Nun zu Kylo, er zweifelt. Er wird relativ stark in TFA eingeführt und baut dann kontinuierlich ab. Er ist zerrissen und alles andere als gefestigt, auch nachdem er seinen Vater tötete, obwohl ihn das doch mächtiger in der dunklen Seite hätte machen sollen. Wir wissen auch, seit TLJ, dass Snoke, die Zwietracht in Kylo geschürt hat. Es war auch Snokes Prüfung seinen Vater zu töten. Die zweifel wurden größer, denn er wurde nicht stärker, gefestigter, mächtiger, so konnte er "nicht einmal mehr" seine Mutter töten.
Kylo wurde eigentlich schon immer enttäuscht, er wurde von seinen Eltern weggegeben, er wurde von Luke in seinen Augen verraten, und jetzt wird er auch noch von Snoke gedemütigt. Und er erfährt zusätzlich noch, dass Snoke ihn manipuliert hat, durch die Verbindung zu Rey, die Snoke erschaffen hatte.
Ist für mich bis hierher aus folgenden Gründen nicht korrekt:
- Kylo Ren wird in TFA als Bösewicht eingeführt, der als impulsiver Befehlshaber (zumindest über Sturmtruppen) lediglich terrorisiert und mordet (oder morden lässt), frei von jeglicher Selbstkontrolle und letztlich auch frei von tatsächlicher Befehlsgewalt, wenn es gegen die eigenen Militärs geht. Er wirkt wie ein halbes Kind, das mit seiner Situation und Position nicht klarkommt, das in der 2. Klasse gerade die Deutscharbeit so richtig verhauen hat und Angst davor haben muss, dass der Klassenlehrer seine Eltern anruft. Übertrieben in der Darstellung, aber noch halbwegs glaubhaft.
- Ohne die Kenntnis von TLJ ist natürlich die spannendste Frage, weshalb Kylo Ren alias Ben Solo den Jedi Orden verließ und sowohl seinen Eltern als auch der "guten Seite" allgemein den Rücken kehrte - und zwar so, dass er sich der Gegenseite anschloss. Seine Zerissenheit illustriert dabei nicht das Zertrümmern diverser Inneneinrichtungen, sondern die Ermordnung seines Vaters. Das war meines Erachtens auch nicht als vorbestimmtes Ereignis "gesetzt", im Sinne von "das hat zu Beginn der Starkiller-Sequenz jeder als sicher erwartet". Kylo Rens ständiges Herumwüten empfand ich in TFA eher als Ausdruck seiner Unfähigkeit, sich selbst zu kontrollieren und aufgrund dessen seine Mission(en) erfolgreich erfüllen zu können.
Fazit: initial ist Kylo Ren alles andere als ein starker Bösewicht. Erst durch den Mord an seinem Vater, der das Überwiegen seiner dunklen Seite endgültig bestätigt, wird Kylo Ren zum eigentlichen Bösewicht dieser Trilogie. Es war eine "Ja/Nein-Situation" - und er entschied sich für das "Nein" (zur Abkehr von der dunklen Seite). Hier sehe ich schon viel eher eine erste Entwicklung im Charakter "Kylo Ren" bzw. eine sichtbare Bestätigung dessen, wohin seine Reise gehen wird.
kylo hatte immer Jemanden, wurde aber immer enttäuscht ( im Gegensatz zu Rey, die ihn spiegelt ). Und die Verbindung zu Rey ist der Punkt, wo er gefestigter wird, zielorientierter, es wird stück für stück aufgebaut, indem sie gegenseitig ihre parallelen erkennen und dass sie eigentlich nur Instrumente sind und selbst was unternehmen müssen. Kylo weiß endlich was er will, und sieht dann noch, Snokes Tod und Rey neben ihm stehend, als er ihre Hand berührte. Dann hatte er die Chance und schlug entschlossen zu. Ohne zu zweifeln. Direkt und ohne umschweife, mit Reys Hilfe. Durch sie konnte er seine wahre Absicht vor Snoke tarnen.
Also von einem wackeligen Typen zu einem entschlossen Darksider, passt mMn überaus gut. Und hatten wir so auch noch nicht. E IX kann da jetzt aus den Vollen schöpfen.
Ich lasse gern jedem seine Interpreatation, aber
das ist eine Auffassung, die sich für mich aus dem in TLJ erzählten Plot
überhaupt nicht ergibt und daher eher wie zurechtgebogene Fantasie erscheint.
- "Kylo Ren hatte immer jemanden, wurde aber immer enttäuscht." Inwiefern wurde er immer enttäuscht? Bisher wissen wir doch nur, dass er wenige Jahre vor TFA von Leia an Luke zur Jedi-Ausbildung gegeben wurde. Erinnern wir uns kurz, was Star Wars ist und wie Jedi ausgebildet werden, dann ist das ein ziemlich gewöhnlicher Vorgang. Mehr noch: Ben Solo kam in den Genuss, dass es sich um "Family Business" handelte, er also keineswegs weit entfernt zu völlig Fremden angegeben worden wäre, sondern in die Obhut seines Onkels. Hier sehe ich keinen Grund zur Enttäuschung. Es mag und wird Enttäuschungen in Ben Solos Leben gegeben haben (vor dem Erwachen der dunklen Seite in ihm), die auch den Mord an seinem Vater begründen dürften, aber das bekommen wir in TLJ leider nicht erzählt.
- "(im Gegensatz zu Rey, die ihn spiegelt)". Ehrlich? Wo spiegelt Rey denn Kylo Ren als Gegensatz? Rey hatte Eltern, an die sie sich, wenn ich mich nicht täusche, nur dunkel erinnern kann. Aber wenn wir über Ungewissheit und Enttäuschung sprechen, dann ist sie doch kein Gegensatz zu Kylo Ren, sondern in gewisser Weise eher ein Ebenbild. Eltern: ja. Geborgenheit: nein. Was also ist wann und wo falsch gelaufen? Nun ja, das bekommen wir in TLJ halt nicht erzählt. Weder etwas Interessantes zu den Hintergründen von Kylo Rens Kindheit noch zu Rey und ihren Eltern (denn das, was Kylo Ren ihr erzählt, kann durchaus eine Lüge als Mittel zum Zweck sein).
Fazit: Du kannst Dir alles, wirklich
alles, selbst zusammendichten. Das Drehbuch erzählt jedenfalls nichts, daher sind der Fantasie (siehe oben) leider auch gar keine Grenzen gesetzt. Auch finde ich nicht, dass Kylo Rens Motivation im weiteren Verlauf von TLJ sinnvoll dargestellt wird. Die mentale (und bildliche) Verbidnung zu Rey verwirrt ihn genauso wenig ernsthaft wie Rey selbst, dafür wissen sie sofort, über was sie reden müssen. Verbunden in der Macht? Da denk ich mir doch: nettes Feature, aber die Gesamtgeschichte von Star Wars ist wichtiger (Stichwort: Kontinuität). Und daher muss man wohl eher den Hut vor Snoke (oder wer auch immer diese Verbindung tatsächlich inszeniert hat... das weiß man bei Rian Johnson ja nie) ziehen, dass er etwas kann, was selbst die Sith nicht beherrschten. Oder die Jedi. Sorry, aber ich bin nicht bereit, mir jeden noch so mies konstruierten Einfall als "war in Star Wars bisher zwar nie da, aber es wurde auch nie als
"gibt es nicht" beschrieben, daher ist es auf jeden Fall plausibel" schön zu reden. Auch festigt ihn die Ermordung von Snoke nicht, sie bringt ihn lediglich in eine prinzipiell alternativlose Richtung. Das ist aber gar nicht das Spannende an diesem Handlungsstrang. Spannend wäre gewesen zu erfahren, warum Snoke (der ihn ja nun eindeutig über alle anderen Versager in der Ersten Ordnung stellt) es plötzlich wert ist, getötet zu werden. Weil Kylo Ren irgendeine Verbindung zu Rey spürt (die wir uns natürlich selbst erfinden und einreden müssen, von "begründen" will ich gar nicht erst sprechen)? Das ist mir echt zu dünn. Gestern noch unkontrollierter, teilweise hilfloser verlorener Sohn oder Zögling, heute schon Königsmörder und Oberbösewicht. Prinzipiell kann das ein guter Plot sein, hier aber eben dahingerotzt und filmisch schlecht.
Bezeichnend ist auch einer der großen Knackpunkte - sowohl in TFA als auch in TLJ: Kylo Ren kämpft bereits auf der dunklen Seite und ist trainiert, hat dafür aber extrem miese Qualitäten im Laserschwertkampf, sodass er weder das untrainierte Mädchen Rey noch den machtfreien Sturmtruppen-Deserteur Finn vernichtend schlagen, ja nicht mal wirklich gegen sie "bestehen" kann. Was bitte hat die Drehbuchautoren denn da geritten? Das hat er ein paar Tage später (in TLJ) dann plötzlich hundertmal besser drauf. Eine eigenartige Wandlung, und keine kontinuierliche Charakterentwicklung, findest Du nicht? Aber vielleicht hat ja jemand Rian Johnson erzälht, zwischen TFA und TLJ liege ein größerer zeitlicher Abstand als zwischen ANH und ESB oder ESB und ROJ.
Auf die Charakterentwicklung in den Prequels gehe ich jetzt nicht genauer ein, die Filme gibt es schon ewig und jeder kann sich selbst ein Bild machen. Auch gibt es hier unzählige Threads dazu. Nur soviel, bei Anakin war es durchaus holprig, so dass ich mir dass auch immer mit der dunklen Seite erklären muss ( was für mich auch ausreichend ist ).
Nun ja... wenn man ehrlich ist, dann sind die beiden ersten Teile der ST mittlerweile auch jedem bekannt, den sie interessieren. Ich verstehe daher nicht, weshalb Du mir Deinen eigenen Einwand bzgl. der (schlechten) Charakterentwicklung in der PT nicht mehr begründen kannst oder möchtest.