Weltraum (Koornacht-Cluster)

[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | RK Raider | Offiziersmesse ] Saku, Rosh und Baran


Nach dem letzten Satz von Saku herrschte kurze stille in der Offiziersmesse. Commander Draykon schien die Erklärung warum auf sein Schiff gefeuert worden war zunächst genügen, Lieutenant Commander Gargatosh hingegen nickte verständnisvoll. Saku war bewusst warum die Männer so ruhig dasaßen, egal wie sie vorher über ihn und diesen Vorfall gedachte haben mochten, seine Anwesenheit stimmte sie ihm gegenüber wohlgesinnt.


Im krassen Gegensatz dazu stand die barsche Entgegnung Draykons auf Sakus Yevetha. Bevor dieser jedoch zu der geforderten Erklärung ansetzte regte sich in dem leicht nervösen Lieutenant Commander ein Gefühl der Erkenntnis.

„War das…yevethanisch, Sir?“ „Korrekt Commander, sie haben ein gutes Ohr. Ich spreche Yevetha fließend. Damit bin ich einer der wenigen Offiziere in der Flotte der die Sprache unseres Feindes beherrscht. Sicher hätte man einen Zivilen Berater hinzu ziehen können, jedoch scheinen es die Admiräle für notwendig zu halten, dass über diesen Einsatz nichts publik wird.“

Er blickte in die Gesichter seiner Kameraden. „Ich bin vielleicht nicht gut genug um einem Yevethaner das Wasser zu reichen, aber meine Fähigkeiten reichen aus um Funksprüche fließend zu übersetzten oder wenn nötig zu fälschen. Außerdem habe ich bevor ich ein eigenes Kommando übernommen habe lange Zeit als Kommunikations Offizier gedient, und bin daher mit Verschlüsselungscodes und dem Knacken von verschlüsselten Funksprüchen geübt. Das ich entgegen jedem Zivilisten zusätzlich die Flottenakademie hinter mich gebracht habe ist denke ich also kein kleiner Bonus.“

Commander Draykon hatte den Codezylinder den Saku ihm gereicht hatte bereits ausgewertet und wieder ausgeworfen. „Commander ich gehe davon aus, dass sie einen Vorposten zur Kampfgruppe bilden? Dennoch denke ich das sie nicht weiterhin mit einer geenterten Vigil Korvette als Aushängeschild hier herumfliegen wollen oder? Wenn die Vigil also flugfähig ist würde ich um ihre Erlaubnis bitten, dass ein Bote an Bord der Vigil dem Commodore meine Befehle überreicht. Dann könnten sie mich direkt über die Lage und den Auftrag ins Bild zu setzten. Wennn Sie den Commodore lieber nicht übergehen wollen, oder die Vigil nicht flugbereit ist könnte die Justica die Korvette sicher auch mit den Traktorstrahlen zur Heart of the Order schleppen und wir können dort die neuen Befehle des Commodore abwarten.“

Saku blickte nun wieder hauptsächlich den menschlichen Commander an, der Kommandokette entsprechend hatte er hier das Sagen über beide Imperiale Schiffe.

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Torranix-Sektor – Tiefenraum – am Rand des Cal-Seti-Systems – Corvette der Raider-Klasse – 'Riader' – Offiziersmesse – Commander Draykon, Crew, Lieutenant-Commander Gargatosh, Commander Keznoi Draykon, Crew​


Die Cigarette im Mundwinkel, wartet er auf die Erklärung des Fastmenschen, als sich Lieutenant-Commander Garagtosh zu Wort meldete. Er vermutete das es sich bei diesem Brocken an kauderwelsch um die Sprache dieser Nichtmenschlichen Bastarde gegen die sie gerade Krieg führt handelte. Was der Kommandant der 'Justica' kurz darauf auch bestätigte, sogar fließend. Weiterhin führte er aus, das er Kommunikationstechniker sei und spezialisiert auf Codierung und Decodierung. Was dazu führte, das Rosh seine Kippe in dem dafür vorgesehen Aschenbecher ausdrückte und sich interessiert nach vorne beugte. Wenn dieser Mann wirklich das könnte was er hier vollmundig versprach, dann wären die Fragmente im Computer der Korvette der Vigil-Klasse vielleicht noch zu retten. Und etwaige verhöre der Mannschaft würde um einiges einfacher von der Hand gehen.

Offen blickte der Fastmensch dann seine Beiden Kameraden an und schlug ein weiteres Vorgehen vor. Die geenterte Vigil zur Hauptkampfgruppe verlegen, so dies möglich sei. Einen Boten für den Commodore mitschicken, der die Situation erklärte oder so dies nicht möglich wäre das der Kreuzer der Strike-Klasse die Korvette abschleppte. Der Kommandant der 'Raider' führt die Tasse mit Kaf zum Mund und nahm einen Schluck bevor er zu einer Antwort ansetzte:


"Die Vigil sollte Flugfähig sein, doch wenn ihre Decodierungsfähigkeiten so gut sind und sie die Sprache des Feindes sprechen, hätte ich einen Gegenvorschlag. Wir kopieren zunächst die Rohdaten aus dem Computer herunter und sie versuchen daran ihr Glück, währenddessen entsenden wir ihren Boten mit dem Prisen-schiff zur Hauptkampfgruppe. Und wir hätten auch noch den Einen oder Anderen Gefangenen Führungsoffizier, die die Imperiale Gastfreundschaft schon zu lange ohne nennenswerte Gegenleistung in Anspruch nehmen."

Bei diesem Satz wanderte der Blick des Mannes von Fresia kurz zu dem Gotal herüber, bevor er sich wieder Commander Keznoi zusandte.

"Sofern sie mit diesem abgewandelten Vorschlag zum weitern Vorgehen einverstanden sind versteht sich. Commander."

Ja die drei Offiziere könnten nun auch warten bis die Befehle hin und her gegangen waren oder sie könnten etwas Eigeninitiative zeigen. Und damit, dem Commodore eine Sorge abnehmen und vielleicht würde es einen Vermerk geben das sie zum Führen von Einheiten und treffen von Entscheidungen in der Lage waren. Alles das was man als Captain oder Commodore vorweisen müsste, sollte man denn für diesen Ränge in Betracht gezogen werden.


Torranix-Sektor – Tiefenraum – am Rand des Cal-Seti-Systems – Corvette der Raider-Klasse – 'Riader' – Offiziersmesse – Commander Draykon, Crew, Lieutenant-Commander Gargatosh, Commander Keznoi​
 
[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / RK Raider / Offiziersmesse ] Baran, Saku und Rosh, sowie Crew

Stumm nickte Baran als Keznoi bestätigte, dass es sich tatsächlich um yevethanisch handelte und anschließend fortfuhr seine Qualitäten als Übersetzer, Codeknacker und Absolvent der Flottenakademie aufzulisten. Insgesamt klang die Begründung warum er hier war schlüssig. Tatsächlich freute Baran sich sogar ein wenig, dass ihnen jemand mit einem derartigen Skillset in den Schoß gefallen war. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits, wie Keznoi an Bord der Reconquista kam und dem Gefangenen jeden Tropfen Information aus dem hässlichen Kopf wrang.

Schließlich schlug Keznoi noch vor die Vigil zurück zur Hauptkampgruppe zu schleppen und einen Boten zu Commodore Fogerty zu senden, um ihn über die Situation aufzuklären. Draykon stimmte im Großen und Ganzen zu, auch wenn er ein paar Änderungsvorschläge an diesem Plan hatte. Keznoi hatte keine Einwände, woraufhin sich die kleine Runde auch sehr bald auflöste. Baran trank sein Wasser aus, bevor er sich zusammen mit den anderen beiden erhob, sich respektvoll verabschiedete und auf den Weg zurück zu seinem Shuttle machte. Als sich die Luftschleuse hinter ihm schloss atmete er erleichtert aus. Das Treffen war sehr viel leichter von der Hand gegangen, als er gefürchtet hatte. Das lag vermutlich zu einem nicht geringen Teil daran, dass Keznoi wie ein kompetenter, besonnener Offizier wirkte. Auch wenn er ein Nichtmensch war, so war er vermutlich wie Baran Teil der seltenen Gruppe, die Menschen das Wasser reichen konnte. Jetzt wo er darüber nachdachte, wirkte die Staffel Jäger, die er für seine Eskorte abgestellt hatte, beinahe ein wenig albern.

Fast geräuschlos entfernte sich das Kappa-Klasse Shuttle Brazen der Reconquista von der Raider, während Baran gedankenverloren durch die Frontscheibe auf sein eigenes Schiff starrte. Er hatte sich entschieden im Cockpit hinter dem Piloten zu sitzen. Die hintere Truppenkabine mit Platz für mehr als vierzig Soldaten hatte sich allein dann doch ein wenig einsam angefühlt. Sie hatten grade einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt, als dem massigen Gotal brennend eine Sache einfiel, die er vergessen hatte. Auf seinen Hörnern saß noch immer Draykons Dienstmütze! So widerspenstig das Ding auch gewesen war, offenbar hatte er es sich zuletzt so gut aufgesetzt, dass es die letzte Viertelstunde absolut Ruhe gegeben hatte. Leise fluchend zog Baran sich nun doch in den hinteren Teil des Shuttles zurück, wo er ein kurzes Entschuldigungsschreiben mit niedriger Priorität an Draykon verfasste, in dem er eine Rückgabe der Dienstmütze so bald wie möglich ankündigte. Nervös kontrollierte er den Text auf Tippfehler und schickte ihn dann ab.

Den Rest des kurzen Fluges verbrachte Baran in Gedanken an einen der AT-PTs im hinteren Hangarbereich gelehn. Als die Brazen schließlich im Hangar landete, wartete Baran nicht erst ab bevor die Rampe voll ausgefahren war, sondern sprang das letzte Stück kurzerhand herunter. Ein kurzer Blick offenbarte, dass die Chargers bereits gelandet und grade dabei waren ihre Jäger fürs Erste abzustellen. Draykons Dienstmütze in der Hand schaute der massige Gotal sich um und winkte dann Captain Troth, den Staffelführer, zu sich. Geschäftig ließ der zerzauste Bothaner stehen und liegen was auch immer er grade getan hatte und kam, seinen Helm unterm Arm, auf Baran zu.

„Was kann ich für Sie tun, Sir?“

, fragte er und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter sechzig – groß für einen Bothaner – auf. Es war das erste Mal, dass Baran mit dem Nichtmenschen direkt sprach. Zwar hatte er ein wenig in der Akte geblättert, immerhin sah man einen Bothaner beim imperialen Sternenägercorps nicht alle Tage, doch seine kurze Zeit auf der Reconquista hatte bisher nicht gereicht, um alle relevanten Hände geschüttelt zu haben. Troth strahlte Überraschung und doch eine Menge Wohlwollen aus, worin er sich gewaltig von den üblichen Verdächtigen auf der Brücke unterschied. Die Geschichte über Widek schien er dann wohl noch nicht gehört zu haben – oder zu ignorieren.

„Ich habe einen kleinen Botengang für Sie, Captain Troth. Instruieren Sie einen Ihrer Piloten diese Dienstmütze zu nehmen und so schnell wie möglich zur Raider zurück zu bringen. Sie gehört Commander Draykon und ich will sie nicht länger entführen als unbedingt notwendig.“

, antwortete Baran trocken und die pelzigen Ohren seines Gegenübers stellten sich auf.

„Natürlich, Sir, ich werde sie persönlich Überbringen. Das wird nur ein paar Minuten dauern.“

Peinlich berührt zog der Magen des Gotal sich zusammen.

„Captain Troth…tatsächlich wäre es mir lieber, wenn Sie einen Piloten beauftragen, der mehr dem imperialen Ideal entspricht…und…außerdem brauche ich Sie für eventuelle Notfälle einsatzbereit auf der Reconquista und nicht einsam im leeren Raum zwischen den Schiffen.“

Den letzten Satz hatte Baran ziemlich lahm angefügt. Dennoch hätte er Troths Magnetfeld gar nicht lesen müssen, um zu sehen, dass sie beide verstanden hatten worum es hier ging. Die Ohren des Bothaners zuckten für einen Moment und auf dem Gesicht breitete sich ein Ausdruck von Resignation aus. Offensichtlich hatte er ihn mit seinen Worten verletzt – doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Baran war sich sicher, dass Draykon ihm dankbar wäre, wenn nur ein pelziger Nichtmensch heute die Raider betreten würde. Außerdem wollte er nicht den Eindruck erwecken, dass die ganze Crew der Reconquista aus Aliens bestand.

„Natürlich, Sir, ich verstehe, Sir. Ich werde stattdessen Pilot Officer Bell schicken.“

, sagte Troth schließlich und winkte einer dunkelhäutigen Menschenfrau, die grade mit ihrem Jäger fertig geworden zu sein schien. Baran nickte. Zwar war er sich bewusst, dass auch Pilot Officer Bell nicht dem herrschenden Persönlichkeitsideal entsprach, doch er wollte sich nicht noch unbeliebter machen.

„Sehr gut, Captain. Wegtreten.“

, sagte er stattdessen, drückte dem Bothaner die Dienstmütze in die Hand und wandte sich zu gehen. Einen Moment wirkte es, als wolle Troth noch etwas sagen, doch stattdessen nickte er nur. Der Gang zum Aufzug fühlte sich seltsam an, als hätte Baran mit seinen Worten etwas auf sich geladen. Dann jedoch straffte er sich. Er hatte absolut logisch gehandelt – es machte Sinn eine Menschenfrau, statt einem haarigen Nichtmenschen zu senden. Auf Befindlichkeiten konnte er in seiner Position keine Rücksicht nehmen. Mit einem Zischen öffnete sich die Tür des Turbolifts auf der Brücke und der übliche Schwall magnetischen Misstrauens und finsterer Blicke schwappte ihm entgegen. Er war zurück.


[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Brücke ] Baran, sowie Brückencrew
 
[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Brücke ] Baran, sowie Brückencrew

Den Rücken durchgedrückt, die Hände dahinter verschränkt trat Baran aus dem Hyperlift, die gerufene Ankündigung seiner Ersten Offizierin kaum mit einem Seitenblick bedenkend, dass der Kapitän nun auf der Brücke sei. Das Zischen des zweiten Turbolifts aus dem pünktlich wie die Repulsorbahn Pain Sladras herausgerollt kam, entlockte ihm dann doch eine Grimasse. Woher der Sith-Schüler auch immer schon wieder wusste, dass er sein Quartier verlassen durfte.

So gut er konnte, ignorierte Baran und ihn und ging zum Kaptainssessel, den Evans grade für ihn freigemacht hatte und setzte sich. Die Situation auf dem taktischen Holo zeigte eine unveränderte Situation und die Brückenoffiziere wirkten nicht, als hätten sie groß etwas zu tun gehabt, während er gefehlt hatte.

„Stehen Sie bequem.“

, wies er die Offiziere an, die sich bei seinem Erscheinen ebenfalls von ihren Sesseln erhoben hatten, und die Brücke nahm wieder ihr gewohntes Äußeres ein.

„Lieutenant Evans, berechnen Sie einen zu den folgenden Koordinaten. Die Justica ist als Verbündeter zu betrachten und stellt keine weitere Bedrohung dar.“

Evans bestätigte und die Brückenoffiziere beschäftigten sich mit ihrer neuen Aufgabe, während Baran sich als nächstes Milano, den Verhörspezialisten, über Holo geben ließ.

„In welchem Zustand ist der Gefangene? Wann kann das nächste Verhör stattfinden?“

, fragte Baran den Menschen kurz angebunden, während Milano hastig einen Aschenbecher mit Zigarette aus dem Einzugsbereich des Holoprojektors schob. Ungeschickt salutierte der junge Mann, bevor er schließlich antwortete:

„Bel Haar hat sich besser erholt als ich erwartet habe. Er ist wieder bei Bewusstsein und ruhig, Sir. Sein Kurzzeitgedächtnis wurde gelöscht. Doktor Chi empfiehlt vorsichtshalber noch ein paar Stunden, er sagt jedoch, dass Nichteinhaltung keine direkt absehbaren Konsequenzen haben sollte. Wenn Sie erlauben, Sir, diese Yevethaner sind ganz schön widerstandsfähige Biester! Wenn Sie wollen, Sir, mache ich ihn bereit bis Sie hier unten sind…“

Der eigentlich ganz gute Bericht verlor sich in der unausgesprochenen Frage, doch Baran schüttelte den Kopf.

„Nicht nötig. Das Verhör wird im Laufe des Tages stattfinden, aber nicht sofort jetzt. Commander Keznoi von der Justica wird dem Verhör beiwohnen, also erwarte ich Sie rasiert und mit einwandfreier Uniform in Bereitschaft. Und lassen Sie mich Sie nicht noch einmal dabei erwischen wie Sie das Rauchverbot missachten. Verstanden?“

Der junge Mann nickte hastig und Baran unterbrach die Verbindung, bevor er noch etwas erwidern konnte. Inzwischen hatte die Reconquista sich in Bewegung gesetzt und er sah zu, wie sie sich drehten, um auf das Asteroidenfeld zuzufliegen. Grade wollte er sein Datapad zücken, um einen weiteren Blick auf die Bewaffnung der Justica zu werfen, da trat Evans an ihn heran, ihr Magnetfeld schwingend mit etwas, das Baran als unsicher und peinlich berührt klassifizieren würde.

„Ähh…Sir, mir wurden Informationen zugetragen die…ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Wenn Sie erlauben transferiere ich sie auf Ihr Datapad.“

Baran, der Lieutenant Evans als Feuerleit- und nun Erste Offizierin aber noch nie so verlegen erlebt hatte, zog eine Augenbraue hoch. Einen Moment wartete er ab ob sie fortfahren würde, antwortete dann jedoch:

„Was denn für Informationen, Lieutenant? Und wer hat sie Ihnen zugetragen?“

Nervös schaute Evans über ihre Schulter, verdächtig in die Richtung Pain Sladras‘, der grade absolut unbeteiligt Navigationsoffizierin Ensign Rifai über die Schulter schaute. Baran seufzte.

„Es geht…um die Spezies Commander Keznois, Sir. Es ist schwer zu erklären. Am besten lesen Sie es sich selbst durch…“

Lieutenant Evans schien sich extrem unwohl in der Situation zu fühlen, also nickte der Gotal resigniert. Seine Erste Offizierin tat ein paar Handgriffe auf ihrem Datapad und eine Nachricht flammte auf seinem eigenen auf. Während Evans zurück zu ihrem Platz ging, überflog er den Text aus einem Spezieshandbuch der imperialen Flotte über den Umgang mit diversen Alienspezies. Die paar Absätze, die die Offizierin ihm geschickt hatte beschäftigten sich mit Zeltron und zunächst war Baran nicht ganz klar worum es eigentlich gehen sollte. Der Teil des Textes, der die rothäutigen Humanoiden als faule Hedonisten beschrieb, die dank ihres schnellen Metabolismus und zweiten Leber ohne Gefahr für Attraktivität feiern und saufen konnten, schien wie etwas das vermutlich auf den Großteil von ihnen Zutraf, vermutlich jedoch nicht auf Commander Keznoi anwendbar war.

Dann jedoch kam Baran an eine Stelle des Textes, ab der sich seine Miene zusehends verfinsterte. Schließlich stand er auf und ging, ohne seinen Blick von dem Datapad zu nehmen, auf eine der Türen, die in den hinteren Teil der Brücke führten zu.

„Ich bin in meinem Büro, rufen Sie mich, wenn etwas sein sollte. Bis dahin haben Sie die Brücke, Lieutenant.“

, sagte er im Vorbeigehen zu Evans und im nächsten Moment schloss sich auch schon die Tür hinter ihm. Pheromone also. Zeltron produzierten also Pheromone, die sie attraktiver und sympathischer wirken ließen. Vor seinem inneren Auge ging Baran immer wieder das zurückliegende Gespräch und spielte den Moment ab, ab dem er diese Gestalt Keznoi plötzlich sympathisch gefunden hatte. Kurzentschlossen griff er sich einen Brieföffner und pfefferte ihn mit ganzer Wucht gegen die Wand zu seiner Rechten, bevor er sich – noch immer kochend – in seinen Schreibtischstuhl fallen ließ. Er fühlte sich manipuliert und hintergangen und in seinem Magen schwelte Enttäuschung über sich selbst, dass er davon nicht einmal etwas gemerkt hatte. Es hatte die Intervention dieses Sith gebraucht, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Selbst wäre er bestimmt nicht auf den Gedanken gekommen das Spezieshandbuch auf eventuelle Gefahren hin zu wälzen.

„Ist bei Ihnen alles in Ordnung, Sir?“

, klang plötzlich Evans Stimme aus dem Intercom, woraufhin sich Barans Kehle ein gefrustetes Knurren entrang.

„Alles bestens. Mir ist nur etwas heruntergefallen. Weitermachen!“

, gab er zurück und versenkte sich wieder in seinem Datapad, wo er die Speziesartikel der nichtmenschlichen Mitglieder seiner Brückencrew überflog, jedoch nichts Beunruhigendes feststellte. Schließlich lehnte er sich zurück und starrte gedankenverloren ins Leere. Bis jetzt hatte er sich ein wenig darauf gefreut einen weiteren Versuch zu starten, dem Yevethanischen Kapitän weitere Informationen abzujagen. Jetzt jedoch erfüllte ihn die Erwartung wieder mit Keznoi in einem Raum und damit seinen Pheromonen ausgesetzt zu sein mit Ekel und Unbehagen. Was konnte er tun?

Schließlich aktivierte er sein Datapad erneut und begann damit eine Nachricht an Commander Draykon zu tippen, in der er die Situation schilderte und um Rat bat, wie mit dieser Situation umzugehen sei. Das Handbuch empfahl ein allgemeines Misstrauen gegen Zeltron, schwieg sich jedoch aus was zu tun sei, wenn ein Zeltron sich in der Position eines ranghöheren Offiziers wiederfinden sollte. Den Text aus dem imperialen Handbuch hängte er an. Kurz erwog er sich für die Einträge in dem Artikel über Gotal zu rechtfertigen – falls Draykon den auch lesen sollte – entschied sich dann jedoch dagegen. Der Kommandant der Raider wusste bereits, dass Baran Auren lesen konnte und die Beschreibung von Gotal als stinkenden Kopfgeldjägern war ja nicht wirklich anwendbar auf ihn.

Diesmal gründlicher ging Baran die Nachricht durch, um Tippfehler zu korrigieren. Die Wichtigkeit klassifizierte er als Mittel und schickte sie schließlich ab. Er hoffte, dass Draykon antworten würde bevor Keznoi für das Verhör auf die Reconquista kommen würde, doch er musste sich Gedanken darum machen, was zu tun war, falls er dies nicht tun würde. Direkt eigen durfte er Keznoi auch nicht, dass er sein widerliches Geheimnis entdeckt hatte. Was war also zu tun?

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Auf dem Weg zurück zum Turbolift warf Baran Sladras einen Seitenblick zu, den dieser ausdruckslos erwiderte. Der Sith-Schüler war zur Holokarte gerollt und schien die dort notierten Schiffspositionen eingehend zu studieren. Baran war sich nicht sicher, doch meinte in dessen Magnetfeld ein leichtes Zucken von Genugtuung zu spüren. Auf der Stirn des Gotal bildete sich eine steile Falte. Bisher hatte Sladras noch nichts angestellt was seine Bemühungen behindert hätte – im Gegenteil. Doch das Alien war zu schlau für sein eigenes Wohl und ihm war diese verborgene Art, wie der Givin seine Pläne auszuführen schien gänzlich zuwider. Sladras würde sich noch umschauen, wenn er nicht ganz genau aufpasste!

Dieses Mal führte Baran der Turbolift nicht zurück zu den Hangars, sondern auf Deck 2, wo sich die Mannschaftsquartiere, Zellen, aber auch das Logistikbüro befand. Wie es auch mit den Piloten der Fall war, hatte er seit Beginn seines Kommandos auch hier noch keinen Blick hereingeworfen und wusste auswendig auch gar nicht wer hier das Sagen hatte. Er konnte nur hoffen, dass er es mit jemandem kompetenten zutun bekommen würde, der ihm auch wirklich bei seinem Anliegen helfen konnte. Immerhin war einige Zeit seiner Nachricht an Commander Draykon verstrichen und der Besuch Commander Keznois bezüglich des Verhörs stand bald an. Vermutlich hatte der menschliche Offizier grade einfach wichtigere Angelegenheiten zu regeln als auf die Nachricht zu antworten – oder er hatte sie schlicht und einfach nicht gesehen. Dennoch hatte Baran nicht vor gänzlich unvorbereitet in die kommende, unangenehme Situation hineinzugehen.

Das Logistikbüro lag vergleichsweise dicht bei den Turboliften. Baran musste nur einen Zwischenschott durchschreiten, bevor er sich vor der Tür zum eigentlichen Büro wiederfand. Bei dem Namen an der Tür stutze er jedoch. Eigentlich hatte er erwartet, dass jemand vom Rang eines Chief Petty Officers die Logistikabteilung leitete. Dennoch prangte in schlichten Buchstaben der Name Ensign Tomas Faust an der stählernen Tür. Was machte ein Soldat mit Offiziersqualifikation hier unten? Vorsichtig klopfte er, worauf ihm prompt ein scharfes „Herein!“ von der anderen Seite der Tür zuschallte. Baran drückte die Klinke herunter betrat den dahinterliegenden Raum.

Ensign Faust (vermutlich) saß an seinem Schreibtisch und schien grade dabei gewesen zu sein einen Stapel Bögen auszufüllen, doch als er Baran sah, stand er gemessen auf. Der Ensign war ein junger Mensch Anfang zwanzig und schien direkt aus einem Propagandaplakat entflohen zu sein. Er war hoch gebaut, mit stechenden blauen Augen. Die strohblonden Haare hatte er sich schlicht nach hinten gegelt und die Uniform saß tadellos. Er konnte nur wenige Jahre sein als der Verhörspezialist Milano, sah jedoch um ein Vielfaches respektabler aus als dieser. Faust salutierte schneidig, was Baran erwiderte und sagte dann knapp:

„Ensign Tomas Faust zu Ihren Diensten – eine Ehre Sie kennen zu lernen, Lieutenant Commander, Sir.“

„Ebenfalls, Ensign.“

, antwortete Baran knapp, bevor er nach kurzem Zögern hinzufügte:

„Gestatten Sie mir die Frage, was macht ein Soldat mit Offizierspatent in meinem Logistikbüro?“

Halb erwartete Baran, dass Faust verlegen zu Boden schauen würde, doch ein weiteres Mal überraschte der junge Mann ihn und hielt Augenkontakt.

„Sir, ich wurde auf die Reconquista Yevetha versetzt, weil sie das einzige Schiff auf dem Weg in einen Kampfeinsatz mit einer freien Stelle war. Diese freie Stelle war eben die des Logistikoffiziers.“

Baran zog eine Augenbraue hoch.

„Und warum wurden Sie um jeden Preis auf ein Schiff mit Kampfeinsatz verlegt? Wie lange ist es überhaupt her, dass Sie die Akademie verlassen haben?“

„Zwei Wochen, Sir. Ich bin – „

, Faust korrigierte sich:

„ – war Jahrgangsbester in allen Disziplinen und habe einen perfekten Schnitt in allen Jahren dort erzielt. Meine Dozenten hielten es für angemessen mir einen sofortigen Kampfeinsatz zu empfehlen, damit ich Erfahrungen sammeln kann. Sorgen Sie sich nicht, Sir, ich bin in der Lage mich in kürzester Zeit in alle mir vorgelegten Aufgaben einzuarbeiten.“

Baran schnaubte, was man auch als verdecktes Lachen hätte verstehen können. Der Junge war scheinbar wirklich ein wandelndes Propagandaposter und vereinte alle Qualitäten, die man dem perfekten Offizier zuschrieb. Natürlich hatte irgendwer Fäden gezogen, um ihn auf diese Position zu setzen – so wurde der perfekte Lauf nicht unterbrochen, der zweifelsohne sein Lebenslauf war. Vermutlich war Faust auch noch der Sohn irgendeines einflussreichen Politikers oder Admirals, was ihm natürlich diverse Türen öffnete. Man konnte nur hoffen, dass der Junge auch was im Kopf hatte und ihm helfen konnte.

„Ich habe ein interessantes Problem für Sie, Faust. Ich will unauffällig vermeiden mich Zeltron-Pheromonen auszusetzen, während ich im gleichen Raum bin wie ihre Quelle. Was können Sie mir entsprechendes geben?“

Fausts Gesicht wurde nachdenklich und er schwieg einen Moment, während er nachdachte. Schließlich sagte er jedoch:

„Sir, ich muss gestehen, dass das nicht einfach wird. Pheromonblocker werden nicht standartmäßig an alle Schiffe ausgegeben, weshalb ich keine im Lager habe. Meines Wissens werden Pheromone meistens durch Schleimhäute oder dergleichen aufgenommen. Ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich annehme, dass Ihre Spezies diese an den üblichen Stellen – Mund, Nase, Augen, Intimbereich – hat. Ihre Augen entsprechen jedoch nicht der Norm, weshalb ich Ihnen hier keine Schutzbrille oder ähnliches anbieten kann – was auch nicht unauffällig wäre. Gleiches gilt für Ihren Mund. Was jedoch geht sind Nasenstöpsel, die die meisten Gase, aber auch organisches Material wie Pheromonmoleküle ausfiltern sollte. Ich kann leider kompletten Schutz nicht gewährleisten, aber wenn Sie beim Tragen der Stöpsel nur durch die Nase atmen, sollten Sie die Effekte zumindest verringern können. Hilft Ihnen das weiter?“

, stumm nickte Baran und der Offizier verschwand im hinteren Teil des Büros zwischen den Regalen. Dafür, dass der Junge erst maximal anderthalb Wochen auf dem Schiff war schien er sich ziemlich gut auszukennen. Schade, dass es nichts gab was Pheromonkontakt gänzlich vermeiden würde, doch die Nasenstöpsel waren immerhin etwas. Nach kurzer Zeit kehrte Faust mit einer kleinen Schachtel wieder, die er Baran reichte.

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“

, fragte er beflissen, doch Baran schüttelte den Kopf.

„Nein, aber gute Arbeit, Ensign. Weitermachen!“

Auf dem Weg hinaus öffnete Baran die Schachtel und nahm einen der abgerundeten Zylinder heraus, um ihn zu betrachten. Probeweise schon er ihn sich in ein Nasenloch und stelle prompt fest, dass Gotalnasen wohl auch nicht der Norm entsprachen. Das Ding zwickte und drückte an genau den falschen Stellen, doch das war soweit tolerierbar. Resigniert legte er auch das andere Gerät an und machte sich auf den Weg zurück zur Brücke, wo er Keznoi sicherlich über die Dorsalschleusen empfangen würde, dockte dieser an.


[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Deck 2 / Vor dem Logistikbüro] Baran, sowie Crew
 
[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | RK Raider | Offiziersmesse ] Saku, Rosh und Baran


Der blaue Zigarettenqualm erfüllte die Luft und wurde vom Lüftungssystem der Raider langsam aus dem Raum gesaugt. Commander Draykon hatte seine Zigarette ausgedrückt und Saku genau zugehört, als er erklärt hatte warum er für den gegebenen Auftrag ausgewählt worden war. Das Interesse an jemandem der den Datenmüll des Feindes nach Informationen durchsuchen konnte schien groß zu sein. Auf imperialen Kriegsschiffen dienten keine hochspezialisierten übersetzungs-Droiden oder ähnliches. Und auf seinen Vorschlag wie sie weiter vorgehen konnten machte der Commander klar, dass die Vigil durchaus flugbereit war und man so das weitere Vorgehen entsprechend anpassen konnte. Die Daten der Vigil sollten kopiert und an Saku übergeben werden während die Befehle von einem Boten an die Kampfgruppe weitergeleitet wurden, in der Zwischenzeit könnten Sakus sprachlichen Talente noch bei dem ein oder anderen Verhör hilfreich sein.


Da dieses Vorgehen bei ihm auf Zustimmung traf stand eigentlich außer Frage und es freute ihn das Draykon in Bezug auf Eigeninitiative seiner Meinung war. Nachdem der Plan soweit feststand setzte Draykon Saku ins Bild über die Mission die Subjugator zu zerstören. Saku hatte zwar einige Fragen jedoch kam er zu dem Schluss, dass sie tatsächlich eine gute Chance hatten das Schlachtschiff der Yevethaner auf dem falschen Fuß zu erwischen und das Schiff außerhalb einer Schlacht aufzugreifen dürfte seine Überlebenschancen erheblich senken. Bis es jedoch soweit war gab es noch einiges zu tun, also löste sich die Runde auf und Saku begab sich zurück auf sein Schiff. Der Flug mit der Sentinel Fähre war kurz und ereignislos.


Wieder an Board ging er zunächst auf die Brücke. Die Übertragung der Daten von der Vigil würde noch eine Weile dauern, da er sich jedoch gegenüber seiner Crew eine Aura der Zielstrebigkeit aufrecht erhalten wollte begab er sich in sein Büro und verfasste den vollständigen Bericht über den vorherigen Zusammenstoß mit den beiden imperialen Korvetten. Sobald der Bericht mit den Ausführungen seines ersten und zweiten Offiziers vervollständig war würde er dem Commodore sowie den Herren Commander zur Verfügung gestellt, und in dem Logs des Schiffscomputers aufgenommen.


„Commander wir erhalten ein Datenpaket per Richtstrahl von der Raider.“ Sub-Lieutenant Ardan machte die Meldung per Com. Saku stand einfach auf und begab sich auf die Brücke. „Lieutenant ziehen sie die Daten in einen separaten Speicher. Ich möchte, dass Sie die komplette Datenbank nach ordinären Computerverschlüsselungen durchsuchen. Halten sie sich nicht mit Sprachecodes und derweil auf, ich will bloß, dass sie das übliche Decoding übernehmen. Klassifizieren sie die Daten nach Sicherheitsstufen und legen Sie sie entsprechend geordnet ab, den Rest übernehme ich.“ Während er gesprochen hatte war er neben seinem Kommunikationsoffizier stehen geblieben und wandte sich danach an seinen ersten Offizier. „Bis auf weiteres bleiben wir bei der „Raider“ und der „Reconquista Yevetha“ sorgen sie dafür dass ein Bote mit unseren Befehlen an Bord der Vigil geht und sie dem Commodore überbringt. Sie haben die Brücke, Mr. Spokes.“ Er ging zurück zu seinem Büro. „Achja wenn Befehle von Commander Draykon reinkommen befolgen Sie sie. Er ist der Kommandant der Eingreiftruppe.“, mit diesen Worten trat er durch die Türe in sein Büro und lies den Kopf kreisen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und öffnete eine der Schubladen. Dort lag sorgsam eingepackt seine Pfeife, er nahm sie heraus legte den Pfeifenständer auf den Tisch und das Mundstück zwischen die Zähne.


Nachdem er einen Moment das Gefühl der Pfeife in der Hand genossen hatte aktivierte er die Konsole in seinem Schreibtisch und begann damit sich in die Datenberge des Boardcomputers der Vigil Korvette zu wühlen.

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Nach gerade mal 3 Stunden rauchte Saku bereits der Kopf, natürlich nur sprichwörtlich auch wenn er inzwischen sogar eine der Zigaretten von Commander Draykon dankend angenommen hätte. Weems hatte sich ins Zeug gelegt und die Daten einwandfrei Klassifiziert, die technischen Verschlüsselungen der Yevethaner waren mit denen des Imperiums nicht vergleichbar und relativ spärlich. Die Schwierigkeit beim Entschlüsseln der Daten lagen mehr in der Sprache, und vorallem darin das die Yevethaner scheinbar alles völlig umbenannt hatten. Zum Großteil würde Saku seine Zeit darauf verwenden die Namen der einzelnen Sektoren, Systemen, Schiffen und Planeten wieder in ihm bekannte Bezeichnungen zu übersetzen. Danach könnte er alles wieder in Kontext bringen und daraus eine grobe Karte des Sektors anlegen. Er war sich aber sicher, dass die wirklich brisanten Taktischen Informationen im Kopf des Kapitäns steckten. Also hatte er sich zunächst für das Verhör vorbereitet und die Personalakten des Schiffes und die grobe Kommandostruktur der Yevethaner studiert. Hoffentlich konnte er mit diesen Informationen beim ersten Verhör etwas aus den Aussagen des Yevethaners filtern.


[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | STR ‚Justica‘ |Deck 1 | Büro des Kommandanten ] Saku,
 
[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Deck 1 / Büro des CO ] Baran, sowie Brückencrew

Mit deutlichem Unbehagen in seinem platten Gesicht rieb Baran sich die Stelle über seinen Nasenlöchern, wo sich bei anderen Humanoiden ein hervorstehender Knorpelturm befunden hätte. Die Nasenstöpsel zwickten und brannten – und waren wohl auf die Schnelle nicht ohne Unterstützung zu entfernen – doch sie taten was sie sollten und erlaubten das Atmen von gefilterter Luft. Darüber hinaus waren sie gänzlich in ihren designierten Körperöffnungen verschwunden und waren, bis auf eine leichte Weitung der Löcher, nicht zu sehen.

Über seinen Schreibtisch gebeugt verfolgte Baran den Flug von Keznois Shuttle auf einer kleineren Version des taktischen Holos auf der Brücke. Der Zeltron hatte sich für eine Viertelstunde später angemeldet, wovon fünf Minuten bereits verstrichen waren. Und jetzt fand sich der Gotal in einer der Situationen wieder, in denen es sich zeitlich nicht lohnte etwas Neues anzufangen, jedoch alle anderen Aufgaben erledigt waren.

Plötzlich schreckte Barans Kopf aus seinem fast schon schläfrigen Zustand der Nachdenklichkeit auf. Sein Türsummer war Brückseits erschallt, was bedeuten musste, dass Milano sich endlich auf die Brücke bequemt hatte. Der Gotal hatte beschlossen den Commander zusammen mit dem Sith und dem Verhörspezialisten zu empfangen, um alle technischen Fragen bereits auf dem Weg zur Zelle klären zu können. Zwar setzte er nicht wenig Hoffnung in die Nasenstöpsel ihn vor dem korrumpierenden Effekt der Zeltronhormone zu bewahren, doch wollte er seine Zeit im gleichen Raum mit Keznoi dennoch auf ein mögliches Minimum zu beschränken.

Einen Knopfdruck später öffnete sich das Sicherheitsschott zur Brücke und Shipman Philipp Milano und Sith-Schüler Pain Sladras betraten den Raum. Der Sith sah in seiner dunklen Robe aus wie immer, doch der Verhörspezialist hatte eine deutliche Verbesserung hingelegt. Die Uniform saß zur Abwechslung einmal vernünftig und auch die Haare waren gekämmt. Dann jedoch fiel Barans Blick auf die intimbehaarte Oberlippe und ein feiner Geruch nach billigen Zigaretten fand den Weg durch die Stöpsel in seine Nase. Mit einem Knall sauste seine flache Hand auf den stählernen Schreibtisch, dass der junge Kerl erschreckt zusammenzuckte, und Baran erhob sich aus seinem Stuhl.

„Jetzt habe ich aber endgültig genug, Milano!“

, knurrte der Gotal hörbar aufgebracht und der Shipman schien um direkt ein paar Zentimeter zu schrumpfen.

„Erstens: Sie nächste Woche werden Sie Ihre Freizeit mit Latrinendienst verbringen! Melden Sie sich morgen früh bei Ensign Faust, er wird schon wissen wie Sie einzusetzen sind. Zweitens: Sie haben acht-“

, Baran warf einen Blick auf den Timer den er für die Ankunft Keznois gestellt hatte

„-sieben Minuten um sich hier frisch rasiert und mit einer Uniform, die nicht so riecht wie Ihr Studentenwohnheim am Samstagmorgen hier wieder einzufinden. Wenn Sie zu spät kommen, SCHWÖRE ich Ihnen, dass Sie Ihres Lebens hier nicht mehr froh werden. LOS JETZT!“

Wortlos und mit hochrotem Kopf fuhr Milano auf dem Absatz herum und verließ grade noch langsam genug, um nicht zu rennen das Büro. Zurück blieb ein offensichtlich sehr belustigter Pain Sladras, der nach einer knappen Begrüßung seinen Rollstuhl in eine Position zu bringen, die von der Tür zur Luftschleuse nicht direkt einsehbar war. Kurz überlegte Baran, ob er protestieren sollte, gab sich dann jedoch geschlagen. Sollte dieser elende Zivilist doch machen was er wollte!

Die nächsten sieben Minuten verstrichen ereignislos, während Baran versuchte sich ein beschäftigtes Aussehen zu geben und gleichzeitig die Tatsache zu maskieren, dass er grade absolut nichts zu tun hatte. Es war ein Unterfangen, dass sicher einfacher geworden wäre, hätte er nicht durchgehend den Blick der leeren Augenhöhlen des Givin in seinem Nacken gespürt. Schließlich ging der Timer los und ein separates Piepen gab Auskunft darüber, dass grade eben Commander Keznois Fähre angedockt war. Grade wollte Baran die Tür zum Schott per Knopfdruck öffnen, da meldete sich auch die andere Tür und er entschloss sich erst Milano wieder hereinzulassen.

Alles in Allem war das Aussehen des junge Manns deutlich verbessert, auch wenn die fehlenden drei Gesichtshaare ihn die restlichen Jahre gekosteten hatten, die ihn von einem Präpubertierenden getrennt hatten. Die Uniform saß tadellos, auch wenn er mit seiner puterroten Gesichtsfarbe ein wenig außer Atem wirkte. Auch die Schweißtropfen, die seine Stirn bedeckten wie Sterne einen Sternenhimmel straften seine gemessenen Schritte Lügen, mit denen er das Büro ein weiteres Mal betrat.

„Jetzt sind es zwei Wochen - für die fehlende Dienstmütze.“

, sagte Baran beiläufig und knautschte sich seine eigene zwischen die Hörner, während er sich aus seinem Stuhl erhob. Wortlos zählte er bis zehn, um sich selbst ein wenig zu beruhigen, bevor er mit diesem Ding – seinem Vorgesetzten – in einem Raum sein musste und öffnete die Tür zur Luftschleuse per Knopfdruck. Im nächsten Moment war dann Keznoi endlich da und Milano und Baran salutierten schneidig.

„Sir!“

, grüßte der massige Gotal und versuchte nicht so zu wirken, als sähe er auf den Commander herab – was sich physisch als nicht ganz so einfach erwies.

„Das ist mein Verhörspezialist, Shipman Philipp Milano, er wird die Befragung leiten und sich um die Injektion etwaiger Hilfsmittel in den Gefangenen kümmern.“

, sagte Baran und warf dem Jungen einen Blick zu, dessen Gesichtsfarbe, wenn überhaupt möglich einen noch schlimmeren Rotton angenommen hatte. Hätte er ebenfalls blaue Haare gehabt, hätte er vermutlich ein perfektes Exemplar von Zeltronteint abgegeben. Innerlich seufzte der Gotal.

„Und dies ist Sith-Schüler Pain Sladras. Er wurde als Beobachter des Ordens auf die Reconquista entsandt. Die Verhörtaktik, die wir verwenden werden, basiert auf seiner Idee und er ist auch notwendig, um sie durchzuführen. Sowohl Mister Sladras als auch Shipman Milano könnten Sie von den Aufnahmen wiedererkennen, die ich Ihnen von unserem letzten Verhören zugesendet habe, Sir.“

Noch während Baran sprach, rollte der Sith rollte aus seiner Ecke heraus, um Keznoi die Hand zu geben und sagte:

„Gegeben sei die Gleichung Z = (e*1024)/42+9,9²*π, können Sie mir sagen was Z ist?“

„Bitte folgen Sie mir, Sir.“

, sagte Baran schließlich nach kurzem Zögern und öffnete die Tür zur Brücke erneut und ging vor, auf die Turbolifte zu. Auf der Brücke selbst hatte er im Vorfeld alle ranghohen Offiziere und Mannschaftsmitglieder versammelt, die bei Keznois Anblick zackig salutierten. Kurz zählte er die Köpfe und stellte ein wenig peinlich berührt fest, dass von dreizehn Anwesenden (inklusive Keznoi und ihm) sieben Nichtmenschen waren, wobei der Zeltron hier den Ausschlag gab. Schließlich schossen sich die Türen des Turbolifts hinter ihnen und Baran stellte fest, dass er volles Vertrauen hatte, dass Keznoi die Befragung erfolgreich durchführen würde.

„Mister Sladras, bitte erklären Sie Commander Keznoi noch einmal das Konzept wie die Befragung durchgeführt wird.“


[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Deck 1/2 / Turbolift] Baran und Saku, sowie Sladras und Milano
 
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[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | STR ‚Justica‘ |Deck 1 | Büro des Kommandanten] Saku


Der Flug in der Fähre war kurz und unspektakulär. Während der kurzen Überfahrt las Saku das Transkript des ersten Verhörs des Yevethanischen Kapitäns. Gargatosh selbst hatte es durchgeführt, jedoch las sich das Verhör recht ungewöhnlich gar so als wäre der yevethanische Gefangene nicht mehr bei Sinnen. Offensichtlich schien er Gargatosh für einen seiner Vorgesetzten zuhalten, zumindest vorrübergehend. Er würde den Commander nach der Verhörtechnik fragen müssen.

Commander Gargatosh empfing ihn an der Luftschleuse und stellte ihm seinen Verhörtechniker Phillipp Milano vor. Außerdem einen Givin in einem Rollstuhl, bei dem es sich wohl um einen Sith Schüler handelte. Der Gotal machte klar das das Verhör, dessen Transkript er soeben gelesen hatte auf einer Technik dieses Sith basierte. Die beiden Militärs Salutierten vor dem Ranghöheren Offizier. Der Givin hingegen reichte dem Zeltron schlicht die Hand.


„Gegeben sei die Gleichung Z = (e*1024)/42+9,9²*π, können Sie mir sagen was Z ist?“


Einen Moment der Stille folgte, Saku dachte nach. Bevor er jedoch zu einer Lösung kommen konnte bat Gargatosh ihn ihm zu folgen. Sie begaben sich in einen Lift und gingen auf ein anderes Deck.

Während der Fahrt began Mr. Sladras, der Givin Sith, die Verhörmethode zu erklären. Die einiges an Licht auf das Transkript warf. „Nun Commander, ich habe die letzten Stunden damit zugebracht mich durch die Computer Daten der Vigil zu kämpfen. Ich konnte lediglich das Transkript während der Überfahrt hierher lesen. Wenn sie mir noch erläutern könnten welche Rolle ich im speziellen bei dieser Art des Verhörs übernehmen soll währe ich ihnen sehr dankbar.“

Gargatosh erläuterte woran der letzte Versuch offensichtlich gescheitert war und welche Rolle Saku nun übernehmen sollte. Hier würde ihm das Yevetha tasächlich sehr zu gute kommen. Außerdem war er froh das er seinen Fokus auf die unmittelbare Kommandostruktur der Vigil gelegt hatte, so waren ihm der Kapitän sowie seine Vorgesetzten zumindest oberflächlich bekannt.

„Also gut Commander, sie haben da ein sehr interessantes Verhör aufgezogen. Ich bin gespannt zu sehen wie viel wir aus dem Yevethaner herausholen können. Mister Milano wie lange dauert es bis der Gefangene nach einem Verhörversuch wieder zur Verfügung steht? Und wie oft können sie die Erinnerung des Gefangenen löschen, ohne das sein Gehirn bleibende Schäden davon nimmt, oder besser gesagt nach wie vielen Versuchen wird sein Gehirn lediglich nutzloses Gebrabbel absondern?“

Während er den Antworten des Verhörspezialisten lauschte rechnete Saku im Kopf die ihm gestellte Aufgabe weiter, auch wenn sich ihm der Sinn dieser gänzlich entzog. Vielleicht wollte der Givin aber auf etwas interessantes hinaus. „Mister Sladras, Z ist gleich 375 wenn sie mir das grobe Runden in diesem Fall verzeihen könnten.“

[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | MAR Reconquista Yevetha|Deck 1/2 | Turbolift ] Saku, Baran sowie Sladras und Milano
 
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[: Fre'ji-System | Rendezvous-Punkt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Dreck | Hauptbrücke :||: Captain Akaji und Commissioner Kazic; im Hintergrund: Brückenbesatzung :]

„Sprunge in 5…,4…,3…,2…,1…,0…“,
ertönte die Stimme ihres Steuermanns.


Serenety nickte, als sie beobachtete sie ihre Schiffe und die ‚Overlord‘ in den Hyperraum sprangen nachdem die Bestätigungen aller anderen eingetroffen waren. Die Sterne verwandelten sich in Linien und ein Ruck glitt dabei durch ihr Schiff Es fühlte sich deutlich anders unter ihren Füßen an als noch auf der ‚Darkmoon‘ oder der ‚Darksword‘. Für einige Sekunden blieb Serenety am Aussichtsfenster stehen. Gebannt von der Schönheit dieses Ereignisses, auch wenn sie es schon so oft gesehen hatte.

Hinter sich hörte sie das rege Treiben ihre Leute, erfreut darüber, dass wenigstens in dieser Hinsicht Verlass und Präzision herrschte. Dann löste sie sich von dem Sichtfenster und schritt über den Mittelgang zu ihrem ersten Offizier.

„Lt. Commander, sie haben für den Augenblick die Brücke. Sollten Probleme auftreten, benachrichtigen sie mich umgehend. Ich habe einige Dinge zu klären.“

Con Salutierte kurz, dann verließ Serenety die Brücke, Stief in den Lift und suchte sich ihren Weg zu Tojis Kabine. Sie wollte mit ihm über die letzten Ereignisse sprechen, die sie mehr als nur beschäftigten.

Vor seiner Tür angekommen hielt sie kurz inne, dann betätigte sie den Knopf, woraufhin sie nach einem kurzen Herein eintrat. Serenety wartete bis sich die Tür in ihrem Rücken geschlossen hatte, dann blickte sie Murata an, der sie musterte.

„Kann ich offen sprechen, Sir?“ wollte sie wissen und da es keine gegenteiligen Worte gab atmete sie kurz durch.

„Was zur Hölle hat das Imperiale Sicherheitsbüro sich dabei gedacht seine Hunde hinter uns her zu schicken!?“, wollte sie ohne Umschweife wissen und diesmal war ihr deutlich anzuhören das sie ihr diese Tatsache nicht gefiel. „Ich muss nicht erwähnen dass mir Antilles schon nicht gefällt, aber mit Kazic läuft das Fass allmählich über und ich frage mich ob dies der Versuch ist dir eines auszuwischen.“

Auch wenn Serenety nicht immer dazu neigte so offen ihre Gedanken auszusprechen, besonders nicht Personen gegenüber die sie nicht kannte, war Toji doch eine Vertrauensperson. Sie kannten sich schon recht lange. Abgesehen von der sonstigen Verbindung die beide miteinander besaßen, wusste sie, dass sie sich ihm gegenüber frei äußern konnte.

„Ich glaube kaum, dass dir Kazic’s Anwesenheit mehr behagt als mir und bei allem nötigen Respekt, wird dieser Bluthund höchstwahrscheinlich für Ärger sorgen.“

Toji konnte ihr in diesem Augenblick deutlich ansehen, dass sie verärgert war und ihre Bedenken waren ebenso deutlich zum Ausdruck gekommen.

[: Hyperraum| auf dem Weg zum Koornacht-Cluster :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Muratas Kabine :||: Captain Akaji und Commodore Murata :]
 
[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Deck 1/2 / Turbolift] Baran und Saku, sowie Sladras und Milano

Überrascht hob Baran die Augenbrauen, als Keznoi sich unvermittelt an Sladras wandte und doch tatsächlich eine Antwort auf die seltsame Gleichung, die der Givin ihm zur Begrüßung aufgegeben hatte. Sladras, der bis dahin fast schon teilnahmslos in seinem Rollstuhl gehangen und Milanos Ausführungen über das Verhör gehorcht hatte, richtete sich jäh auf und sah den Zeltron direkt an. Auch wenn das maskenhafte Gesicht unverändert blieb, konnte Baran Überraschung und tatsächliches Interesse in seiner Aura wahrnehmen.

„Das ist korrekt, Mister Keznoi. Auch keine Nachkommastellen schon sehr grob und die Zeit die Sie gebraucht haben deutlich über dem üblich-höflichen Maß liegt, muss ich Ihnen dennoch das Lob aussprechen als Alien eine Lösung überhaupt geliefert zu haben. Mister Gargatosh und Mister Milano sind ihre Antworten noch immer schuldig und es waren bereits mehrere Tage. Aber ich muss fragen, 374,181795796 multipliziert mit der einfachen Dezimalzahl 6.000.000 ergibt die Anzahl der Herzschläge, die ein männlicher Zeltron in Ihrem Alter noch zu Leben hat. War dadurch die Antwort zu offensichtlich?“

Vollkommen entgeistert starrte Baran den Sithschüler an. Diese ganze Angelegenheit wurde immer seltsamer. Beinahe war er erleichtert, als sich im nächsten Moment die Tür des Turbolifts öffnete. Innerlich gab er sich einen Ruck und ging der kleinen Gruppe voran auf die Verhörzelle zu. Das Verhör bot ihm immerhin genug Gelegenheit sich auf andere Dinge zu fokussieren. Auch mit Saku im Raum erwies sich der Yevethaner als harte Nuss. Offenbar hatte seine Suggestivität seit der letzten Befragung abgenommen, denn Milano benötigte eine deutlich Höhere Dosis, wie er auch besorgt feststellte. Doch Keznoi erwies sich als geschickter als er aussah. Als die vier zwei Stunden später einen sabbernden und teilnahmslos ins Leere starrenden Yevethaner zurückließen, hatten Sie deutlich mehr Informationen, als sie gehofft hatten.

Während Milano sich in sein Büro zurückzog, um einen Endbericht an Draykon zu verfassen, brachte Baran Keznoi zurück in sein Büro. Auf dem Weg entschuldigte sich Sladras wegen Kopfschmerzen und als sich schließlich die Tür hinter ihnen schloss, fühlte sich Baran gewogen dem Zeltron die Hand zu geben und ihm respektvoll zuzunicken. In der zurückliegenden Zeit hatte sein Respekt für den anderen Nichtmenschen nur zugenommen.

„Das war gute Arbeit dort drin, Sir. Wir haben sehr viel womit wir arbeiten können und werden in einen Hinterhalt weniger fliegen. In unserer Kampfgruppe verdanken Ihnen viele, wenn nicht die meisten ihr Leben. Auf auch zukünftig gute Zusammenarbeit!“


[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Deck 1/2 / Turbolift] Baran und Saku
 
[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | MAR Reconquista Yevetha|Deck 1/2 | Turbolift ] Saku, Baran sowie Sladras und Milano


Zwei Stunden… Sie hatten zwei Stunden konstantes Verhör mit dem Yevethaner hinter sich gebracht. Und sie hatten doch einiges Erfahren. Der Aufzug des Verhörs war von Sladras und Milano wirklich ungewöhnlich, jedoch sehr professionell vorbereitet worden. Saku selbst hatte mit seinem sprachlichen Können und dem Wissen aus der Datenbank der Vigil das letzte Stück in Ihrem Puzzle gestellt. Durch die Beeinflussung des Yevethaners mittels Drogen und den Fähigkeiten des Givin hatten sie ihm suggeriert das er mit einem anderen seiner Art sprach. Da Saku aus den Daten die Bezeichnungen der Yevethaner kannte konnte er die Scharade vervollständigen und dem Gefangenen einige Wertvolle Informationen entlocken. Unter anderem auch das die „unbewachte“ Operationsbasis, von der er im ersten Verhörversuch berichtet hatte, ein Hinterhalt für den „Abschaum“ war.

Nun waren der Lieutenant Commander Gargatosh und Saku wieder allein in dessen Büro. Der Commander reichte Saku die Hand und beglückwünschte ihn die Kampfgruppe vor einem Hinterhalt bewahrt zu haben der ihnen herbe Verluste eingebracht hätte.

„Nun Commander, wie ich aus meinen Berichten entnehme haben sie bereits verhindert das diese Kampfgruppe in besagten Hinterhalt fliegt. Sie haben Commander Draykon davon überzeugt das Bel Haar lügt, und damit verhindert das er einen Angriff auf diese Operationsbasis empfiehlt. Stellen sie ihre Leistung nicht unter den Scheffel. Ohne sie wäre ich nun mit meinem Schiff allein dort draußen auf der Suche nach einer Kampfgruppe, die möglicherweise bereits eine vernichtende Niederlage eingesteckt hätte.“

Dennoch reichte er dem Gotal die Hand. Er fühlte das die berechnete Kälte die der andere Kommandant ihm bei seiner Ankunft entgegen gebracht hatte nun langsam wich. „Bitte schicken sie mir das neue Transskript zu sobald Mister Milano damit fertig ist. Ich möchte versuchen das yevethanische Kauderwelsch, dass diese Aufständischen verwenden, um ihren Funk zu kodieren zeitnah zu übersetzten. Wenn ich mir die aktuell verständlichen Teile korrekt in Erinnerung rufe sollten wir keine Operationen im yevethanischen Raum durchführen solange sie über ihr „Auge“ verfügen. Ich denke das es sich um eine Station mit Langstreckensensoren zur Überwachung des gesamten Sektors handelt. Wenn ich in diesem Punkt recht habe würden sie uns binnen weniger Minuten aufspüren und Ausschalten. Welch ein Glück das die Vigil den Sensorbereich verlassen hat bevor Sie sie aufbrachten.“

Saku wandte sich zum Gehen. „Ich werde ihre Zeit nun nicht weiter in Anspruch nehmen, ich denke auch Sie haben noch genügend Arbeit. Wenn sie Commander Draykon unterrichten übersenden sie bitte meine Grüße und meine Empfehlung nun zur Kampfgruppe aufzuschließen. Wenn wir nicht bald herausfinden wie genau der überwachte Bereich der Yevethaner beschaffen ist wäre es sonst möglich das wir uns versehentlich ins Rampenlicht bewegen. Guten Tag, Commander“

Saku verließ das Büro über dieselbe Türe durch die er herein gekommen war. Seit der Givin ihm diese seltsame Rechenaufgabe gestellt hatte schienen mehr als bloß 2 Stunden vergangen zu sein.


[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | MAR Reconquista Yevetha|Deck 1 | Büro des CO ] Saku und Baran
 
[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Deck 1 / Büro des CO ] Baran und Saku

Keznoi drückte Barans Hand und hatte daraufhin sogar noch lobende Worte übrig. Anstatt die Worte des Gotal einfach hinzunehmen, gab er sie zurück und erklärte, dass Baran überhaupt derjenige gewesen war, der realisiert hatte, dass Bel Haar log. Es gab einiges was er darauf hätte erwidern können, wie dass Milano seiner Verantwortung unterlag, doch es ziemte sich nicht zu widersprechen. Stattessen nahm er die Worte an und gab ein knappes „Vielen Dank, Sir“ zurück.

Als nächstes bat Keznoi Baran das Transskript bereitzustellen um bei der Entschlüsselung der Funkcodes behilflich zu sein, bevor er laut über die gewonnenen Informationen nachdachte. Eine Sensorstation klang ungünstig für alle möglichen Informationen, bot jedoch ein lohnendes Angriffsziel wenn man wusste wo sie sich befand. Vielleicht hatten sie hier sogar ihre nächste Mission, doch das würde Draykon entscheiden müssen.

„Ich werde Ihnen das Transskript, die Holoaufzeichnungen, sowie meinen Abschlussbericht zukommen lassen sobald alles fertig ist. Rechnen Sie mit der Datenübertragung in etwa einer halben Stunde.“

, gab Baran zurück und drückte Keznois Hand noch einmal zum Abschied.

„Ein Vergnügen mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Sir.“

Mit einem Zischen schloss sich die Schleusentür, als der Zeltron das Büro verließ und Baran atmete erleichtert aus. Auch wenn er die Gesellschaft seines Vorgesetzen genossen hatte, erinnerte das Zwicken der Nasenstöpsel ihn doch an etwas anderes. Nach einem kurzen Strecken setzte er sich dann jedoch an sein Terminal und begann den Bericht an Draykon zu verfassen. Nicht jedoch vorher Doktor Chi zu ihm bestellt zu haben, um die Stöpsel entfernen zu lassen.

Wie versprochen brauchte Baran etwa fünfundzwanzig Minuten um alle wichtigen Erkenntnisse und Empfehlungen Keznois in Worte zu fassen. Anschließend bemühte er noch einen Techniker um an die Aufzeichnung zu kommen und Milano, der das Transskript geschrieben hatte. Ein paar Minuten lang verwendete er noch darauf das Video zu überfliegen und Kommentare an lohnenswerten Stellen zu hinterlassen, bevor er schließlich alles an Draykon mit der Bitte um Befehle abschickte. Keznoi war natürlich auf CC.

Zu guter Letzt erkundigte er sich noch nach dem Zustand des Gefangenen. Sie schienen ganze Arbeit geleistet zu haben, denn der Nichtmensch starrte noch immer auf die gleiche Stelle der Wand, wie als sie ihn zurückgelassen hatten. Sein Hirn schien ordentlich gegrillt worden zu sein, was er vermutlich auch verdient hatte. Baran würde darüber keinen Schlaf verlieren.

Die Brücke war wie er sie verlassen hatte. Seit das Verhör begonnen hatte, hatte es keine besonderen Entwicklungen gegeben und die B-Schicht hatte übernommen, damit die Hauptbesetzung sich vor der kommenden Action erholen konnte. Während Baran auf Anweisungen der Raider wartete, tröpfelten sie langsam wieder herein. Gedankenverloren starrte der Gotal auf sein Terminal, hoffend dass es zügig weitergehen würde.


[ Kern / Torranix-Sektor / Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters / MAR Reconquista Yevetha / Deck 1 / Brücke ] Baran, sowie Brücken-NPCs
 
[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | MAR Reconquista Yevetha|Deck 1 | Büro des CO ] Saku und Baran



Zurück in der Sentinel Fähre spürte Saku, dass er nun vor fast 12 Stunden seinen Dienst an Bord der Justica angetreten hatte. Die lange Suche nach der Kampfgruppe war langweilig gewesen und hatte ihn geschlaucht. Seit sie zu der Raider und der Reconquista gestoßen waren war eine Menge passiert und nun forderte der lange Tag seinen Tribut. Auch hatte er seit dem halb gegessenen Brot an Bord der Raider nichts mehr gegessen.

In dem hinteren Bereich der Sentinel war es leer, Saku blickte die Reihen von Sitzen entlang und streckte sich auf seinem Platz aus. An Bord seines Kreuzers gab es in den nächsten Stunden so viel zu tun, dass Saku auch die 10 Minuten schlaf hier nicht missen wollte. Also schloss er die Augen und zog sich seine Dienstmütze tief ins Gesicht.

Knapp 15 Minuten später strecke Saku die Glieder, während er im Tubolift auf dem Weg zur Brücke stand. Der Bericht von Gargatosh war noch nicht eingetroffen, also hatte er die Brückencrew noch nicht wieder auf ihre Posten berufen, die rotierenden Schichten erlaubten es das zumindest seine Offiziere sich ausruhten. Einen Steward hatte er dennoch zu seinem Büro bestellt, wenn er schon keinen Schlaf bekam wollte er sich wenigstens mit ausreichend Kalorien versorgen… und einer großen Menge Koffein.

Der Steward hatte bereits aufgetragen, sodass Saku nachdem er auf der Brücke den Statusbericht gehört hatte in seinem Büro zunächst mehrere Portionen von verschiedenen Gerichten verputzte bevor er sich mit einer großen Kanne Caf an seinen Schreibtisch begab. Der Bericht von Lieutenant Commander Gargatosh war bereits eingegangen. Saku sichtete den Bericht und schaute sich nochmal das Video des Verhörs an und verlinkte die Kommentare des Gotal mit den entsprechenden Stellen des Transkripts. Gerade als er begann die Aufzeichnungen des Bordcomputers der Vigil bezüglich Strategischer Informationen zu konsultieren, kam die Rückmeldung von Commander Draykon. Die Task Force würde sich mit der Kampfgruppe treffen, um einer Lagebesprechung mit dem Commodore beizuwohnen. Wenn Saku es schaffte bis zu diesem Treffen alle Informationen über das „Auge“ zu dekodieren könnte er bei dem Treffen nicht nur Eindruck beim Commodore machen, sondern der ganzen Operation auftrieb verschaffen. Anderenfalls würden sie hier herumsitzen und warten bis sie endlich die Gefahr abschätzen konnten, die von der Horchstation ausging. Stillstehen hinter feindlichen Linien war nie eine gute Idee.

Die Justica nahm Kurs auf die Heart of the Order und Saku versenkte sich wieder in den Übersetzungen der yevethanischen Sprache. Nach mehreren Stunden Arbeit wurde Saku von Obis unterbrochen, „Sir das Treffen an Bord der Heart of the Order wurde festgelegt auf morgen um 0800.“ Saku war einen Blick auf seinen Chrono. 0148. Wenn er sich jetzt hinlegte könnte er vielleicht noch 6 Stunden schlafen. Er hatte inzwischen einen guten Überblick über den Hinterhalt den Bel Haar für die Kampfgruppe vorgesehen hatte, jedoch hätte er gerne mehr Informationen gehabt… so wie immer.

[ Kern | Torranix-Sektor | Tiefer Raum nahe des Koornacht Clusters | STR „Justica“ |Deck 1 | Büro des CO ] Saku
 
[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Korridor :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles und Senior Colonel Zyn Kazic :]

Verglichen mit der gewaltigen Dimension, die die restliche Galaxie einnahm, mochte der Koornacht-Sternhaufen auf eine unbedarfte Person vermutlich nur wie ein ziemlich kleiner, überschaubarer Fleck wirken, aber schon allein wegen der schieren Vielzahl an Planetensystemen, die sich alle samt so dicht aneinander drängten, hatte Commodore Toji Murata, Kommandeur des „Imperial Brigant“-Verbandes, den Eindruck, dass seine Schiffe seit gut einem Standardmonat eigentlich in einem viel zu klein geratenen Sektor operierten. In diesem begrenzten Areal konnte der Feind, die Truppen der yevethanischen Duskhan Liga, beinah überall auf Mitglieder seines Kommandos lauern, weshalb er den Verband bislang nur im Notfall länger als ein paar Stunden an einem Ort hat verweilen ließ.

Diese aus der Situation heraus geborene Rastlosigkeit, die momentan seine Strategie doch deutlich stärker dominierte als ihm eigentlich selbst lieb war, forderte jedoch schon nach so kurzer Zeit ihre ersten Opfer. Denn auf der einen Seite war der aktuelle Materialverschleiß höher als unter normalen Umständen und auf der anderen Seite unterschätzten anfangs insbesondere jene Kommandanten den Feind, die bis dahin noch keinen Kampf mit den Yevethanern ausgetragen hatten. Dementsprechend hatte sich der Commenorer mit der Zeit eingestehen müssen, dass das Galaktische Imperium sowohl mit seiner „Masse statt Klasse“-Doktrin als auch mit dem bisherigen Selbstbild vieler Offizier, dass die ganze Galaxie ihnen unterwürfig zu Füßen lag, nur bedingt die durch Rebellen seit Jahrzehnten erfolgreich erprobte Hit-and-Run-Taktik umsetzen konnte. Folgende Frage beschäftigte ihn somit in jedem „ruhigen“ Moment: Hatte sein Kampfverband bei dieser kritischen Operation überhaupt die Zeit, die für etwaige Lernprozesse notwendig war?

Derweil sich die Imperialen nach einem weiteren Konvoiüberfall in einem unbewohnten System – nahe eines sterbenden Sterns – sammelten, um die Beute untereinander aufzuteilen und die eigenen Schäden notdürftig zu versorgen, fanden sich deren Kommandanten und Leitenden Ingenieure auf dem Flaggschiff, dem Imperial-II-Sternzerstörer Overlord, zu einer Lagebesprechung ein. Es galt schließlich die neusten Erfahrungen auszutauschen, die verbliebene Kampfkraft einzuschätzen, den bisherigen Verlauf der Operation knapp zu bewerten und die nächsten Schritte zu planen. Offiziere, die entweder hoch hinaus wollten, einen hellen Kopf besaßen oder irgendwie zu beiden Kategorien zählten, nutzten solche Gelegenheiten gern zum Profilieren. Denn bei solchen Besprechungen – vor versammelter Mannschaft – ließ sich ein Kommandeur in der Regel am Besten auf Vorschläge ein ohne denjenigen auf „Später“ zu vertrösten.

Fünfzehn Kriegsschiffe – aufgeteilt auf eine zentrale, schwere Kampfgruppe und zwei kleine, flinke Eingreifgruppen – umfasste „Imperial Brigant“ letztlich. Unter Toji Muratas Befehlsgewalt agierten dabei zwei echte Exoten: Sein früheres Kommando, der Immobilizer Muashi, und der Modular Taskforces-Kreuzer Enigma. Um den vielen Offizieren einen Sitzplatz zu garantieren, die er zur Rapport aufs Flaggschiff gerufen hatte, hatte die Schiffsführung in kürzester Zeit einen der größten Konferenzräume an Bord bereitstellen müssen. Fündig war man schlussendlich auf Deck Zwei, wo Toji selbst seine Kajüte hatte, geworden. Serenety Akaji, die Kommandantin der Overlord und somit Flaggkapitänin bei dieser Operation, ließ alle Anreisenden – nach dem gebührenden Empfang im Haupthangar – zu den entsprechenden Räumlichkeiten bringen und erstattete anschließend über die interne Kommunikationsanlage ihrem Vorgesetzten kurz eigenhändig Bericht. Nach dem Erhalt der Meldung machte sich Toji umgehend auf den Weg. Begleitet wurde der versehrte Commenorer dabei von seinem Flottenkapitän, Line Captain Stoner, seiner Stabsnachrichtenoffizerin, Lieutenant Commander Antilles, sowie dem Stabspolitoffizier des Imperialen Sicherheitsbüros, Commissioner Zyn Kazic.

Die Tür zu dem Besprechungsraum wurde – wie so viele wichtige Stellen an Bord der Overlord neuerdings – von zwei CompForce-Soldaten bewacht. In diesem Punkt hatte sich der Commissioner sowohl gegen Serenety als auch deren Sicherheitschef durchsetzen können. Die beiden Wachposten, breitschultrige Hünen mit grimmigen Gesichtsausdruck, nickten dem Kommandeur knapp zu, traten synchron jeweils etwa einen halben Schritt zur Seite und ließen die Tür sich anschließend zischend öffnen. Sogleich drang eine überaus bunte Mischung an Stimmen unterschiedlichsten Klangfarben, Lautstärken und Intensitäten ungehindert auf den Gang – und ließ jegliche Zweifel, dass womöglich keinerlei Redebedarf zwischen den Offizieren bestehen könnte, im Keim ersticken. Bevor Toji nun samt seiner drei Begleitern den riesigen Raum betrat, um sich den ihm unterstellten Kommandanten sowie deren Leitenden Ingenieuren zu stellen, atmete er noch einmal durch und nahm die Gedanken zusammen. Immerhin galt es den Kampfverband gründlich auf die nächsten Schritte vorzubereiten.

Seine Flaggkapitänin, die aufmerksam wie eh und je war, stand auf der Stelle auf, straffte dabei ihre Körperhaltung und sagte dann mit lauter, fester Stimme:
„Achtung!“

In dem Konferenzraum trat schlagartig Stille ein und alle Anwesenden hatten sich – ganz nach dem Vorbild der zierlichen Bastionerin – erhoben. Entsprechend ihrer Stellung im Kampfverband, ihres Ranges und der Mannschaftszugehörigkeit hatten sich die dreißig Offiziere entlang der langen Tafel verteilt. Bloß am Kopfende hatte man mehrere Plätze für den Kommandostab frei gelassen. So saß zum Beispiel Captain Marek du Telac, der Kommandant der Manticoreund früherer Weggefährte des Commodore, aufgrund seiner Position als Befehlshaber der Zweiten Eingreifgruppe nun seinem gleichrangigen Kollegen Vyrim Lycsol, dem neuen Kommandanten der Darksword und zudem führenden Offizier der Ersten Eingreifgruppe gegenüber. Derweil sich Toji langsam, humpelnd dem mittigen Stuhl am Kopfende näherte, der ihm als Kommandeur gemäß dem Protokoll zustand, ließ er den Blick kurz von Gesicht zu Gesicht springen. Sein alter Freund, Matachi, nickte ihm zu.

„Meine Damen, meine Herren; bitte setzen Sie sich“, begrüßte Toji die Anwesenden mit rasselnder, krächzender Stimme. Im Gegensatz zu den ihm unterstellten Offiziere, die nun wieder schnell Platz nahmen, blieben der Commodore sowie der Commissioner vor jeweils ihrem Stuhl stehen. Bevor er den Gesprächsfaden wieder aufgriff, wanderte sein Blick noch einmal durch den Raum. „Nach etwa einem Monat, den wir nun schon in diesem Sternhaufen mit Erfolg operieren, möchte sich Admiral Tarkin hiermit persönlich an Sie wenden...“

Routiniert schloss Toji sein Datapad an den Tisch, wählte zielstrebig eine Datei aus und kurz darauf erwachte mit einem Mal der in den Tisch montierte Holoprojektor zum Leben. Hier und da flackerte die Darstellung zwar ein wenig, aber schon nach kürzester Zeit nahm die Projektion deutlich Form an – und man konnte Raymus Tarkin in seiner ganzen Pracht sehen. Mit väterlicher Strenge blickte der derzeitige Kommandeur der Neunten Gefechtsflotte drein. Indem er den Rücken durchgedrückt hatte und beide Arme dahinter verschränkte, strahlte er automatisch eine ganz gewisse Erhabenheit aus. Und als er dann förmlich salutierte, war dieser Eindruck wahrlich perfekt. Bei diesem Anblick zuckte sogar Tojis noch funktionierender Mundwinkel kurz.

Obwohl die vorhandene Technik seine Stimme leicht verzerrte, klang Raymus Tarkins Stimme noch immer sehr selbstsicher als er sagte:
[Meine Damen, meine Herren; sowohl im Namen der Neunten Gefechtsflotte samt Führung selbst als auch im Namen der örtlichen Sektorverteidigung möchte ich Ihnen hiermit meinen Dank für Ihre mutige Diensterfüllung aussprechen. Denn indem Ihre Schiffe und Staffeln den Yevethanern hinter der Kriegsfront seit gut einem Monat das Leben schwer macht, konnten zum Beispiel unter anderem Ihre Kameraden unter dem Kommando von Commodore Toral Cal-Seti von deren tyrannischen Besatzung befreien und den Frontlauf mehr in Richtung Galantos sowie N'zoth vorverlegen. Und Commodore Fogerty hat sich auf die Jagd gemacht, um der 'Subjugator' nachzusetzen.] Lauter Beifall ertönte entlang der Tafel. [Wir erhöhen somit zunehmend den Druck auf diese barbarischen Kreaturen – und Ihr Beitrag im Feindesland wird demnach auch weiterhin einen überaus wichtigen Anteil daran leisten. … Ich bitte Sie deshalb inständig: Kämpfen Sie auch künftig voller Tatendrang für den Imperator und das Imperium! Möge der Imperator mit Ihnen sein. Tarkin Ende.]

„Sir, darf ich kurz?“, warf Kazic auf einmal in Tojis Richtung ein, nachdem das Hologramm wieder erlischt war. „Ich möchte die Gelegenheit nämlich gerne dafür nutzen, um Ihnen hiermit auch einen Dank vom Thron höchstpersönlich auszusprechen.“

Nach diesen ziemlich salbungsvollen Worten sah der hagere Stabspolitoffizier erwartungsvoll in die Runde. Entgegen seiner Erwartung blickte er aber hauptsächlich in skeptische Gesichter. Vermutlich lagen diese sichtlichen Zweifel daran, dass es sich bei den meisten hier Anwesenden tatsächlich um Veteranen handelte. Mancher von diesen Offizieren hatte auf die eine oder andere Weise womöglich unter Janem Menari oder Marrac'khar, der früheren Bezeichnung des Imperators, gedient. Oder man hat – wie Toji und Serenety selbst – im Bruderkrieg der Sith gekämpft. Nur wenige hatten am Ende dieser dunklen Ära imperialer Geschichte irgendwelche Würdigungen in Form von Auszeichnungen oder sogar Beförderungen erhalten. Höchstens solche bedeutungsschwangeren Worte, wie Kazic sie gerade gegenüber den versammelten Offizieren benutzt hatte, hatte man damals an den Großteil der Militärangehörigen gerichtet. Seinen Ärger schluckte der Commissioner sichtlich herunter.

Dann fuhr Kazic fort:
„Seine Majestät verfolgt diese Militäroperation mit größtem Interesse, da die Befriedung des Koornacht-Clusters ist für ihn – und damit auch für die imperiale Zentralregierung – eine Herzensangelegenheit ist. Denn die gegenwärtige Situation hier vor Ort kann man tatsächlich mit einem wild wuchernden Krebsgeschwür im imperialen Organismus bezeichnen – und wir sind gewissermaßen die tätig werdenden Chirurgen.“

„Danke, Commissioner“, schritt der Commenorer bloß eine knappe Atempause später dazwischen, bevor sich der Offizier des Imperialen Sicherheitsbüros noch um Kopf und Kragen redete. „Lassen Sie uns lieber zum eigentlichen Gründen dieser Zusammenkunft kommen: Den Lagebericht und die Planung der daraus resultierenden nächsten Schritte unserer Operation.“ Kurz pausierte er. Sowohl Iving Stoner als auch Raina Antilles bereiteten in diesem Moment sofort ihre Teile vor. „Kommen wir zuerst zur Lage von 'Imperial Brigant'...“

In den letzten sieben Standardwochen hatte der Kampfverband meist in einem Teil des Sternhaufens operiert, der auf der Karte grob zwischen Galantos, N'zoth, Wakiza und Elcorth zu verorten war und – aufgrund vergleichsweise stabiler Hyperraumrouten – von den Imperialen als „Southern Belt“ bezeichnet wurde. Seit die Duskhan Liga ihren Machtbereich bis Galantos und Widek ausgedehnt hatte, hatten die Yevethaner zur Versorgung der peripheren Festungswelten ihre Konvois vor allem über diese Routen geschickt. Unter Führung der Darksword hatte die Erste Eingreifgruppe dabei anfangs ziemlich leichtes Spiel gehabt. Denn die recht bulligen Frachter voller Rüstungsgüter waren zu diesem Zeitpunkt nur schwach geschützt. Doch mit jedem neuen Hit-and-Run-Angriff, der von dem Enforcer und seinen Begleitern durchgeführt wurde, stieg allmählich die Gegenwehr, wodurch Schäden mehr und mehr zunahmen. Dadurch wurden zwangsläufig immer intensivere Reparaturen notwendig. Hinzu kamen zeitweilige Personalengpässe durch das Entsenden der Prisenbesatzungen auf die Frachter. Immerhin mussten die geenterten Objekte fortgebracht werden.

Vyrim Lyscol, der sich für seinen Rapport extra erhoben hatte, räusperte sich kurz, glättete mit einer sanften Handbewegung mehrere Falten an der Dienstuniform und sagte dann weiter:
„In den letzten fünfunddreißig Tagen konnten wir, die Erste Eingreifgruppe, in gut fünfzig erfolgreichen Überfällen mehrere hundert Tonnen an Gütern sichern. Die 'Takao', die aufgrund ihrer starken Feuerkraft meist den yevethanischen Beschuss auf sich zog, hat bei diesen Einsätzen zwar vorwiegend die schweren Schäden einstecken müssen, aber laut Commander Ichigûs LI könnten die notwendigen Reparaturen wohl größtenteils aus der Beute heraus bestritten werden.“ Dabei sprang der Blick des Captain kurz zu dem schlanken Kuati sowie dessen Leitenden Ingenieur. „Fraglich ist höchstens die Dauer dieser Instandsetzungen und wie viel Unterstützung außerhalb der Einheit gewährt wird.“

Toji nickte dem Kommandanten der Darksword zu. Bei dieser Operation war neben Material das Personal wohl eine der kritischsten Ressourcen, weil sein Kampfverband vor Ort über keine Basen mit ausreichend Reparaturmöglichkeiten verfügte. Schwere Schäden hatte sich in den letzten Tagen nämlich nicht nur die Takao zugezogen, sondern auch die Manticore, die Emperor und die Repulse brauchten theoretisch eine Auszeit zum Wundenlecken. Denn nicht nur die Erste Eingreifgruppe hatte diverse Konvois der Yevethaner überfallen, sondern bei Gelegenheit auch die hauptsächlich für das Korrumpieren der hyperraumfähigen Kommunikationsnetzwerke zuständige Zentrale Kampfgruppe sowie die zu deren Unterstützung bereitgestellte Zweite Eingreifgruppe. Die beiden Teileinheiten des „Imperial Brigant“-Verbandes hatten für gewöhnlich nahe den betreffenden Routen gelauert und die Frachter aufgebracht, während Experten an Bord der Enigma die Bojen in Rekordzeit umschrieben. Du Telac und Serenety setzten den Rest über diese Erfolge in Kenntnis.

„Ich danke Ihnen für Ihre Berichte, Captains“, schloss Toji mit ruhiger Stimme das Thema nach der letzten Wortmeldung. Seine Aufmerksamkeit wanderte an dieser Stelle sofort zu Escara Vadith, der Kommandantin der Enigma. „Commander, wie steht es um die Kommunikationsbojen?“

Die erfahrene Flottenoffizierin, die gut zwanzig Jahre älter als der Commodore war, erwiderte kühl den Blick des versehrten Vorgesetzten, nickte ihm dann zu und meldete: „Schätzungsweise vier oder fünf Prozent des hyperraumfähigen Kommunikationsnetzwerkes konnten wir innerhalb der letzten sieben Standardwochen umschreiben, Sir. Des Weiteren konnten wir vorgestern tatsächlich erstmals Nachrichten mit mittelschwerer Verschlüsselung decodieren. Momentan werten meine Besatzung – mit Unterstützung von Commander Antilles' Leuten – die Textfragmente aus.“

Lieutenant Commander Antilles nahm diesen Punkt sogleich zum Anlass, um einen Exkurs über die politische Situation in der Duskhan Liga zu geben. Seitdem imperiale Spezialisten – offenbar unter Führung kampferprobter Sith – den Darama auf N'zoth höchstselbst getötet hatten, waren zwischen den mächtigsten Yevethanern heftige Machtkämpfe ausgebrochen. Dadurch reagierte deren Militär momentan in Teilen überaus behäbig. Zudem war aufgrund dieser Instabilität anzunehmen, dass die Subjugator nach N'zoth zurückbeordert worden sein dürfte, um irgendwelche Ansprüche geltend zu machen. Ranghohe Mitglieder der Duskhan Liga außerhalb des mittig gelegenen Hauptsystems – am Besten im „Southern Belt“ – zu finden, war folglich gar nicht so einfach. Dennoch arbeitete man an Bord der Enigma mit Hochdruck am Entschlüsseln weiterer abgefangener Nachrichten.

„Und konnten wir schon Kontakt zu Wideks Horchposten aufnehmen?“, fragte Toji nach.

Escara Vadith schüttelte den Kopf.
„Leider nein, Commodore. Testweise haben wir zwar verdeckte Botschaften über das Netzwerk gejagt, aber bislang noch keine Antwort erhalten. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass man Vermillions Stützpunkt am anderen Ende des Clusters enttarnt hat – sonst hätten wir davon längst auf die eine oder andere Weise über das HoloNet erfahren –, aber bei nicht mehr als fünf Prozent kontrollierter Bojen ist es momentan noch quasi ein Stochern im Heuhaufen.“

„Ich verstehe, Commander“, entgegnete der Commodore. „Dann sollten wir nun einen Blick auf die Karte werfen und unsere nächsten Schritte planen, meine Damen und Herren...“

[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]
 
Torranix-Sektor – Tiefenraum – am Rand des Cal-Seti-Systems – Corvette der Raider-Klasse – 'Riader' – Offiziersmesse – Commander Draykon, Crew,​


Nachdem die beiden anderen Offiziere der Imperialen Flotte gegangen waren, fuhr sich Rosh mit den Händen über das Gesicht. Er wusste nicht warum er dieses komische Gefühl in der Magengegend hatte, doch störte es ihn. Er goss sich noch eine Tasse Caf ein und nahm sich ein weiteres Brot während er nachdachte. Es juckte ihn die Ergebnisse eines demnächst erfolgenden Verhörs so schnell wie möglich zu erfahren und auch was sich in den Daten der aufgebrachten Fregatte befand. Doch nun müsste er sich in Geduld üben, was ihm immer schwerer fiel. Nachdem er seinen Caf ausgetrunken hatte, begab er sich kurz auf die Brücke. Sein erster Offizier drehte sich zu ihm um und machte stramm Meldung. Rosh nahm sie so grimmig wie eh und je blickend entgegen und wies ihn an per Richtstrahl die Daten aus dem Speicher der aufgebrachten Korvette an die 'Justica' zu übertragen. Danach überließ er dem Mann wieder die Führung des Schiffes. Vielleicht würde ein wenig Sport den Offizier von Fresia ablenken, so das er nicht ständig auf den Chrono starrte und auf Ergebnisse wartete.


Ausgepowert und frisch geduscht ließ sich Commander Draykon hinter seinem Schreibtisch nieder. Er hatte die letzen Anderthalb Standard Stunden kaum noch an das Verhör gedacht, doch als er jetzt seine Dienstmütze, die immer noch nach Gotal roch, auf seinem Schreibtisch vorfand, nagte es wieder an ihm. Sollte er einen Zwischenbericht fordern? Doch als er sein Terminal einschaltete, sah er eine Botschaft des Lieutenant-Commanders, in der das Handbuch zum Umgang mit Aliens und Fastmenschen zitierte. Der Eintrag betraf Zeltron und die Bitte um einen Rat für den Umgang mit einem höher gestellten Offizier dieser Rasse. Die Nachricht war schon älter. Leise fluchend verfasste er eine Antwort, sie empfahl dem Gotal sich auf seinen Instinkt zu verlassen und nicht zu sehr auf sein Sympatie Gefühl. Höfliche Distanz, wie es an der Akademie gelehrt wurde müsste reichen. Diese Nachricht, erklärte aber auch das komische Gefühl das Rosh in der Messe hatte.

Eine weiter Stunde verstrich, in der der Kommandant der 'Raider' am liebsten die Wände hochgegangen wäre bevor eine weiter Nachricht übermittel wurde. Die Ergebnisse des Verhörs, die Yevethanische Ratte hatte wirklich gelogen. Anstatt eines einzelnen Horchpostens der sich kaum verteidigen konnte, hätte sie eine Flottille erwartet. Bestehend aus Schiffen Imperialer Bauart und diesen kugeligen Raumern dieses Alien Abschaums. Sie wären mit wehenden Bannern in eine Falle geflogen.
"Guter Instinkt Gargatosh." murmelte Rosh vor sich hin, während er den Bericht weiter durchging. An mehrer Stellen waren vermerke gemacht worden. Commander Draykon öffnete einen Kanal zur Brücke und befahl:

"Steuermann, nehmen sie Kurs auf den Rest der Kampfgruppe. Kommunikation, teilen sie unseren Begleitschiffen mit das wir uns zu Hauptgruppe zurück verlegen. Und dann signalisieren sie dem Flaggschiff, das wir wichtige Informationen aus den Feindlichen Gefangenen extrahieren konnte."

Der Kommandant der 'Raider' wartete noch die Bestätigung seiner Befehle ab, bevor erneut anfing die Holoaufzeichnungen und den Bericht durchzugehen. Danach begann er damit einen Taktik Vorschlag auszuarbeiten, den er dem Commodore vorlegen wollte. Damit es schon einmal eine Diskussionsgrundlage gab.

Die Taktik die der Offizier von Fresia am naheliegendsten fand war es mit gut abgestimmten Scheinangriffen die Flottille des Horchpostens, der selbst einigermaßen mobil war, wegzulocken. Und dann nach dem Eintreffen der Feindschiffe direkt zum Horchposten zu springen um ihn zu vernichten und das so schnell wie möglich. Wobei der Primärangriff den Kommunikationsanlagen gelten sollte. Was dem Commander Bauchschmerzen bereitete, war nicht die Zeitliche variable des Plans, sondern die Jäger die auf diesem Horchposten, einem umgebauten Schiff der Lucrehulk-Klasse stationiert sein könnten. Mit dem was er von den Yevetheanischen Jägern bereits gesehen hatte und ihrer vermutlichen Jägerüberlegenheit von Drei zu Eins würden sie selbst wenn alles gut lief starke Prügel beziehen. Doch darüber würden sie mit Commodore Fogerty diskutieren können. Und er musste sich zunächst nicht darüber den Kopf zerbrechen. Während er noch lohnende Ziele markierte, schenkten die Schiffe seiner kleinen Einsatzgruppe zu einem Rondevouz Manöver mit der 'Heart of the Order' ein. Commander Draykon sammelte seine Datacards zusammen und setze sich seine Dienstmütze auf bevor er sein Büro verließ.



Torranix-Sektor – Tiefenraum – am Rand des Cal-Seti-Systems – Corvette der Raider-Klasse – 'Riader' – Büro des Kommandanten – Commander Draykon
 
[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]

Die über dem langen Konferenztisch schwebende Projektion, die bislang eine taktische Darstellung des gesamten Operationsgebietes gezeigt hatte, konzentrierte sich auf Knopfdruck mit einem Schlag auf einen relativ überschaubaren Teil. Im Mittelpunkt dieses neuen Kartenausschnittes lagen jedoch nicht N'zoth oder Galantos, sondern die beiden eher unscheinbaren Planetensysteme von Kutag und New Brigia. Auf der übereilten Flucht vor den sich erhebenden Yevethanern hatte unter anderem der Dreadnaught Volcanic – zu jenem Zeitpunkt unter Gordon Aaronsons Kommando – beide Welten kurz passiert, um den rebellierenden Sternhaufen in Richtung des vermeintlich sicheren Galantos zu verlassen. Für jene Verhältnisse, die aktuell im Koornacht-Cluster herrschten, war demnach das nun genutzte Material noch ziemlich „frisch“.

Toji, der im Vorfeld dieser Militäroperation ganz bewusst auf das gesicherte Kartenmaterial und die gespeicherten Sensorikdaten der Volcanic und der Takeo zugegriffen hatte, ließ den Blick kurz zu den beiden Kommandanten – Aaronson und Ichigû – wandern. Obgleich beide Imperiale in ihrer bisherigen Karriere zweifelsohne mehr als genug Kriegsgräuel miterlebt haben dürften, wurden ihre Gesichter – jedenfalls dem Anschein nach – für einen kurzen Augenblick fahler als sie die einzelnen Stationen ihrer Flucht auf dem Kartenausschnitt erkannten. Erinnerungen an das Bombardement der kaltherzigen Yevethaner auf New Brigia, dem sie in jenem Moment gar nichts hatten entgegensetzen können, sowie die äußerst zeitkritische Rettung der Kutag-Kolonisten mochten womöglich in dieser Sekunde in ihnen hoch kommen.

Bevor der Commodore wieder das Wort an die versammelten Offiziere richtete, rief er sich kurz ein paar Details aus dem Bericht über die Flucht in Erinnerung. Gegenüber Rear Admiral Gart Prokith, dem verstorbenen Kommandeur der Verteidigungsflotte über Galantos, hatte der ergraute Mygeeter angegeben, dass man innerhalb der wenigen Stunden, die die Flucht letztendlich gedauert hat, den Enforcer Azmodan und ein Schwesterschiff der Volcanic, die Exogorth, verloren habe. Beide hätten sich an verschiedenen Stellen der Flucht dem Feind tollkühn in den Weg gestellt, um dadurch ihren Kameraden mehr Zeit für einen geordneten Rückzug zu verschaffen. Obgleich die Yevethaner – laut den ihm vorliegenden Geheimdienstberichten – seit der Ermordung ihres Anführers deutlich schwächer als sonst auftraten, hegte Toji trotz allem keine Zweifel daran, dass sie noch immer sehr gefährlich waren und ihre „alte“ Stärke in greifbarer Nähe war. 'Vor allem solange sie noch Zugriff auf die „Subjugator“ haben.'


„Meine Damen, meine Herren; nach dem Sichten des uns zur Verfügung stehenden Kartenmaterials haben sich meines Erachtens nach zwei potenzielle Ziele herauskristallisiert“, griff Toji letztlich den losen Faden nach dieser längeren Pause wieder auf. Sogleich richteten sich wieder sämtliche Blicke auf den kriegsversehrten Kommandeur. Da er sich im Laufe der letzten paar Wochen daran gewöhnt hatte, blieb er dieses Mal jedoch auch innerlich vollkommen ruhig und sprach stattdessen unbewegt fort: „Zum einen New Brigia mit seinem für die Industrie nicht unwichtigen Chromit-Vorkommen und zum anderen die Kornkammer des 'Southern Belt': Kutag.“

Mit einem Mal war entlang des langen Tisches vereinzelt Gemurmel zu hören. Der eine oder andere Kommandant hatte sich nach dieser Bekanntmachung zu seinem Sitznachbarn herüber gebeugt, ihm kurzerhand ein paar knappe Worte zugeflüstert und im Anschluss daran dessen gewisperte Antwort mit einem verstehenden Nicken quittiert. Manche konsolidierten in diesem Moment auch die zuvor ausgegebenen Unterlagen, um sich weitere Informationen über beide Systeme einzuholen. Sowohl Commander Aaronson als auch Commander Ichigû beteiligten sich jedoch nicht an dem Gemurmel und Nachschauen. Sie starrten weiter die Projektion an, hingegen ihren eigenen Gedanken nach und gaben höchstens ein missgelauntes Brummen von sich. Bevor die plötzliche Unruhe aber uferlos zu werden drohte und sein Flottenkapitän, Line Captain Stoner, noch hätte eingreifen müssen, ließ Toji das Gemurmel mit einer schlichten Handbewegung schlagartig verebben.

„Captain Lyscol hat mit seinem Bericht schon angedeutet, dass der Feind – trotz seiner momentanen Behäbigkeit – auf unsere bisherigen Hit-and-Run-Taktik reagiert und Gegenmaßnahmen ergreift“, fuhr der Commodore mit rasselnder Stimme fort. Er nahm einen Schluck Wasser zu sich. „Demnach ist es an der Zeit das eigene Vorgehen endlich zu ändern und dem Feind so deutlich tiefere Wunden zu zufügen. Kutag und New Brigia – jedes auf seine Weise – sind prädestiniert dafür.“

Ergänzend meldete sich plötzlich Serenety, seine Flaggkapitänin, zu Wort: „Beide Welten sind aus taktischer Sicht in der Tat äußerst lohnenswerte Ziele, Sir. Bei Kutag könnte ich mir beispielsweise ganz gut vorstellen, dass an verschiedenen Stellen kleinere CompForce-Einheiten insgeheim landen, Brände legen und so genügend Aufmerksamkeit von der Bewachung größerer Komplexe abziehen, damit unsere Sternjägern dort einen verheerenden Schlag ausführen können.“

„Interessanter Gedanke, Captain“
, warf Zyn Kazic anerkennend ein. „Obwohl meine Männer primär die Storm Commandos bei ihren Infiltrations- und Sabotagemissionen unterstützen sollen, kann ich mir eine solche Verwendung sehr gut vorstellen. Doch wie sollen die Truppentransporter unbemerkt nach Kutag gelangen? Ich schätze, die Yevethaner werden das System mit Patrouillen und Satelitten überwachen.“

Hier schaltete sich nun Gordon Aaronson ein. „Als sich unter anderem die 'Volcanic' und die 'Takeo' im Doornik-Achthunderteinundachtzig-System aufgehalten haben, waren die Maßnahmen, die man für die Sicherheit getroffen hatte, überaus gering gewesen. … Schon allein aus diesem Grund waren die dort lebenden Kolonisten kaum bis gar nicht über die Ereignisse informiert, die sich nur wenige Hyperraumsprünge von ihnen entfernt abgespielt haben.“ Unruhig zuckten die Augen des ergrauten Mygeeter. Höchstwahrscheinlich durchlebte er gerade einen unwillkürlichen Flashback. „Soweit ich diese Bestien einschätze, haben sie zwar einen äußerst kriegerischen und technischen Verstand, aber in erster Linie greifen sie nur auf die schon vorhandene Infrastruktur zurück...“

Bei diesen Worten nickte Toji. Mit dem Einsetzen seiner Kugelschiffe hatte der Feind zwar ziemlich eindrucksvoll bewiesen, dass sie effektive Militärtechnik produzieren konnten, aber bislang bestand das Rückgrat ihrer interstellaren Streitkräfte, der so genannten „Schwarzen Flotte“, größtenteils nur aus erbeutetem Kriegsgerät. Flüchtig blitzten vor dem geistigen Auge des Commodores willkürliche Bilder von der Schlacht um Fresia auf. In einem Moment stand er auf der Brücke der Abyss, die sich mit feuernden Turbolasergeschützen einem Bulwark näherte, während die Euminis kühn den Zweikampf mit einem Schlachtkreuzer der alten Recusant-Klasse suchte. Im nächsten Augenblick erhellte eine Explosion an Bord der Paladin sein Sichtfeld. Und dann tauchte mit einem Mal die Subjugator in ihrer ganzen „Pracht“ auf. Das Schlachtenglück wäre in jenem Moment beinah zu Ungunsten der Verteidiger gekippt. Zwischen all diesen großen Szenen – sozusagen beim Blinzeln – erinnerte er sich darüber hinaus immer wieder bruchstückhaft an die kleinen Projektionen veralteter Sternjägermodelle. Um sich nicht am Ende in diesen Erinnerungen zu verlieren, schüttelte Toji kurz den Kopf. Langsam kehrten seine Gedanken ins Hier und Jetzt zurück.

Just in jenem Augenblick sprach gerade Captain du Telac:
„Dem Grunde nach stimme ich Ihnen zu, Captain Lyscol. Ein sofortiger Militärschlag gegen New Brigia dürfte deren Rüstungsproduktion – jedenfalls hier in der Gegend – empfindlich schaden, was die Produktion weiterer Kugelschiffe oder sogar Schlachtschiffe dieser neuen, ominösen Reihe (Secutor-Klasse) behindern dürfte.“ Der blonde Hüne wiegte bedächtig den Kopf hin und her.Trotzdem halte ich Kutag für die bessere Wahl, weil durch das Beeinträchtigen der Versorgung mit Lebensmitteln deutlich mehr Schaden – mit deutlich geringeren Mitteln – angerichtet werden kann.“ Mit einer knappen Handbewegung schnitt er dem neuen Kommandanten der Darksword das Wort ab. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Kamerad. Jeder neue Tag, an dem weitere Tonnen an Chromit aus diesen Minen geschafft wird, dient mit Sicherheit allein dem yevethanischen Kriegsgerät. Doch sowohl die versklavten Minenarbeiter als auch deren Herren können mit hungrigen Mägen nur einen Teil leisten...“

„Richtig, Captain du Telac, brachte sich Toji wieder in die Diskussion ein. „Ein Angriff auf Kutag dürfte aus momentaner Sicht den größten Erfolg für uns haben. Zudem könnten wir auf diese Weise eventuell den eigenen Proviantvorrat etwas aufstocken und die ersten imperialen Bürger retten.“ Er sah mit prüfenden Blick in die Runde. Keine Widerworte regten sich. „Gut. Dann ist das beschlossene Sache. … Kommen wir zum nächsten Punkt.“

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[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]

Einen Moment lang konnte man hier und da noch vereinzelte Stimme rumoren hören. Offenbar war nicht jeder Kommandant mit der Entscheidung des Commodore zufrieden. Doch offene Widerworte äußerte letztlich keiner der anwesenden Uniformierten – besonders nicht als Toji Murata einen nach dem anderen auf einmal prüfend in Augenschein nahm. Dabei ruhte sein prüfender Blick eigentlich bloß wenige Sekunden auf jeden einzelnen. Dennoch reichte diese flüchtige Zeitspanne anscheinend schon aus, damit sich so mancher Offizier mit einem Mal ertappt fühlte, kurz errötete und instinktiv sein Gesicht abwandte. In Gedanken notierte sich der kriegsversehrte Commenorer die Namen, um sie im Rahmen seiner Position als Verbandskommandeur für ein Gespräch vorzumerken, dass man in einer etwas ruhigeren Minute in seiner privaten Kajüte würde führen können. Denn achtete man als Flaggoffizier nicht immer auf die Details, konnten anfangs eher unterschwellig wahrgenommene Missstimmungen ziemlich schnell zu handfesten, realen Problemen heranwachsen – und in einer so feindlichen Umgebung konnte das tödlich enden … für alle.

Räuspernd wandte sich Toji kurz darauf wieder der über dem Tisch schwebenden Projektion zu. Ein Knopfdruck ließ die Darstellung sich abermals ändern. Statt der beiden angedachten Angriffsziele – Kutag und New Brigia – leuchteten nun zwei vollkommen andere Orte auf der holografischen Karte auf. Zwischen den vielen pulsierenden Sternen, die den Koornacht-Cluster letztendlich gemeinsam bildeten, schien der eine Punkt dabei ganz einsam und verlassen irgendwo im schwarzen Nichts zu hängen, während der andere offenkundig tief in einem diffusen, gelben Nebel steckte. Schon bevor der Commodore mit seiner krächzenden Stimme das neue Kartenmaterial erläutern konnte, zückten die ersten Kommandanten wieder nach ihren Stiften und machten sich erste Notizen. Diese Haltung registrierte er selbstredend mit einem gewissen Wohlwollen.


„Bei der Eingangsbesprechung zu dieser Mission vor gut einem Monat auf Fresia hat Lieutenant Mortimer zwei Orte grob vorgestellt, die als potenzielle Kandidaten für eine Operationsbasis dienen könnten“, begann der Commenorer nach einer kurzen Pause mit seinen Ausführungen. „Inzwischen konnte Mister Mortimer das Datenmaterial, das ihm von der Flottenführung zur Verfügung gestellt worden ist, ausreichend sichten. Widmen wir uns deshalb nun unserer ersten Option: 'Ad Astra'.“

Die leicht flimmernde Projektion änderte sich abermals. Statt den Koornacht-Sternhaufen in seiner ganzen Pracht zeigte das Hologramm auf Knopfdruck nun eine größere, massige Raumstation mit mehreren beulenförmigen Ausbuchtungen und einem recht breiten Zentralring. Sie schien mitten im Nichts zu schweben. Vor beinah drei Jahrhunderten hatten Militärs der Galaktischen Republik diese Station ohne viel politischen Widerstand in Betrieb genommen, nachdem man den ersten (blutigen) Kontakt mit den Yevethanern hergestellt hatte. Um nicht einen längeren Konflikt mit dieser Spezies herauszufordern, hatte man sie schlussendlich nahe dem „Southern Belt“ – in einem toten System – in Stellung gebracht. Gemurmel machte sich bei mehreren Kommandanten breit als sie aufmerksam die Darstellung der Station betrachteten und Cassier Mortimer ihnen zeitgleich auf ihren Datapads erste Informationen zugänglich machte.

„Die Raumstation liegt – wie Sie sehen können – am Rande des Koornacht-Clusters“, fuhr Toji mit ruhiger, gelassener Stimme fort. „Laut den Daten klassifizierte das republikanische Oberkommando die Einrichtung als 'rein wissenschaftlich', weshalb man über die gesamte Nutzungsdauer von knapp fünf Standardjahren meist zwei Dickschiffe zu ihrem Schutz abgestellt hat.“ Wieder konnte man das misslaunige Brummen mancher Anwesender hören. „Lassen Sie mich kurz auf die Vorzüge und die Nachteile dieses Standorts eingehen. Sicherlich haben Sie schon bemerkt, dass 'Ad Astra' in einem toten System beheimatet ist. Aus unserer Sicht sind folgende Punkte vorteilhaft an dieser Lage: Der Zugangspunkt zum System kann aufgrund schwarzer Löcher und ähnlicher Anomalien für kapitale Kriegsschiffe nur über das benachbarte Polneye-System erfolgen. Demnach können wir zur Abwehr unsere beiden Dickschiffe Overlord und Manticore so ankern lassen, dass jeder Eindringling bei Betreten des Systems mit Breitseiten, die auf optimale Reichweite eingestellt sind, eingedeckt wird. Des Weiteren gibt es weit und breit keine Elemente, die unsere Langstreckensensoren unter Umständen stören könnten.“ Vereinzeltes Nicken war entlang des Tisches zu sehen. „Problematisch ist bei diesen Gegebenheiten aber, dass ein Kampfverband unserer Größe in solchen Systemen ohne Zweifel zu viele Spuren hinterlässt, weshalb man unseren Standort sicherlich schnell herausfinden dürfte. Und ab diesem Punkt könnte der Sprungvektor, der gerade noch ein Vorteil war, kinderleicht zu unserem Nachteil umfunktioniert werden. Immerhin können unsere Sternzerstörer dieses System auch nur über diese Stelle verlassen. … Dadurch könnten Yevethaner 'Ad Astra' zu einer Sackgasse umwandeln.“

Einige Uniformierte an dem langen Konferenztisch verzogen bei diesen Gedankenspielen säuerlich das Gesicht. Denn der Imperial-II-Sternzerstörer und der Schlachtkreuzer der Procursator-Klasse konnten bestimmt den ersten yevethanischen Ansturm mit ihren Breitseiten trotzen. Doch mit jeder neuen Welle, die der Feind anschließend in das System schicken würde, würde sich mehr und mehr die Niederlage abzeichnen. Schließlich waren die dem „Imperial Brigant“-Verband zur Verfügung stehenden Ressourcen deutlich knapper bemessen als jene der ganzen Duskhan Liga. Sollte sich die Führung demnach schlussendlich für diesen Standort entscheiden, würde ein Entdecken bedeuten, dass sich die Overlord und die Manticore für den Rückzug der anderen Schiffe würden opfern müssen. In Gegenwart dieser nicht ausgesprochenen Erkenntnis wirkten sowohl Serenety als auch du Telac nicht besonders glücklich – und Toji, der als Verbandskommandeur auf dem Flaggschiff sich aufzuhalten pflegte – konnte es ihnen nicht verübeln.

„Neben der Lage an sich gibt es jedoch auch noch weitere Punkte zu bedenken, meine Damen und Herren“, sprach der Commenorer weiter, nachdem er kurz einen Schluck Wasser zu sich genommen hatte. Im Hintergrund ging eine Ordonnanz mit einer Kristallkaraffe herum. „Das republikanische Militär nutzte die Station damals gewissermaßen als Observationsstation gegen die Yevethaner. Es ist demzufolge davon auszugehen, dass man nicht nur leistungsstarke Langstreckensensoren in der Einrichtung verbaut hat, sondern auch Abhöranlagen für die Langstreckenkommunikation. Beides könnte beim Erfüllen unserer Missionsparameter überaus nützlich sein.“ Ein weiteres Mal ließ Toji den Blick durch die Runde schweifen. „Jedoch deutet der Umstand, dass die Galaktische Republik zum Schutz der Station stets zwei Dickschiffe hat abstellen müssen, daraufhin, dass 'Ad Astra' selbst über keine starken Verteidigungsmechanismen verfügt. Um die Einrichtung ein bisschen wehrhafter zu machen, müssten wir folglich feindliche Schiffe aufbringen, kurzerhand ausschlachten und dann an der Station festmachen. … Und das ohne irgendeine Werft zur Verfügung zu haben...“ Hier und da stimmten ihm ein paar Leitende Ingenieure nickend zu. „Im Zusammenhang mit der fehlenden Selbstverteidigung ist zudem auch zu vermuten, dass sich über die Jahrhunderte Plünderer an der Technik vergangen haben. Es müsste somit schon ein echter Glücksgriff sein, sollten wir die Station in einem 'makellosen' Zustand vorfinden...“

Eine trübsinnige Stimmung machte sich mit einem Mal unter den Anwesenden breit. Für eine Weile mochte „Imperial Brigant“ zwar noch ohne einen befestigten Rückzugsort auskommen. Aber sobald die Scharmützel mit den Yevethanern häufiger (und schwerer) ausfielen, konnten Reparaturarbeiten bei Weitem nicht mehr so adäquat im All ausgeführt werden wie es bei den zu erwartenden Schäden eigentlich notwendig war. Zumal die Frachträume der meisten Verbandsmitglieder auch nicht über die notwendigen Lagerkapazitäten verfügten und schon aufgrund der jetzigen Beute ächzten. Sollte man das Risiko also eingehen? Zwischendurch einfach rasch nach Fresia zurückzukehren war nicht vorgesehen. Dementsprechend musste Hier und Jetzt eine Entscheidung gefällt werden. Bevor Toji die zweite Option vorstellte, nippte er noch einmal an seinem Wasser.

„Unser zweiter Kandidat ist der vermeintliche Handelsposten 'Omegi Atanox', ergriff er wieder das Wort und zeigte eine Darstellung der Station. Im Gegensatz zu 'Ad Astra' glich diese Raumstation eher einem technischen Wildwuchs. Über Jahrzehnte hatte sich die Einrichtung offenbar um Module unterschiedlichster Art erweitert. „Laut den Berichten der Koornacht-Sektorflotte befindet sich die Raumstation im Vre'nom-Nebel und diente wohl längere Zeit als florierender Umschlagplatz für den Handel zwischen Tizon und den 'Southern Belt'. Erze und verarbeitete Metalle gegen Lebensmittel und Personal – So hat der Kommandeur die Vorgänge meistens kommentiert. Seit dem Thronfolger-Krieg häuften sich aber die Hinweise, dass zunehmend kriminelle Subjekte die Raumstation für sich vereinnahmt hätten. Möglicherweise ist hier also mit Widerstand zu rechnen.“

Toji musterte die Projektion. Langsam drehte sich das Hologramm um die eigene Achse. Man hatte ihm zum Erfüllen dieser langfristigen Militäroperation Einheiten mitgegeben, die in Entereinsätzen geschult (und erfahren) waren. Im Gegenzug hatte der Commodore auf die Mitnahme von regulären Bodeneinheiten – abgesehen von Commissioner Kazics CompForces – verzichtet. Dennoch zögerte er in diesem Fall sie für solch eine Tertiärmission einzusetzen. Laut den ihn ausgegebenen Befehlen sollte er dauerhaft die yevethanische Nachschubversorgung stören und sabotieren. Das erfolgreiche Aufbringen feindlicher Frachter und Kriegsschiffe war demzufolge primär für die Erfüllung dieser Befehle. Schickte er nun beispielsweise erfolglos einen vollständigen Zug Sturmtruppen gegen die möglichen Bewohner dieser Station, würden die gefallenen Soldaten in einem späteren Entereinsatz schließlich fehlen.

'Und man kann sich selbstverständlich nicht sicher sein, ob diese potenziellen Bewohner am Ende nicht doch irgendein Bündnis mit den Yevethanern haben!', merkte der Commodore unwillkürlich in Gedanken an und dachte kurz an die iridorianische Vorhut bei Fresia. 'Letztlich reicht ein einziges Shuttle, das unserem Angriff entgeht, und der Feind ist sofort gewarnt.' Toji schnaubte. Dieser Tanz auf Messers Schneide gefiel ihm mit jedem Tag weniger. Sowohl die knappen Ressourcen als auch die ungewisse, allseits feindliche Umgebung hatten ihm im Laufe des letzten Monats schon die eine oder schlaflose Nacht beschert. Inzwischen war er längst der Meinung, dass er erst auf Fresia – oder gar ganz fern des Koornacht-Sternhaufens – wieder eine Nacht ordentlich durchschlafen würde. Bis dahin würde er wohl weiterhin auf Medikamente zurückgreifen müssen, sollten die Auswüchse der Schlaflosigkeit zu stark werden.


„Gemäß Lieutenant Mortimers erster Einschätzung nach hat dieser Standort drei Vorteile“, fuhr der invalide Kommandeur schlussendlich fort. „Nummer Eins: Beim Vre'nom-Nebel handelt es sich um eine Gaswolke der Größenkategorie L. Der Großteil der Elemente, die diesen Nebel bilden, führen dazu, dass Lang- und Mittelstreckensensoren nutzlos werden. Des Weiteren ist Kommunikation nur per Funk oder auf nächste Entfernung zwischen Schiffen möglichen. Feinde Kriegsschiffe, die uns unter Umständen in die Wolke folgen, könnten so schnell die Spur verlieren.“ Im Hintergrund gab der junge Stabsoperationsoffizier die entsprechenden Daten über den Nebel frei. „Nummer Zwei: Die Station dürfte – sowohl aufgrund ihres ursprünglichen Hintergrunds als Handelsposten als auch in ihrer potenziellen Funktion als Schmugglerversteck – über Selbstverteidgungsanlagen verfügen, die im besten Fall auch funktionstüchtig sind. Sollten wir diese Station in unseren Besitz bringen, fallen zwar Wartungsarbeiten an, aber wir haben einen soliden, ausbaufähigen Grundstock.“ Erneut nickten ihm einige Ingenieure zustimmend zu. „Nummer Drei: Die Raumstation befindet sich nahe einer Route zwischen Tizon und New Brigia. Wir könnten leichter den Nachschub stören und durch die Nähe zu der größeren Fabrikwelt sicherlich mehr Kommunikationsdaten abfischen...“

Der Kommandantin der Enigma, Commander Vadith, schien dieser Punkt zu gefallen. Immerhin ging das Unterwandern der Langstreckenkommunikation hier im Koornacht-Cluster nur schleppend voran. Hätten das Imperiale Sicherheitsbüro und der Imperiale Geheimdienst aber mehr und größere Daten zur Verfügung, würde man sicherlich deutlich schneller ordentliche Fortschritte erzielen. Vor allem die Kontaktaufnahme mit dem Widek-Horchposten schien ihr wichtig zu sein. Toji, der sich aus einer ständigen Verbindung mit dieser streng geheimen Einrichtung selbstredend den Zugang zu mehr sowie aktuelleren (nachrichtendienstlichen) Ressourcen erhoffte, unterstützte demgemäß ihre Bestrebungen. Doch natürlich hatte auch dieser Standort seine ganz eigenen Schattenseiten. Und als die ersten Anwesenden den entsprechenden Absatz lasen, erklang auch ein vereinzeltes Stöhnen.

„Anhand der ersten Reaktionen hier im Raum gehe ich davon aus, dass Sie gerade 'Omegi Atanox'' Nachteile überfliegen“, griff Toji somit den Faden auf. „Lassen Sie uns die Punkt ruhig gemeinsam ansehen. Der Vre'nom-Nebel mag auf der einen Seite zwar die Sensoren und die Kommunikation all jener stören, die in die Wolke fliegen, aber auf der anderen Seite gelten diese Beeinträchtigungen auch für uns. Commander Monchar, mein Stabskommunikationsoffizier, und Lieutenant Grumby, mein Stabsnavigationsoffizier, konnten bislang noch keinen technischen Ansatz finden, um diese Einschränkung einzudämmen oder gar aufzuheben. Folglich wäre unser Verband genauso blind wie der Feind … bis man sich Auge in Auge steht.“ Der Commodore ließ den Offizieren einen Moment Zeit, damit sie diesen Punkt verdauen konnten. „Des Weiteren haben einzelne Elemente des Nebels im Verbund die Eigenschaft, dass sie Metall – selbst den besten Durastahl – innerhalb kürzester Zeit korrodieren lassen. Partikelschilde scheinen diesen Effekt anfangs zwar auszusetzen und auf Dauer zu verlangsamen, aber den Berechnungen meines Stabs nach zieht der Nebel durch seine aggressive Art so viel Energie aus den Schilden, dass die Schildgeneratoren 'Overlord' schon nach zwei vollen Standardtagen Aufenthalt in dieser Wolke im kritischen Bereich wären. Dauerhafte, möglicherweise großflächige Hüllenschäden hätte das zur Folge.“ Er verzog säuerlich den gesunden Mundwinkel. „Und inwieweit de Raumstation selbst durch diese toxische Umgebung angegriffen ist, kann aktuell nicht abgeschätzt werden.“

Insbesondere die Leitenden Ingenieure schüttelten in diesem Moment gemeinschaftlich abwinkend mit dem Kopf, blickten düster drein und brummten missgelaunt vor sich hin. Ihre Reaktion war nur allzu verständlich für den Commodore. Immerhin hatten sie schon jetzt mit dem knapp bemessenen Ersatzmaterial stets und ständig abzuwägen. Jede einzelne Reparatur musste von ihnen – und dem Kommandanten – sozusagen in Frage gestellt werden. Schließlich konnte jenes Ersatzteil, das man heute an der einen Stelle verbauen wollte, unter Umständen schon morgen an einer ganz anderen im Schiff viel mehr gebraucht werden. Zudem würde man die Partikelschildgeneratoren über das Maß laufen lassen, das vom Hersteller empfohlen war, um das eigene Schiff möglichst lange im Nebel zu belassen. Welche Schäden diese ständige Überbelastung am Ende demnach verursachen würde, war für die meisten Anwesenden in diesem Augenblick nicht abzuschätzen.

„Und noch einen weiteren Nachteil gilt es an dieser Stelle ins Feld zu führen“, sprach der versehrte Kommandeur weiter, nachdem sich das Gemurmel der Ingenieure wieder gelegt hatte. „Die Nähe zu Tizon mag uns am Anfang vielleicht ertragreiche Überfälle garantieren und mit Sicherheit können wir so deutlich mehr Kommunikationsdaten abschöpfen als bisher, aber auf der anderen Seite haben die Yevethaner dort allerhand schlagkräftige Einheiten stationiert. Der Zeitraum, in dem wir relativ unbehelligt operieren können, dürfte demnach recht kurz bemessen sein. Ein paar Tage – maximal zwei Standardwochen – mehr würde ich trotz der gegenwärtigen Behäbigkeit nicht schätzen.“ Sein Blick glitt zu seinem Flottenkapitän, Captain Stoner, und und seinem Stabsoperationsoffizier Mortimer. „Sollten sich zudem tatsächlich irgendwelche Kriminellen dort befinden und flüchten können, könnten aus den zwei angenommenen Wochen auch schnell bloß ein paar flüchtige Stunden werden.“ Toji klatschte in die Hände. „Sie sehen, meine Damen und Herren, es gibt viel zu bedenken und zu diskutieren. Hiermiet haben Sie die Gelegenheit Ihre Vorbehalte der Runde gegenüber kund zu tun...“

[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]
 
[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]

Es war keine leichte Entscheidung. Das konnte man den knapp über dreißig Uniformierten ansehen, die Hier und Jetzt an dem langen Konferenztisch saßen. Beide vorgestellte Optionen – sowohl Ad Astra als auch Omegi Atanox – hatten zweifelsohne ihre Vorteile, aber vor allem auch ihre ganz eigenen Nachteile. Und jeweils diese individuellen Standortmängel bereiteten den Anwesenden nun allerhand Kopfzerbrechen. Immerhin konnte der Feind diese vorhandenen Schwächen, sollte er über deren Existenz wissen, gegen sie verwenden. So konnte ein sicherer Rückzugsort mit einem Mal zur Falle werden. Die Entscheidung über den „richtigen“ Standort entschied demzufolge auch über die potenziellen Erfolgsaussichten der gesamten Operation. Demnach mussten sich die Anwesenden die folgende Frage stellen: Wie viel zusätzliches Risiko war man Hier und Jetzt bereit zu tragen?

Der neue Kommandant der Darkmoon, ein dunkelhaariger Jungspund, meldete sich plötzlich mit einer Frage zu Wort:
„Sir, bei allem Respekt. Aber brauchen wir den wirklich so eine 'Zuflucht' für das Erfüllen unserer primären Missionsparameter?“ Etwas ungläubig sah der Offizier in die Runde. „Bislang habe ich eher den Eindruck, dass die Yevethaner ziemlich behäbig sind. Denn obwohl wir ihnen nun schon seit mehreren Wochen in dieser Region das Leben ziemlich schwer machen, haben sie uns noch keine wirksamen Gegenmaßnahmen präsentiert...“

„Sie unterschätzen diese Barbaren, Kollege“, brummte Commander Aaronson als Entgegnung. Kal Fraan hat seinem Volk – durch den Erfolg ihrer blutigen Revolte – gezeigt, dass man im Angesicht eines größeren Gegners durch Abwarten und Studieren den Sieg erringen kann.“ Bei diesen Worten ignorierte der altgediente Offizier die hörbare Schnappatmung des Commissioners. „Obwohl deren Anführer nun längst in irgendeiner Hölle für seine lästerlichen Taten schmort und die Duskhan Liga uns seit dessen Ableben relativ kopflos erscheint, halten sich deren Krieger mit Sicherheit weiterhin an diese Maxime. Schließlich hat die funktioniert.“ Der Kreuzerkommandant verzog säuerlich das Gesicht. „Wenn wir hier also länger bleiben 'wollen', müssen wir die Möglichkeiten haben, unsere Taktik von Angriff zu Angriff radikal ändern und so Risiken eingehen zu können…“

Das Erweitern der vorhandenen, momentan beschränkten Operationsmöglichkeiten – Darauf wollte Gordon Aaronson mit seinem Einwurf hinaus. Toji, der offenbar in ähnlichen Bahnen dachte, nickte dem ergrauten Kommandanten der Veracity deshalb zustimmend zu. Wollte sein Kampfverband hinter der derzeitigen Frontlinie weiterhin unabhängig fungieren und die Dauer der Operation bis zu ihrem Maximum ausreizen, musste das Vorgehen wieder und wieder angepasst sowie einige Risiken eingegangen werden. Ebenso würde der Feind, der über diesen dichten Sternhaufen herrschte, ihnen allmählich stärkere Gegenmaßnahmen entgegen schicken. Die Zeit der ungeschützten Konvois, die man ohne Wagnis überfallen konnte, waren laut Captain Lyscols Bericht schon vorbei. Folglich war das „plötzliche“ Auftauchen von yevethanischen Schlachtkreuzern eigentlich bloß noch eine Frage des genauen Zeitpunktes.

Edir Yavok, der Kommandant des bulligen Eskortträgers Corbis, räusperte sich etwas übertrieben laut und bekam so die gewünschte Aufmerksamkeit.
„Nun. Da die Frage, ob ein 'Standort überhaupt notwendig ist, nach dieser kleinen Ansprache offensichtlich geklärt zu sein scheint, mochte ich den ersten Hut in den Ring werfen, um meine Stimme der ersten Option zu geben. Denn meine Piloten mit ihren größtenteils schildlosen Maschinen dürften ohne Zweifel keinerlei Freude an diesem stark ätzenden Nebel finden.“

„Hinzu kommt noch, dass nicht jedes Schiff in diesem Verband über Schildgeneratoren verfügt, die denen eines Sternzerstörers ebenbürtig sind“, pflichtete Matachi Oskata mit voller Entschlossenheit in der Stimme seinem Kameraden bei. „Sobald wir nach einem erfolgreichen Angriff zu viel Dreck aufgewühlt haben und die Yevs als Antwort das wirklich schwere Kriegsgerät in den 'Southern Belt' schicken, müssen wir uns problemlos bedeckt halten können. Zwei Standardtage soll ein Dickschiff wie die 'Overlord' in dieser ätzenden Wolke ausharren können – sofern man den Leistungsregler der Generatoren über das empfohlene Maß schiebt. … Das wird nicht jeder schaffen...“

Vyrim Lyscol grinste spöttisch in Richtung des Commenorers. Dann entgegnete er herausfordernd: „Ihre 'Musashi' dürfte mit zusätzlicher Energie doch eigentlich gar kein Problem haben. Schließlich kann man die Energie, die für vier großen Kugeln gedacht sind, doch auch genau dafür verwenden.“ Er schnaubte. „Nein. Meiner Meinung nach haben wir keine andere Wahl als den Handelsposten zu nehmen. Bei dem anderen Standort kann man uns viel zu leicht vom Sternhaufen ausschließen...“

Zwischen den Kommandanten – sekundiert durch deren Leitende Ingenieure – entbrannte mit einem Mal eine zunehmend hitziger werdende Diskussion. Obwohl noch immer nicht alle Anwesenden der grundlegenden Prämisse zu zustimmen schienen, dass ein stützpunktartiger Rückzugsort notwendig sei, verengte sich die Unterhaltung mehr und mehr auf die bestehende Auswahl. Jene Offiziere, die offensichtlich die direkte Konfrontation mit dem Feind suchten und in der Nähe zu Tizon allerhand Möglichkeiten für weitere Operationsmöglichkeiten sahen, sprachen sich dabei vorwiegend für den Handelsposten im Vre'nom-Nebel aus, während die anderen, die offenbar zu den eher risikoaversen Uniformierten gehörten und stattdessen in den potenziell vorhandenen Abhöranlagen einen Vorteil für das Gelingen der Mission sahen, der ehemaligen Station der Galaktischen Republik den Vorzug gaben.

Obgleich der Commenorer – eigentlich schon allein aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Führungsoffizier – ein gewisses Gespür für Mehrheiten und Gesprächsdynamiken hatte, konnte er bei dieser Besprechung kaum abmessen, inwieweit der Großteil der ihm unterstellten Leute eine der beiden Optionen favorisierten. Vielleicht kam außerdem noch der unterschwellige Druck hinzu, der ihn zeitweise sowohl an seiner Eignung als Verbandskommandeur als auch an der Schaffbarkeit der gesamten Operation zweifeln ließ. Im Gegensatz zu anderen Offizieren, die ähnliche Positionen wie er bekleideten, hatte er bloß wenig Vorlauf gehabt. Schließlich konnte man seinen Auftrag im Chiss-Territorium, wo er für das Entdeckerkorps einen Außenposten auf Sposia errichten sollte, nicht mit dieser Mission vergleichen. Manchen mochten die Blauhäute aus den Unbekannten Regionen zwar genauso herzlos und kaltblütig wie die Yevethaner erscheinen, aber sie waren bei Weitem nicht so blutrünstig wie die Barbaren des Koornacht-Clusters.

Die meist ruhige Kuati Raru Azah, der als Commodore des Imperialen Sternjägerkorps die Führung der Staffeln oblag, meldete sich plötzlich mit leiser Stimme zu Wort:
„Meine Damen, meine Herren; 'Imperial Brigant' hat trotz der regelmäßigen Engpässe und allgemeinen Materialknappheit in dieser Region eine ausreichend große Zahl an Maschinen mit Schilden zur Verfügung. Trotzdem haben wir nicht immer und zu jeder Zeit alle Staffeln, die solch einen Typ fliegen, zur Hand. Der Großteil der 'guten' Maschinen hat Eingreifgruppe 'Aurek'.“ Ihr Blick fiel auf Lyscol. „Sollte sich aber an Ihrem Einsatzprofil nichts ändern, Captain, wird der Rest stärkere Belastungen auf sich nehmen müssen. Denn einen regulären TIE-Fighter – selbst wenn es sich bloß um ein paar Stunden handelt – würde ich anhand dieser Daten nicht raus schicken. Denn ich hätte keine Gewissheit, dass dessen Pilot lebendig in den Hangar zurückkehren würde. Meiner Meinung nach haben wir eine so lebensfeindliche Umgebung zu wenig Material und zu wenig Personal hier, vor Ort, zur Verfügung stehen.“

„Ma'am, bei allem nötigen Respekt“
, entgegnete der Kommandant der Darksword mit gefasster Stimme, nachdem er kurz einen Blick mit Line Captain Stoner, seinen vormaligen Vorgesetzten, gewechselt hatte. „Dass es 'Imperial Brigant' überhaupt in den Koornacht-Cluster hinein geschafft hat, ist keine Selbstverständlichkeit gewesen. Hätten die Yevs ihre Grenzen stärker kontrolliert und sich weniger auf die Befestigung von Cal-Seti, Widek und anderer jüngerer Eroberungen konzentriert, hätte diese Mission schon an diesem Punkt scheitern können.“ Abermals blickte er zu dem Flottenkapitän. „Bei unserer Abreise hieß es zwar, dass die Neunte von Fresia aus eine Offensive plane, aber das ist nun auch schon einen guten Monat her. Inzwischen dürfte der Feind bemerkt haben, dass irgendjemand in sein Territorium eingedrungen ist und hier von Zeit zu Zeit mal mehr, mal weniger stark wütet. Demnach wird er sich stärker auf die Innensicht konzentrieren. Entscheiden wir uns für 'Ad Astra', laufen wir Gefahr, dass wir wieder ausgeschlossen sind … und jedes Mal von Neuem in den Cluster schlüpfen müssen.“ Er lachte humorlos auf. „Im Vergleich zu diesem Risiko wiegt für mich das Leben einiger Piloten in schildlosen Dosen wenig...“

Die Kuati musterte den Captain mit einem kühlen Blick. Ihr lag eine Erwiderung auf der Zunge. Mit Sicherheit hatte sie im Laufe ihrer bisherigen Laufbahn schon öfters erlebt wie sich Angehörige der Flotte abfällig über Mitglieder des Sternjägerkorps geäußert hatten, aber mittlerweile bekleidete sie als Commodore einen respektvollen Rang und trug eine enorme Verantwortung. Demzufolge konnte sie solch eine Beleidigung nicht unerwidert auf sich sitzen lassen. Binnen Sekunden wurde die Luft zwischen den beiden Offizieren dick. Eine einzige scharfe Bemerkung würde in diesem Augenblick ausreichen, um die ganze Sache zur Explosion zu bringen. Toji, der diese Gefahr natürlich genauso erkannte und bei dieser Operation eigentlich eine harmonische Zusammenarbeit anstrebte, griff aus diesem Grund sofort ein.

„Commodore Azah, Captain Lyscol; Ihre sachlichen Einwendungen haben beide ihre Berechtigung in dieser Diskussion“, schritt der Kommandeur mit rasselnder Stimme verbal ein, ließ den Blick zwischen den beiden Parteien hin und her springen und versuchte dabei seine Worte so diplomatisch wie nur möglich zu wählen. „Einerseits müssen wir mit den wenigen Ressourcen, die wir haben, so gut es geht haushalten. Andererseits dürfen wir – allein aus Zaghaftigkeit – den Erfolg der Mission nicht aufs Spiel setzen. Wir haben in den letzten Tagen und Wochen viel erreicht. In diesen Punkten besteht, meiner Meinung nach, einhellige Einigkeit an diesem Tisch. Demnach bedarf es keinerlei Beleidigungen.“ Er warf Lyscol einen strafenden Blick zu. „Es gilt somit eine Abwägung zu treffen. Hat deshalb noch jemand neue Argumente vorzubringen?“

[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]
 
[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]

Nach der Diskussion über das grundsätzliche Für und Wider beider Stationen, dem knappen Beitrag des Commodore sowie dessen Frage, die er abschließend in den Raum gestellt hatte, herrschte einen Moment lang nachdenkliches Schweigen an dem voll besetzten Konferenztisch. Toji, der schon die ganze Zeit aufmerksam die Anwesenden beobachtete, ließ seinen Blick wiederholt durch die Runde gehen. Jene Offiziere, die offensichtlich einer verbalen Auseinandersetzung um die Deutungshoheit nicht allzu abgeneigt waren, sich weiter profilieren wollten oder eine andere Motivation verfolgten, brüteten über ihren eigenen Notizen, studierten intensiv all die zur Verfügung gestellten Daten und tauschten sich gelegentlich mit ihren Sitznachbarn murmelnd aus. Der Rest hielt sich lieber höflich zurück, nippte – mit einem betretenem Gesichtsausdruck – an den servierten Getränken und sehnte vermutlich insgeheim das Ende dieses Tagesordnungspunktes herbei.

Gerade als der Commenorer sie erlösen wollte, meldete sich plötzlich Commander Kyoshi Ichigû zu Wort. Der Kuati, der eine äußerst ruhige, nachdenkliche Stimme besaß, sagte:
„Bei Kutag, Galantos und Widek hat sich meine 'Takao' yevethanischen Feinden stellen müssen – und mehr als einmal ist sie aus diesen Auseinandersetzungen mit mehr als nur einem blauen Augen herausgegangen. Sprich: Diesen Gegner – und dessen Blutdurst – darf man nicht unterschätzen!“ Er sah in die Runde. Einen Moment lang blieb sein Blick bei Gordon Aaronson stehen. Dann fuhr er weiter in einem sachlichen Ton fort: „Ich habe mir meine Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht. Schließlich sind wir im Zugzwang seit Widek (überraschend) gefallen ist. Dementsprechend wichtig für das Galaktische Imperium ist unter anderem der Erfolg dieser Operation.“

„Die meisten Argumente haben wir innerhalb der letzten halben Stunde doch schon gehört“
, knurrte Lyscol ungeduldig, lehnte sich mit einem selbstgefälligen Lächeln in seinem Stuhl zurück und leerte anschließend seine Tasse erkalteten Caf in einem Zug. „Kommen Sie also zum Punkt, Ichigû.“

Der schlanke Kuati, der bloß etwa fünf Standardjahre jünger als Toji war, ließ sich von diesem Gehabe aber nicht beirren. „Meiner Meinung nach sollten Sie sich für 'Ad Astra' entscheiden, Sir. Niemand nutzt es in unserer Situation mit all den begrenzten Ressourcen, wenn ein überaus aggressiver Nebel allmählich all unsere Schiffe sowie Sternjäger unbrauchbar macht und das Personal irgendwelchen ständigen Belastungen ausgesetzt ist. Diese Operation wird uns auf Dauer noch ausreichend Nerven kosten.“

Toji nickte zustimmend. Nicht nur das zum Einsatz kommende Material war in solchen Situationen einem besonderen Verschleiß ausgesetzt, sondern ebenso die jeweiligen Besatzungen. Niemand war es gewohnt rund um die Uhr – sogar mehrere Wochen am Stück – einer erhöhten Bereitschaftsstufe ausgesetzt zu sein. Für die zahlreichen Matrosen, Unteroffiziere und Offiziere des Kampfverbandes „Imperial Brigant“ diente die jeweiligen Freiwache zur Zeit, sofern sie überhaupt stattfanden, allein zum Schlafen. Private Interessen mussten demnach hintenan stehen – und auf Dauer sorgte das bei den Mannschaften für Frust. Jede Menge Frust. 'Und hier könnte ein Stützpunkt möglicherweise für ein wenig Entlastung sorgen', dachte der Commodore und fühlte sich in seiner Entscheidung, einen geheimen Stützpunkt im Koornacht-Cluster unterhalten zu wollen, ein weiteres Mal bestätigt.

Doch selbst nach Ichigûs kurzem Denkanstoß konnte der Commenorer in manchen Gesichtern noch immer eine gewisse, ablehnende Skepsis lesen. Die Vorstellung, sich von Zeit zu Zeit zum Rand des Sternhaufens in ein abgelegenes System zurückzuziehen, dort neu zu ordnen und dann zu gegebener Zeit mit einer neuen Taktik ins Feld zu ziehen, schien insbesondere den jüngeren Kommandanten zu missfallen. Sie wollten dem Feind weiterhin mit schnellen Überraschungsangriffen zusetzen, indem sie – gleich einem Raubtier – ihr Revier kurzerhand absteckten, sich an ihre „ahnungslose“ Beute heranpirschten und dann kurz, aber erfolgreich zuschlugen. Bislang hatte dieses Vorgehen meistens sehr gut funktioniert und Lyscols Eingreifgruppe „Aurek“ konnte eine Menge prall gefüllte Frachter zum Kampfverband bringen. Ging man aber nach den jüngsten Berichten des Captain häuften sich allmählich die Anzeichen, dass sich die Militärs der Duskhan Liga zunehmend auf diese Form der Angriffe einstellten. „Imperial Brigant“ musste demnach umdenken – und Toji hatte ein Machtwort zu sprechen.


„Meine Damen, meine Herren; Ich danke Ihnen für Ihre kund getanen Meinungen und die lebhafte Diskussion“, ergriff der Commenorer nun mit rasselnder Stimme die Initiative. Fast schon synchron richteten sich sämtliche Blicke auf ihn. „Sie haben Ihre jeweiligen Standpunkte wunderbar erläutert und mir so bei der Entscheidungsfindung sehr geholfen...“

In diesem Moment war die Spannung, die im Raum herrschte, fast schon spürbar. Und nicht nur die Kommandanten und Leitenden Ingenieure hingen in diesem Augenblick an seinen Lippen, sondern sein Flottenkapitän, Line Captain Iving Stoner, Serenety und sein Stabsoperationsoffizier, Lieutenant Cassier Mortimer, mindestens genauso! Seit den Vorbereitungen für diese groß angelegte Operation hatte Toji eigentlich jedwede „Bauchentscheidungen“ vermieden. Doch traf er Jetzt und Hier keine Entscheidung, würden manche Anwesende dies womöglich als Führungsschwäche auslegen und ihn mit der Zeit alsbald schachmatt setzen. Somit musste er handeln. Protestierend gurgelte sein Magen bei dieser Erkenntnis und die üblichen Zweifel, die er seit dem Subjugator-Vorfall im Shinbone-System hatte, stellten sich an ihn erneut heimzusuchen. Ja, unter seiner Führung hatte Frey Fogerty damals seine Starcraft im Feuerregen des legendären Kommandoschiffs verloren. Bildfragmente der grellen Explosion flackerten vor seinem geistigen Auge auf.

Plötzlich spürte er – jedenfalls für einen kurzen Augenblick – Serenetys Hand auf seiner ruhen. Sie holte ihn aus seinen abdriftenden Gedanken zurück. Und als sein Blick auf die Bastionerin fiel, die an seiner Seite saß, schenkte sie ihm flüchtig ein aufmunterndes Lächeln. Er fasste sich. Nein, dies war nicht der passende Moment für irgendwelche Selbstzweifel. So wie sein Verstand wieder klarer wurde, nahm sein in Teilen eingeschränkter Körper auch wieder eine autoritäre Haltung an und der Blick wurde wieder fester. Seine Aufmerksamkeit richtete sich für ein paar Sekunden auf das große Hologramm, das flimmernd über dem Konferenztisch in der Luft schwebte. Beide Stationen waren auf dem bekannten Kartenausschnitt zu sehen. Sie funkelten in regelmäßigen Abständen wie Sterne an einem wolkenfreien Nachthimmel. In Gedanken legte sich Toji seine nächsten Worte gut zurecht.


„Nach dem letzten Standardmonat muss ich Ihnen bestimmt nicht mehr sagen, dass wir hier, hinter feindlichen Linien, gänzlich auf uns allein gestellt sind“, fuhr der Commenorer nach dieser kleinen Pause fort. Tarkin hat die gesamte Operation als 'streng geheim' klassifiziert. Demnach werden wir auch in absehbarer Zeit keine Unterstützung von Torals oder Fogertys Verband erhalten, obwohl die beiden ebenfalls im Sternhaufen eingesetzt sind. Das gewissenhafte Haushalten mit Material sowie Personal hat somit oberste Priorität – und unter dieser Prämisse muss ich 'Omegi Atanox' eine klare Absage erteilen.“ Gemurmel. „Captain Yavok, Commander Oskata und Commander Ichigû haben meiner Meinung nach Recht. Der Vre'nom-Nebel dürfte uns – trotz seiner idealen Lage – am Ende mehr Kosten als Nutzen bringen. Dafür sind die äußeren Umstände einfach zu schlecht.“

Ein Teil der Anwesenden unterhielt sich weiterhin murmelnd. Vor allem Vyrim Lyscol schien diese Entscheidung nicht zu schmecken. Säuerlich verzog der Captain das ziemlich markante Gesicht und verschränkte ablehnend die Arme vor der breiten Brust. Ja, in diesem Moment konnte man ihm die Gegenwehr nur allzu deutlich ansehen. Jede Faser seines Seins schien sich gegen die Entscheidung des Commodore zu sträuben. Doch der Kommandant der Darksword behielt seine Widerworte – jedenfalls für den Augenblick – für sich. Er machte sich bloß ein paar Notizen und wisperte seinem nächsten Unterstützer, dem Kommandanten der Darkmoon, ein paar Sätze flüchtig zu. Innerhalb des Verbandes gehörten beide Offiziere eher zu den Heißspornen. 'Ich werde wohl ein Auge auf die beiden haben müssen', kommentierte der Commodore in Gedanken die Szene.

„Für die notwendigen Reparaturen, meine Damen und Herren, haben Sie noch gut zwei Tage Zeit“, griff Toji den Faden sogleich wieder auf. „Die 'Darkmoon' und die 'Venatrix' werden die Aufklärung bei 'Ad Astra' übernehmen. Deckung erhalten sie dabei von der zentralen Kampfgruppe und Eingreifgruppe 'Besh'.“ Sein Blick fiel auf Lyscol. „Die 'Darksword' und die 'Takao' werden anderweitig eingesetzt werden. Commander Antilles wird Sie nachher entsprechend briefen, meine Herren.“ Er wechselte kurz einen Blick mit seinem Stabschef, Captain Stoner. „Doch bevor wir noch länger in den späten Abend hinein diskutieren und besprechen, möchte ich die Kommandanten ganz gerne in den Salon der 'Overlord' einladen...“

Stoner schenkte den Anwesenden ein breites, unbekümmertes Lächeln. „Der Koch hat Short Ribs so zubereiteten wie man sie auf Corann bei jedem guten Gastgeber finden kann.“ Er grinste noch breiter. „Und ich muss es wissen. Schließlich zählt meine Familie zu den ältesten (und wohlhabensten) Gaucho-Dynastien des Planeten.“

„Die Leitenden Ingenieure sind zudem herzlich für ein Dinner in der hiesigen Offiziermesse eingeladen“
, fügte Serenety zum Schluss noch schnell hinzu. „Commander Conn freut sich Sie nach allen Künsten bewirten zu dürfen. Ergreifen Sie also die Chance...“

[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Besprechungsraum :||: Toji Murata, Line Captain Iving Stoner, Lieutenant Commander Raina Antilles, Senior Colonel Zyn Kazic, die Kommandanten des Verbandes (darunter Captain Serenety Akaji, Commander Gordon Aaronson und Commander Kyoshi Ichigû) sowie deren Leitende Ingenieure :]
 
[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Kajüte des Flaggoffiziers | Schlafkabine :||: Toji Murata und Petty Officer Binett :]

„Seit wir Fresia hinter uns gelassen haben, ist gerade einmal ein ganzer Standardmonat vergangen“, stellte der versehrte Commenorer mit seiner rasselnden Stimme mürrisch fest, während er nebenher einen Blick aus dem Fenster seiner Kajüte warf. „Und schon deuten sich die ersten Risse in diesem Kampfverband an.“

Obwohl die Dichte an Sternen in dieser kleinen Region deutlich größer war als in den angrenzenden Gebieten, konnte man beim Blick aus dem Fenster trotz allem am Anfang den Eindruck bekommen, dass man bloß winzige, funkelnde Edelsteine auf pechschwarzem Samt vor sich habe. Hier deutete nichts, gar nichts auf die unzähligen bewohnten Welten hin, die letztlich in Summe den Koornacht-Cluster bildeten. Selbstverständlich konnte man aus dieser Perspektive ebenso wenig die Probleme, die das „Zusammenleben“ mit den Yevethanern offensichtlich mit sich brachte, sehen. Beinah jeder Sachverhalt mochte aus diesem abstrakten Blickwinkel wohl ziemlich marginal wirken. Doch Toji, der immerhin Kommandeur von „Imperial Brigant“ war, konnte sich auf so einen Beobachterposten nicht zurückziehen – jedenfalls momentan nicht.

Sein Steward Vasto Olan Binett, der währenddessen die Offiziersstiefel überaus sorgfältig wienerte, merkte trocken an:
„Ich bin eher erstaunt, dass erst jetzt so manche Jungspunde ihr wahres Gesicht zeigen.“ Der dunkelhäutige Petty Officer schmunzelte vielsagend als ihm der Commodore plötzlich einen überraschten Blick zuwarf. „Dem einen oder anderen hat man seinen wahren Charakter doch schon beim ersten Dinner angesehen, Sir. Finden Sie nicht?“

Kurz sinnierte Toji über diese Frage. Sein Blick ruhte dabei weiterhin auf dem unsteten Funkeln der fernen Sterne. Durch Gegebenheiten, die er als Kommandeur hatte nur schwer beeinflussen können, war sein Kommando unter teils ungünstigen Umständen aus der Taufe gehoben worden. Hätte seine Abyss nämlich bei der Schlacht um Fresia nicht so schwere Treffer einstecken müssen, dass man das Schlachtschiff kurzerhand zurück nach Bilbringi hatte schicken müssen, hätte er den vertrauten Imperial-Sternzerstörer wohl als Flaggschiff behalten und dessen Kommandantin, Captain Velma Calvyn, sogleich zu seiner Flottenkapitänin ernannt. Infolge der schweren Schäden, die offensichtlich nicht innerhalb weniger Tage behoben werden konnte, hatte der Commenorer jedoch – auf Admiral Tarkins Befehl hin – auf die eintreffende Overlord ausweichen müssen. Dadurch hatte man ihm Iving Stoner als Stabschef zur Seite gestellt. Dieser protegierte jedoch aktiv Vyrim Lyscol, wodurch beiden Serenety als Flaggkapitänin ein Dorn im Auge war.

„Meine Menschenkenntnis ist offenbar nicht so gut wie deine, Vasto, entgegnete Toji mit leichtem Bedauern in der Stimme. Langsam löste er sich vom Fenster und humpelte schwerfällig in Richtung Bett. „Vielleicht sollte ich dich bei meinem Personalentscheidungen zu Rate ziehen.“

Ein höfliches, aber im Grunde dennoch herzliches Lachen gab Binett von sich. Dann ging er ein letztes Mal mit dem Lappen über das pechschwarze Leder, bevor er die Stiefel zur Seite stellte. Die olivgraue Dienstuniform, die der Kommandeur am nächsten Tag tragen würde, hatte er schon vor Stunden ordentlich gebügelt und im Anschluss sorgfältig aufgehangen. Demnach war er mit den Aufgaben, die in seiner Position Tag für Tag zu erledigen waren, im Großen und Ganzen fertig. Den kriegsversehrten Commenorer bedachte er kurz mit einem milden Blick als er sah wie dieser die zusehends steifer werdenden Muskeln mit der gesunden Hand massierte, die intakte Gesichtshälfte dabei unwirsch verzog und ein rasselndes Ächzen von sich gab.

„Bei der heutigen Besprechung kam Serenety zugute, dass sie mit Matachi, du Telac und Yavok drei lautstarke, kühne Unterstützer hat“, fuhr der Commodore fort. Weil sein Tun aber anscheinend nicht den gewünschten Erfolg erzielte, waren in seiner rasselnden Stimme frustrierte Misstöne zu hören. „Sollte sie weiterhin so schweigsam bleiben, wird Lyscol ihre Eignung früher oder später noch viel stärker in der Öffentlichkeit in Frage stellen. Und all jene Kommandanten, die zur Zeit noch zwischen den Stühlen sitzen, weil sie sich im Speziellen keine Meinung gebildet haben, könnten von seiner Position vereinnahmt werden.“

Binett half ihm routiniert beim Entkleiden. „Haben Sie schon persönlich mit der Captain über diese Problematik gesprochen, Sir?“

„Natürlich!“, erwiderte Toji auf der Stelle mit leichter Empörung in der Stimme. Dann seufzte er hörbar und ließ die Schultern ein wenig sacken. „Ich habe im Vorfeld – auf Fresia – mit ihr darüber gesprochen. Und indem Tarkin mir die Bitte erfüllte, vor allem mir vertraute Kommandanten zu unterstellen, hatte ich angenommen, dass ich ihr für das Ausüben ihrer neuen Position ausreichend Rückhalt innerhalb des Verbandes mitgegeben hätte.“ Er seufzte abermals und schüttelte leicht den Kopf. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Womöglich mute ich ihr mit diesem Posten aber einfach viel zu viel zu. Die Erfahrungen, die sie bei Csilla mit den Chiss hat sammeln können, kann man wohl doch nicht so einfach auf die hier gegebenen Umstände anwenden müssen. Das hätte ich wissen müssen!“

Selbstzweifel – Bevor der Commenorer im Shinbone-System den „Vorfall“ hatte, der ihn auf einen Schlag so entstellte, hatte er noch allerhand Selbstvertrauen besessen. Doch die Explosion hatte ihm am Ende diese Überzeugung genommen. Zwar haderte er nicht mehr so stark mit sich selbst wie es noch bei seinem Einsatz im Chiss-Raum fast alltäglich war, aber in diesem Punkt war er trotz allem von der gewohnten „Normalität“ noch weit, sehr weit entfernt. Routiniert half ihm Binett. Denn im Gegensatz zu anderen Stewards hatte der Petty Officer unmittelbar nach der Grundausbildung eine Sonderausbildung beim „Bund der Kriegsversehrten“ absolviert, um dienstfähigen Kommandanten mit körperlichen Beeinträchtigungen zur Hand gehen zu können. Obwohl Toji eine gewisse Scham dabei verspürte, selbst bei ganz banalen Dingen dessen Unterstützung zu benötigen, hatte er sich in den letzten Monaten mehr und mehr mit den Umständen abgefunden.

Behutsam tastete der Steward die verhärteten Muskeln ab, nachdem er dem versehrten Commodore beim Entkleiden geholfen hatte, brummte verstimmt und merkte dann an:
„Ihre Beeinträchtigungen scheinen schlimmer zu werden, Sir.“ Sein Blick sprang kurz zu Tojis Gesicht. „Ich habe in diesem Zusammenhang mit Doktor Mesoth, dem LM der 'Overlord', gesprochen – natürlich diskret. Seiner fachmännischen Meinung nach bräuchten Sie Ruhe, ein mehrtägiges Bacta-Bad und in absehbarer Zeit die notwendigen Operationen, um zerstörte Nerven wiederherzustellen.“

„Das ist doch ein Witz, Vasto. Und dazu noch ein ganz schlechter!“ Toji schnaubte sarkastisch. „Momentan habe ich keine Zeit, um ein paar Tage 'auszuspannen' oder in einem Bacta-Tank zu schweben. Und eine Operation ist demnach außerhalb jeglicher Möglichkeit!“ Zorn zeigte sich in der teils zerstörten Mimik des Invaliden. „Wir sollten in diesem Fall hoffen, dass Stoner keinen Wind von dieser Unterhaltung bekommt. Vielleicht enthebt man mich ansonsten schon morgen meines Kommandos...“

Binett gab ein leises Seufzen von sich. Hielt sich der Commodore tatsächlich in einem so tödlichen Haifischbecken auf? Oder glaubte er es bloß? Möglicherweise übernahm ihn allmählich genauso die Paranoia wie dem Rest des Kampfverbandes. Die Yevethaner waren halt nicht die Chiss. Mit seiner gesunden, linken Hand rieb sich Toji einen Moment lang die pochende Schläfe. Ging man nach der Standardzeit, die auch auf allen imperialen Schiffen galt, war Mitternacht inzwischen schon seit gut zwei Stunden vorüber. Dementsprechend forderte die Müdigkeit, die er bislang eisern auf Abstand gehalten hatte, langsam ihren Tribut. Offenbar hatte ihn der Tag am Ende doch mehr Kraft gekostet als er im Vorfeld angenommen hatte. Und somit legte er sich nun schwerfällig in sein Bett, während sein Steward letzte Handgriffe auf dem Nachttisch vornahm.

Der Petty Officer reichte ihm zum Schluss eine Tasse Tee.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Bei dem Gespräch hatte ich nicht den Eindruck, dass Mesoth dem Line Captain irgendetwas von Ihrem Leiden erzählen wird. Die Apotheke frischte aber – ohne Fragen zu stellen – meinen 'persönlichen' Vorrat an Schlaf- und Entspannungsmitteln auf. Wenigstens die nächsten paar Stunden dürften Sie mit diesem kleinen Cocktail zur Ruhe kommen.“ Toji nahm einen kräftigen Schluck und nickte dem Steward anschließend zu. „Und nun wünsche ich Ihnen eine geruhsame Nacht, Sir.“

[: Weltraum | Koornacht-Cluster | Southern Belt :||: Kampfverband „Imperial Brigant“ | Zentrale Kampfgruppe | ISD II „Overlord“ :||: Deck Zwei | Kajüte des Flaggoffiziers | Schlafkabine :||: Toji Murata und Petty Officer Binett :]

LM = Leitender Mediziner
 
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