Alzoc, Dschungel, mit An-Lo und Mhaats
Welch trügerische Schönheit...Wassertropfen des Morgentau glänzten auf exotischen Blättern, wunderschöne Farbenspiele funkelten auf den Gewächsen, die dieses Labyrinth aus Geäst, Ranken, Bäumen und Blättern bildeten. Die Sonne ging über diesem Teil von Alzoc III auf, Casta hielt sich die Hand vor die Stirn und versuchte, ihre Augenpartie vor den grellem Strahlen zu schützen. Sie saß an einen Baum gelehnt dar, atmete ruhig und summte ein Lied, dass sie vor Jahren aus ihrem Gedächtnis verdrängt hatte. Nun war es wieder präsent. Es hämmerte hinter ihrer Stirnplatte und ließ sie ihn Gedanken nicht mehr los. Sie begann zu frieren. Die Sonnenstrahlen wärmten ihre Haut, doch innerlich fror sie. Der Dschungel hatte sie in seiner Gewalt. Vorsichtig griff sie mit der Hand nach vorn und spürte, als sie nach einem großen Blatt griff, dass ihre Finger die Haut einer Schlange berührten. Warm und weich fühlte es sich an...doch es schien keine Schlange zu sein. Nein...es war keine. Die Jedi kniff die Augen zusammen und erkannte, wie sie ihren Daumen und die Fingerkuppe ihres Zeigefingers nur am Blattrand rieb. Hektisch und nervös rieb sie sich die Schlefe, roch dabei den Geruch der Pflanze, der an ihren zarten Fingern haften geblieben war. Dunkelheit, sie spürte, wie die Dunkelheit, jeder Schatten, der sich im Blattwerk ergab, der dort entstand, wo kein Sonnenstrahl hinkam, über sie kam, nach ihr Griff, sie verführerisch umspielte und ihr aufzeigte, wie schwach, zart und verletzlich sie doch war. War es ein stiller Todeswunsch, der durch die facettenreiche Kultur Alzocs aus ihr herausbrachte? Zitternd strich sich die Frau mit dem Fingernagel über ihre Lippen und schmeckte Blut, als sie sich unbewusst auf die Zunge biss. Casta schluckte hart runter und versuchte ihre Haarsträhnen aus ihrem Gesicht zu streichen, die vom Wind angetrieben, vor ihre Augen und ihre Wangen fielen. Sie erhob sich langsam, stützte sich an einen Baum und blickte hinüber zu An-Lo und Mhaats. Die beiden Männer hatten ebenfalls geruht und lagen noch immer schlafend dar. Ein Lächeln umspielte die Lippen der Jedi, als sie die beiden betrachtete. Sie wirkten so unschuldig, ungetrüb von beiden Seiten der Macht, so wie sie, als sie noch eine Padawan war. Doch diese Zeit war lang vorbei. Sie war eine Jedi-Meisterin. Doch war sie bereit dazu, solch eine Verantwortung zu übernehmen? Sie hatte so viel Leid, Tod, Krieg und Emotionen erlebt, die sie hart getroffen und mitgenommen hatten. Es wurde ihr zu viel. Sie hatte ein zartes Gemüt, immer darauf bedacht, mit den Emotionen fremder Menschen und Wesen, die sie spüren konnte, verantwortlungsbewusst umzugehen, niemanden zu verschrecken und ihre angeborene Gabe sinnvoll zu nutzen. Doch nun war sie nicht mehr fähig dazu, ihre Gedanken und ihre Emotionen zu ordnen...
Die Absätze ihrer Stiefel bohrten sich neben dem Kopf An-Los in den sandigen Boden Alzocs. Sie kniete sich neben ihn, strich ihm einmal mit der Hand über das mittlerweile unrasierte Kinn, hinauf zur Wange zu seinen Haaren, beugte sich über ihn und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Sie spürte, dass er träumte, dass er unruhig schlief und mit sich selbst kämpfte. Leise atmend griff sie an ihren Gürtel, nahm ihr Lichtschwert hervor und zog die Hand des Padawans unter seiner Felddecke hervor. Sie öffnete vorsichtig seine Hand, ohne ihn dabei aufzuwecken und legte den edlen, verzierten Griff ihrer Waffe in seine männlichen, aber dennoch gefühlvoll wirkenden Finger. Sie wollte ihn nicht aufwecken, strich ihm noch einmal durch das dunkle Haar, bevor sie sich wieder erhob und zu Mhaats hinüberblickte. Sie griff an eine kleine Tasche im inneren Saum ihres Robenkleides, nahm einen schimmernden Gebetsstein hervor und legte sie dem Padawan, den sie nur kurz kannte, sich ihm aber dennoch vom ersten Moment an gegenüber vertraut gefühlt hatte, behutsam auf die Brust. Die Sonnenstrahlen verfingen sich in ihm und ließen in mächtig und edel zugleich wirken. Am Hals trug sie noch immer die Kette ihres Meisters, die Slain ihr geschenkt hatte, als er sie zur Ritterin des Ordens ernannt hatte. Mit Hilfe der Macht ließ sie ein wunderschönes, lila schimmerndes Blatt einer großen Pflanze zwischen die beiden liegenden Padawane schweben und legte die Kette behutsam darauf. Abschied. Sie konnte nicht mehr. Sie hielt sich selbst für eine Gefahr. Alzoc III, die Visionen, die Präsenzen, die sie mittlerweile auf dem Planeten spürte, hatten tiefe Risse in ihre verletzliche Seele gerissen, solch Schmerzen durchstiessen ihren Körper, die sie nicht mehr mit sich und der Macht vereinbaren konnte. Leise weinend schritt sie los, hörte sie die Stimmen der alten Kultur des Planeten in ihrem Unterbewusstsein, sah sich und ihre Freundin Ami im Geiste, im Schleiher einer Erinnerung, als sie beide wussten, was auf sie zukommen würde und sie doch die Kraft besessen hatten, sich zu umarmen und gegen die drohenden Gefahren der Zukunft anzugehen. Nun war diese Zukunft erreicht und die Jedi-Meisterin resignierte. Casta umarmte sich am Oberkörper selbst, als sie wieder tief in den Dschungel hineinging, von Ästen und Ranken gestreift wurde, die Wunden in ihre Hände und ihre Armen schnitten, wenn sie sie ihm Gehen berührte.
Kopfschmerz, Migräne, Stimmen, die nicht leiser werden wollten, alles schmerzte sie...und die Macht war nicht mehr in der Lage, sie zu schützen. Wie ein kleines Mädchen umschritt sie spielerisch große Bäume, blickte mit starrem Blick in die Augen von Schlangen und anderen exotischen Tieren, die von den Bäumen hingen und ihr interessiert hinterher blickten. Die Frau griff an ihren Gürtel und aktivierte einen kleinen Transmitter, ein Gerät, dass sie bereits vor ihrem Aufbruch nach Alzoc III programmiert hatte. Sie hatte einen Felshang erreicht und blickte in den klaren Himmel des Planeten, die grünlichen Wolken zogen vorbei, dass lange Kleid der Jedi wurde vom Wind bespielt und ihre Haare wehten um ihren Kopf. Casta blickte zu Boden, als sie das Geräusch hörte, auf das sie gewartet hatte. Ein kleines Scout-Schiff, so eines, mit dem sie zuvor auf den Planeten gestürzt waren, durchbrach die Wolkendecke und hielt im Schwebeflug direkt vor der Frau an der Felskante. Dieses Schiff hatte sie im Hangar der Sundancer unter Verschluss gehalten, da dieses Schiff, im Gegensatz zu dem Vorgängermodell, einen Hyperraumantrieb besaß. Ihr Astromech kam auf sie zugefahren, piepste einmal und ließ den oberen Teil seiner Kleidung rotieren. Wie üblich strich die Jedi einmal mit der flachen Hand über die Verkleidung des Droiden und nahm sodann mit angewinkelten Beinen auf dem Sitz des Copiloten platz. Der Kurs würde durch ihr Stimmenraster erkannt werden, dies alles hatte sie bereits zuvor eingegeben. Sie wollte nach Haus...sie spürte, was in ihrem Kopf vorging. Viele Etherianer hatten diese Schmerzen und nur ein Aufenthalt in einer geistlichen Einrichtung konnten helfen, dass sie nicht ganz dem Wahnsinn verfallen würden. Sie hatte so lang als Hüterin des Friedens immer auf die Gefühle anderer Wesen aufgepasst, über den Frieden, so gut sie konnte, gewacht und sich um drei Padawane gekümmert. Nun musste sie an sich denken, um nicht an den geistigen Qualen zu sterben. Casta wusste, wie sie aussah. Ihre grünen Augen waren rot unterlaufen, eine Ader war dicht neben der Pupille im rechten Auge geplatz. Ihre blonden, seidigen Haare wirkten wie immer und ließ kurz den äußeren Schein der Schönheit wahren, doch in ihr sah es anders aus. Sie war verletzt, große seelische Wunden waren aufgerissen worden. Die Jedi holte tief Luft, setzte sich aufrecht hin und stellte den interstellaren Comfunk auf die Frequenz der Jedi-Rätin Padme ein, die sie immer als stille Freundin betrachtet hatte, die ihre Gefühle und ihr Wesen seit langer Zeit gekannt hatte...mit gefühlvoller, aber dennoch verletztem Unterton in der Stimme begann sie zu sprechen und die Nachricht an die Rätin aufzunehmen...
"Padme, Ihr hättet uns...nein, mich niemals hier herschicken dürfen. Ich spüre die Dunkelheit und bin zur Dunkelheit im Dschungel geworden. Mein Herz und meine Seele als Jedi bluten, ich spüre, wie der Wahnsinn und diese Dunkelheit meinen Geist vernichten...
...und Du weißt, nichts ist gefährlicher, als eine Jedi, die verrückt geworden ist.
Schickt Hilfe, bitte informiert den Piloten an Bord meines Schiffes, dass er alsbald die verbliebenen Jedi von Alzoc abholen soll. Ich bin ein geistiges Opfer dieses Krieges geworden, mein Blutfieber ist zurück und kann nur von meinem Volk geheilt werden. Ich bitte Dich, in meinem Schüler steckt ein großes Potential, er hat beeits viel von mir gelernt und ist nun seit fast fünf Monaten mein getreuer Schüler, der Schatten meiner Selbst. Ich habe ihm mein Lichtschwert vermacht und er weiß viel über meine Kultur. So wie Du auch. Bitte beende seine Ausbildung, ich kann dies nicht, ich bin zu einer Gefahr geworden. Zur Dunkelheit. Mein Schiff vermache ich An-Lo...er wird dieses Geschenk zu würdigen wissen, als eine Art Andenken an mich.
Ich ziehe mich zurück ins geisitge Kloster Ven'Talh, dass nahe der Geburststadt meiner Mutter auf Etheria liegt. Dort wird mir und meinem Geist geholfen werden können, ein Bad in den Quellen der heiligen Ven'Tahl Wasserfälle wird meine Gedanken und Emotionen ordnen und vom Schmerz und dem Fieber reinigen. Hab bitte Verständnis, ich könnte nicht mit dem Gedanken leben, den Orden enttäuscht zu haben. Ob und wann ich zurückkehre, weiß ich nicht. Ich spüre nur, dass etwas mit mir geschieht, dass ich allein, seit dem Kriegsausbruch, nicht mehr unter Kontrolle habe. Sag bitte Anakin, Ami und den anderen, dass ich sie liebe und mein Herz immer bei ihnen sein wird. Möge die Macht mit Dir und Deiner Familie sein, ich hoffe, dass sie bald auch wieder für mich zu der Begleiterin wird, die sie früher war, bevor die Dunkelheit des Blutfiebers und des Krieges von mir Besitz ergriffen.
Casta Ende."
Mit ihrem Fingernagel deaktivierte sie die Aufnahme und schickte die Nachricht nach Corellia ab. Es dauerte nicht lang, bis das kleine Schiff seinen direkten Kurs zurück ins All genommen hatte und Casta den Planeten mit ihren Freunden und der Dunkelheit hinter sich ließ. Nur Sekunden nach dem Austritt aus dem Orbit aktivierte sie den Hyperraumantrieb. Die Frau zog die Beine an, vergrub ihr Gesicht an ihren Knieen, wobei ihre offenen, langen, blonden Haare über diese fielen. Ruhig atmend und leise weinend flog sie in ihre ungewisse Zukunft. Sie rieb die nackten Zehen ihrer beiden Füße nervös aneinander, blickte zitternd auf und sah die gewohnte Schönheit der Sterne, die strichlinienförmig an den Cockpitfenstern vorbeizogen. Welch trügerische Schönheit. Es ging nach Haus, nach Etheria, zu den Priesterinnen von Ven'Tahl...
Weltraum, an Bord eines Scout-Schiffes, Casta allein...