Truuine

[ Innerer Rand / Manaan-Sektor / Truuine-System / Orbit von Truuine / Temolak-Fabrikstation / Schmelze ] Oyuunchimeg, sowie (NPCs) verschanzte Temolakkämpfer und -zivilisten

Mit Tränen in den Augen klammerte sich Oyuunchimeg mit einer Hand an eine Handvoll Kabel und mit der anderen an ihren jungen Sohn, der das Gesicht in ihrem Overall verbarg. Die imperiale Verhandlungspartei hatte die Gruppe von vielleicht zweihundert Temolak – Kämpfer wie Zivilisten – bereits vor geraumer Zeit alleingelassen. Vielleicht naiverweise hatte Oyuunchimeg angenommen, dass man sich zurückzog, um möglicherweise über einen Deal zu sprechen. Tief im Herzen wusste sie jedoch, dass der Kampf eigentlich aussichtslos war. Doch verdammt noch eins! Das Leben auf der Raumstation – Tungkhuigais Metallemporium, wie sie bis vor Kurzem noch geheißen hatte – war hart, doch es war ihr Leben! Wer konnte denn kampflos zulassen, dass irgendein imperialer Emporkömmling sie einfach erpresste und aufkaufte!

Bis zuletzt hatte sie noch gehofft, den Imperialen eine Konzession abpressen zu können. Zu erreichen, dass etwas von ihrem alten Leben Bestand haben würde. Dass sie und die anderen Temolak die Kontrolle über ihr Schicksal würden behalten können. Doch Oyuunchimegs Hoffnung war in dem Moment gestorben, als die Schwerkraft verschwunden war. An einen Zufall glaubte sie nicht. Das Timing war einfach zu perfekt. Und sie kannte die Station. Die internen Mechanismen waren einfach zu gut gewartet, als dass ein derart wichtiges System einfach ohne Vorwarnung zusammenbrach. Nein, die Temolak war sich sicher: Die Imperialen hatten die Geduld verloren.

Zunächst geschah jedoch noch nichts. Quälend langsam verstrichen die Sekunden und auch in den Gesichtern der anderen sah Oyuunchimeg dieselbe Furcht, die sich auch auf ihre Züge gelegt hatte. Kinder weinten und klammerten sich haltsuchend an ihre Eltern. Mit zweihundert Anwesenden war die Schmelze gut gefüllt. An sich gewährte der verwinkelte Raum brauchbare Deckung, weswegen sie ihn auch als letzte Bastion gewählt hatten. Jetzt grade lagen die verschiedenen Becken und die eigentliche Schmelzkammer natürlich still und kalt da. Heruntergebrochene Raumschiffteile wie Temolak hatten damit begonnen ziellos durch den Raum zu driften. Es gab einfach nicht genug, das Halt geben konnte…

Der Angriff kam ohne Vorwarnung. In den Augen einer Temolak waren Menschen normalerweise nicht sehr bedrohlich. Sie waren kleiner und wirkten irgendwie schmächtig. Nicht jedoch diese Menschen. Vielleicht waren es die die weißen Panzer, die uniformen und ausdrucklosen Helme…vielleicht waren es die Gewehre in ihren Händen. Wie Fische im Wasser schossen die Sturmtruppen durch den Eingang und prompt begannen die Schreie. Hektisch zogen Temolak-Kämpfer ihre Waffen, doch kaum hatte der Erste gezuckt, ging ein Regen aus blauen Ringen auf sie nieder. Blasterbolzen schossen ziellos durch den Raum und Oyuunchimeg sah, wie ein männlicher Temolak – grade betäubt – von einem scharfen Querschläger in den Rücken getroffen wurde. Eine andere Frau stieß sich von der Schmelze ab und versuchte mit einem scharfen Stück Schrott auf einen Sturmtruppler einzudringen. Doch fand auch sie ein Betäubungsring, bevor sie auch nur die Hälfte des Weges überwunden hatte. Durch das Leben auf der Raumstation war Oyuunchimeg und den anderen zwar die Bewegung in 0G zwar nicht unbekannt, doch die Sturmtruppen flossen durch den Raum, als hätten sie nie etwas anderes getan.

Oyuunchimeg sah, wie die Moral der Verteidiger brach und sie konnte es nachvollziehen. Vor ihrem inneren Auge sah sie die Freiheit sterben und konnte bereits sehen, wie sie selbst als treue kleine Arbeiterbiene unter dem Joch des Imperiums schuftete. Sah, wie ihr Kind aufwuchs, ohne jemals wahre Freiheit gekannt zu haben. Und es war dieses Bild, das sie zu einer letzten, verzweifelten Wahnsinnstat motivierte.

Hektisch ließ Oyuunchimeg ihr Kind los und griff nach dem Detopack, das sie in einem Anflug von Defaitismus mitgebracht hatte. Mit einem Handgriff machte sie es scharf und hob es in die Höhe.


„TOTMANNSCHALTUNG!“

, schrie sie eine verzweifelte Lüge hinaus. Das Detopack war scharf, doch würde sie den Aktivator selbst betätigen müssen.

„WENN IHR SCHWEINE AUF MICH SCHIEßT GEHEN WIR ALLE HOCH!“

, rief sie mit und hob die Bombe mit zitternden Händen über ihren Kopf. Haltlos trieb sie um die eigene Achse.

„STOPP! ALLE! FEUER EINSTELLEN! FEUER EINSTELLEN, ODER ICH JAG UNS HOCH!“


[ Innerer Rand / Manaan-Sektor / Truuine-System / Orbit von Truuine / Temolak-Fabrikstation / Schmelze ] Oyuunchimeg und Aldor, sowie (NPCs) Sgt. Rayk Sperber, Sgt. Lucia Velucci, Maj. a.D. Beck, 2nd Lt. Horobets, zwei Gruppen Sturmtruppen und
verschanzte Temolakkämpfer und -zivilisten
 
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