Ja, gut, böse, alles hochphilosophisch. Meiner Meinung nach kann man das als Mensch gar nicht beurteilen, weder ob jemand ein guter oder böser Mensch ist noch was gut oder böse nun eigentlich genau sind. Für mich sind es abstrakte aber vor allem trennende, diskriminierende Begriffe und daher mit allergrößter Vorsicht zu geniessen. Ich denke, die ST möchte das auch ansprechen bzw. tut es bereits zB wenn DJ fragt, ob diese Waffensysteme von den Guten oder den Bösen genutzt werden und dann rauskommt das beide Seiten sie nutzen. Das Problem ist also nicht gut oder böse, sondern dass beide Parteien sich im absoluten Recht sehen und keinen Blick mehr nach links oder rechts von ihrem "Recht" zu lassen.
Genau. Das sehen wir ja schon in "Rogue One". Das grosse "ABER", das ich hier einwerfen will ist, dass "Rogue One" genau die Elemente, die bisher (!) einen SW-Film ausmachten, nur sehr verhalten bzw. garnicht darstellt. "Rogue One" war vom Genre her ein Kriegsfilm, ein "Heist"-Movie. Anderes Genre als die OT und die PT. Die Regeln waren andere. Es war zugegebenermassen schon etwas schwierig für mich, die Rebellion NICHT als die astreinen Helden zu sehen. Aber durch die Loslösung von der OT hat das für mich funktioniert. Bis auf einige Schwächen finde ich Rogue One einen guten Film. Und auch SOLO ist so ein Film. Within the universe, but far enough removed.
Naja, das ist ein schwieriges Thema. Was aber für mich unbestritten gültig ist und das gilt natürlich auch für Kylo Ren, ist, dass es nie nie nie zu spät ist, umzukehren, und zu versuchen ab jetzt ein besserer Mensch zu sein. Natürlich ist sein Vatermord dadurch nicht mehr ungeschehen zu machen, aber er kann trotzdem wieder zum Licht zurückkehren und in Zukunft sehr gute Taten vollbringen. Ist er dann somit noch ein böser oder wieder ein guter?
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Wie sieht es denn da mit dem Wunsch nach "Gerechtigkeit" aus, nach "Vergeltung"? Wer kann ihm denn vergeben? Hätte Anakin überlebt, was wäre dann passiert? Hat er nicht freiwillig die Chance auf eine mögliche medizinische Rettung vergeben, als er Luke noch einmal mit seinen eigenen Augen sehen wollte und die Maske abnahm? Wenn wir an diesem Punkt Realismus einfliessen lassen, dann wären sowohl Anakin als auch nun Kylo Kriegsverbrecher gewesen. Also kein Raum für gute Taten, oder doch?
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Hm, naja wie gesagt ich habe ein großes Problem mit solchen Begriffen, ich würde sagen weder noch, er ist einfach ein menschliches Wesen, Punkt. Wenn er ernsthaft bereut, sollte man ihm eine neue Chance geben. Die Leute können sich ändern, aber dazu muss man ihre Beweggründe verstehen und sie nicht in Gut und Böse Schubladen stecken, wo sie dann wohl auch drin bleiben werden, denn jegliches Verständnis füreinander wird damit im Keim erstickt und sollte es vorher noch Hoffnung gegeben haben, ist sie spätestens damit komplett erstickt.
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Das ist ein hehrer Ansatz
Ist dieser Ansatz mit unser aller Realität vereinbar? Er ist ja eigentlich Grundlage unseres Rechtssystems, in dem einem Gesetzesbruch und dessen Konsequenzen die Wiedereingliederung in die Gesellschaft folgt. Und trotzdem steht, je nach Vergehen, eine Strafe vor dieser Wiedereingliederung, also keine bedingungslose Vergebung.
Alleine die Tatsache, dass Rey sich mit Kylo einlässt, nachdem er seinen Vater umgebracht hatte, fand ich eher merkwürdig und schwer glaubwürdig. ISt so ein Verhalten mit unseren eigenen Erfahrungen vereinbar? Fool me once...
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Märchen hatten glaube ich den Anspruch, den Leuten bzw Kindern vereinfacht komplexe Situationen darzustellen, oder? Das ist schön anzuschauen, aber ich denke vielleicht garnicht mal so gut, diese Message von den Guten, die die Bösen besiegen. Das ist zu einfaches Denken mMn. Realität ist komplexer, das sollte man ruhig klarstellen. Viele glauben nämlich wirklich noch, es wäre auch in der Realität so der Fall.
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Für Kinder ist eine klare Aufteilung anfangs sehr wichtig. Älteren Kindern kann man natürlich vermitteln, dass es nicht nur Gut und Böse gibt. Ich weiss nicht, wer hier Kinder hat, aber ich haue meinem Sohn nicht alle Unbillen der "wirklichen Welt" ungefiltert um die Ohren. Einfach weil er sie noch garnicht erfassen kann. Ihm fehlen einfach manche intellektuellen und emotionalen Werkzeuge. Und nochmal, gerade weil ANH so einfach war, war der Erfolg so gross. Die Leute wollten solch eine Geschichte. Wir sind meiner Meinung nach wieder in einer sehr zynischen und eher emotionskühlen Zeit angelangt. Die Emotionen, die aktuell meiner Meinung nach die Gesellschaft stark bewegen, sind eher erkennbar negativ. Die Welt ist in Aufruhr und meiner Meinung nach ist eine starke Unsicherheit zu spüren. Natürlich ist deshalb auch in anderen Medien ein Spiegeln dieses Zustandes zu erwarten. Der Medientheoretiker Krakauer hat einen Zusammenang zwischen dem Entstehen und dem Erfolg des Films "Das Kabinett des Dr.Caligari" hergestellt, somit das Kino als Indikator für eine Gesellschaft und deren Stimmung lokalisiert.
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SW und auch die meisten anderen bekannten Märchen haben das aber eigentlich immer schön aufgelöst mit Liebe siegt über alles usw. was auch einfach eine wunderschöne Botschaft ist. Aber eigentlich auch schon wieder zu unrealistisch, das zeigt man wohl grade an Kylo. Selbstverantwortung tragen ist wichtiger und kann nicht dadurch ersetzt werden, das einen jemand liebt. Also dadurch allein wird niemand wieder einer von den "Guten". Deswegen war es wohl auch besser, dass Vader starb. Hat er wirklich innerlich bereut, was er alles verbrochen hat? Ich bin mir da garnicht so sicher.
Also Märchen schön und gut, aber das sind sie dann wohl auch: nichts weiter als Märchen. Somit würde ich zustimmen, dass die ST kein Märchen mehr ist.
Das sehe ich auch so. Das war die PT aber auch schon nicht, da GL sehr grosses Gewicht auf politische Themen gelegt hat. Und warum hat er das getan? Weil er ein politischer Mensch ist. GL hat schon immer sein Interesse an Politik in seine Filme eingebaut, was uns ja Ewoks gegen Stormtrooper beschert hat. Das hat er früher immerhin subtil getan. Nun war es in der PT etwas weniger unaufdringlich, weil direkt mit der Realität vergleichbar. Soviel zum "injizieren" von Realität. Und die ST? geht harmlos los mit TFA. Rian Johnson haut uns aber dermassen "reales" Verhalten und "reale" Ereignisse in der Vergangenheit um die Ohren, dass diese Subtilität jeglichen Abstand zu Realismus oder zu "Alltag" vermissen lässt. Mich hat vielleicht gerade das, was vielen so viel Freude bereitet, komplett herausgerissen. Sei es der Umstand, das jegliches Foreshadowing in TFA über den Haufen und zu Banalitäten erklärt wurde, oder dass "alltägliche" Bedürfnisse wie Hunger und Sex angesprochen werden, die Injektion von "Realität" hat für mich immer wieder einen Bruch in der Erzählung verursacht. Es hätte nur noch gefehlt, dass Luke oder jemand anders eine kurze Pause auf dem Klo hätte einlegen müssen. Wo genau diese alltäglichen Vorgänge und Bedürfnisse einem Film eine gewisse Tiefe und Textur geben, zum Beispiel der fantastisch und manchmal surreal anmutende "Pulp Fiction", verliert ein Genre-Film wie die alle Filme der Star Wars-Reihe dadurch IMO an Kohärenz. Es funktioniert schlichtweg nicht. Nehmt die PT, in der JEDE Sequenz, in der es um´s Essen ging, den eigentlichen Fluss unterbrochen hat. Anders als in der OT, in der solche Szenen stets nicht separat sondern Teil der sich im Fluss befindlichen Erzählung waren.
Ja stimmt schon. Gerade weil Luke mit seiner selsbstlosen Tat in TLJ ja doch noch die Hoffnung in die Galaxie gestreut hat. Bei TESB ist es da gefühlt dann doch noch irgendwie krasser.
Hat Luke tatsächlich "Hoffnung in die Galaxie gestreut"? Wie das denn? Nur, weil er die FO ein wenig aufgehalten hat? Filmisch war das Ganze eine richtig coole Nummer. Fand ich wirklich super. Auch mit dem Ableben konnte ich mich anfreunden. Wohlgemerkt als separates Element. In der gesamten Erzählung ist mir persönlich die Entwicklung von ROTJ Luke zu TLJ Luke NICHT nachvollziehbar. Gerade weil sie nicht vorhersehbar war. Und es keine On screen Erklärung dafür gab, die umfangreich genug war. Es war ein einsamer Übergang in die Macht und ein relativ einsamer Kampf gegen die FO, den nur eine Handvoll an Widerständlern mitbekommen hat.
Übrigens, aktuelles Beispiel. Meine Frau schaut gerade BLINDSPOT, und ihre entfuhr gerade ein "Oooch, warum muss die jetzt böse sein!?". Gleiches Thema, anderes Genre, andere Regeln. Jeder rechnet mit Twists und Verrat bei solch einer Serie, es ist ein wichtiger Teil. In "24" konnte man doch niemandem trauen. Wie im richtigen Leben?!
Ein MIX der Genres geht, muss aber früh etabliert werden. Ich hatte AOTC und Obi´s Arc als Detective Story gesehen. Hat funktioniert, machte Spass, hatte in einem SW-Film nichts verloren.
Twists sind der aktuellen Generation der Filmfans spätestens seit M.Night Shyamalan´s "Sixth Sense" oder Christopher Nolans "Memento" oder David Finchers "Fight Club" sehr präsent, haben sich aber meiner Meinung nach auch stark abgenutzt. Filme wie "Die üblichen Verdächtigen" oder "The Prestige" spielen damit meisterhaft, keine Spur von Gimmick. Grossartige Filme, handwerklich ziemlich perfekt.
Vielleicht ist es für mich als eher älterer Fan, der (shit!!!) auf die 50 zugeht, mittlerweile eher ermüdend weil zu oft gebraucht und IMO somit zum Gimmick verkommen, und vielleicht wehre ich mich deshalb so gegen die Idee, einem Charakter eine komplette Aufgabe seiner ursprünglich dargestellten Überzeugungen zu gewähren.
Und Rian Johnson hat mehrfach "getwistet". Aber in einer Art und Weise, die mich persönlich aus dem Fluss der Geschichte geworfen hat. Stränge, die die Geschichte vorher vorangebracht hatten, die nachvollziehbar und motivierend wirkten. So kann man ja davon sprechen, dass er eine 180 Grad-Kehrtwende schon mehr als einmal hat einfliessen lassen. Ich meine, Lukes Lichtschwert? Von "magisches Artefakt" zu "unwichtiger Schrott". Von "besondere(s) Kind(er)" zu "bedeutungslose Vergangenheit". Erwartungshaltung erst verstärkt und dann bewusst enttäuscht.
Naja, ich habe die Hoffnung auf EP9 noch nicht ganz aufgegeben, und bin gespannt, wer das 180-Treatment eventuell bekommen wird. Vielleicht macht ja die ST eine 180-Grad-Kehrtwende und es wird alles gut? Wie in einem Märchen?