Da ich in den letzten Tagen keine Zeit zum posten hatte, möchte ich die mittlerweile ein paar Seiten zurückliegende Diskussion über Lukes Exil wieder aufgreifen:
Freilich kann man spekulieren, aber warum nur in die Richtung "So würde Luke nie handeln, also find ich's doof"?
Das mache ich doch gar nicht. Ich sage nur, dass das, was ohne zusätzliche Infos aus TFA hervorgeht - dass der gesamte neu aufgebaute Orden vernichtet wurde und Luke aus einer Mischung aus verzweifelt-vager Infosuche, Trauer, Angst vor erneutem Scheitern und Resignation ins Exil gegangen ist und alle Brücken hinter sich abgebrochen hat - nicht zu dem passt, wie ich ihn in RotJ zuletzt gesehen habe und wie ich ihn von da aus extrapolieren würde. (Natürlich ist diese Vorstellung von Luke auch mit vom EU geprägt - das werde ich auch nie ganz ausblenden können.)
Natürlich kann es sein, dass Lukes Charakter nach RotJ aus irgendeinem Grund eine andere Wendung genommen hat, durch die das soeben beschriebene besser zu ihm passt. Ob das dann noch die Figur ist, die mir so am Herzen liegt, steht auf einem anderen Blatt...
Ansonsten habe ich schon in meinem Review geschrieben, dass ich auf weitere Argumente wie etwa eine Vision hoffe, und mich seither immer wieder an Spekulationen beteiligt, was sonst noch hinter seinem Verschwinden stecken könnte, das konsistenter mit seinem Charakter wäre. Angefangen von der Kylo Ren-Infiltrator-These über in der Galaxis verstreut versteckte Jedi, die nur auf den richtigen Moment warten, um sich wieder zu zeigen, bis zu Sols Idee eines Wissens oder einer Waffe, das/die Luke sich einzusetzen scheut.
Die Ritter von Ren sind offensichtlich eine Bedrohung, auf die Luke nicht vorbereitet gewesen ist. Auch macht die Tatsache, dass er seinen Vater retten konnte, ihn alles andere als zum Experten im Umgang mit der Dunklen Seite. Man sollte wohl Snoke ebenso wenig unterschätzen wie den Imperator.
Aber mindestens diese letzte Lektion, dass man Dunkelseiter nie unterschätzen soll, sollte Luke eigentlich gelernt haben...
Der springende Punkt ist aber auch nicht, dass er nicht auf die Ritter von Ren oder Snoke gefasst gewesen ist, sondern vielmehr der persönliche Umgang mit Kylo. Da hat doch offensichtlich eine ganze Reihe Leute einiges verpennt, von seinen emotionalen Problemen bis zur offenbar stattgefundenen, möglicherweise jahrelangen Täuschung über seine machtphilosophische Orientierung.
Ich brauche keine unbesiegbaren oder unfehlbaren Helden, aber ein Scheitern auf dieser zwischenmenschlichen Ebene finde ich besonders ärgerlich. Aber auch da könnte man natürlich wieder das EU als ungutes Vorbild genommen haben. Im Umgang mit jungen Jedi, die in diesem Fall aufgrund von Traumatisierung der dunklen Seite zugeneigt sind, ist in der Post-NJO ja auch nichts von Sensibilität und Einfühlungsvermögen zu sehen. Wobei ich es bei Jacen noch eher verstehen kann, da er aus seinem Martyrium gestärkt und stabilisiert hervorzugehen schien. Aber Alema Rar und Tahiri sind Musterbeispiele dafür, dass diese technologisch und medizinisch so fortschrittliche und so kriegsgewohnte Gesellschaft auf dem Gebiet der Psychologie extrem zurückgeblieben zu sein scheint und von PTSB schon gleich gar nichts gehört hat...
Wobei man hier dazu sagen sollte, dass dessen Fall auch eher an den Haaren herbeigezogen und irgendwie sinnbefreit war. Sehr viele "Verlockungen" durch die Dunkle Seite sind im EU wie auch in der Fanfiction haarsträubend substanzlos und ich finde nicht, dass Jacens Fall davon eine Ausnahme bildet. Aber diese Diskussion ist ein ganz eigenes Kapitel für sich.
Ob das bei Kylo besser sein wird, wird dann ja der Kanon früher oder später zeigen.
Denkt irgendjemand denn zum Beispiel daran, dass er vielleicht einfach zur Flucht vor der Ersten Ordnung gezwungen gewesen sein könnte? In den Filmcredits wird mind. eine Person als in der Rolle eines "Knight of Ren" genannt, wenn ich mich recht entsinne, denn das ist mir nämlich ins Auge gestochen. Daraus schließe ich zB, dass Kylo und Snoke nicht unbedingt die einzigen sein müssen. Vielleicht gibt es einen größeren Haufen von denen - die Luke schlicht überlegen sind, zumindest in Summe, und Jagd auf ihn gemacht haben, der er nur durch den Rückzug entkommen ist.
Gut möglich, aber auch das geht eben nicht aus TFA selbst hervor, sondern braucht weitere Informationen.
Ich habe mit diesem Argument aber auch auf Basis von TFA-Informationen ein Problem: Da offensichtlich ein großer Teil der Galaxis nicht von der ersten Ordnung beherrscht ist (ganz im Gegenteil zum Imperium in RotS), fällt es mir schwer zu glauben, dass es keinen sicheren Ort gegeben hätte, von dem aus Luke zumindest Kontakt mit Familie/Freunden hätte halten können.
Und natürlich wäre es dann auch ziemlich absurd, eine Spur zu hinterlassen, die potenziell auch der Feind entschlüsseln kann...
Ein aus meiner Sicht sehr schön passender Aspekt wäre allerdings, wenn Luke sich deswegen so isoliert hat, damit niemand anders in Gefahr kommt, wenn der Feind ihn aufspürt. Vielleicht gab es ja auch schon ein oder mehrere Fälle, in denen Unterstützer, die ihm Unterschlupf gewährt haben, hingemetzelt wurden.
Micah
PS: Und was damals auch gerade Thema war, "Zugehörigkeitszeiten" im PSW: Bei mir sind es in ein paar Wochen 14 Jahre. Ich weiß gerade nicht, ob ich das cool oder erschreckend finde...