Bandomeer

- Bandomeer – Orsikos – Orsikos Business Hotel – Hotelzimmer – Mit Adrian und Zasuna -

Nach einem verhaltenen Start hatte sich der Abend bisher recht zäh entwickelt. Es schien immer etwas frustrierendes zu geschehen, wenn Adrian und Akemi zusammen waren, sodass sie ihre Zeit nie wirklich genießen konnten. Es konnte also nur besser werden. Als Zasuna in das Hotelzimmer zurück kehrte, beschloss Akemi, dass die Stimmung sich erheblich bessern musste und glücklicherweise tat sie das auch. Sie bestellten ein buntes Menü aus der Hotelküche, das sie sich auf das Zimmer bringen ließen und nach und nach begann sich eine Atmosphäre aufzubauen, die zumindest für den Moment das schwere Thema vergessen ließ, mit dem Adrian sich zweifellos demnächst noch intensiver würde beschäftigen müssen. Seine Eltern waren getrennt und dies würde er erst langsam wirklich begreifen und verstehen lernen. Nach wie vor konnte Akemi sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlen musste, plötzlich keine Familie mehr zu haben, denn obwohl seine Eltern natürlich auch weiterhin für ihn da sein würden, waren sie eben genau das nicht mehr: eine Familie.

Sie schafften es aber gut, dieses Thema nicht mehr zur Sprache zu bringen. Es war wichtig, über Dinge zu reden, aber es war auch wichtig, den Kopf frei zu bekommen für andere Dinge und da sie nur diesen einen gemeinsamen Abend hatten, wollten sie ihn nutzen. Der herrlich cremige Pudding, den es zum Nachtisch gab und der so süß war, das Akemi bei jedem Löffel die Augen zusammen kneifen musste, sorgte für reichlich Gelächter, als sie und Adrian ein Wettessen veranstalteten. Danach schien es Adrian besonders aufzuheitern, dass Akemi der Pudding beinahe im ganzen Gesicht klebte. Wie genau sie das angestellt hatte, wusste sie auch nicht, aber es brachte sie zum Lachen und das war das Wichtigste. Irgendwann jedoch endete der Abend, ohne dass sie es hätten ändern können und Akemi machte sich zum Aufbruch bereit, auch wenn sie gerne noch länger geblieben wäre. Erfahrungsgemäß würde aber auch der Abschied noch dauern und so begann sie diesen frühzeitig einzuleiten.


"Du musst versprechen, dass du mich iiiirgendwann mal auf Naboo besuchen kommst."

Forderte sie Adrian auf.

"Und ich meine so richtig, nicht so kurz wie beim letzten Mal, als nicht einmal Zeit war, dir meine Wohnung anzusehen. Es wäre schön, wenn wir bei nächsten Mal ein paar Tage zusammen hätten, so etwas wie einen Kurzurlaub."

Sie zuckte mit den Schultern. Das Wort "Urlaub" war für Jedi natürlich nicht ganz einfach in die Tat umzusetzen, das wusste sie.

"Ich würde mich jedenfalls freuen."

Sie lächelte Zasuna zu, mit der sie sich im Laufe des Abends ebenfalls recht gut verstanden hatte. Die peinliche Szene zu Beginn von Akemis Besuch war so gut wie vergessen.

- Bandomeer – Orsikos – Orsikos Business Hotel – Hotelzimmer – Mit Adrian und Zasuna -
 
<| Bandomeer – Orsikos Business Hotel – Hotelzimmer |> mit Akemi und Adrian

So vieles auf diesen Planeten – oder allgemein außerhalb von Alpheridies – war neu für die junge Miraluka. Sie hatte sich noch nicht ganz entschieden, ob sie neugierig und wissbegierig sein sollte oder doch lieber zurückhaltend aber dafür immer auf der sicheren Seite sein sollte. Es interessierte sie durchaus, was Akemi und Adrian miteinander verband. Andererseits wusste sie nicht so recht, wie sie fragen und sich verhalten sollte. Die Verhaltensweisen der Miraluka kannte sie in und auswendig. Aber außerhalb ihrer Heimatwelt höflich zu sein und keine Fehler zu machen war nicht einfach und verunsicherte sie etwas.
Außerdem kam noch dazu, dass ihr die Gedanken zum Jedi-Kodex nicht ganz aus dem Kopf gingen. Das war ja einerseits gut, weil sie sich dann keine Mühen machen musste, um die Leitsätze auswendig zu lernen. Andererseits lenkte es sie vom hier und jetzt ab. Sie musste darüber nachdenken, doch das war hier gerade einfach nicht der richtige Moment.

Die Miraluka hatte sich zu den beiden auf das Sofa gesetzt. Sie hatte sie wohl wieder bei irgendeinem wichtigen Gespräch unterbrochen. Wahrscheinlich hatte sie wirklich ein Händchen dafür, immer im falschen Moment aufzukreuzen.
Sie ließ sich von der Essensauswahl der Botschafterin überraschen auch wenn sie normalerweise keine Überraschungen mochte. Das überaus abwechslungsreiche Abendessen wurde abgerundet von einer seltsamen Nachspeise wurde abgerundet von einem recht seltsamen Pudding. Mit ihrem machtsensitiven Blick konnte sie nicht ganz verstehen, was die anderen damit meinten, wenn sie darüber sprachen, dass der Pudding die Farbe wechselte. Er war äußerst süß, aber das eigentliche Problem bestand darin, dass der Pudding äußerst widerspenstig war. Doch ehe ihr Essverhalten peinlich werden konnte, starteten die beiden anderen eine Art Wettessen. Danach sahen sie aus wie… nun ja, nicht gerade wie ein Jedi-Ritter und eine Botschafterin.

Zasuna war ihr Leben lang so erzogen worden, dass sie stets ernst, konzentriert und kühl sein sollte. Man sollte stets Herr über seine eigenen Gefühle sein. Doch bei diesem Anblick konnte auch sie nicht mehr ganz ernst bleiben. Sie lachte nicht laut auf, aber mit einem Lächeln und leisen Kichern zeigte sie zumindest mal eine Gefühlsregung. Im gleichen Moment fiel der Pudding von ihrem Löffel, landete auf dem Tisch. Für Miraluka mit Sicherheit überaus peinlich. Doch zusammen mit den beiden anderen fühlte sich das gerade wirklich nicht so schlimm an. Irgendwie einfach nur etwas befreit. Vielleicht waren sich die Menschen und Miraluka bis auf die Tatsache mit dem Augenlicht und der unterschiedlichen Weltanschauung beziehungsweise Erziehung wirklich garnicht mal so unähnlich.

Akemi sprach schließlich Naboo an. Zasu hatte bereits von diesem Planeten gelesen. In der Literatur wurde er oft als eine Art Paradies beschrieben. Friedlich, viel Natur, Wälder, Seen, Freiheit. War das ihr Heimatplanet? Sie wartete kurz auf Adrians Reaktion. Zasuna hatte keine Ahnung, wie seine weiteren Pläne aussahen. Ließ er sich von der Macht leiten? Oder hatte er konkrete Aufgaben und Ziele für die nächsten Wochen? Ihre Arbeit hier auf Bandomeer war so gut wie erledigt. Sicher, es gab noch viel zu tun. Aber die Anwesenheit der Jedi war dafür nicht mehr zwingend notwendig. Machten Jedi denn auch Urlaub? Konnte man sich von seiner Bestimmung einfach mal so ein paar Tage Auszeit nehmen. Welchen Sinn sollte es machen, dauerte es wurde der Weg zum Ziel dadurch doch nicht gerade kürzer. Sie hatte auf keinen Fall etwas dagegen, Akemi und auch Naboo zu besuchen.


„Ihr wohnt auf Naboo? Ist der Planet so schön, wie er immer beschrieben wird?

Ein Grundsatz der Jedi war doch die Ansammlung von Wissen. Waren solche Quellen aus erster Hand nicht besser geeignet als das Studieren von Literatur? Die Fragen sprudelten nun einfach so aus ihr heraus.
Sie sah zu Adrian hinüber dem ebenfalls noch Pudding im Gesicht klebte. Ein unabhängiger Beobachter hätte bei der Frage danach, welche der drei Personen der oder die Jedi war, auf jeden Fall falsch gelegen.


„Wie sehen unsere Pläne jetzt eigentlich aus? Bandomeer ist … noch nicht wieder aufgebaut, aber wir haben die Wogen in der Macht beruhigt und geglättet. Es fühlt sich für mich so an, als sei unsere Arbeit hier getan.“

In den ersten Tagen war sie in ihren Meditationen immer wieder auf die gleichen schrecklichen Bilder gestoßen. Doch die letzten Tage war der dunkle Schleier über der ganzen Stadt immer weiter verflogen.

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[ Bandomeer – Orsikos – Orsikos Business Hotel – Hotelzimmer | mit Akemi und Zasuna ]

Abschiede waren immer eine zwiespältige Sache, gerade mit Menschen, die man so gern hatte, wie Adrian Akemi. Es war traurig, diese Person ziehen zu lassen, doch gleichzeitig konnte man sich darüber freuen, sie zu kennen und Zeit mit ihr verbracht zu haben. Diese Gefühle waren es, die Adrian beherrschten, als Akemi das Ende des Abends und damit ihren Abschied einleitete. Akemi hatte ihm geholfen, für eine kurze Zeit weg zu kommen von den Gedanken an seine zerrüttete Familie und das zerrüttete Bandomeer. Es waren die kleinen Dinge, die manchmal ganz groß sein konnten. Ein Wettessen zum Beispiel. Oder Pudding, quer über Akemis Gesicht, der bei Adrian einen Lachanfall auslöste. Selbst die sonst so beherrschte und ernste Zasuna lies sich zu einem Kichern hinreißen. Doch der Abschied war gekommen, so wie er immer kam, und es gab keine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen. Alle drei erhoben sich von dem Sofa und begaben sich geschlossen zur Tür. Adrian und Zasuna stellten sich wie eine Art Abschiedskomitee vor Akemi und ihrem Leibwächter auf. Adrian zeigte ein kleines Lächeln, machte schließlich aber doch einen großen Schritt auf Akemi zu und nahm sie in den Arm. Er hielt sie so fest an sich gedrückt, als müsste diese Umarmung für eine halbe Ewigkeit vorhalten. Und wahrscheinlich stimmte das sogar. Es war schwer, sich zu treffen, wenn man Jedi oder Botschafterin war. Ihre Freundschaft funktionierte, weil sie beide sich die Zeit dafür nahmen wenn es ging, aber Adrian wünschte sich, es wäre leichter Akemi häufiger bei und um sich zu haben. Das war ihm nicht vergönnt, zumindest momentan nicht. Ein Urlaub auf Naboo wäre wirklich eine schöne Sache ...

„Ich werde dich besuchen.“

Irgendwann.

„Versprochen.“

Noch einmal drückte er sie an sich, bis er sie mit einem Lächeln aus der Umarmung entließ.

„Pass auf dich auf, Akemi.“

Adrians Blick wanderte von Akemi zu ihrem Kel Dor-Leibwächter. Selbst wenn seine Freundin nicht acht auf sich geben würde – Bone würde es tun. Er kannte den Mann nicht besonders gut, eigentlich gar nicht, doch aus Akemis Erzählungen hatte er geschlossen, dass es sich um einen äußerst loyalen Mitarbeiter handelte. Es war gut, sie in so sicheren Händen zu wissen, zumal in solch schwierigen Zeiten.

Und dann waren sie weg. Ein letztes echtes Lächeln, ein kurzes Zuzwinkern und die beiden Freunde waren wieder getrennt – nicht für lange, hoffte Adrian. Doch die Realität würde anders aussehen. Die Jedi wurden gebraucht in diesen Zeiten und Diplomaten und Botschafter ebenso. Sie würden alle viel zu tun haben und wie schnell er sein Versprechen würde einlösen können, war zu diesem Zeitpunkt kaum abschätzbar.

Es gab Entscheidungen zu treffen, daran erinnerte Zasuna ihn mit ihrer Frage wieder, und diese lagen, wie so oft zuletzt, bei ihm, dem Jedi-Ritter. Wie lange würden sie noch auf Bandomeer verweilen? War ihre Arbeit hier wirklich getan, so wie Zasuna es empfand? Die Padawan stand neben ihm und wartete auf eine Antwort, während Adrians Augen noch immer die Türen des Turbolifts fixierten, in den Akemi und Bone eben verschwunden waren. Er musste die Antworten geben, die Situation richtig einschätzen. Chesara war nicht hier, um ihm einen Ratschlag zu geben. Er hatte nur die Macht, auf die er sich verlassen und von der er sich leiten lassen konnte.


„Ich denke du hast Recht.“

sagte er schließlich, nachdem er eine Weile über ihre Frage nachgedacht hatte.

„Unsere Arbeit hier ist getan.“

Es gab immer noch etwas zu tun. Immer irgendwo eine Baustelle, einen Verletzten, immer irgendwen, dem sie noch helfen konnten. Aber es war nicht mehr so dringlich. Die wichtigsten Weichen für Bandomeers Aufbau waren gestellt und sie konnten stolz behaupten, dabei mitgeholfen zu haben. Doch jetzt mussten sie sich anderen Aufgaben in der Galaxis widmen. Die Macht würde sie dorthin führen, wo sie gebraucht wurden.

[ Bandomeer – Orsikos – Orsikos Business Hotel – Hotelzimmer | mit Zasuna ]
 
<| Bandomeer – Orsikos Business Hotel – Hotelzimmer |> mit Adrian

Kurze Zeit nachdem Akemi nach dem Essen dann schließlich wieder aufgebrochen war, war alles wieder genau wie einige Stunden zuvor. Sie war erneut allein mit dem Jedi-Ritter auf dem Hotelzimmer. Nach der Standard-Zeit auf Bandomeer war es mittlerweile fast mitten in der Nacht. Zasu fühlte sich überhaupt nicht müde, da sie zuletzt am Mittag die ein oder andere Arbeitspause zur Meditation genutzt hatte. Seit sie hier her gekommen war und vor allem von nachdem Adrian einige Dinge gelernt hatte, war ihre Verbindung zu Ashla um einiges stärker geworden. Das wirkte sich auch auf ihre Meditation, wo sie sich nach viel kürzerer Zeit als früher schon deutlich erholter fühlte. Ob es tatsächlich so war oder ob die Miraluka sich das nur so einbildete, war ihr jedoch nicht ganz klar.

Adrian hatte ihr zuvor bestätigt, dass ihre Arbeit hier getan war. Er hatte dennoch darauf bestanden, den Rest der Nacht im Hotelzimmer zu verbringen. Kein Wunder, denn die Menschen fühlten sich draußen deutlich wohler, wenn das Tageslicht der Sonne ihnen das Sehen mit ihren Augen ermöglichte. Solche Probleme hatte sie als Miraluka jedoch nicht. Zasuna war etwas aufgeregt, da nun endlich die nächste Etappe ihrer Reise anstand. Doch sie musste sich in Geduld üben. Außerdem hatten sie kein eigenes Schiff mehr hier und da sich die Passagiermaschinen noch äußerst rarmachten blieb ihnen nichts anderes übrig, als einen Privatflug zu chartern. Man hatte ihr glaubhaft versichert, dass die Chancen, tagsüber einen nüchternen Piloten anzutreffen deutlich größer waren. Dabei war der jungen Frau aber nicht ganz klar, ob die Betonung auf "nüchtern" oder "Pilot" lag. Definitiv war ihr beides in dieser Kombination am liebsten. Beim fliegen wurde ihr schon mulmig, wenn der Pilot genau wusste, was er da tat.
Der direkte Flug hatte aber auch den Vorteil, dass sie viel Zeit sparen würden, indem sie Lianna, den Hauptplaneten der Jedi, direkt anfliegen würden. Sie musste sich erst daran gewöhnen, dass die Jedi sich auf Lianna aufhielten und nicht - wie sie es seit Jahren gelernt hatte - auf Coruscant.

Somit setzte die Miraluka sich in ihre übliche Meditationshaltung auf den Boden, legte ihre Hände ruhig auf die Oberschenkel und begab sich erneut in den Tranceartigen Zustand. Dieses Mal ging es ihr hauptsächlich darum, den Jedi-Kodex zu verinnerlichen. Wenn der richtige Augenblick da war, würde sie Adrian darauf ansprechen.

So vergingen noch einige weitere Stunden, bis sie schließlich durch die Aktivitäten des erwachten Jedi-Ritters aus ihrer Meditation geweckt wurde. Ohne viele Worte - wie üblich bei Zasuna - packte sie ihre Tasche zusammen, richtete sie ihre Kleidung und zog den langen, dunklen Umhang über. Nicht ohne jedoch abermals zu prüfen, ob sich ihr kostbarer Schatz immer noch in der Innentasche befand. Sie checkten aus dem Hotel aus, ohne dass der Miraluka der unverschämte Blick des neimodianischen Hotelangestellten entging, der mehr oder weniger überheblich nachfragte, ob "das Paar denn eine gute Nacht gehabt habe". Mit besonderer Betonung auf "Paar" und "gut". Sie konnte nicht ganz verstehen, was er damit wohl meinte. Aber da Adrian nicht weiter darauf reagierte - und es sie eigentlich auch nicht wirklich interessierte - nickte sie als Antwort einfach nur und machte sie auf den Weg zum Ausgang und der Jedi-Ritter führte sie mehr oder weniger zielsicher zu einer etwas zwielichtigen Spelunke gegenüber des wiederherrichteten Raumhafens. Es war weniger ein Raumhafen als ein einfaches Landefeld, aber schließlich war sie von zu Hause auch nichts anderes gewöhnt und kannte solche großen intergalaktischen Häfen auch nur von Bildern.


<| Bandomeer – Raumhafen |> mit Adrian

[op: Später folgt noch Teil 2]
 
<| Bandomeer – Raumhafen |> mit Adrian

Der Name "Space-Cantina" hing in Leuchtschrift in horizontal angeordneten Großbuchstaben vor der Kneipe und diente zeitgleich als Tanzstange für eine leicht bekleidete holografisch dargestellte Twi'lek-Tänzerin. Als wären damit noch nicht alle Klischees aus etlichen Holoserien bedient traten sie ein, stiegen eine Treppe hinab und sahen sich vor einem rauchigen, schlecht beleuchteten Raum mit vielen unterschiedlichen Lebensformen gegenüber. Knapp die Hälfte der anwesenden Lebewesen hielt sich vermutlich für "den besten Piloten in der Galaxis". Die meisten waren mit Alkohol, Sabacc oder den Holos von weiteren leicht bekleideten Tänzerinnen beschäftigt. Im Filmen hatte sie das schon oft gesehen. Aber dass es tatsächlich solche Läden gab.
Zasuna rümpfte die Nase und hatte Adrians Vorschlag "einfach nur hier zu warten" nichts entgegen zu setzen. Ihr Blick folgte dem Jedi, der sich durch die Menge kämpfte, bis das Blickfeld schließlich vom eher hässlichen Gesicht eines älteren menschlichen Mannes verdeckt wurde.


"Na meine Süße, hassst du dich verlaufen?"

Sie musterte den Mann von oben bis unten. Mit seinem leichten Ansatz zum Bierbach und einem komischen Schnauzbart sah er nicht wirklich bedrohlich aus. Allerdings ruhte da eine Waffe im Holster seines Gürtels und sein Alkoholgeruch seines Atems übertönte fast alle anderen von ihm ausgehenden Gerüche. Zasuna selbst konnte mit der Frage nicht viel anfangen.

"Nein."

Eine kurze und klare, für sie typische Antwort. Das sollte dem wohl hilfsbereiten Herren doch durchaus genügen.

"Kann isch dir vielleicht bei irgendwas ... behilflisch sein? Wie wäre es, wenn ich dir mein Zimmer zeige...isch könnt dir da auch was besorgen..."

Es genügte ihm wohl doch nicht. Jetzt bot er ihr sogar sein Zimmer an.

"Nein, danke, ich bin nicht müde."

Sie zuckte mit den Schultern, während der Blick des Mannes eine gewisse Verwirrung ausstrahlte. Hatte sie etwas falsch verstanden? Vielleicht lag es auch nur am zu hohen Alkoholspiegel des Mannes. Die Leute waren nicht überall so wie auf Bandomeer und in der hohen Schule der Sene Seeker. Sie trug wenig bis gar kein Geld bei sich, doch vielleicht ging es dem Kerl auch um etwas ganz anderes. Bevor sie nervös werden konnte, erschien auf einmal Adrian neben dem Mann, mit einem MonCalamari im Schlepptau. Die Anwesenheit des Jedi blieb dem Mann auch nicht verborgen. Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, um das Gleichgewicht halten zu können und nutzte die andere Hand um direkt vor Adrians Gesicht eine Handbewegung zu machen, als wolle er eine Fliege verscheuchen.

"Zieh Leine, dasss iss meine Schnecke."

Schnecke? Zasuna zog eine Augenbraue nach oben. Der Mann drehte sich etwas weiter, bis der den Mon Calamari auch noch im Blickfeld hatte.

"Oh, hübscha Fisch."

Obwohl er ganz offensichtlich dagegen ankämpfte, setzte sich seine Drehung weiter fort. Er machte einen Schritt zurück und griff mit der Hand nach einer imaginären Wand, die ihm tatsächlich keinen Halt bot und krachte dann rückwärts auf einen Tisch, wo er das Sabbaccspiel von zwei Sullustanern, einem Ortholaner und - verhängnisvollerweise - auch eines Wookiees zerstörte. Das Geschnatter der Sullustaner wurde vom Gebrüll des Wookiees, der sich wohl hohe Gewinnchancen ausgemalt hatte, übertönt.

Adrian gab ihr ein Zeichen, dass es höchste Zeit zu gehen war. Der MonCalamari war der Pilot eines kleinen Frachters, der offenbar sowieso weitere von den Jedi zur Verfügung gestellte Versorgungsgüter erneut von Lianna nach Bandomeer bringen sollte und sie somit bei dem Flug von Bandomeer nach Lianna ohne weiteres mitaufnehmen konnte. Für ein kleine Entgelt, verstand sich.

Es widerstrebte der Miraluka deutlich, den etwas in die Jahre gekommenen Frachter eines ihr unbekannten Typs zu betreten. Sie hasste Raumschiffe nach wie vor und da würde sich auch so schnell nichts dran ändern. Während der MonCal die Startvorbereitungen einleitete ließen sie sich in einer kleinen Sitzecke, bestehend aus ein paar alten Kisten als Sitzgelegenheit, nieder. Als die Maschinen im Inneren des Frachters zum Leben erwachten und das Schiff kurz darauf vom Boden abhob umklammerte sie unbeabsichtigt angespannt die hölzerne Umrandung ihrer Sitzkiste.
Sie schaute zu Adrian hinüber und hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, bevor er sie auch ihre chronische Verweigerung der Raumfahrt ansprach. Über die seltsamen Geschehnisse in der Kneipe wollte sie jedoch auch nicht unbedingt reden. Zasu strich sich eine rot-violette Haarsträhne im Gesicht, konzentrierte sich auf den Fluss der Macht um sie herum und auf ihr machtsensitives, inneres Auge. Raumschiffe waren einfach nur kalt. Aber der Jedi-Ritter vor ihr war das reinste Gegenteil, ein Quell der Wärme und des Lebens. Gut so, sie hatte sich etwas beruhigt.


"Ich will ja nicht ungeduldig sein, aber wenn wir auf Lianna sind, wie geht es dann weiter? Werden sich unsere Wege trennen?"

Sie war nicht ungeduldig, aber auf jeden Fall neugierig. Wissen war Macht. Und Zasu mochte keine Überraschungen. Wenn sie wusste, was sie erwartete, dann fühlte sie sich wohler. Und dies war eine äußerst aufregende Zeit. Außerdem lenkte das Gespräch von dem Unwohlsein im Raumschiff ab, das sich in dem Moment des Hyperraumsprunges überflüssigerweise in leichte Übelkeit wandelte.

<| Hyperraum nahe bei Bandomeer - Raumfrachter |> mit Adrian
 
[ Hyperraum nahe bei Bandomeer – Raumfrachter | mit Zasuna ]

Der Anblick des vertrauten Bildes der Lichtpunkte, die sich vor Augen in lange Linien verwandelten, als sie in den Hyperraum sprangen, ließ in Adrian ein merkwürdiges Gefühl der Erleichterung aufkeimen. Nicht, weil sie der Szenerie in der Cantina ohne großen Ärger entkommen waren – der Mensch hätte Adrian in einem Handgemenge keine ernsthaften Probleme bereitet – sondern weil ihre Abreise ihm etwas die Schwere der Verantwortung nahm, die er auf Bandomeer stets gespürt hatte. Chesara hatte zu Beginn ihrer Mission im Katastrophengebiet gesagt, man könne nicht immer nur arbeiten und helfen, sondern müsse auch ruhen. Adrian wusste, dass sie Recht hatte – aber es war ihm schwer gefallen, ihren Worten zu folgen. Der kurze Besuch von Akemi hatte es ihm leicht gemacht, für einen Abend die Katastrophen auf diesem Planeten auszublenden. Aber an den anderen Tagen und Nächten hatte er stets damit gehadert, die Arbeit niederzulegen und sich für einen Moment um sich selbst zu kümmern. Es gab immer etwas zu tun und er war nun ein Jedi-Ritter. Er musste da sein – die Leute erwarteten von ihm, dass er ihnen half. Aber diese Erwartungshaltung … sie war jetzt verschwunden. Auf Lianna würden neue Aufgaben warten, aber für den Moment konnte und musste er tatsächlich nichts zu tun. Hier gab es nur den Hyperraum. Er sah von ihrem Mon Calamari Piloten – einem schweigsamen Gesellen – zu Zasuna. Die Miraluka gehörte ebenfalls eher zu stilleren Sorte, doch jetzt schien ihre Neugier sie tatsächlich zu einem Gespräch zu drängen.

„Ich weiß auch nicht …“

antwortete Adrian vage und lehnte sich in einem Sessel zurück, den Blick zur Decke gerichtet. Tja, wie ging es weiter auf Lianna? Würden sich ihre Wege wieder trennen? Es war durchaus möglich …

„Wir werden wohl zuerst den Jedi-Rat aufsuchen … denke ich. Und dann sehen wir weiter, was der Rat mit mir vorhat – und mit dir.“

Er schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln, doch seine eigene Unsicherheit schwang ebenfalls darin mit. Nun war er ein Jedi-Ritter und früher hatte es immer gehießen, man stünde dann auf eigenen Beinen und wäre ungebunden. Doch so fühlte Adrian sich nicht. Er war nach wie vor an den Rat gebunden, einen Urlaub wie Akemi ihm vorgeschlagen hatte, konnte er nicht so ohne weiteres einlegen. Zwar stand er auf eigenen Beinen, das schon, aber die Pflichten eines Jedi konnten die Freude darüber schnell trüben. Andererseits wusste er auch: Er würde keinen Urlaub einlegen können, ohne ein schlechtes Gewissen mit sich herum zu tragen. Er war ein Teil des Jedi-Ordens um den Lebewesen der Galaxis zu helfen und diese Aufgabe wollte er so gut erfüllen, wie er konnte. Sein Blick lag immer noch auf der rothaarigen Miraluka. Zasuna hatte andere Dinge erwartet, als sie zufällig auf die Jedi getroffen war, so zum Beispiel, dass die Jedi auf Coruscant beiheimatet waren. Doch die Wahrheit lag anders, wie so häufig. Die Realität spiegelte nicht immer die eigenen Vorstellungen wieder. Adrian entfuhr ein leichtes Seufzen, der Hauch von Erleichterung, die ihm der Hyperraum vermittelte, schwang noch immer darin mit.

„Wir werden sehen.“

Wiederholte er seine eigenen Worte leise und sah auf sein Crono. Die Reise würde einige Zeit in Anspruch nehmen – und obwohl er sich auch ein wenig entspannen wollte: Es gab noch einiges zu tun. Zasuna würde weitere Lektionen in der Macht von ihm erlernen können – auch wenn sich ihre Wege möglicherweise bald trennen würden. Er war schließlich hier um zu helfen.

[ Hyperraum nahe bei Bandomeer – Raumfrachter | mit Zasuna ]


[OP] Damit geht's dann weiter auf Lianna. ;) [/OP]
 
The Bucket and the Beast

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Kreuzerhangar IV – DRD Stalwart – Sektion C17] LT Gilbert Ross und CDR Melinda Farlander

Der Rundgang durch das nahezu verlassene Schiff, nur einige Technikerteams waren an Board, dauerte nun beinahe schon drei Stunden an und Gilbert Ross konnte es immer noch nicht wirklich fassen. Ungläubig fragte er also zum bestimmt zehnten Mal.

„Das ist also dein neues Schiff?“ Die Betonung war unmissverständlich. Dennoch war die Antwort immer noch so begeistert, wenn nicht sogar noch begeisterte als schon beim ersten Mal. „Ja!“

„Es ist uralt!“ versuchte er zu protestieren.

„Schiffe wie das werden heutzutage einfach nicht mehr gebaut.stimmte Melinda Farlander, ihres Zeichens kaum eine Woche Commander der republikanischen Flotte, zu.

„Aus gutem Grund. Wir sind technologisch viel weiter.“, gab er zu bedenken.

Aber die angehende Kommandantin hielt dagegen:
„Die Stalwart ist ein tolles Schiff.“
„Es ist ein Eimer Altmetall!“ Melinda machte Anstalten zu protestieren, ihre Lippen zogen sich zusammen und um ihre Augenpartie kündeten die ersten Anzeichen von Lachfalten, dass sich auch ihre Augen verengten. Beim genauen Hinschauen konnte Gilbert Ross – seines Zeichens angehender Chefingenieur des Schrotteimers – erkennen, dass die Pupillen seiner zukünftige Kommandantin leicht von links nach rechts flackerten. Sie hatte keine Gegenargumente! Bevor er loslachen konnte lenkte sie ein.
„Na gut... es ist ein alter Eimer... aber es ist mein Eimer. Und damit ist es der beste Eimer den ich haben kann... weil...“

„...weil es deiner ist?“

„Ganz genau. Mein Eimer. Mein Altmetall. Mein eigenes Kommando. Weißt du eigentlich was das bedeutet?“

„Auf dich kommt eine große Verantwortung zu und du reißt mich mit ins Verderben, weil ich so ein guter Freund bin.“

„Auch... aber eigentlich meinte ich eher, dass ich wieder meine Wette mit Will gewinne. Ich hätte sogar noch drei Jahre Zeit.“

„Ihr habt wieder gewettet?“

„Hmmhmmm...“ brummte Melinda und schaute sich ausschweifend im Gang um, vielleicht könnte sie dem Kommenden ja dadurch ausweichen.

„Meinst du nicht du solltest die Ziele in deinem Leben danach aussuchen was du willst?“

„Mache ich doch.“

„Nein, alles was du tust machst du im Prinzip aus Trotz.“

„Das ist aber eine sehr negative Einstellung. Es gibt nichts Schöneres im Leben, als wenn jemand behauptet 'Du kannst das nicht schaffen.', ihm das Gegenteil zu beweisen.Das Grinsen der kleingewachsenen Frau strahlte wie die Sonne über Chandrila, hell und klar.

„Bist du nicht so überhaupt erst auf die Flottenakademie gekommen.“

„Jop. Sie haben meinen Bruder abgelehnt und ich hab ihn vielleicht ein bisschen zu viel damit aufgezogen, aber hey... das ist mein gegeben Recht als seine Schwester. Irgendwann hat es ihm gereicht und er meinte, dass wenn ich es besser könne, dann solle ich es doch tun.“
Es folgte ein noch zufriedeneres Grinsen.
„Ich schicke ihm heute noch Kopien meines Offizierspatent zum Geburtstag.“

Ross machte sich klar was es für seine Zukunft bedeuten würde und versuchte nochmal an ihre Vernunft zu appelieren: „Melinda, willst du wirklich diesen Schrotthaufen kommandieren?“

„Ja, klar. Die Stalwart ist ein wunderschönes Schiff. Ich liebe es jetzt schon.“


„Das sagst du nicht zufällig nur weil es dein Schiff sein wird?“ Er kannte die quirlige Blondine und ihre begeisterungsfähige Art nur zu gut.

„Nein. Das Schiff ist zwar älter als wir Beide zusammen, aber man kann hier förmlich Tradition der Flotte einatmen.“

Was Melinda auch direkt vorführte, und eine Nase voll nahm. Das triumphierende Grinsen wich schnell aus ihren Zügen, als sie angewidert das Gesicht verzog und anfing zu husten.


„Bääh... das riecht nach altem Schweiß und Schimmel. Riech auch mal.“


Ross starrte die blonde Offizierin entgeistert an und zwang sich anscheinend durch den Mund zu atmen. „Du meinst das nicht ernst?“

Melinda sah sich skeptisch um und hatte mittlerweile die Hand vor den Mund erhoben.
„Doch, ich glaube in der Sektion sind die Luftfilter defekt oder lange nicht mehr gewartet worden. Setz es auf die Liste oder beweise mir das Gegenteil und setz es nicht drauf.“

„Ich bin mir nichtmal sicher, ob es der Kahn überhaupt aus der Atmosphäre schafft.“

Nun war es an der Kommandantin ziemlich beleidigt zu gucken und kam nicht umher ihren Chefingenieur zu belehren: „Mein Dad hat immer gesagt, dass es nicht nur um Knöpfe und Zahlen geht. Die erste Regel der Raumfahrt beruht nicht auf Technologie sondern auf Liebe.“
Sicherlich, es war eine romantisierte Sichtweise, aber sie gefiel Melinda und sie war davon überzeugt, dass ein Kern Wahres darin ruhte.

„Man kann die komplette Theorie vergessen. Wenn man mit ein Schiff in großen Schwierigkeiten steckt, dass man nicht liebt, hat man nicht die geringste Chance. Aber Liebe hält sie zusammen auch wenn sie eigentlich auseinanderbrechen müsste. Liebe lässt dich spüren was sie braucht, wie weit sie für dich gehen kann."

Und da war noch der Punkt der viel wichtiger war.
„Liebe macht das Schiff zu einem zu Hause.“

Melinda erntete betroffenes Schweigen und einen skeptischen Blick

„Du meckerst doch sonst immer über das Temperament von Schiffen...weshalb sollte es dir schwerfallen an die Seele eines Schiffs zu glauben?“


Die Lippen von Lieutenant Ross bewegten sich und er musste irgendwas in seinen Bart murmeln, bei seiner Kommandantin kam aber nichts an. Also fragte sie dreist grinsend nach: „Was?“

„Ich sagte: Und dafür opfern wir Beide unsere freie Zeit.“

„Das machst du sowieso alles wieder wett, wenn du die Wartungslisten manipulierst.“ Ein triumphierendes Lächeln und ein herausforderndes Wippen mit den Augenbrauen entwaffnete den Vorwurf.

Gilbert seufzte einmal mehr tief.
„Ich kann dich nicht davon abbringen, diesen eingemotteten Schrotthaufen kommandieren zu wollen. Wann soll es losgehen? Ich kann dich schließlich nicht allein ins Verderben ziehen lassen.“

„Eigentlich sollte das Schiff stillgelegt werden – zumindest bis zur...“ und sie verwendete Airquotes “ 'Modernisierung zur Angriffsfregatte' Aber der Befehl wurde aufgehoben, der Landurlaub an die Besatzung wurde aber nicht gekürzt. Das offizielle Abpullen wird also frühestens in einer Woche stattfinden. Captain Farnsworth hat mir aber schon eine Liste geschickt was für Personal er mit auf sein neues Kommando übernimmt und vom Personalwesen der Flotte habe ich auch schon Einiges vorliegen. Während du also durch Wartungsschächte kriechst führe ich Interviews. Und ganz nebenbei retten wir die Stalwart von der Schlachtbank.“

„Es wird immer besser, wie du meine Zeit ungefragt verplanst.“


„Seien wir ehrlich, du wirst protestieren, vielleicht schreien, ich könnte mir auch vorstellen, dass du dich auf den Boden wirfst und ein bisschen strampelst und für einen verschwindend winzigen Moment mag ich sowas wie ein schlechtes Gewissen bekommen.“ Die vorgetäuschte Anteilsnahme war zu offensichtlich und das sie grinste half ihrem Versuch gespielt ernst zu wirken nicht wirklich. „Aber wir wissen Beide, dass der nicht andauern wird.“ Melinda kam nicht oft dazu, dieser Seite ihrer Persönlichkeit freien Lauf zu lassen, also genoss sie es nach Herzenszügen. Und das angedeutete Schmunzeln auf Ross Lippen betrog seine vorgegaukelte Getroffenheit. „Zumal du sowieso keine Ruhe findest, bis du das Schiff auf Herz und Nieren geprüft hast, sonst wärst du nicht in deiner Freizeit hier.“

Dennoch musste er nachhaken: „Du sorgst dafür, dass mir die Zeit nicht als Landgang ausgelegt wird?“

„Großes Farlander-Ehrenwort.“

Der Ingenieur schüttelte resignierend den Kopf. „Also gut. Pub?“

„Pub.“, bestätigte Melinda und man trat zumindest für heute den Rückweg an.

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Kreuzerhangar IV – DRD Stalwart – Sektion C17] LT Gilbert Ross und CDR Melinda Farlander
 
Zuletzt bearbeitet:
The embarrasment of having a call sign

[Bandomeer – Bandor – Veteran 8] Stammgäste und Melinda Farlander

„Hey, Mak. Hier drüben!“ versuchte Melinda den Karaokasänger, der das Publikum nach allen Regeln der Kunst folterte, zu übertönen und ihrer langjährige Freundin zu signalisieren, wo sie war. Aber sie hatte keine Chance, der Ishi-Tib auf der Bühne war seid einer halben Stunde nicht runtergekommen und gab immer noch alles. Es war wie eine Art Privatshow die niemand wollte. Als kurz kein Text zum Schiefsingen erklang, rief die Blondine nochmal nach Elisabeth McKenzie (Mak) und wedelte mit den Armen. „Mak, ich bin hier!“
Die brünette Offizierin, die beruflich die Verantwortung über eine ganzes Regiment Marines inne hatte, nahm entweder ihre Stimme, oder die Bewegung aus den Augenwinkel wahr, denn als der Ishi-Tib wieder anfing Melindas Trommelfell zu quälen sah sie McKenzie lächeln und ihr zuwinken, um sich auch in ihre Richtung durch die langsam leerende Bar hindurchzuwinden. Das Veteran 8 war bei den Besatzungen des Flottenstützpunkt eine beliebte Lokalität, da man hier günstiger Trinken konnte. Der Besitzer, ein Cathar, hatte bei den Marines gedient – bis zu seiner Verletzung, die ihn nur noch humpelnd fortbewegen ließ. Somit trank die Flotte hier mit Preisnachlass, nur die reguläre Armee durfte tiefer in die Tasche greifen. Aber das war kaum verwunderlich, war die Rivalität zwischen Marines und Armee schon fast legendär. Wenn da nicht der gemeinsame Feind war, konnten beide Teilstreitkräfte kaum miteinander.

„Schön dass du es schaffen konntest.“
Freute sich Melinda aufrichtig und musste wirklich laut sprechen um den Ishi-Tib zu übertönen. Es war Jahre her, seit sie Mak in live getroffen hatte. Sicher, man war über das Holonetz in Verbindung geblieben aber es war nicht das Gleiche.

„Ich kann nicht glauben, dass du mich dazu überreden konntest.“ antwortete die brünette Truppenoffizierin ebensolaut und umarmte dann ihre Freundin.

Die den Vorwurf lediglich mir einem: „Ich konnte dich schon immer zu Unfug anstiften.“ , quittierte.

„Oh ja... ist das hier nicht son Flottenschuppen?“ Typisch Mak, sie war mehrere Monate hier stationiert, aber es brauchte Melinda um sie aus ihrer Arbeitsglobule herauszuziehen und ein bisschen Spaß zu haben.

„Hmmhmm... man hat mir gesagt, das wäre der beste Laden auf ganz Bandomeer. Du warst noch nicht hier?“

„Nein, ich kenne das Veteran 8 nur von Disziplinarberichten. Die Armeejungs und -mädels können es sich nicht verkneifen hier regelmäßig vorbeizukommen und Stunk zu machen. So wirkliche Gewinner zwischen meinen Marines und den Schlammkrabblern gibt es aber nie, zumindest wenn ich den Berichten Colonel Ferris glauben schenken darf.“

„Man könnte sagen, wir stehen notwendigerweise in regelmäßigem Austausch...“

Das Veteran 8 hatte sogar eine echte Bedienung, keine Maschine, um die Bestellung entgegenzunehmen. Die hübsche Zeltros war mittlerweile auch an ihrem, in einer Ecke gelegenen, Tisch angekommen. Mit ihren weißen Tanktop und den engen Jeans ließ sich vermutlich wirklich gutes Trinkgeld verdienen und auch das auf den Namensschild der Name 'Candy' stand tat dabei wohl nicht weh.

Ungefragt stellte sie zwei glühende Supernova-Cocktails auf dem Tisch ab.


„Von den beiden Gentlemen dort drüben.“, erläuterte 'Candy' während sie in Richtung der Angesprochenen nickte.

Beide großgewachsen, sportlich, einer blond der andere mit dunklen Haaren, sie gaben durchaus einen angenehmen Anblick ab. Mit einem Lächeln toastete Melinda ihnen zu und versuchte dann den Drink.

„Zehn Credits sagen das sind Kampfpiloten.“

Elisabeth McKenzie war weit weniger begeistert, ihr Gesichtsausdruck sprach Bände.

„Mak, du musst lernen zu leben.“

„Das hast du auch in der Grundausbildung gesagt, und kurz darauf hat mich der DI fast mit Korren erwischt, wenn er sich nicht durch Fenster nach draußen geflüchtet hätte.“

Melinda lachte in Erinnerung an den Vorfall. Es war wirklich urkomisch, wie Korren nackt, wie das Universum ihn geschaffen, seine Blöße bedenkend, auf dem Fenstersims balancierte und hinter ihm der Vorhang zugezogen wurde. Melindas Einheit war zu dem Zeitpunkt auf dem Exerzierplatz und sie selbst hatte es direkt bemerkt, aber nach und nach bemerkte auch den Rest der Einheit den nackten Mann auf dem Fenstersims. Es hätte ein Haufen Ärger für Korren und Mak bedeutet wenn der eigentliche Grund raus gekommen wäre. Aber es sollte niemand sagen, Melinda wäre nicht bereit für ihre Freunde in die Bresche zu springen. Ein 'Private springen sie nicht, sie haben noch soviel für das es sich lohnt zu leben!', änderte die Situation grundlegend. Sicher, dass er danach Wochenlang im Raum der Nachtwache schlafen musste, um immer unter Aufsicht zu stehen (damit man einen Selbstmord ausschließen konnte), war unangenehm, aber es war eine tolle Geschichte aus der Grundausbildung. Und Korren Selmy konnte sich wirklich nicht beschweren, soviel Melinda wusste, war er heute Captain und führte seine eigene Kompanie.

„Ach ja...", seufzte sie nostalgisch. "Das war echt ne witzige Geschichte.“

„Das wären nicht die Worte die ich benutzen würde.“ Elisabeth konnte durch das offizielle Ende des Karaokeabends und dem Entfernen des Ishi-Tib von der Bühne wieder in normalem Tonfall antworten.

„Komm schon es war wirklich witzig. Jeder hat solche Geschichten aus der Grundausbildung. Stell dir mal vor du hättest gar keine, dann würdest du einfach nicht dazugehören.“


„Es geht ja nicht darum, dass ich diese eine Geschichte habe. Es geht darum, dass ich dank dir zu viele Geschichten aus der Grundausbildung habe.“

Bevor die Schuldfrage eingehend geklärt werden konnte, stellten sich die spendablen Gentlemen, vor die ihren Weg zum Tisch der beiden Frauen gefunden hatte.


„Ich bin Meteor, das ist Blaze.“

Mak schob wortlos einen zehn Creditchip zu Melinda.

Wenn 'Meteor' irritiert war, ließ er es sich nicht anmerken. Die Blondine bedeutete, dass sie sich setzten sollte.

„Das ist Elisabeth und ich bin Melinda.“

„Wie kommts das ihr solche Namen habt?“ ließ sich auch Elisabeth auf das Spiel ein.

„Wir sind Kampfpiloten und am Ende der Ausbildung wählt man sich seinen Rufnamen.“

„Woooow...“ gab Melinda begeistert und mit großen Augen von sich, zwinkerte Blaze zu und meinte mit einem verschmitzten Lächeln: „... aber das ist totaler BS und wir sind keine Zivis. Was habt ihr verbockt, um eure Rufnamen zu bekommen?“

Nun wirkte Meteor doch etwas verstört, sein Kumpel rettete die Situation aber.

„Seid ihr von Fach?“

„Indirekt.“ gab Elisabeth zu. „Wir kommandieren Leute wie euch rum.“

„Aber nicht heute. Dienstfrei.“
Sie schaute lächelnd von Einem zum Anderen.
„Also, Meteor und Blaze, wie kamen eure Rufnamen wirklich zu Stande.“ Melinda wusste, dass Rufnamen üblicherweise von den Staffelkameraden vergeben wurden und sich entweder auf den Nachnamen des Piloten oder einer Sache die er grundlegend verbockt hatte beriefen.

Der blonde Blaze machte schließlich den Anfang, nachdem er und Meteor sich einen fragenden Blick zugeworfen und schließlich genickt hatten. Wenn das kein Flügelpaar war, würde Melinda nen R7-Droiden fressen.


„Bei mir isses eigentlich wirklich schnell erklärt. Nach einer durchzechten Nacht habe ich es geschafft mich in der Barackenküche selbst anzuzünden. Seitdem bin ich Blaze. Der Name verfolgt mich, egal wo ich stationiert bin.“

Elisabeth hatte sich gerade dazu durchgerungen doch von ihrem Supernova zu probieren und konnte sich gerade noch beherrschen die Flüssigkeit nicht wieder ins Glas zu prusten. Auch die kleine Blondine amüsierte sich ganz vorzüglich, was sich in einem schiefen Grinsen zeigte und wohl auch Meteor ermutigte seine Hintergrundgeschichte zu offenbaren:

„In einem Nachtrainingseinsatz hab ichs verbockt. Wir haben Abfang- und Bombardmentübungen durchgeführt, ich habe meinen Zielanflug auf 40000 Metern angefangen, und die gesamte verfügbare Energie in den Antrieb umgeleitet um eine nachbrennerähnliche Wirkung zu erzielen. Das hat auch geklappt, leider zu gut. Mein improvisierter Nachbrenner hat meine Kondensstreife so hell erleuchtet, dass es vom Boden wie ein Meteoritenschauer ausgesehen hat. Dazu hat es jeden Abfangjäger in Reichweite über meine Position informiert und die Übung war für mich direkt vorbei.“

Mak hatte aus der ersten Schilderung gelernt und diesmal nicht an dem erstaunlich leckerem Getränk genippt und ihr helles, ansteckendes Lachen erklang.

„Ladies, die Herrschaften.“ mit einem Nicken setzte sich Gilbert wie selbstverständlich zu der Gruppe dazu, in jeder Hand ein Pint corellianisches Ale, von dem er auch direkt trank. Drei skeptische Blicke perforierten ihn.

„Das ist mein Schatten, Gilbert Ross. Wohin ich auch gehe folgt er mir.“, erläuterte Melinda mit einem freundlichen Lächeln.

Der 'Schatten' verzog beim Trinken missmutig das Gesicht und setzte sein Glas ab.


„Aber auf eine total gute, nicht creepige Art und Weise. Das Personalbüro hat uns immer aufs selbe Schiff versetzt.“, versuchte Gilbert klarzustellen, bevor es zu Missverständnissen kommen konnte.

Dann schaute er fragend zu Melinda.


„Wer sind die ganzen Leute?“

Die angehende Kommandantin stellte ihre mehr oder weniger bekannten Begleiter vor und ein gemütlicher Abend nahm seinen Lauf. Er war geprägt von Witzen und Prallereien der Piloten, der Verwendung leerer Flaschen und Gläser als Props um taktische Manöver - die im Verlauf der Operation Republic Dawn zur Verwendung gekommen war - nachzustellen durch Mak und Melinda. Gilbert sorgte für regelmäßigen Nachschub an den leeren Behältnissen und fraß einen Narren an Candy. Schließlich wurde auch die Karaokemaschine wieder angeschmissen nachdem der Ishi-Tib das Veteran 8 verlassen hatte und Melinda bequatschte alle Begleiter zum Singen, wobei niemand den eigenen Song wählen durfte. Das Mak für sie als erstes Lied einen ihrer Teenypopstarsongs auswählte war die neckende Geste, an der Melinda erkannte, dass ihre gute Freundin 'auftaute' und sich nicht innerlich zurückzog. Elisabeth McKenzie war eine gute Soldatin und noch bessere Kommandantin, aber ihr Privatleben war quasi nicht existent. Melinda hatte sich schon seit der ersten Begegnung an der Akademie auf Lianna verpflichtet gefühlt das zu ändern. Mak wusste es zwar noch nicht, aber dazu würde die blonde Flottenoffizierin in Zukunft einiges an Gelegenheit haben, da McKenzies Marines auf der Stalwart stationiert waren und es wieder sein würden. Eigentlich hatte Melinda es ihr heute sagen wollen, aber nachdem sie 'Rebound Love' singen musste, hob sich die Commander das lieber für Tag eins auf.

[Bandomeer – Bandor – Veteran 8] Stammgäste (darunter Meteor und Blaze), Gilbert Ross, Elisabeth McKenzie und Melinda Farlander
 
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Partners in Crime

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Verwaltungstrakt] Melinda Farlander

Es war viel zu früh. Nicht einmal die Sonne war aufgegangen und mit einem Gähnen auf ihre rechten Handrücken bestätigte Melinda, dass der Kampf gegen die Müdigkeit noch andauerte. Am vergangene Abend war die Zeit im Veteran 8 nur so vorbeigezogen, so dass nicht einmal McKenzie argumentieren konnte, dass es nicht vernünftig wäre so lange zu bleiben. Erst als ihre Gruppe die einzig verblieb und Candy anmerkte, dass man bald schließen wollte, klopfte die Realität mit einem hässlichen Grinsen an. Nach einer viel zu kurzen Nachtruhe trug die gebürtige Chandrilianerin wieder die beigfarbene Uniform der Streitkräfte, in ihrer linken Hand befand sich ein Mitnehmkaffeebecher aus Pappe mit der typischen Plastikabdeckung, doch befand sich darin schwarzer Tee – Kaffee drehte sie zu sehr auf – , in der Rechten ein Datenpad. Um ihre bevorstehenden Verwaltungsaufgaben in Angriff zu nehmen, stapfte Melinda in Richtung ihres temporären Büros, dass man ihr zugeteilt hatte, bis die Stalwart unter ihrem Kommando stand und sie ihre Kabine auf dem Schiff bezog.

Die erste Problematik des Tages stellte die Tür zum Büro dar, die Keykarte hatte sie in der linken Tasche, also stellte sie den Teebecher auf dem Datenpad ab, kramte in ihrer Tasche, fand das Plastikkärtchen und verwendete es am magnetischen Türschloss. Mit einem leisen Klick, gefolgt von einem Zischen gab die Tür den Eintritt in das drei auf drei Meter große Büro frei. Am Ende des Raums befand sich ein recht hoher, metallener Schreibtisch, in dem ein Terminal eingelassen war, als auch der Bürostuhl. Davor befanden sich drei ausgeblichene Sitzsessel und die Luft roch abgestanden. Auch nachdem sie das Licht eingeschaltet hatte konnte Melinda kein Fenster ausmachen. Ganz toll, man hatte ihr einen spartanischen Bunkerplatz zugeteilt. Aber wenigstens war es nur für ein paar Tage. Die Blondine umrundete den Schreibtisch und schloss ihr Datenpad an das Terminal an und setzte ihren Becher ab. Bevor sie sich setzen konnte, ertönte der Türsummer.


„Kommen sie rein.“

Der Besucher sah ungefähr genauso mürrisch aus, wie Melinda sich müde fühlte. Mit seinen zwei Metern Körpergröße stellte Kel Thano, seines Zeichens angehender erster Offizier der Stalwart, optisch das genaue Gegenteil seiner Kommandantin dar. Braunes, kurzes, dickes Haar, dazu ein kräftiger Vollbart, der am Kinn bereits am ergrauen war, und vom Altersunterschied der beiden Offiziere kündigte, das Erscheinungsbild wurde komplettiert von harten, stahlgrauen Augen.

„Kel.“, meinte die Blondine sichtlich überrascht.

Wieder umschritt sie den Schreibtisch, um ihm lächelnd die Hand zu reichen. „Schön dich zu sehen. Mit dir habe ich erst ab Morgen gerechnet.“

Die riesige Pranke Kels schloss sich um die zierliche Hand seiner Kommandantin und durch den dichten Bart zeigte sich so etwas wie der Ansatz eines erfreuten Schmunzelns. „Ich konnte überraschend einen Transporter früher nehmen. Scheint als verlege man weiterhin Material, für den Fall dass der Frieden nur eine Farce ist.“

Der Frieden war das Gesprächsthema Nummer eins in den Streitkräften. Jeder hatte eine Meinung.

„Komme ich ungelegen?“

„Nein... ganz im Gegenteil. Ich wollte heute mit den Interviews für die Wachoffiziere anfangen. Dann muss ich mir deine Meinung nicht nochmal extra einholen.“

Nach dem Hanschlag trat Melinda wieder hinter den Schreibtisch. „Setz dich, ich kopiere mir nur schnell die Daten auf das Terminal, dann kannst du sie auf dem Datenpad einsehen.“ Während sie den Kopierauftrag veranlasste erzählte sie munter weiter.

„Captain Farnsworth reißt uns die Besatzung der Stalwart leider sehr auseinander, quer durch alle Wachschichten.“, beschwerte sich Melinda und setzte sich.Es gibt einige Stellen die wir neu besetzen müssen, allen voran Feuerleit – Flugleit- und Navigationsoffizier.“ Sie nahm das Datenpad von der Netzwerkstation und schob es zu Kel, der sich gesetzt hatte und sie weiterhin um einiges überragte hinüber.

„Das Personalbüro hat ein paar Kandidaten vorgeschlagen und mir die endgültige Entscheidung überlassen.“


Immerhin musste sie mit den Leuten arbeiten und da war eine gute Chemie sehr hilfreich. Generell versuchte das Personalbüro Schiffskommandanten bei der Zusammenstellung ihrer Kommandocrew nicht im Weg zu stehen und war auch bereit hier und da Zugeständnisse zu machen. So hatte man ihrem Antrag zu Lieutenant Commander Thano, vormals dritter Wachoffizier der Vigil, zugestimmt, nachdem ihr Kapitän sein Okay gab. Dass Lieutenant Gilbert Ross der Stalwart zugeteilt wurde, war auch keine Überraschung. Von den beiden Offizieren und der Bitte, Lieutenant Colonel McKenzie als kommandierender Offizier der Marines behalten zu können, abgesehen hatte Melinda keine großen Ansprüche gestellt. Ein paar Unteroffiziere und Mannschaftsgrade gesellten sich hinzu, aber alles in Allem weniger als 50 Personen. Captain Farnsworth hingegen nahm fast ein Drittel der Besatzung mit, was doch sehr ungewöhnlich, aber im Hinblick darauf, dass die Stalwart eigentlich eingemottet werden sollte, nicht überraschend war.

„Generell werden wir alle Hände voll zu tun haben, um das Schiff wieder Gefechtsbereit zu bekommen. Ein Drittel der Crew wird neu sein, davon die Hälfte komplett grün. Und die Akte von Farnsworth war auch nicht sehr hilfreich darauf, auf möglicherweise bestehende Konflikte in der Besatzung hinzuweisen.“

„Und bei 19000 Mann an Bord wird es die garantiert geben.“, brummte Kel seine Bedenken.

„Ganz genau, deshalb...“

Melinda stockte, während ihr Sichtfeld nach unten wanderte. Nicht etwa weil sie den Kopf oder die Augen bewegte, sondern weil der Bürostuhl nachgab und die Sitzfläche nicht mehr oben hielt. Sie beugte sich nach links, dann nach rechts, um nach dem Einstellhebel und dem Problem zu sehen. Die Blondine fand den Hebel.

„... deshalb...“, nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf. „...will ich nicht nur Kompetenz im Fachbereich, sondern auch den Fokus bei soziale Kompetenzen.“ Sie drückte sich leicht vom Boden ab, hielt den Hebel und ihr Sichtfeld wanderte wieder nach hoben, was ein triumphierendes Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Wieder auf der Höhe angekommen, dass ihre Füße den Boden gerade so noch berührten, ließ sie den Hebel wieder los.

„Ich sehe du hast schon einige Favoriten für diverse Wachschichten markiert.“ merkte Kel in seinem dunlken Basston an, während er die Akten durchsah und er hatte damit vollkommen Recht.

„Ja, aber ich will allen Kandidaten eine faire Chance geben und wie schon gesagt, möchte ich auch deine Einschätzung. Nicht jeder der auf dem Papier gut dasteht, ist auch für den Brückendienst geeignet. Die Leute müssen belastbar sein und sich nicht von Kleinigkeiten ablenken lassen, sondern ihre Führungs- und Fachqualität muss jederzeit im Vordergrund stehen.“

Mit einem Rumms fiel die Sitzfläche, begleitet von einem überraschtem Fluch, wieder runter und Melinda schaute nur noch knapp über die Tischfläche. Sie schaute zu Kel, dessen Lippenregung hinter dem dichten Bart nicht zu erkennen war und nur die Andeutung von Belustigung lag in seinem Blick. Melinda bedeutete ihm mit erhobenem Zeigefinger einen Moment zu warten und machte sich wieder am Hebel für die Sitzhöhe zu schaffen. Sie stellte den Sitz wieder auf die richtige Höhe und wackelte dann sichtlich und deutlich hörbare mit dem Stuhl von Links nach Rechts und war zufrieden als es hielt.

„So... das muss jetzt aber wirklich halten.“

Zufrieden mit sich selbst und dementsprechend strahlte Melinda auch, verschränkte sie die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. In dem Moment gaben zwei der Rollen nach und mit einem überraschten Schrei und einem lauten Rummsen stürzte Melinda Farlander nach hinten, versuchte noch nach dem Schreibtisch zu greifen, ihre Fingerkuppen erreichten auch noch die Kante, der Daumen kam jedoch nicht an die Unterseite und so stürzte sie unweigerlich nicht nur nach hinten, sondern ab.

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Verwaltungstrakt] Kel Thano und Melinda Farlander
 
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the broken chair conundrum

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Verwaltungstrakt] Kel Thano und Melinda Farlander

„Es war wirklich kein feiner Zug von dir, die Kandidaten das Gespräch auf dem kaputten Bürostuhl sitzen zu lassen.“ Und es hatte nicht nur Kel einiges an Selbstbeherrschung gekostet, während der Gespräche sich nichts anmerken zu lassen. Der Stuhl für die Bewerber war 'rein zufällig' kaputt.

Melinda winkte lapidar ab, konnte das verschmitzte Lächeln aber kaum verbergen.


„Es hat uns eindeutig gezeigt, wer sich von Kleinigkeiten aus dem Konzept bringen lässt.“
Sie kramte aus dem Bewerberstapel ein Flimsiplast zu Lieutenant Awapo Ack'klar, einem Mon Calamari, hervor.
„Lieutenant Ack'klar ist fast ausgerastet, und hat mehr mit dem Stuhl gekämpft, als sich auf das eigentliche Gespräch zu konzentrieren. Ich will nicht wissen, was für Fehler der Mann macht, wenn im Gefecht alles snafu ist und sein Training die Situation nicht abdeckt.“

Mit einem Brummen nickte Kel Thano, bevor die Blondine wieder das Wort ergriff.

„Auf dem Papier hat er echt gut dagestanden. Bester seiner Abschlussklasse und hat sich auch auf den Posten des Operationsoffizier auf der Reef of Balance ausgezeichnet. Allerdings nur im Patrouillendienst.“


„Also ist er raus?“ hakte er schließlich nach.

„Von meiner Seite aus ja. Ich glaube er ist ne ganz schöne Mogelpackung.“

„Bei mir ist er auch gestrichen, aber aus anderen Gründen. Sein Handwerkszeug beherrscht er zwar, aber er nimmt dich nicht als Autorität wahr, er hat sich immer an mir orientiert. Ihm sind die Gesichtszüge fast entgleist, als er beim Salutieren nach unten schauen musste. Ich bin aber auch geneigt deiner Einschätzung zu glauben.“

„Hmmm... dann hat mich mein Eindruck also nicht getäuscht. Das hab ich bei mir auch vermerkt.“ Und hob ihr Datenpad wie um es zu beweisen hoch, um dann im Plauderton auf weitere Kandidaten einzugehen.

„Lieutenant Yoli hat mir gut gefallen. Hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, war immer gefasst und ihre Qualifikationen können sich auch sehen lassen.“

Das war reinste Untertreibung, wie um sich zu versichern kramte sie auch nochmal die Akte der Mirialianerin hervor.

„Ich frag mich warum sie nur Lieutenant ist. Ihr Leistungsprofil ist fast schon zu gut, sie könnte auf nem kleinen Schiff XO sein, oder mit ner Beförderung ein eigenes Kommando verdienen. Aber sie sitzt seit fünf Jahren auf dem Posten fest.“

„Hast du ne Theorie?“

„Wird dir nicht gefallen.“
warnte Kel vor. „Sie ist die Nichte von Gawan Yorindel“ Melinda antwortete mit einem fragenden Schulterzucken. „Und das muss mir was genau sagen?“

„Der Senator von Mirial. Ich kann mir vorstellen, dass es ne Familiengeschichte ist. Er ist schon immer ein großer Befürworter des Friedens und er hat ironischerweise gute Kontakte in die Flottenführung. Wenn Yoli eine prominente Position in der Flotte inne hätte könnte es seinem Image schaden.“

Weiterhin riet er zur Vorsicht:
„Das kann auch für uns zu Problemen führen, ich kann meine Fühler ausstrecken und überprüfen ob an der Theorie was dran ist. Dann können wir entscheiden.“

„Nein. Lieutenant Yoli hat unabhängig von ihrer Familiengeschichte die Chance verdient sich zu bewähren. Sie ist ihre eigene Person, dass muss auch ein Senator akzeptieren können. Ich will sie für die erste Wachschicht.“

„Flugleitoffizier.“
, führte er ihren Gedankengang weiter aus.

Melinda nickte sachte. Lieutenant Nivia Yoli verfügte über eine freundliche, aber bestimmte Art mit der sie auch Pilotenegos zügeln konnte. Die Mirialanerin war ein Ruhepol den die Stalwart sicherlich gut gebrauchen konnte.

Kel verglich die Notizen der Kommandantin mit seinen eigenen, legte die Stirn in Falten und atmete schwer aus.


„Bist du dir sicher, dass du Ardinn als Waffenoffizier haben willst?“


„Ja, der psychologische Dienst hat ihm Diensttauglichkeit attestiert.“
, sprach Melinda gezielt die Befürchtung ihres ersten Offiziers an.

„Er war fünf Jahre in imperialer Kriegsgefangenschaft, genügend Zeit ihn umzuprogrammieren.“
Die Chandrilanerin hatte in die Richtung auch Bedenken gehabt, aber Ardinn konnte nicht nur durch Kompetenz überzeugen, sondern seine Beweggründe eindringlich, offen und ehrlich dargelegt. So dass Melinda sich nur zu gut in seine Rolle hineinversetzen konnte und sie schließlich dazu bewegte ihm die Möglichkeit zu geben sich zu beweisen.
„Ich hab den Bericht auch gelesen aber ich glaube nicht dran. Genau genommen kann ich ihn gut nachvollziehen. Stell dir vor das Imperium tut dir das an. Hält dich fünf Jahre unter unwürdigen Konditionen gefangen und du entkommst, nur um festzustellen, dass dir alle misstrauen. Wenn du nichts tust, vielleicht noch aus dem Dienst austrittst, dann hat es gewonnen. Es hat dich zerstört, nachdem du wieder in Freiheit bist. Seit vier Jahren schiebt man ihn von einer Lehrposition an der Flottenakademie zur nächsten. Er hat sogar eine Degradierung in Kauf genommen, um wieder in den aktiven Dienst zu kommen. Ich würde ihm gerne die Chance geben.“

„Ein Deck unter den Füßen und eine Aufgabe wird ihm gut tun. Den Posten des Feuerleitoffiziers hatte er schon auf der Diligance inne, ein baugleiches Schiff. Davon abgesehen können wir seine Erfahrung wirklich gut gebrauchen.“

„Ich will ihm nur nicht zu viel zumuten.“, bemerkte Kel noch nicht ganz überzeugt.

„Lieutenant Ardinn ist eine Kämpfernatur, der wird sich durchbeißen.“

Der bärtige Offizier merkte schon, dass sich Melinda nicht umstimmen lassen würde, aber seine Sicherheitsbedenken konnte er auch anders anbringen um einen Kompromiss zu finden. „Also gut, aber beim ersten Anzeichen von PTBS ist er raus und wir lassen seine Konsole und Kommunikation überwachen.“

Die Kommandantin verzog nachdenklich die Mundwinkel, und lies sie mehrfach von links nach rechts wandern bevor sie darauf einging.

„Dann will ich ihn aber auch auf die besondere Natur seiner Rückkehr in den aktiven Dienst hinweisen. Nichts genaues, nur eben, dass er weiß dass wir ein Auge auf ihn haben müssen. Wenn er da keine Einwände hat, steht meiner Meinung nach nichts mehr im Weg.“

Melinda rechnete nicht damit, dass Rorik Ardinn protestierte. Er hatte den unbedingten Willen gezeigt sich nicht von seinen Erlebnissen unterkriegen zu lassen und auch wenn er dem Frieden skeptisch gegenüber stand, konnte er die Notwendigkeit eines solchen durchaus nachvollziehen.

„Ich bin nicht wirklich zufrieden mit der Lösung, aber du hast Recht. Er hat dringend benötigte Erfahrung und ich schätze er verdient eine zweite Chance.“ Kel pausierte kurz während sein Blick sich nachdenklich auf die Tischplatte senkte. Fragte sich ob Melinda sich hier vielleicht täuschte und einen schwerwiegenden Fehler begang. Allerdings musste er sich auch eingestehen, dass sie eine große emotionale Intelligenz besaß. „Ich würde eine wollen, scheint nur fair ihm die gleiche Möglichkeit einzuräumen.“ ,gestand er schließlich. Das gröbste Vorsieben hatten man bereits hinter sich gebracht, auch wenn noch Stunden vergehen würden, bis die letzten Details für den Wachtplan standen.

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Verwaltungstrakt] Kel Thano und Melinda Farlander
 
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A Change of Command

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Kreuzer-Landefeld] Mannschaftsgrade, Unteroffiziere, Offiziere, Würdenträger und Melinda Farlander

Melinda liebte die Traditionen der Flotte. Viele wurden seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar noch länger ausgeführt und zeugten von der zugrundeliegenden Disziplin der Flotte. Und nicht zuletzt macht es die Flotte auch zu etwas Besonderem und verdeutlichte, dass man Teil von etwas Größerem war. Innerlich jubelte die Blondine und könnte ganz Bandomeer umarmen, nach außen merkte man ihr das aber nicht an. Nur wer sie gut kannte, konnte das freudige Glitzern in ihren hellblauen Augen entsprechend einordnen. Nicht das viele der Anwesenden Besatzungsmitglieder ihre Augen sehen konnte.
Das Landefeld vor Kreuzerhangar IV bot kaum genügend Platz für die angetretene Schiffsbesatzung und den Marines der Stalwart, allesamt in Paradeuniform, wie Melinda natürlich auch. Reihe um Reihe, soweit das Auge reichte. Fast 20000 Wesen über die sie in einigen Augenblicken das Kommando übernehmen würde. Fast schon beängstigend, aber eben nur fast. Hinter den Besatzungen wehten an zahlreichen Fahnenmasten das Staatssymbol der neuen Republik und davor befand sich die Bühne auf der sich die Führungsoffiziere, der ausgehende Kommandant und die zukünftige Kommandantin, als auch Commodore Williams – stellvertretend für das Systemkommando, einige Lokalpolitiker und auch fremde Würdenträger – eingefunden hatten. Hinter der Bühne türmte der Durastahlkoloss um den es ging – die Stalwart – einem schweren Kreuzer der Dreadnaught-Klasse in der Konfiguration eines Schlachtkreuzers.

Die übliche Inspektion des zu übernehmenden Schiffs war bereits mit dem alten kommandierenden Offizier – Captain Farnsworth – durchgeführt. Wobei man diese bei einem so gewaltigem Schiff nur der Form und der Wahrung der Traditionen wegen durchführte. Man berief sich allgemein auf die entsprechenden Berichte der Chefingenieure oder gegebenenfalls der Werftleitung, falls so eine Übergabe auf einer der Werftwelten stattfand.
Nun war man zur eigentlichen Ablösezeremonie gekommen. Die Besatzung war vollzählig angetreten, die Nationalhymne spielte und das gesamte uniformierte Personal salutierte. Danach gab Commodore Williams die Order sich zu rühren, während die Angehörige der Streitkräfte also die gelockerte stehende Haltung einnahmen, setzen sich die politischen Gäste. Der Flaggoffizier übernahm die Begrüßung, nannte die besonderen Verdienste des scheidenden Kommandanten und gab schließlich auch an die politischen Gäste ab.
Während einer der Politiker mahnte, dass die Kraft der republikanischen Flotte immer für das Volk und dadurch, die gewählte zivile Regierung eingesetzt werden musste, beobachtete Melissa wie die Fahnen scharf im Wind peitschten. Den Seitenhieb aufs den Kommandostab der Neuen Republik hätte sich der menschliche Politiker wirklich sparen können. Sicherlich, ihre höchste soldatische Pflicht war die Aufrechterhaltung der Verfassung der Neuen Republik, gefolgt vom Schutz seiner Bürger. Aber darauf hatte sie bereits ihren Offizierseid geschworen, Melinda brauchte wirklich keine Erinnerung, insbesondere weil der Mensch hier kaum verholen dreckige Wäsche wusch. Während der Politiker immer weiter schwafelte ließ die Chandrilianerin ihren Blick nochmals über die Menge schweifen. Menschen, Twi'lek, Bothaner, Devorianer, Gran, Gotal und mindestens ein Dutzend weitere Spezies, darunter sogar Mon Calamari und Quarren, die vorzugsweise auf ihren eigenen Kreuzern dienten, da die Lebensbedingungen dort auf ihr amphibisches Wesen abgestimmt waren.
Sie alle waren geeint im Bestreben die Völker der Republik zu schützen und gemeinsam eine bessere Zukunft zu bauen. Der Anblick allein sorgte bei Melinda für Demut und signalisierte die ungeheure Verantwortung die sie mit der Kapitänswürde trug, besser als ein sich den Mund fusselig quatschender Lokalpolitiker. Die Blondine hatte nichts gegen Politiker, ganz im Gegenteil, aber sie störte sich doch immens daran, dass er die Zeremonie für seine eigene Agenda zweckentfremdete. Vermutlich standen bald Wahlen an.

Schließlich übergab er unter verhaltenem Applaus an Captain Farnsworth, der seine Abschiedsrede kurz und knackig hielt, sogar die Faustregel – mindestens 10 Minuten Rede – knapp unterschritt und sichtlich erleichtert wirkte als er seine Ansprache beenden konnte. Endlich kam der Teil den Melinda herbeisehnte. Farnsworth würde die Order die ihn abkommandierte verlesen.


„Befehl durch Personalwesen der Flotte Kennziffer 227A9P3.
An Captain Horatio Farnsworth.

Mit Erhalt dieser Order, werden Sie als Kommandant über den Kreuzer der Dreadnaught-Klasse Stalwart abkommandiert. Ihnen ist aufgetragen bis zum 52:8:03 auf Sulust als Kommandant den Befehl über den Defender-Klasse Sternenzerstörers Constitution zu übernehmen. Informieren Sie zusätzlich Ihren direkten Vorgesetzten, falls abwesend in schriftlicher Form. Gezeichnet Commodore Durlos Kawen, Personalwesen vierte Flotte.“


Ihr Vorgänger trat ein wenig zur Seite, so dass sie ihren Befehl zur Kommandoübernahme ebenso verlesen konnte.

„Befehl durch Personalwesen der Flotte Kennziffer 227A9R7.
An Commander Melinda Farlander.

Mit Erhalt dieser Order, sind sie als dritter Offizier des Republic-Klasse Sternenzerstörers Star Dust abgelöst. Ihnen ist aufgetragen bis zum 52:7:21 auf Bandomeer als Kommandantin den Befehl über den Kreuzer der Dreadnaught-Klasse Stalwart, zu übernehmen. Informieren Sie zusätzlich Ihren direkten Vorgesetzten, falls abwesend in schriftlicher Form. Gezeichnet Commodore Durlos Kawen, Personalwesen vierte Flotte.“


Beide Offiziere, wandten sich einander zu und Melinda präsentierte Captain Farnsworth einen makellosen Salut. Dass sie diesen die letzten Tage stundenlang vorm Spiegel geübt hatte, konnte er nicht wissen.

„Sir, ich löse sie als Kommandant ab.“

Farnsworth erwiderte nun den Salut und sprach die Worte, die vor ihm schon hunderttausende scheidende Kommandanten verlautet hatten.

„Ich bin als Kommandant abgelöst.“

Farnsworth beendete den militärischen Gruß, was auch der Blondine erlaubte ihre rechte Hand senken zu lassen. Danach wandte sich Melinda an Commodore Williams und salutierte erneut.

„Commodore, ich habe Captain Horatio Farnsworth ordnungsgemäß als Kommandant des Kreuzers Stalwart abgelöst.“


Wiederum wurde der Salut erwidert, und kurz darauf trat die Chandrilianerin wieder zum Rednerpult, um den letzten offiziellen Anteil der Übergabezeremonie in Angriff zu nehmen, ihre Antrittsrede.

„Ich möchte meinen Vorrednern, danken und wünsche Captain Farnsworth auf seinem neuen Posten weiterhin viel Erfolg.“
Die Einleitung war schlicht und streng nach Protokoll, weshalb Melinda eine kleine Pause einlegte, demonstrativ ihren Blick über die versammelten Marines und Besatzungsmitgliedern streifen ließ und erst dann wieder mit klarer, fester Stimme weitersprach.
„Mit Demut trete ich den Posten als Kommandantin der Stalwart an. Demut vor der zerstörerischen Kraft, die ihr inne wohnt. Demut vor der Verantwortung Ihnen als Besatzung, als auch unseren Befehlshabern gegenüber. Aber auch voller Stolz mit Ihnen Allen den Herausforderungen unserer stürmischen Gegenwart zu begegnen. Die Stalwart ist ein Schiff mit langer, nobler Tradition und ungebrochener Schlachtehre, die wir gemeinsam fortsetzen werden. Sie ist Zeitzeuge von Generationen vor uns für die Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit nicht nur bloße Worte darstellten. Sondern die bereit waren – bis zur letzten Pflicht – diese Ideale zu verteidigen. Wir dürfen uns geehrt fühlen auf dem gleichen Schiff Dienst zu tun wie Helden der Vergangenheit, deren Mut und Kampfeswille uns Inspiration sein soll.“

Ihre 'Redepflicht' war deutlich kürzer. Die Übergabezeremonie war generell eher eine Respektsbekundung dem scheidenden Kommandanten gegenüber. Melindas Part war einfach und hatte nur drei Ziele: Sich vorzustellen, so dass die Besatzung sich zumindest ein grobes Bild machen konnte, ihren vorgesetzten Offizieren für das in sie gesetzte Vertrauen danken als auch den vielen Mentoren. Wichtig war auch ein paar nette Worte über ihren Vorgänger verlieren. So wie es Farnsworth gewusst hatte ein paar nette Worte zu ihr zu verlieren.

„Mein Dank gebührt am heutigen Tag, all den Angehörigen der Flotte die ich zum ein oder anderem Zeitpunkt verflucht habe.“


So eine Rede musste nicht Bierernst sein, man durfte sie durchaus auflockern und da Melinda kein Problem damit hatte vor Menschenmassen aufzutreten, nahm sie die Gelegenheit war. Der Satz hatte bereits dem ein oder anderen ein Lachen entlockt. Sie machte eine kurze Pause und gestand dann offensichtlich peinlich berührt. „Und dafür möchte ich mich ganz öffentlich entschuldigen.“ Wieder musste Melinda kurz warten bis sie weitersprechen konnte, wobei sie ein Schmunzeln nicht verbergen konnte.. „Allen voran den Unteroffizieren der Flotte, insbesondere hervorheben muss ichChief Petty Officer Malren Seywin. Der mich auch eine Weisheit lehrte, die sich bis heute bewahrheitet hat - wenn du nicht weiß wie etwas auf einem Schiff funktioniert, lass es dir von einem Chief Petty Officer erklären.“

Melinda gewann gerade weitere Sympathiepunkte.

„Aber auch unter den Offizieren – Captain Orlan Arbarr, Lieutenant Marass, um nur einige zu nennen - und Mannschaftsgraden der Flotte schulde ich viele Entschuldigungen – ja, als Junior Officier hatte man es nicht immer leicht - und um meinen begrenzten Zeitrahmen nicht zu sprengen bleibt mir nicht die Zeit hier alle Namen zu nennen. Eines haben jedoch alle gemeinsam. Ohne ihre Führung, Kompetenz, Hartnäckigkeit, Integrität und Inspiration würde ich heute hier nicht stehen. Sie haben mich gelehrt, dass das Wesen neben mir, mein Bestes verdient, sei es in der Übung, sei es in der Schlacht oder sei es schlicht als Person und dazu angespornt ebensolche Taten folgen zu lassen.“

Als sie ihre Rede schrieb, war der nächsten Abschnitt sehr spärlich ausgefallen. Sie wusste nicht welchem Offizier sie die Beförderung verdankte. Rear Admiral Korus, Admiral Stazi, als auch zahlreiche Commodore der fünften Flotte waren als Option möglich, aber es hatte sich niemand herauskristallisiert.

„Commodore Williams gilt stellvertretend für das Personalbüro der Flotte mein Dank für das Vertrauen in meine Person, Führungsqualitäten und Kompetenz.“

Für einen Moment war sie versucht auch abwesenden Freunden zu danken, aber sie wollte die feierliche Stimmung nicht drücken. Melinda würde später noch auf sie anstoßen.

„Schließlich möchte ich auch Captain Farnsworth noch einmal danken, dass er sein Schiff und große Teile seiner Crew, man könnte sagen, sein bisheriges Vermächtnis, in meine Hände legt. Sein Führungsstil, basierend auf Integrität und Ehre hat viele ausgezeichnete Offiziere an Bord der Stalwart hervorgebracht. Zielsicher hat er es verstanden seiner Mannschaft auch in den Wirren des Krieges eine klare Vision unserer Mission, unserer Verantwortung als Soldaten der Neuen Republik zu vermitteln, nie zu wanken. Ich danke für ihr Vorbild.“

Sie nährte sich dem Ende ihrer Gesprächszeit, was aber gut passte, denn ihre Rede war auch am Ende angelangt.

„Alle bestehenden Befehle, Dienstanweisungen und Instruktionen bleiben in Kraft.“ Sie wandte sich ihrem XO zu und besiegelte mit ihrer Order den Tag. „Lieutenant Commander Thano lassen die Besatzung wegtreten.“

Damit beendete sie die formelle Übergabe der Pflicht, Verantwortung und Autorität von einem Kommandanten zum Nächsten. Als nächste Herausforderung stand die Herstellung der Gefechtsbereitschaft an. Melinda beobachtete noch wie die Besatzung und die Marines geordnet abzogen, schüttelte einige Hände und handwedelte die Verabschiedung der Ehrengäste mehr unterbewusst. Ihre Gedanken galt einzig der Stalwart, immer wieder sah sie zu dem massiven Kreuzer. Ihr erstes eigenes Kommando.

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Kreuzer-Landefeld] Mannschaftsgrade, Unteroffiziere, Offiziere, Würdenträger und Melinda Farlander
 
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For what it's worth

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Offizierskasino] Offiziere und Melinda

Das Offizierskasino des Flottenstützpunkt war vollgepackt, jeder der Zeit hatte war hier, um die Liveübertragung zur Unterzeichnung des Friedensvertrags mitzuerleben. Es war ein historisches Erlebnis und auch wenn sich die Geister der Offiziere schieden ob es richtig oder ein großer Fehler war, so wollte es doch keiner missen dem Ereignis beizuwohnen.

Es war irgendwie schon sehr ironisch. Da propagierte das Imperium die Überlegenheit der menschlichen Rasse und doch war ihr oberster Führer eine Mischung aus Nichtmensch, Noghri wie die Nachrichten zu berichten wussten, und ein Haufen Metall. Das fertige Bild dieser unheimlichen Vermischung war alles andere als beruhigend und absolut nicht vertrauenserweckend. Auf der anderen Seite durfte man kein Wesen wegen seinem Äußeren verurteilen. Menschen hatten für viele Wesen einen eigenartigen Sinn für Ästhetik. Dennoch blieb, dass das Antlitz des Imperators Melinda eine Gänsehaut verschaffte, wenngleich seine knappen Worte den Frieden bekräftigte, als auch die Bereitschaft weiterhin an der Stabilität des Friedens und der Völkerverständigung zu arbeiten.


„Das kann ihm doch keiner glauben...“, brummelte es vom Nebentisch und der Sprecher erntete einiges an Zustimmung aus den Reihen der republikanischen Offiziere. Die Blondine versuchte das Gebrummel zu ignorieren, insbesondere da Kanzler Quún gleich das Wort ergreifen würde. Der imperiale Diktator hatte sich äußerst kurz gefasst.

Der Mon Calamari reflektierte was der Krieg für die Galaxie bedeutete und er sprach ihr aus dem Herzen, denn sie kannte die Zeit des Friedens nicht. Sie hatte Onkel und Tanten an die Schrecken des Kriegs verloren, eine Heimat aufgegeben und selbst Teil des ewigen Kreislaufs der Gewalt geworden. Vielleicht war der Traum vom Frieden genau das. Ein Traum, der endete wenn die Wirklichkeit einen einholte und man schockiert aufwachte. Aber es brauchte auch Mut und Weisheit einen Frieden zu wagen, wo es soviel einfacher gewesen wäre den Krieg fortzuführen, gerade nun wo die Republik scheinbar die Oberhand hatte. Dass ihre Regierung diesen Schritt wagte, gerade weil sie die stärkere Fraktion darstellte erfüllte Melinda mit Stolz – gleich was das Imperium daraus machen würde. Denn eines war sicher, die Flotte würde nicht in ihrer Wachsamkeit wanken. Genausowenig wie Kanzler Quûn sich auf den Lorbeeren ausruhen würde, der Kanzler war sich – so interpretierte Melinda zumindest aus seinen Worten – sicher, dass es ein langer, steiniger Weg voller Herausforderungen war, aber Hass oder Angst würde nicht die Handlung der Neuen Republik bestimmen. Und als die beiden Regierungschefs den Vertrag gegenzeichneten konnte sie nicht anders als zu applaudieren. Einige wenige Offiziere taten es ihr gleich, aber sie waren doch in der Unterzahl.


„Hören sie auf zu applaudieren. Der Vertrag ist das Flimsiplast nicht wert auf dem er ausgedruckt wird!“ Erklang es zornig vom Nebentisch.

„Nein. Unsere Regierung tut genau das Richtige.“ protestierte Melinda und fixierte den bothanischen Offizier.

„Sie dreht dem Imperium dem Rücken zu! Und werden sich wundern wo das Messer herkommt, dass ihnen auf einmal das unangenehme Ziehen in den Schultern verursacht.“

„Es war die richtige Entscheidung.“, beharrte die Chandrilianerin.

Ihr schwaches Argument schien den Bothaner nur zu bekräftigen: „Das Imperium hätte niemals verhandelt, wenn sie in unserer Position wären. Wir geben ihnen nur die Zeit wieder zu erstarken und den Krieg erneut loszubrechen.“

„Wir sind aber nicht das Imperium.“ Ein einfacher Satz und doch implizierten die Worte so viel. „Ich richte mich nicht danach was ein imperialer Offizier an meiner Stelle tun würde und Sie hoffentlich genausowenig!“

Die folgenden Worte sprach die Blondine aus voller Überzeugung.

„Wir brauchen den Frieden genauso dringend wie das Imperium. Der endlose Krieg hat nur dazu geführt, dass wir uns aus militärischer Notwendigkeit nach und nach zu den gleichen Gräueltaten verleiten lassen wie das Imperium.“

„Wir bombardieren keine Zivilisten! Die imperialen Bastarde haben meine Heimat verwüstet und betreiben Völkermord!“
Der Bothaner war wütend und er hatte jedes Recht wütend zu sein, aber an altem Zorn festzuhalten war wie Gift. Es zerfraß einen langsam von innen, vielleicht ohne es jemals zu merken.

„Meine Anteilnahme gilt nach wie vor dem bothanischen Volk. Dennoch muss man bedenken, dass die Alte Republik niemals Planeten bombardiert hat, wir schon wo es für notwendig erachtet wurde, um 'harte Ziele' zu knacken.“

Mittlerweile war der Raum ruhig geworden und Melinda spürte die Blicke vieler Offiziere auf sich ruhen.

„WIR haben Denons Verwüstung zu verantworten, Millionen zivile Verluste in Kauf genommen um die Front zu unseren Gunsten zu verschieben. Es ist leicht das wegzurationalisieren indem man sich sagt: Das Imperium ist viel schlimmer.“
Aber das durfte keine Rechtfertigung sein, es setzte nur eine Spirale in Gang die bei Krieg ohne Grenzen endete.
„Wir vermeiden wenn möglich zivile Opfer.“ Die Betonung des 'wenn' war eindeutig gewichtet. „Es war aber immer nur eine Frage der Zeit bis das 'Wenn' immer weiter gebeugt wird. Bis wir die gleichen Methoden anwenden wie das Imperium. Weil es notwendig wäre um den Krieg zu gewinnen! Weil es ein Krieg ums nackte Überleben war. Denon stellt den traurigen Höhepunkt dar und weiter darf es niemals gehen! So weit darf es nie wieder kommen!“ Melindas Stimme war schneidend geworden und ihre Augen funkelten wütend.

„Als der Senat abgestimmt hat Osarian zu befreien ging ein Aufschrei durch die Streitkräfte, ich habe mehr als eine Stimme gehört, die Politiker abzusetzen und übergangsweise durch eine Militärregierung zu ersetzen. Natürlich nur bis der Krieg gewonnen wäre.“
So offen war es nie gesagt worden, aber die Streitkräfte hatten demonstriert, dass sie bereit waren dem alten KSNR zu folgen, unabhängig von den Wünschen der Politik – und somit der vom Volk gewählten Regierung. Mit anderen Führungspersönlichkeiten an der Spitze der Streitkräfte hätte es anders ausgehen können.

„Welchen Sinn macht es die Republik zu verteidigen, wenn wir selbst bereit sind ihre Ideale mit Füßen zu treten? Weil wir zulassen, dass der Krieg uns verändert und verzerrt, uns dessen beraubt was uns ausmacht? Wenn wir zulassen, dass der Krieg uns zu einem Abbild dessen macht was wir bekämpfen sind wir es nicht wert ihn zu gewinnen!“

Die Politik hatte erkannt, was viele ihrer Kollegen nicht akzeptieren wollten.

„Es braucht mehr Mut dem Frieden eine Chance zu geben, als das Töten fortzuführen.“

Die Zeit da sie nur zu dem Bothaner sprach war seit einigen Minuten um, Melinda sprach zum gesamten Offizierskasino. Und sie erkannte, dass sie mit ihren Worten einige Offiziere zutiefst beschämt hatte. Die Blondine konnte kaum behaupten jeden erreicht zu haben, aber doch genug um die Stimmung Pro-Frieden zu kippen.


„Wir brauchen den Frieden, um uns zu erinnern weshalb wir hier sind. Nicht um das Imperium auszulöschen, sondern die Wesen der Republik und die von ihnen gewählte Regierung zu schützen, ohne dabei uns selbst zu verraten. Es ist wichtig, dass wir Abstand zu unseren Handlungen gewinnen, um sie objektiv bewerten zu können. Denn momentan sind wir uns unserer moralischen Überlegenheit viel zu sicher, ohne sie zu hinterfragen. Das verleitet uns die zerstörerische Kraft der Streitkräfte unbedacht einzusetzen und das darf in einer Demokratie nicht sein. Es schafft nur Leiden.“

Da war sie wieder, die Bürde der Verantwortung. Nicht nur Mannschaft, Schiff und Vorgesetzten gegenüber sondern insbesondere der Zivilregierung und den Bürgern der Neuen Republik.


„Es ist also unabhängig von dem was das Imperium tut, wichtig unsere Regierung – vom Volk gewählte Vertreter – zu unterstützen und nicht ihre Bereitschaft Frieden zu schließen als Schwäche oder geistige Umnachtung anzusehen. Der Kanzler weiß sehr wohl wie groß das Risiko ist, aber er ist bereit, auch wenn die Chance noch so gering ist, dass der Frieden echt ist, ihn anzunehmen. Und das ist für mich Mut und Integrität, bereit den Kreislauf aus Gewalt zu durchbrechen. Es mag die einzige Chance auf Frieden sein die diese Galaxie hat, denn die Vergangenheit hat bewiesen, dass sowohl das Imperium, als auch die Republik zu groß sind um konventionell bezwungen zu werden.“

Sie mahnte nochmals:

„Ein wackeliger Frieden ist besser als endloser Krieg.“

Ja, Melinda Farlander war idealistisch, aber sie war nicht hoffnungslos naiv.

„Unsere Pflicht ist es wachsam zu bleiben. Aber das muss ohne Zynismus geschehen.“

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Offizierskasino] Offiziere und Melinda
 
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Fifteen Minutes of Fame... again

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – DRD Stalwart – Büro des Captain] LCD Kel Thano & CDR Melinda Farlander

„Ein wackeliger Frieden ist besser als endloser Krieg.“

Melinda kannte die Worte, welche die uniformierte Blondine gerade im Holofernsehen von sich gab, und auch den Teil der schon gelaufen war, nur zu gut. Am gestrigen Tag hatte sie diese zu ihren Kollegen gesprochen. Im Offizierskasino, dass genauso aussah wie das was da gerade flimmerte. Das war auch kein Zufall, sondern eine Holoaufnahme die nicht hätte existieren dürfen.

„Unsere Pflicht ist es wachsam zu bleiben. Aber das muss ohne Zynismus geschehen.“

Melinda wollte mit dem Kopf auf die Tischplatte hämmern, wenn das nur nicht so furchtbar unprofessionell wäre.

„Ein weiterer Beweis dafür, wie uneinig die Streitkräfte im Bezug auf den Frieden sind.“, tönte nun der eingeblendete Nachrichtensprecher. Mensch, attraktiv und vermutlich ergaben sein Erscheinungsbild und die eindringliche Stimme aus einer Studie das ideale Abbild eines Nachrichten-'Terroristen'. Sprecher. Nachrichtensprecher. Korrigierte sich Melinda mental.

„Kann eine zerstrittene Flotte uns jetzt noch schützen?“, fragte er vorwurfsvoll und doch mitreißend besorgt, während Melinda ihre Sichtweise nochmals änderte. Definitiv Terrorist. Terroristen sorgten schließlich dafür, dass die Bevölkerung dauerhaft in Angst und Schrecken versetzt war und dadurch bedingt ihr Verhalten änderten. Gleiches galt auch für Kyle Minzove und sein 'Nachrichtenteam'. Vermutlich sollte sie auch noch dankbar sein, dass man es nicht aus dem Kontext gerissen hatte.

Es lief schon den ganzen Tag in den Lokalnachrichten. Sicherlich, Bandomeer hatte als Bergbaukolonie ursprünglich keine große Bevölkerung, dann aber hatte die Flotte den strategischen Wert der Welt erkannt und war in großer Zahl gekommen. Stützpunkte wurden errichtet, planetare und orbitale Depots, eine Handvoll Trockendocks, als auch mobile Raumdocks um Schiffe zu warten. Mit der großen Anzahl Soldaten und Technikern waren auch deren Familien gekommen, die planetaren Städte wuchsen, es folgten neue Geschäfte und Dienstleistungssektoren, so dass Bandomeer in den letzten Jahren einen steten Zuzug von Wesen vorzuweisen hatte, selbst einige Fertigungsanlagen für die gängigsten Ersatzteile war entstanden. Die ursprüngliche Population hatte sich, also seitdem die vierte Flotte ihr Hauptquartier auf Bandomeer aufgeschlug, vervielfacht.

'Ganz toll.'

Das war mehr mediale Aufmerksamkeit als Melinda sie jemals wieder haben wollte, seit sie vor Jahren ihre andere Karriere einstellte. Den rechten Ellenbogen stützte sie auf die Tischplatte, ihre Stirn lag in der Handfläche, mit der freien Linken nutzte sie die Fernbedienung und schaltete die Nachrichten aus.


„Glaubst du die Besatzung hat es gesehen?“

Kel Thano kannte keine Gnade, sondern nur die Wahrheit. „Würde mich wundern wenn nicht.“

Die Blondine biss sich auf die Zähne.

„Der Großteil wird es gesehen haben, und der Rest wird es sehen, wenn es sich rumspricht.“


Wunderbar, genau das was Melinda nicht hatte hören wollen. Das verkündete sie auch so.

„Genau das wollte ich nicht hören!“

„Ich weiß. Aber ich bin nicht dein XO, weil ich dir sage was du hören willst, sondern was du hören musst.“

„Ich hasse es wenn du Recht hast.“, die Worte waren jedoch leichtherzig über ihre Lippen gekommen, denn so sehr sie wünschte es wäre anders: Kel hatte, wie so oft, Recht.

„Das macht die Sache soviel unterhaltsamer.“, Melinda sah endlich auf und musterte ihren ersten Offizier. Sie war sich nicht sicher, ob sie unter seinem Bart ein Schmunzeln erkennen konnte. Kels Augen verrieten nichts dergleichen, aber sie konnte sich nicht sicher sein. Da war ein belustigter Unterton in der Stimme.

„Ich glaube nicht, dass es ein Problem sein wird.“


Die Blondine war anderer Meinung.

„Es polarisiert und lenkt ab. Wir werden genug damit zu tun haben das Schiff gefechtstauglich zu bekommen, ohne dass die Crew diskutiert, ob ihre Kommandantin Recht hat, oder ob sie ne verblendete Idealistin ist.“


„Es wäre so oder so irgendwann aufgekommen. Um dich mal zu zitieren: 'Scheint das Gesprächsthema Nummer eins in den Streitkräften zu sein.' So weiß jeder woran er ist. Ich denke du bist an falscher Stelle besorgt.“

Melinda setzt sich schließlich aufrecht und neigte den Kopf leicht, während ihre linke Augenbraue in die Höhe wanderte. „Was genau meinst du?“

„Du hast dir dein Wortgefecht mit Commodore Kirf'ang De'Rahl geliefert und gewonnen, zumindest wenn man das den Reaktionen der Offiziere entnimmt und auch der Commodore scheint ganz und gar nicht begeistert.“ Melinda beanspruchte normalerweise eine gute 'Menschenkenntnis' für sich, aber bei dem Bothaner versagte sie auf ganzer Linie, sie konnte in dem bepelzten Gesichtszug De'Rahls nicht lesen. Umso erstaunlicher, dass es Kel konnte, der auch mit seiner Ausführung fortfuhr. Dass er das anhand des abgesträubten Fells erkannte, blieb ihr verschlossen. „Du weißt wie Bothaner mit ihrem Ehrempfinden sind. Du hast ihn öffentlich bloßgestellt. Und dank den Medien sieht es ganz Bandomeer.“

Fantastisch. Ein Flaggoffizier gegen sich aufzubringen, nachdem man gerade sein erstes Kommando erhalten hatte gehörte definitiv zu den Don'ts der Flotte. Melinda quittierte die Erkenntnis mit einem resignierendem Seufzen. Die Tischplatte erschien umso verlockender. Kopf. Tisch. Kopf. Tisch. Und das Problem mit der geleakten Aufnahme wäre vermutlich nicht mehr das Aktuellste.
Sie hoffte inständig, dass die Militärpolizei der Basis den Schuldigen fand. Beim Basiskommandanten hatte sie bereits aufs Schärfste protestiert und sie war zugegeben noch immer schockiert, dass ein Offizier der republikanischen Streitkräfte die Integrität der Offiziersmesse so kompromittierte. Das gehörte sich einfach nicht und zog die Flotte nur in ein schlechtes Licht, ganz gleich ob die Medien es positiv oder negativ ausschlachteten. Sensationsjournalismus konnte die Chanrilianerin absolut nicht ausstehen. Das bedeutete aber nicht, dass sich Melinda Farlander ihrer Worte schämte. Ganz im Gegenteil. Sie stand nach wie vor fest überzeugt hinter dem Gesagten. Wenn es einem Commodore nicht passte, dann war das Pech für ihn. Sie hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen.


„Hoffen wir, dass es nur bei Bandomeer bleibt. Ich würde mir ungerne den ganzen De'Rahl-Clan zum Feind machen.“

Zeit das Thema zu wechseln.

„Wie weit sind wir mit dem Einschiffen?“

„Wir sind zu 80 Prozent fertig, wir nehmen derzeit zusätzlich noch einige Vorräte auf. Insgesamt sieht es aber gut aus, dass wir unsere Schätzung einhalten. Wir werden um sechzehnhundert abheben können.“

Wenigstens etwas, dass nach Plan ging.

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – DRD Stalwart – Büro des Captain] LCD Kel Thano & CDR Melinda Farlander
 
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Love keeps her in the air when she oughta fall down

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – DRD Stalwart – Brücke] Brückencrew & CDR Melinda Farlander

„Kommandant auf Brücke!“, verkündete die Brückenwache, als Melinda das Kampfinformationszentrum der Stalwart betrat. Die Offiziere und Mannschaftsgrade hielten in ihrem Tun inne und sahen zu ihr auf. Die Blicke waren gemischt, aus einigen sprach Tatendrang aber auch so manche Unsicherheit, aus anderen Achtung und Respekt, eines hatten sie jedoch alle gemein. In ihnen allen lag Neugier Melindas Person betreffend. Sie würde es sein, die über die Geschicke des schweren Kreuzers und stellvertretend über ihrer aller Leben verfügte. Nur eine Person – Kel Thano – aus der Brückencrew hatte bereits mit ihr gedient, der Rest konnte sie nicht einschätzen. Sicherlich, die Kommandantin hatte eine kurze Rede gegeben, aber auch diese konnte nur einen flüchtigen Einblick vermitteln. Die Blondine erwiderte die Blicke aufrichtig interessiert und für einen Moment zeigte sich ein zuversichtliches Lächeln in ihren Gesichtszügen. Es fühlte sich alles richtig an.

„Weitermachen.“, durchbrach sie schließlich die Stille bevor das Schweigen unangenehm werden konnte und lenkte ihre Schritte zum Kommandosessel, neben dem derzeit auch ihr erster Offizier verweilte.

„Mister Thano, wie ist unser Status?“

„Die Besatzung ist vollzählig, die Vorräte gesichert, alle Stationen sind besetzt und alle Systeme auf grün.“


„Ausgezeichnet.“

Die nächsten Schritte Melindas brachten Melinda zur Kommunikationsabteilung.

„Lieutenant Bathens, ich brauche eine schiffsweite Interkomverbindung.“

„Aye Commander.“, bestätigte er den Befehlsempfang und wandte sich dann an seine Untergebenen, um die Order laut und deutlich zu wiederholen.

„Schiffsweite Interkommverbindung.“

„Sir, Verbindung besteht.“ erklang es umgehend von einem Chief Petty Officer.

„Es ist alles bereit Ma'am. Sie können zur Mannschaft sprechen.“ Mit einem Nicken dankte sie ihrem Signaloffizier.

„Hier spricht ihr Kapitän.“ Autorität, Selbstbewusstsein und Stolz konnte man aus ihrer Stimme vernehmen.

„Bevor wir aufbrechen unsere Pflicht zu tun, möchte ich einige Worte an sie alle richten.“
Melinda hatte lange Zeit überlegt was sie sagen wollte, mehr als einmal das Dokument in dem sie schrieb gelöscht. Sie wollte zu hochtrabende Worte verwenden, konnte es aber nicht, sondern hörte auf ihr Herz. Es war eine kurze Ansprache geworden die sie verinnerlicht hatte.

„Unsere Nation kennt zum ersten Mal seit Generationen Frieden. Ein schrecklicher Konflikt hat sein Ende gefunden. Doch darf niemand leichtfertig annehmen, die Bedrohung für unsere Nation, unser aller Völker sei von der Galaxie gebannt. Niemand kann mit Sicherheit sagen, welche Gefahren sich in den tiefen des Weltraums verbergen, oder ob der Frieden andauern wird.“

Sie ließ die Worte einige Momente einsinken, bevor sie erneut ansetzte.

„Ein großer Kanzler sagte einst, 'Immerwährende Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.'" Melinda wusste, dass man dem Gesagten Zeit geben musste, um sich entfalten zu können und so machte sie an den richtigen Stellen ihre Pausen, um ihre Worte wirken zu lassen. "Als Soldaten der Neuen Republik obliegt uns die Sicherheit unserer Nation, unsere, gemeinsame Wacht beginnt hier.“
Melinda war versucht mehr zu sagen, doch die Schlichtheit ihrer Worte, die aufrechte Überzeugung ihrer Stimme vermittelten ihr Anliegen besser als tausend weitere Worte. Nur eines verlangte ihr Herz noch zu sagen.
„Es ist mir eine Ehre und Privileg mit ihnen zu dienen.“

Sie wollte diese Worte wirken lassen, und gab ihnen die Zeit sich zu entfalten bevor sie mit einem „Ende der Übertragung.“ die Verbindung einstellen ließ.

Es war Zeit für einen weiteren, persönlichen Meilenstein. Während Melinda selbstbewusst zum Kommandosessel schritt musste sie ihre Vorfreude verbergen, um nicht unprofessionell zu wirken. Bedächtig, innerlich jeden Herzschlag zelebrierend, setzte sie sich auf den Sessel des Schiffskommandanten. Zu ihrer Überraschung war er recht bequem, aber auch ziemlich hoch, ihre Füße berührten gerade so noch den Boden. Kontrollen befanden sich auf der linken Seite in Handhöhe, auf der rechten Seite waren sie mehr mittig in der Lehne positioniert. Sie hatte einen ausgezeichneten Blick auf den Masterplot und zur Not auch einen eigenen, frei beweglichen Bildschirm der am Sitz montiert war. Von dort konnte zahlreiche Informationen abrufen. Ein Taktikhologramm oder ähnliches konnte man vergeblich suchen, auf dem Masterplot konnten alle relevanten Informationen angezeugt werden. Der Kreuzer war alt, älter noch als die Sieges-Klasse Sternenzerstörer des Imperiums und auch wenn die Holotechnologie weit verbreitet war, fand man sie auf der Stalwart nur zur Kommunikation vor.

Es wurde Zeit.


„Schiff zum Abheben sichern.“

Der Befehl des Kommandanten wurde niemals nur einmal gesagt. Der ausführende Offizier wiederholte ihn laut und deutlich, die Zielstation wiederholte ihn laut und deutlich. Das war notwendig um auch in hektischen Situationen fehlerhafte Kommunikation untereinander zu vermeiden.

Kel Thano gab den Befehl an die Operationsoffizierin weiter. „Schiff zum Abheben sichern. Luftschleusen versiegeln.

„Schiff zum Abheben sichern, Luftschleusen versiegeln.“ LCD Jinja Weotiar bestätigte den Befehl und verkündete kurz darauf den Vollzug.

„Schiff zum Abheben gesichert. Alle Stationen melden Bereitschaft., was u.a. auch bedeutete, dass die Schilde aktiv waren.

Was Kel nun wiederrum der Kommandantin mitteilte.


„Schiff ist gesichert. Alles zum Abheben bereit.“


„Komms, erbitten Sie Starterlaubnis von der Flugleitzentrale.“ Der Vorgang ging von Vorne los.

„Mister Bathens, erbitten Sie Starterlaubnis von der Flugleitzentrale.“

„Erbitte Starterlaubnis.“ Kurz darauf der Signaloffizier die Erlaubnis.

„Starterlaubnis liegt vor, Vektor Null-Sieben-Drei.“

„Commander, Starterlaubnis liegt vor. Vektor Null-Sieben-Drei.“

„Ruder, bringen sie uns mit den Repulsoren sachte in die Luft. Steighöhe vierzig Meter.“

Kel wiederholte die Navigationsanweisung eins zu eins.

Sub Lieutenant Seely al'dira setzte die Order augenblicklich um. „Höhe zehn Meter. Zwanzig, vierzig. Höhe erreicht.“

„Höhe vierzig Meter.“

„Landekufen einholen. Minimaler Schub. Steigwinkel 5 Grad. Kurs Null-Sieben-Drei.“


„Landekufen einholen. Minimaler Schub. Steigwinkel 5 Grad. Kurs Null-Sieben-Drei.“

„Landekufen sind eingeholt. Ruder liegt an, minimaler Schub, Steigwinkel 5 Grad. Kurs Null-Sieben-Drei.“ kam die Affirmation von der Navigationsoffizierin.

Der schwere Kreuzer führte träge die Navigationsanweisung aus. Hier in der Atmosphäre kämpfe der Durastahlkoloss noch mehr mit der eigenen Masse als im Weltraum.

Soweit so gut. Man war nach wenigen Minuten auf eine Höhe von zehntausend Metern gestiegen. Gerade als Melinda mit sich selbst und der bisherigen Leistung ihrer Brückenbesatzung zufrieden sein wollte ging ein Ruck durchs Schiff.


„Schadensbericht.“

In der Hitze des Moments achtete Melinda nur unterbewusst auf die korrekte Einhaltung der Kommunikationskette, sondern konzentrierte sich auf die eigentliche Nachricht.

„Wir haben achtern zwei primäre Repulsorcluster verloren und verlieren an Höhe, während der Bug steigt und das Heck absinkt.“


„Ruder, kompensieren. Voller Schub.“

Auf ihrem Schirm hatte sich Miranda mittlerweile die Außenansicht der Unterseite anzeigen lassen. Circa in der Mitte der Triebwerksektion entwickelte sich starker Rauch.

„Ops, Schadenskontrollteams einsetzen.“

Die Cathar lies mit der Meldung nicht lange auf sich warten. „Schadenskontrollteam Beshk ist auf dem Weg.“

„Brücke an Maschinenraum. Lieutenant Ross wir brauchen mehr Schubkraft um die Gravitationskräfte auszugleichen. Erlaubnis erteilt bis auf Navigation- und Lebenserhaltungsysteme alle Energie umleiten zu dürfen.“

„Commander, wenn wir weitere Repulsorcluster verlieren sehen wir uns mit einem potenziell katastrophalen Absturz konfrontiert., kam der Einwand von Kel.

„Unsere jetzigen Optionen sind kontrollierte Notlandung, oder den Steigflug aufrecht erhalten.“

Für die Blondine war es als würde die Zeit einfrieren, während ihre Gedanken rasten. Melinda war klar, dass die Stallwart bei einer Notlandung Schäden davontragen würde. Möglicherweise schwerwiegend genug, um sie doch außer Dienst zu stellen. Das wollte sie nicht zulassen. Sollte es jedoch zum Absturz kommen, riskierte sie Leben ihrer Besatzungsmitglieder. Gleich zu Anfang ihres Kommandos so eine dramatische Entscheidung treffen zu müssen schien ungerecht. Aber jede Krise war auch eine Möglichkeit zu beweisen.
Sie schloss wenige Herzschläge lang die Augen. Vernahm die Geräusche der Brücke, die Statusmeldungen der einzelnen Stationen, aber auch des Schiffs. Die Vibrationen und Turbulenzen, aber Melinda verspürte keine Panik, nicht einmal Angst. Sondern Frieden. Als sie die Augen öffnete, stand ihr Entschluss fest. Melinda glaubte an ihr Schiff. Sie liebte ihr Schiff und es würde sie nicht im Stich lassen und auch die Besatzung der Stalwart nicht.


„Steigflug fortsetzen.“


[Bandomeer – Flottenstützpunkt – DRD Stalwart – Brücke] Brückencrew & CDR Melinda Farlander

***​

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – DRD Stalwart – Büro des Captain] LCD Kel Thano, LT Gilbert Ross & CDR Melinda Farlander

Vor einer Stunde war alles noch so unheimlich dramatisch, doch nun wo der Adrenalinspiegel wieder auf einem normalen Pegel stand wirkte es befremdlich. In Ihrem Kapitänsbüro hatten sich ihr erster Offizier Kel Thano und ihr leitender Ingenieur Gilbert Ross eingefunden. Derweil hatte LCD Weotiar das Kommando und steuerte eines der mobilen Raumdocks an. Die Reparatur würde nicht lange dauern, vielleicht zwei Tage. Es ging fast nur darum die benötigten Teile an Bord zu nehmen, den Großteil der Reparaturen würden die eigenen Techniker übernehmen, sprich man erhielt nur logistische Unterstützung vom Dock.

„Schon eine Idee wie das passieren konnte?“

Gilbert nickte sachte und reichte ihr einen Bericht. „Ja, erste Befunde legen den Schluss nahe, dass Repulsorcluster Herf einen Haarriss aufwies. Der ist bei den Testläufen nicht aufgefallen, erst unter andauernde Belastung hat es zu Konsequenzen geführt. Das Feedback im AACS-Subsystem zu einer Überlastung geführt, der Grek-Cluster hat die Kompensation übernommen, aufgrund schlampiger Kalibrierung jedoch falsch kompensiert und ist ebenfalls ausgefallen und explodiert.“

„Also Altlasten?“ hakte Thano nach.

„Das wäre meine Einschätzung. Wir haben die letzten Tage alle Standardchecks zur Wiederindienststellung durchgeführt, nirgendswo war was aufällig.“

„Die Wartungslogs bestätigen das?“ Nicht, dass Melinda mit etwas Gegenteiligem rechnete, aber sie musste dem Systemkommandanten Rechenschaft ablegen und sicher stellen, dass der Fehler nicht bei ihrer Crew lag, oder falls doch die Verantwortung zu übernehmen.

„Selbstverständlich.“

„Hätte es Sabotage sein können?“


„Als Option zumindest nicht unmöglich, wenngleich doch sehr unwahrscheinlich.“

Dass der Ingenieur seine Zweifel hatte führte er auch weiter aus.
„Man braucht ein Haufen technisches Know-How um die Systeme entsprechend zu manipulieren, dass es nur nach schlampiger Arbeit aussieht. Die Wartungs- und Zugangslogs zur Stalwart zeigen auch nichts verdächtiges, sprich da müsste schon jemand mit ordentlich Sicherheitsfreigabe dran beteiligt sein. Das braucht lange Planung und so wichtig kann die Stalwart nicht sein, um den Aufwand zu rechtfertigen.“

„Danke für die Einschätzung Gilbert.“


Es war wirklich seltsam. Melinda würde alle Anmerkungen ihrem Logbuch und dem Bericht für Commodore Williams beifügen, so dass sich dieser selbst ein Bild machen konnte.

„Es spricht nichts dagegen mit Gefechtsübungen anzufangen?“

„Nein. Wir müssen nur die entsprechenden Teile an Bord nehmen. Solange wir keinen Atmosphärenflug unternehmen spricht nichts dagegen.“

„Ich will, dass nach und nach alle Systeme haarklein überprüft werden. Lebenserhaltung, Schilde, Antrieb, Navigation, Waffen, alles. Ich will keine Überraschungen mehr erleben.“

„Keiner von uns.“, pflichtete Kel bei.

„Verständlich. Es wird ne ganze Weile dauern, ich werde regelmäßig berichten."

[Bandomeer – Flottenstützpunkt – DRD Stalwart – Büro des Captain] LCD Kel Thano, LT Gilbert Ross & CDR Melinda Farlander
 
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A Game of Chance

[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Quartier des Kommandanten] LCD Kel Thano, LT Gilbert Ross, COL Elisabeth McKenzie & CDR Melinda Farlander

Melinda Farlander blickte abschätzend zu Mac, dann zu Gilbert und Kel, schließlich erneut auf ihre Karten. Sie hatte heute einfach kein Glück. Das bewiesen ihre Hand nur zu gut. Vier Karten hielt sie darin. Kolben 11, Münz 4, Stab 10 und den Tod der mit -13 Punkten zu Buche schlug. Insgesamt 15 Punkte, weit von den 23 entfernt für einen Sabbacc. Und auch ansonsten nicht berauschend. Ihre Stapel an Chips war in der letzten Stunde ganz gewaltig geschrumpft. Mehr als einmal musste sogar eine Strafe in den Pot einzahlen, weil sie über 23 bzw. unter -23 gekommen war. Sie drückte am Kopf der Karte einen Knopf, dass den Tod einfror. Die Karte würde sich also nicht verwundern während sie den Mindesteinsatz zahlte.

„Wird auch Zeit.“ kommentierte Mak mit einem Grinsen und neckte weiter.

„Ich weiß, es fällt dir schwer dich von den Chips zu trennen, aber ohne geht das Spiel nicht weiter.“


Die Blondine protestierte. „Ich spiele nicht zum ersten Mal, das ist alles nur Teil meines diabolischen Planes. Ich warte bis ihr euch vollkommen sicher führt und räume dann von hinten das Feld auf.“

„Du hast für heute all dein Glück aufgebraucht.“, brachte sich auch Gilbert gut gelaunt ein und nahm einen Schluck von seinem Lomin Ale, stellte die Flasche ab und ließ dann einen zehn Creditchip über den Handrücken der Linken wandern.

„Das hätte ganz schön schief gehen können.“, pflichtete Kel ihm bei.

„Ist es aber nicht.“, grummelte Melinda.

„Die Entscheidung hat dir Recht gegeben, aber man kann dein Verhalten als rücksichtslos ansehen, wenn man das will. Mich hast du persönlich damit überrascht.“

„Ich habs ihr bei der ersten Besichtigung noch gesagt: 'Ich bin mir nichtmal sicher, ob es der Kahn überhaupt aus der Atmosphäre schafft.'“, zitierte sich der Chefingenieur selbst.

„Können wir bitte einfach Sabbacc spielen!“, kam es angefressen und lauter als gewollt über ihre Lippen. Sie hatte dabei auch gestikuliert und mit offenen Handflächen, auf den Sabbaccpot gedeutet. Ihre Karten, zwei links, zwei rechts, waren dabei jeweils mit den Daumen festgeklemmt. Das änderte aber nichts an dem Umstand, dass Kel, Mac und Gilbert ihre genau auf die offen Karten sahen. Gilbert erhöhte, sie betroffen anblickend, seinen Einsatz um weitere zwanzig Credits. Auch der Blick ihres ersten Offiziers und der kommandierenden Offizierin der Marines machten ihr deutlich, dass sie hier nicht um eine Erklärung kam. Als Schiffskommandantin schuldete sie ihnen keine Erklärung, ihr Wort war Befehl. Aber als Mensch, als Freund sehr wohl. Mit einem Seufzen legte sie ihre Karten ab.

„Ihr fragt euch, ob ich eure Leben aufs Spiel gesetzt habe. Habe ich aber nicht. Ich habe einfach gewusst, dass wir es schaffen. Dass die alte Dame uns nicht im Stich lässt.“

„Gilbert, wie groß hast du die Wahrscheinlichkeit eingeschätzt, dass weitere Repulsoren ausfallen?“

Der Blondschopf wog den Kopf leicht hin und her und verzog nachdenklich den Mund bevor er antwortete.

„So...1 zu 10.“

'Wirklich, zehn Prozent?', fragte sie ihn in Gedanken vorwurfsvoll.

„Kel, umso höher wir gestiegen sind, desto mehr Zeit hätten wir zur Evakuierung gehabt, richtig?“

Der bärtige Offizier nickte.

„Unser Vektor hat uns aufs offene Meer hinausgetragen und mit jeder Sekunde die Wahrscheinlichkeit von Schäden an zivilen Einrichtungen und Zivilpersonen verringert.“, erläuterte sie weiterhin.

Melinda bekräftigte ihre Aussage noch einmal. „Ich habe gewusst was ich mache.“

„Wenn wir ne Notlandung versucht hätten und dabei weitere Repulsorcluster ausgefallen wären, bestand die Wahrscheinlichkeit, dass wir in bewohntem Gebiet runtergehen. Das konnte ich nicht eingehen. Das stand auch in meinem Bericht an den Sektorkommandanten.“

Schließlich blickte sie mit einem süffisanten Lächeln von Einem zum Nächsten.

„Können wir jetzt also bitte das Thema wechseln?“

Schneller als Melinda es von irgendjemandem erwartet hätte ergriff Mak das Wort.

„Melinda kann nicht mit einem Auge blinzeln ohne den Mund zu verziehen.“

„Mak!“, protestierte die Blondine schockiert über den 'Verrat' kam aber nicht weit.

„Du kannst nicht richtig blinzeln?“


So froh sie auch um den Themenwechsel war, war ihr exakt dieses Thema dennoch irgendwie furchtbar peinlich. Dabei war es total unbedeutend. Aber jeder konnte unauffällig blinzeln, nur sie nicht. Was sie auch nach einigen Minuten hin- und her beweisen musste, da man sonst das Spiel nie fortgesetzt hätte. Schließlich konnte man sich wieder dem Spiel widmen und obwohl Melindas Pech anhielt, war sie doch dankbar, dass sie Freunde an Bord des Schiffes hatte, mit denen sie am ersten Abend einige Stunden Zeit fand. Es half ihr sehr. Sie war nicht allein mit den Problemen. Sicherlich, im Endeffekt war sie es die Entscheidungen treffen musste, aber von diesen drei Personen hatte jeder ihr Vertrauen und sie konnte bei ihnen um Rat bitten, in beruflichen und privaten Dingen. Kel kannte sich hervorragend in der Bürokratie und mit den VIPs der Flotte aus, um ihr die größten Fallgruben aufzuzeigen. Gilbert schaffte es immer sie zum Lachen zu bringen und seine technische Expertise war für ihr Schiff unersetzbar. Mak war ihr beste Freundin und große Schwester, obwohl beide gleich alt waren. Mit Mak konnte sie Banthas stehlen gehen und nicht zu unterschätzen war auch, dass Elisabeth MacKenzie die Bürde der Befehlsgewalt über eine Einheit kannte. Etwas dass sie weder mit Kel, noch Gilbert teilen konnte. Sie waren ihre Untergebenen. Doch Mak stand außerhalb ihrer Hierarchie und kannte die Last der Verantwortung.

Zwei Stunden später und mit viel kleineren Augen als noch zuvor räumte sie den Tisch ab. Ihre Gäste waren seit einigen Minuten weg, dennoch war Melinda immer noch am Schmunzeln. Der Abend war ein guter Ausgleich zu den Ereignissen des Tages. Während des Zähneputzens fragte sich die Blondine, ob sie auf der Stalwart auch Wochen brauchen würde, bis sie richtig schlafen konnte – so wie es auf der Star Dust einst der Fall gewesen war. Die Frage folgte ihr bis ins Bett. Auf einem Kriegsschiff gab es auch im Nachtzyklus niemals absolute Stille. Das Ventilationssystem und der Durastahl trugen Geräusche, Vibrationen und all die anderen Kleinigkeiten die man auf einem Schiff mit voller Besatzung vernehmen konnte bis in entfernte Winkel des Kreuzers. Aber entgegen ihrer Befürchtungen hatte Melinda keine Probleme einzuschlafen, denn sie fühlte sich sicher. Sie war dort angekommen wo sie sein sollte.


[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Quartier des Kommandanten] CDR Melinda Farlander
 
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[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Simulationsraum 2] Tinya und Piloten der Ghostriders

Gefestigt, glücklich und ohne große Ansprüche an ihre Umgebung stellend, fühlte sie sich hier auf dem alten Kahn wohl. Die alten Schiffe hatten ihren ganz eigenen Charme. Vielleicht erinnerte sie die "Stalwart" auch nur an uralte Zeiten, die lange zurück lagen. Nur der Name erfüllte sie noch manchmal mit einem gewissen Unbehagen - gemahnte er sie doch an etwas weniger schöne Zeiten in ihrem Leben.
Aber das war vorbei. Sie war angekommen, hatte inzwischen sogar eine kleine Familie gefunden: mit ihrem Bruder Wes pflegte sie inzwischen ein inniges Verhältnis. Sie sahen sich nicht allzu oft, aber dennoch dachten sie aneinander - was man an den vielen Nachrichten und Holografien auf ihrem Datapad sehen konnte.



"Fünf abdrehen! Ich hab ihn in der Zielerfassung ...uuuund .....Treffer!"

Der Bildschirm wurde unvermittelt schwarz und die Stimmen im Komm verstummten. Stattdessen waren im Raum kräftige Flüche zu hören, weil dies die mittlerweile fünfte ungültige Simulation in Folge war.
Tinya jedoch verkniff sich ein Grinsen und piepte einen der Techniker an, nachdem sie ihre Sim-Kapsel verlassen hatte. Inzwischen dutzte sie sich schon mit ihm. Die "Stalwart" war so alt, dass ständig etwas kaputt ging. Andererseits war deshalb manches auch einfacher zu reparieren, weil mehr auf Mechanik denn auf Elektronik basierte. Die Simulatoren allerdings waren relativ neu und fielen meist deshalb aus, weil sie mit dem alten Rest der Installationen nicht immer harmonierten.


"Kommst du mit? Wir wollten noch ne Runde im Fitnessraum trainieren, wenn wir schon nicht fliegen können."

Das war Rachel, mit der sie sich ein Quartier teilte. Sie kannten sich erst seit wenigen Wochen, aber inzwischen verband sie eine fast innige Freundschaft. Rachel stammte zwar aus ganz anderen Verhältnissen als Tinya, aber dennoch hatten sie sich auf Anhieb gut verstanden.


Tinya schüttelte den Kopf.

"Nee, ich guck mal, ob ich was helfen kann."

Sie glaubte tatsächlich etwas bemerkt zu haben, bevor der künstliche Horizont in der Simulation ins Nirwarna verschwunden war.

"Gibs zu, du hast dich in ihn verguckt!"

Rachel baute sich schmollend vor ihr auf. Ob sie das tatsächlich so meinte oder sie nur aufziehen wollte, ließ die braunhaarige Pilotin offen, bevor sie mit verschränkten Armen auf die Tür des Raums zusteuerte. Erst kurz bevor sie die Schwelle betrat, drehte sie sich noch einmal um, streckte ihrer Freundin die Zunge heraus und verschwand dann kichernd im dunklen Gang. Wo es dann kurz darauf polterte. Ein lautes "Aua" und der darauffolgende Fluch ließen darauf schließen, dass auch im Flur der Strom ausgefallen war.

Tinya lehnte sich an eine der Sim-Kapseln und presste sich die Hände auf den Mund, damit sie nicht laut loslachen musste. Das gehörte sich einfach nicht. Aber lustig war die Szene trotzdem gewesen.

Sie kicherte noch immer, als sie bemerkte, dass das Licht im Flur wieder funktionierte und schwere Schritte den erwarteten Techniker ankündigten.

"Na? Was ist es denn diese Mal?"

"Das übliche würde ich sagen. Vielleicht ein anderes Relais."

Die erfahrene Pilotin löste sich von der Kapsel und ging zu dem Tech, der sich bereits am Schaltpult zu schaffen machte.

"Hi Rob!"

begrüßte sie ihn, bevor sie neben ihm in die Knie ging und ebenfalls einen fachmännischen Blick in die inzwischen geöffnete Konsole warf.

"Hi Tinya! Hier guck mal, da haben wir schon den Fehler."

Er deutete auf einen dunklen Fleck auf der Hauptplatine.

"Eindeutig durchgeschmort!"

Tinya nickte und erhob sich wieder, um zur Werkzeugkiste zu gehen, die Rob neben die Konsole gestellt hatte. Ein kurzer prüfender Blick genügte und die Blondine fand den gewünschten Schrauber.

"Hier", meinte sie, während sie Rob das Werkzeug reichte. "Das deckt sich mit meiner Beobachtung während der Sim. Ich hoffe, wir haben jetzt bald alle Verbindungen zwischen der "Stalwart" und dem Simulationssystem repariert."

"Das hoffe ich auch", grummelte der junge Techniker in seinen eigentlich kaum vorhandenen Bart. " Machen wir uns an die Arbeit."

[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Simulationsraum 2] Tinya und Rob
 
Wrong Attitude

[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Büro des Kommandanten] LCD Kel Thano & CDR Melinda Farlander

„Captain Kinley meldet, dass es immer noch Probleme mit den Simulatoren gibt.“


Melinda mochte die Stalwart wirklich sehr, ihren vorherigen Kommandanten jedoch nicht. Es schien ganz so als habe er ab dem Zeitpunkt, dass seine Versetzung feststand, seine Pflichten nicht mehr wahrgenommen. Er hatte die besten Offiziere und Mannschaftsgrade mitgenommen und ihr die unzufriedenen dagelassen. Das beste Beispiel war ihre Operationsoffizierin Jinja Weotiar. Sie war kompetent, suchte aber aus Nichtigkeiten heraus den Konflikt mit Melinda, vor einer halben Stunde hatte die Cathar auf der Brücke eine Erklärung für das gestrige Verhalten verlangt. Die Blondine konnte nachvollziehen, dass Weotiar daran interessiert war die Gedankengänge ihrer Kommandantin kennenzulernen. Aber die Art wie sie es tat, die Chandrilianerin vor aller Mannschaft kritisieren und bloßstellen zu wollen stieß auf Ablehnung. Nur weil die Cathar sich übergangen fühlte gebührte es sich nicht dies an Melinda auszulassen.

In Gedanken driftete sie wieder zu dem Moment. Melinda begegnete dem herausfordernden Blick aus den bernsteinfarbenen Augen der Cathar selbstsicher.


„Lieutenant Commander Weotiar, ich bin es nicht gewohnt, dass meine Befehle ich Frage gestellt werden oder eine Erklärung benötigen. Ich erwarte, dass meine Befehle ausgeführt werden. Das nennt sich die Kommandokette einhalten, ich bin mir sicher sie haben davon bereits gehört.“

Die Blondine hatte sich dazu hinreißen lassen, da die Fragestellung der Operationsoffizierin an Insubordination grenzte. Und möglicherweise auch weil sie heute morgen aus Versehen Kaffee getrunken hatte. Kaffee machte Melinda Farlander zu einem schlechteren Fastmenschen. Dass ihre Reaktion ein wenig zu heftig ausgefallen war, wurde der Kommandantin deutlich, als die Augen ihrer Gegenüber sich verengten und sie fast zu einem Knurren ansetzte, bei dem ihre Fangzähne deutlich hervortraten. Aber Melinda bewies Charakterstärke und wich nicht zurück. Stattdessen adressierte sie die gesamte Brückencew 'Sie stellen sich vermutlich alle eine ähnliche Frage.' und erklärte diesen ebenso wie ihren Freunden am vorherigen Abend ihre eigenen Beweggründe, wobei sie weg ließ, dass sie der Stalwart vertraute, sondern schilderte die logisch nachvollziehbaren Argumente. Das hatte Weotiar absolut nicht geschmeckt und Melinda wusste nun genau warum Farnsworth sie auf der Stalwart beließ. Es hätte nicht soweit kommen müssen. Wenn Jinja Weotiar die Frage privat zur Sprache brachte, statt dieses öffentlichen Angriffs auf Melindas Autorität wäre ihr die Antwort auch genannt worden. Für gewöhnlich verfolgte die Blondine die Maxime, dass man öffentlich lobte und unter vier Augen Kritik übte – aber die Cathar wollte sie konfrontieren und öffentlich bloßstellen, dadurch war Melinda gezwungen den Spieß herumzudrehen oder Ansehen ihrer Brückencrew zu verlieren. Die Motivation der Cathar war für die frische Kommandantin nur so undurchsichtig. Es gab keinen Grund sie herauszufordern, Melinda gab ihr eine Chance – was auch immer für Hintergründe oder Streitigkeiten die Cathar in der Vergangenheit mit Farnsworth hatte, musste ihre berufliche Beziehung nicht belasten.

„Du hörst mir nicht zu...“, stellte Kel fest, der schon die ganze Zeit sprach. Melinda hatte die furchtbar nervige Angewohnheit, wenn sie in Gedanken abdriftete zu Nicken und hin und wieder Bestätigungen zu murmeln und sehr am Gespräch interessiert zu wirken und das obwohl sie kein Wort wahrnahm. Sie schüttelte entschlossen den Kopf.

„Entschuldige, der Vorfall mit Weotiar geht mir nicht aus dem Kopf.“


„Ich habe keine Ahnung warum sie das getan hat, es war so unnötig und es steht nun im Logbuch. Warum verbaut sie sich ihre Karriere so?“


„Möglicherweise fühlt sie sich übergangen und will dich gerne versagen sehen.“, schoss Kel ins Blaue. Der Gedanke war aber nicht so neu, als das er Melinda nicht auch schon gekommen war.

„Dann rächt sie sich aber an der falschen Person. Ich habe ihr nichts getan. Ich muss das mit ihr klären. Wenn wir fertig sind, schick sie bitte zu mir rein.“

„Gerne. Also nochmal von vorne. Es gibt immer noch Probleme mit den Simulatoren, die Systeme der Stalwart sind zu alt und die implementierte Schnittstelle hat zu viele Fehlfunktionen um den Piloten einen brauchbaren Trainingsalltag zu bieten.“

„Gib Gilbert Bescheid, dass er sich das mal ansehen soll, sobald die Systeme gecheckt sind. Richte Captain Kinley aus, dass sie gerne Kampfübungen im Raum abhalten kann solange die Simulatoren streiken.“

Melinda erwartete noch weitere ein bis zwei Monate Übungen bei Bandomeer durchzuführen, und hoffte bis dahin ihr Schiff Gefechtsbereit zu bekommen. Die Technik bot Herausforderungen, ebenso die Qualität der verbliebenen Mannschaft und Offiziere und die Moral könnte auch besser sein. Richtig bauen konnte sie nur auf die übernommenen Mannschaftsmitglieder der Star Dust und aus den Neuzugängen würden sich sicherlich auch welche hervortun. Nur die Techniker schienen wirklich zufrieden zu sein. Sie wussten, dass sie für den Betrieb der Stalwart unersetzlich waren und erfreuten sich großer Beliebtheit. Die Moral der Piloten war auch gut, sie waren noch nicht lange auf der Stalwart und mussten sich eher wenig mit dem Mismanagement ihres Vorgängers herumschlagen. Eben jenes wurden ach und nach immer deutlicher. Desillusioniert beschrieb den Großteil der Besatzung am Besten, und ihr war die undankbare Aufgabe zugekommen die Mannschaft zu erinnern, was es bedeutete auf einem republikanischen Kriegsschiff zu dienen.

„Geht in Ordnung. Bist du dir sicher, dass du allein mit Weotier reden willst?“, Kel wirkte besorgt.

„Du weißt sie hat schon einmal...“, 'einen vorgesetzten Offizier verprügelt und dass Melinda ihr nicht viel entgegensetzen konnte wussten Beide, ohne es auszusprechen.

„Ja, ich mache das schon. Du kannst wegtreten.“

Ihr erster Offizier salutierte, das die Kommandantin erwiderte und trat zur Tür.

„Kel, danke.“

Er hielt kurz inne und sah zu Melinda. „Immer gerne.“

Keine zwei Minuten später stand Lieutenant Commander Jinja Weotiar an der Stelle an der Kel eben noch stand. Sie wirkte jedoch bei weitem nicht so beherrscht und stellte auch keine beruhigende Präsenz da. Ihre Augen funkelten wütend, das Protokoll hielt sie jedoch ein.

„Ma'am, Sie wollten mich sprechen?“


„Ja, setzten sie sich bitte Miss Weotiar.“


„Ich stehe bequem.“


Was sollte das denn für ein Machtspielchen werden?

„Ganz wie sie meinen.“


„Sie wissen, dass ihr Verhalten unangebracht war und im Logbuch festgehalten wurde.“

Die Lippen der Cathar wurden zu einem dünnen Strich und ihre Wangenknochen traten deutlich hervor. Sie musste sich anscheinend einen Kommentar zurückhalten.

„Ich bin mir nicht sicher, weshalb sie meine Autorität so offen in Frage stellen wollten aber das muss ein Ende haben.“
, Melindas Stimme war ihr großer Autoritätsprügel, an dieser stelle wirkte sie inspirierend und energisch, nur um bei den nachfolgenden Worte sanfter zu werden. Jeglichen anklagenden Ton suchte man vergebens.

„Mir ist es gleich, was für Spannungen zwischen Ihnen und Captain Farnsworth geherrscht haben. Das ist Vergangenheit. Ihre Handlungen mir gegenüber bestimmen aber wie ich sie zukünftig wahrnehme. Es liegt in ihrer Hand. Wenn sie auf Farnsworth wütend sind, haben sie ihre Gründe, aber lassen sie es nicht an mir aus. Sehen sie es als Neuanfang, ohne Altlasten. Ich verlange von ihnen an der Stelle auch keine Antwort, aber denken sie über meine Woche nach. Ich bin nicht ihr Feind, ganz im Gegenteil. Ich denke sie können ein wertvoller Bestandteil der Brückencrew sein, wenn sie sich dafür entscheiden. Nehmen sie sich die Zeit darüber nachzudenken.“

Der Blick der Cathar war nicht mehr von offener Feindseligkeit geprägt, vielmehr fühlte Melinda, dass sie gewogen wurde. Aber ob sie als würdig empfunden wurde, konnte sie nicht feststellen. Da sie aber nicht verprügelt wurde war die Blondine bereit das als gutes Zeichen zu werten.

[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Büro des Kommandanten] LCD Jinja Weotiar & CDR Melinda Farlander
 
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[Bandomeer-System – DRD Stalwart - Waschraum] Tinya und Rachel

Tatsächlich hatte die Reparatur des Relais nicht allzu viel Zeit in Anspruch genommen. Mittlerweile waren Rob und sie recht routiniert in diesen Dingen und arbeiteten Hand in Hand, so dass der Fehler recht schnell behoben gewesen war. So blieb noch genug Zeit, um sich dem Rest der Staffel im Fitnessraum anzuschließen.
Danach war eine Dusche dringend nötig geworden. Sie war gerade fertig geworden und nun daran sich abzutrocknen, als die Tür aufging.


"Hey Mädels, was haltet ihr von...."

"RAUS !"

Grinsend zog Lorill den Kopf ein, kurz bevor ihn ein ziemlich nasses Handtuch an demselbigen getroffen hätte. Die Tür schloss sich geräuschvoll hinter ihm, während Tinya ungerührt damit fortfuhr, sich die Haare trocken zu rubbeln. Lorill schaffte es doch tatsächlich immer wieder, "seine Mädels" - wie er sie liebevoll zu nennen pflegte - zu ärgern.
Rachel zog wutschnaubend ein neues Handtuch aus dem Regal. Im Gegensatz zu Tinya, die frühzeitig hatte lernen müssen, Räumlichkeiten mit Lebewesen beiderlei Geschlechts teilen zu müssen und für die das dementsprechend ganz normal war, war Rachel sehr behütet aufgewachsen und hatte ihr Schamgefühl bis heute nicht ganz verloren - obwohl Piloten wirklich nicht zimperlich im Umgang miteinander waren.


"So ein Idiot."

"Ach lass ihm doch seinen Spaß. Er ist doch noch vollkommen grün hinter den Ohren."

Lorill galt tatsächlich als Witzbold, aber auch als Küken der Einheit. Trotzdem hatte er zu dieser Zeit nichts im Waschraum zu suchen.

"Der hat sie doch nicht mehr alle."

Rachel kam nur schwer runter, sie rubbelte ihre Haut weitaus fester trocken, als es nötig gewesen wäre.

"Ach komm schon, nimm's locker."

Tinya gab der Pilotin im Vorübergehen einen freundschaftlichen Klapps auf die Schulter, griff nach ihren Klamotten und begann dann damit, sich anzuziehen.
Eine Weile blieb es still im Waschraum.


"Was hälst du eigentlich von unserer Kommandantin?"

"Hm?"

Tinya war gerade dabei in ihre Hose zu schlüpfen und kam mit dem plötzlichen Themenwechsel nicht so recht mit. Sie brauchte einen Moment, bis sie kapierte, was Rachel meinte.

"Farlander meinst du? Warum? Ich finde sie ganz ok, sie hat sich doch ganz gut eingeführt."

"Hast du es nicht in den Nachrichten gesehen?"

Jetzt wiederum wusste Tinya ganz genau, was ihre Freundin meinte. Sie bezog sich auf die Aussage Farlanders, die diese bezüglich der Unterzeichnung des Friedensvertrags gemacht hatte. Die Sache mit dem "wackeligen Frieden". Nun gut, die Aussage war vielleicht etwas unbedacht gewesen, aber die Leidenschaft und die Überzeugung, mit der sie gemacht worden war, hatte Tinya durchaus imponiert. Dass die Journalisten daraus aber gleich eine uneinige Flotte gefolgert hatten, die im Falle des Falles vielleicht nicht in der Lage dazu wäre, die Bewohner der Neuen Republik zu schützen, war eine bodenlose Frechheit. Tinya konnte sich denken, dass Farlander am liebsten im Boden versunken wäre und vermutete, dass sie das nächste Mal bei öffentlichen Auftritten bedachtsamer reagieren würde. Andererseits wiederum ....wenn sie an sich selber dachte ....wie oft hatten sie ihre eigenen Gefühle übermannt .....wie oft hatte sie unbedacht reagiert.....mit weitaus schlimmeren Folgen!
Und außerdem ging Tinya durchaus mit ihr konform. Dieser Frieden könnte ein trügerischer sein und wer wusste schon, wie lange er überhaupt halten würde. Aber es bedeutete für eine Weile, dass offiziell nicht gekämpft würde und gab somit Gelegenheit für alle Beteiligten, ein wenig zur Ruhe zu kommen und seine Wunden zu lecken. Auch für sie selber.

"Ich fand's nicht so schlimm! Jeder sagt mal was, was ihm hinterher vielleicht leid tut, weil es gerade nicht passend war."

Tinyas Tonfall ließ darauf schließen, dass sie keine Lust hatte, weiter darüber zu diskutieren. Zu viel wäre damit wieder aus ihrer eigenen Vergangenheit in ihr Bewusstsein gelangt und das wollte sie gerne vermeiden. Zumindest solange, wie dieser "wackelige Frieden" andauern würde, hatte sie Zeit, sich weiter zu stabilisieren.

"Bist du fertig?"

Tinya war jetzt vollkommen angezogen und bereit, den Waschraum zu verlassen. Sie wollte jetzt gerne Feierabend machen und sich anderen Dingen widmen, als dem Krieg. Etwas Ablenkung wäre jetzt nicht schlecht ......

[Bandomeer-System – DRD Stalwart - auf dem Weg zur Pilotenmesse] Tinya und Rachel
 
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General Quarters

[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Büro des Kommandanten] LCD Jinja Weotiar & CDR Melinda Farlander

Wirklich geklärt hatte das andauernde Schweigen der Cathar Jinja Weiotiar, Melindas Anliegen nicht. Aber ihr Glück herausfordern wollte die Blondine dann doch nicht. Man musste auch die kleinen Triumpfe im Leben nehmen wie sie kamen. In diesem Fall waren es gleich zwei: Keine Widerworte und die körperliche Unversehrtheit. Über Beides war Melinda ziemlich froh. Sie konnte sich zwar auch weiterhin einen 'Wer zuerst blinzelt verliert'-Wettbewerb mit ihrer Operationsoffizierin liefern, aber so langsam wurden ihre Augen wirklich trocken und es führte zu nichts. Eigentlich war es wirklich kindisch, aber wenigstens hatte Melinda nicht angefangen. Sich als moralische Siegerin deklarieren ging die Blondine dazu über neue Befehle auszugeben.

„Lieutenant Commander Weotiar, bereiten sie das Schiff für umfassende Artillerieübungen vor. Bringen sie uns dazu in Waffenreichweite von Fitees Mond und informieren die Schießsbude, dass sie Ziele für uns vorbereiten sollen.“

Fitee war der dritte Planet im Bandomeer-System, ein unspektakulärer Felsbrocken mit zahlreichen Kratern, einige verursacht durch Asteroiden, aber eine Großzahl durch den Übungsplatz der republikanischen Flotte. Im Orbit des Mondes befand sich eine XQ1-Raumstation, mit der Kennung XQ – B771, die zwar auch Aufgaben der Systemkontrolle übernahm, ihre Hauptaufgabe bestand jedoch darin Ziele für Artillerieübungen bereitzustellen – daher auch ihr Spitzname im Flottenjargon 'Schießbude'. Durch die Benachrichtigung würden Felsbrocken im restriktierten Weltraum um die Basis ausgesetzt und Ziele auf der Mondoberfläche vorbereitet werden.

„Erlaubnis wegzutreten?“


„Erlaubnis erteilt.“

Als die Cathar ihr Büro verlassen hatte atmete Melinda tief aus und sackte schließlich entspannt in den Schreibtischstuhl. Das hätte auch anders ausgehen können. Sicherlich, nicht die Ideallösung, aber etwas mit dem man zumindest arbeiten konnte.
Die Kommandantin raffte sich auf und bediente das schiffsinterne Kommunikationssystem, kurz darauf meldete sich auch die gewünschte Gesprächspartnerin.


„Hier ist Commander Farlander. Captain Kinley, wir sind auf dem Weg zur Schießbude um Artillerieübungen durchzuführen. Falls sie das Trainingsgelände ebenfalls verwenden wollen koordinieren sie sich bitte mit Lieutenant Yoli.“

„Geht klar, Commander.“ es entstand eine kurze Pause, bevor die Staffelkommandantin eine nachfolgende Frage stellte. „Gibt es dazu eine besondere Veranlassung?“

Melinda hatte der Staffelkommandantin großen Freiraum gegeben und vermutete, dass sie nachhakte um sicher zu gehen, dass sie dieses Privileg weiterhin genoss.

„Ich möchte Lieutenant Yoli und ihrer Staffel die Möglichkeit geben einen Rapport zueinander aufzubauen. Sie werden zukünftig eng zusammenarbeiten müssen, da kann es nicht schaden wenn sie ein Gefühl füreinander entwickeln.“
'Bin ich nicht die Königin der Untertreibung?'

Die Kommandantin der Ghostrider konnte das Grinsen auf den Lippen der Chanrilianerin nicht sehen, aber vielleicht heraushören: „Ich habe mal gehört, dass manche Pilotenegos... wie soll ich sagen, eine individuelle Handhabe benötigen.“

Am anderen Ende der Leitung vernahm sie ein amüsiertes Schnauben und ein unterdrücktes Auflachen. „Ich verstehe Ma'am. Lieutenant Yoli wird von meiner Seite aus alle Unterstützung erhalten. Danke für die Erläuterung. Gibt es noch etwas?“

„Sehr gerne und nein, ich überlasse sie wieder ganz ihren Pflichten.“

Der Mond bot auch für Raumjäger einiges. Übungsplatz für Bombardements, Graben – aus welchen Grund auch immer das Fliegen in Graben und Schluchten sich großer Beliebtheit erfreute, erschloss sich der Schiffskommandantin nicht, aber Piloten standen total drauf. Oh, und schließlich auch Übungsdroiden für Raumkämpfe. Ebenso waren immer zwei Übungs- und eine Alarmstaffel auf der Raumstation stationiert. Erstere waren gerüchteweise immer für Trainingskämpfe und freundliche Wetten zu haben.
Melinda warf einen Blick auf ihr Chrono und schätzte, dass noch zwanzig Minuten für Papierkram hatte, bevor ihre Anwesenheit auf der Brücke notwendig wurde. Also sichtete sie einige Berichte und zeichnete diese wo nötig gegen, bevor sie ans Flottenquartier zur Ablage gingen. Eine Kopie blieb natürlich auch auf ihrem privaten Laufwerk und dem Bordcomputer erhalten.

Einige Zeit später fand sich die Blondine im Kommandosessel auf der Brücke wieder. Von XQ-B...wie auch immer, der Schießbude, hatte man die Einflugerlaubnis ins Übungsgelände erhalten. Der erste Test für die Leistungsfähigkeit der Stalwart stand an.


„Mister Thano, machen sie das Schiff klar zum Gefecht.“ Mit dem Beenden des Satzes hatte Melinda die Stoppuhrfunktion ihres Chronos gestartet.

„Klar Schiff zum Gefecht!“, bellte der bullige erste Offizier der Stalwart und der Gefechtsalarm erklang unmittelbar darauf schiffsweit.

Die Konsequenz bestand darin, dass sich schlafendes und dienstfreies Personal auf ihren Stationen meldeten und sich und ihre Station auf das Gefecht vorbereiteten. Massive Schotts würden Teile des Schiffs – nach der Bestätigung aller Stationen – abriegeln um die Dekompressionsgefahr zu mindern. Zugänge zu sensiblen Gebieten des Schiffs – wie Brücke oder Maschinenraum - wurden von der Schiffssicherheit gesichert. Melinda führte derzeit die rechte Hand möglichst unauffällig zum Ohr und fuhr sich mit den Fingerspitzen über den Gehörgang. Kel hatte zu nahe gestanden. Die Bestätigung der einzelnen Stationen kam nach und nach, für die Blondine fühlte es sich quälend langsam an und als das Chrono die fünf Minuten überschritt verzog sie leicht das Gesicht und wurde immer ungeduldiger. Die Star Dust war innerhalb von drei Minuten Gefechtsbereit gewesen, Flottenstandard waren vier, auch immer ein wenig von der Größe des Schiffs abhängig. Fünf Minuten wären also für die Stalwart gerade so noch akzeptabel gewesen und die Uhr lief und lief. Kurz vor Minute neun kam schließlich die Erlösung 8 Minuten, 53 Sekunden und zwei Verletzte. Man hatte viel Arbeit vor sich, wie viel wurde sich Melinda gerade bewusst.


[Bandomeer-System – DRD Stalwart – Brücke] Brückencrew& CDR Melinda Farlander
 
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[Bandomeer-System – DRD Stalwart - Pilotenmesse] Tinya, Rachel u.a.

In der Messe war weit weniger los, als Tinya erwartet hatte. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass die Staffel noch nicht lange zusammen war. Man hatte noch keinen gemeinsamen Treffpunkt gefunden, an dem man sicher sein konnte, jemanden zu finden, mit dem man quatschen konnte.
Denn nachdem ihr Bruder Wes ein neues Kommando bekommen sollte, wurden auch die "Rough Diamonds" aufgelöst. Es war die erste Staffel, in der sie für die Neue Republik geflogen war. Tinya hatte dort nur ein kurzes Gastspiel gegeben und so fiel es ihr nicht zu schwer, die Staffel zu verlassen. Weniger gut hatte sie den Abschied von ihrem Bruder verkraftet. Aber die Tatsache, dass sie eine recht intensive Zeit miteinander verbracht hatten, tröstete sie darüber hinweg. Sie war sich sicher, dass sie sich nicht mehr so schnell aus den Augen verlieren würden.
Ihr Blick ging durch den fast leeren und ziemlich kleinen Raum. So langsam könnte man sich mal daran machen, diesen etwas wohnlicher zu gestalten. Zum Beispiel emütliche Sessel statt der alten, unbequemen Bestuhlung. Da die "Stalwart" nur eine Staffel aufzuweisen hatte, sollte der Platz aber wenigstens ausreichen - auch wenn so manches Pilotenego weitaus mehr Raum beanspruchen würde.
Eigentlich waren genau zwei weitere Piloten anwesend: Lorill, das Küken, der vor ein paar Minuten den unrühmlichen Auftritt im Waschraum gehabt hatte und Tondo, ein Rodianer, mit dem Tinya bisher noch nicht warm geworden war. Genau genommen hatte das vermutlich aber noch niemand getan. Wenn er den Mund aufmachte, kamen nur Angebereien daraus hervor. Er war auf den ersten Blick einer jeden Piloten, für dessen Ego vermutlich die ganze "Stalwart" nicht ausgereicht hätte. Erfahrungsgemäß steckte hinter dem großen Gehabe aber meist doch nur ein kleiner Wurm. Tinya war ihm bisher aus dem Weg gegangen, auch weil er schon mehrfach versucht hatte, sie anzumachen. Als ihm das jedoch nicht gelungen war, nervte er sie regelmäßig mit seinem rivalisierenden Verhalten in Simulationen. Da sie eine wirklich gute Pilotin mit einiges an Erfahrung war, war es ihm bisher nicht gelungen, sie aus der Reserve zu locken. Manchmal hatte Tinya ihn auch gewinnen lassen, damit sie anschließend ihre Ruhe hatte.
Jetzt nervte er also den armen Lorill. Der suchte hilflos den Blickkontakt zu seinen Mädels, damit sie ihn aus der Situation retten mögen. Tinya sah zu Rachel hinüber, die sehr genau erfasst hatte, was der Junge von ihnen wollte. Aber sie rollte nur mit den Augen, als Tinya sie bittend ansah und ging demonstrativ zur Theke, um sich etwas zu trinken zu holen. Lorill hatte sie einfach zu sehr geärgert. Etwas später am Tag würde sie sich aber beruhigt haben. Also war es an Tinya, sich Tondo anzunehmen, um Lorill aus der Patsche zu helfen.


"Hey Jungs. Na, wie isses?"

Das war natürlich ein sehr fantasievoller Anfang für ein Gespräch. Aber das musste eben reichen. Und es reichte aus, um Tondo zu unterbrechen. Er sah auf, erblickte seine vermeintliche Rivalin und nahm sogleich seine - vermutlich vor dem Spiegel eingeübte - Pose als erfolgreichster Pilot der ganzen Galaxis ein.

"Ah, Foxi. Ich erzähle dem jungen Mann hier gerade die Geschichte, wie ich einer ganzen Bande von Piraten entkommen bin."

Seiner stolzgeschwellten Brust zufolge, mussten es mindestens hundert gewesen sein. Jetzt war es an Tinya, mit den Augen zu rollen. Aber sie unterließ es, dies Tondo merken zu lassen. Außerdem nervte es sie, dass er sie schon wieder Foxi genannt hatte.

"Oh, das klingt spannend. Lass hören!"

Die Pilotin fügte sich in ihr selbstgewähltes Schicksal und zwinkerte Lorill zu, während sie am Tisch der beiden Platz nahm. Das Zwinkern sollte allerdings zweierlei für den Jungen bedeuten: zum einen hatte er jetzt die Gelegenheit abzuhauen und zum anderen, sollte er diese nutzen, um sich bei Rachel zu entschuldigen.
Dankbar warf er Tinya daraufhin einen Blick zu, der sie darauf schließen ließ, dass er verstanden hatte.


"Oh, äh ...ich hab ganz vergessen, dass ich Rachel noch was fragen wollte. Ihr entschuldigt mich, ja?"

Tinya nickte und so zog er davon - tatsächlich in Richtung von Tinyas Freundin. Tondo hingegen hatte sein Verschwinden noch gar nicht bemerkt und erzählte seine Geschichte nun ihr, ungeachtet dessen, dass sie eine ähnlich geartete Geschichte schon ein dutzend Mal aus seinem Mund vernommen hatte. Sie seufzte leise, stützte ihren Kopf auf die Arme und machte den Eindruck, als würde sie aufmerksam zuhören. Was tat man nicht alles für die unschuldige Jugend! Glücklicherweise sollte ihr Martyrium nur wenige Minuten andauern. Unvermittelt heulte der Gefechtsalarm auf ......

Schon wenige Augenblicke später fand sie sich mit dem Rest der Staffel und abflugbereit am vereinbarten Treffpunkt ein. Kinley, ihre Staffelführerin erwartete ihre Piloten schon und sah sie ein wenig tadelt an. Klar, sie hätten etwas schneller gefechtsbereit sein können - aber bitte, wer erwartete schon einen ernsthaften Einsatz? Nach dem fast missglückten Start und dem erst kürzlich geschlossenem Frieden, wusste jeder, dass es nur eine Übung sein könnte. Die anschließenden Worte von Kinley verursachten allerdings einiges an Aufregung.

"Alle Mann in die Jäger. Wir haben einen Einsatz im realen Raum!"

Mehr war gar nicht nötig, um die Piloten in Aufruhr zu versetzen. Jubelrufe begleiteten die Staffel auf ihrem Weg in die Jägerbuchten. Zwar würde es nicht ihr erster Flug mit den relativ neuen Jägern sein, aber doch ihr erster ernsthafter und hoffentlich längerer Flug. Und die Piloten waren heiß darauf, was kein Wunder war - nach den vielen, vermasselten Simulationen!

[Bandomeer-System – DRD Stalwart - auf dem Weg zum Hangar] Tinya u.Ghostriders
 
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