Nur weil Du es so siehst, muss es nicht die Wahrheit sein. Was Kylo Ren und Rey angeht kannst Du übrigens noch nicht wissen wo die Reise hingeht, da Du den neunten Teil noch nicht gesehen hasst, wie wir alle halt.
Ein Film hat auch ein Problem, wenn jedes Mal erwähnt werden muss, dass ja noch ein Film kommt. Erinnert mich ein wenig daran wie derzeit im Batman Comic eine Ewigkeit die Hochzeit von Batman und Catwoman angekündigt wurde und dann auf ein Mal doch nicht stattfand, woraufhin es hieß "es kommen ja noch fünfzig Hefte". Klar, man soll doch bitte weiter konsumieren, nicht erwarten dass man bereits jetzt etwas tut, jetzt Konsequenzen zieht, jetzt Chancen wahrnimmt, sondern akzeptieren, dass vielleicht mal irgendwann etwas passiert, dass zu einem positiven Eindruck führt. Wem das alles sowieso schon gefällt, der schert sich natürlich nicht darum, wenn man es Negativ empfindet aber dann zusagen, dass man ja noch abwarten muss, offenbahrt die Probleme.
Stimme im Kern zwar zu, doch muss man fairerweise sagen, das man mit Luke durchaus ein Wagnis eingegangen ist. Schließlich hat man ihn hier vom "Hero" zum Super "Zero" degradiert. Das dies nicht unbedingt jeden anspricht, sieht man zwar deutlich, doch grade deshalb war es ja auch riskant. RJ war von Anfang an klar, das TLJ extrem polarisieren wird und hat es ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Ich finde es zwar nicht gut, ich respektiere diese Einstellung auch nicht sonderlich, aber ich nehme es zur Kenntnis.
Zugegeben, aus dieser Sicht heraus ist es ein Wagnis. Es war klar, dass diese Entscheidung nicht auf Gegenliebe stößt, weder bei Hamill, noch beim Publikum. In diesem Sinne hat man etwas gewagt. Was ich aber meine ist eher die positive Unterstellung, ein Wagnis im Sinne von etwas "neues", "frisches", "kreatives" das man so nicht vorhergesehen hat.
Zu dem oberen Teil Deines Beitrages würde ich sagen: Zustimmung. Mit lediglich heruntergeschraubten Erwartungen ist es nicht getan. Dass Fans so denken, sollte jedem Produzenten-Team zu denken geben; egal bei welchem Film. Aber um das Thema „Die objektiven und faktischen Schwächen von Episode VIII“ macht es sich die (vehemente) Kritiker-Fraktion allerdings auch etwas leicht, siehe Dein vorletzter Satz. Leute, denen der Film gefällt, können also nur sagen „Mir hat er trotz der Schwächen gefallen?“ Eine doch sehr eigenartige Sichtweise, wenn man mich fragt. Vielleicht gefallen diesen Leuten auch einfach Stärken am Film anstatt dass sie nur milder mit den Schwächen umgehen. Denn ja, das wird auch gerne mal verschwiegen: der Film hat auch Stärken, ist handwerklich-optisch zum Beispiel genial gemacht für das Jahr 2017.
Weiß nicht, welcher Film ist das denn nicht? Abgesehen von Fernsehfilmen oder Asylumproduktionen kann ich mich mittlerweile selbst bei Serien eigentlich kaum noch über die Optik beschweren. Ich finde es als Zuschauer schwer da irgendwo noch etwas geniales auszumachen, außer wenn es um Plastizität geht. Ich mein klar, schön dass der Film an und für sich schön aussieht aber auf der rein optischen Ebene könnte man genauso kritisieren, dass die Sternzerstörer nichts tun und reine Kulisse sind oder das völlige fehlen bekannter Spezies und das nahezu alle handelnden Personen Menschen sind, dass sowohl Leia als auch Holdo als ranghohe Militärführer in schönen Kleidern rumrennen oder dass die Verfolgungsjagd mit den Pferden extrem CGI-ig wirkt und wenn man die Optik weniger von dem Trennt was passiert eben auch dass der Hyperraumkamikaze so schön und atemberaubend er aussieht, einfach mal ein Fragezeichen hinter so ziemlich allen jemals geschlagenen Schlachten im Star Wars Universum seit 1977 setzt.
Diesen Punkt wirst Du nicht müde zu betonen. Meine Einschätzung ist, dass dieses ganze Sich-Wiederholen allerdings ein großer und bewusster Aspekt im Film ist. Episode VIII greift sozuagen den größten Kritikpunkt ('Copy-and-paste') an Episode VII auf und „legitimiert“ diese schier ewige Wiederholung der geschichtlichen Ankerpunkte. Die Message ist qusi: „Dieses und jenes passiert immer wieder. Auf die ein oder andere Weise. Erfolge sind Erfolge und Niederschläge sind Niederschläge, aber solange sich grundlegend nichts ändert, wird es immer wieder zu diesem und jenen kommen.“ So interpretiere ich den Film jedes Mal und das ist eben auch der Grund, warum Luke möchte, dass die Jedi in ihrer klassischen Form aussterben. Kylo Ren ist hier das treibende Zahnrad. Er wird auch gemerkt haben, dass sich die Geschichte komplett zu wiederholen drohte. Deshalb hat er es bei Snoke etwas anders gelöst als sein Großvater und nun sind die Vorrausetzungen für Episode IX doch unterschiedlich. Auf einer Metaebene hat Episode VIII quasi die Ironie von Episode VII erkannt und treibt die Angelegenheit nun doch in eine etwas andere Richtung. Wie die aussehen wird, wissen wir noch nicht. JJ Abrams darf jetzt halt nur nicht den Fehler machen und den Abschluss wieder zu konventionell gestalten, was den In-Universe-Zeitgeist angeht. Ich kann den Ansatz, dieses Sich-Wiederholen aufzugreifen und indirekt zu kritisieren mittlerweile wirklich an Episode VIII schätzen. Deshalb bin ich übrigens noch kein „„TLJ-Fanboy““ oder so geworden. Ich bin und bleibe hier und da kritisch, aber den Kopie-Vorwurf verdient sich 'Die letzten Jedi' meiner Meinung nach nicht, weil er dieses Dilemma doch klar erkannt hat.
Ich finde nichts darin, dass Dilemma zu erkennen und halt einfach fortzusetzen. Es ist unkreativ, einfach alles mögliche zu ergreifen, zu wiederholen und ein klein wenig zu variieren, damit es nicht zu offensichtlich wird. Die Message ist auch nicht kreativ, im Grunde eben ebenso nur eine Wiederholung. Luke hat damals in Episode VI das Lichtschwert weggeworfen, weil er erkannt hat auf was für einen Pfad er sich bewegt. Er hat den Kreislauf unterbrochen, bevor er richtig begann.. nur damit der Kreislauf jetzt einfach eine Generation später vom neuen startet und zwar ohne irgendeine sinnvolle Erklärung dafür. Kylo Ren hat halt einfach die "dunkle Seite" in sich. Der Film hatte die einmalige Chance hier endlich damit zu brechen und sich von diesem ganzen hell-dunkel, gut-böse Quatsch zu verabschieden, tut aber eben genau das nicht, sondern unterstreicht es im Gegenteil noch mal. Am Ende von TLJ sind wir genau da wo wir vorher waren, gut und böse, David gegen Goliath. Ein paar Leute sind gestorben aber nichts an der Ausgangslage ist anders, dafür gabs ein zwei Stunden Medley aus Star Wars Szenen. Da war ein unheimliches Potential, das sich in Rauch auflöst für "Dieses und jenes wiederholt sich immer wieder". Kann man natürlich machen, ich mein ich schau mir auch die Family Guy Star wars Version an aber bei mir stößt das nicht auf Gegenliebe, wenn man nicht nur Wiederholung als Fortsetzung bringt, sondern obendrein auch noch ziemlich viele kritische Elemente reinpumpt.
Darüber kann und sollte man disktieren, sicherlich. Manchmal frage ich mich allerdings auch, ob der Anspruch an SW womöglich auch in Sphären gestiegen ist, die SW eigentlich noch nie erfüllt hat. Ich meine, Oberflächlichkeit? Ich kenne Leute, die halten SW allgemein für recht oberflächlich und kitschig. Die tatsächliche Tiefgründigkeit wurde nicht jedem bewusst...klar...aber ich käme mittlerweile gar nicht mehr dazu, SW-Filmen, die derart und noch mehr als früher auf das Finanzielle fokussiert und für alle Altersklassen vorgesehen sind, eine extrem hohe Messlatte anzulegen. Aber ich weiß schon was, Du meinst: die OT war nun mal qualitativ hochwertig und stilprägend und muss somit als Vorbild funktionieren.
Star Wars hat die Ansprüche schon erfüllt, es gibt ja schließlich Jahrzehnte von Star Wars Geschichten. Ich denke kein Mensch erwartet hier Filme für die Berlinale, Cannes oder Sundance aber ist es so schwer Antagonisten zu schreiben die nicht so beinhart stereotyp sind? Oder einen Überläufer wie Finn auch tatsächlich das Gefühl vermitteln zu lassen, dass er kein laufender Sanitärwiitz ist, sondern jemand der eine völlig andere Lebensweise hinter sich hat? Es braucht nicht jeder Charakter eine 50 Minütige Zeichnung, es ist wie ich schon bei Rogue One an Krennic kritisiert habe, etwas andere Handlungsweise, der ein oder andere Satz anders geschrieben und allein das reicht schon einen Charakter anders wirken zu lassen. Und ganz ehrlich, ich finde es auch nicht falsch zu erwarten, dass sich ein Franchise weiterentwickelt. Teilweise hat man das ja auch getan, wie eine modernere Sprechweise oder versucht den Humor zu modernisieren aber ich finde es gibt andere Aspekte als gerade diese, die viel wichtiger sind, besonders eben in Hinblick auf Charaktere. IMO hat Star Wars da sogar schon früher einen guten Job gemacht und umso auffälliger empfinde ich es daher, wenn man nicht wenigstens dasselbe Niveau erreicht. Wenn ich dem Publikum sagen muss "Ja sorry aber ihr könnt doch nicht erwarten, dass man das noch mal hinbekommt!", obwohl Star Wars halt auch damals schon "nur" Popcornfilme waren, läuft irgendwas schief.
Da sind wir wieder beim Punkt von
@Doomgiver. Ist halt aber auch die Frage, wie man es einschätzt: Wiegen für einen die positiven Aspekte mehr oder die negativen? Also kann man sich an einem Film erfreuen, der für einen 70% Tolles und 30% Ärgerliches bereithält? Bestimmt. Es soll auch Leute geben, die aus einem 30/70-Verhältnis noch das Positive herausziehen können. Der Anspruch von Disney/Lucasfilm sollte das gewiss nicht sein, aber das mit „Wenn man einen Film nur mögen kann, wenn man all seine Schwächen ignoriert“ ist halt auch extrem streng und perfektionistisch. So ist nicht jeder verlanlagt. Aber: im
Grundton hast Du recht.
Für mich bleibt zumindest kaum noch irgendwas übrig, wenn ich alle Schwächen ignoriere, unabhängig von der Gewicht, auch weil vieles einfach ineinander übergreift. Ich persönlich kann in den Luke/Rey Szenen immer noch, obwohl sie eine Schwäche darstellen, viel rausziehen einfach weil Daisy Ridley klasse ist und Mark Hamill ebenso, selbiges mit Lukes Konfrontation mit Kylo aber der Film hat letztendlich ein paar mehr Minuten auf dem Konto und wie gesagt, selbst Luke ist trotz Hamill eben ein Kritikpunkt und ich müsste mir schon irgendwas einwerfen (Stichwort Kopf ausschalten), damit ich am Ende nicht die Schwächen sehe und sie das Erlebnis entsprechend trüben. Klar, andere mögen das alles ganz anders empfinden aber das "Kopf ausschalten", Dinge ignorieren, Ansprüche runterschreiben, das sind Empfehlungen die nicht für einen Film sprechen, denn wer will einen Film sehen und nicht über diesen reflektieren, sei es während er läuft oder danach?