...Anakin überlegt hin und her, um Dooku doch zu töten und am Ende bereut er die Tat: Das war nicht richtig (oder ähnliches sagt er) ...
Ja, so ähnlich - oder war es eher sinngemäß, dass er das nicht hätte tun dürfen oder sollen o. s. Ä.
Jedenfalls aber finde ich diese Situation insgesamt nicht mit der mit Windu und Sidious vergleichbar.
Anakin Skywalker MUSS und BRAUCHT schlichtweg hier ggü. Dooku schon auch rein rational nicht die selben Skrupel zu haben, wie bei Windu.
Wenn man so will beginnt es sozusagen vlt. auch schon alleine empfindungsgemäß damit, dass Windu und Dooku zwei so grundlegend verschiedene Charakter sind. Windu mag nicht der 'lupenreine' Jedi sein, aber seine Integrität, Würde und Vorbildhaftigkeit - ja, seine ganze Erscheinung - als Jedi ist schon sehr beeindruckend. Dooku ist hingegen vergleichweise da wieder das genaue Gegenteil - eher hintergründig, introvertiert aber eben auch recht höflich und auf solche Weise auch würdig - oder auch mit anderen Worten irgendwo "schleimig".
Doch aus den Kreisen stammend, in denen Anakin einst aufwuchs ist es eher jemand wie Dooku, mit dem Anakin nichts anzufangen vermag - und als Dooku sich als "gefallener Jedi-Meister" entpuppt, hat er in Anakins Augen sozusagen jedwedes Recht auf Ehrwürdigkeit, Stolz und Integrität verspielt. (Es wäre ganz interessant sich zu überlegen, was gewesen wäre, wenn Windu der dunklen Seite verfallen wäre? Ich würde fast meinen, Anakin hätte für einen dunklen Windu weitaus mehr Verständnis gehabt. Dooku hingegen verabscheute Anakin eher auch schon als Charakter.)
Es gibt somit eine ganze Reihe an durchaus noch guten, wenn auch für einen Jedi-Ritter nicht unbedingt entschuldbaren Gründen, aus denen Anakin Dooku hier köpft.
Und was IMO auch nicht vergleichbar ist: Es mag zwar in der szenischen Umsetzung nicht so wirken, aber IMO war es kein ZUfall, dass Anakin Windu die Schwerthand abtrennt. In AOTC sehen wir, wie genau und gezielt Anakin mit dem Lichtschwert umzugehen versteht (wenn er Padmé in ihrem Schlafgemach von den giftigen Würmern befreit!!!). Das heißt nicht, er hätte erfolgreich ein Schwertduell gegen Windu führen können. Das häte auch Anakin nicht lange durchgestanden. Aber wenn Anamin gewollt hätte, hätte er IMO dem überraschtem Windu auch stattdessen ebenfalls den Kopf abtrennen können.
Aber er schlug ihm nur die Schwerthand ab, anstatt ihn direkt zu töten. Daher glaube ich eher, dass Anakin hier unterschwellig nicht wollte, dass Windu starb, konnte aber auch nicht zulassen, dass Palpatine starb. Und Sidious aber nahm ihm danach die Entscheidung ab, in dem er Windu eliminierte.
...Anakin erkennt in diesem Moment sehr wohl, dass Windu recht hatte. Er sieht mit eigenen Augen, was für ein schlechter, böser Mensch Palpatine ist...
ACK, ich würde auch meinen, dass Anakin hier (z. T. auf jeden Fall) die Augen geöffnet werden über Palpatines wahren Charakter.
Aber ungeachtet dessen verstehe ich nicht, weshalb Dich so wundert, wie Anakin sich danach verhält?
So unverständlich ist das IMO nun auch nicht. Selbstverständlich hat Anakin nun erkannt, worauf er sich in etwa eingelassen hat, aber was er IMO schon zuvor erkannt hatte, bevor er Windu nacheilte: Das Anakin alleine schon dadurch, sich gegen Windus Anweisung zu entscheiden, sich einmal mehr gegen den Orden, gegen die Jedi entschied und sich somit erneut einmal mehr von diesen auch für sich innerlich entfernte. Nachdem aber Windu sozusagen durch seine Schuld umgekommen war, war diese Trennung endgültig vollzogen. Anakin wurde wahrscheinlich eben auch mit diesem "Was habe ich getan?" endgültig deutlich, was seine Entscheidung wirklich bedeutete.
Es GAB für ihn ab da an tatsächlich KEIN zurück mehr - schon aber auch alleine dadurch, dass Palpatine das auch nicht zugelassen und gestattet hätte. WENN Anakin lernen wollte - und das war nun im Grunde alles, was ihm noch geblieben war - wie er Padmés Leben retten konnte - dann musste er nun Palpatines Spiel mitspielen.
Nur das eben nie ein Spiel war oder ist: Anakin WURDE hier zum Sith - und in Wahrheit gab es IMO auch keine Chance für ihn, sich jemals irgendwie sonst gegen Sidious zu behaupten.
Egal, wie mächtig Anakin selbst auch war, aber wie Vader auch später zu OT-Zeiten verdeutlicht steht die "Macht des Imperators" auf einem ganz anderen Blatt Papier.
Man muss das also hier IMO eher so verstehen, dass Anakin hier sich Sidious nur noch dann entziehen könnte, wenn er stattdessen alle Aussicht auf diese Möglichkeit, zu lernen "das Leben anderer zu verlängern", über Bord wirft. DEnn wenn er sich hier gegen Palpatine entscheidet, wird ihm der Sith-Lord keine zweite Chance geben. DAS hat Sidious mit seiner Unbarmherzigen Ermordnung Windus Anakin einmal mehr verdeutlicht. Er hat ihm somit hier auch verdeutlicht, dass auch Dookus Exekution genau SO gemeint war. Nichts von wegen "Tu es für Dich Anakin... Du willst es doch... Dooku ist viel zu gefährlich... blablabla..."
Hier ging es die ganze Zeit für Palpatine nur um eines: Das Anakin diese Exekution durchführt, eine weitere Schwelle damit überschreitet (in dem er einen "wehrlosen, entwaffneten Gefangenen" ermordet) und Anakin somit alleine durch diesen Akt einen Schritt weiter in Richtung dunkle Seite macht, um den Platz, den zuvor Tyranus an Sidious Seite einnahm, später selbst einzunehmen.
Man darf hier IMO einfach die vielen sonstigen kleinen und größeren Schritte nicht vergessen, die Anakin in seinem Leben ging: Die Entscheidung, seine Mutter und seine gewohnte Kindheitsumgebung auf Tattooine auf eigene Entscheidung hin hinter sich zu lassen..., die Ausbildung und Praxis am Lichtschwert, dieses immer wieder, eindeutig und häufiger schlicht im Sinne "Angriff ist die beste Verteidigung" auch notfalls als Tötungswaffe einzusetzen und auch zu töten, seine Jahre in den Klon-Kriegen, das Tusken-Massaker und auch die Tötung der Geonosianer...
Sorry, aber IMO ist das so (bzw. so gedacht): Anakin überschritt alleine bis zu dem Augenblick der Dooku-Exekution schon so viele Schwellen, dass ihm dessen Tötung im Grunde wohl nur noch eben wie ein weiteres, notwendiges "Kriegsopfer" vorkam.
...Es passt kein Bisschen zu seinem Werdegang, dass er dann in den Tempel marschiert, sein böses Gesicht aufsetzt und die Jünglinge abschlachtet. Das geht wirklich GAR NICHT
...
So leid es mir tut, aber doch... Das geht. Schon unsere Realität zeigt uns, dass Menschen durchaus in der Lage sind, aus noch weitaus dümmeren und sinnloseren Gründen zu morden, als einen Krieg zu befrieden oder einer bestimmten Richtung oder Art eines politischen Systems zum Durchbruch zu verhelfen.
Für uns heute, die wir in Friedens- und Humanzeiten aufgewachsen sind, ist das nur schwer nachzuvollziehen und es mag im Film vielleicht nicht ausreichend überzeugend umgesetzt sein. Das heißt aber nicht, dass nach dem Leben, was Anakin bis zu dem Zeitpunkt geführt hat, dass so völlig unplausibel wäre.
Doch GL weiß IMO durchaus sehr genau, von was er da schreibt, denn es ist kein großartig verwunderliches Geheimnis, dass auch US-amerikanische Soldaten im Vietnam-Krieg Dörfer dem Erdboden gleichgemacht haben, weil sie schlicht dermaßen paranoid und mit den Nerven runter waren - auch die Kommandeure - dass sie da nicht nur etwa die wehrhaften Männer töteten, sondern auch Frauen und Kinder eiskalt ermordeten. Und weshalb? Weil sie Angst hatten, diese könnten sie verraten.
Zugegeben ist das IMO hier auch für Anakin ein "hartes Brot", was er mit dem Jünglings-Massaker zu begehen hat und man kann ebenfalls auch nur mutmaßen, was da sonst noch für psycho-emotionale Prozesse bei ihm eine Rolle gespielt haben (z. B. sich selbst als kleinen Jedi-Jüngling in den Jünglingen spiegeln sehend und somit auch einen Teil des letzten kindlich-guten in sich selbst damit abschlachtend).
Man darf sich hier IMO einfach nicht von "schönen Anschein" eines Haydn Christensen oder lustig mit Obi-Wan scherzenden Jedi-Ritters täuschen lassen: Mit dem Tusken-Massaker hat Anakin nicht zuletzt bewiesen - auch sich und seiner eigenen Seele und Psyche sozusagen selbst - dass er in der Lage ist, Frauen und Kinder unnötig und grundlos nur aus rasend hassender Entschlossenheit heraus zu ermorden.
Und nein, die Tusken sind KEINE Tiere. Besser gesagt: Nicht einmal ein Tier hätte ein solche sinnloses Abschlachten verdient und die Tusken sind - egal auf welcher Stufe auch immer - eine intelligente Lebensform.
Es GIBT hierfür keine Entschuldigung!
Vielleicht gäbe es die, wenn Anakin Rache an den männlichen Tusken dafür genommen hätte, was sie seiner Mutter antaten. Doch das die Frauen und Kinder der Tusken hier für irgendetwas irgendwie zur Verantwortung zu ziehen gewesen wären, dass ist nicht so. Was Anakin hier tat, ist unverzeihlich und es ist das abgrundtiefst amoralischste und asozialste, was man sich vorstellen kann. WER hier wie ein "wilde Tier gewütet hat", ist Anakin selbst. Niemand anderes.
...erkennt man doch ein wenig, dass ihn seine Tat verzweifelt...
Selbstverständlich ist Anakin danach irgendwo verzweifelt - schlicht, weil er nicht weiß und nicht wirklich begreift, weshalb er das getan hat. Er hätte zuvor IMO nie gedacht, dass er zu so etwas tatsächlich in der Lage wäre.
"Schuld" - wenn man so davon sprechen wollen will, hat der Jedi-Orden und Anakins Zeit in dessen Reihen daran. Es hat damit zu tun, wie die Jedi bestimmte Dinge bzw. Sachverhalte sehr verklausuliert auszudrücken pflegen, was sich z. B. noch im Bezug auf Dooku zeigt. Sinngemäß sagt da Windu in AOTC, dass Dooku nicht fähig wäre einen Mord zu begehen, weil er ein Jedi-Meister war und weil das nicht in seiner Natur läge.
...Mit dem Wissen, dass Palpatine ein meiser Ar*** ist. Mit dem Satz "Was habe ich getan."
Denn spätestens mit diesen Morden wird Anakin zum Monster schlechthin...
Ja, genau das passiert dadurch dort mit Anakin. Aber vergiss eben nicht: Palpatine mag ein "mieser Ar***" sein - aber ein "mieser Ar***", der für Anakin die Aussicht auf die Erfüllung seiner Hoffnungen, Wünsche und seines Drängens verspricht, endlich frei und unabhängig sein zu dürfen.
Und egal, wie illusorisch das auch immer ist - es ist das einzige, was Anakin letztlich hier ab dieser Stelle in ROTS bleibt. Deshalb bzw. dafür überschreitet er hier erneut Schwellen, schlachtet die Sepi-Anführer und die Jedi-Kinder dahin, würgt alles an und in Padmé ab, was ihn je mit ihr verband und überschreitet auch schließlich die letzte Schwelle seiner sehr persönlichen Entscheidung zwischen einem machtvollen, väterlichen Freund, der ihm aber freie Hand lässt und einem machtvollen, väterlichen bzw. brüderlichen Freund, dem er nicht vertraut, der ihm ständig Vorschriften macht und der ihn mit seiner Verantwortungsbindungen die Luft zum freien Leben immer und immer wieder abzuschnüren scheint: Zwischen Sidious und Kenobi.
Doch das war eine verhängnisvolle Entscheidung, da Kenobi weniger der "Vater", als der "Freund und Bruder" war, der aber indes nicht im Geringsten Lust hatte, für Anakins Vorstellungen vom "richtigen Leben" zu sterben.