Ich schließe mich dem Grundtenor in diesem Thread an. Zwar hat mich die erste Staffel von "Westworld" jetzt nicht dermaßen gefesselt wie ihrerzeit die erste Staffel (und alle folgenden) von GoT etwa, aber es handelt sich um einen wirklich starken Beginn einer sehr vielversprechenden Serie.
Besonders gut gefällt mir der nicht mit dem Holzhammer eingeprügelte, aber eben doch durchgehend spürbare sozialkritische Subtext der Serie. Die Androiden werden eben nicht als leblose Roboter dargestellt, sondern als Wesen, die zusehends zu Gefühlen imstande sind und unter dem, was ihnen von den Parkbesuchern angetan wird und wurde, leiden. Das Erschreckende daran ist, dass man kaum bezweifeln kann, dass viele Menschen sich in solch einem Park, würde er denn in der echten Welt existieren, den Androiden gegenüber tatsächlich ähnlich verhalten und die Gelegenheit nutzen würden, ihre sadistischen und niederen Triebe auszuleben. Wie die Serie dergestalt ein schockierendes und zugleich aber (oder gerade deswegen) gewiss nicht realitätsfernes Bild etabliert, ist wirklich ganz groß. Hinzu kommt ein toller Cast, der abwechslungsreiche und interessante Charaktere darstellt, deren Motive oftmals nicht gleich erkennbar sind beziehungsweise im Laufe der Staffel in ein anderes Licht gestellt werden, oder die für die eine oder andere Überraschung gut sind. Ganz besonders Rachel Evan Wood als Androidin Dolores bezaubert durch ihr starkes Spiel (und ihr bildhübsches Aussehen
) von der ersten Folge an. Einem eigentlich mechanischen Wesen so viel Menschlichkeit zu geben, das ist wirklich große Kunst, aber gewiss irgendwo auch einer der Grundgedanken der Serie - siehe den bereits angesprochenen Aspekt der Sozialkritik, der ja nicht wirklich funktionieren würde, würden die Androiden leblos und eben roboterhaft wirken.
Ein weiteres großes Plus ist der visuelle Aspekt der Serie, "Westworld" sieht schlichtweg beeindruckend aus. Das beginnt bei den zahlreichen großartigen Landschaftsaufnahmen des amerikanischen Westens bis hin zu den Details im Park selbst, die Ausstattung der Ortschaften, Kostüme etc., der Zuschauer merkt der Serie zu jeder Zeit einen hohen Grad an Detailverliebtheit an, was ihr eine besondere Atmosphäre verschafft.
Auszusetzen habe ich persönlich eigentlich nur wenig. Zum Einen wären die da Actionsequenzen, diese sind zwar, wie die Serie insgesamt, handwerklich toll umgesetzt und verpassen der Serie ein hohes Maß an Tempo, doch finde ich die Wild-West-Schießereien auf Dauer schon etwas eintönig und repititiv. Gegen Ende kommt da etwas Abwechslung hinein, bleibt zu hoffen, dass dies in der zweiten Staffel noch weiter ausgearbeitet wird. Das andere, etwas größere Problem ist das aus meiner Sicht nur selten wirklich vorhandene Mitfiebern mit den und das Bangen um die Charaktere in Gefahrsituationen. Mit der Grundprämisse im Hinterkopf, dass die Androiden die Menschen nicht ernsthaft verletzen oder gar töten können und umgekehrt getötete Androiden repariert und wieder in den Park gesetzt werden, gibt es nur wenige Szenen, in denen man Hauptcharaktere je in ernsthafter Gefahr wähnt - wobei bereits die erste Staffel natürlich dennoch nicht ganz ohne Figurentode auskommt.
Trotz dieser Aspekte fand ich die erste Staffel der Serie sehr gut. Ich habe insgesamt (noch) nicht so den Draht dazu gefunden wie zu anderen Serien, jedoch handelt es sich um eine faszinierende und toll gemachte Serie, deren erste Staffel ich gerne geschaut habe und immer wissen wollte, wie es weitergeht. Ich werde sie mir definitiv nochmal ansehen bevor es nächstes Jahr weitergeht, was hier denke ich gut tut, da es sich doch um eine sehr komplexe Geschichte handelt, die sich am Ende der Staffel in ihren Grundzügen zwar schon erschließt, deren Details man wohl erst nach und nach versteht.
Das führt nun zu einigen Fragen, die bei mir nach der letzten Folge noch offen geblieben sind und in erster Linie die grundlegende Funktionsweise des Parks betreffen. Ich bin zwar sicher, dass zumindest ein Teil davon durchaus in der Serie beantwortet wird, aber das sind dann wohl die Infos, die ich beim ersten Ansehen noch nicht aufgenommen habe
insofern hoffe ich mal, dass ihr mir hier weiterhelfen könnt:
1. Wenn die Hosts im Labor sind, weil sie z.B. gewartet werden, was passiert dann gleichzeitig im Park, wenn währenddessen ein Besucher auf einer Storyline ist, in der Host, der nun eben im Labor ist, eigentlich vorkommt und vielleicht sogar wichtig ist?
2. Wie ist es möglich, dass die Hosts selbstständig und angepasste Dialoge führen können? Sie und ihre Tagesabläufe, Handlungen etc. sind ja programmiert, wenngleich, so wie ich das verstanden habe, Abweichungen bis zu einem gewissen Grad möglich sind. Sie haben aber in Dialogen mit anderen Hosts oder Besuchern immer passende, der konkreten Situation entsprechende Antworten parat. Wie kann so was von Vornherein programmiert werden, man kann ja nicht wissen, was die Besucher oder anderen Hosts sagen werden?
Und was mich eigentlich am brennendsten interessiert,
3. Da sich Hosts und Besucher optisch nicht ja nicht voneinander unterscheiden: Wie wird gewährleistet, dass sich Besucher nicht (versehentlich) gegenseitig umbringen, weil sie den jeweils anderen für einen Host halten? Oder anders gefragt, woher weiß ein Besucher, wenn er nun zum Beispiel mit einem Host eine Schießerei anzettelt, dass es sich hierbei wirklich um einen Host handelt und nicht um einen anderen Besucher?