Truuine

Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolarkreis / Offenes Meer vor Moraband ] Ridley und Matthew

Nur weil Ridley in den Augen des Ordens den Rang eines Schülers verlassen hatte, bedeutete das nicht, dass hens Training vorüber war. Nach ihrem Kampf im Wasser hatten Ridley und Matthew beschlossen die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen und die nächsten Tage über einen Fokus auf Lichtschwerttechniken im Meer zu legen. Also verbrachten sie jede freie Minute, die sie nicht mit Regierungsgeschäften beschäftigt waren, im Wasser vor Moraband, wo sie an ihren Techniken feilten. Rasch bestätigte sich dabei Ridleys erster Eindruck, dass selbst mit etwas Training nicht alle Lichtschwertformen gleichwertig für eine Anwendung unter Wasser geeignet waren.

Auch wenn das offene Meer komplizierte Sprünge und Saltos, wie sie im Ataru üblich waren, vom Wasser unmöglich gemacht wurden, ließen sich die zugrundeliegenden Prinzipien übertragen. Stile wie Makashi und Soresu jedoch, wie viel ihrer Effektivität sparsamen Bewegungen und gekonnter Beinarbeit verdankten, waren deutlich schwerer anzuwenden. Dennoch gab Ridley hens Bestes beide Stile ausgiebig auszuprobieren und Ideen für potentielle Modifikationen zu entwickeln. Zwar fiel grade gute Beinarbeit als potenter Faktor weg, doch verschwand damit auch das Risiko aus dem Tritt gebracht zu werden. Scheinbar konnte der Nachteil sogar zu einem gewissen Grad mit einem besseren Verständnis des Mediums Wasser ausgewogen werden. Selbst in einem stillen Becken verursachte der Kampf zweier Machtnutzer diverse Strudel und Strömungen, die ein:e geschickte:r Duellant:in zu seinem oder ihrem Vorteil nutzen konnte. Dazu kamen kontrollierte Navigationsbewegungen mit Händen und Füßen, die, wie Ridley fand, einen überproportional großen Einfluss ausübten.

Im Nachhinein wurde dem Gouverneur klar, dass einer der größten Fehler, die hen hatte begehen können, war wie ein totes Stück Holz im Wasser zu hängen. Das Geheimnis war sich mit der Strömung treiben zu lassen, nur um dann in den richtigen Momenten gegenzusteuern. Die Manöver waren dabei mindestens ebenso kompliziert wie eine korrekte Beinarbeit. Vermutlich sogar noch mehr, da Gedankengänge in drei, statt zwei Dimensionen stattfinden mussten und potentiell alle Gliedmaßen zur Navigation gebraucht wurden. Zwar hatte Ridley zuvor ein wenig damit trainiert das Lichtschwert auch mit Links führen zu können, doch überstieg ein fliegender Wechsel, wie er für den Kampf im Wasser gebraucht wurde, hens Fähigkeiten. Am Ende des Tages schien es, dass eine viergliedrige Physis für den Kampf unter Wasser zwar grundlegend geeignet war, jedoch allem unterliegen würde, was sich in diesem Element mit mehr Präzision bewegen konnte. Wenn Ridley an hens Training also eines zu beklagen hatte, dann dass hen nicht über mehr Gliedmaßen, Flossen, Düsen, oder eine andere Möglichkeit verfügte sich mit mehr Grazie zu bewegen. Grundsätzlich hatte hen die Idee gehabt die Macht einzusetzen, um das Wasser in irgendeiner Form zu beeinflussen, musste schließlich jedoch einsehen, dass ein solches Manöver hens Fähigkeiten überstieg.

Glücklicherweise verlangten beide von Ridley geübte Lichtschwertstile ähnliche Anpassungen von hens Vorgehen, weswegen hen in beiden ähnliche Fortschritte machte. Alles in allem waren es einige äußerst spannende Tage, die in hem sowohl die Hoffnung als auch die Befürchtung weckten eines Tages einer echten Expertin im Wasserkampf gegenüberzustehen. Wenn hen Glück hatte, würde er oder sie sich auf hens Seite wiederfinden. Wenn nicht, würde dies sicherlich in Rekordzeit hens Ende bedeuten.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolarkreis / Offenes Meer vor Moraband ] Ridley und Matthew
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Zellblock A / Kantine ] Qowrow, sowie Vorn, Berogon und weitere Gefangene

Zwei Tage nach ihrer Verschwörungversammlung in den Duschen, waren die Arbeiter aus dem fertiggestellten Geothermalkraftwerk tatsächlich nach oben in die eigentlichen Zellblöcke verlegt worden. Hier oben waren die Arbeiten zwar noch lange nicht abgeschlossen, doch zumindest der erste Gefangenenbereich näherte sich seinem Abschluss. Entsprechend sahen die Aufenthaltsräume und Zellen der Arbeiter auch ebenso aufgeräumt aus, wie die die sie in der Tiefe zurückgelassen hatten. Nur für die eigentliche Arbeit ging es dann wieder tiefer in den Berg, wo sie erneut dazu eingesetzt wurden neue Zellblöcke aus dem Fels zu schlagen. Alles halb so wild, fand Qowrow – zumindest im Vergleich zu der elenden Hitze in der Nähe der Magmakammer.

Hier oben ging dann eine weitere Woche ins Land, bevor der erste Schritt ihres Fluchtplans in greifbare Nähe rückte. Nun, zumindest für die anderen. Qowrow hatte, auf Anweisung Talzins, seine ganze bisherige Zeit damit verbracht im Technikworkshop etwas zusammenzuschrauben, das für sie von vitaler Bedeutung sein würde. Schließlich dann hatten der Wookiee, Berogon und Vorn sich am Rand der Kantine zusammengefunden, wo sie vorhatten ihren heutigen Coup zu landen. Der Legat und die anderen Mitverschwörer hatten sich bereits unter die anderen Anwesenden in dem gut gefüllten Raum gemischt und warteten auf ihren Einsatz.

Den vielleicht hundert hier versammelten Gefangenen zum Trotz gab es in der Kantine grade kein Essen. Heute war ‚Zahltag‘ für die in der Mountain Lodge beschäftigten Zwangsarbeiter, weswegen sich gleich vier Schlangen durch den großen Raum erstreckten. Natürlich bekamen die Arbeiter jedoch kein Geld ausgezahlt. Was sie bekamen, war ein kleiner Zettel mit der aufgedruckten Anzahl Credits, die sie für ihre Arbeit auf einem vom Imperium verwalteten Konto ausgezahlt erhielten. Sollte es ihnen eines Tages gelingen sich in der Hierarchie nach oben zu arbeiten, würden sie mit diesen Credits in ihr neues Leben starten können. Die gängige Theorie war, dass der ausgezahlte Lohn etwa 10% dessen ausmachte, was ein freier Arbeiter für die gleiche Arbeit bekäme. Lächerlich wenig also, aber dennoch eine Hoffnung an die sich so mancher hier klammerte. Der geringe Betrag war jedoch auch, warum Zahltag nur alle vier Monate zelebriert wurde. So waren die Gehaltssprünge auf den Konten der Arbeiter größer.


„Okay, also noch einmal, Vorn“

, sagte Berogon zu dem massigen Menschen und Qowrow sah von seiner Kontemplation der Schlange stehenden Arbeiter auf.

„Du stellst dich jetzt in die Schlange und nimmst von dem Droiden da hinten deinen Kontostand entgegen“

Der Gran wies auf mittig rechten der vier auf der Stelle schwebenden Droiden, die jeden auf ihn zutretenden Gefangenen scannten und dann ein personalisiertes Stück Filmsi ausdruckten.

„Du schaust dir den Fetzen an und tust so, als würdest du übel ausflippen. Und dann haust du den Droiden zu klump. Prügel einfach drauf ein, scheißegal. Was wichtig ist, dass das Ding kaputtgeht. So kaputt, dass er aus dem Gefängnis zur Reparatur abtransportiert werden muss-“

„Sag dem roten Hurensohn, dass er den Droiden nicht auf den Kopf schlagen soll.“

, schaltete sich Qowrow da genervt ein. Dieses Detail hatte er Berogon schon drei Mal erklärt!

„Wenn die eingebaute Kommunikationseinheit beschädigt wird, können wir die ganze Scheiße sein lassen!“


„Ach ja. Nicht auf den Kopf schlagen, sagt der Wookiee.“

„Sag dem dummen Pisser, dass das wichtig ist!“

, fauchte Qowrow und Berogon rollte alle drei Augenstiele.


„Es ist WICHTIG, dass du NICHT auf den Kopf schlägst, kapiert?“

, sagte der Gran übertrieben betont, bevor er fortfuhr:

„Qowrow hält dir den Rücken frei und wird mit den anderen eine größere Prügelei anstacheln, wenn die Wachen versuchen dich einzusacken. Und ich… Achja, Qowrow hast du das Ding?“

Berogons Augenstiele zuckten wieder zu Qowrow, der arg an sich halten musste nicht frustriert aufzubrüllen.

„Mein ‚Ding‘ schiebe ich dir gleich in den Arsch, wenn du nicht langsam aufhörst wichtige Details zu vergessen, Dreiauge. Mein ‚Ding‘ habe ich dir WIE BESPROCHEN vorhin beim Essen in die Hand gedrückt. Und wenn du mir jetzt sagst, dass du es verloren hast…“

Mit absolut todbringendem Gesichtsausdruck sah Qowrow Berogon an. Der Stress, der sich entfaltenden Situation schien jedem anders auf den Magen zu schlagen. Qowrow selbst erwischte sich dabei, wie er immer genervter wurde, während Berogon anscheinend Hirnzellen verlor!


„Oh. Ne klar, habe ich hier.“

, sagte Berogon und patschte sich mit der Hand auf die Brusttasche seines Gefangenenoveralls.

„Na gut. Soweit bereit, Vorn? Dann los!“

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Zellblock A / Kantine ] Qowrow, sowie Vorn, Berogon und weitere Gefangene
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Tief im Berg - Zellblock A - Kantine - Vorn, Berogon, Qowrow und weitere Häftlinge]

Die Zeit nach dem Treffen in den Duschen war einerseits ruhig, andererseits aber auch stressig gewesen. Die Arbeit an sich war unspektakulär verlaufen, da es nun neben einfachen Funktionsstörungen der Technik keine echte Gefahr mehr gab, die ihre Leben hätten bedrohen können. Hier und da fiel mal etwas aus und dann musste herumgesessen oder ein Ersatz beschafft werden, aber sonst war nichts los. Der nervige Teil war der, der sich in Vorns Kopf abspielte. Es war ihm schwer gefallen dem Legaten dauerhaft aus dem Weg zu gehen und wann immer er ihn hatte sehen müssen, gab sich seine Vorstellungskraft einem Gemetzel hin. Welches er aber nicht in die physische Welt umsetzen konnte! Und oben drein benahm sich die Fischfresse auch weiterhin so aufgeblasen, als wolle er den violetten Hühnen bewusst verspotten oder herausfordern. Als wollte er ihn dazu anstacheln ihn anzugreifen, sodass seine Lakaien Vorn vor dem Start der Operation ausschalten konnten. Oder so etwas ähnliches. Vorn dachte viel nach, spekulierte viel. Vielleicht zu viel.

Aber es gab eben auch kaum Ablenkung. Vorn konnte nur weiterhin dabei zuschauen, wie er immer schmaler wurde. Dann noch hier und da ein paar Worte mit
Berogon wechseln, der sehr aktiv war und Vorn ständig die selben Dinge fünfmal erzählen musste. Arkuil, die Bettgespielin von Vorn, hatte sich inzwischen abgesetzt. Sie war nicht mehr hier unten. Nicht mal in einer anderen Schicht, sondern ganz weg und das war auch nicht hilfreich. Sie war nach zwei oder drei Jahren erzwungener Abstinenz die erste gewesen, mit der er mal wieder etwas Spaß hatte haben können und jetzt da sie fehlte – und wohl auch nicht wieder kommen würde -, spürte Vorn eine kleine Leere in sich und die blieb nicht lange unausgefüllt, das war ihm klar. Wann immer er mal – meist erzwungenermaßen – Zeit hatte um zu reflektieren, musste er sich eingestehen in letzter Zeit übertrieben wütend und frustriert gewesen zu sein. Dummerweise half diese Einsicht nicht. Berogon nervte ihn mit jedem Tag mehr. Der Wookiee und die Fischfressen war auch nicht besser und Lord Fischfresse machte es - wie gesagt - sogar noch deutlich schlimmer.

Alles in allem wurde es Zeit für den Ausbruch bzw. eine radikale Abwechslung. Vorn musste unbedingt jemanden mit bloßen Händen töten. Wegen des Plans durfte er sich ja nicht einfach nur prügeln. Im Gegenteil. Weil sie ja alles zur rechten Zeit bereit sein mussten, durfte keiner in Einzelhaft gesteckt oder sonst wie behindert sein. Also gab es keine Chance des Frustabbaus. Berogons Methode sah so aus, dass er auf einen Berg aus Kleidung einschlug oder sonst wie auf Dinge einprügelte, die mehr oder weniger weich waren. Bei Vorn funktionierte das aber nicht. Hatte es in der Kolonie schon nicht. Er musste etwas lebendiges als Ziel haben. Was ein Zufall, dass sie gerade in diesem Augenblick an etwas ähnlichem arbeiteten.

Sie standen, wie viele andere auch, in der Kantine, in welcher gerade symbolisch verdiente Credits ausgegeben wurden. Also symbolisch in dem Sinne, dass sie kein echtes Geld bekamen. Nur ein Stück Plastik, auf dem stand wie viele Credits sie verdient hatten und was sie bekommen würden, würden sie als Bewohner dieser Welt akzeptiert werden. Also im Grunde ein dickes fettes „Fuck off, ihr Wichser“ vom Imperium. Sie hatten ihn also angeblich bezahlt, doch dieses Geld konnte nicht genutzt werden. Er konnte es nicht ausgeben … für … nun, zum Beispiel mehr Essen. Nein. Wenn sie starben, bevor sie Bürger wurden, war es halt weg. Diese Dreistigkeit war so voll in die Fresse, dass Vorn – als er das erste Mal davon gehört hatte – hatte lauthals lachen müssen. Er hatte es für einen Scherz gehalten. Es war keiner. Und er hatte seitdem übrigens auch nicht mehr gelacht. Noch so eine Sache, die auf sein Gemüt schlug. Dieses beschissene „Sklave des Imperiums sein“-Szenario war scheiße nochmal nicht zum Lachen. Das könnte sich aber gleich ändern, hoffte Vorn.

Berogon erklärte ihm nun nämlich NOCHMALS den Plan und behandelte ihn dabei NOCHMALS wie ein Kind. Oben drein stand der kläffende Riesenaffe auch dabei und knurrte ständig irgendetwas unverständliches, doch gerade Mister Vergesslich verstand alles und gab die Worte weiter. Worte. Worte. Was ein Witz. Vorn hatte in den Monaten eine Hand voll Nicht-Basic und Nicht-Huttisch Sprachen gehört und selbst wenn er nichts verstand, konnte er doch die unterschiedlichen Worte verstehen. Aber bei Wookiee? Die sogenannte Sprache schien zu 99% aus Kontext zu bestehen. Denn wie komplex konnte so ein Bellen ohne Kontext schon sein? Aber das Thema hatte Vorn bereits ausgiebig erschöpft. Berogon war anderer Meinung, schön, sollte er sie haben. Weiter geht es. Er sollte nun also den Droiden verhauen. Bekanntermaßen. Das Detail mit dem Kopf war aber zugegebenermaßen neu und ein – verflucht nochmal – wichtiges obendrein. Auf den hätte er nämlich gleich als erstes eingeschlagen oder ihn vom Rumpf gerissen. Hatte sich Berogon irgendwann den Kopf angeschlagen? Er schien mit der Zeit immer dümmer oder zumindest vergesslicher zu werden.

An dem Plan gab es nicht viel zu machen. Er war im Grunde perfekt, wenn man Vorn loswerden wollte. Und in einem anderen Monat oder Jahr, unter anderen Umständen und unter anderen Leuten, hätte er im Leben nicht mitgespielt. Aber Vorn spekulierte auf weitere Opfer. Zuerst den Droiden, dann die erste imperiale Wache. Wie es der Zufall so wollte, war die Wache, die dem ausgesuchten Droiden am nächsten stand, jemand von Vorns Liste. Der Typ hatte sich ihm gegenüber zwar nie etwas zu Schulden kommen lassen, mochte aber
Kizito ein bisschen zu sehr. Man konnte schon jetzt sehen, wie er es darauf abzielte in dessen Fußstapfen treten zu wollen. Das konnte Vorn gar nicht haben. Jeder Eiferer eines „Todfeindes“ stand automatisch ebenfalls auf dieser Liste. Er musste weg. Also warum nicht jetzt den Schlafplatz dieses Typen von Mountain Lodge zu Krankenbett für Komapatienten verlegen?

Nachdem Vorn seinen beiden Mitverschwörern zugesichert hatte, genau nach Plan vorgehen zu wollen und den Kopf des Droiden zu verschonen, schob er sich nach vorne. Er hörte
Berogon noch etwas sagen, doch er hörte nicht zu. Ja, er sollte sich anstellen und nicht vordrängeln, doch die Schlange war an ihrer Position ohnehin nur noch kurz und keiner der Anwesenden tat so, als würden sie hier wirklich Geld bekommen. Oder sonst etwas von Wert, dass nicht mehr vorhanden sein konnte, sollten sie zu spät kommen. Keiner würde sich deshalb mit ihm anlegen. So die Theorie. Und so die Realität. Vorn kam vorne an, ließ sein Gesicht scannen und riss dem Droiden das schlaffe Stück Flimsiplast aus dem Schlitz. Als er drauf blickte, sah er eine Zahl, die ihm gar nichts sagte. Er hatte in seinem Leben noch nie etwas kaufen müssen. Natürlich kannte er das Konzept, doch was wie viel kostete war ihm … na ja, eigentlich schon ziemlich scheißegal. Und dann „verschob“ Vorn all seine Wut und Frustration vom Legaten, dem Wookiee und noch ein paar anderen auf den Droiden.

Er brüllte irgendetwas, fluchte, beleidigte Erbauer und Mütter. Er dachte nicht wirklich drüber nach. Stattdessen packte er bewusst den Droiden und riss ihm mit aller Kraft die beiden Ärmchen, die diese Bezeichnung kaum verdienten, ab. Funken stoben aus den Kabeln und der Droide wollte sich zurückziehen, doch Vorn setzte nach. Die Arme als Waffen nutzend drosch er auf den Leib der Blechkiste ein und das mit so einer Wucht, dass er mehr seine improvisierten Keulen als dem Droiden Schaden zufügte. Der Kopf von diesem war ein offensichtliches Ziel und auch so leicht zu beschädigen und das er gerade den verschonen musste, wäre beinahe zu einem Problem geworden. Doch dann war die erwähnte Wache zur Stelle. Und Vorn musste doch nicht vom Plan abweichen und konnte all seine „Ich will jetzt etwas spektakulär explodieren sehen“-Wünsche auf diesen totenblassen Wärter projizieren. Der war ganz offensichtlich überfordert und dummerweise bewegte er sich schon auf Vorn zu, während er seinen Schockstab noch gar nicht vollständig gezogen hatte. Der Hüne hob seinen rechten Arm, bereit dem dürren blassen Kerl zuerst die Weichteile zu zerschmettert und ihm danach mit bloßer Faust die Rippen in die Lungen zu prügeln, da spürte Vorn regelrecht wie ein Schatten von der Seite kam. Also ging er in die Knie, entging so einen Schlag und wich dann zurück. Kurz erfasste er alles um sich herum, das Chaos, die anderen Schlägereien, dann erkannte er seinen Angreifer, der gerade – vermutlich – unbeabsichtigt der Wache das Leben gerettet hatte. Es war
Mirr, einer der Schwanzlutscher aus der Kantine, die alle so aussahen, als wären sie mal mit dem Gesicht in eine Kiste voller Messer gefallen und ein stümperhafter Unterweltarzt hatte sein Bestes gegeben, um zu retten, was zu retten war.

„[Besser!]“
knurrte Vorn und stürzte sich aus der Hocke heraus auf den Typen. Er wollte Schwänze fressen? Er konnte seinen eigenen haben!

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Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Süßwasserhospital / Behandlungszimmer ] Ridley, sowie Doktor Melchior

Die Beine übereinandergeschlagen nippte Ridley an der winzigen Tasse Caf aus kunstvoll geschwungenem Porzellan. Der aromatische Duft überdeckte den künstlichen Geruch des frisch eingerichteten Krankenhauszimmers in dem hen es sich bequem gemacht hatte. Auf der anderen Seite des imposanten Schreibtisches saß Doktor Melchior, seine eigene Tasse in der Hand. Grade war der arkanianische Arzt dabei den kommenden Eingriff zu erläutern. Der Mann hatte auch die anderen Implantate des Gouverneurs zu verantworten und war erst kürzlich angekommen um seine neue Stelle als Chefarzt des Morabander Süßwasserhospitals einzunehmen.

„Wie Sie sehen, Gouverneur, Sie haben von dem Eingriff rein gar nichts zu befürchten. Wie auch bei Ihren Händen, können wir Ihre Augen sauber entnehmen und dann einfach die Implantate einsetzen. Die Operation ist sogar noch einfacher, da wir lediglich den Sehnerv neu verbinden werden und Ihre Augenmuskeln an den Implantaten befestigen müssen. Wenn Sie möchten, können wir sogar ohne Vollnarkose vorgehen. Ich weiß ja, wie viel Wert Sie darauf legen möglichst wenig Zeit außer Gefecht zu verbringen. Ich empfehle jedoch eine lokale Betäubung. Den Augapfel zu entnehmen kann dann doch ein gewisses Unbehagen hervorrufen.“

, führte der Arzt langatmig aus, während Ridley nachdenklich den Kopf schieflegte. Etwas in hem sträubte sich dagegen bei Bewusstsein zu sein, während der Arzt Teile von hens Körper – besonders hens Augen! – entfernte. Dennoch hatte Melchior nicht Unrecht mit seiner Feststellung, dass Ridley ungern nicht bei Bewusstsein war. Selbst das Schlafen hatte hen sich mithilfe der Tiefschlaftrance inzwischen gänzlich abgewöhnt. Hens Unbehagen war also an sich nichts weiter als ludditische Zimperlichkeit, die es zu bekämpfen galt.

„Ich denke eine lokale Betäubung wird ausreichen, Doktor Melchior.“

, sagte Ridley, sich die eigene Zögerlichkeit nicht anmerken lassend.

„Könnten Sie dann noch einmal durchgehen, was Sie alles jetzt am Ende in den Implantaten untergebracht haben?“

„Aber natürlich Gouverneur!“

, der Arzt strahlte und holte tief Luft.

„Ihre neuen Augen sind den alten in allen Aspekten überlegen! Es handelt sich dabei um elastische Bionik, die die Physis eines echten Augapfels perfekt nachbildet. Dazu kommt ein visuelles Display nach außen, dass es Ihnen erlauben wird eine beliebige Augenfarbe zu programmieren. Arkanianisches Weiß ist natürlich die Werkseinstellung, doch können Sie natürlich auch schwarze Augen wie ein Nautolaner projizieren. Im Alltag werden Sie vermutlich natürlich einen menschlichen Look bevorzugen, aber wenn es ganz schick sein soll, haben alle Teile des Auges die Fähigkeit zu leuchten. Beispielweise wenn Sie sich unter anderen Sith bewegen… Aber davon ab haben Sie natürlich auch intern etwas davon. Werkseinstellungen sind selbstverständlich Infrarotsicht, aber das lässt sich alles anpassen, mixen und dimmen. Die Probleme, die Sie mir mit Lichtschwertern unter Wasser beschrieben haben, sollten damit der Geschichte angehören. Die neuen Augen sind grundsätzlich in der Lage Licht über das gesamte Spektrum wahrzunehmen und haben sogar eine Restlichtverwertungsfunktion, wenn Sie sich einmal an WIRKLICH kalten und WIRKLICH dunklen Orten aufhalten müssen. Schließlich ist da noch integriertes HUD mit allerlei Funktionen, die Sie sich vielleicht besser im Handbuch durchlesen. Wie gesagt, alles äußerst umfangreich, qualitativ hochwertig und vor allem kostspielig. Aber das brauche ich Ihnen ja gar nicht zu erklären…“

Während Melchiors Vortrag hatte Ridley sich entspannt in hens Sessel zurückgelehnt. Hen kannte und schätzte die Fähigkeit des Arkaniers ohne Punkt und Komma eine halbe Vorlesung zu halten. Als er dann jedoch schließlich in Details wie die Finanzierung abrutschte hob Ridley die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Die Implantate waren in der Tat sündhaft teuer, doch hatte hen neben Regierungsgeschäften und Sith-Training gar keine Zeit für kostspielige Hobbys und generell kein Interesse an privatem Luxus, was bei einem imperialen Gouverneursgehalt doch schon einige Credits locker machte. Grade wollte hen dann eine Frage zur genauen Terminplanung stellen, als vor der Tür des Beratungszimmers plötzlich ein Tumult losbrach.

„DIE HÄNDE HINTER DEN KOPF UND AUF DEN BODEN! AUF DEN BODEN! HÄNDE HOCH!“

, schrie eine weibliche Stimme, die Ridley erst nach einigen Herzschlägen als die von Operative Aghast identifizierte. Die ISB-Agentin hatte sich nach ihrem Malheur im Bezug auf Matthew äußerst bedeckt gehalten und hen musste zugeben inzwischen einige Monate lang nicht mehr an sie gedacht zu haben. Vor der Tür ertönte plötzlich das markante Zischen eines Lichtschwertes, gefolgt von einem gebrüllten

„WAFFE FALLEN LASSEN!“

was Ridley schließlich aufspringen ließ. Schnellen Schrittes durchquerte hen das Beratungszimmer, stieß unsanft die Tür auf und blieb für einige Momente wie angewurzelt stehen. Vor dem Raum bot sich hem nämlich ein äußerst seltsames Bild. Hatte der Gouverneur im ersten Moment damit gerechnet, dass Aghast wieder einmal Matthew in die Quere gekommen war, sah hen nun, dass hen sich geirrt hatte. In der Mitte des Wartebereiches vor dem Beratungszimmer hatte, was aussah wie eine nautolanische Krankenschwester, ein rotes Lichtschwert gezogen. Dort stand sie nun Auge in Auge mit Ridleys Leibgarde, sowie Operative Aghast, die aus allen Richtungen Blastergewehre auf sie gerichtet hatten. Das Bild war derart bizarr, dass die Geheimdienstagentin noch ein weiteres Mal dazu kam die Krankenschwester zum fallen lassen ihres Lichtschwertes aufzufordern, bevor Ridley zur Besinnung kam.

„Darth…Quiver?“

, fragte Ridley mit Unglauben in der Stimme und trat auf die Nautolanerin zu, die trotz der auf sie gerichteten Blasterläufe grinste, und ihr Lichtschwert deaktivierte.

„Ihnen ist aber schon klar, Gouverneur, dass Ihr Machtpotential jedes Mal ein wenig abnimmt, wenn Sie Teile von sich abschneiden und durch technischen Schnickschnack ersetzen?“

, fragte Quiver mit belustigt blitzenden Augen und warf einen vielsagenden Blick auf Doktor Melchior, der hinter Ridley in der Tür erschienen war. Ridley selbst bedeutete den Sturmtruppen ihre Waffen zu senken, bevor hen Aghast einen Blick zuwarf.

„Was genau hat das zu bedeuten Operative?“

Das Gesicht der Agentin hatte einen noch dunkleren Schwarzton als normal angenommen und erweckte den Eindruck kurz vor einer Eruption zu stehen. Dennoch war ihre Stimme überraschend ruhig, als sie antwortete:

„Diese…Person hat sich vor etwa zwei Wochen auf Truuine eingeschlichen, um Spionage zu betreiben. Sie hat sich mit Hilfe verschiedener Tarnidentitäten Zugang zu sensitiven Bereichen verschafft und zuletzt auch Ihr vertrauliches Gespräch mit Doktor Melchior belauscht. Ich bin bereits seit einigen Tagen auf ihrer Spur, konnte sie jedoch erst jetzt auf frischer Tat ertappen. Sie sagen…Sie kennen dieses Subjekt, Gouverneur?“

Ein entnervtes Seufzen entrang sind Ridleys Brust, als hen sich wiederum an die Sith-Kriegerin wandte.

„Stimmt das, Lady Quiver?“

Die Nautolanerin zuckte die Schultern und grinste abermals.

„Irgendwie musste ich ja herausfinden, ob Truuine sich für die Pläne des Zirkels eignet. Und meine eigenen. Herzlichen Glückwunsch, Gouverneur, Sie haben bestanden. Und auch Glückwünsche zu Ihrer Beförderung. Darth Aster, schick.“

Quiver legte zwei Finger an die Schläfe und machte einen lockeren Salut. Auch Ridley hob zwei Finger an die Stirn, rieb sich jedoch genervt die Schläfen, anstatt zu salutieren.

„Gute Arbeit, Operative. Ab hier übernehme ich aber. Wenn Sie so freundlich wären mir ein Dossier über Lady Quivers…Aktivitäten in den letzten zwei Wochen zukommen zu lassen? Lady Quiver, dürfte ich Sie zum Mittagessen in mein Stammlokal einladen? Mata,“

, Ridley warf hens persönlicher Assistentin einen Blick zu, die bis grade verschüchtert in einer dunklen Ecke auf den Ausgang der Situation gewartet hatte.

„bitte cancel meinen Nachmittagsbesuch in der Koltofabrik. Ich denke das hier dauert ein Weilchen.“


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Süßwasserhospital / Wartebereich ] Ridley, sowie Darth Quiver, Doktor Melchior, Mata Timone und Operative Aghast
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Osicia / Truuines Fruchtkorb ] Ridley, sowie Darth Quiver

Ridley verspürte ein starkes Gefühl von Deja-vu, als Darth Quiver und hen sich im Restaurant Truuines Fruchtkorb in Osicia niederließen. Zwar war das Ambiente ein gänzlich anderes als das des Etablissements, in dem sie in Bastion Center gespeist hatten, doch war die Situation eine ähnliche. Quiver hatte auf dem Weg aus Moraband ihr Krankenschwesterkostüm gegen vernünftige Sithroben eingetauscht und so sah die Nautolanerin wieder gänzlich so aus, wie hen sie in Erinnerung hatte. Lediglich das Gespräch kam nicht ganz so flüssig zu Stande, wie noch vor einigen Monaten. Ein Umstand der hen ordentlich auf die Nerven ging und den hen nicht einfach so tolerieren würde.

„Wie ist es Ihnen in der Zwischenzeit ergangen, Lady Quiver. Irgendwelche Fortschritte im Zirkel?“

, fragte hen schließlich, nachdem sie beide bestellt hatten und nippte an hens Glas Fruchtbier. Die Kellner servierten es hem inzwischen automatisch jedes Mal, wenn hen das Restaurant betrat. Quiver zuckte die Schultern.

„Ja und nein. Einerseits ist mein Projekt geglückt und ich kann mich jetzt eine Hexer-Eingeweihte nennen, andererseits…“

„…brauchen Sie Ressourcen für Ihr nächstes Projekt?“

, fragte Ridley rundheraus und zog die Augenbrauen hoch. Quiver schwieg einen Moment, bevor sie antwortete:

„Ich hatte nicht geplant das so unverblümt zu formulieren, aber im Grunde ist es genau das, Gouverneur. Und dann ist mir Ihr Angebot wieder eingefallen. Wie war das noch, einhunderttausend Credits für sechs Monate und private Räumlichkeiten?“

Ridley schnaubte und stellte hens Bier wieder ab.

„Meine gute Lady Quiver. Das war ein Angebot, bevor Sie sich beleidigt verzogen und ein paar Monate nicht gemeldet haben. Ganz zu schweigen davon, dass ich es nicht schätze, wenn man ungefragt auf meinem Planeten herumschnüffelt.“

, erwiderte hen kalkuliert hart und verfolgte mit Genugtuung die Zornesfalte, die über die grüne Stirn der Nautolanerin huschte. Sicherlich, auch hen wollte etwas von der Sith, doch hatte hen nicht vor sich wie die zweite Wahl behandeln zu lassen. Quivers Hiersein alleine zeigte, dass sie davon ausgegangen war einen sicheren Deal zu haben. Etwas, das ironischerweise ihre Verhandlungsposition schwächte.

„Gouverneur. Ich habe, wie Sie es vorgeschlagen haben, ein gutes Wort beim Zirkel eingelegt und eine Novizenaufgabe besorgt. Sie wollen mich doch nicht etwa prellen, oder?“

, gab Quiver zurück. Ihre Stimme hatte etwas Bedrohliches angekommen, das Ridley nun selbst die Stirn runzeln ließ.

„Lady Quiver. Ein Deal auf Bastion ist nicht zu Stande gekommen. Ihre Fürsprache war in erster Linie deswegen wichtig, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch ein Schüler war. Als Krieger kann ich auf den Zirkel zutreten, wann immer es mir gefällt. Dass Sie Ressourcen aufgewendet haben, ohne auf eine feste Zusage von mir zu warten, ist nicht mein Fehler.“

Die Temperatur im Raum schien um mehrere Grad abzufallen, während das Gesicht der Nautolanerin nach und nach einen fleckigen Dunkelgrünton annahm. Hätten Blicke töten können, währen sowohl die Hexerin als auch die Gouverneurin leblos vom Stuhl gefallen. Die Zeit schien stehenzubleiben, während das unangenehme Schweigen sich schier ins Unermessliche zu erstrecken schien. Das Blickduell wurde schließlich von einem Kellner beendet, der schnellen Schrittes auf den Tisch zuhielt und die bestellten Speisen vor ihnen abstellte. Quiver hielt noch ein paar Herzschläge durch und warf dann die Hände in die Luft.

„Bei der Macht, was wollen Sie denn, Gouverneur?!“

, ein leises Lächeln stahl sich auf Ridleys Lippen.

„Wissen, meine Gute. Wissen. Wenn ich Ihre Forschung sponsern soll, möchte ich an den Ergebnissen teilhaben. Keine Sorge, ich will Ihnen nicht die Lorbeeren stehlen. Ich will nur wissen, was Sie tun und was Sie herausfinden. Achso, und zusätzlich würde ich Sie gerne zu einem speziellen Problem ausfragen, auf das ich neulich gestoßen bin.“

Einen Moment lang glaubte hen es übertrieben zu haben. Erneut verdunkelte sich Quivers Miene, doch es folgte kein Ausbruch. Während die Stille wieder ins Unangenehme abzurutschen drohte, beschloss Ridley, dass es an der Zeit war das Seegurkenragout zu probieren, das verführerisch auf hens Teller duftete. Hen kam keine zwei Bissen tief, als Quiver plötzlich wütend mit der Faust auf den Tisch schlug.

„Sie erhalten kein Mitspracherecht!“

, fauchte Sie und Ridley sah auf.

„Wie war das?“

„Sie erhalten kein Mitspracherecht daran welches Projekt ich verfolge. Alle drei Monate schreibe ich einen Bericht, das wars.“

Bedacht nahm Ridley hens Serviette zur Hand und verbarg hens verschmitztes Lächeln hinter einem feinen Mundabtupfen.

„Jeden Monat, Lady Quiver. Das sind nicht zu vernachlässigende Geldmittel, die ich Ihnen zur Verfügung stelle. Und wenn Sie nun so freundlich wären mir zu sagen wie meine Aufnahme in den Zirkel von statten gehen kann?“

Einen Moment lang starrte die Nautolanerin Ridley wütend an und begann dann selbst Essen in sich hineinzuschaufeln. Offenbar hatte sie beschlossen auf weitere Verhandlungen zu verzichten. Als der Teller sich schließlich einigermaßen geleert hatte, sah sie wieder auf.

„Bei Ihrer Mission in dieser neu entdeckten Stadt neulich…Port Ryloth nicht wahr? Meine Informationen sagen, dass Sie dabei auf einen Tempel tief im Eis gestoßen sind. Ihr Auftrag ist klar: Sichern Sie den Tempel und erforschen seinen Inhalt. Gelingt dies, werden Sie den Titel Hexer-Novize führen dürfen. Bis dahin steht es Ihnen frei sich Hexer-Initiat zu nennen.“

Nun war es an Quiver Ridley einen gehässigen Blick zuzuwerfen und die Gouverneurin schluckte unerwartet. Hatte die Sith hem soeben hens Verhandlungstaktik heimgezahlt? Bisher hatte Quiver nicht den Eindruck erweckt, dass hen etwas ganz Spezifisches tun musste, um dem Zirkel beizutreten. Den Tempel in der Schmugglerstadt zu sichern, klang unverhältnismäßig kompliziert für eine erste Mission. Vor allem verkomplizierte es den Kampf gegen die Schmuggler deutlich, wenn der Tempel keinen Schaden nehmen durfte. Erst jetzt wurde Ridley klar, dass die Hexerin vermutlich die Autorität besessen hatte, eine Aufgabe in ihrem Ermessensrahmen zu stellen. Innerlich fluchte der Gouverneur, doch es war zu spät für Nachverhandlungen. Oder besser, hen hatte nicht vor etwas aufzugeben, was hen für sich herausgeschlagen hatte. Dann würde hen eben den Tempel einnehmen. Port Ryloth musste so oder so unterworfen werden.

„Es wird mir eine Freude sein. Ein Vergnügen mit Ihnen Geschäfte zu machen, Lady Quiver. Auf mein Problem komme ich dann später noch zurück. Und jetzt sollten wir es uns schmecken lassen. Habe ich schon erwähnt, dass dieses Lokal einen ausgesprochen köstlichen Nachtisch serviert?“


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Osicia / Truuines Fruchtkorb ] Ridley, sowie Darth Quiver
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Zellblock A / Kantine ] Qowrow, sowie Vorn, Berogon und weitere Gefangene

Vorn erfüllte seine Rolle perfekt. So perfekt, dass Qowrow annahm, dass er genau deswegen ausgewählt worden war, um den Droiden zu verprügeln. Der rote Mensch hatte die ganze letzte Zeit über bereits den Eindruck nur mühsam unterdrückter Aggression erweckt, weshalb man ihm seinen Ausraster auch absolut abkaufte. Man musste ihm sogar zugutehalten, dass er den Befehl nicht auf den Kopf zu zielen ernst nahm! Während Vorn also den Droiden mit brutaler Effizienz zu Altmetall verarbeitete und der Rest ihres Teams die verabredete Massenschlägerei startete, erwischte der Wookiee sich bei der Erkenntnis, dass ein kleiner Teil von ihm tatsächlich so etwas wie Respekt für den brutalen Kannibalen aufbrachte.

Als der Mensch schließlich von der Maschine abließ, war Berogon an der Reihe seinen Sold zu verdienen. Natürlich brauchte er eine Extraeinladung, verstand jedoch Qowrows Ellenbogen in den Rippen perfekt. Augenblicklich stieß der Gran einen wütenden Schrei aus und sprintete aus ihrer kleinen Gruppe unbeteiligter Zuschauer heraus, um sich nun selbst auf den Droiden zu werfen. Mit beeindruckendem Enthusiasmus versetzte er der Maschine einige Tritte und zog dann den modifizierten Schraubenschlüssel aus der Brusttasche, in den Qowrow ein durchaus eindrucksvolles Eigenleben verbaut hatte. Wenigstens erinnerte Berogon sich daran, wo er die Waffe hinzustecken hatte, und versenkte sie zielsicher in einem der schwach flackernden Photorezeptoren der Maschine.

Erleichtert atmete Qowrow auf. Mission erfüllt. Wenn der Droide nun zur Reparatur aus dem Berg gekarrt werden würde, würde der Schraubenschlüssel das System hijacken, mit dem die Maschine bisher mit der Bank kommuniziert hatte. Und hoffentlich erfolgreich Talzins Widerstand kontaktieren. Und alles ohne, dass wer auch immer die Videokameras checkte sehen würde, dass ein technikaffiner Kerl wie der Wookiee sich an dem Droiden zu schaffen gemacht hatte.


„Ziel erfüllt?“

, fragte plötzlich die Stimme Talzins neben ihm und Qowrow nickte.

„Okay. Sammel deinen roten Freund ein und dann Abmarsch.“

Qowrow blickte zu Vorn hinüber und sah, dass dieser inzwischen ganze Arbeit an einem weiteren Gefangenen geleistet hatte. Wer auch immer es gewesen war, der Wookiee hatte weder die Fähigkeit noch das Bedürfnis das blutige Hackfleisch, das einmal das Gesicht dargestellt hatte zu identifizieren. Vorn jedoch war noch immer mit Enthusiasmus bei der Sache. Mit einem lauten Brummen winkte Qowrow Berogon heran und auch der Tierarzt, einen Talz im Schlepptau, hatten sich inzwischen aus der Prügelei gelöst. Zu viert traten sie von hinten auf Vorn zu, bevor der Tierarzt mit einem beschädigten Schockstab ausholte und ihn dem blutrauschenden Menschen mit Gusto über den Hinterkopf zog. Dann packten Qowrow und der Talz die Arme des sich noch immer windenden Vorns, während Berogon und der Tierarzt seine Beine anhoben. Kurz tauschten sie einige Blicke zur Koordination aus und machten sich im Laufschritt daran die Kantine zu verlassen. Grade noch rechtzeitig, denn auf dem Weg raus konnten sie knapp eine Bande Wachen inklusive Kizito vermeiden, die grade ankamen, um die Party zu sprengen. Die vier sahen wohl genug danach aus, als schleppten sie ihren verletzten Freund in Sicherheit, dass sie für den Moment nicht weiter behelligt wurden.

Ihr Weg führte sie dann auf direktem Weg in die Duschen, wo Vorn wieder abgesetzt wurde. Der Tierarzt drehte kaltes Wasser über dem Menschen auf, während im Hintergrund Talzin und einige weitere Mitverschwörer den Raum betraten, die die Wachen wohl ebenfalls hatten vermeiden können.


„Gute Arbeit, alle.“

, sagte Talzin und nickte den Anwesenden anerkennend zu.

„Wenn unsere Freunde die Nachricht bekommen haben, werden sie uns in drei Tagen vor der Tür abholen. Die Schlägerei hat hoffentlich genug Chaos gesät, dass es mindestens so lange dauern wird, bis man anfängt die Verantwortlichen zu ermitteln. Wenn alles gut geht, sind wir dann schon raus.“

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Zellblock A / Duschen ] Qowrow, sowie Vorn, Talzin, Berogon und weitere Gefangene
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Ferit-Haus ] Ridley, sowie Darth Quiver

Vielleicht zwei Tage nachdem Ridley mit Darth Quiver hens Aufnahme in den Zirkel der Hexer verhandelt hatte, fanden die beiden sich zu einem neuerlichen Treffen zusammen. Diesmal war es sogar tatsächlich verabredet und es hatte nur wenig Terminkalenderjustierung bedurft, um einen freien Moment für das Treffen zu schaffen. Diesmal trafen sie sich jedoch nicht in einem Restaurant. Stattdessen hatte die Gouverneurin vorgeschlagen sich direkt an dem Gebäude zusammenzufinden, das Quiver die nächsten Monate über belegen würde.

Eigentlich war der etwa dreistöckige Kuppelbau in Laufreichweite des Zentralboulevards als Wohnhaus geplant gewesen, jedoch noch früh genug in seiner Einrichtung, dass einfache Änderungen an seinem Innenleben vorgenommen werden konnten. Ridley hatte den Bau kurzentschlossen ‚Ferit-Haus‘ getauft (nach dem ersten Imperator des Imperiums) und seinen Daseinszweck als Forschungszentrum im Grundbuch vermerkt. Selbst wenn die Sith also widererwarten nach sechs Monaten wieder abreißen würde, würde das Ferit-Haus hoffentlich anderen Forschern als Heim dienen können.


„Schick.“

, kommentierte Quiver, während eine Handvoll Zwangsarbeiter Baumaterialien ins Innere trugen.

„Und wann soll das ganze fertigwerden?“

Ridley grinste und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, bevor hen antwortete:

„Sie werden feststellen, dass die Arbeiter hier in Moraband äußerst motiviert am Werk sind. Ich denke bis zum Ende der Woche wird das Ferit-Haus fertig eingerichtet sein. Wollen wir es uns einmal von innen ansehen?“

Gemeinsam betraten die beiden Sith das Gebäude und verbrachten ein wenig Zeit damit den Arbeitern über die Schultern zu schauen, die grade dabei waren halb fertiggestellte Wohnungen zu Forschungsräumen umzubauen. Ihr Weg führte sie dabei schließlich über das zentrale Treppenhaus ins oberste Stockwerk, das von der äußeren Kuppel überspannt wurde. Zwar gab Quiver sich alle Mühe es sich nichts anmerken zu lassen, doch konnte Ridley an ihrem Gesicht sehen, dass sie beeindruckt war. Alle Verschleierung der Welt brachte rein gar nichts, wenn man seine Gesichtszüge nicht unter Kontrolle hatte.

„Zufrieden, nehme ich an?“

, fragte Ridley schließlich und die Sith nickte.

„Das wird für meine Zwecke genügen, denke ich.“

„Dann würde ich jetzt gerne zu dem Thema kommen, zu dem ich Sie ausfragen wollte.“

Die Nautolanerin sah überrascht auf.

„Hier uns jetzt?“

, fragte sie und zog eine nichtvorhandene Augenbraue hoch. Ridley zuckte mit den Schultern.

„Wir sind hier und haben noch Zeit. Falls Sie in Ihren Unterlagen nachschlagen müssen, können Sie das auch später noch tun. Also. Mein Problem dreht sich in erster Linie um den Lichtschwertkampf…“

„Und da fragen Sie mich?“

, unterbrach Quiver hen lachend und auch Ridley musste schmunzeln. Für eine Außenstehende musste es sich in der Tat komisch anhören, wenn man an die Geschichte der beiden Sith zurückdachte. Selbst als Schüler hatte Ridley es geschafft die Nautolanerin in einem Zweikampf zu besiegen.

„Vertrauen Sie mir, das habe ich mir gut überlegt.“

, gab hen zurück und zuckte die Schultern.

„Na wenn Sie darauf Ihre eine Frage verschwenden wollen…“

In knappen Worten erläuterte Ridley hens Problem im Bezug auf den Lichtschwertkampf unter Wasser und vor allem welches Problem präzise Manöver in der Schwerelosigkeit darstellten. Schließlich erklärte hen, dass hen von der Existenz einer Machtfähigkeit ausging, die hen genau bei diesem Problem helfen würde. Nachdem hen geendet hatte, rieb Quiver sich nachdenklich das Kinn.

„In gewissem Sinne werden Sie ohne stumpfes Üben nicht auskommen, Gouverneur. Ich kenne nicht sonderlich viele aquatische Sith und habe noch weniger von ihnen beim Lichtschwertkampf unter Wasser beobachtet aber die meisten von ihnen sind einfach so gut in diesem Element. Aber Ihren Gedankengang kann ich auch nachvollziehen. Ich weiß tatsächlich keine sichere Methode, aber ich kann mir vorstellen, dass ähnliche Ergebnisse über eine Technik namens ‚Wasserbeherrschung‘ erzielt werden können. Ich gebe zu, der Einsatz zu millimetergenauer Navigation unter Wasser ist etwas unorthodox, aber ich sehe keinen Grund warum man sie dazu nicht einsetzen können soll.“

, äußerst interessiert hörte Ridley der anderen Kriegerin zu. Sich in hens Vermutung bestätigt sehend grinste hen und fragte neugierig:

„Und…ist das etwas das Sie beherrschen?“

„In Grundzügen. Bastion ist zu trocken, dass ich viel Gelegenheit zum üben habe. Darüber hinaus ist es eine fortgeschrittene Fähigkeit und von daher recht schwer zu erlernen und meistern. Aber, mein guter Gouverneur,“

, die Nautolanerin warf Ridley ein zähneblitzendes Grinsen zu.

„Unterrichtsstunden haben wir nicht ausgehandelt. Wenn das also etwas ist, was Sie erlernen wollen…“

Der Gouverneur stieß ein belustigtes Schnauben aus, das Quiver mit einem Lachen erwiderte. Die Hände in die Hüften gestemmt sagte hen:

„Was schwebt Ihnen denn vor? Ich bin mir sicher wir werden uns schon irgendwie einig…“


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Ferit-Haus ] Ridley, sowie Darth Quiver
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Sandstrand am Meer ] Ridley, sowie Darth Quiver

Die arktische Sonne spiegelte sich auf den Wellen des Morabander Hafenbeckens, während Ridley zusammen mit Darth Quiver über den schwarzen Sandstrand spazierte. Zu einer Seite erhob sich die mehr und mehr Gestalt annehmende Stadt unter den wachsamen Blick des über ihr aufragenden Praxeums und zur anderen trieben Eisberge in den dunklen Fluten. Immer wieder nickte der Gouverneur auf die Ausführungen der Sith hin, die bereits seit mehreren Minuten dabei war hem die Grundzüge der Wasserbeherrschung zu erklären. Bereits jetzt verstand Ridley, warum diese Technik als ‚fortgeschritten‘ bezeichnet wurde, hörte sie sich doch deutlich komplizierter an als alles, was hen bisher versucht hatte.

In der Sache war Wasserbeherrschung mit dem Machtgriff vergleichbar. Beide Techniken bedienten sich der Telekinetik, um unbelebte Objekte in Bewegung zu setzen. Jedoch verkomplizierte das Medium Wasser die Anwendung extrem, da es als Flüssigkeit keine effektive Möglichkeit hatte gepackt zu werden. Sicher, ein motivierter Machtnutzer konnte mit der Macht eine Globule formen, um eine gewisse Menge Wasser anzuheben, doch war dies ineffektiv und kostete unverhältnismäßig viel Energie. Die Idee war also dem Wasser keine künstliche Form aufzuzwingen, sondern es in seinem Wunsch nach Bewegung zu respektieren. Dann konnte man sich der Macht bedienen, um es in eine gewollte Richtung zu lenken.


„…Sie können sich das ein wenig wie den Gedankentrick im Kontrast zur Gedankenkontrolle vorstellen. Ein Gegner dessen Gedanken unter Ihrer Kontrolle sind wird exakt das tun, was Sie ihm auftragen und nichts weiter. Jemand unter dem Einfluss des Gedankentricks wird glauben, dass der Entschluss aus seinem oder ihrem Inneren heraus kommt, und wird die eigene Energie benutzen, um dem Befehl nachzukommen… Sie haben keine Ahnung, was ich grade eben gesagt habe?“

, fragte Quiver, offensichtlich über Ridleys ratlose Miene belustigt. Mit einem verlegenen Lächeln schüttelte hen den Kopf. Zwar hatte Matthew die Existenz der Fähigkeit Gedankentrick grundsätzlich erwähnt, ihn hem jedoch nie beigebracht. Die Technik der Gedankenkontrolle war hem dann auch gänzlich neu. Die Sith seufzte gespielt frustriert und holte etwas weiter aus, um den Gedanken anders zu erklären. Schließlich blieben die beiden stehen und Quiver drehte sich in Richtung der Brandung. Dramatisch hob sie die rechte Hand und eine Welle, die grade im Begriff gewesen war auf den Sand niederzugehen, zog sich stattdessen gehorsam zurück.

„So. Ich würde sagen für den Moment genug der, heh, trockenen Theorie. Mal schauen, was Sie von dem Gesagten begriffen haben.“

Als Antwort auf das Wortspiel gab Ridley ein belustigtes Schnauben von sich, wandte sich nun jedoch selbst den Wellen zu. Konzentriert streckte hen hens Geist aus und…nichts geschah. Seitlich spürte hen den dunklen Blick der Nautolanerin auf sich und versuchte es ein weiteres Mal. Und dann noch eines. Beim fünften Versuch wich die Brandung dann plötzlich spritzend zurück, doch Quiver schüttelte nur den Kopf.

„Nein, nein. Das war ein Machtstoß. Sie sollen kinetische Energie direkt an das Wasser geben. Was sie gemacht haben, war der Welle effektiv eine Ohrfeige zu verpassen, anstatt sie zum Essen einzuladen. Nochmal!“

Gehorsam nickte Ridley und machte sich wieder an die Übungen. Der mangelnde Erfolg im ersten Schritt entmutigte hen nicht, fühlte er sich doch ganz ähnlich zu hens ersten Schritten in der Ausbildung an. Um die Fähigkeit korrekt anzuwenden, galt es umzudenken und die Situation aus einer neuen Perspektive heraus zu betrachten. Also übte hen unter Quivers wachsamen Blick weiter, bis die Nautolanerin schließlich aufschrie:

„Aha! Das habe ich gesehen. Die Welle hat sich bewegt!“

Verwirrt sah Ridley auf. Für hens Sinne hatte sich rein gar nichts getan, doch Quiver strahlte.

„Mehr von was auch immer Sie in Ihrem letzten Versuch getan haben. Also los, noch einmal!“

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Sandstrand am Meer ] Ridley, sowie Darth Quiver
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Tief im Berg - Zellblock A - Kantine - Vorn, Berogon, Qowrow und weitere Häftlinge]

Für den gewöhnlichen Beobachter von Vorns "natürlicher Kampfkunst“ gab es nicht viel zu sehen und noch weniger zu sagen. Es schien ein schlichtes drauf hauen zu sein. Ergab sich eine Gelegenheit, tat sich eine Lücke auf, dann wurde zugeschlagen. Manchmal auch getreten oder den Kopf als Abrissbirne benutzt, doch meist waren es seine Fäuste. Sie waren auf so schreckliche Weise belanglos effektiv, dass keine andere Wahl zu treffen war. Dabei zielte der Hüne zu Beginn fast immer einfach nur auf relativ weiche Stellen. Oberschenkel- und arme, die Brust, so was eben. Es ging dabei um eine Art Schock, den Vorn auszulösen versuchte, während er gleichzeitig seine eigene Faust schonte. Doch damit endete im Großen und Ganzen die übernommenen Lehren von Vorns Kampfkunstmeistern. Sich selber - wenn möglich - schonen, vor allem wenn man nicht wusste, wie lange der Kampf noch gehen würde. Ja, das war wohl irgendwie klar. Vorn war nie ein allzu großer Fan von solch einer Ausbildung gewesen. Seine Meister waren immer kleiner oder größer, leichter oder schwerer, stämmiger oder schmaler gewesen. Ihre Taktiken anzuwenden erschien ihm nie sinnvoll. Er war jetzt groß und massig. Also kämpfte er auch so und tat nicht so, als wäre er ein agiler Akrobat.

Folglich traf er die Narbenfresse mit seinem gesamten Gewicht in den Magen, wobei er den Kopf links hielt und ihn vor allem mit der rechten Schulter traf. Sein Gegner konnte sich aber darauf vorbereiten, wie Vorn an den angespannten Bauchmuskeln spüren konnte. Dennoch trieb er ihn mehrere Schritt zurück, kassierte dann im Gegenzug aber auch ein paar Hiebe auf den Rücken. Diese steckte Vorn einfach weg und riss den Kopf hoch, traf dabei aber nichts. Sich nun direkt gegenüber stehend, war Vorns körperliche Überlegenheit offensichtlich, obwohl sein Gegner wohl eher weniger darauf gab und genau das versuchte, was der rote Hüne schon immer vermutet hatte. Bevor man ihn aber buchstäblich an den Eiern packen konnte, demonstrierte Vorn seine durchaus vorhandene Geschwindigkeit und stieß die Hand weg, nur um blitzschnell zurück zu kommen und seinerseits seine Hand auf die Wange des Gegenübers zu legen und dann den Kopf mit aller Kraft zur Seite zu drücken, als wolle er ihn in der Luft einen Purzelbaum schlagen lassen. Der Getroffene verlor tatsächlich seine Balance und lag im nächsten Augenblick auf dem Boden, als Vorn ihm einfach die Füße weg trat. Wenn man groß, stark und schnell genug war, dann waren ausgefallene Kampftechniken unnötig. Und wenn man auch noch schwer genug war, dann konnte man auf diese Weise auch zukünftige Opfer auf den Boden nageln. Und sie dann zu aktuellen Opfern machen.

Sein agilerer Gegner versuchte sich nur kurz zu befreien, gab diesen Plan dann jedoch auf und versuchte schließlich überall Lücken zu finden, in die er hinein schlagen konnte. Und er traf auch. Schmerzhaft sogar. Doch es fehlte dieser eine Treffer, der Nerven, Sehnen oder Knochen lahmlegte, sodass Vorn wie eine herannahende Naturkatastrophe einfach immer näher kam, scheinbar unaufhaltsam und absolut verheerend. Zuerst packte er ihn mit seiner Linken am Hals, während er ja gleichzeitig seine Beine nutzte, um den Körper an sich an Ort und Stelle zu halten. Auf ihn sitzend, drückte er mit seinem Gewicht nur so weit nach unten, wie er musste. Viel mehr konzentrierte er alle Kraft auf den Oberkörper, spannte Muskeln an und versuchte vor allem die Schmerzen zu ertragen. Sein erster Schlag sollte bereits weitere Schmerzen unterbinden.

Auf einen bestimmten Punkt am Kiefer zielend, benutzte Vorn seine eigene linke Hand als eine Art Führungsschiene. Der Schlag saß nahezu perfekt. Mit gar nicht mal so viel Kraft ausgeführt, schickte der Schock seinen Gegner dennoch in die kurzzeitige Ohnmacht. Vorn hatte diesen Boxschlag schon so häufig einsetzen müssen, um Kämpfe möglichst schnell und unblutig zu beenden, er könnte ihn sicherlich im Schlaf. Die paar erkauften Sekunden nutzte der Hüne nun um seine Finger ohne Probleme in die Augen des unter ihm liegenden Mannes zu pressen und sie so zu zerstören. Mehr war es auch nicht. Kein brutales ausdrücken, kein sich ergötzen. Einfach nur ein effektives zerstören. Natürlich wurde der Typ dadurch wieder wach, schrie herum und wand sich jetzt noch stärker. Da er die nächsten Schläge aber nicht kommen sehen konnte, konnte er nicht viel dagegen tun. Die ersten beiden trafen ihn rechts und links an der Seite des Kopfes, sodass er so benebelt war. Weshalb Vorn seine Arme problemlos einen nach den anderen packen und mit einem Ruck aus den Schultergelenken ziehen konnte. Nun nahezu wehrlos, betrachtete Vorn seinen Kontrahenten kurz und ließ seinen Kopf kreisen.

Im Kern war Vorn ein klassischer Schläger. Probleme wurden mit den Fäusten gelöst. Oder Gegenständen in diesen Fäusten. Und war dies nicht möglich, weil er zum Beispiel Sklave in einer imperialen Anlage und gerade Teil eines Plans war, frustrierte ihn das. Er wurde wütend. Folglich entlud sich diese Wut explosionsartig, konnte er dann endlich mal zuschlagen. Doch wäre Vorn nur dieser klassische Schläger, dann hätte er seinem Opfer ja nicht erst alle Chancen genommen, um sich wehren zu können. Nein. Der Vorn, der gerade kalt berechnend Sinnesorgane und Extremitäten unbrauchbar gemacht hatte, ist ein Werkzeug von
Magga. Ein durch seinen Lehren geformtes Instrument. Und es war gut, es war so wunderbar … kalt. Die Ausbildung beim Atronachen hatte sich wie eine kühlende Decke über Vorns Schulter gelegt und wann immer es nötig war, zog er diese einfach über den Kopf. Und nahm sie ab, sobald er völlig geisteskrank um sich schlagen wollte. Maggas Lehren erlaubten es, dass Vorn gleichzeitig ein loyaler psychopathisch anmutender Henker sein konnte, aber auch ein Berserker ohne jeden gefühlten Funken Intelligenz im Leib. Die Lehren waren so gut, man hätte meinen können, sie wären extra für Vorn geschrieben worden.

Jetzt legte Vorn den Mantel der Vernunft ab und tat das, was seinem eigentlichen Wesen entsprach. Jetzt wurde kein Plan verfolgt, sich an keine Absprachen gehalten, keine Rücksicht genommen, weil man ja später noch dies und das tun musste. Nun wurden Türen eingetreten. Sie nochmals zu verschließen oder öffnen zu können war nicht länger im Sinne des Mannes, den hier jeder als Kannibale kannte. Seine Fäusten donnerten wie ein Hagelschauer auf das Gesicht der Kreatur herunter, die sich unter ihm wand. Die Lippen platzten auf, die Nase brach gleich mehrfach, Vorns und seine Haut riss auf, aus den Augenhöhlen spritzte immer wieder eine Mischung aus Blut und Augenflüssigkeit und würde Vorn nicht auch immer wieder den Mund treffen, die ausgeschlagenen Zähne würde sicherlich auch hinaus fallen, doch so blieben sie in diesem und vermischten sich mit dem Blut. Irgendwann traf er auch den Hals und zerquetschte irgendetwas in der Gegend, doch der Mann unter ihm reagierte nicht mehr. Er war schon tot. Das war Vorn aber egal. Jeder Schlag war ein Ausdruck der Frustration von Monaten und jetzt von ihm abzulassen und sich ein neues Opfer zu suchen, wäre als würde er eine Pause einlegen, als würde er bewusst wieder nach dem Mantel von
Magga greifen. Doch das konnte er gar nicht und da er so im Raum hockte, dass sich niemand zufällig in sein Sichtfeld schieben und sich so als nächstes Ziel anbieten konnte, blieb er wo er war.

Bis er plötzlich einen Schlag auf den Hinterkopf bekam. Was den Effekt hatte, dass die bisher zielgerichtete Wut wie heraus spritzendes Wasser aus einer gebrochenen Leitung wahllos in alle Richtungen abgeleitet wurde. Sein Angreifer war jedoch schnell genug, um nicht nur die Arme, sondern auch seine Beine zu packen und bevor Vorn die Chance hatte sein nächstes Ziel auszumachen, hing er schon in der Luft und wurde weggetragen. Ein paar Mal schob und zog er noch, doch dann gab er auf, als er die Kraft der Männer erkannte, die ihn da trugen. Geredet wurde dabei nicht und auch Vorn hatte keine Lust darauf. Der Schlag auf den Hinterkopf hatte ihn tatsächlich wieder im Hier und Jetzt verankert und ihn wieder an den Plan denken lassen. Also nicht den des
Legaten. Sondern seinen eigenen, bei welchem er diesen arroganten Wichser das verdammte Rückgrat aus dem Hals reißen würde. Doch zuerst gab es eine Dusche und dann eine kleine Ansprache. Vorn hörte nur mit einem Ohr zu. Erst jetzt wurde ihm so wirklich bewusst, dass seine Kurzschlussreaktion ihm womöglich die Gelegenheit geraubt hatte den Legaten später noch töten zu können und dabei dem Imperium auf eine Weise einen Gefallen zu tun, das sie ihn danach frei ließen. Sollte er also...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Tief im Berg - Zellblock A - Kantine - Vorn, Berogon, Qowrow und weitere Häftlinge]
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
TRIGGERWARNUNG: Dieser Post enthält eine detaillierte Beschreibung einer Augen-OP. Er kann übersprungen werden, ohne wichtige Storydetails zu verpassen.

[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Süßwasserhospital / OP-Zimmer ] Ridley, sowie Doktor Melchior und medizinisches Personal

„Lehnen Sie sich einfach entspannt zurück, Gouverneur. Die Operation wird bestenfalls ein wenig Kitzeln.“

, sagte Doktor Melchior, während Ridley sich in einem bequemen Behandlungsstuhl niederließ. Der Arzt hatte seinen inzwischen vertrauten, grellweißen Kittel angelegt. Sein zusätzliches Armpaar war wie beim letzten Mal auch enthüllt und sortierte grade eine Palette medizinischer Instrumente. Kurz rückte der Gouverneur sich in eine bequemere Stellung zurecht und legte schließlich den Kopf auf eine weiche Nackenstütze. Einige Herzschläge lang besprach sich der Arzt mit dem anwesenden Personal und breitete dann ein mattgrünes Abdecktuch über das Gesicht seines Patienten, das das zu entfernende Auge freiließ. Eigentlich war Ridley fest davon ausgegangen, dass hens Sichtfeld auf diese Weise extrem eingeschränkt werden würde, jedoch musste hen feststellen, dass der Stoff, aus nächster Nähe gesehen, über eine gewisse Durchsichtigkeit verfügte. Doktor Melchior hatte ein Material gewählt, dass für ihn alle Vorteile eines Abdecktuches hatte, Ridley jedoch auch ein Verfolgen des Geschehens erlaubte. Der Mann dachte auch wirklich an alles! Inklusive seinem Patienten zu erlauben den Livekamerafeed der Operation auf einem Bildschirm, sowie einem kleinen Holomodell von hens Kopf zu verfolgen.

„Assistent, Anästhetikum.“

, sagte Melchior und nahm mit einem seiner mechanischen Arme eine Spritze entgegen. Sein Team hatte sich inzwischen strategisch klug um Ridley positioniert und der Gouverneur selbst gab sich alle Mühe sich zu entspannen. Auch wenn hen es begrüßte hens Augen nur unter Lokalbetäubung entfernt zu bekommen, bereitete hem der Gedanke bei der ganzen Sache bei Bewusstsein zu sein Herzklopfen. Dennoch war dies eine wunderbare Gelegenheit hens Selbstkontrolle sowohl zu trainieren als auch auszutesten. Vor der OP hatte hen zwar erwogen die Angelegenheit in Tiefschlaftrance über sich ergehen zu lassen, sich dann jedoch aufgrund der erhöhten Regeneration der Technik dagegen entschieden. So würde wohl alles von hens Willensstärke, sowie hens perfektionierte Körperbeherrschung abhängen.

Beide bekamen auch sofort einen ersten Stresstest, als Melchior zunächst Ridleys Auge, Augenlied und die umliegende Haut mit einem Tupfer desinfizierte. Dann hob er die Spritze und durchstach mit ihr hens unteres Augenlied. Auf dem Holoprojektor konnte der Gouverneur verfolgen, wie die Nadel in einen Bereich knapp hinter dem Augapfel vordrang und dann ihren Inhalt abgab. Als das kalte Metall hens Haut wieder verließ, wollte hen schon aufatmen. Doch da ließ Melchior sich eine zweite Spritze geben, die er im nächsten Schritt zwischen Augapfel und Augenhöhle einführte. Alles in allem fielen beide Eingriffe durch ein absolut widerwärtiges Gefühl auf, bei dem hen stark an sich halten musste reglos liegenzubleiben. Doch schon die zweite Spritze spürte hen weniger als die erste, als das Anästhetikum beinahe augenblicklich zu wirken begann.


„Den Speculum oculi, bitte.“

, wies Melchior seine Assistent:innen an, die ihm augenblicklich ein Instrument wie eine seltsame Gabel reichten. Ridley konnte sich den Begriff nicht adäquat übersetzen, schloss dann jedoch, dass es sich um eine Art Lidspreizer handeln musste, mit dem hens Auge offengehalten werden würde.

„Skalpell, bitte.“

Und dann ging es auch schon zur Sache. Der Arzt nahm das Werkzeug mit einem geübten Handgriff entgegen und beugte sich dann über seine Patientin. Sowohl aus der Ich-Perspektive als auch über das Hologramm verfolgte Ridley mit Grauen, wie das blitzende Metall sanft an hens Auge gelegt wurde und dann einen Einschnitt vollführte. Zwar spürte hen in Wahrheit nichts, doch beschwor hens Hirn ein Phantomziehen herauf, während das Skalpell in einen perfekten Kreis um die Iris herumgeführt wurde.

„Tenotomie Schere.“

, befahl der Arzt da auch schon, und ließ sich ein kleines Schneidewerkzeug reichen, mit dem er sich wieder über Ridley beugte. Hätte hen sich nicht aktiv der erlernten perfektionierten Körperbeherrschung bedient, hätte hen spätestens jetzt gezuckt. Im Angesicht der kleinen Schere war jegliche Entspannung, die hen im Vorfeld kultiviert hatte gewichen und drohte nun einem urtümlichen Panikreflex zu weichen. Doch Ridley hatte fest mit so etwas gerechnet und blieb standhaft liegen, während Melchior eine weitere Schicht durchtrennte.

„Muskelhaken.“

Der nächste Schritt war dann jedoch entschieden schlimmer. Mit dem dargereichten Haken fuhr Melchior zwischen Augapfel und Augenhöhle und fischte einen glitschig-roten Muskelstrang hervor, bevor er den Haken an eine patrolianische Assistentin abgab. Dann forderte er eine Nadel an und versah den von der Assistentin gehaltenen Muskel mit einigen Nähten und diese schließlich mit einer Klemme, mit der der Muskel in seiner exponierten Position fixiert wurde. Dann nahm Melchior den Haken wieder an sich und machte sich auf die Jagd nach einem weiteren Muskel, der in gleicher Manier bearbeitet wurde. Unterdessen hatte Ridley damit begonnen zu Schwitzen, während hen alles versuchte ein aufkeimendes Gefühl von Übelkeit zu unterdrücken. Insgesamt förderte der Arzt sechs Muskelstränge zu Tage, bevor Ridley glaubte wieder aufatmen zu können. Dies stellte sich jedoch als verfrüht heraus, als Melchior ein weiteres Mal das Skalpell zur Hand nahm. Nur Ridleys Machteinsatz hielt hen davon ab aktiv zu würgen, als einer nach dem anderen alle sechs Muskeln nahe ihres Ansatzpunktes am Augapfel abgetrennt wurden. Lediglich ein wenig Blut und ein stetiger Strom Tränen aus dem bearbeiteten Auge zeugten von dem ausgeübten Trauma.

„Pinzette“

Was folge war eine äußerst merkwürdige Erfahrung. Bis grade hatte Ridley trotz allem noch die Möglichkeit gehabt aus dem zu bearbeitenden Auge herauszusehen, doch dies wurde nun unmöglich. Mit vorsichtigen Bewegungen setzte Melchior sein Werkzeug an und begann damit den Augapfel in Ridleys Augenhöhle hineinzudrehen. Für einen Moment begegnete hens Blick dem einer Assistentin, bevor hens Sichtfeld erst rot und dann grellgelb wurde, als hens arkanianisches Auge die Wärme aus dem Innenraum von hens Schädel aufzuzeichnen begann. Trotzdem konnte hen aus hens anderem Auge heraus verfolgen, wie nun die Rückseite des Augapfels freigelegt wurde, aus dem ein fleischiger Strang zurück in hens Schädel führte.

„Periostheber, bitte“

Ebenjenem Strang widmete Melchior sich dann als nächstes, als er damit begann mit einem langen, aber augenscheinlich Stumpfen Instrument daran herumzuhantieren. Von dem bisschen, das Ridley über Anatomie wusste riet hen, dass in diesem Moment grade hens Sehnerv freigelegt wurde. Melchior jedoch kommentierte die Aktion nicht weiter und klemmte schließlich das erfasste Gewebe mit einer weiteren Klemme ab, bevor er erneut das Skalpell zur Hand nahm und einen kleinen Schnitt auf Seite des Auges vollführte.

„Pinzette“

, sagte er wieder und begann nun endlich den nun befreiten Augapfel aus seiner Höhle zu ziehen. Augenblicklich begann ein Assistent damit ausgetretenes Blut und Tränen mit einem Tupfer aufzunehmen. Der entfernte Augapfel landete in einem Glas mit bläulicher Flüssigkeit.

„Implantat, bitte.“

, gab der Arzt schließlich die erlösenden Worte von sich und ein Assistent reichte ihm eine neue Pinzette, in der eine weitere, weiße Kugel gehalten wurde. Diese wäre für Ridleys Augen kaum von dem fleischlichen Original zu unterscheiden gewesen, wären da nicht verschiedene Verbindungspunkte für Muskeln und Sehnerv gewesen. Vorsichtig setzte Melchior das Implantat falsch herum ein und begann dann die vorigen Schritte in umgekehrter Reihenfolge abzuarbeiten. Als erstes wurde der Sehnerv mit der dafür vorgesehenen Öffnung verbunden, bevor das Auge rotiert und gleiches mit den Muskeln angestellt wurde. Schließlich konnte Ridley wieder in gewohnter Qualität aus beiden Augen heraus sehen und Melchior begann damit großzügig eine Bactacreme auf die gesamte Augenpartie aufzutragen. Als letztes legte er einen Verband an und trat mit zufriedenem Gesichtsausdruck zurück.

„So mein Guter. Das ist nun Halbzeit. Sind Sie doch noch bei uns, oder?“

Ridley erlaubte sich ein Stöhnen von sich zu geben, das dem Arzt ein schelmisches Grinsen entlockte, während er ein neues OP-Tuch über Ridleys Gesicht breitete. Diesmal mit einer Öffnung über dem anderen Auge.

„Sehr gut. Leider können Sie den zweiten Eingriff nicht mitverfolgen, aber Sie haben ja bereits alles gesehen, was sich zu sehen lohnt. Entspannen sie sich am besten einfach, das geht ganz fix. Assistent, Anästhetikum.“

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[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Tief im Berg - Zellblock A - Duschen - Vorn allein]

Er hatte es nicht getan. Den Legaten noch in den Duschen zu töten, wäre vermutlich möglich gewesen, doch der Preis zu hoch, selbst wenn er überleben würde. Er musste den arroganten Wichser bei dem Fluchtversuch erwischen, weil es sonst einfach nur Mord war. Und einen solchen hatte er schon an der Backe, auch wenn man diesen sicherlich zu einem „unglücklichen Zwischenfall“ umdeuten konnte, weil er sich ja „nur verteidigt hatte“. Wie dem auch sei.

Zwei volle Tage waren inzwischen vergangen. In nicht einmal zehn Stunden würde man sie angeblich abholen, doch davor würde es noch weitere Details geben.
Berogon hatte den Legaten schon gelöchert, doch nicht allzu viel erfahren, weshalb Vorn es erst gar nicht versuchte. Ihm würde man erst recht nichts anvertrauen. Und so saß er nun nach seiner Spätschicht erneut in den Duschen. Morgen früh, wenn alle ausgeruht waren, würden sie abhauen, nahm der Hüne an. Deshalb wollte er heute Nacht seine letzte Ration, die er vor den Augen der - vermutlich nur meisten - Imperialen versteckt hatte, essen. Natürlich wieder in den Duschen und natürlich allein. Hatte er gedacht.

Zwei Tage lang hatte man ihn nicht im Geringsten behelligt, obwohl es Zeugen für seinen Toten geben musste und wenn schon nicht das, dann wenigstens den demolierten Droiden. Doch es war merkwürdigerweise nichts passiert. Bis jetzt. Vorn spürte es mehr, als das er es mit seinen anderen Sinnen wahrnehmen konnte. Er drehte sich, immer noch in einer der vorderen Ecken sitzend, um. Der Albtraumquarren
Stara stand auf der Schwelle und starrte ihn an und nur die Tentakeln bewegten sich leicht. Vorn stand etwas zu schnell auf, als das er noch so tun konnte, als wäre ihm die Anwesenheit dieser Kreatur scheißegal. War es nämlich nicht und das humanoide Wesen aus der wässrigen Hölle bekam dies relativ leicht hin. In den letzten drei Monaten hatte es einer der anderen Gefangenen nämlich drauf angelegt und versucht den Quarren überraschend anzugreifen. Irgendetwas mit toter Freund und Rache oder so. Vorn hatte nicht wirklich zugehört. Aber hingesehen, als die aquatische Monstrosität dem Schlag blitzschnell ausgewichen und dem Angreifer regelrecht auf die Füße getreten war. Nur um dann die Tentakeln seitlich um den Kopf zu schlingen. Und schlussendlich die gefürchtete Waffe einzusetzen. Der Schuss hatte schlicht den Hals vaporisiert und für ein paar Sekunden hatte Stara den sich in Auflösung befindlichen Schädel in den Tentakeln gedreht, als wollte er ihn allen Anwesenden zeigen. Dann hatte er ihn losgelassen und war einfach zum Tagesgeschäft übergegangen. Das Töten und die Kaltblütigkeit hatte Vorn nicht sonderlich beeindruckt, aber wie schnell der Quarren sein konnte schon. Er selbst war langsamer. Und langsamer als die Waffe sowieso. Und diesen Umstand konnte Vorn bei alle Geistesanstrengung einfach nicht bei Seite schieben. Seine Instinkte ließen es nicht zu. Er fürchtete sich vor der ihm überlegenden Kreatur.

Sie standen sich nun also gegenüber. Aber nicht lange nur zu zweit, denn im nächsten Augenblick flankierten ihn zwei Wärter. Den einen erkannte Vorn sofort. Es war der leichenblasse Mensch aus der Kantine, den er beinahe angegriffen hätte und der auch jetzt so aussah, als wäre er etwa zehn Jahre zu früh rekrutiert worden. Auf der anderen Seite von Stara stand eine Frau, ebenfalls … nein, kein Mensch, aber etwas so ähnliches, dass die Unterschiede genau so gut künstliche Modifikationen sein konnten. Sie sah auch deutlich älter aus. Zehn, fünfzehn Jahre älter als ihr Kollege. Sie war ähnlich blass, wenn auch mit einer etwas gesünderen Hautfarbe, als wäre sie mal kurzzeitig heraus gekommen. Beide trugen ihr dunkles Haar militärisch kurz. Im Grunde wirkten sie nahezu perfekt imperial. Im Gegensatz zu dem Vorgesetzten zwischen ihnen.


„Was wollt ihr?“ blaffte Vorn sie an und nutzte dabei seine Furcht, um sie wie ein wildes Tier in zähnefletschende Gesten und Mimik zu verwandeln.
Der Quarren antwortete etwas, doch Vorn verstand wieder mal nichts.

„Wie oft noch! Ich verstehe dieses Geblubber nicht.“
„D-das reicht, Häftling.“
herrschte der jüngere der beiden Wärter Vorn an und schaffte es dabei keine Silbe lang respekteinflößend zu wirken. Doch er tat noch etwas. Er griff an seinen Gürtel und warf ein Paar magnetischer Sicherheitshandschellen vor Vorns Füße. Die ersten seit seiner Ankunft.
„Wegen des Droiden?“ fragte Vorn und wählte dabei bewusst das kleinere der beiden Vergehen. Das sie ihn jetzt nicht wegen der nächtlichen Zwischenmahlzeiten in Einzelhaft stecken wollten, war ihm relativ klar. Stara brabbelte noch einmal etwas, nun etwas anderes, kürzeres.
„Anlegen.“ befahl nun die Frau und sprach dabei mit einem nicht zuordenbaren Akzent oder Dialekt und deutlich professioneller als ihr Kollege. Da sie aber eine Frau und zierlich war, war ihr Wort genau so wenig wert. Vorn starrte die Handschellen an. Eine Sekunde, zwei, drei, dann sah er auf. Und bewegte sich nicht.
„Können wir das nicht auf morgen verschieben?“ fragte er schließlich und versuchte dabei jenen Unterton hinzubekommen, den Vedui immer genutzt hatte, wenn er Vorn hatte etwas mitteilen wollen, ohne das es offensichtlich war. Also quasi ein Fingerzeig, dass er gerade etwas zwischen den Zeilen verborgen hatte. Da er selbst aber nicht mal im Ansatz an die verbalen Fähigkeiten seines Mentors heran reichte, hatte er keine wirklich Hoffnung, dass es klappen würde.

Um so erstaunter war er, als
Stara eine Geste machte und beide Wärter ganz kurz zögerten, dann auf dem Absatz kehrt machten und verschwanden. Noch eine kurze Pause, dann betrat der Quarren die eigentlichen Duschräume und kam langsam auf Vorn zu, baute sich vor diesem auf und bückte sich dann - offensichtlich absichtlich - langsam nach den Handschellen. Und der Hüne widerstand dem Impuls zuzuschlagen. Stara hob das Konstrukt aus zwei metallisch glänzenden Kreisen auf und steckte sie sich an den Gürtel. Sie waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und Vorn konnte den Atem des Schichtführers riechen, der nach echtem Fisch roch.

„Ich ... freu-e ... mich ... da-r-auf.“ sagte er schließlich langsam und gerade so verständlich, dass sein Gegenüber ihn das erste Mal überhaupt hatte verstehen können. Noch ein letzter Blick auf den Brocken Fleisch in der Ecke – im Übrigen mal kein Opfer von Stara selbst – und der Quarren verließ die Duschen wieder. Erneut langsam, regelrecht über den Boden schwebend und seine Aura mit sich nehmend. Erst als er keine Schritte mehr hören konnte, erlaubte sich Vorn das bewusste ein- und ausatmen. Er fühlte sein Herz, den Schweiß am Körper, das leichte Zittern, aber auch seine geschärften Sinne, als er sich des Adrenalins bewusst wurde.
Ich weiß ja, dass er mit mir spielt, aber fuuuuck...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Tief im Berg - Zellblock A - Duschen - Vorn allein]
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Meetingraum ] Ridley, und sowie Legatin Kolba, Legat Di Ghuta und weitere ranghohe Regierungsmitglieder

Vorsichtig bließ Ridley auf die Oberfläche von hens Tasse Caf, um die brühend heiße Temperatur ein wenig zu reduzieren. Das Behältnis strahlte die Hitze in einem goldgelben Glanz ab, der jedoch nicht die für ein menschliches Sichtspektrum wahrnehmbaren Farben überdeckte. Es war ein seltsames Gefühl beide Spektren gleichzeitig wahrnehmen zu können und hen genoss es zutiefst. Endlich vorbei war das elende Entweder-Oder von hens organischen Augen, ersetzt durch offensichtlich überlegene Technik. Die Implantate würden zwar, wie Darth Quiver gewarnt hatte, hens Machtpotential verringern, doch war dies ein Opfer, das hen bereit war zu bringen. Zumal es nicht hens Ambition war die mächtigste Sith der Galaxis zu werden. Die Macht war ein Werkzeug wie auch der Rest von hens Körper und hen fand, dass da eine Balance gefunden werden konnte. Besonders, da die Operationen an sich nicht irreversibel waren. Anstatt die abgetrennten Körperteile zu vernichten, hatte Doktor Melchior sie in Karbonit eingefroren und Ridley zukommen lassen. Sicherlich, das wäre eine äußerst unangenehme Prozedur und Heilphase, doch der Fakt, dass hen hens Körperteile freiwillig aufgegeben hatte würde eine Wiedereinsetzung im Zweifelsfall ermöglichen.

Die anderen Anwesenden im Raum waren wieder einmal jene Legaten, die mit der Umsiedelung der aquatischen Lebensformen von Kelada zu tun hatten. Kota Kolba und Di Ghuta saßen nebeneinander auf der einen Seite des Tisches, während die beiden neuen Gesichter sich neben das holographische Abbild Teldor Klands gesetzt hatten. Der Präfekt Abystons weilte noch immer physisch auf Kelada, wo er grade dabei war als Verbindungsperson zu Gouverneur Antares‘ Regierungsstab zu fungieren. An seiner Seite saß die frisch gebackene Präfektin von Osicia, Lyji Stygia. Anders als bei ihrem verräterischen Vorgänger handelte es sich bei ihr um eine auf Truuine seltene Menschenfrau. Für eine Weile hatte Ridley erwogen die Stelle wieder mit einer einheimischen Karkarodon zu besetzen, sich jedoch dann dagegen entschieden. Zu groß war hem das Risiko, dass ein brauchbarer Clerk aus der Verwaltung der Stadt dann doch wieder Kontakt zu den Rebellen pflegte. Präfekt Kland hatte seine eigene Stadt auch als Außenstehender bisher exemplarisch unter Kontrolle halten können. Wenn Präfektin Stygia auch nur halb so gute Arbeit machte wie er, würde Osicia schon bald ein Muster imperialer Verwaltungsarbeit darstellen.

Auf der anderen Seite des Hologramms saß dann die Besetzung der zweiten Stelle, die Talzins Absetzung eröffnet hatte. Legat Malib’eli’nurimaga, kurz Belin, hatte das Ministerium für Finanzen übernommen und machte mit seiner blauen Haut und seinen stechend roten Augen eine interessante Figur. Wie Stygia auch kam Belin nicht von Truuine selbst, sondern hatte lange Jahre als Präfekt einer Kleinstadt auf Gyndine sein Dasein gefristet. Anders als die Präfektin jedoch hatte Ridley ihn nicht aktiv anwerben müssen, sondern hatte seine Bewerbung als Antwort auf die ausgeschriebene Stelle bekommen. Anders als andere Verwaltungen diskriminierte Truuines Regierung nicht nach Spezies und so hatte Ridley – wie es schien zu Recht – gehofft anderswo benachteiligte Kandidaten mit einer lukrativen Position und dem Angebot einer Beförderung abwerben zu können. Grade sortierte der frisch gebackene Legat noch einige Papiere, bevor er sich unvermittelt erhob und sich zum Kopfende des Tisches begab.


„Guten Abend, werte Kollegen“

, sagte der Chiss und richtete seine roten Augen auf die Anwesenden. Seine Stimme war melodisch und von dem Hauch eines Akzentes gefärbt.

„Bevor wir mit der Tagesordnung bezüglich der bald ankommenden neuen Bürger beginnen, möchte ich einen Vorschlag unterbreiten. Meine Assistentin teilte mir mit, dass besagte neue Bürger in Zeltstädten auf dem Gelände der imperialen Garnison in Abyston untergebracht werden sollen, bis neue Wohnungen fertig gestellt wurden. Ich habe mir die Freiheit genommen ebenfalls ein Konzept für dieses Problem anzufertigen. Gouverneur, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich es vorstelle?“

Neugierig zog Ridley die Augenbrauen hoch. Nachdem das erste Meeting zu diesem Thema mit der gewaltsamen Absetzung Legat Talzins geendet hatte, hatte Legatin Kolba ebenjenes Konzept ins Spiel gebracht. Ein Konzept, das zwar unpraktisch, aber notwendig schien, um die neuen Bürger unterzubringen. Dass Belin dieses Problem praktisch an seinem ersten Tag bemerkt und auch sofort eine mögliche Lösung parat hatte, sprach für ihn. Kurz warf Ridley Kolba einen Blick zu, die jedoch keineswegs entrüstet wirkte. Stattdessen spiegelte sich in ihrer Aura Neugier, sowie eine vorsichtige Erleichterung wider.

„Natürlich, Legat. Ihre Initiative ist höchst willkommen.“

, gab Ridley zurück und nahm einen Schluck von hens inzwischen trinkbar gewordenem Caf. Der Chiss nickte mit neutralem Gesichtsausdruck.

„Dass Gyndine ein Flottenstützpunkt ist, nehme ich an ist bekannt. Im Zuge meiner vorherigen Position habe ich erfahren, dass aktuell eine Erneuerung der Infrastruktur ansteht. Bisher wurde zu Instandhaltungszwecken das Supertanker Kraftstoffdepot ‚Azur‘ verwendet. Dabei handelt es sich, wie der Name schon sagt, um ein mobiles Kraftstoffdepot mit einem Hyperraumantrieb und gewisser Bewaffnung. Die Azur soll jedoch ausgemustert werden, um Raum für einen Neubau zu schaffen.“

Legat Belin hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und trug sein Konzept in einer trockenen Weise vor, die zusammen mit seiner melodischen Stimme eine etwas einschläfernde Wirkung hatte. Dennoch hatte Ridley genug Kontrolle über sich, sich dies nicht anmerken zu lassen. Stattdessen verschränkte hen die Arme vor der Brust und nahm einen weiteren Schluck Caf.

„Supertanker Kraftstoffdepots sind insofern für unsere Zwecke geeignet, dass sie problemlos auf einem Planeten gelandet werden können, um von dort aus ihren Dienst zu tun. Das gilt auch und vor allem für Wasserplaneten mit einem Salzgehalt ähnlich Truuines. Zusätzlich bietet ein Schiff dieser Art mit nur geringfügigen Umbauten circa 20.000 Einwohnern Platz, wenn besagte Einwohner bereit sind etwas zusammenzurücken. Mein Konzept sieht also vor die Azur zu erwerben und dann nahe der Schiffsfabrik vor der Stadt Abyston zu landen. Auf diese Weise können wir erstens temporären Wohnraum für zehntausende Neuankömmlinge schaffen, zweitens mittelfristig festen Wohnraum bei Abyston bereitstellen und drittes für eine einfache Möglichkeit sorgen frisch gebaute Schiffe direkt vor Ort zu betanken. Schließlich ist die Struktur in der Lage als Basis für Jäger zu Wasser und in der Luft zu dienen. Alles in allem also eine äußerst zweckmäßige und vor allem vielseitige Anschaffung. Vielen Dank.“

Mit einem dünnen Lächeln schloss Belin seinen Vortrag ab und stellte einen kleinen Holoprojektor auf den Tisch, über dem das blaue Abbild des beschriebenen Schiffes erschien. Dann machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Platz. Ridley unterdessen erwog den Vortrag des Chiss. Alles in allem klang die Idee machbar und sinnvoll, doch fehlten hem noch einige wichtige Details.

„Wie genau stellen wir uns die Finanzierung eines solchen Projektes vor, Legat? Ist die Gyndiner Verwaltung überhaupt willens uns das Schiff zu überlassen?“

, fragte Ridley, während auch die anderen Anwesenden sich bereit zu machen schienen, den Vorschlag auf Herz und Nieren zu testen.

„Da die potentielle Finanzierung in meinen Bereich fällt, habe ich mir erlaubt einige Projektionen durchzuführen. Truuine ist finanziell in der Lage das Schiff anzuschaffen. Kurzfristig ist es teurer als ein vergleichbares Bauprojekt mit Zwangsarbeitern, jedoch können wir die Azur sofort aufstellen und können mittelfristig davon ausgehen, dass ihre Anschaffung sich amortisiert. Was die Verfügbarkeit angeht, so sind mir keine bisher bestehenden Verträge bekannt. Der aktuelle Plan scheint zu sein das Schiff zu verschrotten. Mit Ihrer Erlaubnis, Gouverneur, kann ich jedoch eine Anfrage stellen.“

Bedächtig nickte Ridley. Belin schien die Sache gut durchdacht zu haben. Ein ermutigendes Attribut an dem neuen Legaten. Mit einem Nicken ermutigte hen die anderen Anwesenden ihre eigenen Fragen und Anmerkungen vorzubringen und lehnte sich neugierig in hens Stuhl zurück.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Meetingraum ] Ridley, und sowie Legatin Kolba, Legat Di Ghuta, Legat Belin und weitere ranghohe Regierungsmitglieder
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Zellblock A / Duschen ] Qowrow, sowie Vorn, Talzin, Berogon und weitere Gefangene

Der Morgen ihrer Flucht brach so unspektakulär an wie eigentlich jeder Tag in der Mountain Lodge. Frühstück, Duschen, dann Freizeit. Doch genau diese Freizeit war es, in der das Unmögliche möglich gemacht werden sollte. Wie verabredet trafen die Verschwörer sich in den Duschen, die hier im oberen Stockwerk ganz in der Nähe des Eingangs gelegen waren. Sie alle waren bei ihrer Ankunft zunächst hier abgefertigt und mit fluoreszierendem Farbstoff bedeckt worden. Jetzt, nach Monaten der Arbeit, war das Mittel größtenteils verblasst, oder, wie in Qowrows Fall, samt seiner Haare ausgefallen. Dennoch kamen ihm die Duschen an diesem Morgen anders vor, als sie über die ganze letzte Zeit während ihres Ausbruchs gewirkt hatten. Zurück war jener Eindruck eines alles verschlingenden Schlundes, der am ersten Tag auf ihn eingewirkt hatte.

Mühsam seine Nervosität niederkämpfend hielt Qowrow sich am Rand der Gruppe, die sich um den Legaten versammelt hatte. Noch einmal ging Talzin seinen Plan durch, der an diesem Morgen denkbar einfach war: Zuschlagen, Tor öffnen, laufen. Natürlich hing alles davon ab, ob die Nachricht angekommen war. Wenn die Rebellen kein Transportmittel geschickt hatten, würde es das gewesen sein. Entweder würden sie erfrieren, oder – fast noch schlimmer – das Imperium würde sie wieder in die Finger bekommen. Und was man dann mit flüchtigen Zwangsarbeitern mit Wärtern auf dem Gewissen anstellen würde, konnte Qowrow sich vorstellen. Doch es half alles nichts. Im Leben musste man manchmal ein Risiko eingehen, wenn man weitermachen wollte. Und der Wookiee war bereit sein Leben genau dafür zu riskieren: Für eine lebenswerte Existenz. Irgendwo, weit entfernt von der Mountain Lodge.


„Also los, der Plan ist klar! Für ein freies Truuine und…möge die Macht mit euch sein.“

, schloss da der Legat seine Ausführungen und die Verschwörer wandten sich zum Gehen. Qowrow, Berogon, Vorn und die Talz gingen vor, während Talzins Karkarodon die Nachhut bildeten, ihren Anführer in der Mitte. Qowrow entging nicht, dass über die ganze Zeit hinweg kein neues Mitglied ihrer Truppe zu einem neuen Leibwächter ihres Anführers aufgestiegen war. Von Anfang an hatte eine klare Hierarchie des Vertrauens bestanden, die auch jetzt nicht aufgebrochen wurde. Dem Wookiee war klar, dass er nur hier war, weil Talzin ohne ihn nicht ausbrechen konnte. Doch dass der humanoide Hai ihm ungefähr so sehr vertraute wie er ihn werfen konnte, war etwas, das Qowrow akzeptiert hatte. Es war zu ihrem Vorteil zusammenzuarbeiten. Zumindest bis zu genau der Sekunde in der es das nicht mehr war.

Ihr Weg führte sie aus den Duschen hinaus und hin zu dem langen Korridor, der nach draußen führte. Hier hatte man erst vor kurzem eine Panzertür installiert, die sowohl Bedrohungen von außen abhalten als auch Gefangene im Inneren sichern sollte. Eine zweite Panzertür, einige Meter tiefer im Inneren, befand sich noch im Bau. Später würde die Konstruktion wohl so eine Art Schleusensystem bilden. So jedoch waren die Gefangenen in der Lage den Wachraum zu sehen, über den die äußere Panzertür kontrolliert wurde. Ein Wachmann stand entspannt mit dem Rücken gegen die äußere Tür gelehnt und rauchte. Ein Blastergewehr hing locker über seine Schulter, eingeklemmt zwischen Rücken und Durastahl. Ein Stunstab hatte er an seinen Gürtel gehängt. Im Wachraum selber hockte eine Handvoll weiterer Wachen, die auf der Kontrollkonsole Sabacc spielten.


„He, was wird‘n das?“

, fragte der Raucher, als die Gefangen auf vielleicht fünfzehn Meter an ihn herangekommen waren. Qowrow straffte sich. Jetzt oder nie.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Tief im Berg / Vor der Inneren Eingangstür ] Qowrow, sowie Vorn, Talzin, Berogon, weitere Gefangene und Wachen
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Westflanke / Schildkontrollanlage ] Ridley, sowie hochrangige Regierungsvertreter

Dicke Schneeflocken aus einem trübgrauen Himmel gingen über der Menge nieder, die sich auf dem Gelände der kleinen Anlage versammelt hatte. Der umzäunte Bereich befand sich auf dem im Westen an die Stadt Moraband angrenzenden Berg und bot einen exzellenten Blick auf das Praxeum und das neue Prachtboulevard. Im Zentrum der Anlage selbst befand sich ein unscheinbares Durabetongebäude mit spitzem Dach, vor dem ein rotes Band aufgespannt worden war. Am Rand des Zaunes hatte sich ein Kamerateam positioniert, um die Zeremonie aufzuzeichnen.

Ridley Solaris, Truuines Gouverneur, stand mit dem Gesicht zur Menge und hatte ein staatsmännisches Lächeln aufgesetzt, mit dem hen Gäste, wie Reporter bedachte. Eigentlich hatte hen selbst die Enthüllungsrede für Morabands bisher ambitioniertestes Bauprojekt halten wollen, hatte jedoch im letzten Moment eine bessere Kandidatin dafür gefunden. Aufmunternd nickte Ridley nun auch der neben hem stehenden Patrolianerin zu, woraufhin die frisch gebackene Präfektin Morabands vortrat. Präfektin Calhunow war erst vergangene Woche nach einem langen und anstrengenden Bewerbungsprozess berufen worden, bei dem sie sich gegen eine ganze Reihe anderer Kandidaten durchgesetzt hatte.

So konnte Ridley sich nun entspannt zurücklehnen, während die Patrolianerin zu den aufgebauten Mikrofonen trat und damit begann den Zweck des Gebäudes zu enthüllen. Über ein Jahr war vergangen, seit Bauleiter Mori Mar Mar die Idee vorgestellt hatte, Moraband als Gesamtes unter einen einzelnen, großen Atmosphäreschild zu bringen. Mit ihrer polaren Lage würde die Stadt immer das Problem eisiger Temperaturen im Sommer und klirrender Kälte im Winter haben, was eine effektive Besiedelung des Gebietes erschwerte. Doch ermöglichte ihre Lage zwischen zwei Bergen eine recht unkomplizierte Installation eines Schildes, der warme Luft im Inneren halten würde. Recht unkompliziert war jedoch dahingehend ein Euphemismus, dass es Monate der Arbeit an gefrorenen Steilwänden und in den kalten Tiefen des Berges gebraucht hatte, um alle nötigen Voraussetzungen zu schaffen.

Nun jedoch spannten Atmosphäreschildemitter die Flanken beider Berge Morabands entlang und ein erweitertes Geothermalkraftwerk lieferte genug Energie, um sowohl den Schild aufrecht zu erhalten als auch die darunter eingesperrte Luft zu erhitzen. Moraband stand endlich kurz davor wirklich bewohnbar zu werden. Eine Entwicklung die für alles Stand, war Ridley seit hens Amtsantritt auf dem Planeten geleistet hatte. So viel und noch ein paar weitere Floskeln sagte auch Präfektin Calhunow in ihrer Rede, bevor sie sich schließlich zu Ridley umdrehte und hen eine breite Schere reichte, um die Schildkontrollanlage einzuweihen.


„Es ist mir eine große Ehre diesen lang erwarteten Schritt – und Schnitt – endlich tun zu können.“

, sagte Ridley mit Blick auf die Kameras und durchschnitt das rote Band. Im Innern des Gebäudes nahm der designierte Kontrolleur dies als sein Zeichen und aktivierte den Atmosphäreschild, dessen einzelne Untersektionen mit einem dumpfen Summen damit begannen sich eine nach der anderen einzuschalten. Der Blick vom Schildkontrollzentrum auf die Stadt färbte sich blau und die anwesenden Gäste begannen damit höflich zu applaudieren. Der Rest des Termins lief ab wie auch andere seiner Art. Es gab eine kurze Pressekonferenz mit vorbereiteten Fragen für die Präfektin, Ridley und den Bauleiter, dann führte ein Arbeiter die hochrangigeren Gäste durch die kleine Kontrollanlage. Und schließlich waren alle Beteiligten dann doch froh endlich wieder aus der Kälte herauszukommen. Hinein in die sich bereits spürbar erwärmende Stadt.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Westflanke / Schildkontrollanlage ] Ridley, sowie hochrangige Regierungsvertreter
 
[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Tief im Berg - Vor der Inneren Eingangstür in einem Gang - Vorn, Berogon und Qowrow, zwei Talz und Kararodon und der Legat]

Er war am Morgen nicht gekommen, weshalb Vorn nun doch relativ sicher war, dass Stara verstanden hatte. Womit ihm auch nicht die Entscheidung abgenommen worden war, ob er denn nun wirklich den Plan des Legaten vereiteln oder doch mitgehen sollte. Diese zu treffen hatte langes Nachdenken erfordert und so manche Stunde Schlaf entweder komplett gekostet oder zumindest vergiftet. Er war müde erwacht. Aber dafür entschlossen. Er würde dem Imperium helfen. Ein Gedanke, an den sich Vorn erst noch gewöhnen musste. Die letzten drei Monate war kaum ein Tag vergangen, an dem er sich nicht selbst wieder und wieder geschworen hatte, alles zu tun, außer dem Imperium auch nur im Ansatz gefällig zu sein. Und diese Einstellung bestand zum Teil immer noch. So würde er auch weiterhin kein Bürger des Imperiums oder dieses Planeten werden. Doch Stara selbst hatte bewiesen, wozu das Imperium fähig war. Die eigenen Soldaten und anderen Uniformträger mochten alle dürre Schlappschwänze oder Weiber sein, doch die von ihnen rekrutierten Söldner waren ein ganz anderes Kaliber. Vorn würde sich also nicht dem Imperium anschließen, sondern sich von diesem bezahlen lassen. Eben auch als Söldner oder wie man das auch immer nennen sollte. Auf jeden Fall würde er sich nicht dem Legaten anschließen. Was sollte er dort draußen? Er hätte nicht einmal Vermutungen anstellen können. Aber das Imperium kannte er inzwischen ein bisschen. Oder zumindest eine ihrer Anlagen. Und falls diese repräsentativ war, gab es in der gesamten Organisation kleine Ecken und Flecken, in denen es sich durchaus gut leben und arbeiten ließ. Zumindest so lange, bis Vorn Maggas Lehren umsetzen konnte.

Dafür bedurfte es eines Fundamentes und dieses wurde heute gelegt. Sie befanden sich bereits in dem Gang, welcher in einer massiven magnetischen Sicherheitstür endete, die man unmöglich mit reiner Muskelkraft öffnen konnte. Daran lehnte eine Wache, die offensichtlich nicht mit Problemen rechnete und rechts daneben ein durch Transparistahl sichtbarer Raum für weitere Wachen, in denen sich diese auch befanden und irgendetwas taten. Vorne weg gingen die „Söldner“ des Legaten. So bunt und uneinheitlich und vor allem so Nicht-Karkarodon, dass Vorn schon bei der Aufstellung dieser Gruppe an „Kanonenfutter“ hatte denken müssen. Nicht das er diese Strategie kritisierte. Er wäre genau so vorgegangen. Dahinter kamen dann die humanoiden Haie mit ihrem Schützling. Sobald die Wache die Gruppe um Vorn bemerkte, verstand sie ziemlich schnell, dass das hier nicht normal war und zückte ihre Waffe. Obwohl der Gang an sich durchaus breit war, war der Abstand gering und sie zu viele, als das er nicht doch irgendwen treffen würde, sollte der Wärter nun schießen. Dies zu verhindern war Aufgabe eines der Spinnen-Parasiten-Kopf-Winter-Wookiees, also Talz. Der griff sich an den Rücken und holte ein Stück undefinierbaren Metalls heraus, welcher wie ein Speer geformt war. Ohne zu zögern - und vor allem ohne auf den Imperialen zu warten -, warf er ihn.

Bei allem durch Ekel ausgelösten Spott, der Wurf saß, das musste man sagen. Nicht nur traf er den Imperialen direkt ins Herz, der improvisierte Speer durchschlug ihn auch scheinbar mühelos und flog wohl nur deshalb nicht durch den gesamten Körper, weil die Tür im Weg war. Ein lautes metallisches „Klong“ hallte durch den Gang und vielleicht dieser oder auch die Worte der nun toten Wache alarmierte den Rest der Bande. Zwei Wachen kamen sofort zur Tür, die zum Gang führte. Beide bullig und offenbar gerne nahe am Geschehen. Es waren ebenfalls Karkarodon und einer, der eine tiefblaue Haut besaß, trug obendrein irgendwelche Abzeichen, die ihn wohl als ein Offizier irgendeinen Ranges auszeichnete. Er machte ein paar Gesten und brüllte auch etwas, das schwer nach Befehlen klang, auch wenn Vorn sie nicht wirklich verstand. Noch bevor sich diese Tür öffnete, erklang ein Alarm und an verschiedenen strategischen Punkten leuchteten rote Lampen auf. Dann öffnete sie sich und die beiden Haifischmenschen kamen heraus und versuchten gar nicht erst zu verhandeln. Mit Schlagstöcken, die sogar noch einmal fieser aussahen als die normalen Schockstäbe, näherten sie sich. Die Talz warfen sich ihnen entgegen, weil sie am nächsten dran standen. Bevor man ihnen helfen konnte kamen zwei weitere Wachen, diesmal mit Blastern bewaffnet, heraus. Einer war Quarren, der andere irgendetwas ähnliches. Passend zu ihren Waffen waren sie eher schlank und groß, wirkten aber ähnlich kompetent und gefasst. Sie feuerten gleich drauf los, verfehlten aber mit ihren Betäubungsschüssen, da sich alle Häftlinge zu nahe an den beiden im Nahkampf befindlichen Wachen gehalten hatten.

Im nächsten Schritt wollten
Berogon und der Wookiee sich von gleich zwei Seiten um die Nahkämpfer herum auf diese Schützen werfen, doch plötzlich passierte etwas, womit wohl keiner so Recht gerechnet hatte. Gleich beide Talz wurden beinahe zeitgleich niedergestreckt und fielen, die Schockstäbe noch an ihre Körper gedrückt, nach vorne um. Die beiden anderen großgewachsenen Häftlinge improvisierten, stießen den linken – den Offizier – weg, packten beide zusammen den rechten, stießen ihn vor sich her und nutzten diesen lange genug als lebendes Schild, bis sie bei der Tür zum Wachraum angekommen waren. Eben diese Tür sollte nun vom letzten noch verbleibenden Wärter innerhalb des Raumes geschlossen werden. Doch der war offensichtlich ein blutiger Anfänger und total überfordert. Er schien wohl einen passenden Knopf drücken zu wollen, doch versagte und im nächsten Augenblick landeten Berogon, der Wookiee und die beiden Schützen gemeinsam als ein Knäuel in dem Raum. Dicht gefolgt von zwei weiteren Karkarodonhäftlingen. Vorn unterdes hatte sich zurückgehalten, konnte nun aber nicht länger abwarten. Der ins Stolpern geratene imperiale Offizier sah kurz zum Wachraum, schien dann eine Entscheidung zu treffen und richtete als nächstes seine Aufmerksamkeit auf Vorn und den Legaten, während sich die Tür zum Wachraum schloss...

[Truuine System - Truuine - Nordpolares Gebirge - Mountain Lodge - Tief im Berg - Vor der Inneren Eingangstür in einem Gang - Vorn, Berogon und Qowrow, zwei Talz und Kararodon und der Legat]
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / LAAT/i / Ozean nahe Abyston ] Ridley, sowie Belin, Kota Kolba und Mak Kaldha

Der Flugwind gab sein bestes Ridleys perfekt sitzende Frisur durcheinanderzubringen, während das LAAT/i über die saphirblauen Wellen des tropischen Ozeans fegte. Doch er war kein Gegner für das wetter- und wasserfeste Industriehaarspray im persönlichen Repertoire des Gouverneurs. In Sichtweite der geöffneten LAAT/i-Seitenluke, einige Klicks entfernt, glitzerte die Stadt Abyston um die der Transporter in weitem Bogen zu Kreisen begonnen hatte. Ebenfalls an Bord waren die Legat:innen Belin und Kolba, die beide den heutigen Erfolg gleichermaßen zu verantworten hatten. Etwas abseits stand die Gotal-Bauleiterin Mak Kaldha, ein Datapad in der freien Hand. Wie ihr Gouverneur auch standen sie alle, Hände in Haltegurte gekrallt, in dem nach außen hin geöffneten Frachtraum und hatten ihre Blicke gen Himmel gerichtet. Um die Zeit der ranghohen Regierungsvertreter nicht zu verschwenden, wartete die Azur bereits seit einigen Stunden im Orbit und würde nun ihren Abstieg auf die Oberfläche beginnen.

Und tatsächlich. Während das LAAT/i weiter seine Bahn zog, erschien ein keilförmiger Schatten am Himmel, der rasch größer wurde. Zwar hatte Ridley gelesen und verstanden, dass das Raumschiff eine Länge von um die 500 Metern besaß, doch war der Anblick von einer derartigen Menge Durastahl am Himmel dennoch ein außergewöhnlicher Anblick. Der Supertanker senkte sich langsam ab und bewegte sich auf die Stelle im Ozean zu, wo er in der Nähe der Schiffsfabrik fürs erste abgestellt werden würde. Von Haus würde er quasi sofort tausenden Bürgern als Heimstatt und neu gebauten Schiffen als Auftankstation dienen können. Und dies war noch vor seiner Generalüberholung. Auch der Supertanker würde von seiner Position nahe der Fabrik profitieren und heute noch sein eigenes Kontingent Arbeiter bekommen, die ihn zunächst gründlich warten würden, bevor sie einen detaillierten Modifikationsplan erstellten.

Das Dienstprofil der Azur würde anders sein als sie es von Gyndine gewöhnt sein würde. Auf Truuine würden Bewaffnung und Hyperraumantrieb überflüssig sein, während so viele Wohneinheiten wie möglich benötigt würden. Die nächsten Monate über würde also eine aktive Nutzung des Schiffes mit gleichzeitigen Arbeiten einhergehen. Dies würde für alle Beteiligten sicherlich mit allerlei Umständen verbunden sein – zum Beispiel war kein Platz, um Zwangsarbeiter auf der Azur unterzubringen, weswegen sie jeden Morgen von Abyston aus transportiert werden mussten – doch hatte Ridley festes Vertrauen in die Fähigkeiten von hens Verwaltung. Wie Mori Mar-Mar in Moraband hatte auch Mak Kaldha in Abyston und Osicia Großes geleistet.

Einen Moment lang schwelgte Ridley in dem Fortschritt, den Truuine mit jedem Tag machte, bevor hens Gedanken schließlich an der Rebellenstadt am Südpol hängen blieben. Die Rebellen Port Ryloths drohten alles zu zerstören, was hen hier aufgebaut hatte. Die regressiven Kräfte wollten das Rad zurückdrehen und den Planeten zurück in ein Zeitalter ökonomischer Stagnation und eines albernen Spezieskonfliktes zurückreißen. Hen hatte den Luxus besessen eine Weile nicht an dieses Problem denken zu müssen, doch noch immer faulte die Rebellion am Südpol vor sich hin und bald würde hen aktiv werden müssen, um sie zu zerschlagen.

Hens Hochstimmung von diesem Gedanken getrübt, sah Ridley trotzdem mit Spannung zu wie die Azur sich weiter absenkte und schließlich im Wasser versank. Der Meeresboden war an dieser Stelle grade tief genug, dass die rautenförmige Kopfstruktur über die Wellen hinausragen würde. Zufrieden nickte der Gouverneur.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / LAAT/i / Ozean nahe Abyston ] Ridley, sowie Belin, Kota Kolba und Mak Kaldha
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Abyston / Militärgarnison / Lauchlans Büro ] Ridley, sowie Conall Lauchlan

Schon beim Betreten des Raumes spürte Ridley die Anspannung, die von Connall Lauchlan ausging. Der kleine, aber stämmige Mann hatte ein gespieltes Lächeln aufgesetzt, während er wie üblich die Hand der Gouverneurin in einem schraubstockartigen Griff zu zerquetschen drohte. Ridley hielt dagegen und schließlich sprach er mit Blick auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch eine Einladung sich zu setzen aus. Beide wussten sie, weswegen der Gouverneur hier war. Es war eine Konfrontation, kein Freundschaftsbesuch, obwohl er zweifelsohne so beginnen würde.

„Zunächst ist es mir eine Freude, Sie zu Ihrer Beförderung zu beglückwünschen, Lieutenant Colonel“

, sagte Ridley mit einem breiten Lächeln, ließ sich jedoch nicht auf dem angebotenen Stuhl nieder.

„Warum machen wir nicht einen Spaziergang um die Basis?“

Das kleine Büro des Soldaten war stickig und Ridley hatte nicht vor sich wie eine Bittstellerin auf den unbequemen Stuhl vor seinem Schreibtisch zu hocken.

„Meinetwegen. Ich danke für die Glückwünsche, Gouverneur.“

, gab Lauchlan trocken zurück und trat zur Tür, um sie Ridley aufzuhalten. Den Fakt, dass der Mann befördert worden war, hatte er in erster Linie hem zu verdanken. Als hen den Planeten übernommen hatte, hatte Lauchlan lediglich den Rang eines Captains bekleidet. Nun, zwei Ränge weiter oben, würde er das Kommando über ein ganzes Regiment, bestehend aus drei Bataillonen übernehmen. Und das trotz seines anhaltenden Starrsinns sich aus allen bewaffneten Konflikten der letzten Jahre herauszuhalten. Sein einziger Verlust war ein AT-AT Swimmer gewesen, der von den Rebellen geraubt worden war und nun gegen Ridleys Regime eingesetzt wurde.

Lauchlan und Ridley schritten stumm durch den Korridor, der zum Büro des Lieutenant Colonel führte. Der Gouverneur hatte beschlossen, das unangenehme Schweigen eine Weile lang köcheln zu lassen und ließ sich schließlich auch die Tür zum Exerzierplatz aufhalten, ohne, dass auch nur ein weiteres Wort gewechselt worden war. Früher hätte hen schon lange aufgegeben, doch heutzutage verfügte hen über einen übernatürlichen Einblick in den Geist des Menschen. Ein Einblick, der hen genau verfolgen ließ wie der Entschluss Ridley auflaufen zu lassen langsam aber sich er an Macht verlor, bevor er schließlich doch das Schweigen brach und stehen blieb.


„Was genau kann ich denn jetzt für Sie tun, Gouverneur?“

Auch Ridley hielt inne und sah dem Soldaten von oben herab fest in die Augen.

„Ich möchte die militärische Hilfe der Garnison gegen die rebellische Stadt Port Ryloth einfordern.“

, gab hen fest zurück und beobachtete das Augenrolle in Lauchlans Geist, wenn schon nicht in seinem Gesicht.

„Nein.“

, gab der Mann mit fester Stimme zurück und starrte seinerseits zu Ridley hoch.

„Ich bin verpflichtet einzugreifen, wenn der Konflikt die Stabilität des Planeten bedroht. Eine Stadt zu erobern, die, wenn ich nichts tue, trotzdem in einem Zustand der Belagerung verbleiben wird, gehört nicht in diese Kategorie. Wenn ich das so sagen darf, Gouverneur, Sie machen einen zu guten Job, als dass sie wirklich meine Hilfe brauchen würden.“

Einige Herzschläge lang dauerte das Blickduell weiter an, dann fuhr er fort:

„Der von Ihnen präsentierte Plan ist von einer Verschwendungssucht geprägt, die ich nicht gutheißen kann. Die Invasion des Südpols wird unverantwortliche Mengen Material und Soldaten verschlingen, da der Feind dort unten jeden Vorteil auf seiner Seite hat. Für einen Guerillakrieg in arktischen Bedingungen sind meine Untergebenen nicht ausgebildet. Die Antwort ist also nein! Wenigstens solange die Kämpfe sich auf den Südpol beschränken und Sie über eine einfache Alternative verfügen den Konflikt binnen eines Tages beizulegen!“

Ridley zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Binnen eines Tages wäre mir neu. Bitte erleuchten Sie mich, Soldat“

Während hen sprach, erkannte hen das Flackern in der Aura des Mannes. Dieser zögerte jedoch nur einen Moment, bevor er sagte:

„Wenn Sie der Stadt ein orbitales Bombardement androhen würden, würde sie sich vermutlich ergeben. Und wenn nicht, sollten sie es durchführen. Wir haben nun dank Ihnen die genaue Position der Rebellenbasis. Dieses Wissen müssen wir nutzen, um ein Blutbad zu verhindern. Unter unseren Truppen zumindest.“

Ridley lächelte, um eine Grimasse zu unterdrücken. Mit dieser Antwort hatte hen natürlich gerechnet und auch mit Lauchlans Unwilligkeit seine Truppen zu opfern. Im Lichte eiskalter Logik war das natürlich ein valides Vorgehen: Bereit zu sein 250.000 Einheimische in einen rauchenden Krater zu verwandeln. Allein diese Bereitschaft und das Wissen des Gegners darum konnte einen Krieg verhindern, bevor er begann. Doch Ridley war am Ende des Tags nicht bereit dies zu tun und vermutete, dass Gegner dies wusste. Wenigstens musste hen dafür planen den Südpol im Zweifel auch militärisch zu erobern. Eine Viertelmillion neuer Arbeiter für Truuine hätte hen sich nicht entgegenlassen können, selbst wenn der Zirkel der Hexer nicht explizit den zentralen Tempel der Stadt im Eis als Missionsziel benannt hätte.

„Und wie stellen Sie sich vor, wie die Greyhound ein Base Delta Zero durchführen würde?“

, fragte Ridley und sah den Soldaten herausfordernd an. Dass der Tartan-Kreuzer nicht für dieses Missionsprofil geeignet war, wussten sie beide und vielleicht konnte Ridley auch aus einer Ablehnung noch etwas für Truuine herausschlagen. Lauchlan seufzte.

„An sich steht Truuine inzwischen ein größeres Zollkontingent zu. Ich kann dem Flottenkommando empfehlen die Systemverteidigung um mindestens zwei weitere Schiffe aufzustocken. Schiffe mit der Fähigkeit Port Ryloth restlos in den Boden zu stampfen.“

Langsam nickte Ridley. Dass sich Truuine unter der Mindestmenge Schiffe für eine funktionierende Systemverteidigung bewegte, war hem schon lange klar, doch hatten alle bisher verfassten Briefe und Forderungen die Schiffe aufzustocken nicht gefruchtet. Wenn der Befehlshaber des lokalen Militärs dies empfahl, würde es hoffentlich ein wenig anders aussehen.

„Dann tun Sie das bitte auch. Und sollte es zu einem Bodenkampf kommen, dann erwarte ich wenigstens Ihre Kooperation bei einer orbitalen Blockade.“

Lauchlan nickte resigniert.

„Wie Sie wünschen, Gouverneur.“

Ridley verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Den Südpol ohne Kooperation des Militärs zu erobern würde eine äußerst hässliche Angelegenheit werden. Doch hatte hen nicht alle Mittel ausgeschöpft den Konflikt zu beenden, bevor er begann.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Abyston / Militärgarnison / Exerzierplatz ] Ridley, sowie Conall Lauchlan
 
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Kontrollraum der Inneren Eingangstür ] Qowrow, sowie Vorn, Talzin, Berogon, weitere Gefangene und Wachen

Mit einem Brüllen machte Qowrow seinen Gefühlen Luft, während er mit seinem Gegner rang. Der junge Karkarodon wehrte sich, getrieben von nackter Todesangst, überraschend heftig, konnte sich jedoch schließlich nicht gegen den Wookiee durchsetzen. Mit einem nassen Schmatzen löste sich ein Arm von einem Torso und Qowrow schlug mit seiner neuen Waffe zu. Immer und immer wieder, bis der Kerl sich nicht mehr wehrte. Dann sah er mit wildem Gesichtsausdruck und Blut triefendem Pelz auf und stellte fest, dass sie den Wachraum für sich eingenommen hatten. Brummend stieß er einen erschrocken dreinblickenden Berogon zur Seite und befahl der Außentüre über die Bedienkonsole sich zu öffnen.

Schließlich griff er sich ein Blastergewehr, das bis eben vergessen an einem Tisch gelehnt hatte und bedachte es mit einem abschätzigen Blick. Die Waffe war künstlich auf Betäubungsschüsse festgestellt worden, doch war die Modifikation krude genug, um mit relativ einfachen Mitteln umgangen zu werden. Mit einem kalkulierten Schlag schmetterte er sie gegen die Bedienkonsole und wurde für seine Mühen mit einem metallischen Klirren belohnt. Zwei nun scharfe Schüsse in die Technik und die Konsole erbrach Funken und Rauch. Eine hässliche Grimasse, die man unter anderen Umständen vermutlich ein Grinsen hätte nennen können, teilte das Gesicht des Wookiees und mit einem Fauchen stürmte er zurück in den Gang. Dort bedrängten die überlebenden Wachen grade Vorn und zwei Karkarodon, während Talzin und seine persönliche Garde bereits vor den Außentüren warteten. Quälend langsam schob die Magnettür sich auf.

Seinem blutrünstigen Gemütszustand zum Trotz hob Qowrow das Blastergewehr bewusst langsam an, zielte und fällte dann den Offizier mit drei Schüssen in den Rücken. Zwei weitere Wachen fielen und dann hatten sie endlich freie Bahn. Talzin und seine Freunde warfen sich durch die Tür, dicht gefolgt von Vorn, Qowrow und Berogon. Im nächsten Moment schlug ihnen der eisige Polarwind entgegen, der über ebenjenes Felsplateau fegte, auf dem sie vor bald vier Monaten angekommen waren. Die Wohncontainer, die damals noch einen Gutteil der freien Fläche eingenommen hatten, waren verschwunden und gaben nun einen Blick auf die von der aufgehenden Sonne rötlich gefärbten Berge frei. Qowrow spürte ein unangenehmes Ziehen in seinem Gesichtsfell, während das warme Blut des Karkarodon in kürzester Zeit zu Eiskristallen wurde.

Für einen Moment sank das Herz des Wookiees, während er Talzin nach über das Plateau sprintete. Wo war ihr Weg hier hinaus? Doch dann drang das Dröhnen eines Antriebs an seine Ohren und ein Schiff senkte sich ab, wo der Fels einem steilen Abhang wich. Wohl nicht landen wollend hatte der etwa fünfzig Meter lange Frachter ihnen sein Heck zugedreht, wo eine geöffnete Ladeluke klaffte. Eine Rodianerin stand mit beiden Beinen auf dem Metall, die Hand in einen Haltegurt gekrallt und winkte den fliehenden Gefangenen wild zu.


„Beeilt euch! Nehmt die Beine in die Hand!“

, rief sie unnötigerweise, doch Qowrow gab sich trotzdem Mühe schneller zu laufen. Von hinten drangen die Rufe anrückender Verstärkung an seine Ohren und, nur um sicher zu gehen, gab er blind einige Schüsse nach hinten ab. Ein frustriertes Brüllen entrang sich seinen Lippen. Er würde sich nicht auf den letzten Metern doch noch wieder einfangen lassen!


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Nordpolares Gebirge / Mountain Lodge / Äußeres Plateau ] Qowrow, sowie Vorn, Talzin, Berogon, weitere Gefangene und Wachen
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Meetingraum ] Ridley und Matthew, sowie Legat Di Ghuta, Conall Lauchlan, Colonel Perl, Colonel Jal'daan und weitere ranghohe Regierungsmitglieder

Mühsam versuchte Ridley den nervösen Tick zu unterdrücken, der sein Bestes gab in Erwartung des kommenden Termins an die Oberfläche zu kommen. Mir ausdruckslosem Gesicht saß hen in hens bequemen Sessel am Kopfende des großen Konferenztisches und starrte auf den abgeschalteten Holoprojektor in seiner Mitte. Ebenfalls anwesend waren Matthew, Legat Di Ghuta, Lieutenant Colonel Lauchlan, sowie die beiden Befehlshaber der Schwarzen Garde, die Colonels Jal’daan und Perl. Dazu kamen jene Individuen, die jeweils für die Planetaren Sicherheitskräfte und die Sternenjäger zuständig waren. Kurz, all jene, die ein Interesse daran hatten, die Entscheidung auf der Tagesordnung in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Die Konferenz selbst war bereits vorüber. Beinahe zwei Stunden lang hatten erhitzte Gemüter über das Für und Wider einer Invasion des südlichen Eisschildes diskutiert. Lauchlans Seite hatte bei ihrem Argument für ein orbitales Bombardement vor allem dadurch Aufwind gewonnen, dass am vergangenen Tag endlich die versprochene Verstärkung der Systemverteidigung eingetroffen war. Der Tartan-Kreuzer Greyhound war nun nicht länger ein Einzelkämpfer im Orbit. Zusätzlich verliehen die Marauder-Korvette Reconquista Yevetha und der Strike-Kreuzer Justica der Einsatzgruppe eine Schlagkraft, von der Ridley bei hens Ankunft auf Truuine nicht zu träumen gewagt hatte. Dies bedeutete jedoch auch, dass ein Base Delta Zero in greifbare Reichweite gerückt war, wenn Ridley es autorisierte. Keine kleine Verantwortung, war es doch am Ende des Tages eine Entscheidung zwischen hunderttausenden toten Zivilisten und einem Guerillakrieg im ewigen Eis. Dazu kam, dass diese Entscheidung jetzt fällig war.


„Verbindung zu Port Ryloth wird hergestellt. Bitte behalten Sie sich bereit!“

, sagte Ridleys persönliche Assistentin Mata aus dem Hintergrund und dimmte die Deckenlichter des Raumes. Augenblicklich straffte sich der Gouverneur und auch die anderen Anwesenden richteten sich auf. Zwar würde ihr Konterfei nicht auf die andere Seite des Planeten übertragen werden, doch erwarteten sie mit Spannung den historischen Moment, den ihr Gouverneur ihnen nun liefern würde. Mit einem Summen erwachte der Holoprojektor in der Mitte des Tisches zum Leben und ein blau schimmerndes Gesicht materialisierte sich in der Luft. Die Gesichter der Anwesenden begannen, von dem unsteten Licht angestrahlt, ebenfalls blau zu leuchten.

„Hier spricht Legat Reseth der freien Stadt Port Ryloth, Exilregent des besetzten Planeten Truuine.“

Ridley erkannte die Stimme des Karkarodon wieder, auch wenn ihr letztes Treffen nun bereits Jahre zurücklag. Hen hatte ihn gleich in den ersten Tagen von hens Amtszeit abgesetzt und eingesperrt, wonach Reseth die Flucht geglückt war. Ridley war sich sicher, dass er seither als Rebell alles dafür getan hatte Sand ins Getriebe zu streuen und für mindestens auf einen Anschlag auf hens Leben verantwortlich war. Doch hen ließ sich hens Antipathie gegenüber dem alten Feind nicht anmerken.

„Ihre Besatzung der Stadt Port Ryloth als angeblicher Legat ist illegal und Sie ein Potentat. Legen Sie Ihre Waffen nieder und bereiten Sie sich auf unsere Invasion vor. Diese Angelegenheit muss nicht in Blutvergießen enden.“

, gab hen gefasst zurück, doch der Karkarodon lachte nur.

„Port Ryloth erkennt Ihre Autorität nicht an. Hiermit fordere ich SIE auf sich zu ergeben!“

Ein fast unhörbares Seufzen entrang sich der Brust der Gouverneurin. Mit so etwas hatte hen gerechnet, doch noch war hen nicht am Ende von hens Möglichkeiten.

„Sofern Sie unseren Anweisungen nicht nachkommen, werden wir ein orbitales Bombardement Ihrer Position durchführen. Wir werden Port Ryloth als Krater hinterlassen, bevor wir die Existenz rebellischer Elemente auf Truuine noch länger dulden.“

Augenblicklich wurde die Miene Reseths ernst und echter Zorn trat auf seine Züge.

„Dass Sie es wagen, so dreist zu lügen, Solaris. Das hätte ich einem dürren Klappergestell wie Ihnen nicht zugetraut. Wir beide wissen, dass Sie bluffen. Und jetzt lassen Sie die Spielchen sein.“

Auch in Ridleys Magengegend begann sich ein heißer Ball der Wut zu formen. Die Sturheit des Karkarodon verdammte so viele Seelen zu einem qualvollen Tod! Alles konnte verhindert werden, wenn Reseth nur endlich die Unhaltbarkeit seiner Position einsah!

„Ich bluffe nicht, Reseth. Wenn Sie nicht in diesem Moment Ihre Kapitulation erklären, werde ich den Befehl geben das Bombardement zu beginnen!“

„Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Solaris. Sie werden schon sehen, was Sie davon haben.“

Unwillkürlich ballten Ridleys Hände sich zu Fäusten, dann sah hen zu Lauchlan auf.

„Lieutenant Colonel, bitte teilen Sie Captain Keznoi meine Genehmigung mit, den Angriff einzuleiten.“

Der rotbärtige Mensch nickte und ein Ausdruck des Hasses trat auf die Miene des Karkarodon. Einen Moment lang geschah nichts, dann begann sein Konterfei unter der Einwirkung orbitalen Feuers zu zittern und zu flackern.

„Sie bluffen! Das können Sie sich nicht leisten, hahaha!“

Das Brüllen des Nichtmenschen hatte etwas Manisches angenommen, während sein Hologramm sich abwechselnd wand und zusammenduckte. In Ridleys Brust regte sich das Verlangen aufzustehen, doch hen zwang sich wie eine Eisstatue sitzen zu bleiben, während die Sekunden in zäher Folge verstrichen.

„Stopp.“

, sagte Ridley schließlich an Lauchlan gewandt, der den Befehl an die Justica durchgab. Mit harten Augen blickte hen erneut auf das Hologramm, das sich langsam wieder beruhigte.

„Glauben Sie mir nun, dass ich es ernst meine?!“

, fragte hen zornig, zuckte jedoch zurück, als das Konterfei Reseths sich nach einem letzten Flackern erneut stabilisierte. Der Karkarodon war nicht ungeschoren aus der Sache hervorgegangen und ein dunkler Strom Blut färbte eine Seite seines Gesichtes dunkel. Dennoch stand ein manischer Ausdruck in den kalten Fischaugen, der im nächsten Moment von einem wahrhaften Haifischlächeln untermalt wurde. Anscheinend hatte der Nichtmensch sich auf irgendetwas gebissen, denn auch seine Zähne blitzten blutig, bevor er im nächsten Moment einen dunklen Schwall Blut ausspuckte.

„Wenn Sie es ernst meinen…warum haben Sie aufgehört?!“

Wütend bleckte Ridley die Zähne. Waren Reseth all die Leben, die auf dem Spiel standen und die die Warnschüsse bereits gekostet hatten, vollkommen egal?!

„Sind Sie wahnsinnig, Reseth?! Ergeben Sie sich!“

, spuckte der Gouverneur, doch das blutige Hologramm lachte nur.

„Lieutenant Colonel, Angriff fortsetzen!“

Erneut begann das blaue Konterfei zu zittern und zu flackern, doch der ehemalige Legat lachte nur noch lauter. Immer wieder abreißend schallte das Gelächter in Ridleys Ohren, während hen schmerzhaft die Zähne aufeinanderbiss. Quälend langsam verstrichen die Sekunden und ein scharfer Kopfschmerz machte sich in hens rechter Schläfe breit.

„Stopp, Lieutenant Colonel. Stopp!“

Ein merkliches Raunen ging um den Tisch, als Ridley den Angriff ein zweites Mal einstellen ließ. Sie hatten wohl bis zuletzt daran gezweifelt, auf welcher Seite der Gleichung ihr Gouverneur letztendlich landen würde. Doch nun war es klar.

„Na dann, Solaris…wir erwarten Sie hier unten mit Spannung. Rache…wird am besten kalt serviert…“

, keuchte Reseth, während sein Bild sich wieder stabilisierte. Erneut spuckte er Blut, entblößte seine Zähne zu einer Grimasse und mit einem Flackern beendete er die Verbindung. Erschöpft sackte Ridley in hens Stuhl zurück, ein Schauern unterdrückend. Damit war es also amtlich. Sie würden in den Krieg ziehen.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Meetingraum ] Ridley und Matthew, sowie Legat Di Ghuta, Conall Lauchlan, Colonel Perl, Colonel Jal'daan und weitere ranghohe Regierungsmitglieder
 
Statt üblichen geschlechtsspezifischen Pronomen, werden in diesem Post experimentell geschlechtsneutrale Neopronomen verwendet. „Hen“ ist zu lesen wie „er/sie“ (Nominativ & Akkusativ). „Hens“ ist zu lesen wie „ihr/sein“ (Genitiv). „Hem“ ist Dativ. Beispiel: „Dies ist Ridley Solaris. Hen ist imperialer Gouverneur und hens Planet heißt Truuine. Legat Talzin ist hem zu Diensten.“
[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Ansprachenraum ] Ridley, sowie Mata und weiteres Personal

Ein letztes Mal kontrollierte Ridley hens Aussehen in einem kleinen Handspiegel, bevor hen sich straffte und aufsah. Bis auf Höhe der Holokamera war der Raum gefüllt mit Leuten. Direkt neben der Kamera, unter dem Holoprompter saß Mata in ihrem Rollstuhl und ging grade die vorbereitete Rede auf ihrem Datapad durch, wo sie ab und an kleinere Änderungen vornahm. Ridley selbst saß hinter einem breiten Schreibtisch aus irgendeinem teuren Holz, ein ausladendes Bücherregal in hens Rücken. Der Raum war speziell für die kommende Rede im Morabander Regierungspalast eingerichtet worden, damit die Räumlichkeiten im Praxeum für andere Zwecke freigemacht werden konnten.

„Liveschaltung in einer Minute, Gouverneur.“

, sagte Mata da, mit Blick auf ihr Chrono. Noch einmal atmete Ridley tief durch und begann dann schließlich als die ersten Sätze aus dem Holoprompter zu schweben begannen:

„Meine Bürger Truuines. Heute Abend muss ich mich in einer leidlichen Angelegenheit an Sie wenden. Die Enthüllung des Schmuggleraußenpostens im Süden, der von Terroristen und Rebellen zweckentfremdet wurde, hat uns alle geschockt. Nicht nur gingen von dort die staatszersetzenden Bestrebungen der letzten Monate und Jahre aus! Stattdessen wurde an diesem verruchten Ort über Jahrzehnte unschuldige Bürger in Sklaverei und Ignoranz gegen ihren Willen gefangen gehalten!“

Während Ridley sprach, gab hen hens Stimme grade die richtige Note Empörung, um eine Institution zu kritisieren, die genaugenommen auch unter hens Führung Gang und Gäbe war.

„Meine Bürger, seht und erkennt die Verruchtheit der Rebellen! Sie behaupten für Freiheit und Selbstbestimmung zu kämpfen, während sie ihre eigenen Mitbürger unterdrücken und in Drogenminen für sich arbeiten lassen! Dies werde ich, Ridley Solaris, auf meinem Planeten nicht hinnehmen! Meine Verpflichtung gegenüber allen Bürgern Truuines verpflichtet mich alle mir zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um die armen Seelen Port Ryloths zurück in die schützende Hand des Imperiums zu befördern!“

Einige Sekunden ließ hen hens Worte sacken, bevor hen fortfuhr:

„Aus diesem Grund muss ich zu meinem Bedauern das Kriegsrecht über den Südpolarkreis und alle angrenzenden Regionen zu verhängen. Es wird andauern, bis diese Besondere Militäroperation erfolgreich abgeschlossen wurde! Fischerei ist zu Ihrem eigenen Schutz bis auf weiteres in diesen Gebieten untersagt. Weiterhin möchte ich meine Bürger dazu aufrufen sich freiwillig für Dienst in den Planetaren Sicherheitskräften Truuines zu melden. Wenn Sie glauben, dass Ihr Leben sich unter meiner Herrschaft zu etwas Besserem gewandelt hat, dann schulden Sie es ihren versklavten Mitbürgern, ihnen diese Freiheit ebenfalls zu ermöglichen! Gleichzeitig wird ein Programm gestartet, das alternativen Arbeitern einen Aufstieg in den Bürgerstand ermöglichen wird. Wer sich zu einem Jahr Dienst in den Sicherheitskräften verpflichtet, wird diese anschließend als freier Mann, oder freie Frau wieder verlassen.“

Eine erneute Kunstpause, während hen durchdringend in die Kamera starrte.

„Weiterhin wird ein neues Gesetz bezüglich des privaten Waffenbesitzes eingeführt. Um diese Besondere Militäroperation durchzuführen, müssen wir die die Waffen Truuines in die Hände unserer tapferen Brüder und Schwestern an der Front geben. Waffen zu horten, während sie am Südpol gebraucht werden, ist unpatriotisch und wird nicht geduldet werden! Meine Administration wird Abgabezentren einrichten, wo Gewehre, Pistolen, Munition und schweres Gerät gegen eine Entschädigung in Credits abgegeben werden können. Lassen Sie mich das klar ausdrücken: Vitale Ausrüstung zurückzuhalten ist ein Verbrechen und wird als solches geahndet werden!“

Kurz nahm Ridley einen Schluck Wasser aus einem bereitgestellten Glas und fuhr dann etwas versöhnlicher fort.

„Meine Bürger, dieser Konflikt ist eine Prüfung für uns alle. Können wir das was wir bisher geschafft haben halten, oder fallen wir zurück in die dunkle Zeit eines rassistischen Bürgerkriegs? Ich bin fest davon überzeugt, dass das Truuiner Volk gestärkt und geeint aus dieser Probe seiner Entschlossenheit hervorgehen wird. Gemeinsam werden wir die Terroristen zurückschlagen und unsere Brüder und Schwestern von ihren Ketten befreien! Guten Abend.“

Der Holoprompter erlosch und auch das Licht an der Kamera ging aus. Erleichtert lehnte Ridley sich in hens Stuhl zurück. Damit war der Krieg im Süden nun also offiziell.


[ Innerer Rand / Truuine-System / Truuine / Moraband / Regierungspalast / Ansprachenraum ] Ridley, sowie Mata und weiteres Personal
 
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