So nach zwei Sichtungen erlaube ich mir auch ein erstes Urteil über das siebte Kapitel.
Zuerst: Der Film ist stimmiger als die gesamte PT. Warum? Weil hier wieder glaubhafte Charaktere agieren mit denen man mitfiebert. Die Leute schwitzen, keuchen, bluten, leiden. Niemand steht steif und ausdruckslos in der Gegend rum und bewegt sich nicht, weil sonst der ach so aufdringliche wie sinnlose Effekt nicht mehr funktioniert. Die Charaktere stehen immer im Mittelpunkt einer zugegebenermaßen eher holprigen Story.
Diese ist auch der große Schwachpunkt des Films ohne diesen jedoch komplett zu versauen. Es beginnt bereits mit Max von Sydows Rolle. Wer ist das und warum tut und weiß er das, was im Film gezeigt wird? Ein durchaus interessanter Charakter der einfach völlig sinnlos verheizt wird. Es scheint inzwischen Standard zu sein, sich richtig gute Schauspieler für belanglose Minirollen zu casten. Hat mich mangels Hintergrund völlig kalt gelassen.
Die Szenen von Rey auf Jakku gehören zu den stärksten der gesamten Star Wars-Reihe. Ein großartiges Ambiente mit den Wracks der Sternzerstörer und die junge Dame hat eine derartige Ausstrahlung, dass ich ihr auch einfach dabei zugeschaut hätte, wie sie einen Tag auf Jakku übersteht und wäre zufrieden aus dem Film spaziert. Die kurzen Alltagsszenen sind wunderschön abgefilmt.
In dem Moment als sie den Falcon finden geht es mit dem Film allerdings steil bergab. Die geniale Verfolgungsjagd mit den zwei TIES ausdrücklich ausgenommen. SO muss Star Wars sein: Der Falke, 2 TIES und eine gute Inszenierung und man hat eine der besten Actionszenen aller sieben Teile. Keine 1000 Effekte, Droiden oder sonstiges Gedöns. PERFEKT.
Fords Aufstauchen verursacht anfangs durchaus Gänsehaut, aber hier gerät die Story ins Schlingern. Er hat sich den Falcon klauen lassen (B I T T E!!!), ist rein zufällig sofort da und mit ihm auch noch zwei Banden. Dazu noch die dämlichen Kugelmonster. Ganz übler überdrehter Blödsinn. Lucas hätte es nicht schlimmer machen können.
Auch Maz Kanata fand ich nicht gut. Wir müssen unentdeckt bleiben und steuern deswegen einen freien Hafen an, wo uns jeder Spion sieht? Na klar!
Und der kleine Pseudo-Yoda hat natürlich auch rein zufällig Anakins Lichtschwert im Keller. Sorry, aber das hätte man erklären müssen.
Ähnliches gilt für Snoke für den es momentan einfach keine gute Erklärung gibt.
Auch die Szenen des Widerstands fand ich nicht so gelungen, irgendwie fehlte mir da was. Aber Leia (beim ersten Schauen noch sehr befremdlich) hat mir bei der zweiten Sichtung durchaus gefallen.
Das Finale wiederum ist SW in Hochform. Man mag die Starkillerbasis bescheuert finden; ich hätte sie auch nicht gebraucht. Was die Dramaturgie für mich abwertet ist schlicht wie simpel der Widerstand das Ding plattmacht. Waren die Schlachten um die ersten beiden Todessterne durchaus verzweifelt und existenzialistisch wirken die Piloten hier zu entspannt. Kurz reingeflogen, paar Torpedos los und puff. Ab nach Hause. Das wirkt nicht.
Aber ich kann X-Flügler gegen TIES nicht schlechtreden und es war erhebend, die Designs wieder in Action zu sehen. Obwohl das restliche (neue) Schiffsdesign mehr als kläglich ist.
Das große Duell einhergehend mit dem Heldentod war die pure Wucht. Die Waldkulisse, der Kampfstil! Kein Rumgehopse und durchgestyltes Duellieren, sondern glaubhafte Kämpfe ohne Schnickschnack. Wahnsinn. Als Anakins Lichtschwert in Reys Hand landet und sie sich dem Duell stellt konnte ich mich kaum im Sitz halten.
Die Darsteller fand ich alle eine Wucht, jeder passt wie die Faust aufs Auge. Außer die beiden CGIs und General Hux, der mir ein bißchen zu over the top war.
Mit Adam Driver hat man einen glücksgriff gelandet. Hoffentlich wird der Charakter noch vertieft. Fände es auch interessant, wenn Rey vielleicht zur dunklen Seite gezogen wird.
Star Wars ist wieder da und ich freu mich auf 2 Jahre Spekulation. Reys Vergangenheit macht für mich noch keinen richtigen Sinn, ebensowenig wie die Hintergründe der Nebenfiguren. Hoffentlich kommt da noch was.
Fazit: 08/10 Ganz großes Kino! Danke JJA!