Nachdem ich mich im Sommer durch die echt schlechte Mechanicus/Mars Trilogie von Graham McNeill gekämpft hatte, habe ich anstatt zu Star Wars zurückzukehren, versucht mit Warhammer 40.000 Büchern den miesen Geschmack wegzukriegen. Und ja, die Primarchs Reihe habe ich querbeet gelesen, kaum verwunderlich, dass die Chaos Primarchen am interessantesten sind, handelt es sich ja meist um sehr tragische Persönlichkeiten.
Beim Konrad Curze Buch ist besonders der Bezug zur genialen Night Haunter Trilogie von Aaron Dembski-Bowden gegeben. Ansonsten sehr gut von Stil und Inhalt ist der Perturabo Roman, der über Angron und auch der Lorgar Roman (der Magnus Roman war eher unspektakulär). Die mit diesen Primarchen zusammenhängenden Horus Heresy Romane (zumindest die, der ersten Monate des Krieges) habe ich in einem Anflug von Lesewut gleich hintendreingeschoben. Die Kurzgeschichtensammlungen "Im Schatten des Verrats", "Die Primarchen" und "Erzählungen des Verrats" waren allesamt sehr gut und brachten unterhaltsame Kurzweil. Weniger gut, war dann der Roman "Angelus Exterminatus", weil er für wenig Plot viel zu viele Seiten brauchte und Fulgrim sehr langweilig-vorhersehbar agiert, für Perturabo & seine Iron Warriors hat es aber gereicht, auch "Signus Demonicus" aus der Sicht der Blood Angels hat sich wenig gelohnt. Die Flotte der Blood Angels unter Sanguinus werden von Horus kurz vor dem Offenbarwerden des Verrats in ein System von Dämonenwelten gelockt, um den Engel aus den Plänen des Kriegsherrn herauszuhalten. Dazu werden alle möglichen Horrorliteraturregister gezogen. Das wars dann aber auch wieder. Wirkt als für sich stehendes Abenteuer sehr episodisch.
Weitaus besser war wieder "Der Erste Ketzer", der schön den Weg der Word Bearers und eine gute Charakterisierung ihrer Legion beschreibt. Das Ganze mündet dann ganz am Ende in die Invasion von Macragge und Imperium Secundus, die dann in den Horus Heresy Romanen wie "Verräter" "Calth" abgehandelt wird und die ich mir demnächst krallen werde.
Achtung für interessierte Leser: Generell gilt meiner Meinung nach, dass man bei die Heresy Romane nach Erscheinungsdatum lesen sollte, nicht nach der Chronologie des Universums. So habe ich das jedenfalls wahrgenommen. In vielen von den weniger episodenhaft wirkenden Büchern & erst recht in den Kurzgeschichtensammlungen werden manchmal Rückblicke in die Vergangenheit des Großen Kreuzzuges vor der Häresie vorgenommen, die manchmal klarer wirken, wenn man früher veröffentlichte Romane gelesen hat. So nimmt ein gewaltiges episches Gemälde im Kopf Gestalt an, wo die noch weißen Stellen wie bei einem Puzzle Form und Farbe annehmen.
Uuuund zu Star wars. Mein Traum, endlich die NJO Reihe zu lesen, bin ich weiter näher gekommen. Ich wünschte ich hätte nach Band 7 Anakin und die Yuuzhan Vong keine zu große Pause gelassen, denn der Nachfolgeband vom gleichen Autor Greg Keyes wirkt wie eine sehr enge Forsetzung.
Insgesamt nimmt der ganze Yuuzhan Vong Konflikt viel übersichtlicher als zu Beginn. (Spoiler für 20 Jahre alte Bücher enthaltend)
Band 1-6 symbolisiert imo den ersten Überfall und erste Phase der Invasion, die Neue Republik wird von dem zuvor unbekannten und mordsgefährlichen Feind und seine biotechnologische Kriegerreligion schlicht überrascht, Sernpidal wird völlig zerstört, dabei stirbt Chewie und Han fällt für längere Zeit in einem Abgrund, Dantooine fällt und Ithor wird ebenfalls von den Biowaffen der Vong völlig verwüstet. Selbst der Einsatz der antiken Centerpointstadtion vom Correliasystem aus, endet in einem katastrophalen Phyrrussieg für die neue Republik. Der Vormarsch der Vong, die sich durch die Kernwelten wühlen, bleibt dann erst bei Duro vorläufig zum stehen.
Ab dann beginnt von Band 7 bis 9 die zweite Phase der von einem trügerischen Waffenstillstand, Kämpfe hinter feindlichen Linien und Kommandoeinsätze geprägt ist.
Anakin rettet in Band 7 die Jedi von Yavin4 - der Roman ist besonders wegen der endlich etwas näher erfolgenden Einblicke in die fremdartige Kastenkultur der Vong lesenswert, die Anakin Solo bei seiner Infiltration gewinnt. Ansonsten gibt es viele Anspielungen auf die Jedi Akademie und Young Jedi Knight Reihe, die oft das Jedi-Praxeum auf Yavin 4 zum Schauplatz hatte. Dies wird samt Massasitempel
übrigens von den Vong ausgelöscht. Anakins Perspektive der Handlung und seine Gefühlswelt ist stets sehr glaubwürdig. Eines der bisher besten Bücher.
In Band 8 Die Verheißung versuchen Luke und Mara den Laden zusammenzuhalten & für das ganze EU wichtig: sie haben endlich Nachwuchs: Ben Skywalker.
Anakin und Tahiri erleben ein charakteristisches Parallelabenteuer, das mit Corran Horn (der nachdem er seit dem Debakel von Ithor aus dem Spiel war, wieder dabei ist) bei Yag'Dhul vorläufig endet (Anspielung auf die X-Wing Reihe)
Nebenbei gelingt durch Jaina und Kyp Durron (der sich mal wieder für einen angeblichen Jedi extrem fragwürdig aufführt) ein größerer Raumsieg über die Vong, der aber auf längere Sicht wenig ändern wird.
Mit dem bisher längsten Band 9 "Das Ultimatum" wird dann das Ende jener zweiten Phase und der bisherige Höhepunkt der NJO Reihe abgeliefert. Die Vong destabilisieren weiterhin erfolgreich die Neue Republik mit ihrer Teile-und-Herrsche Strategie, Millionen Zivilisten werden als Geiseln gehalten, um in einem Ultimatum an den Senat die Auslieferung aller Jedi zu erzwingen, sogar eine Doppelagentin hockt in höchsten Senatskreisen. Sehr überraschend: Borsk Fey'lya bekommt doch allen Ernstes sowas wie einen Redemption-Arc spendiert! Dieser Unsympath von einem abgebrühten Politik-Querulanten, der seit der Thrawn-Trilogie unsere Helden nerven dürfte, sieht nämlich offenbar (endlich!) ein, wie nah der Untergang ist und reicht Leia und den Jedi (endlich!) die Hand. Nützen tut es freilich nicht mehr viel, da die Vong kurz vor den Toren von Corouscant stehen und die Hauptwelt am Ende auch in einer gewaltigen Schlacht einnehmen, wobei Fey'lya umkommt. Auch hier wieder kommt die düstere Stimmung von NJO auf, wenn klar wird, dass dieser fanatisierte Feind kein Erbarmen auch nicht gegenüber sich selbst kennt. Da werden Flüchtlinge als lebende Schutzschilder gebraucht und auch Kamikaze-Taktiken der Vong kommen zum Einsatz, die kaum abzuwehren sind. Da helfen auch keine reaktivierten Generäle wie Lando oder Garm Bel Iblis... auch die Jedi scheinen wenig ausrichten zu können.
Nebenbei haben die Vong eine spezielle mordsgefährliche Jedi-Killer-Bestie entwickelt, die die Reihen des Neuen Ordens weiter lichtet. Um das Alphatier der geklonten Voxyns zu töten, erlaubt Luke einem Kommando von Freiwilligen (mit den Solo Zwillingen) und unter Anakins Führung in den Vongraum einzudringen. Es gelingt, aber um welchen Preis? Jacen wird gefangen genommen und neben weiteren Jedi, stirbt Anakin im Kampf, was tatsächlich sehr nahe geht - selbst für einen Post-Endor-EU-Muffel wie mich, der die Young Jedi Knight Reihe nur aus Jedipedia kennt. Es ist wirklich herzzerreißend und Leia, die den Tod ihres jüngsten natürlich in der Macht spürt, tut einem richtig Leid. Kann ein Konflikt noch extremer werden?
Die Vorfreude auf die nächsten Bücher ist jedenfalls definitiv da!
Allgemeine Bemerkungen:
1. Insgesamt reicht es aus, die Thrawn Trilogie (und vielleicht die Dark Empire comics) gelesen zu haben. Dennoch baut die NJO Reihe wie ich feststellen dürfte organisch auf dem ganzen übrigen EU auf, die X-Wing Reihe um Corran Horn & Wedge zu kennen, oder die Jedi Academie Reihe, um Kyp Durron und das Praxeum zu kennen, sollte sehr hilfreich sein. Ich muss diese letzteren Reihen aus den 90ern noch nachholen, Jedipedia hilt aber im Notfall. Gerade zum Hintergrund für Han Solo und seine Bücher, die mich nun wirklich nie groß von Interesse waren, (und deshalb der Corporationssektor für mich bis dato auch kein Begriff war) ist das Lexikon sehr nützlich für den Leser.
2. In dieser entscheidenden zweiten Phase des Krieges fallen die übrigen galaktischen Fraktionen mit ihrer Abwesenheit auf. Zwar wird in der ersten Phase durchaus behandelt, wie die Vong ihre potentiellen weiteren Gegner ausmanövrieren, aber wenn die gottverdammte Hauptwelt Corouscant in einem apokalyptischen Angriff der Yuuzhan Vong fällt, hätte ich wenn schon keine Hilfe von den übrigen Fraktionen, so doch wenigstens eine kurzen Schauplatzwechsel, was im jenen Augenblick bei den imperialen Restwelten, im Hapes-Consortium, bei den Chiss oder im Hutt-Raum abgeht. Das ist leider nicht der Fall, weshalb die bis auf kurze Ausflüge zum Vong-Kriegsherrn alleinige Sicht vom Standpunkt der Neuen Republik bzw. Jedi für mich als Leser und Fan etwas einengend wirkt. Ich hoffe, dass da in den Nachfolgebänden nachgebessert wurde.
3. Gerade in Ultimatum häufen sich die parlamentarismuskritischen Zitate mehrerer Hauptfiguren, die sich angeekelt von der Neuen Republik und ihrem ineffektiven und machtgeilen Vertretern zeigen. Was gerade für bspw. Für Leia ein wenig erstaunt und nachdenklich macht.
Man kann nicht leugnen, dass die NR ihren Untergang geradezu herausgefordert hat, indem sie Leuten wie Fey'lya und dem Senat die Führung überlassen hat, in einer Galaxis, wo sowas wie die Vong-Invasion möglich ist... (und wie ich das Dank Jedipedia überblicke, wird es mit der späteren Galaktischen Allianz nicht viel besser)
4. Als jemand, der ca. 15 Jahre mit der Lektüre "zu spät" kommt, hätte ich gerne gewusst, wie der Tod von Anakin damals vom Fandom aufgenommen wurde... er kommt echt plötzlich und grausam daher. Was wiederum ganz schön mutig vom Autor war. Dass Tahiri auch noch dabei war und die Bücher davor, deutlich machten, wie sich da eine waschechte Jugendliebe anbahnte, macht es noch heftiger. Dieses abrupte Ende jeder ihrer gemeinsamen Träume durch den Krieg und der damit einhergehende Realismus in einem Universum, wo es sonst Plotarmor für "die großen drei" gibt, macht die NJO zu den bisher ernsteren Star Wars Büchern, die ich lesen dürfte.