Weltraum (Neue Republik)

[Hyperraum, Empress of Blades, Hangar]- Cris

Irgendwann war auch die letzte Übungsenergiezelle verschossen und die Ergebnisse hatten sich nicht sonderlich verbessert – es war fast so, als sog das Durcheinander seiner Gefühle sämtliche Fähigkeiten, über die Cris verfügen mochte, in sich auf und transformierte sie in alarmierenden Dilettantismus. Nach einem letzten, enttäuschten Blick auf die Waffe in seiner rechten entfernte der ehemalige Sturmtruppler die letzte leere Zelle aus der Kammer der Waffe und rammte die scharfe Munition etwas heftiger als nötig hinein, bevor er sich das dazugehörige Schulterholster umhängte und die Waffe darin verschwinden ließ. Er beabsichtigte nicht, die IR-5 zurück an ihren Platz im Waffenversteck zu bringen – sie waren mittlerweile vermutlich weit genug vom Imperium entfernt, sodass er durchaus riskieren konnte, offen eine Waffe zu tragen, wie es seinem Status entsprach. Ein Status, den Selbys Andeutungen indes massiv in Frage gestellt hatten – was waren das für Konsequenzen, die ihn auf Mon Calamari erwarteten?

Auf dem Weg in Richtung seines Quartiers schlurfte der Agent mehr über die die Korridore auskleidenden Teppiche, als er ging. Seine Gedanken kreisten immer noch um Noa, und je heftiger er versuchte, sich auf anderes – andere Probleme, um genauer zu sein – zu konzentrieren versuchte, desto heftiger brannten sich ihre harten Worte und ihre ablehnenden Gesten ihm gegenüber in sein Bewusstsein. Mittlerweile bezweifelte er sogar, ob er ihr je wieder würde unter die bezaubernden Augen treten könne, ohne beschämt den Blick abwenden zu müssen. Die Chancen, dass seine auf grausame Art nur noch stärker werdende Sehnsucht nach ihr irgendwann erfüllt wurde, hatten sich jedenfalls in den nicht messbaren Bereich reduziert.

In seinem Quartier angekommen schmiss Cris das Holster samt Waffe auf den kleinen Nachttisch neben dem leidlich bequemen Bett – er hatte sich selbst eines der Quartiere zugewiesen, die im Normalbetrieb der Yacht für die Crew oder Bedienstete vorgesehen war – quetschte sich mit seinen Füßen aus den Schuhen und ließ sich dann unmotiviert auf das Bett fallen, den Blick starr auf die blanke Metalldecke des Raumes gerichtet. Anders als sein Körper kamen seine Gedanken nicht zur Ruhe.

Vielleicht war es besser so… er war bereits mit mehreren Frauen auf der einen oder anderen Ebene zusammen gewesen, doch jener, die ihm am meisten bedeutet und die ihm so viel über sich selbst beigebracht hatte, hatte er brutal das Herz gebrochen. Nicht unbedingt absichtlich – doch wenigstens mittelbar durch die Gefahr, in die er sich tagtäglich begab. Akemi hatte zur Schauspielerei und zum Glück – so hoffte er zumindest – zurückgefunden, doch dieses Glück zeichnete sich auch daraus aus, dass es ihn nicht mit einbezog. Sie war ohne ihn besser dran, ganz gleich, wie abgöttisch er sie geliebt haben mochte. Noa… bereits jetzt empfand er ähnliches bei ihrem Anblick wie immer dann, wenn er Akemi angesehen oder an sie gedacht hatte. Ein schlechtes Zeichen – sie verdiente es nicht, durch seine Unfähigkeit mit gebrochenem Herzen zurückgelassen zu werden, und anders als Akemi hatte sie scheinbar bereits genug negative Erfahrungen gemacht, um sich darüber selbst im Klaren zu sein. Andererseits konnte Cris es sich nicht vorstellen, dass man einer so starken Persönlichkeit wie Noa Chanelle Cortina wirklich das Herz brechen konnte. Eher brach sie ihm das Genick.

Diese sich mit ihr beschäftigten Gedanken zauberten ein schwaches Lächeln auf Cris’ Gesicht, doch so schnell, wie es erschienen war, verschwand es wieder. Akemi, Noa… er hatte keine von beiden verdient und das Universum um eine schöne Zeit mit der ersten betrogen. Eine zweite Chance würde er kaum bekommen, zumindest dann nicht, wenn es so etwas wie Gerechtigkeit gab. Sie würden nach Mon Calamari fliegen, Noa würde die Defender vor dem Direktorium vertreten und dann nach Coruscant zurückkehren… ohne ihn.

Cris wusste nicht, wie lange er ausdruckslos an die Decke gestarrt hatte, doch als ein kurzes Rucken durch die Empress ging, richtete er sich alarmiert in seinem Bett auf. Eine kurz darauf folgende Durchsage Selbys brachte indes Erleichterung:


„Werte Passagiere, keine Panik. Wir haben soeben einen kleinen Normalraumaufenthalt hinter uns gebracht und befinden uns jetzt auf dem letzten Sprung nach Mon Calamari.“

Träge hievte der ehemalige Sturmtruppler sich aus dem Bett – ohne wirklich zu wissen, warum – und orientierte sich zur Erfrischungszelle des Quartiers. Fünfzehn später war er frisch gewachsen, rasiert und im Begriff sich neu – wenngleich fast identisch zum Vortag – einzukleiden, Schuhe und Blasterholster bildeten den Schluss. Ohne wirkliches Ziel verließ er sein Quartier und die erstbeste Richtung, die er einschlug, führte ihn zur Pantry.

Dort fand er nur Selby und den Astromechdroiden vor, die erstaunlicherweise um den Dejarik-Holotisch versammelt waren und augenscheinlich eine kleine Partie führten. Als er Cris erblickte, warf Selby theatralisch die Arme hoch.


„Ah, Captain, gut dass Sie kommen. Dieser Nietenbolzen betrügt wo er kann!“

R6 gab ein protestierendes Quietschen von sich, das Cris zwar nicht im Detail verstand, aber wohl aussagen sollte, dass der derzeitige Stand des Spiels eher auf Selbys Fähigkeiten zurückzuführen war.

„Und wer passt auf den Autopiloten auf?“


Selby winkte ab


„Ach, der kann für ein paar Minuten auf sich selbst aufpassen. Ich als Pilot arbeite jedenfalls entspannt besser und scheinbar ist auf diesem Schiff niemand bereit, mit mir zu spielen, bis auf Bruder Blecheimer hier.“

Der Astromech quittierte diese Bezeichnung mit einem fast unflätig klingenden Zwitschern.

„Ich weiß jedenfalls nicht, was Sie Miss Cortina gesagt haben, Captain… sie hat ihren Snack genommen und ist mucksmäuschenstill in ihr Quartier verschwunden. Angeblich um zu arbeiten.“

Ahnungslosigkeit vorgebend zuckte Cris mit den Schultern. Tatsächlich kannte er die Antwort ganz genau – er hatte Noa alle Gründe gegeben, ihm aus dem Weg zu gehen, und das ging am besten, indem sie sich vollständig in ihr Quartier zurückzog.


„Vielleicht braucht sie einfach ein wenig Ruhe.“

„Wahrscheinlich ist es das.“

Selby konzentrierte sich wieder auf das Spielfeld, richtete seinen Blick dann jedoch erneut auf Cris.

„Hey, wie wäre es, wenn Sie für eine Weile den Autopiloten im Augen behalten? Dann kann ich mich eine Runde aufs Ohr hauen und R6 sich um das Feintuning des Hyperantriebs kümmern.“

Als Cris nicht sofort antwortete, schob der Pilot nach:

„Keine Sorge, das kriegen sogar Sie hin. Sagen Sie einfach Bescheid, wenn irgendetwas piepst oder rot leuchtet.“

Ein bestätigendes Pfeifen des Astromechs folgte – er schien die Einschätzung des Piloten zu teilen.

Cris war kurz davor, ob dieser doch leicht herablassenden Art abzulehnen und ätzend darauf hinzuweisen, dass Selby soeben noch ausgeführt hatte, der Autopilot käme auch ohne Aufsicht aus. Dann unterließ er das aber – und nickte langsam. In ihm war die Erkenntnis gereift, dass ihm in seinem Quartier die Decke auf den Kopf fallen würde, und abgesehen von dort war das Cockpit der einzige Ort, an dem er Noa kaum über den Weg laufen würde. Das Cockpit war Selbys Territorium – das würde sie wohl kaum freiwillig aufsuchen.


„Ich kümmere mich drum.“


„Danke. Und wecken Sie mich bitte wirklich nur, wenn es piepst oder rot leuchtet.“

Mit einem leichten Kopfschütteln verließ der Agent die Pantry und folgte dem Korridor hin zum kleinen Cockpit, wo er sich auf den Copilotensitz setzte und einen kurzen Blick auf die ihm vollkommen rätselhaften Anzeigen warf. Nur den Countdown bis zum Wiedereintritt in den Normalraum konnte er als solchen identifizieren.

Schon bald wanderte sein Blick zur Frontscheibe, hinaus in den Hyperraumstrudel. Jede Sekunde brachte sie näher an Mon Calamari heran. Näher an den Zeitpunkt, an dem sein Weg sich von dem Noas trennen würde. Für immer.


[Hyperraum, Empress of Blades, Cockpit]- Cris
 
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- Hyperraum – Empress of Blades – Noas Quartier–

Es schmeckte wesentlich besser, als sie erwartet hatte. Zurück in ihrem Quartier machte sich Noa über die Gemüseportion her, hielt sich dafür jedoch mit Brot zurück. Zu viele Kohlenhydrate konnt sie nicht gebrauchen, wenn sie ein paar Kilo verlieren wollte. Es war wirklich lecker. Sie hatte nicht vergessen, dass Cris seinen Kollegen als meisterlichen Koch gepriesen hatte, doch wer hätte das schon einfach so geglaubt, ohne ein Testmenü gekostet zu haben? Noa jedenfalls nicht, deshalb war sie jetzt auch umso überraschter. Es war auch nicht selbstsverständlich, musste sie zugeben, dass Selby überhaupt für alle Passagiere gekocht hatte. Entweder er genoss die Aufmerksamkeit und das Lob, oder er wollte wirklich einfach nur nett sein. Noa rümpfte die Nase, während sie sich die letzte Gabel voll in den Mund schob. Sie vermutete ja ersteres. Nach dem Essen versuchte sie sich ihrer Arbeit zu widmen, so wie sie es Selby gegenüber angekündigt hatte, leicht war das allerdings nicht. Es wollte ihr nicht gelingen, Cris Sheldon für länger als fünf Minuten aus ihren Gedanken zu verjagen. Sie ärgerte sich noch immer über ihn, nicht unbedingt weil sie das Gefühl hatte, dass er sie rücksichtslos hatte rumkriegen wollen, sondern weil er nicht respektiert hatte, dass sie – aus welchen Gründen auch immer – gereizt und verärgert war. Statt zu versuchen sie von sich zu überzeugen und ihr Herz zum Schmelzen zu bringen hätte er ihre gegenwärtige Gemütslage zur Kenntnis nehmen sollen, statt sie zu ignorieren und so zu versuchen, Noa abzulenken. Das war nämlich etwas, das sie nicht leiden konnte. Er musste ihr nicht unbedingt beipflichten wenn er nicht wollte (auch wenn das die Sache erheblich einfacher gemacht hätte), aber er sollte nicht herunter spielen, was ihr wichtig war.

Nach einer Weile, Noa hatte inzwischen eingesehen, dass sie nicht unbedingt produktiv war, legte die Journalistin ihre Texte bei Seite. Das hatte alles keinen Sinn. In ihrem Kopf hallte es die ganze Zeit “Cris, Cris, Cris.” und ein Ende war nicht abzusehen. Dabei war sein Name nicht einmal besonders toll. Er war kurz, leicht zu merken. Oh, genau wie ihr eigener. Noa zog eine Grimasse und griff automatisch nach dem restlichen Brot, das sie noch übrig gelassen hatte. Was sie brauchte, war Ablenkung. Sie sah auf das Brot in ihrer Hand. Ablenkung, ja, aber nicht durch Kohlenhydrate. Ihr Geschirr zurück in die Küche zu bringen schien Noa schließlich ein guter Vorwand, ihr Quartier zu verlassen. Sie plante nicht bewusst, irgendjemandem, sei es Selby oder sogar Cris, über den Weg zu laufen. Sollte es sich dennoch ergeben, würde sie das Beste daraus machen. Sie konnte nicht ewig in ihrem Quartier hocken und sich verstecken. Irgendwann würde sie wieder heraus kommen müssen und sie vermutete, je länger sie wartete, desto schwieriger würde es werden. Beeindruckt von ihrem eigenen Mut räumte Noa in der kleiben Pantryküche ihre Schüssel und ihr Besteck in den Spülomaten und gab sich dabei nicht einmal Mühe, besonders leise zu sein, damit sie bloß niemand hörte und sich zu ihr begab. Sie machte wirklich Fortschritte, auf welchem Gebiet auch immer. Und trotzdem fehlte es ihr noch immer an Ablenkung und, zugegebenermaßen, auch etwas an Unterhaltung. Vielleicht war das sogar der Hauptgrund, warum sie nicht auf ihrem Quartier hatte bleiben wollen: weil sie dort alleine war. Normalerweise war Alleinsein Noa nicht fremd, schon aus dem Grund dass sie eine eigene Wohnung für sich hatte. Manchmal aber überkam sie auch auf Corusant dieses Gefühl der Einsamkeit, meistens nachts wenn sie im Dunkeln lag und kalte Füße hatte und der Gedanke, sich an jemanden drücken und mit ihm rummachen zu können, besonders verlockend war. In solchen Momenten machte sie meist kurzen Prozess, stand auf und ging in eine der nächst gelegenen Clubs oder Bars um sich zu betrinken. Dort, wo viele Leute waren, konnte man nur schlecht wirklich alleine sein. Apropos betrinken… hatte sie nicht irgendwo ihre Flasche Bier stehen gelassen?

Der Lagerraum hätte unangenehme Erinnerungen geweckt, wenn Noa nicht ohnehin ständig die ganze Zeit an ihre letzte Konfrontation mit Cris hätte denken müssen. Sie hatte die Bierflasche gefunden, die sie einfach auf einem herumstehenden Kunststoffbehälter abgestellt hatte. Sie war noch halbvoll und genau das, was die Widerstandskämpferin jetzt brauchte. Mit der Flasche am Mund verließ Noa rückwärts den kleinen Frachtraum, in dem die Worte ihres ärgerlichen Monologs noch immer in der Luft zu hängen schienen. Kaum setzte sie jedoch einen großen Schritt auf den Gang hinaus, stolperte sie rückwärts gegen etwas hartes, verlor das Gleichgewicht und begann zu taumeln. Ein lautes erschrecktes Pfeifen begleitete ihre Suche nach Halt.


”Himmel! Was… oh, R6, du bist’s!”

Der kleine, relativ bunt in Rot und Lila, gefärbte Astromechdroide piepte fast aufgeregt, wie es schien.

”Noch alles dran?”

Fragte Noa, die sich wunderte, wer ihm eigentlich einen solch putzigen Anstrich verpasst hatte. Das waren doch eher ungewöhnliche Farben für einen Droiden.

”Ich hab mir nichts getan, glaub ich.”

Sie sah nach links und rechts, während der Droide etwas vor sich hin trällerte. Sie hatte zwar keine Ahnung, was er von sich gab, aber es amüsierte sie. Außerdem kam ihr gerade ein toller Gedanke.

”Hey, R6, hast du grad was zu tun? Wie wär’s, wenn du mir das Schiff zeigst und mir ein paar Dinge erklärst?”

Schlug sie vor. Der Droide piepte. War das ein Einverständnis?

”Du hast nicht zufällig einen Droiden-Übersetzter parat, oder?”

Wollte sie wissen. Wieder ein Piepen und diesmal drehte sich R6 um, rollte davon, blieb stehen und sah sich nach ihr um. Das bedeutete wohl, das sie ihm folgen sollte.

- Hyperraum – Empress of Blades – Mit R6 -
 
[Hyperraum, Empress of Blades, Cockpit]- Cris

Die Zeit im Cockpit verging viel zu langsam und die simple Aufgabe, einfach auf irgendeine Anomalie beim Betrieb des Autopiloten zu achten, ließ viel ungenutzte Kapazitäten für in alle möglichen Richtungen ausschweifende Gedanken. Cris’ Gedanken schweiften dabei natürlich primär in eine Richtung – in Richtung der brünetten Widerstandskämpferin, die in diesem Moment wohl in ihrem großzügigen Quartier saß, Selbys berühmten Salat aß und sich dabei in irgendeine Arbeit vertiefte. Er bezweifelte, dass sie dabei auch nur einen Gedanken an ihn verschwendete – außer vielleicht um sich einmal mehr vor Augen zu führen, dass er sich im Frachtraum wie ein Idiot verhalten hatte und sie ihr möglichstes tun sollte, eine ähnliche Szene in Zukunft zu vermeiden. Geschah ihm nur Recht. Und vor der Frontscheibe schien der Hyperraum endlos weiterzugehen.

Irgendwann ließ ein Geräusch hinter ihm Cris jäh aus seinem düsteren Grübeln aufschrecken und sich umsehen, nur um zu registrieren, dass Selby hinter ihm erschienen war. Der Pilot wirkte frisch – und erstaunlicherweise dezenter als zuvor – und trug einen schwarzen, modisch geschnittenen Anzug mit schwarzem Hemd. Äußerst ausgeruht wirkend ließ er sich in den Pilotensitz neben Cris plumpsen und warf einen nachlässigen Blick auf die Anzeigen.

„Scheint ja alles in Ordnung zu sein.“

Fast hatte Cris das Gefühl, als schwang eine gewisse Überraschung in der Stimme des Piloten mit.


„Ist der Droide hier vorbeigekommen?“

Cris schüttelte leicht mit dem Kopf.


„Verdammte Blechbüchse“, murmelte Selby.

„Eine riesige Geldverschwendung. Und er schummelt.“

Als eine Antwort –oder irgendeine sonst wie geartete Reaktion des ehemaligen Sturmtrupplers – ausblieb, war ein langgezogenes Seufzen aus der Richtung des Piloten zu vernehmen. Sein Blick war jetzt unverwandt auf Cris gerichtet und schien vor allem eines zu verraten: Sorge.


„Hören Sie, Captain… was ich Ihnen vorhin sagte… es stimmt, dass der Major mir zusätzliche Dokumente mitgegeben hat. Er erkennt ihre jüngsten Taten zwar an, doch man muss festhalten, dass sie lange Zeit verschwunden waren, ohne irgendeinen gesicherten Kontakt zum Geheimdienst. Und womöglich mit Kontakt zum Imperium. Der Major hatte keine andere Wahl, das zu erwähnen. Sie wissen, was das bedeutet.“

Cris nickte leicht. Natürlich wusste er das – ein Agent, der so drastisch gegen jedes Sicherheitsprotokolle verstieß, konnte nur als Risiko eingestuft werden, ganz gleich, welche warmen Worte Tacema für ihn in die Wagschale geworfen hatte. Das bedeutete eine Untersuchung durch Interne Ermittlungen. Mindestens.

„Wer weiß…“

Selby war sichtlich um ein Lächeln bemüht.


„Vielleicht reduzieren sie ja nur Ihre Sicherheitsfreigabe. Immerhin wurde ich nicht darum gebeten, Ihnen alle Waffen abzunehmen…“

Der leere Blick des ehemaligen Sturmtrupplers wanderte aus dem Frontfenster, ohne dabei jedoch etwas zu sehen. Er hatte sich nicht mit den Konsequenzen seiner Handlungen beschäftigt, nur von einer scheinbaren Notwendigkeit zur nächsten gedacht. Jetzt, da er gezwungen war, die Einzelteile zu einem großen Gesamtbild zusammenzusetzen, schockierte ihn das Ergebnis. Der Übergriff des Imperiums, das Verschwinden Claires und der übrigen Geheimdienstagenten… irgendwann war er, nachdem er sich im finsteren Untergrund Coruscants durchgeschlagen hatte, in den Reihen der Nova Force gelandet, nur um zu überleben, und schließlich im Widerstand, der ihn zurück in die Arme des Geheimdienstes geführt hatte. Doch auch davor war seine Wiedereingliederung in die Organisation kaum sauber gewesen – im Grunde war er seit dem Fall von Corellia schwer für seine Vorgesetzten zu fassen gewesen. Sie mussten viele Fragen haben. Und er hatte nicht alle Antworten.

„Und… hätten Sie es getan?“, fragte Cris plötzlich in die unangenehme Stille hinein. Fast konnte man diese mit Händen greifen.

„Sie kennen die Antwort“, entgegnete der Pilot leise. Und Cris kannte sie. Langsam erhob er sich aus dem Copilotensessel, wandte sich dann zum Gehen, hielt dann jedoch kurz inne und legte dem Anderen eine Hand auf die Schulter.

„Sie sind ein guter Mann, Selby“, beschied er dem Piloten.

„Ein besserer als ich.“

Dann verließ er das Cockpit, mit halb gesenktem Kopf dem Korridor tiefer in das Schiff folgend. Vielleicht sollte er sich einfach in sein Bett legen und abwarten, bis sie das Ziel ihrer Reise erreicht hatten. Mit etwas Glück würde er Noa nicht noch einmal in die Augen sehen müssen – denn in diesem Augenblick war er ihr vermutlich nicht einmal mehr professionell eine Hilfe.

[Hyperraum, Empress of Blades, Korridor]- Cris
 
[: Hyperraum | nach Mon Calamari :||: „Empress of Blades“ | Dienstbotenquartier :||: Crado allein :]

Das Metall, das auf dem Nachttisch lag, schien magisch im Licht der Deckenlampe zu funkeln. Hier und da sah man leichte Kratzer und Schrammen. Im Gegensatz zum Rest reflektierten sie das Licht nicht so sauber und zerstörten auf diese Weise das „perfekte“ Bild. 'Perfektion – Gibt’s das wirklich irgendwo in der Galaxie?' Schweigend starrte Crado auf das deaktivierte Lichtschwert. Seitdem das Schiff von Cris Sheldon Coruscant verlassen hatte, saß der Cathar nun schon auf dem harten Bett in einem winzigen Quartier, das anscheinend für lebende Bedienstete gedacht war. Eine Suite brauchte er nicht. Im Gegenteil. Er wollte sich lieber vor der Galaxie verkriechen. Denn als die „Empress of Blades“ den gigantischen Stadtplaneten verlassen hatte, glaubte er endgültig den Kontakt zu seinem Padawan verloren zu haben.

Leise seufzte das zottelige Katzenwesen. Außer dem Lichtschwert besaß er nichts mehr – abgesehen von der schäbigen Kleidung, die er momentan am Leib trug. Sein Magen knurrte. Doch im Moment gab er sich dem hartnäckigen Hunger nicht hin. Bewusst atmete er ein … und wieder aus. Langsam schloss er die Augen. Wann hatte er das letzte Mal nach der Ruhe gesucht? Wann hatte er das letzte Mal seine Sicht auf das Innere gerichtet? In regelmäßigen Abständen hob und senkte sich sein recht breiter Brustkorb. Gleichzeitig verschränkte er seine Beine automatisch zum Lotussitz. Atemzug für Atemzug ließen die gedämpften Geräusche, die bis dahin ständig an seine äußerst hellhöriges Ohren drangen, nach. Die Umgebung wurde unwichtig. Gedankenfetzen zogen an ihm vorbei. Manchmal konnte er sogar bekannte Gesichter erkennen. Mike Yu. Utopio. Tomm Lucas. ChesaraSyonette. Sie tauchten nur kurz auf. Kaum hatte er sie erblickt, waren sie schon wieder verschwunden. Trotzdem blieb ein ruhiges, friedliches Gefühl zurück.

Doch diese Atmosphäre blieb nicht ewig. Unwillkürlich drängte sich eine dunkle Note auf. Kühler, immer kühler erschien ihm die (gedachte) Umgebung. Und dann tauchte er aus der Dunkelheit auf: der menschliche Sith mit dem grimmigen Gesicht (Darth Draconis). Sein eisiger Blick musterte ihn unermüdlich. Auf einmal tauchte zu dessen Linken Groppa auf. Der massige Hutte zeigte ihm sein breites, finsteres Grinsen. Höhnisch funkelten dessen gelbe Glubschaugen. Crado schien paralysiert. In den Schatten bewegte sich plötzlich noch ein Schatten. Zur Rechten des Sith erschien Tokko. Mit süffisanter Miene begegnete er dem Cathar. Dabei streichelte er sich selbstsicher das fliehende Kinn unter dem kleinen Rüssel. Hatte er Coruscant tatsächlich verlassen? Konnte man das Erlebte einfach hinter sich lassen? Einen Neuanfang wagen? Sein Herz schlug schneller. Unverhohlen beobachteten ihn diese drei grässlichen Fratzen. Wie Albträume suchten sie ihn heim. Plötzlich sprang Etwas vor seine imaginären Augen. Hässlich. Mehr tot, denn lebendig.
[Vergiss mich nicht!], krächzte eine Stimme, die ihn an jemanden erinnerte.

Blitzschnell schreckte das Katzenwesen auf. „Noomi“ lag auf seinen Lippen, aber er behielt diesen Namen für sich. Stattdessen fiel sein Blick ein weiteres Mal auf den Lichtschwertgriff. Noch immer spiegelte sich das Deckenlicht in dessen Metallkomponenten. Bevor er wieder in ein Starren verfiel, knurrte sein Magen erneut. Er seufzte. Um nicht schon wieder in Versuchung zu geraten, zog Crado in einer schnellen Bewegung seinen recht dreckigen Poncho aus und warf ihn auf das „Werkzeug“, das seine Gedanken immer wieder anregte. Danach erhob er sich schwerfällig, trottete aus dem sehr kleinen Quartier und ging auf die Suche nach was Essbarem. Dabei hoffte er insgeheim, dass er auf diesem Weg niemanden antreffen würde – eine Unmöglichkeit, bedachte man die Größe der Yacht.


[: Hyperraum | nach Mon Calamari :||: „Empress of Blades“ | Gang :||: Crado allein :]
 
|| Planet "GPR 7645-KE-743" ▫ Grasebene ▫ riesiges Zeltlager || ▫ Azgeth ▫ Miron ▫ Shee'ra & Ureinwohner

Schicksal. Die Fäden unsichtbarer Mächte? Was war hier im Spiel? Die Menschenfrau hieß Karyn und war aus dem Westen gekommen. Sie nahm solche Begriffe in den Mund, und er konnte, sofern sie Wahrheit sagte, auch verstehen warum. Was er allerdings nicht verstand war die Erklärung ihrer Anwesenheit. Sie suchte Freiheit? Frieden? Was stimmte mit ihr nicht? Sie suchte sich selbst und die Einsamkeit? Und dann war sie zufällig hier gelandet? Jetzt während der Zeit der Zusammenkunft, hier bei ihm, der einzigen Person, die beide Rassen, bzw. Sprachen verstand? Zudem hatte sie angeblich eine "Gabe" die Shee'ra wohl irgendwie gespürt hatte. Alles sehr mysteriös. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, war es erstmal seine Pflicht für die anderen zu übersetzen. Also versuchte er so gut wie möglich, so bedeutungsgleich wie möglich die Worte der Fremden wiederzugeben. Ob diese damit etwas anfangen konnten? Es dauerte ein wenig auf die Nachfragen einzugehen, doch am Ende hatte er es doch einigermaßen verständlich erklärt, so hoffte er zumindest.

Immerhin hatte er auch nicht wirklich kapiert was ihm Karyn hatte weismachen wollen. In der Zwischenzeit in der die anderen diskutierten hatte er Zeit den Neuankömmling näher zu betrachten. Ab und zu fingen sich ihre Blicke, doch wurden auch viele zwischen ihr und der obersten Schamanin ausgetauscht. Was spielte sich da zwischen den Beiden ab? Am liebsten hätte er tausende Fragen gestellt. Vor allem wollte er mehr über den Westen herausbekommen, den Ort von dem sie gekommen war. Wenn es dort Zivilisation gab, hätte er es doch bei der Annäherung an den Planeten entdecken müssen, oder auch sein Astromech. Als Pilot gewöhnte man sich schnell an die piependen Anhängsel, doch ansonsten vermisste er seinen Astromech nicht mehr. Ein seltsames Phänomen war es schon wenn man Zuneigung, bzw. Wertschätzung einer Maschine gegenüber entwickelte. Wohl ein Phänomen das nur Republikpiloten kannten.

Wer war diese Karyn? Was war sie für ein Mensch, wenn sie in die völlig verlassene Wildnis hinausmarschierte? Wie ein Naturfreak wirkte sie nicht unbedingt. Und ihre Worte schienen dies auch nicht zu unterstützten. So blieb ihm nicht viel übrig als die Diskussionen abzuwarten, bzw. die Entscheidungen die getroffen wurden. Es war Shee'ra, die ihn schließlich instruierte und ihm mitteilte was er übersetzen sollte. Dieses Mal sollte er direkt übersetzen und nicht nur einfach alles wiedergeben, bzw. zusammenfassen was man ihm sagte. Na dann. Das wurde mit Sicherheit spaßig. Zwei Frauen die sich kryptische Dinge an den Kopf warfen und irgendwelche "Kräfte" beherrschten.


"Die große Mutter schaut in uns alle hinein. Und sie spricht zu uns. Vielleicht kommst Du aus dem Himmel wie Kal'nar. Eure Welt ist für uns das Unbekannte. Doch wenn sich zwei Fremde am gleichen Ort treffen, an einem Ort der für sie beide eigentlich keine Relevanz besitzt oder irgendeine Bedeutung beherbergt, muss man dies ernst nehmen. Der Wille der Mutter ist nicht willkürlich. Wir alle hinterlassen Spuren, nähren mit jeder Erfahrung ihre Kraft. Sie hat mir ermöglicht durch ihre Augen zu blicken, vor einiger Zeit. Was sie mich sehen lässt ist nicht immer sofort zu verstehen, doch dein Erscheinen trägt das Zeichen ihrer Weitsicht. Du suchst Frieden? Ich kann ihren Segen in Dir spüren, doch habe ich auch Dinge empfangen die ich noch nie wahrgenommen habe. Und dann wurde mir meine Sicht genommen. Etwas, das noch niemals geschah und mir ist klar, dass Du Dich von mir und der Mutter versuchst abzuwenden. Doch sei Dir versichert. Wer sich ihr verweigert wird so etwas wie "Frieden" nicht finden.

Deinesgleichen hat scheinbar Wissen über sie, das selbst ich nicht besitze. Deine "Gabe" muss demnach mächtig sein, und doch hast Du unsere Jäger nicht besiegt und nicht versucht ihnen größeren Schaden zuzufügen. Für mich ist dies das deutlichste Zeichen, dass Du uns gegenüber keine bösen Absichten hegst. Wenn deine Worte richtig wiedergegeben wurden, suchst Du nach Dir selbst? Es ist eindeutig die Hand der Allumspannenden im Spiel. Entweder sind wir es oder derjenige der vor einiger Zeit zu uns kam, die Dir helfen können. Wie und warum? Dies werden wir ergründen müssen. Wenn Du uns mehr erzählst. Wer Du bist, und wieso Du auf eine Suche gegangen bist. Für den Anfang können wir Dir gestatten Dich in der Nähe des Lagers aufzuhalten. Nun bist auch Du aus der Ferne zu uns gekommen. Unzählige Generationen haben wir keine Fremden erblickt, doch nun gleich zwei innerhalb kürzester Zeit. Du hast versichert, dass keine anderen kommen werden und ich glaube Dir. Dennoch sind die Zeichen beunruhigend. Du wirst mit niemandem sprechen außer mit mir, Kal'nar oder den anderen Ältesten. So können wir die Situation einigermaßen unter Kontrolle halten und unser Volk vorbereiten. So können wir hoffentlich, mit dem freundlichen Wohlwollen der Mutter, die Furcht vor der Fremden nehmen. Wirst Du das akzeptieren?"


Miron hatte die ganze Zeit einfach nur die Worte der obersten Schamanin an die Menschenfrau weitergegeben, auch wenn es immer schwerer gefallen war, dies zu tun ohne etwas dazu zu sagen. Die Skepsis, das Unverständnis für diese doch esoterisch anmutende Rede war ziemlich deutlich in seinem Gesicht abzulesen. Die Gabe der Mutter? Rauben der Sicht? Auch sie hatte von Schicksal gesprochen. Es war fast so als würden die Frauen auf einer Ebene reden, die ihm völlig verloren ging. Aus dem Ganzen konnte er sich teilweise einen Reim machen, auch wenn dies irgendwie nicht zur Situation zu passen schien. Zum einen, wie und wieso sollte er Karyn helfen können? Einer Frau, die vor irgendwelchen Dämonen wegrannte, oder warum auch immer sie hier aufgetaucht war. Was konnte er da schon tun? Er kannte die Frau überhaupt nicht, hatte sie noch nie vorher gesehen. Shee'ra hingegen schien dies überhaupt nichts auszumachen, sie war neugierig und beachtenswert friedvoll.

Doch so ungewöhnlich war dies gar nicht bei ihr, denn auch sein Überleben hatte zu einem großen Teil von ihrem Urteil abgehangen. Während der Ältestenrat lange Zeit sehr misstrauisch ihm gegenüber gewesen war, hatte man doch aufgrund ihres Wortes darauf verzichtet, den Fremden zu töten, der die Ordnung durcheinander gebracht hatte. In gewisser Weise war sein Überleben ein Wunder und irgendwo sah er auch manchmal Fäden einer Kraft namens Schicksal. Dennoch, dies hieß nicht, dass man jeden willkommen heißen musste und ihm, bzw. ihr half. Vor allem wenn man nicht einmal wusste, was für eine Person einem gegenüber stand. Und irgendetwas war an dieser Karyn, dass er nicht zuordnen oder beschreiben konnte. Sie war überraschend ruhig und selbstsicher. Nicht arrogant oder überheblich, doch schien sie keine Angst vor der Übermacht zu haben, die ihr letztendlich gegenüberstand. Möglicherweise war sie auch einfach nur eine begnadete Schauspielerin und konnte ihre Angst verbergen, doch da hier von Zauberkräften, Gaben, Wissen über die große Mutter gesprochen wurde, musste doch mehr dahinter stecken.

Zwar hatte er nur wortgetreu übersetzen sollen, doch die abschließende Frage brannte sich dermaßen auf seine Lippen, dass er nicht anders konnte als sie zu stellen, damit seine Wissbegierde gestillt wurde. So würde das alles wenn überhaupt einen Sinn für ihn machen.


"Bist Du eine Jedi, Karyn?"

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- Hyperraum – Empress of Blades – Hangar – Mit R6–

Zum bereits fünften oder sechsten Mal umrundete Noa den Sternjäger im Hangar der “Empress”. Der R-41 Starchaser hatte ihr Interesse geweckt von dem Moment an, als sie ihn gesehen hatte. Noa mochte alles, was schnell war. Auf Coruscant rauschte sie auf ihrem Speederbike durch den Verkehr und sie hatte – auch wenn sie es vermied, Cloé oder ihrem Vater davon zu erzählen, denn die beiden würden sich garantiert Sorgen machten – auch schon das ein oder andere Ticket wegen zu schnellen Fahrens bekommen. Ein Sternjäger war allerdings kein Speederbike. Das war eine vollkommen andere Hausnummer und da Noa wusste, dass sie niemals in der Lage sein würde ein solches Ding zu fliegen, genügte es ihr schon, sich das Raumschiff aus der Nähe anzusehen. Tatsächlich war es mehr als genug. Selbst dazu bekam der Normalbürger Coruscants in drei Leben keine Gelegenheit.

”Was sagtest du, hat der R-41 für einen Hyperraumantrieb?”

Fragte sie, ihre Frage an den Astromechdroiden gerichtet, der neben ihr her rollte. R6 gab ein kurzes Piepen von sich und Noa warf einen Blick auf den Übersetzter in ihrer Hand, den R6 auf seine Kennung programmiert hatte und der sein für sie nicht identifizierbares Piepsen und Pfeifen in geschriebene Worte umwandelte.

”Klasse 2.”

Wiederholte sie laut die Antwort des Droiden.

”Der Bes’uliik, den ich mal gesehen habe, hatte einen Klasse 0,4 Antrieb. Der war viiiiel schneller.”

Sie sah auf das Pad in ihren Händen, als R6 eine lange Antwort trällerte. Er säße auch lieber in einem Bes’uliik, stellte er klar, denn die Panzerung des R-41 ließ stark zu wünschen übrig. Lachend fuhr Noa mit ihrer Hand über die Außenhülle des Sternjägers. Der R-41 wäre auch nicht der Jäger ihrer Wahl, dürfte sie sich einen aussuchen. Er war zu kantig, die Form zu unstimmig. Das schnittige Design des mandalorianischen Sternjägers gefiel ihr dagegen viel besser und von der Größe her taten sie sich nicht viel.

”Ich würde natürlich nicht zulassen, dass wir auch nur einen einzigen Treffer abbekommen würden, wenn ICH das Ding fliegen würde.”

Erwiderte Noa lachend, sich darüber bewusst, dass sie jeden Sternjäger noch vor dem Start gegen die nächste Wand rasen lassen würde.

”Danke jedenfalls für deine Führung, R6. Es war sehr lehrreich.”

Sagte sie und grinste über die Erwiderung des Droiden.

”Nein, ich fürchte, ich muss wirklich mal etwas arbeiten. Ich hatte mir ernsthaft vorgenommen, während dem Flug etwas zu schaffen und… nein, du kannst mir leider nicht helfen. Aber du hast mich inspiriert. Ich werde dich dankend in meinem Bericht erwähnen.

Sie verließen Frachtraum zusammen, Noa lachend und viel gelöster als zuvor. Sie hatte den Droidenübersetzter noch immer in der Hand. Sie fühlte sich schon viel besser als noch vor einer halben Stunde oder vor einer Stunde. Natürlich hatte sie ihr… Zerwürfnis mit Cris nicht vergessen und sie hatte auch keine Ahnung, was sie zu ihm sagen würde, wenn sie ihn das nächste Mal sah – was sie zweifellos bald tun würde, da sie sich auf ein und demselben Schiff befanden – aber es hatte ihr gut getan, sich für eine Weile ablenken zu lassen und über etwas zu reden und etwas zu lernen, das ihr Spaß machte. Wenn sie Cris irgendwann in den nächsten Stunden tatsächlich wieder begegnete, zum Beispiel Im Aufenthaltsraum oder in der Küche, dann würde sie einfach…. Oh. Noa hielt an. Da stand Cris, mitten auf dem Korridor, genau vor ihr.

”Cris!”

Sagte sie, überrascht ihn zu sehen. Das war eher als erwartet. Was hatte sie sich gerade noch vorgenommen, würde sie tun, wenn sie ihn sah? Mist, sie hatte es vergessen. Hinter ihr piepte R6 eine fröhliche Entgegnung und Noa schielte auf das Pad in ihrer Hand. Nein, sie hatte nicht vor, Captain Sheldon zu erzählen, dass das Schiff des selbstständigen Kleinkriminellen einen viel besseren Sternjäger an Bord gehabt hatte als er. Noa funkelte den Droiden an. Hatte sie so etwas gesagt? Neeeein, da musste R6 sich verhört haben. Der Astromech piepte erneut.

”R6, nicht jeeee-heeetzt.”

Stieß sie zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor. Cris Sheldon stand ihr noch immer gegenüber. Himmel, war das peinlich.

”Cris, ähm… wo kommst du denn her?”

Was für eine dämliche Frage. Sie hätte ihn niemals so anblaffen sollen. Das war vollkommen unnötig gewesen. Sich zu entschuldigen war jedoch schwer, schon für normale Menschen und noch schwerer für Noa, die es hasste im Unrecht zu sein. Trotzdem, manchmal musste es wohl sein.

”Hör mal, vorhin war ich… möglicherweise ein bisschen laut.”

Sagte sie. Überraschenderweise war R6 neben ihr so still wie ein neu geborenes Banthalämmchen.

”Das passiert manchmal.”

Himmel, war das peinlich. Und unangenehm. Und eigentlich wollte sie nur in ihr Bett. Leider war sie noch nicht ganz fertig. Noa holte tief Luft.

”Entschuldigung. Dafür.”

Sagte sie und wünschte sich, das Schiff möge sich unter ihr auftun und sie in den weiten dunklen Weltraum oder zumindest in den grellen hektischen Hyperraum ausspucken.

- Hyperraum – Empress of Blades – Korridor – Mit R6 und Cris–
 
[Hyperraum, Empress of Blades, Korridor]- Cris

So vertieft war Cris darin gewesen, sein zurückliegendes Gespräch mit Selby und die Informationen, die der Pilot ihm offenbart hatte, zu verarbeiten, dass er erst, als er Noas Stimme vernahm, aufblickte, in seiner Bewegung erstarrte und erstaunt feststellte, dass die Widerstandskämpferin – und mit ihr der Droide, den Selby nicht hatte finden können – vor ihm im Gang aufgetaucht war und anscheinend ebenso überrascht war, wie er selbst. Leicht beschämt stellte der ehemalige Sturmtruppler fest, dass sein Gesicht deutlich an Farbe gewann – die kleine Szene im Frachtraum war immer noch frisch in sein Bewusstsein gebrannt und die Erkenntnis, dass er ihr aufgrund seines geänderten Status auf Mon Calamari nicht so würde helfen können wie angemessen, tat ihr übriges.

„Noa… hallo…“, brachte er deswegen nur lahm über die Lippen, obwohl ihm bewusst war, dass er sich trotz allem freute, sie zu sehen. Hoffentlich führte das nicht dazu, dass er sich wieder wie der letzte Bauerntölpel von Agamar verhielt.

Das fröhliche Zwitschern des Astromechs irritierte Cris ein wenig und erst jetzt fiel ihm der schmale Datenblock auf, den Noa bei sich trug – offenbar eine Art Übersetzungseinheit, da ihre Antwort an den R6 implizierte, dass sie ganz genau wusste, was seine Pfeiftöne zu bedeuten hatten. Er konnte nur raten, dass sie sich entschlossen hatte, den Astromech kurzerhand als Führer durch das Schiff zu engagieren, da ihre Führung mit Cris bekanntlich an der ersten Station bereits vorbei gewesen war. Wenn man den Frachtraum nicht zählte.

Er war kurz davor, ihr als Antwort auf ihre Frage, wo er in diesem Moment herkam, irgendeine halbgare, aber dennoch plausible Geschichte aufzutischen, als sie fortfuhr und die Grundstimmung des Gesprächs sich bedeutend änderte. Seine Augen weiteten sich leicht, da ihm klar wurde, dass sie die Geschehnisse im Frachtraum von sich aus erneut ansprechen wollte, doch zu seiner Überraschung fiel ihr Tonfall bedeutend defensiver aus als dort. Nicht nur das – sie entschuldigte sich bei ihm. Und das schien sie einiges zu kosten, wobei Cris nicht wusste, ob das daran lag, dass sie im Grunde das Gefühl hatte, dass es nichts gab, wofür sie sich entschuldigen musste und es nur aus Höflichkeit getan hatte, oder aber weil es ihr generell schwer fiel, sich zu entschuldigen. Für einen Moment fehlten ihm jedenfalls die Worte. Und Noa sah aus, als wäre sie am liebsten woanders. Hatte er es also wieder geschafft – wenn auch unabsichtlich – dass sie sich schlecht fühlte. Großartig. In Begleitung des Droiden hatte sie fröhlich gewirkt.


„Du musst dich nicht entschuldigen, Noa“, erwiderte er schließlich leise – und es war keine Höflichkeitsfloskel, die da aus ihm sprach, sondern seine tiefste Überzeugung. Er hatte gewusst, worauf er sich einließ – und hatte sie in die Ecke gedrängt. Möglich, dass ihr Temperament sie zu einer heftigeren Reaktion verführt hatte, doch das änderte nichts daran, dass eine solche Reaktion die passende Antwort auf seine Zudringlichkeit gewesen war.

„Ich bin dir zu nahe getreten. Viel zu nah.“

Das war wohl leider so – auch wenn er nicht verhehlen konnte, dass er ihr immer noch am liebsten um einiges näher treten würde. Aber dazu gehörten zwei – und er würde nicht riskieren, noch einmal mit einseitigem Aktionismus gegen eine Durabetonwand zu laufen.

„Ich war respektlos. Und dafür muss ich mich entschuldigen… denn du verdienst Respekt.“


Endlich richtete er seinen Blick direkt auf sie und schaffte es, ein aufrichtiges Lächeln auf seinen Zügen erscheinen zu lassen. Diese Augen…


„Ich glaube, ich bin ganz gut bedient, wenn wir so tun, als hätte diese kleine Szene nie stattgefunden – in Ordnung?“

Seufzend senkte er seinen Blick, sich bereits eine Abschiedsfloskel zurechtlegend um in Richtung seines Quartiers verschwinden zu können, bevor er doch noch einmal seinen Blick auf sie richtete und fortfuhr:

„Noa… ich habe gerade mit Selby gesprochen.“

An sich keine Besonderheit – und er hoffte, dass die bloße Nennung des Namens des Piloten nicht dafür sorgte, dass die Widerstandskämpferin abschaltete.


„Es kann durchaus sein dass es zu… Komplikationen kommt, wenn wir auf Mon Calamari landen.“


Plötzlich fühlte er sich noch weniger wohl in seiner Haut als ohnehin schon, doch er hatte das Gefühl, dass sie es verdiente, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu werden. Ohnehin hatte sie ihm mehrmals klar gemacht, dass sie keine bösen Überraschungen mochte.

„Mein Status innerhalb des Geheimdienstes ist nicht unbestritten. Selby hat angedeutet, dass Major Tacemas Berichte an das Direktorium gewisse… Konsequenzen für mich haben könnten. Ohne dass der Major das beabsichtigt hätte. Ich war lange außerhalb des Zugriffs meiner Vorgesetzten. Gut möglich, dass man mir jetzt misstraut.“

Es sprach für die Grausamkeit des Schicksals, dass Selby ihn zwar auf dem Observationsdeck unterbrochen hatte, jetzt aber keinerlei Anstalten machte, unvermittelt aufzutauchen.

„Es kann also durchaus sein, dass ich nicht in der Lage sein werde, dir auf Mon Calamari zu helfen.“


Im schlimmsten Fall – aber das war wirklich üble Schwarzmalerei – würde der Geheimdienst ihn zunächst in Untersuchungs- und Isolationshaft nehmen. Dafür gab es Präzedenzfälle – und bevor die Untersuchung abgeschlossen war, war Noa vermutlich bereits wieder nach Coruscant aufgebrochen.


„Mir war nicht bewusst, dass die Situation so ernst ist.“

Wenn auch nur ein wenig seines Gefühlslebens in diesem Moment auf sein Äußeres abstrahlte, dann hatte Noa in diesem Moment ein erbärmliches Häuflein Elend vor sich.

„Es tut mir Leid…“

Leid. Es tat ihm scheinbar immer nur Leid, wenn es um Noa ging. Leid um vergebene Chancen, törichtes Verhalten, Unfähigkeit… was auch immer sie von ihm halten mochte, es war vermutlich mehr, als er verdiente. In ihren Augen hätte er an diesem Punkt eine einzige Enttäuschung sein müssen.


[Hyperraum, Empress of Blades, Korridor]- Noa, Cris, R6-C2
 
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- Hyperraum – Empress of Blades – Korridor – Mit Cris und R6 –

Es lief gut, besser sogar als Noa erwartet hatte. Sie musste sich nicht vor Cris rechtfertigen, er wies ihre Entschuldigung nicht zurück und er ließ sie auch nicht spüren, dass sie einen Fehler gemacht hatte. So defensiv, wie Noa nun geglaubt hatte werden zu müssen, wurde Cris an ihrer Stelle. Es lief wirklich gut, so gut sogar, dass Cris einsah, ihr zu nahe getreten zu sein – und zugab, es zu bereuen. Er habe sie nicht respektiert, sah er ein und schlug nur einen Herzschlag später vor, so zu tun, als sei nie etwas dergleichen zwischen ihnen vorgefallen. Das war eine bequeme Lösung, für sie beide. Noa nickte langsam, doch sie verspürte kein Gefühl des Triumphs oder der Genugtuung. Sie verdiente Respekt, hatte Cris gesagt. Ja, aber war das alles? Höflicher, distanzierter Respekt? Noa wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte und das aus dem einfachen Grund, dass sie selbst nicht wusste, was genau sie eigentlich wollte und sich von Cris Sheldon erwartete.

“Mhh, ich schätze, damit kann ich leben.“

Murmelte sie unbestimmt, ohne ihn anzusehen. Es war besser als nichts, oder? Immerhin konnten sie jetzt wieder normal miteinander reden und sich in die Augen sehen, ohne dass einer von ihnen Reißaus nehmen musste. So war zumindest Plan. Trotzdem war es Noa ganz recht, dass Cris sofort das Thema wechselte. Es war vermutlich klüger, über ungefährlichere Dinge zu sprechen – dachte sie sie jedenfalls, bis ihr klar wurde, dass Cris‘ Miene auch weiterhin keinesfalls Frohsinn und Heiterkeit wider spiegelte. Auf seiner Stirn hatten sich Sorgenfalten gebildet, ungleiche Linien, die ihm ein nachdenkliches, viel zu ernstes Aussehen verliehen. Eigentlich sah Cris die meiste Zeit über ernst und bedrückt aus, fiel Noa auf. Er lächelte viel zu selten.

Und er hatte auch nichts zu lächeln, nicht im Augenblick jedenfalls. Bereits als sie sich kennen gelernt hatten, hatte er ihr offen erzählt, wie er nach Coruscant gekommen war und dass er lange keinen Kontakt mehr zu seinem Arbeitgeber gehabt hatte. Erst während eines gemeinsamen Auftrages für die Defender war er überhaupt erst wieder in Verbindung zum Geheimdienst der Neuen Republik gekommen, und das auch eher zufällig. Aus diesem Grund betrachteten seine Vorgesetzten ihn mit Skepsis, erklärte er nun. Was er sagte, leuchtete Noa ein. Man musste vorsichtig sein, gerade was den Geheimdienst und mögliche imperiale Spione anging. Rational betrachtet war es daher wenig verwunderlich, dass man Cris und seine Geschichte also genauestens überprüfen wollte. Trotzdem ärgerte sie sich, weil es ihm gegenüber ungerecht war. Cris Sheldon mochte versucht haben, sie in einem leeren Lagerraum zu überrumpeln, aber er war ein guter Mann. Noa hatte ihn jedenfalls noch nicht ein einziges Mal etwas schlechtes sagen gehört oder tun gesehen. Er verhielt sich immer korrekt, behielt immer sein Ziel vor Augen. Cris Sheldon war kein Regelbrecher und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er die Republik jemals verraten würde. Diese Erkenntnis überraschte Noa selbst. Es war noch nicht all zu lange her, musste sie sich ins Gedächtnis rufen, dass sie ihm selbst misstraut hatte. Cris war früher ein Teil des Imperiums gewesen, aber das war, bevor er zur Republik übergelaufen war und vielleicht war es gerade wegen seiner Vergangenheit, dass er genau wusste, wohin er gehörte und wohin er niemals wieder zurück wollte.


”Und was genau heißt das? Dass man dich noch vom Raumhafen mit einer Eskorte abholen kommt?”

Aller Rationalität zum Trotz schüttelte Noa den Kopf. Selbst eine Frau wie Jedi-Rätin ChesaraSyonette hatte für Cris gebürgt. Bedeutete das denn nichts?

”Die ticken doch nicht mehr richtig.”

Er würde also seine eigenen Probleme haben, um die er sich auf Mon Calamari kümmern musste und Noa würde auf sich gestellt sein, wenn sie vor der Direktion des Geheimdienstes – oder vor wem auch immer – ein gutes Wort für Coruscant einlegen sollte. Tatsächlich hatte sie überhaupt keine Ahnung, mit wem sie überhaupt sprechen würde. Wie sollte sie auch? Es war nicht so, als würde sie so etwas jeden Tag machen. Wenn aber Cris nicht für sie da war, um sie zu unterstützen, wer würde dann…? Aber natürlich: Selby.

”Vermutlich ist es reine Routine, eine reine Vorsichtsmaßnahme.”

Hörte sich Noa sagen. Sie hatte keine Zeit, sich über Agent Selby zu ärgern, wenn Cris vor ihr stand und derart niedergeschlagen aussah wie in diesem Moment. Sie wusste nicht, was ihm wohl mehr zu schaffen machte, dass man ihm misstraute, oder dass er Noa nicht würde unterstützen können. Selbstverständlich war es ihm wichtig, ihr zu helfen. Er respektierte sie ja. Mit großer Anstrengung schaffte es Noa, nicht das Gesicht zu verziehen. Man respektierte seine Mutter, Lehrerinnen, ältere Damen oder weise Jedi, wie Rätin Chesara, aber nicht Frauen wie Noa. Mit Frauen wie Noa machte man ganz andere Dinge. Nun verzog sie doch das Gesicht, aber mehr über sich selbst als über irgendetwas – oder irgendjemand – anderen. Sie musste sich wirklich hinsetzen und überlegen, was sie eigentlich von Cris Sheldon wollte. Er war nett und sah gut aus und hatte ihr mehr oder weniger bereits versprochen, alles für sie zu tun. Tatsächlich schien er fast zu gut um wahr zu sein und genau das machte Noa skeptisch.

”Mach dir jedenfalls um mich keine Sorgen. Ich komm' schon klar.”

Sprach sie, gewillt, ihm wenigstens dahingehend das schlechte Gewissen zu nehmen, sollte er eins haben. Sie würde schon klar kommen, so oder so und wenn nicht, war da ja auch noch Agent Selby… zur Not.

- Hyperraum – Empress of Blades – Korridor – Mit Cris und R6 –
 
[Hyperraum, Empress of Blades, Korridor]- Noa, Cris, R6-C2

Natürlich schien Noa nicht sonderlich erbaut angesichts der Dinge die Cris ihr offenbart hatte, doch dass sie ihn nicht anschrie oder beleidigt von dannen stürzte wertete er vorsichtig als ein gutes Zeichen. Immerhin legte sie ihm diese Entwicklung also nicht als seine persönliche Schuld aus, oder als etwas, was er ihr lange vorher hätte sagen können, eine böse Überraschung, die er bewusst vor ihr geheim gehalten hatte. Er war sogar kurz davor, ihre Befürchtung, er würde sofort am Raumhafen von einer Delegation abgeholt, mit einem Lächeln abzustreiten, doch weder wollte sich dieses Lächeln auf seinen Lippen manifestieren, noch wollten die Worte selbige verlassen. Es war nämlich tatsächlich nicht unwahrscheinlich – Selbys Worte ließen in der Tat den Schluss zu, dass genau das passieren würde. Hoffentlich würden die Agenten, die mit seiner Abholung beauftragt waren, zumindest auf Handschellen verzichten.

Ihre anschließende Vermutung den Geisteszustand der Mitglieder des Direktoriums betreffend ließ ihn dann doch ungeachtet seines Gemütszustandes lächeln. Es wärmte sein Herz ungemein, dass Noa die Meinung seiner Vorgesetzten nicht zu teilen schien – es war sogar so, als könnte ihre Meinung die aller anderen aufwiegen. Wie ein starkes Licht in einem Meer aus Finsternis, das jeden Schatten vertrieb. Trotzdem musste er realistisch bleiben – Noas Vertrauen war wichtig für seine eigene Moral, doch auf die Erkenntnisse des Direktoriums dürfte es keinerlei Einfluss haben.


„Sie handeln nach ihrem Informationsstand“, nahm er seine Vorgesetzten daher nur halb überzeugt in Schutz.

„Der Geheimdienst ist ein in sich geschlossenes System, das sehr um Abschirmung zum Rest der Republik bedacht ist… aus nachvollziehbaren Gründen. Es mag Personen geben, die für mich bürgen… doch aus Sicht des Geheimdienstes sind sie Externe und ihre Aussagen ohne Belang. Selbst die der Jedi.“

Es war nicht so, dass das Verhältnis zum Orden ein schlechtes war – im Gegenteil, man hatte bei vielen Angelegenheiten zusammengearbeitet – aber was interne Abläufe anging, war der Geheimdienst gerne absolut autark. Die Einmischung von Außenstehenden konnte dabei das Gegenteilige von dem bewirken, was eigentlich beabsichtigt war.

Auf Noas Vermutung, dass es sich um eine bloße Vorsichtsmaßnahme handeln konnte, reagierte er mit einem zögernden Nicken, doch als ihr schönes Gesicht sich dann doch leicht verzog, versetzte es ihm einen gewaltigen Stich. Sie war enttäuscht – zumindest konnte er sich für den plötzlichen Wandel in ihrer Mimik keine andere Erklärung vorstellen. Und als sie ihm dann noch versicherte, zurechtzukommen – also ohne seine Hilfe und noch wichtiger: ohne ihn – war ihm, als würde sich eine eiserne Faust um sein Herz legen und langsam, aber erbarmungslos zudrücken.


„Ja…“, erwiderte er leise, fast gepresst, und hoffte dabei, dass Noa dieser außergewöhnliche Tonfall nicht auffiel.

„Da bin ich ja beruhigt.“

Immerhin, er konnte lügen, ohne rot zu werden – aber vermutlich lag das daran, dass er sich plötzlich, obwohl die Luftumwälzanlage der Empress immer noch genau so arbeitete wie in den Minuten zuvor, entsetzlich kalt fühlte. Es kostete einiges an Anstrengung, ihr ein tapferes Lächeln zu präsentieren, dass er als anerkennend verstanden wissen wollte.


„Mit nichts anderem habe ich gerechnet.“

Auf professioneller Ebene stimmte das sogar. Die Bürokraten im Direktorium hatten ihrer Energie nicht viel entgegenzusetzen – auch wenn sie nicht alle Ziele erreichen mochte, so war sie doch kaum hilflos und brauchte seine Hilfe im Grunde nicht. Die formalen Details konnte ihr auch beispielsweise Selby vermitteln. Auf anderer Ebene jedoch… obwohl ihm bewusst war, dass dieses Gespräch beendet schien und er besser gehen sollte, konnte er nicht. Irgendetwas in ihm wollte, dass er ihr widersprach… oder ihr zumindest sagte, dass sie ohne ihn zurechtkommen mochte, aber er mittlerweile nicht mehr ohne sie. Dass er es nicht konnte – und nicht wollte. Dass er sich zwar für seine Handlungen im Frachtraum schämte, aber nicht für die Gefühle, die ihn dazu getrieben hatten. Nicht für das, was er sie mittlerweile für sie empfand. Nicht dafür, dass er sich insgeheim wünschte, sie würde ihn einfach in den Arm nehmen und ihm mit ihrer Wärme Trost und Zuneigung spenden.

All das wollte er sagen… aber konnte es nicht. Die lebhafte Erinnerung an ihre Reaktion im Frachtraum ließ seine Kiefernmuskulatur und seine Zunge erstarren, ein Knoten der Verzweiflung schnürte seine Kehle zu. Zu spät. Zu spät.


„Ich sehe dich dann, wenn wir landen.“

Ein einfacher Satz – doch auch dass er diesen zustande brachte überraschte Cris – aber er schien ein letztes Feuerschott zwischen ihnen beiden zuzuknallen.

Als er sich dann schließlich von ihr entfernte, waren seine Schritte langsam und gemessen. Am liebsten wäre er jedoch einfach weggelaufen.

[Hyperraum, Empress of Blades, Korridor]- Cris
 
- Hyperraum – Empress of Blades – Korridor – Mit R6 –

Noa konnte nicht recht glauben, dass es so gar nichts geben sollte, das man für Cris tun konnte, doch es war der Geheimdienst und davon verstand sie nichts. Außerhalb der Mauern dieser Institution, so hatte Cris ihr versichert, zählte niemandes Wort. Was aber war mit Agent Selby? Konnte er nicht für Cris sprechen? Nach dem wenigen, was Noa über den ihr unliebsamen Agenten wusste, war er ein langjähriger Weggefährte von Cris. Er musste ihn gut kennen und konnte sicher bestätigen, dass Cris niemals unloyal seinem Arbeitgeber werden würde. Andererseits, dachte Noa, musste er sich vielleicht aus genau diesem Grund gar keine Sorgen machen. Wenn er sich nichts vorzuwerfen hatte, und daran glaubte sie, gab es nichts, das ihm passieren konnte, oder? Das ungehaltene Gejaule des Astromechdroiden – Cris hatte sich längst wieder mit den knappen Worten, man würde sich bei der Landung sehen, verabschiedet – hielt Noa davon ab, sich weitere Gedanken zu machen.

“Was denn, R6?“

Fragte sie, nicht minder genervt und las die Übersetzung der Worte des Droiden auf dem Datapad in ihrer Hand. R6 hatte beobachtet, dass sich Captain Sheldon wohl nicht in seiner besten Laune befand.

“Nein, das tut er nicht.“

Antwortete Noa seufzend.

“Und leider ist es meine Schuld.“

Zurück in ihrem Quartier zog sich Noa aus, um sich in ihr Bett zu kuscheln. Es war kühl im Weltraum und sie war froh, dass sie dicke Strümpfe eingepackt hatte. Mit der Decke um den Schultern konzentrierte sie sich endlich auf ihre Arbeit. Jetzt, wo sie sich zuminddest ansatzweise mit Cris ausgesprochen hatte, funktionierte das wieder besser. Natürlich, es hätte besser laufen können zwischen ihr und dem Agenten, aber es war immerhin besser, als wenn sie nicht mehr miteinander redeten oder es nicht länger ertragen würden, sich in ein und demselben Raum aufzuhalten. Rückblickend wünschte sich Noa, sie hätte einiges anders gemacht. Sie hatte ihr tragbares Computerpad auf ihren Beinen abgelehnt, während sie mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes lehnte. Vor einigen Tagen hatte Arenthia Alabroda vom City Inquirer ein Interview mit dem Vorsteher einer spirituellen Glaubensgemeinschaft geführt, das Noa jetzt abtippte und in einen bereits begonnen Bericht einarbeitete. Die beiden Stimmen, die sie über ein Aufnahmegerät in ihrem Ohr hörte, sprachen über schicksalhafte Fügungen und die Akzeptanz eines höheren Willens. Man müsse sich fallen lassen, behauptete der spirituelle Führer seiner Gemeinde, und lernen anzunehmen, welchem Schicksal man auch immer zugeteilt war. Noa schüttelte den Kopf, während sie tippte. An solchen Unsinn glaubte sie nicht. Vorherbestimmung? Pah. Wo war da der Spaß im Leben, wenn sie ohnehin auf nichts Einfluss nehmen konnte? War das freier Wille? Nein, ganz sicher nicht. Andernfalls, so dachte sie, müsse sie sich keine Gedanken um Cris Sheldon machen und darüber, ob sie ihn mochte und er sie und wohin dies führen konnte. Wenn es ohnehin vorbestimmt war, würde das Schicksal es schon richten, egal was sie tat. Nein, das war doch viel zu einfach.

Als ihr Bericht fertig war und Noa ihn zum dritten Mal Korrektur gelesen hatte, verschob die Journalistin die kompletten Daten auf ihr Komlink und dort in ihren Postausgang. Noch waren sie im Hyperraum, doch sobald sie wieder zurück im Normalraum waren und eine Verbindung hergestellt werden konnte, würde sich die Nachricht automatisch von selbst versenden. Komlink, Datapad und alle sonstigen technischen Geräte landeten auf dem Fußboden neben ihrem Bett, als Noa alles hinunter schob, was sie nicht mehr brauchte, während sie das Licht dimmte und sich noch enger als zuvor in ihre Decke kuschelte. Kalt war ihr noch immer, aber daran ließ sich wenig ändern. Sie war es gewohnt, alleine zu schlafen, aber vielleicht sollte sie, wenn sie zurück auf Coruscant war, doch mal einer ihrer alten Flammen einen Besuch abstatten. So lange alleine, das hielt ja niemand aus, trotz aller guten Vorsätze, sich nur noch auf ernste Beziehungen einlassen zu wollen. Um wenigstens etwas Gesellschaft zu haben, auch wenn sich diese lediglich in ihrer Vorstellung befand, fischte Noa einen Datenchip aus der Tasche, den ihre Schwester ihr vor ihrer Abreise zugesteckt hatte, und führte ihn in den Kartenleser eines Datenblocks. Sie solle sich damit die lange Zeit des Fluges vertreiben, hatte Cloé ihr geraten und das war genau das, was Noa gedachte zu tun. Sie drückte sich in ihr Kissen, das für ihren Geschmack etwas flauschiger hätte sein können, aktivierte den Datenblock und begann das Buch zu lesen, über das seit Wochen jeder im Holonet zu sprechen schien: Deirdre und die Jedi-Ritter von Coruscant.


- Hyperraum – Empress of Blades – Noas Quartier –
 
[Hyperraum, Empress of Blades, Kabine]- Cris

Er konnte nicht behaupten, dass die folgende Nacht in seinem Quartier eine der schlimmsten war die er je verbracht hatte – dazu bot allein die jüngere Vergangenheit auf Coruscant, unter anderem in Gesellschaft der Nova Force nur im Schutz von Durabetonbrocken zwischen öligen Pfützen, genügend andere Beispiele – doch Fakt blieb, dass Cris ungeachtet des an sich sehr gemütlichen Betts in seinem Quartier nur unzureichend schlief, was nur zum Teil damit zu tun hatte, dass irgendjemand die Heizung offenbar auf eine Temperatur justiert hatte, in der vermutlich nur Bewohner von Eisplaneten sich wohl fühlten. Er nahm es allerdings nicht zum Anlass, Selby erneut im Cockpit aufzusuchen und auf das Publikum hinzuweisen, sondern wälzte sich ruhelos in seinem Bett umher, bevor er dann schließlich – endlich einschlief. Ob die Gedanken an Noa ihn bis in den Schlaf verfolgten wusste Cris nicht – er erinnerte sich meistens nur an Träume, die irgendwie mit seiner Zeit bei den Sturmtruppen zu tun hatten.

Als er schließlich wieder aufwachte – und sich tatsächlich an nichts erinnerte, sondern nur einen schlechten Geschmack im Mund zu haben schien – war dies auf eine externe Störung zurückzuführen. Kein Wecker, sondern das Interkom in seiner Kabine gab ein penetrantes Piepsen von sich, bis Cris sich endlich aus seinem Bett quälte, zur Konsole schlurfte und den Ruf mit einem Knopfdruck bestätigte.

„Ja?“

Seine Stimme klang irgendwie, als hätte er die Zeit vor dem Schlafen mit dem Genuss einiger Flaschen corellianischen Whiskys verbracht. Oder mit Schreien.

„Captain, wir verlassen in Kürze den Hyperraum.“

Selbys Stimme. Natürlich.


„Ich dachte mir, Sie kommen am Besten ins Cockpit.“

Vermutlich war das sogar richtig, hinderte Cris aber nicht daran, sich kurz mit einer Hand durch sein Gesicht zu fahren und die Augen zu schließen. Wie lange hatte er geschlafen? Vermutlich zu wenig. Dabei würde er aller Wahrscheinlichkeit nach jede Unze seiner Aufmerksamkeit brauchen, sobald sie auf Mon Calamari gelandet waren.

„Ich komme.“

„Beeilen Sie sich“, fügte Selbys Stimme überflüssigerweise hinzu, dann hatte der Pilot die Verbindung unterbrochen.

Tatsächlich schaffte es Cris, sich relativ zügig mit einer seinen Körper, aber kaum seinen Geist erfrischenden Dusche fitzumachen, sich erneut anzuziehen und – nach einem kurzen Zögern – das Schulterholster mit der IR-5 darin umzulegen und war vermutlich nur eine knappe Viertelstunde später bei Selby im Cockpit – auf dem Weg dorthin begegnete ihm niemand – wo außer dem Piloten auch der Astromech hinter der ihm vorgehaltenen Buchse stand. Während das Pfeifen des Droiden fast freundlich klang, wirkte Selby indes weniger gut gelaunt.

„Endlich. Verlassen den Hyperraum.“

Tatsächlich wich der Hyperraumstrudel in diesem Moment einem langgezogenen Sternenbild, ehe sie schließlich buchstäblich zurück in den Normalraumstürzten und Mon Calamari – recht gut zu erkennen an der gigantischen Wassermaße die die Planetenoberfläche dominierte – erschien im Zentrum des Ausblicks, den sie aus den Cockpitscheiben hatten. Selby beugte sich geschäftig über die Gegensprechanlage zum Rest des Schiffs.

„Werte Passagiere, wir werden in Kürze auf Mon Calamari – genauer in Coral City – landen. Bitte nehmen Sie all Ihre persönlichen Gegenstände mit, der Geheimdienst haftet nicht für verlorene Wertsachen.“

Dem Grinsen des Piloten nach zu urteilen schien er seine kleinen Durchsagen zu genießen, doch die Mimik wurde schlagartig ernster, als er sich R6 zuwandte.

„Sind wir bei der Flugkontrolle angemeldet?“

Der Astromech zwitscherte, offenbar eine positive Bestätigung, da der Pilot zufrieden nickte. Dann ruhte sein Blick auf Cris.


„Das bedeutet, dass spätestens jetzt auch der Geheimdienst Bescheid weiß.“

Wie zur Bestätigung gab eine der Konsolen ein Piepsen von sich und vor den Augen des Piloten ratterte ein kleiner Datensatz den Bildschirm herunter. So wie Cris das einschätzen konnte, war ihnen soeben eine Landeplattform zugewiesen worden, auch wenn er anhand der Koordinaten und der Bezeichnung nicht wusste, wo sich diese befand.

„Coral City, unweit Regierungsviertel…“, murmelte Selby.

„Militärische Sperrzone.“

Was nicht ungewöhnlich war. Der Geheimdienst würde sie wohl kaum in einem zivilen Raumhafen landen lassen.

„Dann wollen wir mal.“

Die Landung an sich verlief unspektakulär – Selby hatte derlei Manöver schließlich bereits hunderte Male durchgeführt. Die Empress of Blades landete auf einer Plattform inmitten der durch die typische, geschwungene Architektur der Mon Calamari charakterisierten Gebäude, irgendwo in der schwimmenden Stadt Coral City und vermutlich nicht weit entfernt von dem Gebäude, in dem sich der Beratungssaal des Galaktischen Senats befand. Cris blinzelte kurz, als ihm bewusst wurde, wie lange er nicht mehr Fuß auf republikanischen Boden gesetzt hatte.

„Kommen Sie“, forderte Selby ihn auf, da dieser augenscheinlich alle Landeprozeduren abgeschlossen hatte. Und Cris folgte.

Als die beiden Agenten die Gangway hinunter ins Freie gingen – der Droide war im Cockpit geblieben – waren sie nicht alleine. Operative Barak, Crado und – wie Cris mit einem leichten Zusammenzucken registrierte – auch Noa hatten den Aufforderungen des Piloten Folge geleistet und waren – zum Teil mit Gepäck – aus dem Schiff gekommen. Ihnen gegenüber indes war bereits ein Empfangskomitee vor einem schwarz lackierten Lastgleiter angetreten, dessen Anblick es Cris kalt über den Rücken laufen ließ. Vier Personen in den Uniformen des Geheimdienstes – die man vermutlich an keinem anderen Ort als solchen offiziellen Stätten erblicken konnte – warteten auf die Passagiere der Empress, drei Menschen, jeder mit geholsterten Pistolen bewaffnet aber auf den erfahrenen Soldaten Cris so wirkend, als wären sie bereit, diese jeden Moment zu zücken, und ein Quarren, dessen Haltung etwas entspannter wirkte. Die Tentakel im Gesicht des Nichtmenschen sorgten indes fast noch mehr dafür, dass Cris sich unwohl fühlte, als die Waffen seiner menschlichen Begleiter.

„Agent Selby.“

Die Stimme eines der Menschen hallte scharf zu ihnen herüber.


„Nehmen Sie Mr. Sheldon bitte seine Waffe ab.“

Ein kurzer Blickwechsel zwischen den beiden, dann nickte Cris Selby kaum merkbar zu und ob leicht seine Schultern, um dem Piloten den Zugriff zu erleichtern. Damit war zu rechnen gewesen. Ohne weiter zu zögern nahm Selby Cris das Waffenholster ab.

„Kommen Sie zu uns, Sheldon.“

Wieder war es der erste Mensch, der sprach, während der Quarren etwas abseits stand, als ging ihn die ganze Szene überhaupt nichts an. Er begann erst zu sprechen, nachdem Cris sich an der Gruppe vorbei – es vermeidend, auch nur in Noas Richtung zu blicken – in die Mitte der drei menschlichen Agenten – zwei Operatives und ein Lieutenant, wie er jetzt erkannte – begeben hatte. Einer der beiden Operatives, ein stämmiger, untersetzter Mann, griff mit einer Hand nach seinem Arm, fast als befürchtete er, Cris würde weglaufen. Der andere durchsuchte ihn kurz und methodisch nach verborgenen Waffen, bevor er dem Lieutenant zunickte. Erst jetzt begann der Quarren – in einem gurgelnden Basic, das man dennoch einigermaßen verstehen konnte – zu sprechen als wäre nichts geschehen.

„Agent Selby, Operative Barak. Ich bin Captain Nyz, Sektion 03“

Also ein Mitglied der Sektion für Öffentlichkeitsarbeit – anders als die drei Agenten, die Cris in Schach hielten und vermutlich zu seiner eigenen Sektion gehörten.

„Willkommen zurück. Ich darf annehmen, dass es sich bei Ihren Begleitern um Angehörige des Widerstands von Coruscant handelt…?“

Selby nickte langsam.


„Das ist… größtenteils korrekt. Auch Jedi Crado hat den Widerstand unterstützt.“

Die Tentakel des Quarren kräuselten sich bei der Erwähnung des Ordens.

„Tatsächlich. Willkommen, Jedi Crado.“

Dann gestikulierte er in Richtung des Gleiters.

„Wenn Sie dann einsteigen würden?“

Cris jedenfalls hatte keine Wahl. Ihn stieß seine dreiköpfige Eskorte bereits in Richtung des Fahrzeugs.

[Mon Calamari, Coral City, Landeplattform]- Noa, Crado, Jezza, Cris, Selby, Agenten


[OP]Weiter im Calamari-System.[/OP]
 
Hyperraum – Flug nach Lianna – Passagierschiff – Ebene D – Aufenthaltsraum – Sitzgruppe – Matthew und Vail


Vail schüttelte bei Matthews Antwort nur lachend den Kopf, bevor er etwas zu dem Thema sagen konnte.

“Ich denke, deswegen solltest du dir erst einmal nicht mehr den Kopf zerbrechen, Matthew. Du bist noch jung, ehrlich gesagt zu jung, um dich mit diesen Themen auseinandersetzen zu müssen.“

Auch wenn er es bereits hatte tun müssen. Eigentlich sollten Kinder und Jugendliche vor solchen Widrigkeiten des Schicksals geschützt sein, aber es gelang nicht immer. Es war deswegen um so beeindruckender, daß es Matthew gelungen war, sich sein freundliches Wesen zu bewahren.

“In zwei Standardstunden werden wir auf Lianna landen. Die Basis ist nicht weit entfernt.“

Erstaunlich fand Vail, daß Matthew die Basis bereits jetzt als Zuhause bezeichnete. Er hatte seine Heimstatt wegen seiner Machtsensitivität verloren. Die Jedi würden ihm das nun ersetzen müssen soweit es ging. Doch Vail wußte auch aus eigner Erfahrung, wie schwer das werden konnte. Er hatte damals seine Familie nicht missen wollen. Aber in Matthews Fall lag die Sache bedauerlicherweise anders.

“Natürlich mußt du in die Kantine, um zu essen. Die Jedi mästen Kinder und Jugendliche, um sie als Festmahl servieren zu können. Ich hoffe doch sehr, daß wir uns an dir nicht den Magen verderben.“

Vail zwinkerte Matthew zu.

“Wir können doch schauen, was deine Freundin Summer so in der Basis treibt. Vielleicht ist sie schon von der Mission, zu der sie mit Großmeisterin Joseline aufgebrochen ist, wieder zurück. Ich bin mir sicher, daß ihr euch viel zu erzählen hättet.“

schlug Vail dem Padawan vor und hoffte, daß Summer wirklich von ihrer Mission wieder da sei. Er wußte nicht, worin die Mission bestanden hatte und manche Missionen konnte, wie ihre eigne zeigte, ziemlich schnell schief gehen.


Hyperraum – Flug nach Lianna – Passagierschiff – Ebene D – Aufenthaltsraum – Sitzgruppe – Matthew und Vail
 
Hyperraum – Flug nach Lianna – Passagierschiff – Ebene D – Aufenthaltsraum – Sitzgruppe – Matthew und Vail


" Lest ihr meine Gedanken Vail"

Fragte er grinsend und das war vielleicht eine von Matthews Fähigkeiten er konnte ziemlich schnell in seiner Stimmung umschwenken. Das hatte sein Leben vielleicht geretttet. Er erhob sich kurz und holte Vail und sich was zu trinken er musste sich die Beine kurz vertreten. Es war kein langer weg. Er blickte Vail ruhig an und lächelte als er zurück war.

"Ich habe mich schon gefragt was mit Summer ist ich würde sie gerne wiedersehen und die Großmeisterin"

Matthew machte große Augen. Großmeisterin klang bedeutend. Er wusste zwar nicht was das Wort aussagte und wie hoch eine Großmeisterin in der Hierachie der Jedi war doch das Wort klang imposant.

"Um nochmal auf meinen Vater zurück zu kommen. Ich hasse ihn nicht"

Das tat er wirklich nicht. Sicher sein Vater hatte ihn sein zuhause genommen, seine Familie und seine Freunde. Er hatte ihn ein Leben der Flucht beschert. Nichts davon würde dieser je wieder gut machen können. Das genau war der springende Punkt.

" Es macht keinen Unterschied für mich ob er leben oder sterben wird. Nichts würde etwas daran ändern was passiert ist. Es macht die Toten Kinder nicht vergessen und auch nicht meine Flucht. Es wäre höchstens bedauerlich für meine Brüder.

Matthew zuckte mit den schultern. Er warf Vail nun einen Blick zu.

"Ich weiß das ich eines Tages nach Hause zurückkehren werde und ich weiß auch das sich mein Heimatplanet eines Tages selbst in einen Bürgerkrieg stürzen wird. Machtsensitive gegen die unvernunft von Wesen wie mein Vater. Doch es macht keinen Unterschied. Im Jediorden geht es um etwas größeres. Um Frieden in der Galaxie. Ich kann dazu meinen Teil vielleicht beitragen und sollte doch irgendwann der Tag kommen das jemand meinem Kopf von meinem Hals trennen mag"

Matthew grinste nun doch.

"Dann mag er ihn doch behalten den dann habe ich sicher keine verwendung mehr dafür"

Matthew hatte noch nie getötet doch er hatte den Tod oft genug gesehen um zu wissen wie Grausam Kriegerische Handlungen sein konnten. Wenn der Jedi Orden etwas frieden schaffen konnte dann war es sicher wert dafür sein Leben zu vergeuden.

"Summer ist wie eine kleine Schwester für mich. Oder doch etwas anderes"

Gab er leise von sich und blickte Vail an. Irgendwie hatte er immernoch den Drang Summer zu beschützen.

Hyperraum – Flug nach Lianna – Passagierschiff – Ebene D – Aufenthaltsraum – Sitzgruppe – Matthew und Vail
 
|| Planet "GPR 7645-KE-743" ▫ Grasebene ▫ riesiges Zeltlager || ▫ Azgeth ▫ Miron ▫ Shee'ra & Ureinwohner

Immer mehr Puzzlestücke fügten sich ins große Bild, und je mehr dazu kamen, desto faszinierender wurde es. Wie sie schon vermutet hatte, stand Karyn einer Machtanwenderin gegenüber. Zwar hatten sie verschiedene Begriffe dafür doch am Ende sprachen sie über ein und dasselbe. Bis jetzt war sie noch nie einem Individuum eines anderen Ordens begegnet. Vor allem handelte es sich hierbei nicht einmal um einen Orden. Die Einwohner sahen es eher als eine Art Naturreligion. Das machte die Schamanin zu einer Art … ja was? Gab es eine klare Bezeichnung dafür? Machtgeweihte? Vermutlich gab es kein wirkliches Wort dafür, dennoch war klar erkennbar, dass diese mehr als nur ein paar intuitive Fähigkeiten hatte. Wenn sie vermuten würde, und das wären wirklich nur Vermutungen, hatte die Frau weniger Fähigkeiten als sie selbst aber in diesen war sie mindestens so stark wie sie. Und Visionen gehörten offenbar dazu. Auch wenn die Ex-Sith sehr wohl diesen Aspekt erfahren hatte, konnte sie sich doch kaum vorstellen dass "Shee’ra" ihre Ankunft vorausgesehen hatte.

Und dennoch, darüber, dass hier der Wille der Macht im Spiel war, waren sie sich einig. Die Frage für sie selbst war nun, ob sie weiterhin auf ihrer misstrauischen, ach so modern gebildeten Meinung und Vorstellung der Welt beharren sollte, oder ob sie den Blick über den Tellerrand riskieren sollte? Die ganze Geschichte rutschte schon sehr in die mystische Ecke ab, selbst für Machtnutzer und sie war nicht sicher ob sie sich blind darauf einlassen sollte … oder wohl eher konnte. Karyn war in die Isolation gegangen um die eigene Seele, den eigenen Kern zu finden. Und dabei war sie schon ein gutes Stück vorangekommen. Doch nun war sie hierher geführt worden. Die nächsten Schritte würden etwas von ihr verlangen, das eigentlich nur Jedi taten. Sich ganz der Macht zu überlassen. Blind führen lassen, im Vertrauen … ja Vertrauen eigentlich in was? Sie hatte Chesara nie gefragt. Damals hatten sie andere Dinge im Geist gehabt. Sich blind einer nicht wirklich gänzlich verstandenen Kraft zu überlassen konnte nur als närrisch und naiv bezeichnet werden und doch gab es Jedi. Und nicht wenige von ihnen waren mächtig.

Allerdings war sie nicht hier um über Jedi nachzudenken. Etwas das Miron glaubte in ihr zu sehen. Zumindest war er schon mal nahe dran. Ob er Erfahrungen mit dem Thema Macht hatte? Nun, dies würde sie eventuell noch erfahren. Sie war irgendwie schon interessiert, wie er eigentlich hierher kam. Doch dies musste wohl noch etwas warten. Zunächst ging es darum ob sie wirklich hier blieb, bzw. sie tatsächlich den Sinn und Zweck ihrer Reise preisgab und näher erörterte. Eigentlich konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, was die Leute hier für sie tun konnten. Für sie in ihrer Situation. Allerdings war da noch diese Machtgeweihte. Möglicherweise kannte sie Dinge, die man weder bei den Jedi noch bei den Sith lernte. Am Ende konnten es auch simple Drogen sein, Pilze, gerauchte Kräuter, oder sonst was, doch das würde sie nur erfahren, wenn sie sich darauf einließ. Hatte sie wirklich eine Wahl? Die hatte man immer. Und doch hier war ein dermaßen präsenter Fingerzeig des Schicksals zu sehen, dass alles andere fast schon schändlich wäre. Schändlich und nichtsdestotrotz beunruhigend.

Die Entscheidung musste gefällt werden. So oder so. Und möglichst bald. Ihr Wunsch war es frei zu werden. Frei von ihren Zwängen und ihren Gelüsten. Frei von der Bürde ihrer Vergangenheit, auch wenn sie deren Lasten erst im Laufe der Reise erkannt und bemerkt hatte. Dies war ihr gelungen. Der nächste Schritt war nun der eigentliche. Der, den sie auch Alaine genannt hatte. Sie wusste wer sie nicht war. Doch wer sie war, was sie eigentlich von ihrem Leben wollte, dies hatte sie auf dieser Reise ergründen wollen. Und dabei sollten ihr diese Primitiven helfen können? Die Skepsis überwog, dies musste sie sich eingestehen, doch irgendwie konnte sie es nicht über sich bringen den Wink mit dem Zaun zu ignorieren. Die Macht hatte sie geleitet, hatte genau diesen Moment möglich gemacht. Jedwede andere Wahl konnte nur aus Trotz oder Sith - typischer Arroganz getroffen werden. Sie war viel zu neugierig um sich entgehen zu lassen, worin all dies endete.


"Eine Jedi? Nein, eine Jedi bin ich nicht. Allerdings besitzen deine Begleiterin und ich dieselbe Gabe, wir verstehen sie nur auf andere Weise. Die Kraft die uns zusammenführte, bzw. mich hierher, ist eindeutig zu erkennen. Ich weiß nicht wie ihr mir helfen können wollt, oder was all dies bringt, doch ich möchte erfahren wohin uns die Kräfte am Ende lenken werden. Wie ich schon sagte, ich habe kein Interesse an Konflikten oder daran euch zu schaden. Ich werde mich fernhalten, und nur mit denen reden, die zu mir gesandt werden. Doch sollten andere mir schaden wollen, möglicherweise in der Nacht, werde ich mich verteidigen. Ich kann nur hoffen, dass niemand etwas Unüberlegtes tut. Als ich auf die Reise ging, hatte ich keine Vorstellung davon wo es mich hinführt, doch dies hier habe ich nicht erwartet. Doch möglicherweise ist genau dies hier mein Ziel. In der Tat ist der Fakt bemerkenswert dass sich zwei Menschen in der grenzenlosen Weite an solch einem Ort begegnen. Nun bleibt natürlich die Frage wie es weitergeht. Soll ich hier mein Lager aufschlagen und warten? Werden wir dann ausführlich reden?"

All dies musste geklärt werden, immerhin konnte sie nicht nur sinnlos herumsitzen. Konnte sie nicht? Der Gedanke allein war kaum auszuhalten. Nichts zu tun zu haben, sich nicht beschäftigen zu können. All die Monate des Wanderns, und nun sollte sie bewegungslos verharren? Aber genau dies war vielleicht das Problem. Schon auf Coruscant hatte sie die Langeweile nicht ertragen können. Sie wurde verrückt wenn sie nur sich, die Stille und ihre Gedanken hatte. Die Schlussfolgerung daraus war, dass sie immer noch keine innere Ruhe besaß. Was nach der ganzen Zeit doch etwas überraschend war. Während des Laufens hatte sie keine Probleme damit gehabt, mit sich selbst beschäftigt zu sein und geglaubt Ruhe gefunden zu haben. Es war also immer noch so, dass sie beschäftigt sein musste, um den Wahnsinn zu besiegen.

Vielleicht nur ein Grund, warum sie die angebotene Hilfe, wie sie denn auch aussehen möge, nicht ablehnen sollte. Im schlimmsten Fall passierte gar nichts. Während die dunkelhaarige Kriegerin nachdachte, übersetzte Miron ihre Worte für die Einheimischen, die dies zur Kenntnis nahmen. Einige schauten wenig freundlich drein, doch dies wollte sie vorerst nicht bewerten. Irgendwann wurden Worte dann wieder an sie gerichtet.


"Sie bitten Dich außerhalb der Sichtweite zu kampieren." Der Mann stockte, schien nachzudenken, schüttelte den Kopf, sprach dann aber weiter.

"Es gibt für sie einiges zu bereden und zu entscheiden. Doch vermutlich in ein paar Stunden werden wir wiederkommen. Ich hoffe mal, dass wir dann auch mal Zeit haben werden zu reden."
Ein gar nicht mal so uncharmantes Lächeln umspielte die Lippen des bärtigen Menschen.

"Wir haben wahrscheinlich beide einige Fragen." Dies konnte nur ein Nicken hervorrufen, das sagte: "Ohh ja!".

"Es tut gut mal wieder Basic zu sprechen. Ich wusste gar nicht ob ich es noch kann. Aber so schnell habe ich es dann wohl doch nicht verlernt." Tja, was sollte sie dazu sagen?

"Offenbar nicht." Einige der Einwohner forderten lautstark um Aufmerksamkeit und machten seltsame Bewegungen. Miron interpretierte erneut für sie.

"Sie möchten dass Du dich nun außerhalb der Sicht begibst. Ich schätze sie sind nervös." Soso, sie wünschten, dass sie sich zurückzog. Schön für sie. Ihr hatte niemand etwas vorzuschreiben, doch da sie die noch nicht allzu feste Beziehung aufgrund von Stolz gefährden wollte, lenkte sie ein.

"Meinetwegen. Also ich schätze wir sehen uns dann später."

Miron nickte und trat dann zurück. Die ganze Prozession, abgesehen vom Menschen, bedachte sie mit seltsamen Gesten und wandte sich schließlich um. Die meisten entfernten sich geradewegs von ihr, nur die "Schamanin" schloss zu Miron auf um mit ihm zu kommunizieren. Erst dann folgten sie den anderen. Wenn sie doch bloß verstand, was diese Wesen miteinander sprachen. Manchmal hatte sie das Gefühl zu erahnen worum es ging, doch es war noch nicht präzise genug. Und somit war sie wieder sich selbst überlassen. Hm. Wo sollte dies alles hinführen? War es die richtige Entscheidung gewesen, sich dermaßen ziellos ins Nichts führen zu lassen? Sie hatte nichts erwartet und doch hätte ihr klar sein müssen, dass die Galaxis nicht leer war und man immer etwas sah und erlebte.

Sie hatte ihre Wahl getroffen, nun würde sie sich überraschen lassen müssen. Die paar hundert Meter aus der Sicht hinaus waren kein Problem, genauso wenig das Aufbauen ihres Zelts. Wie sie nun die Zeit bis zum nächsten Kontakt verbringen sollte, war die eigentliche Frage und Aufgabe.


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Hätte er etwas anderes erwarten sollen? Das Gespräch blieb weiterhin auf einer mehr als undurchsichtigen Ebene, doch damit hatte er gerechnet. Karyn bestritt eine Jedi zu sein, und doch bestätigte sie, dass sie und die oberste Schamanin ein und dieselbe Gabe teilten. Was sollte es? Ihm war es nicht gegeben dagegen etwas zu sagen. Seine Rolle war die des Übersetzers und diese füllte er gewissenhaft aus. Nachdem die Führer des Ureinwohnervolkes die Worte vernommen hatten, entwickelte sich eine lebendige Debatte. Zum ersten Mal konnte er Zeuge werden, wie über den Umgang mit Fremden entschieden wurde. Das letzte Mal war es dabei um ihn gegangen, und er hatte lediglich bangend auf das Ergebnis warten können. Damals hatte Shee’ra einen großen Anteil an der Ergebnisfindung gehabt, auch hier schien sie wieder die einzige zu sein, die einen diplomatischen Kurs fuhr. Wenn sie damals in etwa gleich gehandelt hatte, verdankte er ihr wirklich sehr viel. Sie war die einzige Frau in diesem Konzil und wohl auch die einzige Person, der es nicht nur darum ging, die Gefahr der Fremden einzuschätzen.

Wobei er ihnen dies nicht übel nehmen konnte. Die Frau gab wirklich Rätsel auf. Was außer der Macht konnte es noch für besondere Gaben geben? Sie musste eine Jedi sein. Oder war sie vielleicht gefallen? Das wenige was er wusste, beinhaltete die Existenz eines Kodexes. Möglicherweise hatte sie zu viele und zu große Fehler begangen und war nun dabei Buße zu tun, oder in Verbannung zu leben? Letztendlich konnte es alles Mögliche sein. Am Ende waren die Positionen ziemlich eindeutig. Die anwesenden Männer glaubten einfach nicht daran, dass Zufall im Spiel sein konnte wenn innerhalb kürzester Zeit zwei Außenweltler auftauchten und sich genau hier trafen. Nur für die Frauen war klar, dass dies Schicksal sein musste. Wer hatte Recht und wer Unrecht? Schlussendlich einigte man sich darauf tiefer gehend darüber zu diskutieren, dann allerdings unter sich. Immerhin waren er und die ebenso noch anwesenden Krieger nicht Teil des Rates und durften nicht alles erfahren. So richteten sie nun die Worte an ihn, die er weitergeben durfte.

Erneut viel zu selbstsicher nahm die Besucherin die Worte auf und entfernte sich entspannt um in der Nähe ein Lager aufzuschlagen. Er konnte sich keinen Reim auf diese Karyn machen. Vor allem, woher kam sie denn nun genau? Diese Frage brannte sich in seinen Geist. Leider musste diese Antwort warten, denn die "Prozession" kehrte wieder zum Lager zurück, wobei ihn die Schamanenoberste begleitete.


<<Was denkst Du?>> Seine Ansicht über diese Situation war sicherlich sehr interessant für sie. Wenn er dies doch nur selbst wüsste.

<<Du bist überrascht, nicht wahr?>>
<<Ja, sehr sogar. Niemals hätte ich damit gerechnet jemals wieder einen Menschen zu sehen. Ich war sicher hier gibt es keine Zivilisation so wie ich sie kenne. Es ist einfach unglaublich dass sie jetzt hier aufgetaucht ist. Für euch schien das nichts Besonderes zu sein. Wieso?>>

Shee’ra antwortete nicht sofort. Sie betrachtete ihn, schaute wieder weg und schien nachzudenken. Für kurze Zeit liefen sie einfach nur nebeneinander her, während er noch immer auf eine Reaktion wartete. Die erfolgte in Form einer Frage.

<<Kennst Du sie? Sie gehört zu deinem Volk? Sie ist ein Mensch … so wie Du es nennst, richtig? Doch sie gehört dem anderen Geschlecht an, nicht wahr?>>
Miron nickte: <<Ja. Und nein, ich kenne sie nicht, ich habe Karyn noch niemals gesehen.>>

<<Interessant.>> Interessant? Was war das denn für ein Statement?
<<Über was habt ihr eigentlich geredet? Wieso glaubt ihr sie hätte die gleiche Gabe wie ihr?>>

<<Weil ich es gespürt habe. Ich fühlte dies genauso sicher wie ich es bei den meisten meiner Schülerinnen fühle. Bevor dieses Gefühl plötzlich verschwand. Etwas das noch niemals geschah. Doch es war irgendwie anders. Hast Du vielleicht eine Ahnung wie dies sein kann?>>
Jetzt fragte sie auch noch ihn? Als wenn er irgendeine Bezugsquelle für metaphysische Phänomene wäre.

<<Was das betrifft kann ich auch nur raten. Ich weiß nicht ob ich schon einmal von den Jedi erzählt habe. Sie sind ein Orden von wenigen, die über besondere Kräfte verfügen. Dies habe ich sie gefragt, doch sie bestritt dies. Ansonsten habe ich auch keine Ahnung. Was das angeht, habt ihr mehr Verständnis.>>

Sie waren mittlerweile zurück im Lager, indem einiges an Aufruhr herrschte. Bald würde jemand die Situation erklären müssen. Vorerst jedoch schritten die Ältesten ins Versammlungszelt und damit aus dem Sichtbereich des ehemaligen Piloten. Seine Begleiterin forderte erneut seine Aufmerksamkeit: <<Erinnerst Du dich daran, dass ich Dir einst prophezeite, Du würdest nicht allein bleiben? Ich hatte Recht.>>

<<Ich weiß.>> Er erinnerte sich sehr gut daran. Diese Erinnerung hatte sich vorhin bereits geregt. Doch da die Verwirrung eh schon ziemlich groß gewesen war, hatte es nicht viel mehr Effekt auf ihn gehabt. <<Also habt ihr genau dies gesehen?>>

<<In der Tat, auch wenn es damals nicht so klar gewesen war. Eure Schicksale sind irgendwie miteinander verbunden. Warum? Was es zu bedeuten hat? Keine Ahnung. Wir wissen zu wenig über die Frau eurer Rasse. Vor allem die Fähigkeiten die sie besitzt, machen all dies faszinierend. Wir werden Dich jetzt regelmäßig brauchen. Doch während der Besprechung darfst Du nicht anwesend sein. Es sei denn wir haben noch Fragen an Dich. Bis wir etwas entschieden haben, ist es Dir nicht gestattet mit der Fremden zu sprechen. So gibt es keinen Grund an deinen Motiven zu zweifeln. Ich muss nun hinein.>>

<<Hohepriesterin!>>
Er verneigte sich und wartete bis sie im Zelt verschwunden war. Irgendwie hatte Miron das Gefühl als befinde er sich in einem unwirklichen Film. Eine Menschenfrau war aus dem Nichts im Nichts aufgetaucht, und nun erzählte ihm eine "Schamanin" das sein Schicksal und das einer "Zauberfrau", die Kräfte hatte und doch keine Jedi sein wollte, verknüpft wäre. Eigentlich wurde ihm das Ganze langsam zu viel. Ein normaler Mensch, der einen ganz normalen, unspannenden Bürojob hatte, würde glauben nur von Irren umgeben zu sein. Aber er hatte schon zuviel gesehen um all dies einfach abzutun. Dennoch brauchte er erstmal eine Pause. Am Besten er legte sich hin und versuchte sein Gehirn, das momentan nur eine matschige Masse darstellte in Ordnung zu bringen.

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[Hyperraum – Flug zum Lianna-System – Passagierschiff – Ebene B – Sitz 54D] – EmJay

So richtig konnte er es immer noch nicht fassen. Er kannte die Geschichten der Jedi aus den Holonet-News bereits zu genüge und hatte in seiner Vorstellung unzählige Male Seite an Seite mit ihnen gekämpft. Doch nun ist er im Begriff, seine Vorstellung mit der Realität zu ersetzen. Äußerlich unbeeindruckt, glich EmJays Innenleben den unruhigen Straßen Coruscants. Er fühlte sich metaphorisch an seine Geburt erinnert. Natürlich konnte er sich daran nicht bewusst erinnern. Doch ihm gefiel die Vorstellung, diese Reise als eine Art Geburtskanal zu sehen. Sein Leben auf Utrost glich der Zeit in der Gebärmutter. Geborgen. Gepflegt. Doch blind für die wirkliche Welt. Seine Ankunft auf Lianna und der damit einhergehenden Vorstellung bei den Jedi wäre wie eine Geburt. Eine Wiedergeburt. Ein Neuanfang für ihn.

Die Reise würde einige Zeit dauern, da Lianna sich im äußeren Rand der Galaxis befindet, und Utrost in unmittelbarer Nähe von Coruscant angesiedelt ist. Doch EmJay war das nur recht. So konnte er sich mental auf die große Veränderung in seinem Leben vorbereiten. Der Abschied von seiner Familie ist ihm nicht leicht gefallen, doch war sie für die persönliche Entwicklung EmJays zwingend erforderlich.


"Immerhin habe ich etwas, was mich an sie erinnern wird", säuselte er leise vor sich hin. Dieser zynische Satz spielte auf eine Narbe an, die er seit einem tragischen Unfall mit seinem Vater am Rücken trägt.

Nachdem eine Stimme ansagte, dass es noch 5 Stunden bis zur Ankunft auf Lianna dauern würde, entschloss er sich die Augen zu schließen und ein wenig zu schlafen. Immerhin möchte er sein neues Leben nicht mit müden Augen beginnen. Er fiel in einen tiefen Schlaf und träumte von der Zukunft. Seine Ankunft bei den Jedi. Seinen zukünftigen Meister. Sein erstes Lichtschwert. EmJays Lippen formten sich zu einem kindlich-naiven Lächeln, welches seine Freude über die Zukunft symbolisiert. Sein neues Leben kann endlich beginnen.

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Da war sie nun. Geschleudert in die Winde des chaotischen Sturms der Wirklichkeit. Tosende Winde wehten Schicksale und Bestimmungen durcheinander und ließen sie neu zusammengewürfelt wieder herausfallen. Ein Mensch und eine Schamanin sollten nun ihren weiteren Weg begleiten, wenn nicht sogar definieren. War dies der richtige Weg? Im Endeffekt konnte sie dies nicht wissen. Gab es überhaupt einen richtigen und einen falschen Weg? Das war der Vorteil einer Suche ohne Ziel. Es gab nichts Festgelegtes. Gerade die machtbegabte Eingeborene zeigte Interesse an ihr. Sie wollte mehr wissen und hatte sofort ein Verständnis dafür entwickelt was sie antrieb. So zumindest schien es. Konnte dies wirklich wahr sein? Normalerweise waren solche Stämme barbarisch aufgrund ihres technischen Rückschritts. Aber dass sie durchaus fähige Machtanwender hatten und ein Mensch unter ihnen leben konnte, sprach eine andere Sprache. Dennoch sollte sie vielleicht nicht zu viel vermuten und annehmen.

Möglicherweise hatte er keine andere Wahl, wurde gefangen gehalten, oder war manipuliert worden. Wenn es sich ergab konnte sie ja versuchen seinen Geist nach solchen Anzeichen zu sondieren. Wobei dies nicht wirklich ihre Stärke im Bereich der Machtanwendungen war. Wenn man ihren bisherigen Weg betrachtete, hatte sie sich dieses Mal recht ruhig verhalten. Doch was würde sie tun, wenn sie unter Druck gesetzt wurde, was wenn sich die Fremden entschieden sie anzugreifen? Konnte sie den Hundertschaften widerstehen? Die Frage war leicht zu beantworten. Und selbst wenn nicht. Wie konnte ihr effektiv geholfen werden? Sollten die Monate des Alleinseins, des In-sich-Horchens nicht ausreichend gewesen sein? Welche Erkenntnisse konnten ihr Fremde geben?

Sie konnte nur die Wiederkehr abwarten um herauszufinden was sich die Wesen vorstellten. Bis dahin galt es wachsam zu bleiben und sich nicht umbringen zu lassen. Demnach wurde wieder alles so hergerichtet wie all die Monate zuvor, damit sie im Schlaf keine bösen Überraschungen erlebte. Azgeth setzte sich hin und meditierte, wobei sie versuchte ihren Machtgeist nicht auszudehnen, denn sie war sich über die Folgen nicht schlüssig. Vorerst würde sie keine Aktionen unternehmen, die irgendwie gegen sie ausgelegt werden konnten. Sie versank tief in den Sphären der Macht und des eigenen Selbst, doch klare Bilder und Eingebungen wollten sich nicht einstellen. Die Zeit verlor ihre Bedeutung, sodass sie nicht sagen konnte, wann der Impuls sie erreichte, der dazu gedacht war sie vorzeitig zu wecken. Beinahe wäre sie zu weit fort geglitten um die Geräusche wahrzunehmen. Etwas länger als üblich – aufgrund der tiefen Trance – machte sich die ehemalige Sith auf einen möglichen Angriff gefasst, bzw. griff zu ihrem rückständigen Speer, der in diesem Fall sogar etwas Verbindendes hatte, auch wenn er anders aussah.

Angespannt lugte die Dunkelhaarige aus der Zeltöffnung und konnte mehrere gehockte Gestalten ausmachen, die die herannahende Dunkelheit wohl hatten nutzen wollen um sich heranzuschleichen. Ihr Missgeschick hatten sie sofort bemerkt, was sie wohl zum Innehalten bewogen hatte. Das war keine gute Idee, wenn man noch mitten in einem wackligen Frieden miteinander steckte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es sich um ein Meuchelkommando handelte, doch wenn sie jetzt nach dieser Annahme handelte war kein friedliches Miteinander mehr möglich. Es war wohl mehr ihre Hoffnung, und ihre Unlust gleich um ihr Leben kämpfen zu müssen, dass sie auf ein Missverständnis hoffen ließ.


"Hey! Was wollt ihr hier? Sollte das etwa ein Versuch gewesen sein sich anzuschleichen?" , rief sie hinaus, auch wenn sie sich davon wenig versprach. Ein paar Worte folgten, wobei sie nicht sicher war, ob diese an sie gerichtet waren, oder an die anderen. Kampfbereit wartete Karyn darauf ob nun eine Attacke folgte oder nicht. Wenn es sich um eine Art Meuchelkommando handeln sollte, hatten sie das Prinzip jedenfalls nicht verstanden. Plötzlich erhob sich die Stimme, was also bedeuten musste, dass sie gemeint war, dann sah sie eine Bewegung. Direkt im Blickfeld und ziemlich weit entfernt, ging von dem Speerwurf keine wirkliche Gefahr aus. Dennoch durchdrang er die Frontseite des Zeltes und brachte es fast zum Zusammenfallen. Was zum? Wut stieg in der dunkelhaarigen auf. Jetzt war es genug! Sie trat heraus und zündete ihr Lichtschwert. Sie waren hier nicht im Kindergarten wo man einfach mal ein Mädchen oder einen Jungen den man nicht leiden konnte, ärgerte. Ihr Zelt war für sie überlebenswichtig!

Sich gerade noch so beherrschen könnend trat sie nun vor das Zelt und wandte sich drohend an die vermeintlichen Selbstmörder.


"Was fällt euch ein? Verschwindet oder ihr werdet es bereuen!"

Ob sie irgendein Wort verstanden oder nicht, spielte für Karyn im Moment überhaupt keine Rolle. Doch sie brauchte die Kraft ihrer Worte eigentlich nicht. Die … wie auch immer sie hießen, wichen bereits zurück und riefen aufgeregt durcheinander. Karyn trat einen Schritt nach vorne, was sie endgültig in die Flucht schlug. Zurück blieb eine ziemlich verwirrte Machtnutzerin die schließlich die Klinge deaktivierte, weil es keinen Feind zu erschlagen gab. Nicht das sie es wirklich einschätzen konnte, doch sie glaubte noch keinen von denen bisher gesehen zu haben. Was beim Imperator war das jetzt? Und was sollte sie damit anfangen? Hätte man sie umbringen wollen, wäre das einfacher, bzw. dann würden wohl jetzt die Massen auf sie einstürmen, weil „still und heimlich“ nicht funktioniert hatte. Einfach nur ein paar neugierige Idioten? Aber selbst wenn, war die Beschädigung ihres Eigentums nicht lustig. Karyn beobachtete weiterhin die Richtung in die es zum Lager ging. Doch niemand kam. Und jetzt? Sie würde solange warten bis jemand eine Erklärung abgab. Wenn nicht … tja, dann brauchte sie sich auch keine Gedanken mehr machen.

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Corellia System ~ Fregatte Casckett ~ Hangar ~ mit Sarid, Rilanja & Visas

Nei nickte zustimmend. Sie teilte die Zufriedenheit ihrer Meisterin, was die Befreiung Corellias anging. Allerdings konnte sie sich nur schwer vorstellen wie es sein musste, den Fall und die Befreiung der eigenen Heimatwelt miterlebt und mitgestaltet zu haben. Wie Sarid dabei eine so ruhige Ausstrahlung bewahren konnte, war der Ruusanerin ein Rätsel, auch wenn es sicherlich nicht untypisch für eine so hochrangige und erfahrene Jedi war.
Was Nei aber mit Sicherheit sagen konnte war, dass sie sich freute nach Lianna zurückzukehren und dass sie die dortige Jedi Basis durchaus als Zuhause bezeichnen würde, obgleich sie nur eine vergleichsweise kurze Zeit dort gelebt hatte und Ruusan ihre wirkliche Heimat war. Sie hatte sich mit ihrem Eintritt in den Orden dazu entschlossen ihr altes Leben hinter sich zu lassen und das beinhaltete für sie eben auch den Wechsel ihres Wohnorts. "Heim ist wo dein Hut ist", hatte ihre Mutter oft gesagt, wenn man sie auf ihre langen Reisen angesprochen hatte und inzwischen wusste Nei, was sie damit gemeint hatte.


"Was denn?",

musste Nei dennoch naiv nachfragen, da sie die Frage nicht verstand. Genauer gesagt wusste sie nicht worauf Sarid anspielte, obwohl der Blick der Corellianerin eindeutig vermittelte, dass sie glaubte ihre Padawan könne es sich zusammenreimen. Noch bevor die Padawan ihre Antwort bekam trafen auch Rilanja und Visas ein, wobei insbesondere die Falleen keinen besonders zufriedenen Eindruck machte. Dies wurde bestätigt durch ihre Nachfrage bei der Rätin und die Art und Weise wie Sarid auf sie einging. Nei ging schonmal vor den anderen an Bord, wollte sie nicht unnötig stören - ihre unbedeutende Frage hatte Zeit.

Es dauerte nicht lange und sie betraten den Hangar der Casckett durch die Rampe des soebend gelandeten Shuttles. Eine Durchsage informierte die komplette Schiffsbesatzung, dass nun alles bereit war und sich die Fregatte in Kürze mit dem Sprung in die Lichtgeschwindigkeit auf den Weg nach Lianna machen würde. Aus dem Augenwinkel konnte Nei noch erkennen wie die mit dem Shuttle mit ihnen gekommenen Verletzten abgeholt und offensichtlich in das Lazarett der Fregatte gebracht wurden. Sie selbst hatte sich aber bereits wieder ihrer Meisterin zugewandt.


"Was ist es denn, was du besorgt hast?",

fragte Nei neugierig. Ohnehin war sie gespannt was Sarid in der kommenden Zeit für ihre drei Schülerinnen geplant hatte. Mit verschränkten Armen, aber ihrem nach wie vor zufriedenen und nun zusätzlich erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen strahlte sie die Rätin an.


Corellia System ~ Fregatte Casckett ~ Hangar ~ mit Sarid, Rilanja & Visas
 
Corellia – Coronet – Raumhafen - Sarid, NSCs und Rilanja

Die Falleen beobachtete die Geschäftigkeit auf dem Raumhafen, während sie auf das Shuttle warteten. Fahrende Speeder waren eine Neuerung, und keine die ihr gefiel, denn aus den Augenwinkeln erschien ihr jede Bewegung wie die eines Heckenschützen, und mehrere Male musste sie sich zusammenreißen nicht ihr Lichtschwert zu zücken um den unausweichlichen Schuss abzuwehren.
Die Geräusche der Transporter und startenden und abfliegenden Schiffe war ebenfalls ungewohnt - Kriegsmaschinerie war das eine, und gepanzerte Fahrzeuge klangen aufgrund der stärkeren Antriebe anders als zivile Vehikel. In den letzten Tagen war Lärm gleichbedeutend mit Chaos, und Chaos gleichbedeutend mit Tod.
Und aus der Vielzahl an Geräuschen herauszuhören, was sich da genau bewegte - da startete ein Personentransporter, hier fuhr ein Gepäcktransporter vorbei, dazwischen lief eine Gruppe von Mechanikern im Gleichschritt über ein Landefeld, und die Schritte ihrer Stiefel hallten unnatürlich laut in ihren Ohren, auch wenn sie sie unmöglich hören konnte.
Beinahe hätte sie nicht mitbekommen, dass Sarid mit ihr sprach.


Ach, wieso sollte ich irgendwo Rat suchen, ich hab doch schon ne Rätin,

meinte die lachend, und versetzte ihrer Meisterin einen freundschaftlichen Klapps auf die Schulter. In dem Moment flog ein Kleinfrachter corellianischer Bauart über ihre Köpfe hinweg, und das Röhren der Atmosphärentriebwerke klang im ersten Moment wie eine Explosion.
Binnen einer Sekunde war Rilanja in der Hocke, hatte ihr Lichtschwert vom Gürtel genommen, und die grüne Klinge erwachte am Ende ihres gestreckten Armes knapp über dem Boden zum Leben.
Binnen der nächsten Sekunde beobachtete sie die Umgebung, bewertete mögliche Ziele und sah mögliche Waffen wo wahrscheinlich Hydroschraubenschlüssel waren.
Dann fasste sie sich, atmete tief durch, stand auf und deaktivierte ihre Waffe. Dass ihre Haut sich rosa verfärbt hatte ignorierte sie, ebenso dass sie mehrere Anläufe brauchte ihr Lichtschwert wieder am Gürtel zu befestigen weil sie zitterte. Wahrscheinlich hatte sie einfach nicht genug gegessen.


Können wir dann? Mir ist Corellia um die Zeit etwas zu kalt.

Damit ging sie die Rampe hinaus an Bord der Fähre, wo dem Augenschein nach nicht viel Platz übrig war. Einen Moment lang sah sie sich um, und fand schließlich eine leere Repulsortrage, die an einer Engstelle schwebend einen Ausklappsitz versperrte.
Ihr Versuch die Trage zur Seite zu wuchten wurde von ebenfalls dort lagender Ausrüstung unterbunden, und nachdem die es zwei Mal versucht hatte versetzte sie der Bahre einen Tritt, griff mit der Macht danach und riss wütend den integrierten Energiegenerator aus seiner Verankerung, die zwar einen Wechsel der Einheit prinzipiell zuließ, sich aber ohne vorher die Klappe zu entriegeln.
Der Bewegunssspielraum im Inneren der Trage reichte allerdings aus um irgendeine Verbindung zu kappen, und kurz darauf fiel die Platte mit einem lauten Scheppern zu Boden. Rilanja wich rechtzeitig aus, rechtfertigte sich mit einem dahingemurmelten,


Wurde auch Zeit...

und setzte sich auf den herausklappbaren Sith, ihre Füße dabei auf der nicht mehr ganz so mobilen Bahre stehend. Erschöpft stützte sie ihre Ellenbogen auf die Knie, und einen Moment später ihre Stirn auf die Handballen.
Sie musste unbedingt etwas essen, aber im Moment war ihr nicht nach Energieriegeln. Egal welche Geschmacksrichtung sie probierte, alle schmeckten nur noch nach Staub und dem Geruch von verbranntem Fleisch.
Aber ihre Meisterin hatte ja mehr oder weniger eine kleine Feier angekündigt, und dabei würde es etwas anderes zu essen geben. Überhaupt war die Idee jetzt mit ihrer Meisterin zu reden völlig abwegig. Jeder wollte von ihr Hilfe, niemand dachte daran, dass die Corellianerin vielleicht ebenfalls manchmal jemanden zum Reden brauchte, alle luden ihren Ballast bei ihr ab.
Rilanja würde dafür sorgen, dass Sarid ihre Feier bekommen würde, möglichst ungestört und ausgelassen.
Und sie selbst würde essen und ebenfalls feiern, so wie es von ihr erwartet wurde. Sie hatte schließlich einen Grund dazu. Auch wenn sie im Moment nicht genau sagen konnte wer das war.
Die Geschuppte rieb ihre müden Augen und massierte sich die Schläfen als ein Ruck durch die Fähre ging. Wahrscheinlich war Übermüdung die Erklärung dafür, dass sie gezuckt hatte. Es waren alle einfach an Bord und die Rampe wurde geschlossen.
Wieso sie ihr Lichtschwert in der Hand hielt, in einer Hand die sich wieder rosa verfärbt hatte, konnte sie nicht sagen. Auch dafür würde sie einen Grund haben.
Während des kurzen Fluges zwang sie sich tiefen Atemzügen, und ließ ihre Gedanken kreisen. Was alles schief gehen konnte prallte an ihr ab, selbst der Gedanke eines imperialen Schlages gegen die Schiffe im Orbit und eine Zerstörung des Shuttles bevor es langen konnte erschien ihr nicht besonders abschreckend.
Der nächste Ruck, der durch das Schiff ging, ließ sie nicht zucken, und ihre Hände blieben wo sie wahren - vor ihren Augen, ihren Kopf stützend. Es war keine Explosion, auch wenn sie sich dabei ertappte das beinahe gehofft zu haben. Aber nur beinahe.
Seufzend stand sie auf, streckte sich und ging zur Ausstiegsrampe, wo sie schließlich ihre Meisterin fand.


Und, wo findet die kleine Feier statt?

meinte sie grinsend, und verschränkte ihre Arme, damit sie da blieben wo sie sein sollten. Der Anblick von Bewaffneten die sich im Hangardeck unterhielten und dabei unschuldig taten weckten in ihr unangenehme Erinnerungen, aber darüber würde sie hinweg kommen.
Jetzt wollte sie erst mal essen, und sich vielleicht einen Schluck genehmigen, je nach dem was Sarid besorgt hatte. Ein wenig Abschalten würde ihr sicher gut tun.


Corellia System - Fregatte Casckett - Hangar - Sarid, Nei, Visas und Rilanja
 
Corellia System - auf dem Weg zur Fregatte Casckett - Rilanja, Nei, Visas und Sarid

Sarids Grinsen bezüglich der leichten Begriffstutzigkeit von Nei, was sie wohl noch schnell in Coronet City besorgen hatte, war leider angesichts Rilanjas sonderbaren Verhalten schnell wieder verschwunden. Einerseits gab sich die Grüngeschuppte alle Mühe locker und entspannt zu wirken. Andererseits zuckte die Padawan aber schon bei etwas lauteren Geräuschen zusammen, war ungewöhnlich aggressiv als ihr Sitz in der Fähre ein bisschen geklemmt hatte und wirkte irgendwie abwesend. Auch ihre Körperfarbe war teilweise ungewöhnlich, nur stritt Rilanja akut alles ab. Sie wollte ganz offensichtlich nicht mit ihrer Meisterin reden, egal was sie hatte. Fein. Die Unnahbare zu spielen würde der Falleen allerdings kein bisschen helfen, davon war Sarid überzeugt. Während Sarid entspannt mit ihrem um einiges schwerer gewordenem Gepäck auf ihrem Platz in der Fähre saß und ihre befreite Heimatwelt immer kleine wurde im Sichtfenster, erkannte die Jedi-Rätin, dass ihr dennoch nichts anderes übrig blieb als zu warten bis Rilanja bereits war darüber zu reden, was ihr genau zu schaffen machte. Sie zu drängen würde wohl eher zu einer gegenteiligen Reaktion führen und auf Sarids unverbindliche Nachfrage hatte die Padawan ja alles abgestritten. Etwas frustriert angesichts der Sturheit der Falleen schüttelte die Jedi-Rätin leicht den Kopf. Dennoch, sie hatten doch alle Gründe, sich zu freuen und ihren Sieg zu feiern. Vielleicht würde das ja Rilanjas Zunge lösen, überlegte sie. Das hieß wiederum für Sarid weiter mit dem zu machen, was sie ursprünglich für ihre Padawane beabsichtigt hatte.

Daher konnte sie sich als sie schließlich den Hangar der Casckett erreicht hatten ein erneutes Grinsen nicht verkneifen als Nei nochmals nachfragte, was Sarid denn besorgt hatte. Verschwörerisch tätschelte die Jedi-Rätin ihre schwarze und um einiges schwerer gewordene Reisetasche.


"Nun, ich dachte mir, da ihr nunmal einige nicht so beeindruckende Dinge auf Corellia erleben musstet, so will ich euch dafür mit paar lokalen Spezialitäten entschädigen. Außer vielleicht Visas dürfte ja noch keine von euch jemals in den Genuss corellianischer Spezialitäten gekommen sein und sie waren auch nicht ganz billig."

Sogar Rilanja, die sich alle Mühe gab ihr sonderbares Verhalten zu überspielen zeigte nach außen Intersse der Feier. Also spielte Sarid vorerst nach einem kurzen Moment des Zögerns mit.

"Da wir alle bloß ein paar kleinere Kratzer davon getragen haben und keine großartige Behandlung brauchen denk ich werden wir bestimmt eigene Quartiere bekommen. Wenn dort ein Tisch und ausreichend Stühle vorhanden sind, kann die Feier wegen mir auch dort stattfinden. Schließlich wollen wir ja die Crew nicht bei der Behandlung der Verletzten stören oder gar behindern. Notfalls ginge natürlich auch eine kleine Küche oder Konferenzraum, mal sehen..."

Das war für die Corellianerin das geringste Problem. Schließlich waren sie ja nur zu viert. Daher dauerte es auch nicht lange, bis sie vom Deckpersonal in die Richtung der Quartiere für nicht oder kaum verletzte Passagiere im Bauch der Fregatte geschickt wurden. Dort erhielten sie leider zwei getrennte Zimmer mit jeweils zwei Betten, welche sich nicht für eine kleine gemütliche Runde eigneten. Daher bemühte sich die Jedi-Rätin darum, dass ihnen für ein paar Stunden einen derzeit ungenutzten Besprechungsraum in der Nähe ihrer Quartiere zur Verfügung gestellt wurde. Funktionales Geschirr war in einem Wandschrank vorhanden, welches sie ohne zu zögern heraus nahm. Ansonsten standen dort ein größerer Tisch mit Stühlen darum. Als alle im Zimmer waren begann die Corellianerin zufrieden ihre mitgebrachte Reisetasche auf dem grauen Metalltisch auszupacken.

"Also, ich möchte mich an der Stelle bei euch dreien bedanken, dass ihr mich alle bei der Schlacht um Corellia begleitet habt. Es war nicht einfach, anstrengend und gefährlich. Aber ihr habt euch alle wacker geschlagen und zusammen konnten wir dazu beitragen, dass das Imperium von Corellia vertrieben wurde. Deshalb möchte ich auch, dass ihr alle wisst, stolz ich auf euch bin. Ihr wart eine große Hilfe."

Dann fixierte Sarid die Miraluka.

"Visas, für dich habe ich allerdings noch eine besondere Aufgabe, wenn wir wieder auf Lianna sind. Du bist schon so lange Padawan und hast leider einige Mal den Meister wechseln müssen. Dennoch hast du mittlerweile viel gelernt, sowohl bei der Anwendung der Macht als auch der Philosophie der Jedi und weißt, was du tust. Nicht zuletzt auch wegen deines Einsatzes auf Corellia erachte ich dich dafür für so weit, dass du mit dem Bau deines ersten, eigenen Lichtschwerts beginnen kannst. Danach werde ich im Rat der Jedi deine Beförderung zur Jedi-Ritterin anregen."

Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht der älteren Jedi.

"Das hast du dir mittlerweile wirklich verdient", lobte sie die braunhaarige Padawan. "Daher habe ich euch Folgendes mitgebraucht."

Dabei stellte die Jedi-Rätin als Erstes zwei sorgfältig verpackte, größere Stücke auf den Tisch, die sie während dem Sprechen öffnete, so dass ihr würziger, appetittregender Geruch sofort ins Zimmer strömte.

"Das ist ein guter Spiceloaf, eine Art Schinken und das andere sind hervorragend schmeckende Nerfwürste. Dazu habe ich zwei Laib Brot besorgt."

Zum Trinken holte sie anschließend vier größere Flaschen aus ihrer Tasche.

"Da es Wasser und ähnliches sowieso an Bord der Casckett gibt hab ich zusätzlich noch was anderes besorgt. In den drei braunen Flaschen ist das allseits bekannte und geschätzte corellianische Ale und bei der anderen Flasche handelt es sich um Whyren's Reserve, einem sehr teuren und exklusiven corellianischen Whiskey. Allerdings würde ich euch bitten euch nicht zu betrinken, sondern einfach dessen wunderbar rauchigen, holzigen Geschmack in kleinen Schlucken zu genießen."

Dann griff die Jedi ein letztes Mal in ihre sichtlich leerere Tasche und stellte einen braunen Kuchen auf den Tisch.

"Und das hier ist die Nachspeise, ein Kuchen namens Ryshcate, den Corellianer zu besonderen Anlässen essen, wenn sie nicht auf ihrem Heimatplaneten sind. Es geht kurz gesagt darum einfach das Leben zu feiern und sich dessen bewusst zu werden was wichtig ist, nämlich, dass wir alle leben und hier und heute zusammen sein können. Also bedient euch und lasst es euch schmecken," lud Sarid ihre Padawane ein.

Corellia System - Fregatte Casckett - Besprechungszimmer - Rilanja, Nei, Visas und Sarid

 
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