Luke hat seine Lektionen innerhalb weniger Monate bekommen und will seine Schüler auch schnell zum Anlernen neuer Jedi verwenden. Dafür isses sogar "langsam", wie sich das damals entwickelt hat. Und Luke verliert ja auch einen seiner ersten Schüler an die Dunkle Seite, wieder eine Pralallele. Nur schaffen sie es da, diesen Überläufer auszuschalten.
Wie gesagt: ich habe nichts dagegen, dass in dieser Parallelgeschichte das anders verläuft und der Orden einknickt. Ist imo besser, als den alten Canon weiter zu kopieren. Aber wenn Episode VI mit dem Sieg der Jedi über die Sith endet und uns ein Wiederaufbau "versprochen" wird (und dieser Wiederaufbau sogar stattfindet!), wir aber in Episode VII nichts davon sehen und wir in einem Nebensatz präsentiert bekommen, dass das nicht hingehauen hat, finde ich das persönlich enttäuschend.
Wie wenn jetzt eine Fortsetzung von Herr der Ringe rauskommt, wo am Anfang gesagt wird, dass Minas Tirith 40 Jahre nach Ende des Krieges im Staub liegt und Aragorn wieder im Wald rumläuft.
Jetzt nochmal kurz zum Luke-Pfad:
Ich habe die Diskussion um Lukes Werdegang bis hierhin überhaupt nicht verstanden. Ich würde sogar fast sagen: im Gegenteil! Nach dem Untergang des Imperiums und dem Sieg der Rebellion, nach der 'Befreiung' seines Vaters und dem Tod des Imperators war Luke der letzte Jedi im Universum. Ja, auch Jedi können sich verstecken - aber wenn Meister Yoda sagt, "der Letzte der Jedi wirst Du sein", dann ist das wohl auch so.
Wie entwickelte sich das Ganze also: Han heiratet Leia, sie gründen eine Familie. Über Lukes weitere Entwicklung erfahren wir in TFA, dass er sich dem Neuaufbau des Jedi-Ordens wimdete und neue Padawan-Schüler ausbildete. Einer davon war Ben Solo - der Sohn seines besten Freundes und seiner Zwillingsschwester, also sein Neffe. Die Ausbildung scheitert, Ben verfügt über ungeahnte Machtwurzeln, Luke gelingt es nicht, diese zu bändigen bzw. in die richtige Richtung lenken. Es geht sogar so weit, dass Luke ernsthaft darüber nachdenkt, Ben zu töten (wurde in TLJ eigentlich irgendwann angesprochen, dass er (Luke) bereits Zukunftsvisionen gesehen hatte, die das unumkehrbare Böse in Ben vorzeichneten?), um das Gleichgewicht zu erhalten. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass Luke als Jedi-Meister das Gefühl des vollkommenen Versagens gehabt haben muss - bei der Ausbildung seines eigenen Neffen, mit ungeahnt großer (wenn auch unkontrollierter) Macht, sodass dieser sich ausgerechnet dem zuwendet, was Luke, Han und Leia stets mit aller Kraft und mehrfach unter Einsatz ihres Lebens bekämpft haben. Wieso sollte es genau in
dieser Konstellation unlogisch sein, dass sich der Jedi-Meister, im Inneren zerrissen, nach der Zerstörung des neuen Jedi-Tempels und des Todes seiner Padawan-Schüler (derjenigen, die sich nicht Kylo Ren alias Ben Solo angeschlossen hatten) in eine Art Lebens-Exil zurückzieht und den Jedi bzw. der so genannten "guten Seite der Macht" abschwören will, um dem Dauerkonflikt "Gut gegen Böse" zu entfliehen? Prinzipiell finde ich die Konstruktion recht gelungen, wenngleich mir das Ausspielen des Potenzials seines Charakters unter dieser Prämisse nicht gefallen hat... und das fing bekanntlich schon mit der pseudo-witzigen Art und Weise an, wie er das von Rey überbrachte Laserschwert wegwarf.
Soviel zum Charakter und zur Darstellung in den Sequels. Diese kann aber durchaus noch die eine oder andere Überraschung bereithalten. So haben sich Produzenten, Drehbuchautoren und Regisseure ja durchaus offen gehalten, noch einmal eine (dann vielleicht finale) "Wahrheit" über den Hergang der Ereignisse in der jener Nacht darzulegen bzw. zu erfinden, als Luke neben Bens Bett stand und sein Laserschwert aktivierte. Wer weiß, in den Sequels haben Aussagen und Fakten ja anscheinend keine allzu große Bedeutung mehr, vielleicht erfahren wir nochmal was ganz anderes. Genauso wie zur Herkunft von Rey; wer sagt denn, dass ausgerechnet jemand, der sie manipulieren will, ihr die Wahrheit über ihre Eltern sagt (falls er die Wahrheit überhaupt kennt)? Es ist im Übrigen diese potenziell immer vorhandene "Beliebigkeit", die die Sequels, vor allem aber TLJ, in eine von den Originalen weit, weit entfernte Galaxis befördert. Ich bin der Letzte, der etwas gegen unerwartete Wendungen hat, ganz im Gegenteil: Überraschungen sind gut, sie sind das, wovon ein Film, wovon die Spannung lebt. Aber die Wendungen dürfen nicht dahingeklatscht sein, sozusagen "eine Wendung um der Wendung willen". Es muss nachvollziehbar sein, es muss in den Kontext passen, sonst sind wir dann ganz schnell bei ganz schlechtem Filmemachen.
Nachdem Luke nun das Zeitliche gesegnet hat, sind seine Möglichkeiten, persönliche Wendungen durchzumachen, recht limitiert. Ich denke auch, dass seine Geschichte mit dem Fortgang in TLJ zu Ende erzählt ist. Es mag noch das eine oder andere Detail geben, dass uns J.J. Abrams & Co. zu seiner Rolle während der 30 Jahre zwischen ROJ und TFA nachträglich unterjubeln werden, aber dies würde keinen weiteren Beitrag leisten. Luke bekehrte seinen Vater, zerstörte somit (in)direkt den Imperator und das Imperium, setzte der Tyrannei zusammen mit der Rebellion ein Ende und scheiterte schließlich als Jedi-Meister ausgerechnet bei der Ausbildung seines machtvollsten Schülers, dem Sohn von Han und Leia. Dann Exil, dann indirekte Konfrontation mit Ben, dann tot. Genauso wie bei Palpatine oder bei Snoke kann ich im Übrigen nur hoffen, dass die neue Generation der Filmemacher nicht auf die Idee kommt, die Filme mit einem "Wiederauferstehen" eines Machtgeistes zu "bereichern". Dies war im EU schon früh (also zeitlich früh, nämlich kurz nach dem Erscheinen von ROJ) an verschiedenen Stellen angedeutet worden und in Zusammenhang mit Palpatines Tod auch immer mal wieder Thema, hat in den Filmen aber nichts zu suchen, weil es in den roundabout 16 Stunden an dem bisherigen, achtteiligen Filmmaterial nicht erklärt wurde und daher auf gar keinen Fall für die finalen 2 Stunden im neunten und letzten Teil ein (ganz neues) Thema werden darf. Dies gilt dann auch für einen "eins mit der Macht gewordenen" Luke und alle anderen.