Zuerst einmal, was mir gut gefallen hat. Ich finde es klasse, wie die Schauspieler gespielt haben. Jedem habe ich seine Rolle abgekauft und bin glücklich damit, wie komplex die einzelnen Charaktere sind. Gut, Hux wirkt noch ein wenig blass, aber ich denke das wird sich dann in den nächsten Filmen ändern. Ebenfalls hat das Flair gestimmt und grade in der Cantina und in der ersten halben Stunden auf Jakku hat es sich wirklich angefühlt wie Star Wars.
Die Puppen waren niedlich, waren aber genau wie das CGI an Charakteren als fremder Effekt zu erkennen. Das Gesamtbild haben sie aber nicht gestört.
BB8 war ein super Charakter. Er hat Comic Relief geliefert, ohne die Immersion zu zerstören. Generell wirkte der Humor in den meisten Fällen organisch, was mir gut gefallen hat.
Nun zu dem was mir nicht gefallen und mir leider das Vergnügen beim ersten Mal schauen geraubt hat. Es ist eine große Sache, sowie viele kleine.
Am einschlagendsten gestört hat mich den Weg den die Handlung genommen hat. Ich finde es fürchterlich, dass man es für nötig erachtet hat einen Dritten Todesstern in noch viel größer und Böser als hauptsächliche Bedrohung aufzubauen. Von allen Geschichten die man hätte erzählen können, nimmt man einen TODESSTERN?! Das Konzept mag in ANH cool gewesen sein. In ROTJ war es im Rahmen, auch wenn es ein wenig neu aufgewärmt wirkte. Hier...will es mir nicht in den Kopf wie man derartig einfallslos sein konnte. Ich hätte sogar die gammelige Klonimperatorplotline aus dem alten EU dem vorgezogen. Durch diese Fehlentscheidung wirkt der Film auf den ersten und zweiten Blick auf mich wie ein ANH 2.0, nur in cooler, hipper und moderner. Nur dass ANH 2.0 in diesem Punkt dem Original in Sachen Erzähltechnik deutlich nachhinkt.
In diesem Film wurde beispielsweise der Todesstern als wirkliche Bedrohung aufgebaut. Im Endkampf war zu jedem Zeitpunkt klar, was genau passieren würde, wenn die Rebellen es nicht schaffen. Es wurde illustriert wie hoffnungslos die Situation war und wie euphorisch man am Ende unter den Rebellen war, als dieser irre Plan doch noch aufgegangen ist.
Der neue Todesstern wirkte nicht bedrohlich auf mich. Er wurde illustriert und dann IMO sehr sehr plump als "Wie der Todesstern nur vieeel größer" beschrieben. Das Problem ist: so funktioniert kein gutes Storytelling. Man sagt dem Zuschauer nicht wie groß und böse etwas ist und das er sich gefälligst bedroht fühlen soll, man zeigt es ihm. Das hat ANH seinerzeit bravourös gemacht. Der Film hat sich Zeit genommen um zu ZEIGEN wie groß diese Raumstation ist (hier durch den ikonischen Satz "das ist kein Mond[...]" und zu zeigen wie schlimm diese Superwaffe ist, indem man Alderaan in die Luft jagt und Leia zeigt wie sie darauf reagiert. In TFA wurde die Größe lapidar abgehandelt und die Feuerkraft an Planeten getestet, von denen der Zuschauer kaum Ahnung hatte, was das jetzt für welche sind und warum er sich damit verbunden fühlen sollte. Versteht mich nicht falsch, die Szene war bildgewaltig und eigentlich gut umgesetzt, doch es fehlte der Vorlauf um sie wirklich dramatisch zu machen. Auch schien keiner der Charaktere wirklich davon eingeschüchtert zu sein. Auch als das Ding am Ende zerstört wurde (ich hatte gehofft das das nicht geschieht, damit es in den nächsten Filmen noch einmal an Bedrohlichkeit und Tragkraft hinzugewinnen kann), klangen die Piloten so, als würden die das jeden Tag machen. Generell wirkte die komplette Rebellenbasis seltsam ruhig.
Der nächste Punkt bezieht sich auch noch auf den Todesstern (wer kam auf den Einfall das Ding Starkiller zu nennen?!). Meiner Meinung hätte man sich die Erklärung, dass man die Sonne als Energiequelle anzapft sparen können. Hier wird übererklärt und dazu noch ein Detail, das ich als solches furchtbar finde. Mag ich nicht. Gefällt mir nicht. Müsste der ganze Planet nicht in Flammen aufgehen, wenn ein Teil einer Sonne auf ihn zu und durch seine Atmosphäre gezogen wird? Anscheinend ja nicht. Wir haben Schnee. Stattdessen wäre man besser damit gefahren den Todesstern etwas bedrohlicher wirken zu lassen.
Wo wir schon bei (In-Universe)unrealistischer und unimmersiver Technik sind, der Millenium Falke muss wohl aus Gummi gefertigt sein. Den ganzen Film über wird er beschossen, (scheinbar) beschädigt und kriegt eigentlich nur auf den Sack...aber irgendwie bekommt er davon nie einen Kratzer ab. Selbst als mit Lichtgeschwindigkeit in die Atmosphäre des Todessterns springt und abstürzt, fliegt er wie eine eins. Für ein wirklich immersives Erlebnis braucht es IMO Konsequenzen durch Ereignisse. Wenn der Falke ein paar Bäume mitnimmt und ~100m über vereisten Felsboden schlittert, dann hat er nicht mehr zu fliegen. Oder es sollte zumindest in einem Nebensatz (!) erwähnt werden, dass er ganz schön was abbekommen hat, wenn der Zuschauer das schon nicht zu sehen bekommt.
Ein weiterer Punkt sind die beiden (sehr gewagten) Sprünge die mit dem Falken gemacht wurden. Im alten EU war es immer so, dass Blindsprünge exorbitant gefährlich sind, weil man Gefahr läuft irgendwo gegen zu krachen. Ein Blindsprung wird nichtmal in ANH gewagt, als man vom Imperium angegriffen wird, sondern geduldig die Minuten gewartet, die es braucht um eine Route zu errechnen. Ich habe nichts dagegen, dass der Falke hier einen Bildsprung macht - obwohl ich es seltsam finde dass es hier eine Option war und nicht in ANH - sondern ein weiteres Mal gegen die Art des Storytellings das hier an den Tag gelegt wird. Der Blindsprung wird einfach gemacht als wäre es das normalste im Universum und wird weder mit (fast) Konsequenzen, noch mit einem Satz der Charaktere belohnt. Es ist ein in sich abgeschlossenes Ereignis, das mit einer derart Lapidarität abgehandelt wurde, dass es mich ein weiteres Mal die Immersion gekostet hat. Die selbe Note schlägt der Sprung in die Atmosphäre in mir an. Hier stört mich aber eher, wie schnell und glatt das EIndringen in den Schild abgehandelt wird. ZB in ROTJ ist das vordringen nach Endor mit Spannung und einer längeren, eigenen Szene abgehandelt. Hier tritt ein weiteres Mal zu Tage, was ich weiter oben bereits kritisierte. Der Film handelt zu schnell ab, was Zeit zum Spannungsaufbau benötigt.
Mein nächster Punkt bezieht sich darauf, dass die Charaktere eine zu deutliche und offensichtliche Plotarmor aufweisen. Sicher, Han stirbt, kommt aber nur in der eigens dafür konzipierten Szene wirklich in Gefahr. Als Geschichtenerzähler hätte ich das genau anders herum gebracht. Ich hätte meine Helden mehr als einmal in akute Gefahrgebracht und damit die Aufmerksamkeit der Zuschauerschaft heruntergeschraubt. Nach dem Motto "Ist ja wieder so ne Fasttodesszene". Nein. Ist es nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Schock dann am größten ist, wenn er unerwartet kommt. Es war eigentlich schon ab dem Moment klar, dass er stirbt, als er auf die Brücke gestiefelt ist.
Sturmtruppen haben auch in den anderen Filmen so gut wie nie getroffen. Das hat bisher auch eher mäßig gestört...jetzt wurde es mir jedoch gefühlt noch ins Gesicht gerieben. Denn Wo die Sturmies selbst bei offener Fläche und besten Bedingungen danebensemmeln, treffen unsere Helden nichteinmal wenn sie nicht hinschauen. Ja, ich rede von dem Moment als Han Solo voll cool hinter sich einen Sturmi abknallt. Außerdem schafft es Rey beim dritten Schuss mit einer Blasterpistole einen Soldaten zu erschießen, der ungefähr die gleiche Zeit für sie hatte. Ein Trainierter Soldat. Mit einem Blastergewehr. Gegen eine Schrottsammlerin die noch NIE vorher einen Blaster in der Hand hatte und grade erst wusste das man die DInger entsichern muss. Ja ne. Ist klar. Ein derartiger Umgang mit diesem Running Gag, hat die Sturmtruppen in meinen Augen zu Witzfiguren degradiert, was sämtliche Spannung aus den Bodenkämpfen genommen hat.
Mein nächster Kritikpunkt bezieht sich auf die Macht und ihre Darstellung. Das man jetzt Blasterbolzen mit den Gedanken aufhalten kann ist eine persönliche Vorliebe, die ich hier nicht breit treten will. Allerdings scheint Rey die Macht in einer derartigen Geschwindigkeit ohne Instruktion zu lernen, dass sie das im nächsten Film vermutlich auch kann. Als OL in unserem PSW Rollenspiel, hätte ich spätestens an der Stelle dem betreffenden Spieler wegen Powergamings auf die Finger geklopft.
In die gleiche Kategorie fällt der Lichtschwertkampf. Kylo Ren, ein ausgebildeter Sith Ritter von Ren, lässt sich hier von einem (wahrscheinlich) nichtmachtsensitivem Sturmtruppler und eienr Schrottsammlerin auseinandernehmen, die beide noch nie ein Lichtschwert in der Hand, geschweige denn damit trainiert hatten. Entweder ist also Rey zu stark (tendiere ich wegen ihrer Machtnutzung dazu) zu stark, oder eben Kylo Ren deutlich zu schwach.
Und jetzt noch ein letzter Punkt, der auch eher persönlicher Natur ist. Mir wurden zu viele neue Spezies eingefügt und zu wenig alte gezeigt. Insgesamt glaube ich sechs oder sieben (Ein Epicanthix, ein Sullustaner, ein Mon Calamari, ein Rodianer - wie mir zugetragen wurde -, einer mit mir nicht bekanntem Namen und möglicherweise ein Dug). Mehr davon hätte mir persönlich geholfen festzustellen, das wir uns in dem StarWars-Universum befinden, das ich kenne und liebe. Ich habe Spaß daran solche Spezies zu identifizieren. Daher hat es mich wohl mehr gestört als es eigentlich sollte.