Dann versuche ich mal wieder, Thrawn (oder die Writer?) zu verteidigen. Ich finde eigentlich Thrawns Handeln innerhalb der von ihm in der Serie genannten (oder angedeuteten) Prämissen recht nachvollziehbar.
Prämisse 1: er will zurück
Prämisse 2: Machtnutzer/Jedi sind unberechenbar (s. Ezra) und in direkter Nähe ein Problem
Prämisse 3: Machtnutzer/Jedi können auch radikal die Seiten wechseln (s. Anakin)
Prämisse 4: er möchte keinen Fehler zwei Mal machen.
Prämisse 5: es geht nicht um Rache. Ob er die Gegner erledigt oder ob sie auf Peridea zurückbleiben, ist ihm egal.
Als Morgan auftaucht, hat sie eine angehende Jedi, die definitiv sein Feind ist, einen Ex-Jedi, der Sabine ein Versprechen gegeben hat und dessen Schülerin im Schlepptau. Über Skolls Fähigkeiten weiß er ein bisschen was, über die der anderen recht wenig. Alle drei waren nicht zwingend vorgesehen und stellen eine potenzielle Bedrohung für ihn dar. Nun kann man leicht sagen "Thrawn ist dumm, warum lässt er sie nicht einfach umbringen?".
Wenn man sich das aber konkret anschaut, wird es nicht mehr ganz so einfach. Er könnte Sabine als Feindin töten lassen, weiß aber nicht, ob der EX-Jedi es übernimmt, dass sein Versprechen kassiert wird. Lohnt es sich ihn sofort zum Feind zu machen, wenn es andere Lösungen gibt und man ja einfach nur etwas Zeit gewinnen muss?
Er könnte alle drei umbringen lassen. Das ist Roulette. Thrawn weiß ja, dass sich die Fähigkeiten dieser Machtnutzer schwer einschätzen lassen. Sie innerhalb der Chimaera oder der Festung ausschalten zu wollen, kann übel nach hinten losgehen (s. Rebels/Ezra). Skoll nutzt zudem mittlerweile die dunkle Seite. Wenn er nur annähernd in die Richtung Vader geht (was Thrawn nicht richtig einschätzen kann), wäre ein Angriff ein Fehler und würde wohl das eigene Ende bedeuten. Skoll könnte im Idealfall aber auch ein nützlicher Verbündeter sein. Lohnt es sich ihn sofort zum Feind zu machen, wenn es andere Lösungen gibt und man ja einfach nur etwas Zeit gewinnen muss?
Also schickt er Sabine weg und die beiden anderen hinterher. Im Idealfall kämpfen sie alle gegeneinander. Zumindest aber sind sie auf Distanz und man kann in Erfahrung bringen, wie es mit der Loyalität steht. Zudem bekommt Ahsoka ein neues Ziel, wenn ihre Padawan wonaders ist und beschützt werden muss.
Und Skoll und Hatti traut er nicht als persönliches Bollwerk gegen die anderen. Womit er ja auch recht hat. Skoll hat seine eigenen Pläne und Hatti alleine reicht nicht.
Also legt er etwas Distanz zwischen sich und die Angreifer und setzt gerade soviel Ressourcen ein, dass es hinhaut. Als es notwendig wird, sprengt er auch die Festung (obwohl die Nachtschwestern ihren Blicken nach zu urteilen damit nicht direkt fein sind.).
Ab dem Moment, an dem die Chimaera ohne Ahsoka die Festung verlässt, ist alles nur noch Mathematik. Die eigene Geschwindigleit und Zeit bis zum Sprungpunkt. Die Geschwindikeit von Ahsokas Schiff und Zeit bis zum Sprungpunkt. Wie bei einem Boxenstopp in der F1, wo alles vorhersehbar ist, ob der Vorsprung reicht
Man könnte sagen, dass Thrawn hier einfach den Umständen entsprechend gar nicht auf Sieg spielt, sondern auf Halten. Vergleichbar mit einem Trainer, dessen Team im WM-Finale zu Beginn der Nachspielzeit 1-0 führt. Natürlich könnte er auch alles Mögliche auspacken und auf das zweite Tor gehen, um der Welt zu zeigen, wie überlegen er ist (was mit gewissen Risiken verbunden ist gegen einen Gegner, der sowieso alles nach vorne werfen muss) oder er mauert und tut, was nötig ist, um das Ergebnis über die Zeit zu bringen.