Ich habe den Film nun ein zweites Mal gesehen und muss sagen, dass er mir echt besser gefällt!
Klar, der Film hat immer noch seine Probleme und ist definitiv nicht mein Lieblingsteil der Saga, aber einige Probleme sind mir diesmal wirklich weniger sauer aufgestoßen.
Der Humor ist noch immer eine Sache für sich, zum Teil definitiv fehlplatziert, aber er hat mich diesmal nicht so gestört wie beim letzten Mal. Ich denke der Unterschied war dass ich diesmal wusste worauf ich mich einlasse und den Film dadurch einfacher "genießen" und schlicht und ergreifend hinnehmen konnte wie er war - das gilt übrigens für mich auch im Allgemeinen, deshalb schrieb ich bereits in meinem anfänglichen Post zu diesem Thema dass ich ihn ein zweites Mal sehen müsste, bevor ich endgültig urteilen kann.
Der Snoke-Twist ist noch so eine Sache: Diesmal spürte ich wirklich diesen epischen "Hell yeah!"-Effekt, der mir beim ersten Schauen gefehlt hat. Ich denke hier war die Problematik einfach die Tatsache, dass der "WTF"-Effekt die eigentliche Wirkung des Filmemachens selbst für mich überlagert hat. Überhaupt (wie mit Luke und dem Lichtschwert oder Reys Eltern) ist es wohl eher die hohe Erwartungshaltung gegenüber ungeklärten Fragen aus TFA, die diese Szene zunächst für mich kaputtgemacht hat, doch nun da ich weiß was passiert und mich darauf einlassen, es einfach hinnehmen kann, funktioniert die Szene für mich bedeutend besser und stellt für mich nachwievor einen der absoluten Höhepunkte des Films dar.
Canto Bight hat sich diesmal für mich auch weniger gezogen und fühlte sich mehr nach einem Subplot des ersten Akts an als einen langweiligen B-Plot der sich durch den ganzen Film zieht.
Meine Probleme sind aber nachwievor im Wesentlichen zweierlei und auch nach mehrmaligem Schauen unübersehbar: Lukes Lichtschwert im Finale auf Crait (Anakins Schwert hat diesen "Twist" viel zu offensichtlich gemacht und als Fan hätte ich gern Lukes grünes Schwert gesehen, vom blauen sehen wir sowieso noch genug, da Rey die Bruchstücke dessen hat) und der Canto Bight Subplot, der irgendwie nirgendwo hinführt.
Nicht falsch verstehen: Ich finde das Konzept von Canto Bight (scheinbar entgegen der meisten Fans) absolut super und bin froh, dass es im Film geblieben ist! Einerseits wär der Film was Settings betrifft ohne Canto Bight ziemlich eintönig und andererseits hat der Planet viele Prequel-Einflüsse, die meiner Meinung nach schön mit der Ästhetik der ST verschmelzen, die ganze Saga also wie ein Universum wirken lassen. Des Weiteren finde ich den Einblick den wir in diese Kultur erhalten sehr interessant, denn er beantwortet zwei Fragen: "Woher hat die First Order ihre ganze Ausrüstung und Waffen?" und "Wie sähe eine von der First Order kontrollierte Galaxis vermutlich aus?" - Sklaverei durch die Aristokratie (hat mich sehr an Essos aus Game of Thrones erinnert) und oppoturnistischer Waffenhandel (zugleich aktuell relevante Sozialkritik).
DJ hat mir diesmal interessanterweise trotz seines Gestotters besser gefallen und auch die Chemie zwischen Rose und Finn stimmt meiner Meinung nach sehr gut überein, auch wenn das Liebesgeständnis am Ende sehr kitschig war und quasi aus dem Nichts kam, immerhin kannten sie sich nicht lange.
Das Problem das ich mit diesem Arc habe, ist also wie gesagt dass er mehr oder weniger nirgendwo hinführt, denn die Mission schlägt fehl und Holdo verrät, dass sie ohnehin den Plan mit den Kapseln hatte.
Klar, diesmal fiel es mir leichter, die Handlungsstränge strukturiert zu beobachten (immerhin wusste ich schon wie sie miteinander verknüpft sind) und aus Sicht der Protagonisten, sowie unserer als Zuschauer, ist dies bis Holdo ihren Plan verrät der einzige Plan und die Spannung an für sich stimmt. Ein Plothole ist es nicht, denn es geht ja darum dass die Charaktere es nicht besser wissen, aber für uns wirkt es antiklimaktisch und als Erzählstruktur sinnlos, da die Spannung nicht das notwendige "Payoff" erhalten hat.
Ich habe mir aber eine Lösung überlegt, wie man das Ganze hätte verhindern UND trotzdem die Hyperraumsequenz etc. hätte behalten können:
Finn, Rose, DJ und BB-8 gelangen zur Maschine der es der First Order erlaubt, die Schiffe der Resistance durch den Hyperraum zu verfolgen. Doch statt dieses simplen Apparats stellen sie fest, dass dies eine fest im Hauptreaktor integrierte Funktion ist und schalten diesen durch ein EMP oder DJs Hackerkünste ganz einfach ab. Das setzt Snokes Schiff komplett außer Gefecht, das nun von einer Art Notstromversorgung abhängig ist, die lediglich die wichtigsten Lebenserhaltungssysteme intakt hält, bis der Reaktor wieder hochgefahren wird. Wir kennen das Konzept aus TCW: Rotes Licht, kaum etwas funktioniert, vielleicht versagt sogar die künstliche Schwerkraft - Letzteres hätte Finns und Phasmas Kampf zum Beispiel interessanter gestalten können.
Holdo hatte niemals die Idee mit den Transportern, da die Scanner von Snokes Schiff diese sofort erfasst und abgeschossen hätten, sie ist also tatsächlich inkompetent. Das verbleibende Schiff der Resistance hat seine Treibstoffreserven so gut wie aufgebraucht und macht nicht mehr lange mit, doch die Minen von Crait (in denen sie sich ohnehin verschanzen wollten) sind nicht mehr weit. Da Snokes Schiff durch die Abschaltung des Reaktors außer Gefecht ist (und somit auch sämtliche Geschütze), wittern Holdo und Leia die Chance, die Transporter nutzen zu können - es war also nicht von Anfang an der Plan, sondern ergibt sich nur, weil Snokes Schiff außer Gefecht ist. Der Plot um Finn und co. kann auf Snokes Schiff ansonsten fast genauso ablaufen, indem sie nachwievor aufgespürt und festgenommen, zu ihrer Hinrichtung zu Hux in den Hangar gebracht werden. Der Reaktor wird wieder hochgefahren, die Resistance-Mitglieder kriegen dies mit und Holdo "erlöst" sich quasi von ihrer Inkompetenz und steuert wie im tatsächlichen Film ihr Schiff im Hyperraum durch Snokes Schiff, um den Transportern Zeit zu schinden, bevor die Waffensysteme der First Order wieder voll funktionstüchtig sind. Der Rest läuft ab wie gehabt.
Viel hätte man mit dieser "Lösung" also nicht verändert, lediglich dem Finn/Rose-Plot wär mehr Bedeutung zugesprochen worden, weil der Resistance ohne die Abschaltung von Snokes Reaktor die Zeit und Idee gefehlt hätte, die Transporter schnell vollzutanken und damit nach Crait zu fliegen - diese wären ansonsten auf ihrem Kommandoschiff umgekommen. Aber naja, es ist wie es ist. Was ich damit nur ausdrücken möchte, ist dass hier und da einige Chancen verpasst wurden, die den Film noch besser hätten machen können.
Finns Rettung durch Rose zum Schluss finde ich aber trotzdem bescheuert - das hätte man sonst auch so drehen können, dass Finns Schiff vermutlich pulverisiert wird, bevor er das Geschütz erwischt, er dies aber sturerweise nicht einsehen und trotzdem sein Leben opfern will, in der Hoffnung die Waffe aufhalten zu können. Aber nun gut, viel hätte das auch nicht geändert und es hätte Finn anstatt Rose zum Idioten gemacht.
Wie gesagt bleiben einige der Probleme, andere wiederum empfinde ich nicht mehr als so schlimm.
Für mich würde sich aus meinen ursprünglichen 7.5 nun 8 von 10 Punkten ergeben. Es ist aufgrund einiger Probleme definitiv nicht der beste, aber meiner Meinung nach dennoch ein guter Star Wars Film und schon allein aufgrund seiner Andersartigkeit und Twists besser als TFA.
JJ Abrams ist für mich der ideale Regisseur für einen Star Wars Film und meine wirklich einzigen Probleme mit TFA waren die zu starken Parallelen zwischen dem Film und ANH. Da Rian Johnson nun aber so unerwartete Wege eingeschlagen und dadurch ein Remake von RotJ unmöglich gemacht hat, freue ich mich dass JJ Abrams mit IX nun die Chance erhält, erneut einen technisch sehr soliden Star Wars Film zu drehen, der aber diesmal inhaltlich originell sein dürfte. Ich bin gespannt und obwohl wir innerhalb dieser zwei Jahre noch Han Solo sehen, ist die Wartezeit auf IX schon jetzt für mich unerträglich!
Gleiches gilt für Finn. Versucht diesmal schon am Anfang abzuhauen, spielt am Ende dann aber plötzlich buchstäblich den Helden.
Das nennt man Charakterentwicklung.