Nach einer Diskussion, die ich heute mit einem Freund hatte, der Episode VIII eher kritisch gegenübersteht, habe ich den Eindruck gewonnen, dass viele Zuschauer nicht wirklich nachvollziehen können, wie man den Film mögen kann (O-Ton von ihm etwa: "Ich verstehe nach wie vor nicht, was du an der so toll findest"). Das ist auch absolut okay, nur kam mir dann der Gedanke, dass ich hier, ähnlich wie ich es bei der Diskussion getan habe, einfach mal die Hauptgründe auflisten möchte, warum Episode VIII aus meiner Sicht heraus so großartig ist. Wichtig ist mir dabei, dass ich hiermit keineswegs Leute überzeugen möchte, die dem Film nichts abgewinnen können, sondern einfach nur ein paar Gründe geben, warum ich zu der Sichtweise kam, die ich habe. Darf dann natürlich gerne kommentiert, oder aber auch gegengesteuert werden, indem jemand eine Art Liste von Gründen nennt, die gegen den Film sprechen. Wie gesagt, alles ganz friedlich und nur aus meiner Perspektive heraus gemeint, ohne Überzeugungsabsicht:
1. Das aus meiner Sicht beabsichtigte Aufräumen mit Erwartungshaltungen, die Episode VII geschürt hat: Das ist vermutlich auch gleich der strittigste bzw. kontroverseste Punkt, aber ich persönlich muss sagen, ich finde, dass die Macher Mut damit bewiesen haben, die Erwartungen hinsichtlich Snokes Hintergrund und Reys Herkunft nicht zu erfüllen, sondern noch einen Schritt weiter zu gehen und in, ja, ich möchte fast schon sagen provokativer Manier, mit ihnen zu brechen. "Die Leute fragen sich, wo Snoke herkommt, oder ob er vielleicht eine schon bekannte Figur ist? Okay, wir lassen ihn ohne weitere Infos sterben." "Die Leute rätseln nicht, ob, sondern WELCHE Star-Wars-"Promis" Reys Eltern waren? Alles klar, Reys Eltern waren alkoholsüchtige Schrottsammler, die kein Mensch mehr kennt". Ich kann mir, vor dem Hintergrund der ganzen Spekulationen überall im Internet, kaum vorstellen, dass da kein bewusstes System dahintersteckt. Und sicher, ich kann verstehen, dass viele Leute, die sich hiervon etwas anderes erhofft haben, enttäuscht aus dem Film gegangen sind. Und ich selbst war auch überrascht, sehr überrascht. Dennoch denke ich, dass der Weg, den Erwartungen entgegenzukommen, der einfachere gewesen wäre, bzw. der, der weniger Kritik nach sich gezogen hätte. Aber genau darum finde ich es gewagt, aber doch irgendwo respektabel, dass man es so gehandhabt hat. Dieser Punkt spielt sich nun in erster Linie auf der Meta-Ebene ab, aber ich kann mich nicht erinnern, Derartiges schon einmal bei einem Film erlebt zu haben.
2. Sozialkritik und die Vermittlung von Weisheit: Das durchbricht die vierte Wand auch gewissermaßen, ist aber ein Aspekt, den ich an Science Fiction (so man SW denn hierunter zählen will, ich hab mich mit jemandem mal auf den Konsens "Science-Fantasy" geeinigt, für mich überwiegt der Sci-Fi-Anteil aber schon) ungemein schätze: Parallelen zur Realität ziehen, Parabeln auf gesellschaftliche Umstände installieren und Weisheit vermitteln. Genau wegen Erstgenanntem gefällt mir persönlich der von vielen als unnötig angesehene Canto-Bight-Arc sehr, sehr gut. Die Leute, die in der pulsierenden, luxuriösen Großstadt ihrer Dekadenz frönen und dem ersten Eindruck nach ein makelloses Bild erwecken und dann aber der Hintergrund, womit all dieser Wohlstand erkauft ist. Mit dem Blut und dem Tod vieler Lebewesen. Und weil das noch nicht genügt, erfahren wir, dass nicht nur die böse Erste Ordnung am Waffenhandel beteiligt ist, sondern auch der dem Ersteindruck nach durch und durch heroische Widerstand. Hier wird Schwarz-Weiß-Malerei aufgebrochen, auch die "Guten" sind nicht makellos, sondern für sie heiligt der Zweck dann doch hin und wieder die Mittel. Einfach großartig, dass man diesen Aspekt im Film untergebracht hat! Mag sein, dass man die Story auch irgendwie ohne diesen Handlungsstrang hätte erzählen können, doch da man ihn so genutzt hat... um es mit den Worten von Rose zu sagen "Jetzt war es das wert".
Aber Science Fiction ist nicht nur dann gut, wenn sie den Zeigefinger erhebt und Missstände der realen Welt im fiktiven Kontext bespricht, sondern besonders dann, wenn sie Weisheit vermittelt. Kleine Dinge, die man als Zuschauer aus dem Alltag kennt, bzw. sie dann in diesen auf positive Art und Weise mit hinein nehmen kann. Und in dieser Hinsicht finde ich Episode VIII großartig, da sie aus meiner Sicht genau solche Dinge vermittelt. Sehr stark in der Hinsicht etwa das Gespräch zwischen Luke und Yoda, wo es um Versagen geht, und dass man auch aus Versagen eine Menge lernen kann. Klar ist das etwas, das einem nicht erst durch einen Film bewusst werden sollte, aber ich finde es immer schön, wenn sich Lebenserfahrung dann mit solchen "Messages" ergänzt. Ebenso wie das Zitat, welches hier mal kritisiert worden ist. "Die Hoffnung ist wie die Sonne... wenn du nur an sie glauben kannst, wenn du sie siehst, wirst du nie die Nacht überstehen". Sicher, kann man rein vom Wortlaut her schwülstig, pathetisch etc. finden und geht rhetorisch auch vermutlich anspruchsvoller auszudrücken. Die Aussage in ihrem Kern ist meiner Meinung nach aber durchaus etwas, das einem Kraft im Alltag verleiht. Auch wenn das jetzt etwas persönlich ist, aber mir zum Beispiel hat in den letzten Monaten genau dieses Zitat oftmals durch schwere Tage hindurch geholfen und das weiß ich sehr zu schätzen.
3. Jetzt habe ich noch gar nicht die Szenen erwähnt, die schlicht und ergreifend eine Wucht sind, sich ins Gedächtnis brennen und für mich zu einigen der besten Star-Wars-Momente gehören. Dazu zählt allen voran Lukes Todesszene. Melancholisch, aber nicht wirklich traurig (wie es sicher auch beabsichtigt war, siehe Rey, die meint sie habe keine Trauer gefühlt, sondern nur Frieden), und doch unglaublich berührt. Das Bild der zwei Sonnen, die Luke hier betrachtet, ist ein wunderschöner Ringschluss, der mit Episode IV gebildet wird, mit der ikonischen "Binary Sunset" - Szene. Diese markiert mehr oder weniger den Beginn von Lukes großer Reise, bzw. spielt sie sich kurz vor diesem Beginn ab, nun in Episode VIII endet diese Reise - wieder mit zwei Sonnen, unterlegt mit der gleichen Musik... in meinen Augen schlicht und ergreifend reinste Magie, diese Szene.
Dann hätten wir, um einiges brachialer, die Schlacht von Crait. Erinnert in mancherlei Hinsicht an die Schlacht von Hoth, aber das Setting mit dem roten Staub, der überall aufgewirbelt wird, packt mich optisch jedes Mal wieder. Die verrosteten Speeder gegen die modernen AT-ATs, die Fußsoldaten im Schützengraben, die sich mit ihren Blastergewehren gegen Tie-Jäger zur Wehr setzen. Der Widerstand ficht einfach einen verzweifelten, ja im Grunde völlig aussichtslosen Kampf aus, und versucht dennoch alles, um zu bestehen. Wie war das mit der Hoffnung?
Ebenfalls fällt mir hierbei der Kampf zwischen (Projektions-)Luke und Kylo Ren ein. Hier war ich beim ersten Ansehen ja etwas enttäuscht, weil ich eigentlich auf ein richtiges Lichtschwertduell gehofft hatte, wie wir es in den anderen Episoden hatten. Letztlich sieht man fast nur, wie Luke Kylos Angriffen ausweicht. Je öfter ich den Film aber sehe, umso beeindruckender finde ich diesen Kampf. Luke agiert hier mit unglaublicher Eleganz, auch seine Mimik, wie er Kylos Schritte beobachtet, seine Aktionen vorausahnt etc... es sind die kleinen Details, die die Szene groß machen. Zudem, wenn man die Auflösung kennt, versteht man auch, dass Luke nicht richtig mit Lichtklinge an Lichtklinge hätte kämpfen können, weil dann seine Tarnung aufgeflogen wäre. Doch auch abgesehen davon zeigt die Szene für mich irgendwie, dass ein Meister wie Luke diese standardmäßige Form des Kampfes nicht mehr nötig hat. Er steht einfach viele Stufen über Kylo und aus meiner Sicht wird das durch den Kampf in dieser Form symbolisiert.
Aber wo wir grade bei Lichtschwert-Action sind, auch die gibt es natürlich in Episode VIII: Der Kampf von Rey und Kylo gegen Snokes Wache! Viel muss man denke ich nicht dazu sagen, für mich definitiv eine der allerbesten Lichtschwert-Kampf-Szenen aller Episoden.
Episode VIII ist ganz sicher nicht ohne Schwächen, man kann Vieles finden, was man am Film als weniger gut gelungen empfindet und das hat auch seine Daseinsberechtigung. Man muss den Film keinesfalls mögen, ich hatte lediglich das Bedürfnis, einmal konkret darzulegen, warum ich den Film liebe