Aber auch wenn es Mesungen
Schade, dass da etwas fehlt - das wäre nämlich der interessante Teil
Ich bin jetzt natürlich auch kein Filmwissenschaftler, sondern komme so gesehen eher aus der Literatur- oder der Allgemeinen Medienwissenschaft. Mal ethische Aspekte herausgenommen, trennt man da halt ziemlich bewusst zwischen Befund und Bewertung. Selbst dort, wo man die Literaturkritik als Teil des literaturwissenschaftlichen Betriebs versteht, wird immer noch betont, dass Literaturkritik sich an die Analyse anschließt und dieser dann eine subjektive Komponente hinzufügt, die dann durchaus schon als unwissenschaftlich verstanden darf.
Es ist selbstverständlich so, dass Film auch Handwerk ist und man bei Handwerk zumindest ein paar objektive Kriterien festlegen kann: Ist das Bild klar? Ist der Ton hörbar? Wie ist der Schnitt gesetzt? Ich verstehe auch, dass man dann daraus ein paar intersubjektive Gesetzmäßigkeiten feststellen kann: Wenn ein Film xy Schnitte pro Minute aufweist, dann wird das von den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern so und so bewertet. (Mein erster Post hier zielte ja genau auf diese Intersubjektivität ab.)
Was ich aber halt auch sehe, ist: Film ist eben nicht nur Handwerk, sondern zugleich auch Kunstwerk. Und ein Kunstwerk zielt immer wieder darauf ab, bisherige Regeln, wie sie der Bewertung von Handwerk zugrunde liegen, zu biegen oder gar zu ignorieren, und daraus eine Qualität neuer Art zu schaffen. Nehmen wir mal die Eintönigkeit der Dialoge: Eintönigkeit wird ja - darauf können wir uns einigen - zunächst einmal eher negativ bewertet. Was, wenn aber diese Eintönigkeit der z. B. Inszenierung ihr Pendant in der Geschichte erhält, weil in dieser die Eintönigkeit des Arbeitslebens dargestellt werden soll? Dann würden, das wäre meine erste Vermutung, wieder einige mehr genau diesen Aspekt eher positiv bewerten. Gleichzeitig kann dann aber eine berechtigte Kritik kommen, dass man einen Film, der einem die Eintönigkeit des Daseins zeigt, überhaupt nicht schauen mag und ablehnt, es also "schlecht" findet. Kein ernstzunehmender Wissenschaftler würde sich dann erheben und eine Sichtweise für richtig und die andere für falsch erklären. Stattdessen kann - und das wird dann bei ernsthafter Literaturkritik versucht - eigentlich nur das Ziel sein, verschiedene Sichtweisen zu plausibilisieren. Eine Möglichkeit dazu ist eben die Reduktion auf den handwerklichen Aspekt und eine andere Möglichkeit ist es, genau diese Reduktion auf das Handwerkliche fallen zu lassen.
Bei SW zum Beispiel sehe ich immer wieder - quer über alle Trilogien - ziemlich grobe, handwerkliche Fehler. Die Art und Weise, wie in der OT z. B. mit dem Verhältnis zwischen Luke und Leia umgegangen wird, weist doch ein paar... na ja, recht offensichtliche Lücken auf. Doch irgendwie gehen die allermeisten da drüber. Dass es - gerade, wenn man eben kein Inzest-Drama sein möchte, sondern ein leicht verdauliches Märchen - eigentlichl ungünstig ist, Leia als Lukes Schwester zu enthüllen, nachdem Luke recht eindeutig an Leia interessiert war, sehe ich und lässt sich auch leicht plausiblisieren. Daraus jetzt aber einen Strick zu drehen und zu sagen, dass alle, die das nicht stört, eben irren... das ist ziemlich arrogant, aber nicht wissenschaftlich.