und packte sich ein Bein, dann das zweite. Er fragte nicht weiter nach und ging in die Richtung los, in welcher ihm gewiesen wurde. Der andere Gefangene ging hinterher und es dauerte auch nur etwa zwanzig Meter, da wurde seine Funktion offenbar. Der rechte Arm löste sich nun vom Torso des Zabrak, wurde sogleich aufgesammelt und auf eine Weise in Händen gehalten, dass Vorn darin ein geübtes Handeln erkannte. Es war also nicht seine erste Tour. Später folgte noch der Kopf und der andere Arm. Beides sammelte er auf und kaum war dies geschehen, übernahm er die Führung und ja, bis zum Schluss fiel nichts mehr von der Leiche ab.

Noch etwa fünfzig Meter mehr und sie kamen bei einem Bereich an, der im Gegensatz zum Rest der Anlage beinahe fertiggestellt aussah. Reflektierende schwarze Böden und Wände, moderne Leuchten in Streifen, rote und weiße Lampen in der Nähe von Konsolen und Schaltern und eine hier bisher einzigartige Konstruktion. Diese stand rechts neben einer großen Öffnung, welche wiederum bläulich schimmerte, also mit einem Schild versiegelt war. Die große Konsole, an der zwei Personen gleichzeitig arbeiten konnten, war im Augenblick umbesetzt, steuerte aber offenbar so manches in diesem Bereich. Vorn betrachtete sie kurz, gab dann aber auf, da er mit solch moderner Technik – noch – nichts anfangen konnte. Sein
Mitgefangener kam nun wieder zu ihm, warf beide Arme und den Kopf ohne hinzusehen durch das Kraftfeld und fasste dann an die Seite des Körpers. Dort krallte er sich an der Kleidung fest. Vorn tat es ihm gleich.

„[Eine Frage noch.]“ grummelte Vorn mit gesenktem Kopf, den Blick auf den anderen Gefangenen gerichtet. Der hob den Kopf. Seine Spezies (Beluganer) kannte Vorn auch wieder nicht und seine Mimik war ebenso rätselhaft wie bei Quarren. Da er aber innehielt, interpretierte Vorn das als ein „dann frag halt“.
„[Was bekommt man hier am Tag so zu essen? Und wie viel?]“

Der Typ antwortete nicht, legte aber kurz den Kopf zur Seite und machte irgendetwas mit seinen Augenwülsten, das Vorn als ein „Das habe ich nicht verstanden. Was willst du von mir?“ verstand. Er konnte also kein Huttisch. Er versuchte es noch einmal, diesmal auf Basic.

„Wie viel bekommt man hier am Tag zu essen?“

Die Augen des anderen Gefangenen wurden kurz schmal, dann senkte er den Kopf und stand auf, während er den Leichnam aber noch nicht anhob. Vorn tat es ihm gleich.

„Genug.“ bekam er kurz angebunden als Antwort zurück und schon bei diesem einen Wort konnte er erahnen, wie schlecht der Mitgefangene diese Sprache konnte. Das spielte aber auch keine Rolle. Viel wichtiger war die Antwort selbst. Genug war, nun, eben nicht genug. Er konnte seine aktuelle Muskelmasse nicht mit schlichtem „Damit wirst du nicht verhungern“-Tagesrationen halten. Er musste irgendwem sein Essen stehlen. Oder...

Sie sprachen sich noch kurz ab, dann warfen sie den Körper einfach durch das Kraftfeld. Es dauerte gar nicht mal so lange, da hörte man diesen auf etwas aufschlagen. Etwas nicht sonderlich festes, aber auch nichts flüssiges. Der andere Gefangene drehte sich auf dem Absatz um und marschierte schnell, aber eben immer noch gehend, zurück zum Aufenthaltsraum. Vorn lies er einfach zurück. Der sah sich um und ertappte sich bei dem Gedanken, diese Situation auszunutzen. Dann traf sein Blick jedoch eine der an der Decke angebrachten Kameras. Kurz darauf schoss auch einer dieser nervigen kleinen Droiden an ihm vorbei. Jedoch so, dass ein Tritt ihn nicht in die orange leuchtende Grube befördert hätte. Ein anderes Mal vielleicht. Vorn gab seine Flucht vorerst auf. Er war ohnehin am Ende seiner Kräfte.

Da ihm nach dem Abstieg vor allem seine Füße und Beine schmerzten, humpelte er regelrecht hinter dem unbekannten Alien hinterher, gab diese Schwäche jedoch auf, als er ihn erreicht hatte. Gemeinsam betraten sie den Aufenthaltsraum, in welchem das Licht gelöscht war und alle zu schlafen schienen. Bis auf den
Quarren. Der saß statuenhaft mittig im Raum und war dabei so reglos, als äre er tot. Der Mitgefangene umging diesen so weit es möglich war und legte sich ebenfalls hin. Vorn zögerte erneut. Es gab fünf freie Betten. Alle in unmittelbarer Nähe zum Quarren, als wollte keiner neben diesem schlafen wollen. Wollte er auch nicht. Und nun überlegte der hünenhafte Mensch, ob es eine kluge Idee war, den Wärter indirekt herauszufordern, indem er sich das nächstgelegene Bett aussuchte. Und ihm damit zu verstehen gab, dass er ihn nicht fürchtete. Sein Instinkt warnte ihn davor. Hier ging es nicht um einen fairen Kampf. Der Wärter hielt alle Trümpfe in den Saugnäpfen. Also gab Vorn diesem Gefühl schließlich frustriert nach und legte sich auf das dritt weit entfernteste Bett. Also quasi mittig zwischen Quarren und den anderen Gefangenen, wobei die Bettaufteilung ihn dennoch eher auf die Seite der Mitgefangenen positionierte. Nicht gänzlich feige, aber auch nicht zu provokant...

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[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Aufenthaltsraum ] Kizito, sowie die Wachen der Tagschicht und Qowrow

Nach einer Nacht tiefen Schlafes erfrischt und guter Dinge schritt Kizito die Treppe zum Kraftwerk hinab. In seinem Schlepptau gingen die ihm untergebenen Wärter seiner Schicht, Blastergewehre im Anschlag. In ihrer Mitte humpelte der haarlose Wookiee, der nach einer Nacht in der Krankenstation nun seine neue Arbeitsstelle antreten sollte. Den Abschluss der Prozession markierte der massige Leib eines Kantinendroiden, der den Arbeitern das Frühstück brachte. Kurz vor Erreichen des Kraftwerks trübte lediglich der Anblick seiner Rangkollegin, Stara, seine Stimmung. Was auch immer die Quarren genau war, auf ihre Anwesenheit in mehreren tausend Kilometern entfernung hätte er verzichten können. Er hatte bemerkt, dass unter ihrer Aufsicht die Todesrate unter den Arbeitern von allen Aufsehern am höchsten war. Doch war das eigentlich nicht sein Problem.

Als Kizitos Prozession den Raum betrat, waren die Lichter noch aus und die meisten Zwangsarbeiter schliefen. Einige der Alteingesessenen, deren innere Uhren sich an das morgendliche Ritual gewöhnt hatten, hatten sich bereits aufgesetzt, der Rest wurde jedoch von den anspringenden Deckenlampen aus dem Schlaf gerissen. Kizito musste grinsen, als sich von einer Sekunde zur anderen Dutzende verquollene Augenpaare auf ihn richteten.


„Auf, ihr Faulpelze. Frühstück!“

, stellte er trocken fest und der Kantinendroide verließ den Raum in Richtung der Kantine, wo sich bald eine Schlange bildete. Der Droide hatte Plastoidschalen direkt dabei und tischte jedem Arbeiter eine Portion Nutripaste auf. Kizito hatte das blassgrüne Zeug während einer langen Nachtschicht mal probiert und überrascht festgestellt, dass es schlimmer aussah als es schmeckte. Genauer gesagt schmeckte Nutripaste nach gar nichts, wenn man von einem gewissen, salzigen Aroma einmal absah. So viel er wusste wurde das Zeug billig aus Abfallprodukten hochwertigerer Nahrungsproduktion hier auf Truuine lokal hergestellt. Die grüne Farbe ließ vermuten, dass Seetang eine der Hauptzutaten war, wobei sich vermutlich auch Fischflossen, Eingeweide, und sonstwie unappetitliche Bestandteile hineinverirrten. Alles sorgfältig entgiftet, püriert und mit einem Allgemeincocktail diverser Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen versehen, damit die Arbeiter nicht plötzlich vor Irgendwas-Mangel umkippten. Sogar kalorietechnisch war es um die Paste nicht unbedingt schlecht bestellt und wenn er raten müsste, wäre das einzige offensichtliche Problem ein ausgeprägter Mangel an Ballaststoffen. Aber das war ja das Gute an Zwangsarbeitern: Es brauchte niemanden zu kümmern, ob sie schlecht geschissen hatten.

Die Morgenroutine verging ohne zwischen Fall. Frühstück, Duschen, Arbeitseinteilung. Die Nachmittagsschicht erhielt ihre Gelegenheit für Freizeit oder Ausbildung und Kizitos Arbeitsgruppe war schon bald in Arbeitskleidung um ihn versammelt. Unter ihnen waren beide Arbeiter (Vorn und Qowrow), die er gestern Abend noch für seine Schicht rekrutiert hatte. Dann begann er abzuzählen. Eine Handvoll verschwanden unter Führung des Karkarodon Torgarth in Richtung des Reaktorschachtes und eine weitere Gruppe machte sich daran den Turbolift einsatzbereit zu machen. Die schwierigeren Aufgaben fielen jenen zu, die schon länger hier waren. Immerhin wollte Kizito vernünftige Ergebnisse abliefern. Schließlich hatte er nur noch die Gruppe neuer Gesichter vor sich, die gestern angekommen waren.


„Ihr armseligen Gestalten werdet heute Zellen ausheben.“

, sagte er zu den Neuen und winkte einen Mausdroiden heran, der zwischen ihm und den Arbeitern halten blieb und eine Holodarstellung ihrer Aufgabe öffnete. Unterdessen ging ein plötzliches Rumpeln durch die Anlage und von einer Sekunde zur anderen schien die bereits zuvor nicht unbedingt kühl gewesene Lufttemperatur um einige Grad anzusteigen. Kizito grinste, während sich bereits erste Schweißtropfen auf seiner dunklen Stirn zu sammeln begannen.

„Das sind die Jungs vom Reaktorschacht. Bis die Arbeiten abgeschlossen sind, bleibt der Atmosphäreschild über Tag aus. Stellt euch darauf ein, dass das hier noch eine kühle Brise ist.“


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Aufenthaltsraum ] Kizito, sowie Vorn, Qowrow und weitere Mitglieder der Tagschicht
 
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Aus Vorns Sicht hatte er nicht geschlafen, sondern sich einfach nur in eine schmerzhaftere Zukunft teleportiert. Traumlos war die Nacht vergangen und obwohl sein Körper sicherlich Reparaturen vorgenommen hatte, taten ihm vor allem seine Beine und seine Schultern weh. In dieser Situation konnte er das natürlich nicht zeigen und erhob sich daher stumm und so geschmeidig, wie ein Riese wie er es konnte, dem eigentlich alles weh tat. Der Quarren hatte ihn – bis jetzt – nicht für seine Bettwahl bestraft. Auch die anderen Gefangenen beachteten ihn kaum. Was vielleicht auch an jenem Mann lag, der Vorn dann doch anstarrte. Es war der haarlose Wookiee, der ohne große Mühe alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Der Mensch sah woanders hin, achtete aber darauf gerade diesen Mitgefangenen nie in seinem Rücken zu haben.

Der Morgen verging schnell, denn es war der „erste“. Vor allem die Neuen belauerten einander ein wenig, schätzten sich gegenseitig ein und verloren hier und da ein „abtastendes“ Wort. Noch vor der Dusche hatte sich unausgesprochen eine neue Rangordnung etabliert und Vorn war relativ zufrieden damit, sich die Spitze mit dem Horror-Wookiee und dem wohl größten und
abgewracktesten Gran des Universums zu teilen. Das Dreiauge sah, selbst im Vergleich zu Vorn, so richtig fertig aus und hatte gefühlt mehr abbekommen, als Vorn je ausgeteilt hatte. Nur seine drei Stielaugen schien er stets gut verteidigt zu haben, denn diese war nur mit kleinsten Narben versehen, während das restliche Gesicht kaum noch als solches zu erkennen war. Er war der Kleinste des Trios, wirkte aber nicht so, als wäre dies ein erwähnenswerter Nachteil. Tatsächlich zu erwähnen wäre da ein besonders zurückhaltender und deshalb auch stiller Mitgefangener. Er war natürlich auch groß und relativ muskulös, aber dennoch ganz unten in der Rangliste, wenn es im Größe und Masse ging. Er besaß eine violette Haut und silbernes kurzes Haar und sah ansonsten wie ein Mensch aus. Seine Art zu beobachten gefiel Vorn nicht. Es wirkte beinahe so, als wäre der Typ gar kein Gefangener, doch er machte alles mit und wurde auch nicht anders behandelt.

Noch in der Dusche hatte Vorn ans Essen denken müssen. Er mochte es nicht, wenn sein Essen genau so gut auch flüssig sein könnte. Er wollte etwas zum Kauen haben. Doch das konnte er vorerst wohl vergessen. Der Geschmack dieser Pampe war akzeptabel, die Menge hingegen kaum. Die Behauptung, es sei „genug“, war offensichtlich gelogen gewesen. Sofern sie diese paar Happen nicht alle zwei Stunden bekamen und Vorn bezweifelte dies, würde es eben nicht genug sein. Er musste sich unbedingt eine weitere Quelle für Kalorien besorgen.

Zum Ende hin geschah noch einmal etwas interessantes. Die von Vorn nur spekulierte Rangordnung wurde geändert, denn nun hatten die Veteranen etwas zu sagen und verwiesen den Wookiee, welcher sich wohl wie sein unfreiwilliger Kontrahent Vorn ebenfalls an der Spitze gesehen hatte, auf seinen Platz. Zwei Menschen, die gar nicht so gefährlich aussahen, brauchten nur zwei Schläge und das haarlose Monster saß auf seinem Hintern. Kaum verletzt, doch die Angriffe hatten eine Technik und Kraft offenbart, welche den gesamten Raum überzeugt hatten. Zumindest Vorn sah sich jetzt nur noch im oberen Drittel. Die Demonstration war auch noch insofern hilfreich, dass der Mensch nun erkannte, wie wenig aussagekräftig die Haltungen und Handlungen der Veteranen waren. Sie hatten niemanden zu überzeugen versucht. Hatten es wohl nicht für nicht befunden und sich womöglich sogar über das Gehabe der Neuen lustig gemacht. Sich lustig gemacht und dann gerade so hart zugeschlagen, dass alle die Realität erkannten und doch niemand ernsthaft zu Schaden kam. Musste man auch erst einmal schaffen. Die Wachen hatten sich jedenfalls weder eingemischt noch es kommentiert.

Nach dieser unfreiwilligen, aber willkommenen Lehrstunde wurden sie eingeteilt. Vorn und fast alle Neulinge, die er „kannte“, waren in der Gruppe, welche die Zellen ausheben sollten. So gesehen baute er sich nun also sein eigenes Haus. Ein steinernes Loch...im Stein. Es hätte schlimmer sein können. Zum Beispiel ein von den Elementen zerfressender Durastahlsarg, den er als sein Zuhause betrachtet hatte. Bevor es aber mit der Arbeit oder auch nur der Zuteilung der Werkzeuge los ging, wurde weiter weg das Kraftfeld heruntergefahren, durch welches er letzte Nacht die Leiche geworfen hatte. Man konnte es erst hören, dann kam die Wärme. Ihr Aufseher ließ sie sarkastisch wissen, dass das erst der Anfang war. Einige der Gefangenen beschwerten sich mehr oder weniger ernsthaft, doch im Grunde blieb es ruhig. Auch Vorn beklagte sich nicht. Er wusste wie viel Kraft es kostete, wenn man sich gegen Unabänderliches stemmte.

Am eigentlichen Ort ihrer Arbeit angekommen – sie waren vielleicht zwanzig Meter weit gegangen -, begriff Vorn selbst ohne Einweisung recht schnell, was man von ihnen erwartete. Am Quasi-Eingang standen ein halbes Dutzend relativ großer Bohrhämmer, die zu groß und unhandlich waren, um sie allein zu bedienen. Des weiteren gab es vier raumhohe Metallkonstruktionen, die nach einer Mischung aus Blitzableiter und Antenne aussahen und eine Vielzahl an Auswüchsen besaßen. Einige davon leuchteten und warfen bereits ein Gitternetz aus verschiedenfarbigem Licht an die Wand, den Boden und die Decke. Man erklärte es ihnen. Je nach Widerstand des Gesteins arbeiteten sie entweder allein oder sogar zu dritt an einem Hammer, wobei man mit durchschnittlich zwei Gefangenen pro Einheit rechnete. Die vier Sensoreinheiten besaßen die Baupläne der Sektion und zeigten mit ihrem Licht an, wie weit die Gefangenen bohren mussten. Grün bedeutete fertig, Weiß war Standard, es musste also weiter gearbeitet werden und Rot bedeutete so etwas wie Gefahr oder allgemein Probleme. Dort sollte man also die Arbeit umgehend einstellen. Jeder der Gefangenen bekam Schutzhandschuhe samt Ärmelschoner, einen Helm inklusive Visier und eine dicke Schürze mit verstärkten Ärmeln, die mehr wie ein Kleid wirkte, denn sie schützte wirklich den gesamten Körper rundum vor Querschlägern. Zusätzlich dazu gab es für jeden einen Wasserschlauch, den man relativ einfach an das Kabel für die Energieversorgung der Hämmer und dann am Helm andocken konnte. Alles wirkte robust und ganz allgemein so, als wäre es auf Langlebigkeit ausgelegt worden.

Nachdem Vorn sich angekleidet hatte, warf er noch einen Blick zu dem Wassertank am Eingang. Eine der kleinen piepsenden Droiden stand daneben und war mit diesem Tank über einen ausfahrbaren Zylinder verbunden, als steuere er die Wasserversorgung. Oder konnte sonst etwas damit tun. Vorn war natürlich sofort misstrauisch, glaubte aber nicht an Gift. Vielleicht ein Aufputsch – oder Beruhigungsmittel, welches mit verabreicht werden konnte, sofern die Gefangenen eine entsprechend unerwünschte Haltung annahmen? Er selbst war nicht so der Typ für so eine Art der Kontrolle, doch seinem früheren Meister hätte die Idee gefallen. Wie dem auch sei. Vorn zögerte nicht länger und schnappte sich den Hammer, den er für den Besten – weil neu wirkend - hielt und stapfte nach ganz rechts. Der
garstige Gran und der haarlose Wookiee nahmen sich ebenfalls selbst einen. Keiner von dem Trio wollte sich mit der „Zuarbeit“ begnügen und den Hammer einfach nur stabilisieren. Die Aufgabe übernahmen niedere Gefangene. Vorn setzte den Bohrkopf an einer passenden Stelle an, nahm kurz eine Hand ab um an seinem Helm die Geräuschunterdrückung zu aktivieren und den Wasserschlauch in den Mund zu stecken, dann fing er mit der Arbeit an. Und obwohl die Hämmer angeblich mit Dämpfern versehen waren, würde er die Arbeit am Ende des Tages in den Knochen spüren können. Das wusste er schon nach zehn Sekunden...

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[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Bereich des zukünftigen Zellenblocks ] Qowrow, sowie Vorn und weitere Mitglieder der Tagschicht

Qowrows Schädel pochte. Zu wiederholten Mal sah er sich diesem demütigenden Leiden ausgesetzt, immerhin hab es gefühlt alle halbe Stunde einen neuen Grund dafür. Zuerst ein Stein gegen den Kopf, dann die Tracht Prügel des roten Menschen. Dann eine weitere Tracht Prügel heute Morgen und jetzt machten die Bohrhämmer zu allem Überfluss auch noch einen Lärm, den nicht einmal helmintegrierten Ohrenschützer gänzlich abhalten konnten. Es war, als hätte irgendein übernatürliches Wesen mit zweifelhaftem Humor ihn dazu verflucht nie wieder klar denken zu können. Zumindest wenn dies in dieser Hitze überhaupt möglich gewesen wäre.

Mehrere Stunden tief in seine Schicht zitterte Qowrows Arm- und Schultermuskulatur unter dem stetigen Hämmern des Bohrkopfes gegen den Stein. Staub erfüllte die Luft der Baustelle wie ein grauer Nebel und Schweiß lief ihm in Bächen über die entblößte Haut. Es war eine elende Schufterei hier unten, die mit jedem Knallen von Durastahl auf Fels einen gleißenderen Schmerz in seinen Schädel trieb. Und doch ging es voran. Sein benebelter Verstand registrierte, wie weißbeleuchteter Fels unter dem unermüdlichen Hämmern zurückwich. Quälend langsam färbten sich Teile des Raumes grün, während schwitzende Wesen zerschmetterten Abraum mit Schubkarren und Schaufeln aus dem Weg schafften.

Beinahe hätte Qowrow den Gong zur Mittagspause verpasst. Grade wollte er den Hammer nach einer kurzen Trinkpause wieder auf die Wand richten, da wichen die beiden Kollegen, die ihn stabilisiert hatten, plötzlich zurück. Für einen Moment verwirrt sah der Wookiee sich um, dann setzte er selbst das Werkzeug ab und wischte sich mit zitternden Fingern eine dicke Schicht grauschwarzen Steinschlamm von der Stirn. Seine Schultern protestierten und für einen Moment meinte er zu spüren wie sein Rücken zu krampfen begann. Dann jedoch war der Moment verstrichen und er wandte sich dem Kantinendroiden zu, der grade zum Eingangsportal hereingeschwebt kam. Hungrig schnappte der Wookiee sich eine Schale Brei und verschlang die Portion hastig, bevor das Essen neidische Blicke seiner Mitgefangen auf sich ziehen konnte.

Wie der rote Mensch fremdes Essen beäugte, war ihm trotz seiner Kopfschmerzen nicht entgangen und auch der narbige Gran schien Übergebühr an Kalorien interessiert zu sein, die ihm nicht zugeteilt worden waren. Elendes Frischfleisch. Hatten die noch immer nicht begriffen, dass hier unten das Recht des Stärkeren nur zu einem gewissen Grad galt? Sollten sie doch versuchen anderen Gefangenen unter dem wachsamen Blick der Wärter Essen abspenstig zu machen. An sich hoffte Qowrow sogar ein wenig darauf. Grade dem roten Menschen würde es nur recht geschehen.

Nach dem Essen gönnte man den Gefangenen einige Minuten der Ruhe, auch wenn die an der Tür postierte Wache ein Verlassen der Baustelle unterband. Dann ging es weiter und Qowrow schnappte sich ein weiteres Mal seinen Hammer. Der Gran zu seiner Linken tat es ihm gleich und mit einem krachenden Splittern fraß sich das Werkzeug des Dreiauges in das weiß erleuchtete Gestein. Grade wollte Qowrow den Blick abwenden, um es ihm gleichzutun, da glomm der Fels vor dem anderen plötzlich rot auf. Instinktiv hielt er inne, doch der Gran hatte sich grade eben erst mit seinem ganzen Gewicht gegen den Bohrer geworfen und seine Reaktionsfähigkeit auf dem Altar größerer Kraft geopfert.

Plötzlich schallte ein dumpfer Knall durch den Raum und ein Strahl staubigen Rauches schoss wie ein Blitz aus der Wand hervor. Der Gran – absolut überrascht – wurde voll ins Gesicht getroffen und landete im nächsten Moment schreiend auf dem Rücken. Etwas, das ihm vermutlich das Leben rettete. Jäh explodierte die Wand, an der er grade noch gearbeitet hatte, in einem Schauer aus scharfen Steinsplittern. Sein Schrei ging in der Druckwelle unter und für einen Moment wurde die Welt schwarz. Als Qowrow die Augen aufriss, mussten grade mal einige Herzschläge vergangen sein. Einer der Messtürme war umgekippt und lag nun schwer auf seiner Brust. Stöhnend versuchte er sich zu rühren, doch wurde die Konstruktion von weiteren Metallteilen festgehalten. Dann jedoch fiel sein Blick auf das Geschehen im Raum und plötzlich verdoppelte er seine Anstrengungen.

Aus der Wand, die die Bemühungen des Gran so erfolgreich gesprengt hatten, qualmte es noch immer. Doch noch alarmierender war ein zweiter Strom eines bläulichen Gases, das aus der Öffnung strömte und dann, anstatt aufzusteigen, zu Boden sackte. Es war zwar nur eine kleine Menge, doch bildete das Gas eine Wolke, die sich langsam, aber sicher über den Boden auszubreiten begann. Stetig auf den Gran zu, den die Explosion scheinbar ausgeknockt hatte. Doch als noch schlimmer als der drohende Erstickungstod eines Mitgefangenen erkannte Qowrow der Anblick des funkensprühenden Bohrhammers, der direkt neben dem Alien am Boden lag. Der jähe Schock entrang der Kehle des Wookiees ein lautes Röhren, während er sich gegen das Metalls seiner Falle stemmte, plötzlich den eigenen Feuertod vor Augen.


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Magga
war mit ihm. Es konnte kein Zufall sein, dass ihn die Lehren vor dem Verlassen der Kolonie zu dem Aufbau seiner aktuellen Muskulatur geraten hatten und er deshalb jetzt mit dieser Arbeit klar kam. Der Hüne erinnerte sich noch an die Zeit, als er diesen Bohrhammer nicht einmal hätten hinter sich herziehen können und nun konnte er ihn alleine tragen und benutzen. Zugegeben, die Stabilisierung durch einen der eher farblosen Mitgefangenen war hilfreich, aber nicht notwendig. Natürlich schmerzte alles und natürlich waren die Dämpfer zu schwach. Aber es gab auch Lichtblicke. Einmal natürlich das Wasser, welches gefühlt so schnell seine Kehle herunter floss, wie es wieder aus allen Poren tropfte. Dann die Geräuschdämpfung, die das kreischende Metall, welches sich in das Gestein grub, zu einem dumpfen Irgendetwas zusammenschrumpfen ließ. Als drittes dann noch eine kleine Apparatur, die Vorn zuvor gar nicht bemerkt hatte. Diese befand sich mehr oder weniger direkt vor der Nase und war wohl irgendwie für die Filterung der Luft zuständig. Da er den Wasserschlauch ja permanent mit dem Mund festhielt und diesen also immer geschlossen hielt, atmete er ausschließlich durch die Nase. Er roch den Staub, doch es fühlte sich nicht so an, als füllten sich seine Lungen gerade damit. Außerdem gab es am Eingang so etwas wie eine Abzugsanlage, damit der Staub sich nicht im gesamten Komplex breit machte. Dafür musste er aber erst einmal an den Sklaven vorbei, die dann eben diesen Filter besaßen, den Vorn nicht so wirklich verstand. Und mit „nicht so wirklich“ war „gar nicht“ gemeint. Zusammengefasst war es also eine beschissene Arbeit mit vielen Abstrichen, doch er hatte schon unter schlimmeren Bedingungen malochen müssen. Er würde es überstehen.

Falls er mehr Nahrung fand. Seine Mitgefangenen waren alle mehr oder weniger wie er. Keiner wollte auch nur auf ein Gramm verzichten. Jeder. Einzelne. Leckte. Seinen. Teller. Sauber. Es wäre beinahe lustig gewesen, diese gestandenen Männer mit Bergen aus Muskeln, zusammengenommen hunderten Narben und durch Gewalt geformten Gesichtern beim Auslecken ihrer Plastikteller zu beobachten, doch ihre Blicke wirkten nicht sonderlich spaßig. Sie alle wussten, dass man nur auf einen übriggelassenen Krümel wartete. Doch keiner ließ einen übrig. Damit fand sich Vorn auch ab, obwohl er trotzdem jedes Mal jeden einzelnen Teller musterte. Den Kantinendroiden zu manipulieren war dem roten Riesen kurz in den Sinn gekommen, bis ihm eingefallen war, dass er nicht einmal im Ansatz gewusst hätte, wie er das anstellen sollte. Einfach auf ihn einzuprügeln mochte ihn einmalig mit einer größeren Portion Kalorien versorgen. Doch wozu? Um sie danach durch eine Hungerstrafe in Einzelhaft wieder zu verlieren? Nein. Also etwas anderes. Wilde Tiere – und sein es auch nur Insekten - gab es hier unten wohl kaum. Zu lebensfeindlich. Das Essen der Wachen unauffällig stehlen? Zugegeben, er wäre damit wohl der in der Galaxie größte und auffälligste Dieb aller Zeiten, doch wohl auch der unerfolgreichste. Nein und nochmals nein. Es gab aus Vorns Sicht nur eine Möglichkeit.
Magga war da mit Sicherheit der selben Meinung.

Der Gedanke konnte jedoch nicht zu Ende gedacht werden. Plötzlich ein Knall neben ihm, so stark gedämpft, dass er seine Konzentration nicht beeinträchtigen konnte. Vorn arbeitete in diesem Augenblick an einem besonders widerspenstigen Stück erkalteter Lava oder Gestein und war gerade dabei seine relativ sinnigen Gedanken durch simple Wut zu ersetzen, dass ihn ein bisschen mehr Lärm von der Seite kaum interessierte. Bis er dann den roten Lichtschein aus dem Augenwinkel bemerkte und doch den Kopf drehte. Gerade noch rechtzeitig um die Explosion zu sehen und voll abzubekommen. Seine Körpergröße und Statur bot natürlich viel Angriffsfläche, weshalb die Druckwelle ihn umwarf. Seine Füße verhedderten sich dabei wenigstens in dem Strom- und Wasserkabel, sodass er nicht gegen eine der Wände geschleuderte wurde. Dafür nur auf den Boden. Technisch und vom Härtegrad gesehen eine horizontale Wand, doch Vorn nahm was er konnte, als er aufschlug und gerade so eben verhindern konnte sich den Kopf aufzuschlagen. Auf Grund eines erlernten Kampfreflexes aus der Kolonie.
Magga sei dank.

Da aber ohnehin jeder Kubikmillimeter seines Körpers schmerzte, also schon vor der Explosion, konnte Vorn am Anfang nicht wirklich sagen, ob er sich verletzt hatte. Das überprüfte er, noch während er langsam aufstand. Als er weder plötzliche Schmerzensstiche verspürte, weil er mit dreckigen Fingern auf offene Wunden gedrückt hatte, noch schlussendlich Blut an eben jenen Fingern hatte, schloss er seine Suche ab. Und schaute sich nun gezielt um. Der
Gran, dem primären Opfer dieses Unfalls, hatte es natürlich ebenfalls umgeworfen und er rührte sich nicht. Durch sein gehämmertes Loch quoll eine Wolke, welche eine andere Farbe als der Rauch besaß und auch mehr mit einer Flüssigkeit gemeint hatte. Vorn verstand nicht so recht, was er da sah, also schaute er sich erst einmal weiter um. Unweit vom Gran rappelte sich gerade dessen Hilfsarbeiter auf. Er sah beinahe unverletzt aus und wirkte gar nicht mal so desorientiert. Eine Station weiter fehlte der Wookiee und sein Helfer. Beide hatte es in Richtung einer der Metallsäulen mit den Lampen geschleudert und der nun nicht mehr behaarte Alien hatte es tatsächlich geschafft sich begraben zu lassen, während sein Kollege an sich frei war, sich aber wie der Gran gar nicht mehr beweg-

Plötzlich ein schrilles Trällern von dem kleinen Droiden am Eingang. Vorn sah gerade noch rechtzeitig hin, um ihn davon schießen zu sehen. Nur damit gefühlt eine Mikrosekunde später eine Metallwand aus der Decke fiel und den Bereich versiegelte. Das Gehirn des Hünen konnte diese neue Information noch gar nicht verarbeiten, da fing der
Wookiee plötzlich an zu zetern, den Blick auf die sich ausbreitende Wolke am Boden gerichtet. Und obwohl Vorn immer noch keine Details verstand, waren ihm die Indizien Hinweis genug, um sich bedroht zu fühlen. Schlagartig drehte er sich um, spürte wie Gänsehaut sich an seinem Nacken aufbaute, dann folgte sein Blick dem des Wookiee. Der Bohrhammer besaß eigentlich einen Totmannschalter, damit ein durch Überarbeitung kollabierter Arbeiter sich nicht ohnmächtig in sein noch laufendes Werkzeug stürzen konnte, doch irgendwie hatte die Explosion diesen blockiert und das Gerät lief noch, wodurch es viel zu viele Funken erzeugte. Und je näher das Gas diesen kam, desto wilder kämpfte der Eingeklemmte. Dieser Umstand plus dem Sicherheitsschott sagten Vorn alles, was er wissen musste. Die Wolke bewegte sich zu langsam, um Gift oder dergleichen zu sein. Deshalb hätte man die Sklaven nicht einsperren müssen. Und da in diesem Augenblick keine Lava den Raum flutete, konnte es nur eines sein. Genau das, was die erste Explosion erzeugt hatte. Und das Imperium wollte den Rest der Anlage nicht durch eine zweite bedroht sehen.

Vorn tat das erste, was ihm instinktiv einfiel. Er nahm seinen Helm ab, dessen Riemen ohnehin gelockert worden waren und warf diesen in Richtung noch laufendem Bohrhammer. Der Riese verstand sich selber nicht als den besten Hand-Augen-Koordinations-Meister der Galaxis, doch schlecht war er auch nicht. Er traf auch. Seine Hoffnung, durch diesen Impuls die Blockierung zu lösen, erfüllte sich aber nicht. Der Helm prallte einfach nur ab und landete in dem blauen Dunst, wenn auch glücklicherweise ohne dabei einen Funken auszulösen. Dem
Wookiee gefiel die Aktion dennoch nicht. Er brüllte offensichtlich Vorn an, vielleicht oder wohl eher wahrscheinlich sogar ziemlich wütend und frustriert, doch der Mensch verstand natürlich kein Wort. Also Plan B. Inzwischen hatte Vorn ein paar Sekunden Zeit gehabt um nachzudenken, also folgte er dem Stromkabel des Hammers zum Ursprung und wollte dort die Verbindung kappen. Nur um festzustellen, dass das Imperium nichts davon hielt, wenn Häftlinge beim Vorbeigehen mal so eben alle möglichen Kabel herausziehen konnten. Ohne Werkzeug würde er das nicht schaffen. Er sah sich hektisch um, fand seinen eigenen Bohrhammer und machte sich gerade auf dem Weg, da sah er aus dem Augenwinkel eine Veränderung. Der Wookiee kämpfte nicht mehr gegen das ihn zu Boden drückende Gewicht an. Stattdessen hatte er sich seinen ohnmächtigen oder toten Helfer geschnappt und hielt ihn wie einen Schild vor sich. Vorn kopierte die Idee aus dem Stegreif, als er mit einem kurzen Blick die Distanz zwischen sich und seinem Werkzeug und die zwischen Wolke und funkensprühendem Hammer erfasste. Der Unterstützer des Gran, der ja eigentlich unverletzt und klar im Kopf gewirkt hatte, war es in genau diesem Moment nicht, denn er ließ sich problemlos von Vorn packen und mit zu Boden reißen.

Der Aufprall auf eben diesen Boden war schmerzhaft, doch die Sicherheitsschürze fing einigen Druck ab, den die unzähligen spitzen und scharfkantigen Brocken auf Vorns Rücken ausübten. Sein Kopf war freilich nicht mehr geschützt. Ein Umstand, der ihm nun bewusst wurde, als sich etwas durch seine Haut bohrte - so viel zu dem Reflex - und durch die quasi sofort danach einsetzende Schädeldecke gestoppt wurde. Das zu registrieren schaffte er gerade noch so eben, da entzündete sich das Gas. Vorn rechnete mit einer Explosion, doch das Feuer breitete sich einfach nur schlagartig aus und hüllte ihn für einen kurzen Moment ein, dann war es auch schon wieder weg. Die Hitze war für einen Augenblick beinahe unerträglich gewesen und der Mensch hatte krampfhaft die Augen geschlossen, während er den zappelnden Mithäftling festgehalten hatte. Nun öffnete er die Lider, sah sich kurz um, dann warf er den nun sich nicht mehr wehrenden Mann von sich. Kurz wollte er noch liegen bleiben, bemerkte dann aber doch endlich all die Steine unter sich und zwang sich deshalb doch auf die Beine. Zuerst auf ein Knie, dann beide, gefolgt von Armen und auf allen Vieren wankend versuchte Vorn mehre Male aufzustehen, bis es ihm schließlich gelang. Nur um gleich auf den erstbesten Stein zu treten und deshalb beinahe wieder umzufallen. Er konnte es noch mit rudernden Armen verhindern, wurde aber plötzlich derart wütend, dass er trotz aller Schmerzen und Erschöpfung einen Schrei losließ. Den Mann am Boden wollte er auch gleich treten, doch das war zu viel. Schon das zurückziehen des einen Beines kostete ihn so viel Gleichgewicht, dass sogar die Energie seiner Wut kurz in das Halten dieser Balance umgeleitet werden musste.

Das war der berühmte letzte Tropfen. Vorn warf sich regelrecht auf den regungslosen Mitgefangenen und fing an diesen zu würgen. Vergessen war die Tatsache, dass er diesen gerade recht erfolgreich als lebenden Schild missbraucht hatte – das man auch gut an den Verbrennungen erkennen konnte – und der Hüne viel mehr auf sich selbst und seine eigene Schwäche wütend war. Er wollte jetzt jemanden bestrafen und sei es dadurch, dass er völlig erschöpft auf dem Hals des anderen Mannes lag und ihn so erstickte. Es war aber nicht ganz so jämmerlich. Er verwendete seine Hände. Da sein Opfer aber keinerlei Widerstand leistete und sowieso nicht mehr sonderlich lebendig wirkte, hörte Vorn schon vor der eigentlichen Zeit auf, hielt sich noch kurz in der Luft und sackte dann zusammen.

Irgendwann, es konnten nur Sekunden gewesen sein, nahm Vorn einen wohlbekannten Geruch wahr. Und dieser beseelte ihn, wie er es selber nicht geglaubt hätte. Ächzend wuchtete er sich wieder hoch, die Arme zitternd, seine Mimik in einem andauernden Kampf mit sich selbst, da er versuchte die anhaltenden und immer wieder aufflammenden Schmerzen nicht durchblicken zu lassen. Der andere Häftling war wirklich tot. Vorn hatte es beim Würgen gar nicht bemerkt, doch Augen und Mund waren geöffnet gewesen, als das flüssig wirkende Feuer über sie gebrandet war. Kein schöner Anblick, doch Vorn kannte ihn und hatte sowieso damit gerechnet, denn er kannte den Geruch von falsch zubereitetem Menschenfleisch. Man hätte auch „verbrannt“ sagen können. Doch Vorn holte sich jetzt sein zusätzlichen Kalorien.
Magga hatte ihm bei seiner Geburt einen ungewöhnlich widerstandsfähigen Magen verliehen. Er konnte sogar Aas oder Vergiftetes essen, ohne auch nur Bauchschmerzen zu bekommen. Und am Ende des Tages besaß Menschenfleisch und das Fett daran so ziemlich die selben Kalorien wie das von anderen Säugetieren. Längst nicht mehr dazu fähig sein eigenes Handeln zu hinterfragen, begann er die ohnehin nur noch losen Teile im Gesicht des toten Mithäftlings vom Knochen zu ziehen und ungekaut herunter zu schlucken. Ein unverwüstlicher Magen betäubte schließlich nicht seinen Geruchs- und Geschmackssinn. Dieses Fressen hielt auch noch an, als sich das Schott öffnete. Vorn, inzwischen mit fremden Blut im Gesicht und vor allem um den Mund herum, sah in diese Richtung und verlagerte seinen Oberkörper in die Senkrechte.

„Ich will eine größere Portion!“ forderte er mit kratziger Stimme und stand dann auf. Selbst wenn es in seiner Kolonie normal war, wusste er natürlich, dass die meisten Menschen kein Fan von Kannibalismus waren. Aber die meisten mussten auch nicht in einer vergessenen und sterbenden Kolonie auf einem toten Planeten leben und eben tun, was getan werden musste...

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[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Bereich des zukünftigen Zellenblocks ] Qowrow, sowie Vorn und weitere Mitglieder der Tagschicht

“TU ENDLICH WAS, DU HAARLOSER BASTARD!“

, brüllte Qowrow den roten Menschen an, während er sich mit aller Macht gegen das ihn einklemmende Metall stemmte. Der Typ verstand ihn jedoch natürlich nicht und auch schien er den Ernst der Lage nicht so recht begriffen zu haben, da er zunächst – erwartbar ineffektiv – seinen Helm nach dem Bohrhammer warf. In hilfloser Rage brüllte Qowrow auf, da auch seine Hoffnung von den Imperialen gerettet zu werden von dem inzwischen verschlossenen Schott zunichte gemacht worden war. Wertvolle Sekunden verstrichen und endlich rannte der Rote los, doch anstatt sich auf den Bohrhammer zu stürzen und ihn aus dem Weg zu schaffen, versuchte er das Kabel aus der Wand zu ziehen. Dass das eine dumme Idee war, hätte Qowrow ihm sagen können, doch sprach er kein Basic und so sah er sich im Angesicht eines äußerst unangenehmen Todes gezwungen panisch nach Alternativen zu suchen.

Nicht weit von ihm entfernt lag der bewusstlose Rodianer, der ihm bis vor wenigen Minuten noch am Bohrhammer unterstützt hatte. Einen Moment gruselte Qowrow sich vor seiner eigenen Idee, dann reckte er sich und zog den schlaffen Körper zu sich heran. Er hatte nichts getan, um sein Hiersein zu verdienen und er würde alles tun, um aus dieser Sache heile herauszukommen. Und wenn möglich, ohne jemandem dabei etwas zu schulden. Qowrow nahm sich nicht die Zeit, um zu prüfen, ob der Rodianer noch am Leben war. Stattdessen brach er ihm prophylaktisch das Genick und platzierte den Leichnam dann vor seinem Körper. Grade noch rechtzeitig, dann entzündete das Gas sich auch schon und von einem Moment zum anderen war der Raum erfüllt von unerträglicher Hitze. Und dann war es vorbei. Mit einem erleichterten Stöhnen stieß der Wookiee seinen nicht mehr ganz so lebendigen Schutzschild von sich und sah, dass der Rote seine Strategie kopiert hatte.

Hektisch sah Qowrow sich im Raum um, konnte jedoch keine neue Gefahrenquelle ausmachen und atmete erleichtert aus. Das Schlimmste schien hinter ihnen und auch andere Mitgefangene schienen die Verpuffung erfolgreich überstanden zu haben. Der Rote versuchte sich aufzurappeln und auch andere taten es ihm gleich. Sogar der Gran, der für das ganze Schlamassel verantwortlich war, hatte sich aufgesetzt und sah sich blinzelnd um. Seine Augen waren von dem Helm geschützt gewesen, doch war seine Gesichtshaut geschwärzt und qualmte etwas. Grade wollte Qowrow ihm etwas zubrüllen – vielleicht verstand der ja shyriiwook – da zog der Rote wieder die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Plötzlich schrie dieser nämlich auf und warf sich dann auf den Menschen, den er bis eben noch als Schutzschild missbraucht hatte. Mit furchteinflößender Gewalt begann er den leblosen Leichnam erst zu würgen und dann…zu fressen.

Mit plötzlich weit aufgerissenen Augen sah Qowrow zu, wie der Rote von einem Moment zum anderen damit begann seinem Opfer das Gesicht herunterzureißen und es sich in den Mund zu stopfen. Blut spritzte und der Wookiee röhrte entsetzt. Was zur Hölle war in dieses Monster gefahren?! Auch die anderen Gefangenen – sofern sie noch laufen konnten – wichen entsetzt zurück und einige Sekunden lang hallte lediglich Übelkeit erregendes Schmatzen und Reißen durch den Raum. Dann jedoch ging das Schott wieder auf und neue Akteure betraten den Raum. Kizito Bwambale, der Leiter der Tagschicht, war der erste, dicht gefolgt von weiterem Personal, das jedoch beim Anblick des Roten entsetzt stehen blieb. Dann setzte der Menschenfresser sich auf und sagte die eine Sache, die das Bild vielleicht noch schlimmer machte.

Lautstark forderte der Rote eine größere Portion, das Gesicht von Blut besudelt, sein Kinn noch immer rot tropfend. Und als hätte das Universum ihn gehört, ging plötzlich ein dumpfes Rumpeln durch die Anlage, das den Boden erzittern ließ. Mit einem vernehmlichen Spritzen entleerten sich gleich mehrere Mägen und auch Qowrow spürte, wie es in seinem Inneren rumorte. Wer jedoch unbeeindruckt blieb, war Kizito, der lediglich sein Blastergewehr anhob und dem Menschenfresser mit angewidertem Ausdruck ins Gesicht schoss. Zu dessen Glück verließ jedoch nur ein blauer Ring, statt glühendem Plasma, die Waffe und er sackte – lediglich bewusstlos – zur Seite. Ein weiteres Rumpeln ging durch die Anlage.

Was folgte war emsige Geschäftigkeit, während Arbeiter erst mit einem Gerät den Gasdurchbruch versiegelten und dann damit begannen erste Hilfe zu leisten. Qowrow, als lediglich eingeklemmter, war zum Schluss an der Reihe. Doch schließlich waren die Verletzten auf dem Weg in die Krankenstation, die Toten am Rand des Raumes aufgereiht und der Rest unterwegs in den Feierabend.

Eine seltsame Stimmung hing über der Tagschicht, während sie ihren Abend in der Kantine verbrachte. An Weiterbildung dachte heute keiner mehr, waren die allgemeinen Gedanken und getuschelten Gespräche doch auf eine Sägewerkshandvoll Themen konzentriert. Zum einen ging es um den Roten – Vorn, so hieß er – der noch immer bewusstlos im Schlafraum lag. Zum anderen gab es allerhand Spekulation um die kleinen Erdbeben, die die Anlage seit dem Unglück in regelmäßigen Abständen erzittern ließen. Qowrow fand sich lediglich mit dem Gran, Berogon, als Gesprächspartner wieder. Offenbar war sein Mord an dem Rodianer nicht unbemerkt geblieben und Berogon war als Verursacher des ganzen Schlamassels auch nicht unbedingt beliebt.

Schließlich brach die Nacht herein und die Gefangenen legten sich unter dem wachsamen Blick des Quarren-Nachtschichtleiters schlafen. Alldieweil noch immer in regelmäßigen Abständen ein beunruhigendes Dröhnen durch die Anlage hallte. Müde und ausgelaugt fiel der Wookiee beinahe sofort in einen unruhigen Schlaf, wurde jedoch gefühlt sofort wieder daraus hervorgerissen. Erschreckt blinzelte er, während ihm ein grelles Licht direkt ins Gesicht strahlte.


„a̵̧̡͉̼̤͙͆́̏u̶̙͖̫̪̔͌̔́̀̈̄͌f̸̧̹͇̱͕̹̙̈͐͜-s̴̢̩̤̞͛͋͊̍̚t̷̯̲̱͓͍͌̀̂̈̀̀͐̋ȅ̵̺̪̩-h̸̨̩̞̳̜͇̆̔͂e̴̯̣̒͜n̷̛͕̜͖̲͙̘̽̀͑̉͐͠-̴̦̣̤͐̾̈́̾̽͋͠w̴͔̙͇͑̔͐̚o̶̳̮̹̍̾̿̿͠ͅö̷̧̮̗̭̮̮̮̈́͌-k̵͈̥̤̤̼̇̏͘i̵͈̝̎͂è̷͔͚̻̞̜̺̑͗͐̎̈e̶̡͍̲̪͕͊́“

, schmatzte die kaum verständliche Stimme des Abendschichtleiters ihm entgegen, bevor die Schreckgestalt weiterging. Qowrow setzte sich im dunklen Raum auf und verfolgte wie Berogon geweckt wurde, bevor schließlich Vorn an der Reihe war. Zwei weitere Unglückliche, eine Zabrak und ein Makurth, waren bereits auf den Beinen. Die Lichter waren aus, also war es wohl noch mitten in der Nacht. Ein Umstand, der nichts Gutes verheißen konnte.

„i̸̧̳͚̻̠͕̜̖̾̏͝h̵̺̝̥̺̟̯̓ŕ̶̻̥̭͚͇̳̼̟͜-̸͚̺̳̫̔f̵̨̨̟̲̲͍̂̈̽̀̋̀̈́͜ͅư̵̘̰̈̆̿̑͆n̴͈͖̭̤͌f̵̛͎͚̫̤͇̖͉̿͌̎̇̈́-̴̗͍̾̽͜ş̵͖̓͐́̔̊͂͑̅͜e̶̢̖̞̽͐̌́̉i̸̪̤͈̞̼̫͍͉̿̕͠d̴̬̣̪͕͙̂̈́̾͆̍̐͘͠͝-̷̻̳̰̥̯̹̘̳̻́̈́̋̌͑̈́j̴̢͙̹̠̪̀͆̓̂̓̇͋̕͠ͅȅ̸̯̲͕͎̞̊̅̏͑t̷̛̯̟͊̿̋̓̉̃̕͠z̴̠͑͐̑̓̈́͝t̴̡̛̟̝̣̂͛́̊͊̔͒͠-̸̩͇͉͓̻̜̈́̔̅̕͘ͅa̷̡̫̭͎̫̩̱̐̽̈́̔̄̆͝b̷͍̞̰̎͋̾͌̑̾̀͠e̶̞͙̘͌̂̈́̈̇̀̚͜͝ͅn̴̛̥̰̼͚̞̱͙͎̔̀́̇̽d̴̮̺͋̏̏̆-s̸̢̧͈̣̪̜̦͆́͜͝͝c̷͚̥̼̤̘͠ĥ̶̩̀̊̐̉͆ĭ̸̧̡̧͔̤̪͛͋͛c̸͖̆̈́͆̈̍ͅh̸͉̀̔̂̈́͛̿̓ţ̶͈̈́͑̆̕͘͠͝“

, fauchte der Quarren und Qowrow musste schlucken.

„m̴̛̥͍̞̜̹̹͋̋̽͌͋̐̔̽i̷͇͉̼̥̮̰̙̹̭͂͌̓̂̏̄̓t̷̟͍̤͎͎̼̜̺̉̉̽̆͝-ḱ̶̨̻̪͖͓̺͎̩̲̒͘ơ̷̩̱̘͍̠̿m̵̟̤͖̗̗̙̿͜-m̴̧̫̘͔̝̖̼͔̤̄ė̷̮̤͕̤̝̭͕͎̍̋̋̉͠n̴͖͓̐͋͐“

Das Alien ging vor, ohne sich noch einmal nach seiner Beute umzusehen. Plötzlich schlug Qowrow das Herz bis zum Hals. Was sollte das bedeuten?! Der Weg schien sie zum Reaktorraum zu führen! Würden sie jetzt exekutiert werden? Er hatte den Quarren noch nicht in Aktion gesehen, doch hatte Berogon von der gefährlichen Mordlust des Aliens erzählt. Wie standen wohl ihre Chance das Ding in die Lava zu stoßen, bevor sie selbst aufgelöst wurden? Doch nein, im Reaktorraum warteten noch weitere Wesen auf sie! Der Quarren würde sie wohl kaum vor Zeugen ermorden? Qowrow war so nervös, dass er einen Moment brauchte, um die Anwesenden zu unterscheiden. Da war zum einen der Leiter der Tagschicht, Kizito, begleitet von einigen weiteren Wachmännern, die unruhig von einem Fuß auf den anderen traten. Der Auffälligste Vertreter war jedoch ein weiteres Alien, das so wenig nach hier unten passte, wie Vorn in ein pinkes Ballettkleid.

Die feiste Gestalt war gut zwei Köpfe kleiner als alle anderen Anwesenden, musste sich jedoch in Sachen Breite nicht verstecken. Um seine ausladende Leibesfülle spannte sich ein teuer aussehendes Gewand imperialen Schnittes, doch hatte er sich einen zweckmäßigen Arbeiterhelm auf den grünen Kopf gesetzt. Während sie den Raum betraten, redete er wild gestikulierend auf Kizito ein, wobei er gefühlt bei jedem zweiten Wort auf ein blau leuchtendes Holomodell verwies. Erst als sie auf die Gruppe zutraten, hielt er inne und richtete seine gelben, hervorquellenden Augen auf die Zwangsarbeiter.


„Sssklaven.“

, zischte das Alien zwischen moosgrünen Zähnen hervor und schüttelte im nächsten Moment bekräftigend den Kopf, wobei Speicheltröpfchen in alle Richtungen flogen.

„Ichse superheftig Architekt von Anlage, Mori Mar-Mar. Ihrse seid Problemkinder, sagt mich megaharter Schichtenleitung Bwambale. Wirse haben wichtigen Quest zu tun; wird eine adäquatierte Bebußung euch-seiner Vergehen darstelleren. Euchserwartet…Gaskammer.“

Erneut schüttelte das feiste Alien Schädel und brachte eine beunruhigende menge lose Haut und Speichel in Bewegung. Qowrow lief es bei diesen Worten kalt den Rücken hinunter. Also sollten sie doch exekutiert werden?! Dann jedoch stieß Kizito ein vernehmliches Seufzen aus und meldete sich selbst zu Wort:

„Was Architekt Mar-Mar meint, ist, dass ihr Jungs das zweifelhafte Vergnügen bekommt das Problem zu beheben, das während der Tagschicht entstanden ist. Das Gas hat sich nicht einfach nur im Raum entzündet, sondern brennt sich aktuell durch eine ganze Serie von Spalten und Kammern. Tragischerweise in einer Kettenreaktion, die droht den Vulkan zum Ausbruch zu bringen. Architekt Mar-Mar hat jedoch eine Möglichkeit identifiziert die Kettenreaktion an einer Schlüsselstelle zu unterbrechen. Dafür müssen eine Handvoll Leute jedoch in die Spalten zu unseren Füßen hinabsteigen und rechtzeitig zu einer ganz bestimmten Gaskammer vordringen.“

Kizito wandte sich dem Hologramm zu und zeigte mit der Hand auf eine rot markierte Stelle. Jetzt erkannte Qowrow auch, was genau dargestellt wurde. Und erbleichte.

„Vor Ort muss dann ein Inhibitorgemisch in die Kammer eingeleitet werden, damit das Zeug nicht hochgeht. Damit sollten wir der Kettenreaktion Einhalt gebieten können und der Vulkan schläft weiter.“

Eine kurze Pause, in der sich eine unangenehme Stille über den Raum legte.

„Und weil ihr fünf armseligen Gestalten mir zuletzt derartig auf den Sack gegangen seid, seid ihr mein freiwilliges Räumkommando. Das, oder ein Köpper in den Reaktorschacht. Eure Entscheidung.“

Wütend röhrte Qowrow auf und machte einen Schritt auf den Menschen zu, wich jedoch vor dem plötzlich erhobenen Blastergewehr zurück. Das war doch nicht zu fassen! So viel Pech konnte ein Wookiee doch nicht haben! Diese Mission war blanker Selbstmord! Das war nicht fair!

„Achso, ja, bevor ich das vergesse: Wir stellen euch gnädigerweise passende Ausrüstung zur Verfügung. Das da drüben sind Hitzeschutzanzüge mit integrierten Coms und Navigations-HUD. Kühlsystem, Atemmasken und Beleuchtung inklusive. Das Inhibitorgas ist dann in Flaschen auf eurem Rücken. Grundsätzlich muss es nur einer von euch schaffen, um die Mission zu erfüllen. Wer es wieder hochschafft, arbeitet ohne weitere Konsequenzen in Staras Abendschicht weiter. Also, wie siehts aus?“

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Reaktorraum ] Qowrow, sowie Vorn, Kizito, Berogon, Mar-Mar, Stara weitere Wachleute und zwei Arbeiter
 
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[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Kraftwerk - Aufenthaltsraum - Vorn, Ranghoher Wärter Stara, Wookiee Qowrow, Gran Berogon und ein paar andere Gefangene ]

Am Ende hatte er sich doch verkalkuliert. Für das Imperium und seine Sklaven war Sklaverei genau so in Ordnung wie Mord, Hinrichtungen und willkürliches Abschlachten von im Grunde Wehrlosen. Die Leichen danach in Lava aufzulösen ebenso. Ihnen aber wenigstens einen Zweck zukommen zu lassen, das war inakzeptabel. Vorn kannte das nur insofern aus seiner Kolonie, dass es in den Geschichten vorgekommen war, die man sich so erzählt hat. Als es noch eine Zeit des Überflusses gab und man außerhalb der schützenden Mauern zum Teil große Müllberge aufgetürmt hatte, weil man sich nicht die Mühe machen wollte sie zu recyceln. Leichen waren noch bestattet oder zumindest verbrannt worden. Mit ihrer Kleidung! Vorn hatte das als Kind kaum glauben können. Das Imperium und seine Bewohner – Sklaven mit eingerechnet – lebten also immer noch in dieser Phase des Überflusses. Und doch waren die Regeln undurchschaubar unlogisch aufgebaut. Vorn verstand es nicht. Was unterschied die Leiche eines Mitgefangenen von der eines Fisches oder was auch immer in diese grünen Pampe drin steckte? Fleisch war Fleisch und die Person war ja schon tot. Magga hatte das verstanden und seinen Anhängern gelehrt. Die Seele verließ beim Prozess des Sterbens die fleischliche Hülle und konnte, sobald eine gewisse Zeit verstrichen war, auch nicht wieder zurückkehren. Den Körper danach zu verwerten war daher sinnvoll. Vor allem, wenn man vom Imperium künstlich klein gehalten wurde!

Aber er hatte sich, wie gesagt, verkalkuliert. Seine nicht genehmigte Zwischenmahlzeit hatte ihn einen Betäubungsschuss eingebracht und als er wieder erwacht war, hatte ihm sein Magen mitgeteilt, dass er mindestens eine Mahlzeit verpasst hatte. Es war genau so gekommen, wie er noch Stunden zuvor befürchtet hatte. Ironischerweise tat das Imperium nun wieder etwas, das Vorn zu solchen Taten zwang, denn er wurde nicht umsonst geweckt. Der Quarren starrte ihn nun an, hatte ihn irgendwie geweckt und ging nun weiter. Vorn sah ihm hinterher, bemerkte wie erwähnt seinen leeren Magen und dann all die kleinsten Verletzungen, um die man sich nicht gekümmert hatte. So gesehen war er recht glimpflich davon gekommen und dank der Betäubung hatte er recht lange schlafen können. Nur das mit dem Hunger war ein Problem.

Zu fünft wurden sie nun vom
Quarren mitgenommen. Der hatte auch irgendetwas geblubbert, doch Vorn hatte nichts verstanden und war ohnehin damit beschäftigt seinen neuen Status zu analysieren. Man hatte offensichtlich getratscht und sah ihn nun an, als wäre er ein wildes Tier, welches man nicht im Rücken haben wollte. Was insofern ein Problem war, weil sie alle in die selbe Richtung mussten und er sie ja auch nicht in seinem Rücken haben wollte. Sie gingen daher mehr oder weniger in einer einzigen Linie nebeneinander her, womit sie den kompletten Gang ausfüllten. Während ihrer kurzen Reise schnupperte Vorn an sich und war zufrieden, als er Rauch und Ruß und keinen Schweiß roch. War man nicht dazu in der Lage sich regelmäßig zu waschen, dann konnte man sich auch einfach beim Räuchern von Fleisch günstig hinstellen und so den Körpergeruch überdecken. Und da man ihn jetzt offenbar weder etwas essen lassen noch die Dusche benutzen lassen wollte, war der Hüne froh über den unverhofften Nebeneffekt der Verpuffung. Natürlich brachte ihn die Selbstbeschnupperung gleich wieder einen Seitenblick vom haarlosen Wookiee ein, doch den bekam er zurückgezahlt, indem Vorn provokant lächelte und dabei seinen linken Eckzahn betonte, als wäre er tatsächlich ein Raubtier, obwohl der Zahn gänzlich unspektakulär menschlich war. Sie hielten ihn nun für ein Monster, welches nicht mehr nur wegen fremden Essen, einem Streit oder Rangkämpfe mordete, sondern auch wegen Hunger. Als wäre er jetzt plötzlich tödlicher oder schlicht einfach nur eine größere Gefahr.

All diese Gedanken um die Sache in der künstlichen Höhle verstummten schließlich, als sie einer anderen Gruppe begegneten. Zum einen war da diese Oberwache von der anderen Schicht (
Kizito), dem Vorn es nicht wirklich übel nahm, dass er ihn betäubt hatte. Ab einem gewissen Punkt brauchte es einfach keine weiteren Gründe, weshalb man jemanden umbringen wollte. Neben dem standen die üblichen vergessenswerten Wachen, die scheinbar dahingehend ausgesucht worden waren, dass man sich ihre Gesichter nicht merken konnte, weil sie alle gleich und unscheinbar aussahen. Das konnte das Imperium sowieso gut. Ausbildung, Kleidung und die richtige Wahl von Personal schuf einen lebendigen Droiden. Einer wie der andere klein und schwach. In eine gänzlich andere Kategorie gehörte ein grünliches Alien, dessen Spezies Vorn nicht erkannte. Er war noch kleiner als die Wachen, drei Mal so fett wie diese und offensichtlich fehl am Platz. Seine Kleidung erinnerte ihn an die vom Atronachen. Also kostbar und unpraktisch, dafür aber in gewisser Weise elegant. Der Helm hingegen passte so gar nicht dazu, denn er diente der Sicherheit. Vorn schnaubte in sich hinein. Ja, genau, mit dem Helm hatte man nun wirklich alles getan, um ihn hier unten zu schützen.

Die fette Kröte begann nun zu sprechen und Vorn spürte, wie mit jedem weiteren Wort die Frustration in ihn heranwuchs. Wieso in
Maggas Namen konnte die Hälfte der Leute hier kein verständliches Huttisch oder wenigstens Basic sprechen? Wieso gab es im Imperium, welches sonst so geordnet wirkte, solche Wesen? Oder war das eine Ausnahme? Eine Besonderheit, auf diesen Ort oder Planeten beschränkt? Waren unverständlich redende Wachen und Gefangene eine Form der Bestrafung? Falls ja, dann wirkte es. Vorn hasste es, dass er sich beim Zuhören ernsthaft ANSTRENGEN musste. Als wäre er wieder ein Kleinkind! Und dann scheiterte er auch noch. Dafür redete die Kröte nicht lange genug und drehte den Kopf auch ständig in Richtungen, die seine Stimme verschluckten, sodass die Gefangenen noch weniger verstanden. Doch nicht nur Vorn wirkte so, als wäre er gerade überfordert und deshalb genervt. Sogar diese schwarze Mensch konnte kleinste Bewegungen in seinem Gesicht nicht vermeiden, die der Hüne als verborgenes „Seufzen“ interpretierte. Tatsächlich fing der jetzt auch an zu reden und das auf eine verständliche Art und Weise.

In Kurz: Der Gran hatte es verkackt und der Vulkan stand kurz davor zu erwachen. Und sie, also die fünf vom Quarren geweckten Gefangenen, sollten das nun verhindern. Was himmelschreiend komisch war. Die gesamte Anlage drohte zu explodieren oder in einem Meer aus Magma zu versinken und sie schickten einen Haufen von Neulingen und unerfahrenen Nervetötern. Wie konnte man so viel solchen Gefangenen anvertrauen? Vorn war von diesem Vorhaben ernsthaft derart überrascht, dass er nicht einmal protestierte. Er konnte es schlicht nicht fassen. Nach der Aktion in der Kammer für die neuen Zellen traute keiner dem anderen und Vorn war sich sicher, dass man ihn bei der erstbesten Gelegenheit irgendwie ausschalten wollte. Dieser Gedanke aktivierte etwas in ihm und dies schien sich auch in seiner Körpersprache oder seinem Gesicht widerzuspiegeln, denn die Oberwache sah ihn plötzlich an und eine der Wachen hatte inzwischen die Waffe auf ihn gerichtet. Vorn würde, falls er sterben wollte, nicht einmal diesen einen Typen mit in den Tod reißen können. Er würde wirklich da runter gehen müssen!

Natürlich beklagte der
Wookiee und die anderen Gefangenen sich auch mal mehr mal weniger lautstark, doch am Ende sagten alle zu. Während das Quintett die Ausrüstung gezeigt bekam und ihnen beim Anziehen geholfen wurde, verschwanden die fette Kröte und der Quarren. Vorn fragte sich gerade, wie dieser Fettwanzt wohl die Treppen hoch kommen würde, da sah er den feisten Kerl schon auf eine graue runde Platte treten. Der Quarren wollte es ihm gleich tun, doch der Platz war eher beschränkt und die grüne Kröte stieß ihn zurück. Doch das war noch nicht alles. Er beugte sich vor, grapschte sich eine der Flüssigkeit ausspeienden Geräte des Quarren und riss sie einfach ab. Der daran hängende Schlau versprühte jedoch so wenig Wasser, dass dieser sogenannte Architekt ihn regelrecht angewidert wieder fallen ließ und sich stattdessen von einem bereitstehenden Diener etwas geben ließ. Dann war die Szene für Vorn vorbei, denn seine Neugier hatte natürlich das Anlegen des Anzuges verzögert und das gefiel der ihm zugeteilten Wache nicht so recht, weshalb er sich in den Weg stellte. Vorn konnte dann nur noch ein elektrisches Summen hören und schon rauschte der Architekt auf seiner schwebenden Scheibe davon. Er konnte nur noch aus dem Augenwinkel den Diener der Kröte hinter diesem hinterherlaufen sehen, dann war es endgültig vorbei und Vorn konnte sich wieder vollständig auf den Anzug konzentrieren. Nur um kurz darauf von dem Zabrak ein gepresstes „na toll“ zu vernehmen. Er sah zu ihm, folgte dann dem Blick des Nicht-Menschen und sah den Quarren, der sie raubtierartig anstarrte, während er in seiner rechten Hand die Überreste seiner Feuchtigkeit spendenden Apparatur hielt. Sie dann zerquetschte und fallen ließ. Oh ja. Na toll.

Der Anzug war bequem und da, wie angekündigt, mit Kühlsystemen ausgestattet, sogar bequemer als ihn nicht zu tragen. Die Welle an Informationen, die über das HUD angezeigt wurden, überforderten Vorn natürlich erst einmal, doch man ließ ihnen die Zeit sich zurechtzufinden. Innere und äußere Temperatur, Zustand des Anzuges und des Behälters auf dem Rücken, Atemluftfüllstand, Energie, eine Karte und dann noch ein paar Anzeigen, die sie laut des
Oberwärters ignorieren konnten. Sie würden ohnehin zum Ziel gelenkt werden. Man schickte zwar sie hinein, als Muskel sozusagen, doch die Führung – das Gehirn - übernahm der dunkelhäutige Mensch. Nur eben von hier aus. Man wies ihnen den Weg zu einer Schleuse, doch als es darum ging sie zu öffnen, blieben plötzlich alle fünf Gefangenen stehen. Wie gesagt. Keiner wollte irgendwen in seinem Rücken haben. Und als diese Starre für eine Sekunde zu lange gedauert hatte, meldete sich der Oberwärter nochmals zu Wort.

„Ach wie dumm von mir. Da habe ich doch glatt noch etwas vergessen.“

Er baute sich vor dem Quintett auf.

„Sollte einer von euch Idioten auf die geniale Idee kommen, einen der Gruppe töten zu wollen, weil ihr Wichser euch nicht wie Erwachsene benehmen könnt, dann sei dies die letzte Warnung. Ihr werdet überwacht. Solltet ihr bis zu eurer Rückkehr einen der wenigen Anzüge zerstört, einen Mitgefangenen getötet und vor allem die ganze Mission gefährdet haben, dann schalte ich persönlich eure Energieversorgung ab und lass euch elendig verrecken. DANACH übernimmt dann ein Techniker von hier oben aus den Anzug.“


Der Wärter kam nun auf Vorn zu und tippte ihn auf die Brust.

„Mir wäre es lieber, wenn etwas lebendiges die Anzüge aus dem Inneren heraus steuert, doch im Zweifel kann ich sie auch in ferngesteuerte Särge verwandeln. Also spart auch das Geficke bis nach dem Trip auf. Du führst. Los.“

Er machte den Weg frei. Vorn sollte führen.

„[Ssssscheisssse Nein!]“ zischte plötzlich ganz rechts jemand und der eine Alien, der mit den vier Hörnern, trat vor. Sein Huttisch war – natürlich mal wieder, verdammte Hölle noch eins - kaum verständlich gewesen, doch Vorn hatte eine vage Vorstellung.
„Ich führe!“ fügte die grüne Echse auf Basic hinzu. Sein Helm war so gut wie jeder andere, doch da seine Hörner den Kopf so gesehen viel größer machten, drückten diese gegen die Innenverkleidung und er sah irgendwie so aus, als hätte man ihn gewaltsam in den Anzug gepresst. Er wirkte nicht sonderlich glücklich darüber.
„Kenne mich … aussss … mit sssso … wassss.“

Der dunkelhäutige Oberwärter nickte leicht und lächelte dabei. Hatte er etwa darauf spekuliert? Vorn zuckte – durch den Anzug nicht sichtbar – mit den Schultern und zog ein Gesicht, welches sein Einverständnis ausdrücken sollte. Er hatte keine Ahnung von so was und wäre schlicht aus Stolz voran geschritten. Die übergroße Hornechse trat vor, öffnete die Schleuse per Knopfdruck und schritt hindurch, noch bevor sich das Tor ganz geöffnet hatte. Da hatte es aber einer plötzlich eilig...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Kraftwerk - Reaktorraum - Vorn, Ranghoher Wärter Kizito, Wookiee Qowrow, Gran Berogon und zwei weitere Gefangene, weitere Wachen und Techniker ]
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk ] Stara, sowie Qowrow, Vorn, Berogon, und zwei Arbeiter

Wütend vor sich hin zischend führte Stara ihre Kälbchen zur Schlachtbank. Heute Abend hatten gleich mehrere Dinge konspiriert, um ihr so richtig schön die Nacht zu versauen. Man hätte es vielleicht nicht für möglich gehalten, doch genoss sie die ruhigen Stunden zwischen dem Löschen der Lichter und dem Morgen. Brauchte sie sogar! Denn, wie sie schon oft genug festgestellt hatte, hatte sie nur eine begrenzte Kapazität annähernd-intelligentes Leben in ihrem Umkreis zu tolerieren. Irgendwann schäumte ihr Abscheu einfach über und dann wurde es sehr schwer nicht aus dem Affekt heraus etwas Gemeines zu tun. Wie jemanden aufzulösen beispielsweise.

Heute Nacht hatte die ruhige Phase gar nicht erst begonnen! Zu groß war die Gefahr, des um sie herum brodelnden Vulkans. Dazu kam, dass der heutige Tag entschieden zu viele Opfer gefordert hatte und allem Anschein auch noch lange nicht damit fertig war. Sicher, sie gehörte zu jenen Wesen der Galaxis, die einen guten Tod sehr zu schätzen wussten. Doch sah sie jede Leiche, die nicht durch sie gefallen war, als heillose Verschwendung an! Vor allem wenn so interessante Individuen in den Fleischwolf geschickt wurden, wie jene die hinter ihr gingen! Sicher, die Zabrak und der Makurth waren als Mitglieder der der Abendschicht von ihr selbst ausgesucht worden und natürlich hatte sie die Entbehrlichsten geschickt! Doch hatte sie schon noch wissen wollen, ob sie die beiden nicht durch ein bisschen…kreatives Triezen…nicht von Faulenzern zu hocheffektiven Arbeitssklaven machen konnte! Und dann war da dieses rote Mensch-Ding. Als er gestern aufgetaucht war, hatte er nicht nach viel ausgesehen, doch nach dem, was er sich heute geleistet hatte? Nicht viele Wesen suchten so resolut nach einer kreativen Lösung eines eher unwichtigen Problems! Nur zu dumm, dass er sich hatte erwischen lassen!

Doch es half alles nichts. Alle fünf würden höchstwahrscheinlich die nächsten Stunden nicht überleben! Und das ganz ohne ihr Zutun! Missmutig schniefte sie, als sie schließlich die Arbeitssklaven ablieferte, und versenkte sich in ihren Gedanken. Stara kannte die Parameter der Mission bereits, immerhin hatte sie keinen kleinen Anteil daran gehabt dem Architekten seine erste Schnapsidee auszureden. Wachen dort hinunterzuschicken, mochte zwar erfolgversprechender sein, doch bot dies entschieden zu viel Risiko, dass sie selbst losgeschickt werden würde. Und da war endlich einmal eine Angelegenheit, in der sie sich mit Kizito einig war: Lieber die als ich.

Schließlich war die Unterweisung vorbei und der Architekt wandte sich zum Gehen. Seine Antigravplattform wartete, wo er sie gelassen hatte und plötzlich kam Stara eine Idee. Rasch trat sie auf die Plattform zu, scheinbar darauf versessen mitzufahren. Der Fettwanst wollte davon natürlich nichts wissen und stieß sie zurück. Ihr wütendes Zischen musste sie nicht vorspielen, als er dann auch noch nach einem ihrer Flüssigkeitsspender griff und ihn kurzerhand abriss. Dieses dreckige Krötending! Doch immerhin war der Taschendiebstahl erfolgreich gewesen. Mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck wandte sie sich von dem sich verziehenden Architekten ab und zerdrückte gedankenverloren die kläglichen Überreste der zerstörten Apparatur. Hatte sich das gelohnt? Vermutlich nicht. Das war eine teure fixe Idee gewesen.

Während Kizito noch einmal zum Quatschen anhob, widmete Stara sich ihrer Beute. Der Architekt hatte eigentlich immer ein Gläschen seiner Drogen dabei. Das ging vermutlich mit der Profession einher, dass man immer irgendein Mittelchen bei der Hand haben wollte, das einem Fokus gab. Natürlich hatte sie das Zeug schon einmal probiert und festgestellt, dass es zwar mindere Bedürfnisse wie Schmerz und Hunger einfach ausblendete, dabei aber auch leicht halluzinogen wirkte. Alles in allem also nicht wirklich maßgeschneidert für diese Mission, aber nun gut. Während sich die Sklaven daran machten aufzubrechen, schlich Stara sich von hinten an das rote Mensch-Ding an. Kurz vergewisserte sie sich, dass Kizito dem Makurth hinterherstarrte und rammte dann eine Injektionsnadel von hinten in die winzige Lücke zwischen Oberteil und Helm. Belohnt wurde sie von einem Fluchen, duckte sich jedoch rechtzeitig außer Reichweite, um nicht von dem um sich schlagenden Menschen erwischt zu werden. Kizitos Kopf schnappte in ihre Richtung, doch da zog sie sich schon zufrieden zischend und murmelnd zurück. Auch eine Steigerung der Überlebenschancen um 1% machten es wahrscheinlicher, dass sie diesen hier vielleicht doch irgendwann selbst umbringen konnte. Oder dass er ihre Effektivitätsstatistik signifikant steigerte. Eins von beidem.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Kraftwerk / Reaktorraum ] Stara, sowie Qowrow, Vorn, Kizito, Berogon, weitere Wachleute und zwei Arbeiter
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Kraftwerk - Reaktorraum - Vorn, Ranghoher Wärter Kizito, Wookiee Qowrow, Gran Berogon und zwei weitere Gefangene, weitere Wachen und Techniker ]

Das fing ja schon mal gut an. Weil die Hornechse ein so hohes Tempo vorlegte, konnte sich Vorn gar nicht angemessen rächen oder wenigstens aufregen. Hatte ihm diese Tentakelfresse doch tatsächlich etwas injiziert! Den Stich der Nadel hatte er kaum bemerkt, doch den Druckanstieg beim Hineinpressen des Zeugs konnte man schwerlich nicht bemerken und nun befand sich wer weiß was in seinem Kreislauf, während er voran schritt. Natürlich hatte er sich instinktiv umgedreht und den Quarren ins Gesicht starren wollen, als hätte das irgendetwas gebracht, doch seine Beine hatten ihn schon weit genug in den hinter dem Schott liegenden Gang bewegt, sodass besagte Metallbarriere nun direkt vor seiner Nase wieder geschlossen wurde.

„Bewegung!“ hallte es aus seinem Kommunikator. Vorn schnaubte, dann folgte er dieser Anweisung. Inzwischen war er eindeutig Letzter. Während er nun also weiter ging und ein Auge gefühlt alle zwei Sekunden auf der holografischen Karte wanderte, sah er sich um. Die künstliche Struktur der Gänge hörte beinahe sofort nach dem Zugang wieder auf, als hatte man diesen Bereich als Müllhalde oder einen viel späteren Bereich nutzen wollen. Lediglich nach ungefähr zehn Metern gab es ein Zeichen des Imperiums, eine dieser kleinen Droiden. Seine Oberfläche war zum Teil geschmolzen und er rührte sich nicht. Da es in diesem Teil des natürlichen Ganges aber nicht annähernd heiß genug für solche Schäden war, musste er sich wohl von weiter unten hier heraufgeschleppt haben. Was insofern gut war, weil Vorn eigentlich mit einem unwegsamen Gelände gerechnet hatte. Also eines, durch welches sich so ein Droide definitiv nicht hätte bewegen können.

Vorn hing diesem Gedanken noch nach, da kamen sie schon an die erste Abzweigung. Die Hornechse, vom Oberwärter
Pafftarrr - mit einem sehr, sehr, sehr harten R am Ende – genannt, zögerte für so ziemlich genau eine Sekunde und ging dann nach rechts. Die Holokarte hatte für links eine Sackgasse angezeigt. Also wieso das Zögern? Rechnete er mit Gefahr? Eine, die nicht auf der Karte auftauchte und von den Technikern nicht angesagt wurde? Er kannte sich ja angeblich aus. Vorns Instinkte rieten ihm erneut dazu nachzufragen, doch sein Stolz war stärker. Er schwieg. Die nächsten dutzend Meter und Abzweigungen waren unspektakulär, dass der rote Hüne sich auf Details wie Bodenbeschaffenheit, Temperatur und Körpergefühl konzentrieren konnte. Der Anzug war erstklassig, da konnte man wirklich nicht meckern. Die innere Temperatur war so gut, wie sie sein konnte. Vorn schwitzte dennoch überall dort, wo er immer zuerst anfing zu schwitzen, auch wenn er sich nicht körperlich verausgabte. Der Boden in Kombination mit den Stiefeln des Anzugs stellte gar kein Problem dar, auch wenn es dann doch hier und da scharfkantige Erhebungen oder „Tumore“ an den Wänden gab. Diese besaßen auch eine andere Farbe und Struktur als der Rest, wurden also wohl durch Hitze nicht so leicht zersetzt. Sollte Vorn jemals flüchten müssen oder stürzen, diese Artefakte wären die größte Gefahr für die Integrität seiner mannsgroßen Lebensversicherung. Und da alles andere so reibungslos funktionierte, versuchte Vorn zu erspüren, was ihm der Quarren injiziert hatte, doch er merkte nichts. Klar, sein Hunger war verschwunden, doch das lag an der Situation, dem Adrenalin. Ansonsten fühlte er sich gut. Der Anzug war sogar so gut, dass seine zuvor schmerzenden Muskeln und kleinen nervigen Verspannungen kaum bis gar nicht mehr zu spüren waren. Vielleicht hatte ihn der Quarren einfach nur Angst einjagen wollen?!

Relativ zeitnah kamen sie dann an den ersten „Hotspot“. Also jenen Bereich im Gestein, der vom entzündeten Gas selbst in Brand gesetzt worden war und nun langsam von einer Seite zur anderem komplett verkohlte. Es schlugen keine Flammen aus ihm, doch es gab glühende Streifen in dem schwarzen Stein und das HUD registrierte Temperaturen von über 650° Celsius direkt am Gestein und immer noch viel zu hohe Gradzahlen in der Luft um diesem Gestein herum. Ohne Anzug wären sie an diesem, etwa zwanzig Meter langen Abschnitt, kaum vorbeigekommen. Das braunschwarze heiße Gestein befand sich rechts im Gang und nahm auch Teile des Bodens ein, weshalb die Gruppe sich an die linke Seite presste und daran vorbei ging. Die Stimme in ihren Ohren trieb sie zur Eile an, da die erhöhte Außentemperatur die Anzüge dazu zwang mehr Energie für die Kühlung bereitzustellen. Glücklicherweise war der gesamte Bereich, also von dem Schott bis hierher, von Rissen und Löchern durchzogen, sodass die allgemeine Temperatur nicht mit jedem weiteren Meter massiv zunahm. Nun, sie nahm zu, aber nicht so schlimm, wie es hätte sein können, wäre alles ein einziger massiver Tunnel gewesen.

Solche Segmente gab es noch drei weitere Male, dann waren sie plötzlich am Ziel. Einfach so, so ganz ohne Probleme. Vorn war derart auf seine Temperatur, Energieverbrauch und seine eigenen Füße konzentriert gewesen, dass er ehrlich überrascht war, als sie ohne Verluste und Unterbrechungen einfach... da waren. Genauer gesagt an einem Punkt, an dem sie die auf ihren Rücken getragene Mischung in einen Spalt hineinpressen konnten. Vorn schaffte einen flüchtigen Blick auf das Innere zu werfen. Dank der Helmlampen vom
Harten R sah er ein Meer aus blauem Dunst unter sich. War die Karte und sein Orientierungssinn korrekt, dann würde die Glut sich an der rechten Seite der Kammer aus dem Inneren heraus an die Oberfläche brennen. Und laut Imperium gab es keine zweite Option. Es gab keine weiteren – bekannten – Wege zu einer anderen Gaskammer und selbst wenn, konnte jede weitere Detonation oder Verpuffung die Gänge derart instabil werden lassen, dass eine Rückkehr ausgeschlossen war. Denn so reibungslos ihr Abstieg auch gewesen war, Vorn konnte sich noch sehr gut an ganze dreizehn Stellen erinnern, die beim Aufstieg problematisch werden würden. Also jetzt schon. Zum einen jeweils drei pro der letzten Hotspots, drei innerhalb von vielleicht fünf Metern zwei Abbiegungen zuvor und eine besonders hässliche vielleicht zehn Meter hinter dem ersten Hotspot. Wie gesagt kaum bis gar kein Problem, wenn man hinunter wollte, doch schwierig zum Erklimmen. Vor allem mit feindlich gesinnten Gefangenen im Nacken oder – auch nicht besser – vor sich und einem Energievorrat, der auch nicht ewig hielt. Ebenfalls wenig hilfreich waren diese nervigen Lichtblitze, die ständig in Vorns Augenwinkel aus den Wänden zu kommen schienen und ihn häufig genug ablenkten. Da aber sonst keiner darauf reagierte, behielt er auch dies für sich. Vielleicht schlug das Adrenalin oder sonst was auf seinen Kreislauf? Er konnte es nicht sagen.

Noch war es aber zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen. Der dunkelhäutige Oberwärter dort oben hatte sich bisher nur selten gemeldet. Auch um die Energie der Anzüge nicht weiter zu verbrauchen. Doch nun sprach er, denn er wollte sicher gehen, dass sie es nicht verkackten. Und diese Chance bestand durchaus. Das Zeug auf ihren Rücken war reaktiv genug, um sich quasi mit jeder Art von Gestein – auch auf ihrem aktuellen Level – zu verbinden. Ein vorzeitiges oder ungezieltes Abspritzen würde also den Zugang verschließen und da sie kein Werkzeug besaßen, um diesen rechtzeitig wieder zu öffnen, wäre es das dann gewesen. Außerdem bestand die Gefahr, dass diese besonders robusten scharfkantigen Einschlüsse im Gestein ihre Struktur veränderten, brüchig wurden und ihnen deshalb vielleicht der gesamte Tunnelboden unter den Füßen wegbrach. Kurzum:
Kizito gab sich Mühe ihnen Angst einzujagen und Vorns Herzschlag nach zu urteilen mit Erfolg. Plötzlich fühlte es sich so an, als wäre er von selbstmordgefährdeten Kleinkindern umgeben, die gerne auf rote Knöpfe drückten und mit dem Feuer spielten...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Unter dem Kraftwerk - Unter dem Reaktorraum - natürliches Gangende mit Spalt im Boden - Vorn, Kizito über Com, Qowrow, Berogon, Pafftarrr und ein weiterer Gefangener (Zabrak) weitere Wachen und Techniker ]
 
Kommend von Manaan
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Meetingraum ] Ridley, und sowie Legat Talzin, Legatin Kolba, Legat Di Ghuta und weitere ranghohe Regierungsmitglieder

“Das ist ja alles schön und gut, Gouverneur! Aber könnten Sie mir verraten, wie Sie sich das logistisch vorstellen mal eben so dreißigtausend neue Bürger in Osicia unterzubringen?“

, fragte Legat Hosh Talzin, zuständig für die planetaren Finanzen und die Verwaltung der Stadt Osicia, in aufgebrachtem Tonfall. Seit die Seachange von Manaan auf ihren Heimatplaneten zurückgekehrt war, war etwa ein Monat vergangen. Länger also, als Ridleys eigentliche Reise gedauert hatte und doch nicht lange genug, als dass die Regierung Truuines sich auf eine einheitliche Lösung geeinigt hätte. Die Stimmung um den breiten Holztisch im neu errichteten Regierungspalast des Planeten war schlecht und alle Anwesenden, von dem breiten Karkarodon Talzin bis zu der schmächtigen Legatin Kota Kolba, hatten Mienen aufgesetzt, als sei die blaue Milch sauer geworden. Grade die Selkath, eigentlich zuständig für Immigration und Bevölkerungswachstum, blickte drein als sei in der letzten halben Stunde ein enges Familienmitglied verstorben.

Alle bis auf Ridley, die die Hände auf hens Hüften ruhend mit dem Rücken zum Raum stand. Für den Moment schien die Attacke Talzins gefruchtet zu haben, denn die Gouverneurin setzte nicht sofort zu einer Antwort an. Eine unangenehme Stille breitete sich im Raum aus, in der man eine Nadel hätte fallen hören können. Doch Ridley war keineswegs um Worte verlegen. Stattdessen studierte hen die Auren der Anwesenden mit der Macht, um einem gewissen Verdacht auf die Schliche zu kommen. Die Stimmung war schlecht. Doch um das festzustellen hätte hen hens übernatürliche Fähigkeiten nicht gebraucht. Jedoch war es schon merkwürdig, dass Talzin der einzige war, in dessen Aura sich noch weitere Emotionen abzeichnen. Emotionen, die so gar nicht zu dem ausgeprägten Defaitismus und der Schwarzmalerei passten, die er das gesamte Meeting über betrieben hatte.

Langsam drehte Ridley sich schließlich zu dem Legaten um, der – wie hen sich ins Gedächtnis rief – der Neffe des rebellischen Ex-Legaten Reseth war. Bisher hatte es keine Indizien gegeben, dass Talzin die gefährlichen Tendenzen seines Familienmitglieds teilte. Seit seiner Ernennung hatte er einen akzeptablen Job gemacht und hen keinen Grund gegeben anzunehmen, dass gewisse Fehlschläge auf etwas anderes als äußere Umstände zurückzuführen waren. Talzin hatte das Gesicht zu einer frustriert-zornigen Miene verzogen, mit der er, während dem gesamten Meeting, bereits Ridleys Ansätze unterminiert hatte. Sein Geist jedoch war vollkommen frei von den Emotionen, die sich in seinen Zügen widerspiegelten. Stattdessen meinte der Gouverneur Konzentration zu spüren, mit der der Karkarodon eine durchdachte Fassade aufrecht zu erhalten schien. War es möglich, dass er grade absichtlich Unsicherheit in Ridleys Regierungsstab hervorrief, um die Massenumsiedlung von Kelada zu sabotieren?


„Ich denke, dass Sie sind nicht ganz ehrlich mit uns sind, Legat.“

, sagte Ridley, nachdem sich die unangenehme Stille schier ins Unermessliche gezogen hatte. Hens Tonfall war kalt und hens Augen direkt auf die Talzins gerichtet. Dieser zuckte zurück, offensichtlich von dem unerwarteten Angriff überrascht. Einen Moment dachte Ridley die Maske durchbrochen zu haben, doch der Legat hatte sich gut im Griff. Mit einem lauten Knall schlug seine Faust auf den Tisch und seine fischigen Augen funkelten die Gouverneurin an.


„Was soll das heißen, Gouverneur?! Wie Sie uns bisher immer ermutigt haben, bringe ich nur unsere“

, er sah sich demonstrativ im Raum um

„wohlbegründeten Bedenken zu dieser mit Verlaub halbgaren und gefährlichen Idee Ausdruck! Ist Ihnen Kritik nun doch nicht mehr willkommen und Sie wollen sich lieber mit einer Bande Jasagern umgeben?“

Die Worte waren gut gespielt und ausdrucksstark. In der Macht erkannte Ridley jedoch eine andere Wahrheit. Hens Vorwurf hatte einen Stich der Angst durch die Aura des Aliens schießen lassen, der so gar nicht zu dem Streitgespräch passen wollte. Innerlich seufzte hen. Also hatte hen sich wohl tatsächlich sehenden Auges ein Kuckuckskind ins Nest geholt. Mit der Reaktion sah hen es als erwiesen an, dass der Legat etwas verbarg. Und was das war, konnte hen sich an einer arkanianischen Hand abzählen. Ein weiteres Mal beglückwünschte Ridley sich dazu Matthew nicht ausgeredet zu haben hen auszubilden. Jetzt galt es also nur noch den Tumor herauszuschneiden.

„Kritik ist mir wichtig und wird wertgeschätzt, Legat. Vorausgesetzt sie wird ehrlich geäußert.“

, antwortete Ridley kalt und verschränkte die Arme vor der Brust. Talzin wollte zu einer wütenden Antwort ansetzen, doch da fuhr hen fort:

„Ich wollte mit dieser Angelegenheit eigentlich bis nach dem Meeting warten, doch ehrlich gesagt habe ich genug von Ihrem gespielten Defaitismus, Talzin. Jetzt schauen Sie nicht so. Dass das ganze nur Show ist, ist mir klar. Und dass Sie meine Bemühungen in Osicia bisher verdeckt sabotiert haben auch.“

Es war ein Schuss ins Blaue, aber einer der der Wahrheit zumindest einigermaßen nah kam, wie hen spürte. Die gesammelten Anwesenden schnappten nach Luft und der Legat sprang empört auf.


„Was erlauben Sie sich?! Dafür gibt es keine Beweise!“

, brüllte der Karkarodon fast und ballte Hände zu Fäusten, die ohne weiteres einmal um Ridleys Hals gepasst hätten. Doch hen war nicht eingeschüchtert. Auf Bastion hatte hen schlimmerem getrotzt als einem wütenden Alien, so massig es auch sein mochte.

„Natürlich gibt es die, Talzin. In diesem Moment finden Durchsuchungen in Ihrem ehemaligen Legatensitz statt. Ihre Verbindungen zu Ihrem Onkel sind uns bekannt. Wie mir scheint stellt er in Ihrer Familie doch kein so schwarzes Schaf da, wie uns haben glauben lassen.“

Blanke Panik legte sich über die Aura des Aliens, während die anderen Anwesenden in geschockte Rufe ausbrachen. Ausdrucklos starrte Ridley in die Augen Talzins. War hens Bluff schwach genug, um ihn zu einer friedlichen Aufgabe zu zwingen, oder würden Durchsuchungen klar belastendes Material zutage fördern? Der Karkarodon stand vor einer Entscheidung. War er unschuldig genug, um sich friedlich verhaften zu lassen und dann zu verteidigen? Im Raum waren keine Wachen anwesend. Wenn er ein Verräter war, war dies die letzte Gelegenheit, die er bekommen würde, um noch etwas für die Rebellion zu bewegen.


„Lang lebe ein freies Truuine.“

, sagte Talzin ruhig und Ridley verzog die Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln. Ein Verräter also. Mit einem wütenden Fauchen warf der Legat sich nach vorne, die weißen Zähe gebleckt. Binnen einer Sekunde war der massige Leib in der Luft und schoss mit einer Geschwindigkeit auf den Gouverneur zu, die Ridley noch vor Monaten zu einem wimmenden Etwas in der Ecke degradiert hätte. So jedoch stand hen der Bedrohung ungerührt gegenüber und stieß die Rechte nach vorne. Der Machtstoß traf den Legaten völlig unvorbereitet. Mit einem Übelkeit erregenden Krachen landete er rücklings an der gegenüberliegenden Wand und sackte in sich zusammen. Totenstille breitete sich in dem Raum aus, wie austretendes Öl auf Wasser.

„Legat Di Ghuta,“

, sagte Ridley und schaute den für die Innere Sicherheit Truuines verantwortlichen Aqualish über den Tisch hinweg an.

„leiten Sie umgehend Durchsuchungen in Osicia ein und verhaften Sie Talzins Stab. Wer noch eingeweiht ist werden wir in Kürze feststellen. Ansonsten wird die Verwaltung Osicias nach dem Vorbild Abystons umgestellt. Einen verantwortlichen Clerk werde ich noch benennen. Legatin Kolba, bei dieser Gelegenheit möchte ich, dass sie gleiches für Moraband erledigen. Mir scheint ich war zu rücksichtsvoll mit den gewachsenen Eigenheiten dieses Planeten. Ab heute gilt das imperiale Regiment. Was im Übrigen auch für meine Pläne bezüglich der Immigranten von Kelada gilt.“

Finster blickte Ridley die Anwesenden einen nach dem anderen an, während die Tür zum Besprechungsraum aufflog und bewaffnete Aquatrooper hereinstürmten.

„Verhaften Sie den ehemaligen Legaten.“

, sagte Ridley wie beiläufig zu der wachhabenden Offizierin, bevor hen sich wieder hens Regierungsmitgliedern zuwandte.

„Und jetzt will ich gefälligst Lösungen für die genannten Probleme hören. Sie arbeiten in meiner Verwaltung, weil Sie gut denken können und nicht weil sie so toll im Jammern sind!“


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Meetingraum ] Ridley, und sowie Legat Talzin, Legatin Kolba, Legat Di Ghuta und weitere ranghohe Regierungsmitglieder
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg ] Qowrow, sowie Vorn, Berogon, Pafftarrr und eine namenlose Zabrak

Der Abstieg gestaltete sich ungefährlicher als Qowrow das erwartet hatte. Ihr Weg verlief größtenteils grade und das einzige größere Hindernis war eine Strecke brennenden Gesteins, das jedoch von ihren Anzügen erfolgreich neutralisiert wurde. Beinahe fragte der Wookiee sich, als sie sich schließlich unversehrt an ihrem Ziel wiederfanden, ob Kizito mit seinen Warnungen nicht übertrieben hatte. Sicher, ihre Fracht korrekt in die Grube zu injizieren schien kompliziert zu sein, doch das war machbar, oder nicht? Kurz musterte Qowrow die anderen, doch um ehrlich zu sein sah keiner so aus, als könne er oder sie einen Schraubenschlüssel von einem Schweißbrenner unterscheiden.

„Pack dich zur Seite!“

, brummte Qowrow den Makurth Pafftarrr an und machte sich an die Arbeit die über Com mitgeteilten Anweisungen Kizitos umzusetzen. Vor seiner Zeit auf Truuine hatte er einige Jahre als Techniker gearbeitet und nun eigentlich vorgehabt seinem Schicksal als Zwangsarbeiter mit einer Ingenieursweiterbildung zu entrinnen. Wenn jemand diesen ganzen Blödsinn korrekt bedienen konnte, dann war er es. Also hockte der Wookiee sich vor die Grube und begann damit den Injektionsschlauch hinabzusenken. Es fühlte sich wie Millimeterarbeit an, doch schließlich betätigte er den Abzug. Und…

„Gute Arbeit.“

, kam es über Com und Qowrow atmete erleichtert auf. Vielleicht würde er diesen Tag ja doch noch überleben.

„Jetzt seilt euch in die Grube ab. Ich habe den Rückweg grade in euer Navigationssystem eingespeist.“

, setzte der Aufseher da plötzlich nach und der hohen Temperaturen zum Trotz wurde Qowrow plötzlich kalt.

„Was zur Hölle soll das heißen?!“

, fauchte da schon die Zabrak, die sich bisher bemerkenswert ruhig verhalten hatte.

„Warum können wir nicht den Weg nehmen, den wir gekommen sind?!“

„Ihr erinnert euch an die brennende Wand auf dem Hinweg? Dahinter befindet sich eine weitere Gaskammer. Unseren Berechnungen zufolge hätte die vor zwei Minuten hochgehen sollen. Aber ihr könnt natürlich versuchen über diese Strecke zurückzukommen. Aber ich würde mich schnell entscheiden. Wenn ihr euch abseilt und noch im Dunst steht, wenn der hochgeht, dann hilft euch auch die angebrachte Versiegelung nicht.“

Eine Kakophonie aus Flüchen füllte von einem Moment zum anderen den Comkanal und auch Qowrow brüllte wütend auf. Diese Mistkerle! Plötzlich, eine Entscheidung getroffen, fuhr die Zabrak auf dem Absatz herum und begann den Weg, den sie gekommen waren, zurückzuspurten. Offensichtlich war sie bereit das Risiko einzugehen. Einen Moment erwog Qowrow ihr zu folgen, als plötzlich ein ohrenbetäubender Knall die Höhle erschütterte und ihn fast umwarf. Eine Staubwolke fegte aus der Öffnung in der die Zabrak verschwunden war und eine HUD-Anzeige teilte mit, dass sein Anzug den Kontakt zu ihrem System verloren hatte. Verdammte Scheiße.

„Bereitmachen zum Abseilen!“

, knurrte da Pafftarrr und trieb einen Bohrhaken in den Boden neben der Grube. Dann schnappte er einen Karabiner in die Öse und verschwand einen Moment später im Loch. Qowrow wollte als nächster folgen, doch natürlich drängelte Vorn sich vor. Doch schließlich standen sie alle in der Gaskammer. Das Gas selbst sah weniger dicht aus als es noch vor ihrer Maßnahme gewesen war, und Qowrow erwischte sich für einen Moment dabei stolz auf seine Maßarbeit zu sein. Doch dafür war keine Zeit. Die Navigationsfunktion des HUDs blinkte und wies ihnen den ‚Weg‘.

„Ihr wollt mich doch wohl verarschen…?“

, fragte Pafftarrr mit ungläubigem Tonfall und auch Qowrows Mund klappte für einen Moment auf. Das HUD wies Richtung Süden – genaugenommen weg von ihrem eigentlichen Ziel – und hinein in eine Felsspalte, etwa zweieinhalb Meter über der Kammer. Eine Felsspalte noch dazu, die horizontal verlief, und dem Wookiee an der breitesten Stelle kaum genug Platz zu bieten schien, um seinen Kopf hindurchzuquetschen. Augenblicklich schlug sein Herz bis zum Hals und seine Atmung erhöhte sich. Das konnte doch nicht deren Ernst sein! Doch war er der erste der sich berappelte. Mit Anlauf spurtete er auf die Wand zu, sprang und krallte sich im nächsten Moment in die Öffnung.

Für einige Herzschläge überlegte er wie er fortfahren sollte. Er hing senkrecht an der Wand, musste es aber irgendwie hinbekommen sich horizontal in eine Spalte zu quetschen. Allein schon beim Gedanken daran im Gestein stecken zu bleiben drehte sich ihm der Magen um. Doch die Angst vor einer Explosion der Gaskammer trieb ihn vorwärts. Kurz entschlossen trieb er einen Bohrhaken in das Gestein über der Öffnung, hängte sich mit beiden Händen daran und ließ sich dann – Füße voraus – in den Spalt gleiten. Raues Gestein rieb über Brust und Rücken, während er sich vorwärtsschob und glücklicherweise verfügte der Anzug über eine Bodenkamera, mit der er zumindest grob navigieren konnte.

Qowrows Herz schlug mit der Frequenz eines Bohrhammers in seiner Brust und Schweiß schien in Strömen seine Poren zu verlassen. Doch Zentimeter um Zentimeter schob er sich vorwärts, immer weiter auf einen dunklen Fleck zu, der wohl den Ausgang der Spalte markierte. Fast erwischte er sich bei dem Gedanken dem verdammten Arzt zu danken, der ihn enthaart hatte, denn den Zentimeter oder zwei Extrabreite hätte er in diesem Moment wirklich nicht gebrauchen können. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, doch schließlich traten seine Füße ins Leere. Vorsichtig schob er sich nach vorne und hing schließlich außerhalb der Öffnung. Hier zu sein war jedoch nur wenig angenehmer, denn statt einem Raum mit erkennbarem Boden trat die Felsspalte hier in eine breite Schlucht ein, deren Boden er nicht erkennen konnte. Und das Navigations-HUD wies lediglich quer auf die andere Seite, wo eine weitere, diesmal senkrechte Spalte im Gestein klaffte. Das durfte doch alles nicht wahr sein!

Hastig schlug Qowrow einen weiteren Bohrhaken in die Wand und machte das Loch frei, damit auch die anderen in die Schlucht hinausklettern konnten. Der nächste war Berogon, dann folgte Vorn. Schließlich jedoch, nachdem sie einen Moment auf Pafftarrrs Erscheinen gewartet hatten, hallte die Stimme des Makurths aus der Spalte:


„Ich…meine Hörner sind zu breit! Ich kann mich nicht in die Spalte quetschen! Ich brauche Hilfe!“

Die Stimme des schuppigen Aliens war gefasst, doch konnte Qowrow eine Spur der Panik erkennen.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg ] Qowrow, sowie Vorn, Berogon, Pafftarrr und eine namenlose Zabrak
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Unter dem Kraftwerk - Unter dem Reaktorraum - Höhle - Vorn, Kizito und Techniker über Com, Qowrow, Berogon, Pafftarrr ]

Wäre Vorn einer von diesen Fanatikern oder Gläubigen gewesen, er hätte die neue Situation für eine Strafe eines angeblichen Gottes oder des Schicksals gehalten. Doch Magga, als ein reales Wesen mit der tatsächlichen Macht Wege zu ebnen, tat ja genau so etwas nicht. Und dieser Gedanke war in gewisser Hinsicht tröstlich. So konnte der Hüne nämlich seine Frustration dorthin lenken, wohin sie gehörte. In Richtung Imperium. Die beschissene Holokarte hatte sie bis hier unten geführt und zuvor nichts von dem nun neuen, sehr viel schmaleren Weg offenbart. Er war einfach aufgetaucht, als hätte diese schmierige Oberaffe dort oben einfach nur einen Knopf gedrückt und somit Informationen an die Anzüge geschickt, die zuvor schon existiert hatten. Der spielend leichte Hinweg war nun futsch und der Zabrak gleich mit. Was kein großer Verlust war, glaubte man Vorns eigenen Gedanken. Er verschwendete nämlich keine fünf Sekunden für den toten Nichtmenschen.

Viel wichtiger war der neue Weg. Der haarlose
Wookiee quetschte sich bereits hindurch und es sah verdammt eng aus. Der Anblick katapultierte den roten Hünen kurzzeitig in sein altes Leben zurück, als er sich hier und da durch Kabelschächte hatte schlängeln müssen. Zum Ende hin, als es sonst keine Mechaniker mehr gegeben hatte, die diese Drecksarbeit hätten tun können. Vorn wusste also, dass er nicht per se unter Platzangst litt, diesem sargähnlichen Umgebungen aber dennoch nicht allzu viel abgewinnen konnte. Vor allem nicht, während er einen anderen Sarg trug, der sicherlich nicht so widerstandsfähig war, dass er einer explodierenden Höhle und Tonnen an herumfliegendem Gestein standhielt. Er musste ja schon hoffen, dass der Wookiee nicht steckenblieb. Oder er selbst, wenn er nach dem Gran dran war, natürlich auch nicht. Die Anzüge, so hilfreich wie sie sonst auch waren, erschienen ihm nun viel zu groß, viel zu Raum einnehmend. In den Schächten der Kolonie hat es nie wirklich die Chance auf ein Feststecken gegeben. Selbst für ihn mit seinen breiten Schultern. Und selbst wenn, waren sie so angebracht gewesen, dass er sich jeder Zeit mit roher Gewalt – zum Schaden der Station, der mitunter irreparabel gewesen wäre – hätte befreien können. Diese Option bestand nun sicherlich nicht und er spürte, ohne etwas dagegen tun zu können, wie sein Körper sich gerade an den Gedanken gewöhnte in dieser horizontalen Spalte festzustecken und nicht wieder frei zu kommen. Hier kam also die Kehrseite des „Ich glaube nicht an Schicksal oder habe einen Gott, der mir meinen Weg bereitet“. Magga würde ihn dort drinnen verrecken lassen, denn es war nicht der Job von Eltern oder eben eines Gottes seinen Kindern alle Probleme abzunehmen. Man hatte Vorn ausreichend vorbereitet. Der Job seines Herren war also getan worden und nun musste der rote Hüne seinen tun. Händchen halten gab es nicht.

Dieser letzte Gedanke beflügelte Vorn. Jetzt zu scheitern hieß
Magga in Stich zu lassen, der ja so viel in seinen Anhänger investiert hatte. Der in ihm etwas gesehen haben musste, selbst wenn Vorn es manchmal nicht konnte. Kaum war der Gran tief genug in der Spalte verschwunden, dass er selbst hinein klettern und dann ohne noch mit dem Kopf rauszugucken daliegen konnte, packte er die Kante, zog sich hoch und zögerte dann nur kurz, um seinen Plan – Kopf oder Füße voran – nochmals zu überdenken, blieb dann aber dabei mit ersterem voran zu robben. In seinen erdachten Szenarien explodierte nämlich die Höhle, während sich noch etwa dreißig Zentimeter von ihm im Spalt befand und dann wollte er lieber, dass es seine Füße und nicht den Kopf traf. Ob es wirklich einen Unterschied ausmachen würde, wusste natürlich nur Magga.

Vorns Anspannung, ausgelöst durch die Ungewissheit, ob er durch passen würde, ließ ein wenig nach, nachdem er sich ein paar Meter ohne Probleme durch quetschen konnte.
Gran und Wookiee nahmen zusammen sicherlich vier bis fünf Meter Raum ein. Der Spalt selbst war nur eine Hand voll Körperlängen länger und da die beiden anderen Gefangenen von ihrer Statur her Vorn ähnelten, hatte der rote Riese es in seiner aktuellen „Das Fell des Wookiee verkaufen, bevor er erlegt wurde“-Mentalität bereits quasi durch geschafft. Eigentlich war er also schon durch. Es war geradezu lächerlich, wie bereitwillig Vorns Körper diesen Gedanken annahm. Obwohl er ständig irgendwo hängen blieb, die Arme mal ausstrecken oder mal zu sich ziehen musste und es auch mehr als eine Stelle gab, an der er einfach mal gegen den Fels drücken musste, hielten ihn diese Gedanken ruhig. Die beiden anderen hatten es auch geschafft und sie würden schon bald auf der anderen Seite raus kommen. Also wozu sich Gedanken machen?

Zumindest bis zu dem Moment, als Vorn eher zufällig einen Blick auf die Temperaturanzeige warf, die er seit dem Abstieg in die Höhle vergessen hatte. Die Temperatur hatte sich beinahe verdoppelt! Der Riese erschrak innerlich und gleichzeitig mit einem kalten Schauer durchschoss ihm plötzlich der Gedanke, dass diese
Spalte keine Garantien vergab. Wieso sollten die Bedingungen für ihn die selben sein, wie sie noch für den Wookiee gewesen waren? Offenkundig brannten sich um Vorn herum gerade riesige Flammenherde durch das Gestein, ließen Dinge explodieren, verschoben Gestein und erhitzten es. Wieso zur Hölle war er so ruhig? Er wurde gerade lebendig gekocht! In seinem eigenen Schweiß! Der brach nun vollends aus. Neben den üblichen Stellen wie unter den Achseln und seit der Spalte auch die Handflächen, rann es ihm nun überall aus den Poren. Vorn wusste durch die Einweisung, dass der Anzug nicht auf Teufel komm raus jede äußere Temperaturerhöhung kompensieren konnte, da dafür nicht genug Energie zur Verfügung stand. Ab bestimmten Schwellen, die man der Gruppe aber nicht genannt hatte, wurde es im Anzug also spürbar wärmer und eine davon hatte er gerade offensichtlich übersprungen!

Der
Gran musste laut Holokarte gerade aus der Spalte herausgeklettert sein, da musste Vorn erkennen, dass er die sich aufbauende Panik nicht länger gedanklich aufhalten konnte. Kein Magga hat mich auf so etwas vorbereitet.“ oder „Der scheiß Wookiee hat es ja auch geschafft!“ halfen mehr. Seine Bewegungen wurden schneller, er stieß nun noch häufiger gegen den Fels und laut wurde es in seinem Helm auch, als er vor allem sich selbst anschrie und zu motivieren versuchte. Irgendwann hatte er auch zu atmen aufgehört, das ihm erst auffiel, als sein Kopf endlich aus dem Spalt guckte und er bei dem Anblick der Füße seiner Mitgefangenen gierig die Luft in seine Lungen zog. Da der verfickte scheiß-verfluchte Arzt ihm ja Augenbrauen und Wimpern genommen hatte, blinzelte er nun heftig, um den Schweiß aus den Augen zu bekommen. Im Spalt selbst hatte er diese häufig genug einfach geschlossen gehalten, weil es ja eh nichts zu sehen gab und der Schweiß eben nervig war. Jetzt musste er aber etwas sehen und die Brühe machte es ihm nicht gerade leicht. Unerwarteterweise half man ihm aber. Insgesamt vier hart zupackende Hände mit dahinterliegenden sehr kräftigen Armen zogen ihn heraus und passten auf, dass er einen festen Stand hatte, bevor man ihn sich selbst überließ.

Und noch während Vorn erleichtert den Fall der Außentemperaturen beobachtete, meldete sich der
Hornschädel. Er kam nicht durch. Da die drei durchgekommenen Gefangenen alle auf einer mehr als schmalen Kante nebeneinander standen und sich eher weniger als mehr bewegen wollten, konnten sie sich bei dieser Meldung schlecht gegenseitig Blicke zuwerfen und auf diese Weise eine Entscheidung treffen. So standen sie einfach nur da und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, die vermutlich allesamt denen Vorns ähnelten: „Du bedeutest mir absolut gar nichts. Du kannst verrecken.“ Tatsächlich brauchte der rote Hüne nicht viel länger als beim Zabrak, um den Zurückgelassenen als Toten abzuschreiben und aus den Gedanken zu bannen. Die beiden Typen neben ihm hatte ihm vermutlich nur deshalb geholfen, damit er sie bei seinem Ausstieg nicht aus Versehen in die Tiefe schubste oder sie konnten diese kleinen Aufwand noch betreiben, weil sie Vorn vielleicht noch brauchten. Aber zurück kriechen? Der Gedanke mochte den drei Gefangenen gekommen sein, doch nur um diesen mit einem deutlichen NEIN zu beantworten. Und so musste der Oberaffe von oben das übernehmen.

„Nichts da. Ihr drei geht weiter. Pafftarrr, du hast zwei Möglichkeiten. Auf dein Glück hoffen und wieder hoch gehen. Oder du justierst deinen Anzug neu, damit dein Helm dir deine Hörner an den Schädel presst.“
„Dassss geht?“


Ein leichter Schlag von Rechts und Vorn sah, das der Wookiee seinen Arm ausstreckte und in Richtung senkrechter Spalte zeigte. Richtig. Sie hatten keine Zeit um dem Gespräch zu lauschen. Laut Holokarte und den dazu gelieferten Daten war diese Spalte ein wenig geräumiger als der hinter ihnen, bot ihnen aber nicht den Komfort einer durchgehenden Breite auf der gesamten Höhe. Sie würden, wenn auch nicht gleich am Anfang, bald in gebückter Haltung oder gar in Hocke hindurchgehen müssen. Und da der Wookiee diesmal scheinbar keine Lust hatte vor zu gehen, tat es Vorn. In dieser Situation würde ihm keiner der beiden in den Rücken fallen. Also konnte er sich ganz auf seine zur Neige gehende Energie konzentrieren und sich beeilen, wie er es für richtig hielt.

Vorn vollführte den kurzen Sprung zur anderen Seite der Schlucht und zwängte sich in die Spalte. Währenddessen verkündete
Kizito mehr oder weniger direkt das Todesurteil des Reptiloiden. Ja, er konnte seinen Anzug nachträglich neu einstellen. Doch dafür musste er ihn nicht nur teilweise öffnen, was an sich schon ein Schock für den Körper der humanoiden Echse gewesen wäre, sondern auch viel Energie des Anzugs dafür aufbrauchen. Als man die Anzüge nämlich auf die Statur der Gefangenen eingestellt hatte, hatten sie noch am Netz der Station gehangen. Jetzt musste er quasi seine Lebensversicherung anzapfen und die potentielle Lebenszeit stark reduzieren, um überhaupt weiter kommen zu können. Nach dieser Meldung wechselte Pafftarrr in eine unbekannte zischende Sprache, doch der darin mitschwingenden Wut nach zu urteilen hatte er verstanden. Das wars. Er würde sterben. Aber nicht so schnell wie der Zabrak. Er würde sein Ende kommen sehen und wahrscheinlich auch nicht zwischen zwei Herzschlägen sterben. Doch das war sein und nicht Vorns Problem. Daran zu denken erzeugte in dem Hünen nur die Dankbarkeit, dass es ihn nicht selbst auf diese Weise erwischt hatte. Mitleid kam keines auf...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Unter dem Kraftwerk - Unter dem Reaktorraum - senkrechte Spalte - Vorn, Kizito und Techniker über Com, Qowrow, Berogon ]
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Unter dem Kraftwerk - Unter dem Reaktorraum - senkrechte Spalte - Vorn, Kizito und Techniker über Com, Qowrow, Berogon ]

Die Tirade des
Hornschädels brach plötzlich ab, als ein künstlich klingendes Geräusch erklang. Welches wohl immer zu hören war, wenn das Imperium einen Kanal einseitig schloss, nahm Vorn an und ging weiter. Wobei gehen natürlich wohlwollend formuliert war. Mangels eines besseren Wortes, welches Kriechen, gebückt und in Hocke schleichen und sich vorwärts schieben und ziehen in sich vereinte, würde Vorn bei diesem einen Wort bleiben. Er ging durch die Spalte, obwohl natürlich nichts danach aussah, als würde er einfach nur gehen. Sollte er jedoch irgendwann mal über diesen Abschnitt reden müssen, er würde von gehen sprechen. Ebenfalls auslassen würde er seinen ständigen Blick auf die Temperatur- und Energieanzeige und die Holokarte so wie seinen eigenen Körpergeruch, den er nun nicht mehr mit „Duftstoffen“ im Bart ausblenden konnte. Vorn war wirklich kein allzu großer Fan von Gerüchen, die ein Arbeitender so von sich gab. Zumindest hatte er weder in seiner Kolonie, bei seinem kurzen Aufenthalt bei den Hutten noch jetzt im Imperium irgendwen getroffen, der bei so etwas eine gute Figur machte. Es schien eine universelle Antwort aller humanoiden Spezies auf körperliche Anstrengung zu sein, als dürfte es nicht sein, dass jemand dadurch wohlriechend auf andere wirkte. Vermutlich irgend so ein evolutionäres Ding, von dem Vorn mal gelesen, sich aber nicht dafür interessiert hatte. Fakt war, man musste sie kochen und braten, damit sie gut rochen und damit auch schmeckten. Bedauerlich, aber wahr.

Es entbehrte keiner gewissen Ironie, dass er gerade jetzt daran denken musste, wie wohl die beiden Typen hinter ihm schmecken mochten, während er ja kurz zuvor noch gefühlt in seinem eigenen Schweiß gekocht worden war. Auf der anderen Seite war es auch hilfreich, da ihm seine Umgebung sonst nicht viel bot. Im HUD nur immer kleiner werdende Zahlen und eine sich verändernde Holokarte - die Vorn aber nicht viel sagte - und vor allem viel Gestein. Mal war dieser rötlicher, mal blau oder schwarz. Mal war er regelrecht glatt, dann wieder löchrig oder scharfkantig. Mal musste er aufpassen, wohin er trat, weil der Boden nachgiebig war, ein anderes Mal konnte er gar nicht auftreten und musste sich an den Wänden abstützen. Der Spalt veränderte ständig seine Form und da er nicht künstlich war, gab es natürlich keine Garantie darauf, dass er für immer begehbar sein würde. Ja, die Holokarte zeigte einen Weg, doch wie zuverlässig war sie? So zuverlässig wie das Imperium?
Magga möge eine Ausnahme machen und ihn beschützen!

Eine Weile später musste Vorn anhalten und verschnaufen. Den Geräuschen in seinem Rücken nach zu urteilen war er der erste der Gruppe, der dieses Bedürfnis verspürte, doch es war ihm egal. Im Gegensatz zu den beiden Typen hatte Vorn in letzter Zeit sehr viel mehr durchgemacht. Sollten sie doch denken, was auch immer sie wollten.


„[Was ist los?]“
wollte der Gran auf huttisch wissen und Vorn antwortete mit einem schlichten „[Pause.]“, natürlich auch auf Huttisch, da dies seine bevorzugte Sprache war. Sobald er wusste, dass sein Gesprächspartner diese beherrschte, blieb er dabei. Der Wookiee grölte auch irgendetwas, doch es klang nicht sonderlich aggressiv oder drängend. Auch der Gran sagte nichts mehr und so machten es sich die drei mehr schlecht als recht gemütlich. Vorn nutzte diese Zeit jedoch nicht um zu schlafen oder auch nur die Augen zu schließen, sondern um seinen Anzug zu inspizieren. Seine Hände bzw. Handschuhe waren permanent am Fels gewesen und da sie sich am leichtesten untersuchen ließen, fing er damit an. Er hatte jedoch keine Ahnung aus welchem Material sie bestanden und wie zuverlässig es unter diesen Bedingungen war. Weshalb... der Anblick der Handschuhinnenflächen absolut gar nichts in ihm auslöste! Ja gut, sie schienen noch intakt, doch es gab unzählige kleine Kerben und natürlich viel Staub des Gesteins. Ansonsten wirkten sie in Ordnung und so weit er das vom Rest des Anzugs sagen konnte, war alles in Ordnung. Lediglich seine Rückseite und Schuhsohlen konnte er nicht prüfen, doch seiner Erinnerung nach hatte nichts davon mehr abbekommen als seine Hände. Er würde dem Anzug trauen müssen. Zumindest eher das, als den Gran nach einer Inspektion zu fragen, so viel war klar.

„Die Pause ist vorüber!“ hallte es plötzlich, nach nur ein paar Minuten der Rast, aus dem Com.
„Da ihr das HUD ja offensichtlich nicht versteht: Die eine Zahl, die immer kleiner wird, wird 0 erreichen, bevor ihr hier oben seid, wenn ihr weiter Zeit verschwendet. Also bewegt euch!“

Sollte Vorn jemals die Chance erhalten diesen
Oberaffen in so einen Anzug und in so eine Situation zu zwingen, er würde dem Imperialen schon zeigen, was er gerade alles durchmachen musste. Doch zuvor musste er überleben. Und nicht näher darauf eingehen, dass er tatsächlich nicht gut genug in Mathematik war, um sagen zu können, wann ihm die Energie ausgehen würde. Also noch ein letztes verstimmtes Ächzen, dann packte er wieder die Wände und zog sich weiter.

Die Spalte endete etwa fünf Minuten später in einem breiteren Bereich, den man als Gang bezeichnen konnte, wobei er so chaotisch aufgebaut war, dass er wie eine „Eins-zu-eine-Milliarde-Chance-Konstruktion“ eines Gottes wirkte. Als hätte
Magga tatsächlich eingegriffen und den ursprünglichen Bereich so lange mit Erschütterungen, Lava und sonst noch was bombardiert, bis der aktuelle Zustand erreicht worden war. Man konnte an mehren Stellen die ursprüngliche Schlucht erkennen, welche nun mit allerhand Geröll gefüllt war, welches aus Wänden und Decke gekommen war. Zusätzlich dazu gab es allerhand Öffnungen, meist schon wieder fast vollständig durch „erkaltete“ Lava verstopft. Hier und da gab es immer noch kleinere Pfützen und dickflüssige Streifen des verflüssigten Gesteins. Und über all dem schwebten dicke Schwaden aus Rauch und Hitze. Obwohl der Weg auf den ersten Blick frei war, wäre er es wohl nur für einen Roboter, der sich keine Gedanken um seine Füße machen musste. Fast jeder Schritt musste wohl überlegt sein, konnte es aber nicht, da die Hitze des „Raumes“ - dessen Ende nur dreißig Meter weiter zu erkennen war – ihnen diese Zeit nicht ließ. Der einzige positive Aspekt dieses Abschnittes war der, nun, sagen wir Luftzug, den es gab. Die Hitze stieg vor allem vom Boden und teilweise den Wänden auf und verschwand dann in der zerklüfteten Decke, statt sich einfach nur anzusammeln.

Vorns Meinung nach hatte er sich mit der Analyse des Bodens gar nicht mal so viel Zeit gelassen, doch das sah der
Wookiee, der nun endlich wieder die Führung übernehmen konnte, scheinbar anders. Ohne etwas zu sagen oder auch nur zu brüllen, Vorn zur Seite zu stoßen oder sonst wie seine Ungeduld auszudrücken, sprang das nun unbehaarte Wesen vor und begann viel zu schnell die zwanzig bis dreißig Schritt zurückzulegen, die es bis zur anderen Seite brauchte. Hier und da musste er heftig mit den Armen rudern und einmal trat er sogar in eine der ungenügend erkalteten Lavapfützen, konnte den Fuß aber scheinbar schnell genug heraus ziehen und seinen Weg fortsetzen. Von diesem Erfolg angestachelt, folgten ihm Gran und Mensch, wobei letzterer ersterem ein paar Meter Vorsprung gab, damit sie einander nicht in die Quere kamen. Denn mit „breiterem Bereich, den man als Gang bezeichnen konnte“ war definitiv kein imperialer Standardkorridor für fünf Mann oder so gemeint. Es ähnelte mehr einem Ein-Hutten-Kriechgang. Da Vorn zwei Vorgänger im wortwörtlichen Sinne hatte, kam er am Ende schließlich relativ problemlos an. Nur einmal, als er die Stelle hatte umgehen wollen, an der Wookiee und Gran beide mit den Armen hatten rudern müssen, war er auf eine noch schlechtere Stelle getreten, doch der Stiefel hatte der Lava tatsächlich standgehalten und nicht einmal die dort jetzt sicherlich wirkende Hitze weiter gegeben.

Und plötzlich war die Holokarte leer. Also weg, ausgeschaltet. Bevor Vorn nachfragen konnte, hörte er von vorne das Brüllen des Wookiee. Der hatte nicht auf seine beiden Mitgefangenen warten wollen und wohl schon einmal die Lage sondiert. Und etwas gefunden. Einen Moment später sah Vorn was los war. Sie befanden sich wieder an einer Art Spalte, diesmal aber etwas schmaler als zuvor. Möglicherweise zu schmal, doch das konnte man so schwer sagen. Viel übler war aber das Ende des Spaltes. Dort konnte man nämlich das beunruhigende Leuchten von nur allzu flüssiger und damit auch heißer Lava sehen.


„Die gute Nachricht zuerst.“ Der Oberaffe.
„Hinter dem Engpass wartet die süße Freiheit. Das ist DER Schacht, wie ihr euch sicherlich schon gedacht habt. Ich habe die Holokarte deshalb auch abgeschaltet. Ihr braucht gleich jedes bisschen Energie.“ Eine kurze Pause.
„Nun die – für euch – schlechte Nachricht. Uns ist hier oben inzwischen aufgefallen, das wir diesen Durchgang, den ihr gleich nutzen werdet, lieber... nicht mehr hätten. Und da ihr ja schon einmal vor Ort seid...“

Oh Wunder, der Wookiee hatte etwas dazu zu... sagen...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Unter dem Kraftwerk - Unter dem Reaktorraum - vor einem weiteren senkrechte Spalt - Vorn, Kizito und Techniker über Com, Qowrow, Berogon ]
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Abyston / Polizeistation / Leichenschauhaus ] Ridley, sowie Legat Die Ghuta und Polizeischef Berend

Nachdenklich musterte Ridley die Toten, die wie mit geöffneten Oberkörpern rücklings aus Durastählernen Liegen lagen. Von dem halben Dutzend Talz, die die Fischer am Südpol geborgen hatten, hatte Polzeichef Cran Berend zwei für diese Besprechung wieder auftauen lassen. Die Kleidung der Toten hatte man Kleiderpuppen am Rande des Raumes angezogen, wo sie nun darauf warteten, eingehend betrachtet zu werden. Mit unverhohlener Neugier trat der Gouverneur näher. Im Hintergrund warteten Berend und der Legat der Inneren Sicherheit, Di Ghuta, geduldig, bis Ridley sich ihnen wieder zuwandte.

„Nun, was genau sehe ich hier, meine Herren?“

, fragte Ridley und legte den Kopf schief. Der initiale Bericht und die Bitte um ein Meeting waren etwas vage für hens Geschmack gewesen, doch erkannte hen nun in den Auren der beiden ein gehöriges Maß Unsicherheit. Kurz war hen versucht verärgert dreinzuschauen. Immerhin hatte dieser Termin hen von anderen wichtigen Angelegenheiten abgehalten, doch vertraute hen grade diesen beiden genug, um ihrer Einschätzung zu Vertrauen, dass diese Sache besser persönlich besprochen werden sollte.

„Also…“

, begann Berend verlegen – wohl doch einen Schatten der verkniffenen Emotion in hens Miene lesend – fuhr dann jedoch wieder gefasster fort:

„genau können wir dies nicht sagen, um ehrlich zu sein. Bei den Toten handelt es sich um Talz, jedoch gab es bislang keine Aufzeichnungen über auf Truuine ansässige Mitglieder dieser Spezies. Seit Ihrer Übernahme, Gouverneur, gab es keine aufgezeichneten Einreisen dieser Art, weswegen wir zunächst angenommen haben, dass alle toten Individuen schon eine Weile auf dem Planeten sein müssen.“

, der Mann wand sich unter Ridleys Blick. So viel hatte hen auch dem Bericht entnehmen können. Es war Zeit, dass er zum Punkt kam.

„Für fünf von sechs Leichen haben wir auch eine plausible Erklärung finden können. Nach der Bergung haben wir mehrere Teams zum Südpol geschickt und sind dabei auf eine Population dort heimischer Talz in mehreren nomadisch lebenden Stammesgesellschaften gestoßen. Dies ist der Grund, warum sie bislang nicht aufgefallen sind. Satellitenbilder haben temporäre Schneebehausungen nicht identifizieren können, vor allem da die Bildqualität von Aschewolken aus vulkanischer Aktivität stark beeinträchtigt wird.“

Langsam nickend folgte Ridley den Worten des Polizisten mit Interesse. Das hatte nicht im Bericht gestanden, doch war das alles nichts, was man nicht in einem Holoanruf hätte mitteilen können. Dass bislang nicht erfasste, intelligente Lebensformen den Planeten bewohnten war eine großartige Neuigkeit, aber doch eine über die hen sich auch in hens Büro in Moraband gefreut hätte.

„Was jedoch nicht ins Bild passt, ist der letzte Talz. Die ersten fünf wurden in Kleidung qualitativ hoher, aber doch primitiver Machart gefunden. Der sechste jedoch trug einen Overall aus modernen Materialien. Dazu kommt ein Werkzeuggürtel, der sich genauso gut in einer imperialen Agrokolonie wiederfinden könnte. Die Obduktion hat dazu physische Unterschiede festgestellt. Während die Stammes-Talz sich wohl in erster Linie von Fisch und Fleisch ernährt haben, bestand das Grundnahrungsmittel dieses Individuums aus Pilzen und dergleichen. Ähnliche Pilze haben wir im Verdauungstrakt gefunden, die zum Zeitpunkt des Todes nicht älter als einige Stunden waren…“

„Ich muss Sie bitten zum Punkt zu kommen, Berend.“

, sagte Ridley mit strengem Blick. Mochte dies alles noch so interessant sein, noch immer sah Ridley nicht ein, warum hen hier war. Da meldete sich Di Ghuta mit einem geräuschvollen Räuspern zu Wort:

„Wir glauben, dass es am Südpol eine bislang unerfasste Talzkolonie gibt, die sich moderner Technologie bedient.“

Jetzt zog Ridley dann doch die Augenbrauen hoch.

„Das scheint mir doch etwas weit hergeholt. Ich verstehe, warum wir von nomadischen Stämmen nichts wussten, aber eine moderne Kolonie? Selbst wenn Satellitenbilder versagen, so würde unserer Sensorik doch sicherlich nicht eine Konzentration von hochentwickelter Technologie entgehen.“

Skeptisch verschränkte hen die Arme vor der Brust, besah sich dann jedoch noch einmal den Overall des angeblichen Kolonisten.

„Was spricht dagegen, dass der Talz nicht zugereist ist. Diese Spezies ist auch in anderen Teilen der Galaxie heimisch.“

„Einen ähnlichen Gedankengang hatte ich auch.“

, gab Di Ghuta zu und Berend nickte.

„Es ist möglich, dass einzelne Frachter ohne unser Wissen zum Südpol fliegen können. Die Greyhound ist nur ein Schiff und kann nicht zu allen Zeiten alle Teile des Systems im Auge behalten. Doch wird diese Idee vom Obduktionsbericht widerlegt. Zwar war die Ernährung dieses Talz eine gänzlich andere, doch sind die Isotopensignaturen in den verschiedenen Gewebeproben identisch. Auch chemische Ablagerung in den Knochen deuten darauf hin, dass alle geborgenen Individuen ihr Leben am Südpolarkreis Truuines gefristet haben.“

Nachdenklich zog Ridley die Brauen zusammen. Das WAR interessant, auch wenn das noch immer diverse Fragen unbeantwortet ließ.

„Und unsere Sensoren?“

„Es ist möglich, dass Kolonie sich vor unseren Sensoren verbergen könnte. Wenn die vorhandene Menge Technologie nur entsprechend klein ist, könnte es sein, dass sie nicht auffällt. Alternativ sind Störfelder eine Möglichkeit sich zu verstecken, oder, wenn es lowtech bleiben soll, ganz einfach unterirdisch zu bauen. Um ehrlich zu sein, Gouverneur, meine Vermutung ist es, dass es alle drei Methoden sind. Ich persönlich denke, dass es sich bei der Anlage um einen kleinen Schmuggleraußenposten handelt, der einige Talz wegen ihrer Arbeitskraft unterhält. Eine unterirdische Anlage würde auch erklären, warum auf Satellitenbildern nichts aufgefallen ist.“

„Und Sie glauben, dass sich unser Ex-Legat Reseth dort unten verbirgt.“

Ein leichtes Schmunzeln umspielte Ridleys Mundwinkel, als die beiden Männer zusammenzuckten. Ja, das war es also. Hen hatte in der Macht gesehen, dass sie noch eine letzte Enthüllung vorzubringen hatten. Es machte Sinn. Seit der Onkel des inzwischen auch abgesetzten Legaten Hosh Talzin vor Monaten aus imperialer Gefangenschaft ausgebrochen war und einen AT-AT Swimmer gestohlen hatte, hatten die truuiner Sicherheitsbehörden vergeblich nach ihm gefahndet. Die Theorie war immer gewesen, dass er sich irgendwo einen Rückzugsort geschaffen hatte, von wo er seinen persönlichen Kleinkrieg gegen die imperiale Regierung führte, doch war es weder Matthew noch seinem Nachfolger als Legat der Inneren Sicherheit gelungen, dem durchtriebenen Karkarodon das Handwerk zu legen.

„Das wäre eine logische Schlussfolgerung, ja. Wir sind uns sicher, dass er in keine der erfassten Städte zwecks neuer Vorräte einkehren kann. Die Bevölkerungsdichte ist zu gering, als dass wir nicht alles im Blick behalten könnten. Ein Schmuggleraußenposten, eventuell mit Zugang über die Unterseite des Eises wäre perfekt, um unerkannt aufzutauchen. Alles in Allem ist diese Sache spätestens seit diesem Verdacht etwas für Ihren Schreibtisch Gouverneur. Ganz zu schweigen von der Frage, wie mit den nomadisch lebenden Talz umzugehen ist.“

Mit nach wie vor verschränkten Armen nickte Ridley. Das Imperium war nicht für seine Skrupel bekannt primitive Lebensformen zusammenzutreiben und für seine Wirtschaft einzusetzen. Dennoch waren Talz nicht unbedingt eine Spezies, die hen sich für schwere Arbeit ausgesucht hätte. Sie mochten körperlich eindrucksvoll sein, doch würde hen sie nicht im Wasser einsetzen können und auch am Äquator würden sie mit ihrem dicken Pelz fehlbesetzt sein. Dann war da noch der fehlende Bildungsgrad einer Stammesgesellschaft, was nur körperliche Arbeit in Moraband übrigließ, wo bereits viele der anderen nicht-aquatischen Lebensformen des Planeten eingesetzt wurden. Wenn es also nicht noch mehr Siedlungen um und an den Polen geben sollte, war der Nutzen einer möglichen Versklavung der nomadischen Talz nur von sehr begrenztem Nutzen. Nachdenklich brummte die Gouverneurin.

„Legat, verstärken Sie unsere Sensorüberwachung des Südpols. Wenn sich dort unten wirklich eine Schmugglerkolonie verbirgt, will ich das wissen. Was die Stämme angeht, werde ich mir persönlich ein Bild machen, bevor ich eine Entscheidung treffe. Um ehrlich zu sein, hätte ich schon längst einen Trip zum Südpol machen soll.“


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Abyston / Polizeistation / Leichenschauhaus ] Ridley, sowie Legat Die Ghuta und Polizeischef Berend
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg ] Qowrow, sowie Vorn, Berogon, und Pafftarrr

Qowrow brauchte nur Sekunden, um den Makurth abzuschreiben. Sicher, es wäre anständig gewesen zurückzukriechen und irgendwie zu versuchen Pafftarrr aus der Patsche zu helfen, doch war hier unten kein Platz für Anstand. Niemand würde auch nur daran denken seine Haut für den haarlosen Wookiee aufs Spiel zu setzen und so würde er selbst auch niemandem einen derartigen Vertrauensvorschuss geben. Erleichtert atmete er aus, als Kizito sich ein weiteres Mal über Com meldete. Der Mensch sah das ähnlich und befahl den anderen dreien weiterzugehen, während er dem Makurth seine Möglichkeiten aufzeigte.

Also los. Zielstrebig sah Qowrow sich um und bemerkte, dass Vorn damit beschäftigt war zuzuhören. Dummes Stück! Grob stieß er dem Menschen seinen behandschuhten Finger gegen den Oberarm und zeigte auf das nächste Stück ihrer Reise. Sollte der doch jetzt vorgehen. Immerhin besann Vorn sich binnen eines Herzschlages darauf, wo er grade war, und gehorchte der gemimten Anweisung sogar auch noch. Ihm folgte Berogon und dann schwang Qowrow sich über die Schlucht. Im Hintergrund wurde klar, dass Pafftarrr es damit wohl endgültig hinter sich hatte. Aufkommendes Mitleid unterdrückte der Wookiee mit dem überzogen gehässigen Gedanken, dass der Hornschädel sich halt eine bessere Spezies hätte aussuchen müssen.

Und weiter ging es, hinein in den engen Schlauch aus Gestein, Schritt für Schritt durch die Hölle. Nur weil sie sich diesmal in aufrechter Haltung durch die Spalte schoben, machte es das nur bedingt besser. Immerhin fühlte es sich dadurch nicht mehr ganz so sehr wie ein Sarg an. Doch es half alles nichts. Meter um Meter ging es vorwärts und immerhin gab das HUD mit langsam sinkenden Zahlen moralische Unterstützung. Plötzlich jedoch hielt Vorn inne. Berogon fragte auf huttisch was das solle und der Rote gab zu verstehen, dass er verschnaufen musste.


„Halt sich ran, du Drecksau!“

, brummte Qowrow doch sein Herz war nicht in der Beleidigung. Insgeheim war er froh darüber einen Moment innezuhalten, auch wenn ihm war, als rückten die Seitenwände mit jeder Sekunde näher. Dennoch machte er es sich mehr schlecht als recht bequem, schloss die Augen und atmete tief durch. Viel brachte das nicht, doch fühlte er sich zumindest ein bisschen erfrischt, als Kizitos Stimme wenige Minuten später wieder über das Com schallte. Und natürlich hatte der Aufseher auch etwas Moralschädigendes zu sagen! Die Zahl, die immer kleiner wurde, war ihre Energie und nicht die Entfernung, wie Qowrow bis grade angenommen hatte. Dieser elende Hurensohn. Doch immerhin erkannte der Wookiee nun, womit er es zutun hatte. Mental überschlug er die Zeit, die ihnen noch zur Verfügung stand und stellte fest, dass es immerhin nicht mehr ewig dauern konnte. Zumindest, wenn Kizito sich noch Überlebenschancen für sie ausrechnete.

Also ging es weiter. So schnell wie möglich – Qowrow hatte ja freiwillig die Führung aufgegeben – kroch er die Spalte entlang und fand sich schließlich, endlich, im nächsten Abschnitt wieder. Diesmal überließ er jedoch nichts der Lahmarschigkeit seiner Begleiter und begann damit sich, eigentlich viel zu schnell, durch den breiteren Gang zu arbeiten. Das wäre auch beinahe schiefgegangen und mindestens einmal prüfte er den Anzug unabsichtlich auf Herz und Nieren, als er mit dem Fuß in eine Lavapfütze trat. Doch wenigstens hier hatten die imperialen Schweine Qualitätsarbeit geliefert und er musste nicht den Rest des Weges auf einem glühenden Stumpen zurücklegen. Hektisch blickte er sich um, sah hier jedoch nur einen Riss im Gestein, den er nicht sofort als weiteren Weg identifizierte. Doch was sollte es sonst sein? Plötzlich schaltete sich dann auch noch die Holokarte ab und neuerlich schloss sich Panik um das Herz Qowrows wie ein glühender Greifarm.

Und dann sprach Kizito. Mit nüchternen Worten erklärte die Drecksau, dass sie tatsächlich durch die Spalte würden kriechen müssen, da am anderen Ende der Reaktorschacht auf sie wartete. Und noch dazu, dass er, wenn sie schon einmal dort waren, den Auftrag für sie hatte die Spalte zu verschließen. Ungläubig starrte Qowrow für einen Moment auf den zur Neige gehenden Energievorrat seines Anzugs und konnte nicht umhin als seiner ungläubigen Wut Luft zu machen.


„Wenn ich hier rauskomme REIßE ICH DIR DIE ARME AUS, du mickriger BASTARD! Das SCHWÖRE ich dir BEI DEN WURZELN DER WROSHYR!“

Abseits seines Eides hätte der Wookiee noch einiges mehr zu sagen gehabt, doch dafür blieb keine Zeit. Mit einem frustrierten Röhren warf er sich in die diesmal diagonal verlaufende Spalte und begann damit sich mit einem letzten Aufbäumen seiner Kräfte voranzuarbeiten. Das Drecksding war wirklich noch enger als alles, was sie bisher mitgemacht hatten. Mehrmals musste Qowrow so weit gehen den Bauch einzuziehen, um sich mit schmerzhaftem Ach und Krach an aus dem Fels ragenden Felsnasen vorbeizuarbeiten! Unterdessen sank die Energieanzeige des Anzugs immer weiter. Verdammter Vorn! Warum hatte der unbedingt rasten müssen! Schweiß rann in Bächen den Körper des Wookiees hinab, während ihm mit jeder Sekunde wärmer zu werden schien. Am Ende des Tunnels glomm Licht, doch war dieses lediglich die glühende Lava des Reaktorschachtes.

Mit einem letzten Aufbäumen stemmte Qowrow sich schließlich mit dem Oberkörper ins ‚Freie‘. Die Anzeigen des Anzugs blinkten bedrohlich, so heiß war es im Angesicht der Lava wenige Meter unter ihnen. Doch immerhin gab es hier wieder die ersten Anzeichen von Zivilisation. Ein dickes Kabel aus weitgehend hitzeresistenten Materialien hing in den Schacht hinab und bot einen Ausweg. Daran, direkt vor dem Ausgang der Spalte, baumelte ein Korb mit Material, das sie wohl für die Arbeiten hier unten benutzen sollten.

„In dem Paket findet ihr Bausprengsätze. Damit solltet ihr die Spalte verschließen können. Auf eurem HUD solltet ihr jetzt Zielorte eingeblendet bekommen. Die meisten könnt ihr erreichen, wenn ihr euch jetzt gegenseitig die Sprengsätze weiterreicht. Lediglich für die letzten zwei muss einer von euch ein paar Meter zurückkriechen. Einigt euch untereinander, aber solange da unten nicht alles in Petto ist, gibt’s keinen Aufstieg. Ich würde mich ranhalten, noch reicht eure Energie grade so aus.“

Qowrow hatte keine Beleidigungen mehr übrig. Hastig Griff er nach dem Korb und begann damit den Inhalt herauszukramen. So schnell er konnte schob er achteckige Sprengsätze nach hinten in die Hände seines Hintermannes und begann dann damit die Zielpunkte in seiner Reichweite zu bestücken.


„Einigt euch dahinten!“

, brummte Qowrow, ohne den Kopf umdrehen zu können. Er war an der Spitze. Er würde den Teufel tun zurückzukriechen. Da würden Berogon und Vorn sich schon untereinander klar werden müssen. Oder sie alle würden bei lebendigem Leib geröstet.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg ] Qowrow, sowie Vorn und Berogon
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Unter dem Kraftwerk - Unter dem Reaktorraum - in einem weiteren senkrechte Spalt - Vorn, Kizito und Techniker über Com, Qowrow, Berogon ]

Der Oberaffe lies den Wookiee sich abreagieren, dann fuhr er ruhig fort, wobei er am Ende dann doch noch zur Eile mahnte. Vorn als letzter in der Reihe versuchte einen Blick auf besagten Haarlosen zu werfen, scheiterte aber am Rücken seines Vordermanns und gab daher auf. Irgendetwas passierte dort vorne und tatsächlich wurden ihm kurz darauf Gegenstände gereicht, die wohl die Sprengsätze sein mussten. Der Gran verrenkte sich ganz schön, um die drei mehreckigen Teile nach hinten zu geben und tatsächlich fielen sie ihm dann auch einfach aus der Hand. Vorn selbst auch nur dazu in der Lage eine Hand zu nutzen, schaffte es nur einen normal zu fangen und den anderen auf Handhöhe an der Felswand einzuklemmen. Der dritte entglitt ihm und lag nun in der Nähe seines Fußes, welchen der Mensch auch kaum bewegen konnte.

„[Verfickt nochmal! Drei scheiß Augen im Schädel, aber zu dämlich zum kacken!]“ zeterte Vorn, während er gleichzeitig sein einziges halbwegs bewegliches Knie nach vorne schob, unter den verkeilten Sprengsatz setzte und dann den in der Hand in die vorgesehene Position drückte. Nur um festzustellen, dass sie nicht hielten. Also rotierte er ihn in seiner Hand, indem er den Sprengsatz in der Handfläche hüpfen ließ und dann immer die Hand drehte. Doch es gab keine Stelle, die anders aussah, als wäre sie „haftfähig“ oder dergleichen.

„Wie soll ich das Ding an der Decke befestigen? Drauf spucken?“
Da er Basic sprach, war das natürlich an den Imperialen gerichtet gewesen.
„Drück es einfach so nah wie möglich an den angegebenen Punkt. In irgendeine Spalte! Du baust hier keinen Hyperraumantrieb. Du sprengst nur einen Spalt.“

Wozu dann die verdammten Punkte, wenn sie ohnehin nur entfernt korrekt waren? Vorn tat aber wie befohlen und kam dabei auch gar nicht mal so weit vom Ziel ab. Danach nahm er den zweiten Sprengsatz von seinem Knie, kroch ein paar Zentimeter zurück und versuchte sich dann regelrecht in den Spalt zu legen, um nahe des Punktes, an dem sonst der Mittelpunkt seines Oberschenkels sein würde, die Ladung zu platzieren. Es bedurfte einiges unterdrücktes Keuchen, Stöhnen und sicherlich auch Fluchen, aber er schaffte es. Und nutzte diese Position dann auch aus, um den fallengelassenen dritten Sprengsatz aufzulesen, wobei der Gran immerhin Verantwortung übernahm und mit der Sohle seines rechten Stiefels das Paket in Vorns Richtung drückte. Der machte die Finger lang, erreichte die Ladung gerade so eben und hielt sie kurz darauf in der Hand. Noch ein paar Sekunden später stand er wieder, wobei er inzwischen eine eher lächerliche Körperhaltung angenommen hatte, über die aber ohnehin niemand lachen konnte. Und erst dann fiel ihm auf, dass innerhalb seines Sichtfeldes kein dritter Punkt zu sehen war.

„Er ist hinter dir.“ schallte es aus dem Com. Der Oberaffe hatte Vorns Gedankengang vorhergesehen.
„Zwei Meter.“

Nun wäre der Mensch an der Reihe gewesen, um sich wie der Wookiee in einer feindseligen Hasstirade zu ergehen, doch Vorn war noch nicht dazu bereit zu sterben. Er alleine konnte diesen letzten Sprengsatz legen und schob sich deshalb wieder zurück, wobei er sich in seinen Gedanken dennoch Mordphantasien hingab. Jedes Mal, wenn er hängenblieb oder irgendwo dran stieß und das Gefühl hatte, der Anzug würde gleich nachgeben, knurrte Vorn in sich hinein. Schlussendlich kam er aber an und er hasste alles daran. Nicht nur das er hatte zurück „gehen“ müssen, nun musste er auch wieder den selben Weg vorwärts kriechen, sich quetschen und bei jedem Stoß stumm aufregen. Und das nur, weil der dämliche Imperiale nicht früher Bescheid gesagt hatte. Anfangs hatte Vorn ihn einfach nur töten wollen. Möglichst brutal, aber schnell. Inzwischen wollte er ihn bei lebendigem Leib bei den Füßen beginnend kochen, das Fleisch vom Knochen schälen und es dem Bastard in den eigenen Schlund stopfen!

Das Gedankenspiel half. Schneller als gedacht, kam er schließlich vorne an. Der
Oberaffe hatte inzwischen irgendetwas gesagt und es klang sogar positiv, doch Vorn hatte nicht wirklich hingehört. Er war einfach nur dem Gran gefolgt, mindestens ein Auge gefühlt immer auf seiner Energieanzeige. Die blinkte inzwischen rot, wobei zwischen jedem Aufleuchten mehrere Sekunden vergingen, weshalb Vorn jedes mal glauben musste, dass dies das letzte Mal gewesen sein könnte. Aber er kam am Spaltende an und sah hinauf, ohne das die Energie ausgegangen war. Wookiee und Gran hingen an jeweils einem stählernen Schlauch oder Seil, welche wiederum von einem Droiden gehalten wurde. Irgendetwas hinter diesem und damit außer Sichtweite zog die beiden hinauf. Direkt vor Vorn schwankte das dritte und letzte Kabel, eine Art Metallrohr auf Kniehöhe darin eingeknotet. Es sah improvisiert und nicht sonderlich vertrauenerweckend aus, doch allzu viele Auswahlmöglichkeiten gab es hier unten ja nicht. Kaum hatte Vorn nämlich den Kopf aus dem Spalt gehalten, um nach oben zu sehen, war die Temperatur in seinem Anzug schlagartig angestiegen. Keine Zeit um zu zögern, so viel war klar.

Bevor zu vieles Nachdenken Vorns Entschlossenheit schwächen konnte, packte er mit beiden Händen zu, übte so viel Druck aus wie er konnte und setzte sich dann auf das Rohr. Im selben Augenblick wurde er auch schon hinauf gezogen. Ebenfalls fast gleichzeitig fiel das komplette HUD aus und dieses leise Summen, welches für Vorn inzwischen zu einem ständigen Hintergrundrauschen geworden war, verstummte ebenfalls. Für einen Augenblick fühlte der große Mensch beinahe so etwas wie Stille, in der er sein eigenes Herz hören konnte, doch dann verpuffte der Moment und das mechanische Schleifen des Kabels, welches wohl über eine Rolle oder dergleichen gezogen wurde, war zu vernehmen. Ebenfalls wahrnehmbar war die Hitze, die sich nun im Anzug staute und nicht mehr von diesem kompensiert werden konnte. Tatsächlich wurde es so schnell so unangenehm, dass Vorn spürte wie sein Kreislauf mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit auf einen Kollaps zusteuerte. Doch dann war er endlich an der Kante, schließlich darüber und dann endlich mit beiden Füßen auf festem Boden. Noch während er sich einfach auf die Knie fallen ließ, versuchte er mit gefühllosen Fingern den Helm vom Kopf zu zerren und tatsächlich schaffte er es sogar, auch wenn er keine Ahnung hatte wie. Besagter Kopfschutz wurde ebenfalls einfach fallengelassen, damit Vorn sich auf allen Vieren abstützen und erst einmal richtig durchatmen konnte. Währenddessen wurde neben ihm das Kraftfeld wieder aktiviert und es dauerte nicht lange, da wurde es spürbar kühler, wenn auch nicht angenehm kalt. Er trug den Anzug ja immer noch.


„Wenn ihr also nicht gerade Scheiße baut, könnt ihr sogar etwas leisten.“ Kizitos Stiefel traten in Vorns eingeschränktes Blickfeld.
„Code Rot, dann Sprengung.“ fügte der Imperiale hinzu, woraufhin sich das Kraftfeld – wenn auch nicht rot – verfärbte, dann gab es eine hör- und spürbare Explosion unter ihnen. Die Stiefel verschwanden und Vorn sah hinterher. Der Oberaffe stand an dem schimmernden Feld und sah, so gut es denn eben ging, hinunter. Nach einem Augenblick nickte er kaum merklich, drehte sich auf dem Absatz um, machte eine Geste in Richtung des an der Konsole stehenden Technikers – woraufhin das Kraftfeld wieder die alte Färbung annahm – und kam dann erneut auf Vorn zu. Der richtete sich nun endlich auf. Erst wieder nur auf die Knie, dann gänzlich, ein Keuchen erneut unterdrückend.

„Wie sieht es jetzt mit dem Essen aus?“ knurrte Vorn und versuchte dabei den imperialen Schichtleiter in den Boden zu starren, erreichte dies aber natürlich nicht. Es hätte wahrscheinlich nicht einmal geklappt, wäre Vorn noch voller Kraft und Energie.
„Frühstück gibt es morgen... früh.“ antwortete Kizito mit einem ironischen Unterton und dem Anflug von einem Lächeln. Daraufhin wandte sich der große rötliche Mensch dem dunkelhäutigen Imperialen gänzlich zu, machte einen Schritt auf ihn zu, um die Lücke zu schließen und atmete dann hörbar ein, um zu antworten, während er gleichzeitig die auf ihn gerichteten Waffen ignorierte.
„Mich interessieren eure [verschissenen] Abendschulen und [drecks-dämlichen] Förderprojekte einen dicken [Fick]. Ich will genug Futter und ordentliche Arbeit, um in Form zu bleiben!“

Vorn reckte das Kinn vor.

„Ihr [dürren Äste], ihr [winzigen Schwächlinge]. Ihr könntet diese Arbeit doch sowieso nicht packen. Also gib ein paar [beschissene] Credits mehr für mein Essen aus und ich leiste das für euch.“

Ein Kopfnicken in Richtung des Wookiee, dem nebenbei schon aus seinem Anzug geholfen wurde.

„Ich bin auch nicht wählerisch.“ fügte er noch hinzu, wie ein Raubtier grinsend, dann trat er einen großen Schritt zurück. Und fragte sich dabei, wieso er trotz abgesetzten Helm und damit auch fehlendem HUD immer noch diese komischen Lichtblitze in seinem Augenwinkel sah...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Unter der Lodge - Kraftwerk - In der Nähe des Reaktorraums - Vorn, Kizito, Techniker und Wachen , Qowrow, Berogon ]
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Südpolarkreis / Eispanzer / Talzdorf ] Ridley, sowie einige Soldaten und Talz

Die Mitternachtssonne lugte grell zwischen den schwarzen Wolken des Südpols und den gefrorenen Weiten des Eispanzers hervor und tauchte das imperiale Lambdashuttle in unheilvoll orangenes Licht. Eine Gruppe von vielleicht fünfzig Talz hatte sich vor dem spitz zulaufenden Raumschiff versammelt und noch einmal doppelt so viele lugte aus den Eingängen dutzender, temporärer Schneebehausungen hervor, die in einem weiten Halbkreis um einen zentralen Versammlungsplatz angeordnet waren. Ein eisiger Wind fegte Eiskristalle in die Gesichter der haarigen Nichtmenschen, doch schienen die Talz das gar nicht zu bemerken. Erst als die Laderampe des Raumschiffes sich mit einem Zischen und weißem Dampf zu öffnen begann, kam Bewegung unter sie. Wie ein Wesen traten sie zur Seite und bildeten ein Spalier, durch das nun eine ältere Vertreterin ihrer Spezies, schwer auf einen langen Stab gestützt, auf das Schiff zukam.

Die Rampe des Shuttles selbst hatte sich inzwischen komplett auf das ewige Eis gesenkt. Einen Moment lang regte sich nichts, doch dann trat eine hochgewachsene Gestalt in die Kälte hinaus. Mit einem kalten Gesichtsausdruck, der die Gletscher zu hens Füßen neidisch gemacht hätte, sah Ridley Solaris auf die versammelten Talz hinab und schritt dann gemessenen Schrittes auf das alte Alien zu, die hem durch das Spalier entgegengehumpelt kam. In hens Kielwasser trippelte ein
RA-7 Protokolldroide, gefolgt von einer Handvoll weiß gewandeter Aquatrooper die Rampe hinab. Lediglich der Droide hob sich mit seiner schwarz lackierten Hülle von der Gruppe ab, denn auch Ridley hatte hens übliche weiße Uniform mit wallendem Cape angelegt.

Einen Moment später standen Gouverneurin und Talzälteste sich gegenüber. Das alte Alien ging gebeugt, war jedoch so groß, dass die beiden sich genau auf Augenhöhe wiederfanden. Kühl nickte hen der Talz zu, die damit begonnen hatte dumpfe unverständliche Laute auszustoßen. Als sie schließlich innehielt, meldete sich der schwarz lackierte Protokolldroide zu Wort:


„Die ehrenwerte Rhak-Vin, Schamanin des Rath-Stammes, heißt Sie willkommen, Gouverneur Solaris. Sie fragt, was ihr die Ehre Ihres Besuches verschafft, und lädt Sie auf einen traditionellen Becher Khorak’shah in ihre Behausung ein. Dabei handelt es sich, laut meinen Aufzeichnungen, um eine Suppe bestehend aus einer Knochenbrühe, aufgekocht mit Banthafett. Angeblich soll sie genießbar sein.“

Mit einem Lächeln, das hens Augen nicht erreichte, nickte Ridley der alten Talz zu und antwortete:

„Eine Freude Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin hier, um mir ein persönliches Bild der Lage zu verschaffen. Die südlichen Stämme der Talz von Truuine sind eine Gruppe imperialer Bürger, denen ich bedauernswerterweise noch nicht meine Aufwartung habe machen können. Auf einen Becher Knochenbrühe begleite ich Sie natürlich gerne.“

Der Droide übersetzte, woraufhin Rhak-Vin sich ohne ein weiteres Wort umwandte und zurück in Richtung der Behausungen schritt. Ridley folgte und fand sich einen Moment später in einem überraschend geräumigen Iglu wieder, in dem ein Topf über einem kleinen Feuer vor sich hin köchelte. Die Gouverneurin ließ sich auf einem Haufen Felle nieder, während die Talz damit begann zwei Becher mit dampfender Flüssigkeit aus dem Topf zu füllen. Der Protokolldroide, der ungelenk in der Mitte der Behausung stehengeblieben war, übersetzte:


„Die ehrenwerte Rhak-Vin fragt, warum Sie die südlichen Talz als imperiale Bürger bezeichnet haben, Gouverneur. Sie gibt an von einem Imperium noch nie gehört zu haben und würde einem entsprechenden Herrschaftsanspruch vehement widersprechen.“

Die mechanischen Worte des Droiden ließen Ridleys Blick noch eine Spur kälter werden. Zwar hatte hen mit einer ähnlichen Einstellung gerechnet, jedoch nicht damit dies direkt im zweiten Satz um die Ohren gehauen zu bekommen. Das verhieß nichts Gutes für die Zukunft dieses Landstriches. An sich hatte hen vorgehabt die Talz bis auf einige regulatorische Notwendigkeiten sich selbst zu überlassen, doch würde dieser Plan nur funktionieren, wenn die Aliens das Imperium zumindest anerkannten. Mit einem Blick auf das dampfende, ölige Getränk in hens Hand stellte Ridley den Becher zur Seite und sah die Schamanin wieder an.

„Truuine ist ein Planet des Imperiums und somit sind alle seine Bewohner Bürger des Imperiums. Ich möchte klarstellen, dass ich nicht hier bin, um den Talz ihre Traditionen und Lebensweise wegzunehmen. In den anderen Städten wird meine Administration größtenteils von ihren ursprünglichen Bewohnern verwaltet und mitgestaltet. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht auch hier möglich sein sollte. Dies setzt jedoch Kooperation und Respekt für die Umstände voraus, in denen Sie sich wiederfinden, Rhak-Vin.“

Während der Droide übersetzte, musterte Ridley in der Macht die Aura der alten Talz. Wie hen befürchtet hatte, war ihr Willen nicht mit einigen scharfen Worten zu brechen und hen spürte stattdessen unverhohlenen Ärger in ihrem Geist aufflackern. Das lief ja wunderbar.


„Die ehrenwerte Rhak-Vin fragt, wie eine solche Kooperation aussehen würde und welche Konsequenzen dem angeblichen Souverän Truuines vorschweben würden. Sie weist jedoch darauf hin, dass sie lediglich für den Rath-Stamm sprechen kann. Auf die anderen Bewohner der südlichen Gefilde habe sie keinen Einfluss.“

„Zunächst einmal werden wir eine Zählung der Bewohner des Südpols durchführen. Geht dies ohne Probleme von statten, werden wir über eine schulische Ausbildung der hiesigen Kinder und ein Entsenden arbeitsfähiger Talz in die truuiner Industrieprojekte verhandeln. Gegen eine faire Bezahlung versteht sich. Gegen mangelnde Kooperation werden wir mit der gebotenen Härte vorgehen.“

Hatte Ridley vorher gedacht die Talz wütend gemacht zu haben, stelle hen nun fest, dass hen sich geirrt hatte. Bei den übersetzten Worten des Droiden fuhr die Schamanin von ihrem Sitz auf, zeigte mit einem zitternden Finger auf den Gouverneur und schrie etwas in ihrer gutturalen Sprache. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen warf Ridley dem Droiden einen Blick zu, der nach einem merklichen Zögern sagte:


„Bitte verzeihen Sie, wenn ich die Unflätigkeiten der ehrenwerten Rhak-Vin nicht im Detail übersetze. Sie verbittet sich in ihrem Haus geäußerten Drohungen, verspricht Ihnen jedoch im Gegenzug einen schmerzhaften Tod, sollten Sie es wagen die Hand gegen ihr Volk zu erheben.“

Kaum merklich seufzte Ridley. Das lief ja wirklich ausnehmend schlecht. Das Gespräch hatte bisher keine zehn Minuten gedauert und schon sah hen sich zu einer Machtdemonstration gezwungen. Das verhieß wirklich nichts Gutes für die Zukunft des Südpols. Noch immer sitzend aktivierte Ridley hens Com und gab das zuvor vereinbarte Signal ‚Code Blau‘ durch. Dann erhob hen sich, warf der Schamanin einen finsteren Blick zu und riss dann die Rechte gen Himmel. Das Alien schrie auf, als ein Machtstoß die Eisblöcke der Decke fortriss und den Blick auf den wolkigen Himmel und den Rest des Dorfes freigab. Die Talz war unterdessen rücklings gegen die Wand geschleudert worden. Im Rest des Dorfes war derweil Chaos ausgebrochen. Ridleys Garde hatte hinter der zerstörten Behausung Deckung bezogen und damit begonnen hatte mit Betäubungsbolzen auf Stammeskrieger zu schießen, während Zivilisten in die Behausungen flohen und Krieger versuchten eine notdürftige Verteidigung zu organisieren. Aus der Lambdafähre stürmten unterdessen etwa zwei Dutzend weitere Soldaten, die Waffen im Anschlag. Die Talz waren vollkommen unvorbereitet getroffen worden und die Lage nach wenigen Sekunden unter Kontrolle. Mit einem Zischen erwachte Ridleys perlweißes Lichtschwert zum Leben und hen wandte sich wieder der Schamanin zu, die noch immer am Boden kauerte.

„Diese Reaktion auf mein Angebot ist betrüblich, doch werden die anderen Stämme sich hoffentlich als kooperativer erweisen als Ihrer. Dies hat Sie bereits einige mögliche Privilegien gekostet, alles weitere wird von Ihrer Kooperation in diesem Moment abhängen.“

Die surrende Spitze des Lichtschwertes spiegelte sich in den schwarzen Augenperlen Rhak-Vins wider, die Ridley mit unverhohlenem Hass musterte. Der Gouverneur hingegen war ungerührt. Dieser Verlauf der Verhandlungen war unglücklich, doch in erster Linie für die Bewohner des Südpols. Welchen Widerstand würden ein paar zehntausend primitiver Stammeskrieger schon leisten können?

„Mein Sicherheitsapparat hat vor einigen Tagen einige Krieger Ihres Stammes an der Eiskante tot aufgefunden. Bei ihnen war ein Talz in einem industriellen Overall, der offensichtlich von Ihren Kriegern gejagt worden war. Worum handelt es sich bei dieser Sache? Verbirgt sich ein Schmuggleraußenposten in der Umgebung?“

, fragte Ridley und wartete geduldig, bis der Droide übersetzt hatte. Rhak-Vin gab spuckend Antwort, jedoch mit so wenig Worten und so viel Emotion, dass hen sich vor der Übersetzung schon denken konnte, was sie gesagt hatte. Dennoch übersetzte der Droide nach einigen Momenten für das Alien:


„Die ehrenwerte Rhak-Vin verflucht Sie für ein Brechen ihrer Gastfreundschaft. Sie weigert sich weitere Fragen zu beantworten.“

Diesmal entrang sich ein wirkliches Seufzen Ridleys Brust. Erneut nahm hen hens Com zur Hand.

„Eine hochrangige Gefangene zum Abtransport und Befragung, Lieutenant. Fordern Sie ein weiteres Shuttle an und nehmen Sie alle gefangen die Widerstand geleistet haben. Anschließend mit Zählen und Chippen der Übrigen fortfahren; wie besprochen.“


„Sehr wohl Gouverneur!“

, schallte eine verzerrte Stimme aus dem Com und Ridley nickte. Ob seine Bewohner es wollten oder nicht, auch der Südpol würde sich in Kürze wieder unter imperialer Kontrolle befinden.

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Südpolarkreis / Eispanzer / Talzdorf ] Ridley, sowie einige Soldaten und Talz
 
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[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg ] Qowrow, sowie Vorn und Berogon

Die eigenen Sprengsätze gelegt, blieb Qowrow nichts weiter zu tun als abzuwarten. Kizito hatte offensichtlich beschlossen, dass entweder alle oder keiner den Schacht verlassen würden, weshalb es auch noch keinen Weg nach oben für den haarlosen Wookiee gab. Also hing er in der Spalte wie ein Schluck Wasser in der Kurve und versuchte das chaotische Schnattern der anderen auszublenden. Konnten die sich nicht endlich einig und fertig werden, Gottverdammt?! Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch schien die Aufgabe erledigt zu sein und endlich, endlich, wurde ein Seil hinabgelassen. Hastig packte Qowrow die hineingeknotete Metallstange und spürte im nächsten Moment, wie er in die Höhe gezogen wurde. Rasch erreichte er den Atmosphäreschild und perfekt getimt lief die Energie seines Anzugs aus.

Zurück im Reaktorraum blieb Qowrow zunächst einfach liegen. Er hatte überlebt. Das war das einzige was zählte. Auch wenn Kizito - das Ziel seines Mordeides - hier war, war er grade nicht in der Verfassung irgendwelche Drohungen wahrzumachen. Besser schien es jedoch Vorn zu gehen, der nach einer kurzen Pause auch schon wieder auf den Beiden war und den Wärtern wieder mit seiner ewigen Jammerei bezüglich mehr Essen auf den Sack ging. Konnte der nicht einfach mal sein großes Maul halten?! Kizito gab eine trockene Antwort, woraufhin Vorn jedoch erst recht zu schimpfen begann. Qowrow sah schon kommen, dass der rote Mensch mal wieder mit einem Betäubungsschuss ins Bett gebracht werden würde, doch da trat er quasi im letzten Moment zurück. Immerhin sah Kizito mehr belustigt als verärgert über die Tirade aus.

“Junge, die Kalorien sind genau abgestimmt. Du brauchst nicht mehr, du bist einfach nur gierig. Und ich habe jetzt auch endgültig genug davon, mir dein ewiges Rumgeheule anhören zu müssen. Wenn du mich noch einmal so dumm von der Seite anmachst drücke dieses Hebelchen hier und gebe dir einen schönen, saftigen Blasterbolzen in die Fresse.”

Kizito legte die Hand die Vorrichtung an seinem Blastergewehr, mit der die Waffe von Betäubung auf todbringend umstellen konnte.


“Das sind dann ein paar Kalorien, an denen du lange zu knabbern haben wirst. Haben wir uns verstanden?”

, fragte er und legte mit einem vernehmlichen Klicken den Schalter um, bevor er die Waffe auf Vorns Gesicht richtete. Im Hintergrund zischte und spuckte der Quarren-Wärter irgendwas, das Qowrow jedoch nicht verstand und Kizito ignorierte. Der Mensch fuhr jedoch schließlich fort.

“Und jetzt wird geschlafen. Ihr mögt die Spätschicht sein, aber Frühstück gibt es nur einmal und mindestens einer von euch wird nach seiner Mami schreien, wenn er das verpasst. Also ab dafür!”

So rasch sie konnten entledigten die drei Überlebenden der Mission sich ihrer Schutzanzüge und wurden schließlich von dem Quarren zurück in den Aufenthaltsraum getrieben. Qowrow war dabei so erschöpft, dass er sich gar nicht erst die Mühe machte, seinen eigentlichen Schlafplatz aufzusuchen und sich stattdessen auf die nächstbeste freie Liege plumpsen ließ. Grade wollte sein müdes Hirn noch einen Gedanken formulieren, da war er schon eingeschlafen. Und wachte erst wieder auf, als die Lichter des Raumes wieder angingen. Viel zu früh, nach allem was sie vor wenigen Stunden erst hatten durchmachen müssen.

Wie ein Zombie schleppte Qowrow sich durch die Morgenroutine, schaufelte Nutripaste in sich hinein, duschte den Dreck der nächtlichen Unternehmung ab und fand sich schließlich mit der Gelegenheit für eine Entscheidung wieder. Da er nun der Spätschicht zugeteilt war, wurde er nicht gezwungen sofort an die Arbeit zu gehen. Stattdessen konnte er entscheiden ob er bis zum Schichtbeginn schlafen, mit den anderen Arbeitern Karten spielen, oder eine der Lehrveranstaltungen besuchen wollte. Die Wahl war härter als er es gedacht hätte, doch entschied der Wookiee sich schließlich dafür sich nicht hängen zu lassen und stattdessen den Ingenieurskurs zu besuchen. Wenn man den so nennen wollte zumindest. Statt eines Lehrers hatte man den Kursteilnehmern nämlich lediglich die holografische Aufzeichnung eines Protokolldroiden zur Verfügung gestellt, die eine wenig interaktive Lehreinheit herunterratterte. Aber immerhin, musste Qowrow grummelnd feststellen, war das besser als nichts.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Ingenieurskurs ] Qowrow, sowie weitere Gefangene
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Südpolarkreis / Über dem Eispanzer / LAAT/i ] Ridley und Matthew, sowie ein Pilot

Unruhig vibrierte das LAAT/i unter Ridleys und Matthews Füßen, während das Schiff unter den sicheren Händen des Piloten über die rußgeschwärzte Eislandschaft der südlichen Eiskappe hinwegrauschte. Die Sonne hatte sich hoch über ihnen hinter die vulkanisch-dunkle Wolkendecke zurückgezogen und nur ein trübes Zwielicht drang bis auf die Oberfläche hinab. Details waren von hier oben kaum zu erkennen, denn zu allem Überfluss hatte ein eisiger Wind knapp über dem Eispanzer damit begonnen Eiskristalle und Aschepartikel in grauen Wolken über die Ebene zu treiben. Und trotzdem hielten die beiden Sith Ausschau. Nicht mit den Augen und auch nicht mit Sensoren, denn beide waren bei diesem Wetter und diesen Lichtverhältnissen nutzlos. Nein. Ridley und Matthew hatten ihre Gedanken verschmolzen und tasteten mit einem Machtsinn, der durch die Technik mehr als die Summe seiner Teile war, die gefrorene Landschaft unter ihnen ab.

Denn Rhak-Vin hatte am Ende doch keine Details mehr über den mysteriösen Schmuggleraußenposten am Südpol enthüllt. Nicht, dass Ridley es nicht versucht hätte. Doch war die alte Talz dem Verhör der truuiner Sicherheitskräfte über einen ungeplanten Exitus entronnen, bevor sie auch nur mehr als die Existenz einer Siedlung enthüllt hatte. Also hatten die beiden Sith kurzerhand umdisponiert. Eine weitere Gelegenheit zum Training witternd, hatten sie eine eingehende Befragung des restlichen Stammes aufgeschoben und sich stattdessen selbst auf die Suche nach dem mysteriösen Außenposten gemacht. Bisher nur mit wenig Erfolg, wovon die beiden sich jedoch nicht aus der Ruhe hatten bringen lassen. Immerhin galt es ein großes Gebiet abzusuchen, so mächtig ihr kombinierter Machtsinn auch sein mochte. Und wer wusste schon, ob sie eine Handvoll Schmuggler überhaupt auf diese Weise ausmachen können würden?

Und dann traf es sie wie ein Eisberg, der unverhofft hinter einer Wolkenbank hervorlugte. Als wären sie ein Wesen rissen Ridley und Matthew plötzlich die Augen auf. Vor einem Moment hatten sie noch nichts weiter gespürt als die eisigen, lebensfeindlichen Weiten. Und dann, mit einem Mal, überwältigendes Leben! Nicht ein oder zwei Schmuggler, nicht einmal einhundert. Unter dem unter ihnen dahinziehenden Eis hatten sich zehntausende Auren aufgetan. Eine Zahl die in der tödlichen Umgebung so unmöglich schien, wie ein Sandsturm über dem Ozean!


„Landen Sie das LAAT/i dort vorne auf dem Plateau!“

, wies Ridley den Piloten an und erhielt eine knappe Bestätigung. Beinahe fassungslos sahen die beiden Sith sich an, doch wollte keiner spekulieren. Dort unten hatte sich etwas Größeres aufgetan, als beide auch nur im Entferntesten für möglich gehalten hatten. Mit einem dumpfen Heulen begann das Raumschiff sich abzusenken und setzte schließlich auf dem Eis auf. Ridley und Matthew lösten ihre gedankliche Verschmelzung und Ridley zog einen Rucksack aus dem Gepäckfach hervor, den hen sich auf den Rücken setzte. Unter dem Eispanzer mochte sich etwas Außergewöhnliches verbergen, doch hatten sich Meister und Schüler schon stumm verständigt. Dies sollte keineswegs eine Planänderung bedeuten.

Die Mission war bekannt. Als eine der letzten Prüfungen von hens Fähigkeiten würde Ridley sich alleine auf den Weg machen und den Außenposten auskundschaften. Das Ziel war einen der Schmuggler zur Befragung zu entführen und es ohne Hilfe und in einem Stück zurückzuschaffen. Selbstbewusst nickte Ridley Matthew zu. Das würde interessant werden.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Südpolarkreis / Eispanzer in der Nähe des Schmuggleraußenpostens / LAAT/i ] Ridley und Matthew, sowie ein Pilot
 
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