Ich kann Darth Mordulock und YCiv san Togru hier ebenfalls nur weitgehend ACK-en.
...Jede Episode zeigt somit IMO die Gründe für die Wandlung oder die Wandlung selbst in Bezug auf die Figur Anakin...
Völliges ACK. Rudimentär werden die Gründe bzw. Grundbausteinlegungen dafür bereits in TPM thematisiert. Für mich dort immer maßgeblich deutlich machte das die Aussage des Jedi-Rates bzw. Yodas, dass Klein-Ani zu "alt" für die Ausbildung sei, was hier selbstredend nicht "alt" im Sinne seines biologischen Alters meint, sondern eher in dem Punkt den wir als "altklug" bezeichnen würden. Der Begriff ist missverständlich, meint aber IMO im Wesentlichen, dass hier jemand zu eingefahren bzw. in zu jungen Jahren bereits zu "innerlich festgelegt" ist.
Anakin selbst ist das dabei nicht vorzuwerfen, sondern den Umständen, unter denen er auf Tattooine aufgewachsen war. Anakin selbst ist sich darüber jedoch nicht bewusst. Er selbst versteht hier IMO gar nicht, was der Rat damit meint, er sei zu alt.
Dennoch ist seine emotionale Einschätzungsfähigkeit durch "Tattooine" vorgeprägt und daher hat er von dort her bereits eine tief in sich verankerte Art, Dinge, Personen und Situationen vorzubewerten.
...für mich hat sein Weg zur Dunklen Seite schon dort begonnen. In RotS sehen wir nur noch einen geschickten Palpatine, der diese Umstände gnadenlos zu seinen Gunsten ausnutzt...
...Und IMO nicht erst wie gesagt ab AOTC oder ab ROTS. Palpatine streckt seine "Fühler" bereits in TPM nach Anakin aus. Er erkennt wahrscheinlich dort schon gewisse Möglichkeiten der Einflussnahme auf Anakin.
Und wenn nicht das, dann aber zumindest wohl den Wert des Jungen (der "Auserwählte"), den er auch für seine eigenen Zwecke gut nutzen könnte. Wie sagt er doch sinngemäß so schön, dass man(er) die Entwicklung des jungen Skywalker aufmerksam verfolgen wird.
Und auch in AOTC dann schon nutzt Palpatine die wenigen Augenblicke mit Anakin alleine, den - wie sagte Yoda so ähnlich in einem anderen Zusammenhang über Palpatine - "Vorlieben und Vorurteilen seines gegenübers folgend" Anakin zu umgarnen. Palpatine weiß hier IMO gut um Anakins eigentliche Bedürfnisse und nutzt diese Bedürfnislage schamlos aus, damit Anakin eine unterschwellige Bindung zu Palpatine aufbaut. Er bestätigt Anakin immer wieder, baut ihn auf, gibt ihm das Gefühl, dass er ihn versteht. Das alles wäre im Grunde auch gar nicht so dramatisch, wenn Palpatine dabei nicht der wäre, der er ist: Anakin ist natürlich hierbei nicht in der Lage zu erkennen, was Palpatine in Wahrheit für Ziele hat.
IN ROTS dann sehen wir IMO nicht einfach dann gar einen Palpatine, der "diese Umstände gnadenlos zu seinen Gunsten ausnutzt", sondern der nur noch "abschöpft": Palpatine erntet hier sozusagen die "Früchte der Saat, die er gesät" hat. Er kann sich zwar IMO nicht völlig sicher sein, dass alles ausreichend schnell gut klappt. Doch im Endeffekt jedenfalls behält Sidious recht: Anakin taucht schließlich doch noch rechtzeitig auf um zu verhindern, dass Windu Palpatine eliminiert.
Anakin erkennt IMO in diesem Augenblick durchaus viel, aber nutzen tut ihm das nichts (mehr). Denn vor allem Umstände und Konsequenzen stellen hier eigentliche die wahre Gnadenlosigkeit und Unbarmherzigkeit dar. Hier gäbe es IMO so viel für Anakin, was dieser erkennen könnte bzw. müsste. Doch alle diese Erkenntnisse müssen Anakin ab diesen Zeitpunkt zwangsweise zu einer Enderkenntnis führen: Das es keinen Ausweg mehr gibt. Das Palpatine/Sidious ihn genauso, wie einen Großteil der Galaxis (Republik) längst in der Hand hat. Alles, was Yoda und die anderen Jedi-Meister Anakin hatten zu vermitteln suchen, wird hier zum grausigen Zerrbild der (fiktiven) Realität für Anakin selbst. All die Warnungen und Mahnungen davor, sich emotional nicht zu stark abhängig zu machen - wenn hier Anakin eines wenn nicht erkennt, dann als unbarmherzige Wahrheit zu spüren bekommt ist, dass ihn hier die realen Umstände einholen und - gemeinsam mit Palpatine - die Schlinge um seinen Hals lückenlos zuziehen. Alles das, was Anakin seit seiner Kindheit hatte sein bzw. werden wollen, war er nun geworden. Doch die Art und Weise, was er nun war, war einerseits das, was er hatte sein wollen und andererseits das genaue Gegenteil davon.
...Ich glaube nicht dass Anakin zu dem Zeitpunkt schon sich mit seinem Schicksal abgefunden hatte...
...Eine reine Mutmaßung, die deshalb IMO auch völlig anders sein kann: In Wahrheit hatte sich Anakin seinem Schicksal hier längst ergeben. Es könnte ihm selbst nicht unbedingt bewusst gewesen sein, aber IMO wirkt auf mich die Dialogszene mit Padmé auf Mustafar eher durchaus so, dass Anakin hier nur mehr ein perfides Spiel mit ihr zu treiben sucht - ein Spiel, was ursprünglich gar nicht perfide war, hier aber dazu wird, weil Anakin aufgrund seiner Taten unwiderruflich korrumpiert ist. Wieder versucht er hier den schelmisch-selbstsicheren heraushängen zu lassen - wie schon in AOTC. Doch es ist IMO eine Lüge, denn ich glaube nicht, dass Anakin das hier tatsächlich auch noch so empfindet.
Im Grunde versucht Anakin hier ebenfalls nur noch, seine Karten nun so auszuspielen, um zu retten, was er eigentlich ja zu "retten gesucht" hatte: Padmé bzw. vor allem seine Beziehung (was immer das auch heißen will) zu ihr. Doch Anakin ist hier eben alles andere als ein Palpatine und Padmé ist nicht die gutwillig bedürftig Glauben- und Vertrauenwollende, wie es Anakin war. Sie lässt Anakin hier also schlichtweg auflaufen.
Weshalb ich das glaube? Weil es schlichtweg faktischer Unsinn war, den Anakin hier - und IMO wieder besseren Wissens eines inzwischen ziemlich erfahrenen Jedi-Ritters und -Kriegers - von sich gegeben hat. Nein, Anakin hatte sich im Büro des Kanzlers nicht grundlos Sidious unterworfen. Er hatte erkannt, wie mächtig die dunkle Seite - und vor allem Sidious selbst - tatsächlich war.
Was Anakin hier also gegenüber Padmé versucht ist nichts weiter, als sie auf seiner Seite zu behalten bzw. sie dahin zurückzuziehen - ein letzter, eher verzweifelter Versuch seinerseits.
Und als das nicht klappt, rastet er aus, weil das auch noch der letzten Erkenntnis gegenüber recht gibt, wie sehr sich Anakin verschätzt und geirrt hatte und wie wenig Kontrolle er tatsächlich über die Ereignisse und das Schicksal hatte.
Und selbst im Bezug auf Padmé vermag er hier nun nicht einmal mehr "das zu retten, was er sich ersehnte und erhoffte".
Und im letzten Punkt stimme ich damit mit Deiner Einschätzung auch nicht überein: Obi-Wan hier noch von irgendetwas überzeugen zu wollen, halte ich für noch viel weniger wahrscheinlich. Anakin kannte Obi-Wan dazu viel zu gut. Und alles und jedes, was sein "alter Meister" je im Endeffekt seiner eigenen Entscheidungen und Handlungen je ausgesagt hatte, war immer schon gewesen: "Egal, wie es aussieht und egal, was ich wie tue - ich, Obi-Wan Kenobi, werde dabei IMMER und STETS meinen Rückweg und meinen Platz bei den Jedi und der Republik bewahren und beschützen!"
Seit Kenobi Anakin ausbildete, hatte Obi-Wan niemals einen zweifel daran letztlich gelassen, wo sein Herz und sein Willen saßen. Deshalb ist es Makulatur, was Anakin Obi-Wan hier auf Mustafar sagt. Es ist nichts weiter als die Eröffnung: "Obi-Wan - ich bin jetzt ein Sith und mein eigener Herr. Alle weitere Ausbildung durch Dich ist abgeschlossen. Entweder akzeptierst Du, was ich bin (was Du nicht können wirst) oder Du bist mein Feind (den ich bekämpfen muss)."
Was hier letztlich also geschieht, ist nur noch die unausweichliche, logische Folge dessen, was geschehen war. Im Grunde wissen hier beide: Es gibt keinen Weg zurück. Was hier teilweise auch aus ihnen spricht, ist natürlich auch ihr Herz. Sie waren tatsächlich wie Brüder.
Allerdings bewegt hierbei IMO Anakin auch vieles, was er Obi-Wan ungesagt vorwirft bzw. was er diesem an Verantwortung an seinem eigenen Schicksal zuschiebt.
...Später als er sich in dem Anzug wiederfindet, danach kann er erst Vader sein und sich in diesen Charakter entwickeln...
Nein, Anakins Verwandlung in "Vader" haben wir schon lange in Wahrheit gesehen. "Vader" selbst ist tatsächlich hier nur noch der logische Folgename bzw. die Bezeichnung für das, was Anakins Entwicklung aus ihm gemacht hat (und was Palpatine bis dahin auch so geschickt unterstützt und gefördert hatte!). Ebenso wie das Duell zwischen Kenobi und Skywalker auf Mustafar eine logische Folge dessen ist, ist der Ausgang dieses Duells eine logische Folge - und somit der Umstand, dass Anakin danach in diesen Anzug gesteckt wird.
Ob es Anakin hier nun will oder nicht - es ist irrelevant. "Vader in seinem Anzug", also der "Sith-Lord Darth Vader" ist hier nur noch im Grunde absurderweise tatsächlich die ehrliche Offenbarung von etwas, was längst im SW-.Universe dort Fiktivrealität geworden gewesen ist:
Anakin Skywalker ist der dunklen Seite verfallen. Mit dem Namen "Darth Vader" hat nun nur noch das einzusetzen, was der ehemalige Anakin Skywalker zu akzeptieren zu lernen hat, was ihn NICHT (und IMO gar in Wahrheit NIE WIEDER) mehr zu Anakin Skywalker macht oder machen wird können.
Selbstverständlich setzt hier nun also für Anakin/Vader eine weitere, neue Entwicklung ein. Aber es ist eher eine Art bzw. Richtung der innerlichen Entwicklung, sein Erwachsensein und weiteres -werden in Abkehr von nutzlosem Trotz und Widerwillen voranzutreiben.
Es ist die unbarmherzige und gnadenlosere Version des Erwachsenwerdens.
Und aber Luke Skywalker könnte am Ende in ROTJ eine noch darüber hinausgehende, weitere Wahrheit erkannt gehabt haben!