Mir gefällt Dein Fazit, auch wenn ich anhand der Inhalte der Einzelkritiken eher mit einer
"irgendwas-unter-der-50%-Marke"-Bewertung gerechnet hätte. 5/10 klingt angesichts dessen schmeichelhaft und gleichzeitig ein wenig versöhnlich, was ich vor allem darauf zurückführe, dass der Film aus Deiner Sicht einige der besten Star Wars-Einzelmomente mitliefert. Ist diese Intepretation so in etwa zutreffend? Was ich vollends unterschreiben würde ist Deine Hoffnung, in Episode IX endgültig auf ständige Referenzen und Anspielungen zu den bisherigen Filmen, insbesondere die Teile der Original-Trilogie, zu unterlassen. Eine gut platzierte Szene mit einer passenden Textzeile á la Han Solo
"Chewie, wir sind wieder zu Hause" beim Betreten des Falcon in Episode VII ist ein vortrefflicher Bezug und gleichzeitig eine liebevolle, kitschfreie Hommage, während die allzu offensichtlichen Parallelen in Episode VIII geradezu albern und störend wirken.
Insgesamt daher,
@Balmorra : chapeau, ein toller Beitrag.
Oh, herzlichen Dank!
Ich würde nicht ganz so weit gehen und sagen, dass das, was gezeigt wurde, einige der besten Star-Wars-Einzelmomente überhaupt für mich waren - ich finde nur viele der Konzepte, die den Charakteren zu Grunde liegen, extrem stark und daher sind, wenn man sich denn auf diese Ideen einlassen kann, einige Momente eigentlich wirklich gut. Wie etwa die Machtverbindung der beiden Hauptdarsteller der Sequels, die ich sowohl konzeptionell als auch in der Umsetzung einfach sehr spannend fand (und natürlich tiefer als etwa die Machtkommunikation zwischen Vader und Luke am Ende von TESB). Oder wie gesagt, wenn ich Reys Motivation und ihre Furcht vor dem, zu was sie eigentlich werden könnte, wenn die erwachte Macht in ihr nicht richtig kanalisiert wird, mit Lukes Motivation, Jedi zu werden, vergleiche, finde ich, dass bei Rey viel mehr Tiefe drinsteckt. Bei mir hapert es in vielen Teilen nur an einer sehr unglücklichen Umsetzung dessen, was man sich dabei gedacht hat und was unterschwellig zwar da ist und mal mehr, mal weniger angeteasert wird, das dann aber aufgrund problematischer Darstellung an anderer Stelle für manche Zuschauer leider nicht gut geerntet werden kann. Dieses Problem sehe ich bei TLJ bei sehr vielen Bereichen. Deswegen meinte ich, dass der Film
potentiell sehr starke Charaktermomente hat. Wenn man sich aber schon gar nicht auf dieses Konzept einlassen konnte oder wollte, dann hat dieser Charaktermoment im Endeffekt auch gar keine Wirkung auf einen. Bitte gar nicht falsch verstehen: Dass man sich darauf nicht einlassen konnte oder wollte, ist nicht als Vorwurf aufzufassen! Ich habe ja selber einige Gründe genannt, warum es vermutlich auch anderen einfach schwer fallen dürfte, aus diesem Film etwas zu schöpfen. Wenn man etwa Rey schon wegen TFA, aber auch in TLJ erst einmal als Mary Sue ansieht, dann hat es der Charakter selbst in ihren guten Szenen in TLJ schwer, bei einem zu punkten. Denn dann ist der Charakter sowieso schon für einen verloren. Das ist für mich auch völlig verständlich und nachvollziehbar. Wenn man dagegen über ein paar der (für mich natürlich auch) offenkundigen Probleme und Schwächen hinwegsehen kann, eröffnet einem der Charakter Rey also schon einige tolle Punkte und dann wirkt etwa dieser "Tu mir das nicht an!" Moment mit Kylo wirklich stark und auch die problematische Darstellung zuvor schmälert ihn dann nicht. Sie schmälert nur, dass der Charakter und somit der Film nicht besser ist.
Vermutlich hast du sogar Recht, dass mein vorheriger Beitrag insgesamt etwas negativer als 5/10 wirkt. Ich denke, das liegt daran, dass ich zwar die guten Konzepte teilweise nenne (oder zumindest sage, dass mir was gefällt), ich dann aber viel ausführlicher schreibe, was daran dann für mich nicht funktioniert hat.
Wenn ich dem Film jetzt aber weniger als 5/10 Punkten geben würde, erschiene mir das irgendwie ungerecht. Sieh es so: 5/10 heißt für mich eben ein durchschnittlich unterhaltsamer Film. Konzeptionell, also von den Charakterideen, die da theoretisch drinstecken, sehe ich TLJ da deutlich drüber, in der praktischen Umsetzung dieser Konzepte (über die Story) dagegen schlechter. Es hat so ein bisschen was davon: Ich will einen Film, der schon Potential hat, dieses aber nicht ausschöpft, jetzt nicht härter bestrafen als einen Film, der sich diese Mühe überhaupt nicht gemacht hat. Wenn ich TLJ unter 5 Punkten bewerte, würde ich ihn demnach gefühlt eher dafür bestrafen, dass da überhaupt Gedanken drinstecken, die mir gefallen haben. Das scheint mir keinen Sinn zu machen.
@Balmorra
Kompliment an Dich für Deine Ausführungen. Ich stimme sicher nicht komplett mit dir überein, aber es wirklich gut geschrieben.
Auch dir ein Dankeschön!
Übereinstimmen, geschweige denn komplett übereinstimmen muss ja auch nicht sein. Solang man als Fan in der Lage ist, über sein Hobby zu quatschen, das einem naturgemäß mal besser und mal schlechter gefällt, ohne dafür als Hater, Basher, anspruchsloser Fanboy oder unwahrer Fan bezeichnet zu werden, ist doch eh alles okay.