- [Tiefenraum Nahe des Corellia-Systems - Rendezvous-Punkt 'Milestone' - Schlachtflotte der Neuen Republik - RSD 'Legend of the Republic' - Kommandobrücke] - mit Captain Megan Taylor und Crew
Schweigend blickte der hochgewachsene Flottenoffizier aus dem großen Transparistahlfenster in den Weltraum und die sich in nächster Nähe befindlichen Kampfschiffe der Neuen Republik. Es handelt sich vor allem um Einheiten der ersten Flottille der fünften Flotte, aber auch ein paar Schiffe anderer Elemente der Fünften waren mit bloßem Auge noch gerade so zu erkennen, vor allem an ihren hell leuchtenden Positionslichtern. Doch die Aufmerksamkeit des jungen Commodores lag nicht auf den Schiffen unter seinem Kommando, stattdessen war sie auf den hellsten Stern in den unendlichen Weiten des Raums gerichtet. Corell. Etliche Lichtjahre entfernt und doch mit bloßem Auge zu erkennen, wenn man wusste nach was man suchte. 'Milestone' lag ungefähr Sieben Lichtjahre außerhalb des Corellia-Systems und damit innerhalb des Tiefenraums, wo es nahezu unmöglich war die Flotte zu entdecken. Aus dem einfachen Grund, dass es hier draußen nichts gab. Sie befanden sich im 'leeren Raum' zwischen allen Sternensystemen und anderen interstellaren Objekten. Die Chancen, dass das Imperium sie hier draußen entdeckte waren nahezu Null, das einzige kalkulierbare Risiko, der gewaltige Masseschatten der 'Event Horizon', war eliminiert worden indem man einen Punkt außerhalb des Zielsystems gesucht hatte, der von keinem Austrittsvektor innerhalb des Corellia-Systems berührt wurde.
Mit einem Hyperraumsprung würden sie innerhalb kürzester Zeit den, scheinbar unendlich weit entfernten, Stern erreichen - und eine Entscheidung herbeiführen. Aber noch war es nicht soweit, sie hatten noch etwas Zeit. Einzelne Einheiten waren noch nicht eingetroffen und dementsprechend verschob sich auch das letzte Operationsbriefing. Wes wandte langsam den Blick von den Sternen ab und wandte sich der taktischen Holokarte zu. Der gesamte Republik-Verband war vor Ort, ebenso sämtliche Truppentransporter, Werkstatt- und Munitionsschiffe, sowie diverse Flottenversorger und ein Großteil der fünften Flotte. Der Rest sollte innerhalb der nächsten fünf bis zehn Standardminuten eintreffen, außerdem fehlte noch die Verstärkung unter Kommando der Forces of Hope - von denen ihnen auch nur ein grober Zeitplan vorlag. Glücklicherweise sah der Operationsplan keinen Zeitplan vor der um jeden Preis eingehalten werden musste. Sie mussten auf keine anderen Flottenbewegungen warten, die gesamte Operation würde von hier gestartet werden und das zu einem freiwählbaren Zeitpunkt innerhalb der nächsten sechs Standardstunden - nicht das Admiral Stazi vorhatte so lange zu warten. Im Zweifelsfall würde er die Operation wohl auch ohne Rückendeckung beginnen, entgegen Wes' Vorbehalten.
"Hyperabdrücke, Ma'am!", meldete Lieutenant Sov von der Sensorik-Abteilung an die Kommandantin des Republik-Klasse Sternenzerstörers.
Captain Taylor blickte ruckartig von ihrem Datapad auf und wartete offensichtlich auf weitere Informationen. Auch Wes hatte sich herum gedreht und wartete auf weitere Details von dem Sullustaner, während auf der Holokarte hinter ihm verschiedene, so genannter, Sensor-Geister erschienen.
"Fünf Schiffe. Zwei Kapitale. Republik-Kennung. Commodore Whitcomb an Bord der 'Glorious' und Commodore...Bryse mit der 'Power of Persuation'. Begleitschiffe...", während Sov fortfuhr, wandte der Commodore sich wieder der taktischen Karte zu.
Ihm war die Überraschung in der Stimme des Lieutenants nicht entgangen, als er den unerwarteten Namen Bryse gelesen hatte. Als ehemaliger Flaggkommandant Admiral Bensin Tomris war er kein unbeschriebenes Blatt in der Flotte und seine Versetzung an die Front hatte eigentlich bereits viel zu lange auf sich warten lassen. Es war einer der kleinen 'Erfolge' die Wes für sich hatte verbuchen können, bei der Planung des weiteren Vorgehens nach Denon. Allerdings wusste sein Vorgesetzter vermutlich selbst welch große Hilfe ihnen Bryse sein konnte.
Was jedoch viel wichtiger war, als die Versetzung des Commodores in die Fünfte, war das nun alle Einheiten der Angriffsstreitmacht am Rendezvous-Punkt eingetroffen waren. Er konnte auf der taktischen Karte verfolgen wie die fünf letzten Schiffe sich mit ihren Kampfgruppen formierten und dann ebenfalls verharrten. Wartend. Zufrieden trat er vom Holoprojektor zurück und ging mit sorgsam bemessenen Schritten in Richtung des, an die Kommandobrücke angrenzenden, Konferenzraums.
"Captain? Admiral Stazi wird sich in Kürze mit uns in Verbindung setzen, legen Sie bitte alle Signale in den Brückenbesprechungsraum.", wies er sie an und deutete mit einem Nicken auf die Tür des angesprochenen Büros.
"Jawohl, Sir.", kam prompt die Antwort und Taylor wandte sich Lieutenant Murray, von der Signalabteilung zu.
Die Tür des kleinen Konferenzraums schloss sich mit einem leisen Zischen und er ging direkt auf einen der Stühle vor Kopf des Tisches zu. Nebenan befand sich auch noch das kleine Tagesbüro des Flaggkommandanten, doch für die bevorstehende Unterredung mit den Kampfgruppenbefehlshabern war diese Räumlichkeit deutlich besser geeignet. Während er sich in dem, mit Corellianischen Kunstleder bezogenen Sessel niederließ, verband er sein Datapad mit dem, in die Tischplatte integrierten Datenblock. Ein leises akustisches Signal machte ihn darauf aufmerksam, dass die Datenverbindung stand und Wes konnte damit beginnen die Daten, welche er später möglicherweise noch einmal einsehen musste, herauszusuchen. Unterdessen surrten die dynamischen Holoprojektoren an der Decke und brachten sich in Position, offenbar hatte Lieutenant Murray die Anweisung Admiral Stazi's soeben erhalten. Er ließ vom Datenblock ab, setzte sich aufrecht hin und strich ein letztes Mal über die Uniform, ehe sich das Hologramm des Duros auf der anderen Seite des Tisches materialisierte.
Wes erhob sich und nahm Haltung an.
"Admiral Stazi.", begrüßte er seinen Vorgesetzten mit ruhiger Stimme und wartete auf eine Erwiderung der Ehrenbezeichnung und die Erlaubnis wieder Platz zu nehmen.
"Nehmen Sie Platz, Commodore Korus. Die Zeit ist knapp.", begann der Duro, ohne von seinen Unterlagen aufzublicken. "Ich möchte Sie informieren, dass unsere Operation in circa...", er warf einen Blick auf sein Chrono und blickte seinen Stellvertreter dann erstmals an. "...dreißig Sekunden werden die Agaves den Sprung vollziehen. Die Zeit drängt also."
Dann also tatsächlich ohne Rückendeckung und ohne auf seine Bedenken einzugehen. Natürlich würde der Admiral durch die Aufklärung der Agaves genaue Informationen über die feindliche Stärke bei Corellia erhalten und somit auch abschätzen können, ob sie es packen konnten, aber die Chance feindlicher Verstärkung war nicht gerade gering und mit Admiral Blades Einheiten hätten sie einen gänzlich anderen, taktischen, Spielraum. Aber die Entscheidung war gefallen und Wes quittierte sie mit einem Nicken.
"Jawohl, Admiral.", erwiderte er knapp.
"Sie werden gleich die Befehlshaber der einzelnen Kampfgruppen in den Operationsplan einweihen, Commodore. In der Zwischenzeit instruiere ich den Republik-Verband. In spätestens fünfzehn Minuten will ich die gesamte Flotte sprungbereit haben. Ich erwarte ihre Bereitschaftsmeldung.", mit diesen Worten und einem letzten, unbeteiligten Blick erlosch das Holo des Duros - ohne auf eine Antwort des Menschen gewartet zu haben.
Kopfschüttelnd betätigte Wes das Interkom und baute eine Verbindung zur Signalabteilung auf der Brücke auf. Man konnte es beinahe als offenes Geheimnis ansehen - zumindest unter den höheren Offizieren innerhalb der Fünften - das die Zusammenarbeit zwischen dem Admiral und seinem Stellvertreter nach der bevorstehenden Schlacht beendet sein würde, auf die eine oder andere Weise. Es funktionierte einfach nicht und Wes war sich auch voll und ganz im Klaren darüber, dass Stazi ihn nur behalten hatte, weil er nicht direkt die gesamte Führung der Flotte hatte austauschen wollen, als Amira gegangen worden war. Gerade wenn ein es gut lief, war es nicht gut die wichtigsten Teile eines funktionierenden Apparats auszutauschen.
"Korus hier. Ich möchte sofort mit allen Kampfgruppenkommandeuren sprechen, Lieutenant. Prioritätssignal und legen sie die Holos wieder in den Besprechungsraum.", befahl er als Murray sich gemeldet hatte und aktivierte gleichzeitig den Holoprojektor in der Mitte des Tisches.
"Jawohl, Sir.", kam die Antwort aus dem Interkom und einen Moment später surrten die kleinen Motoren der, an der Decke angebrachten, Holoprojektoren erneut.
Über dem Tisch schwebte eine Karte des Corellia-Systems und die verschiedenen Symbole feindlicher Einheiten und orbitaler Einrichtungen waren klar und deutlich zu erkennen. Die zusätzlichen Daten der Agaves aktualisierten das Bild ständig und die Daten des Geheimdiensts schienen zur Abwechslung einmal nicht unvollständig zu sein, stattdessen entsprachen sie zum Großteil den tatsächlichen Aufstellungen des Feindes. Das sah man nicht alle Tage. Ein leichtes Schmunzeln konnte er bei dem Gedanken nicht unterdrücken, zu oft war er schon von fehlerhaften Geheimdienstberichten auf dem falschen Fuß erwischt worden.
Murray's Stimme drang wieder aus dem Interkom und informierte ihn, dass alle Offizieren bereit seien und sie, sie nun zu ihm in den Besprechungsraum schalten würde. Wes wandte den Blick vom Holo ab und richtete ihn auf die einzelnen Plätze. Die einzelnen Hologramme materialisierten sich auf den Sesseln oder dahinter. Commodore Bryse' Abbild erschien auf dem Platz am anderen Ende des Tisches, rechts von Wes flackerte die Gestalt Commodore Mandrells, neben ihr die Commodores In'gre und Whitcomb und den beiden Gegenüber die Commodores Anderson und Trillk, sowie Captain Ven. Aus Platzmangel musste Captain Takao'ee leider "stehen", aber da diese Holorunde auf jedem Schiff anders dargestellt werden würde, war es auch egal. Einige der stehenden Offiziere waren einfach in der Mitte abgeschnitten und erweckten nahezu den Eindruck zu sitzen, andere wiederrum saßen hinter einem Schreibtisch oder in ihrem Kommandosessel und passten damit sehr gut auf die Plätze. Im Normalfall hätte Wes diese Sitzung auch lieber im Stehen gehalten, da er sie aber nicht auf der Brücke hatte durchführen wollen und das Flaggdeck ohne einen Stab wenig Sinn machte, war dies eine der besten Möglichkeiten.
"Ladies and Gentlemen, stehen Sie bequem. Wir haben nicht viel Zeit, ich bitte Sie also ihre Fragen an das Ende dieses Briefings zustellen.", eröffnete er die Besprechung ohne großartig um den, sprichwörtlichen, heißen Brei herumzureden.
"Wie Sie sicher bereits wissen, ist Corellia unser Ziel. Sie sehen hier die aktuelle Verteilung der imperialen Einheiten. Vor wenigen Minuten sind unsere fünf Agaves ins System gesprungen und haben mit der aktiven Aufklärung begonnen und damit unsere Operation in Gang gesetzt.", während er sprach passte sich das Holo des Corellia-Systems immer wieder an und er ließ ein weiteres Holo erscheinen, auf dem nur die Agaves und feindlichen Einheiten, Minenfelder und Einrichtungen zu sehen waren. Eine weitere Geste mit der Hand, über dem Datenblock ließ den Republik-Verband auf dem Hologramm erscheinen.
"Die Operation wird wie folgt ablaufen. Der Republik-Verband wird in etwa fünf Minuten ins System springen und diese fünf...", die angesprochenen feindlichen Kampfgruppen (1, 2, 4, 5, 6) wurden hervorgehoben, "...Kampfgruppen angreifen. Dieser Verband hier ist von der Systemverteidigung und wir hoffen, dass sie sich möglicherweise aus den Kampfhandlungen heraushalten. Die Chancen dafür stehen jedoch nicht allzu gut, da es sich aber beinahe nur um Korvetten handelt, sollte der Republik-Verband sehr kurzen Prozess mit ihnen machen können.", er machte eine kurze Pause und ließ den Offizieren die Chance, das gesagte kurz zu verarbeiten oder sich Notizen zu machen, ehe er fortfuhr und die zweite Flottille im Abbild des Corellia-Systems erschien.
"Commodore Bryse, ihre Flottille wird - sollte der Feind auf den Köder hereinfallen und tatsächlich alle fünf oder sogar sechs Kampfgruppen gegen den Republik-Verband einsetzen - durch diese Lücke im Minengürtel stoßen und den feindlichen Kräften in den Rücken fallen, damit sie zwischen Ihnen und Admiral Ak'lyas Schiffen in der Falle sitzen.", er wartete auf eine Reaktion des Menschen im mittleren Alter, bevor er zum nächsten Schritt überging.
"Gleichzeitig wird der Rest der Fünften zu den gleichen Koordinaten springen, sich jedoch sofort in Richtung der Werften orientieren. Während der Republik-Verband und die zweite Flottille das Primärziel haben die feindlichen Kräfte so schnell wie möglich zu neutralisieren und sich mit dem Rest der Flotte zu vereinen, ist das Primärziel der Anderen die Werften unter Kontrolle zu bringen. Wir brechen durch, setzen Angriffsfähren und -shuttles mit Marines ab - welche die Werften entern werden - und vernichten die feindlichen Schiffsverbände. Um die Raumstationen und Golans kann man sich immer noch kümmern. Einzige Ausnahme stellt diese Golan-III-Plattform (D5) dar. Ein massierter Bomberangriff sollte sie jedoch ausschalten können. Was die Verteidigungsanlagen direkt an den Werften betrifft, so werden nur Ionenkanonen eingesetzt. Commodore Trillk, ihr Flaggschiff wird dabei die Hauptlast tragen, am Besten Sie lassen ihren Flaggkommandanten schon Beschießungspläne entwickeln, unterstützt wird die 'Reef of Resistance' dabei von jedem Schiff in der Nähe, das Ionenkanonen entbehren kann.", erneut ließ er seinen Untergebenen ein wenig Zeit sich mit den Fakten vertraut zu machen.
"Sobald die Werften erobert und die Imperialen Streitkräfte besiegt worden sind, beginnen wir mit der Befreiung des Systems. Wie Sie sehen können, haben die Imperialen all ihre Einheiten direkt nach Corellia verlegt und die anderen Planeten nahezu Schutzlos gelassen. Wir werden also mit der Landung von Truppen auf den anderen Planeten des Systems beginnen und auch die Raumstationen unter unsere Kontrolle bringen. Parallel dazu wird die Flotte versuchen den planetaren Schild Corellias zu senken und Truppen auf der Oberfläche landen zu können. Unterstützung durch Sternenjäger ist vorgesehen, orbital Unterstützung durch Einheiten der Fünften oder des Republik-Verbands nur in außergewöhnlichen Fällen. Alle anderen Einheiten werden das System sichern. Detaillierte Anweisungen werden Sie noch erhalten, wenn es soweit ist. Ansonsten sollten Sie den gesamten Operationsplan in diesem Moment übertragen bekommen haben. Gibt es noch Fragen? Ansonsten informieren Sie ihre Untergebenen. In zehn Minuten soll die gesamte Flotte sprungbereit sein. Viel Glück, Ihnen allen.", mit fester Stimme und einem entschlossenen Blick verabschiedete er die acht Offiziere und lehnte sich in seinem Sessel zurück, nachdem die Hologramme verblast waren.
Sein Blick hing an den beiden holographischen Darstellungen des Corellia-Systems. Die Planung war gut und die Tatsache, dass die Aufklärung ihnen so gute Daten liefern konnte, half ebenfalls enorm. Jetzt würde alles ganz schnell gehen, um den Imperialen nicht die Chance zu geben ihre Formationen zu verändern. Ob letztendlich alles nach Plan lief, ließ sich natürlich nicht vorhersehen, die abgedroschene Phrase: "Kein noch so guter Plan, überlebt den ersten Feindkontakt.", war ebenso alt, wie wahr. Doch er hatte Vertrauen in seine Offiziere, sie wussten was sie taten und würden alles Erdenkliche tun, um ihren Teil der Operation zu erfüllen. Außerdem waren sie dem Imperium überlegen. Mit der 'Event Horizon' und der 'Reef of Resistance' sollten sie dem Feind ordentlich Kopfzerbrechen bereiten können - schließlich konnte keine ihrer Einheiten sich auch nur im Traum Chancen ausmalen, alleine gegen eines der beiden Schiffe bestehen zu können.
"Lieutenant Murray? Jetzt die Kommandanten der ersten Kampfgruppe, bitte."
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