A Change of Command
[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Kreuzer-Landefeld] Mannschaftsgrade, Unteroffiziere, Offiziere, Würdenträger und Melinda Farlander
Melinda liebte die Traditionen der Flotte. Viele wurden seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar noch länger ausgeführt und zeugten von der zugrundeliegenden Disziplin der Flotte. Und nicht zuletzt macht es die Flotte auch zu etwas Besonderem und verdeutlichte, dass man Teil von etwas Größerem war. Innerlich jubelte die Blondine und könnte ganz Bandomeer umarmen, nach außen merkte man ihr das aber nicht an. Nur wer sie gut kannte, konnte das freudige Glitzern in ihren hellblauen Augen entsprechend einordnen. Nicht das viele der Anwesenden Besatzungsmitglieder ihre Augen sehen konnte.
Das Landefeld vor Kreuzerhangar IV bot kaum genügend Platz für die angetretene Schiffsbesatzung und den Marines der Stalwart, allesamt in Paradeuniform, wie Melinda natürlich auch. Reihe um Reihe, soweit das Auge reichte. Fast 20000 Wesen über die sie in einigen Augenblicken das Kommando übernehmen würde. Fast schon beängstigend, aber eben nur fast. Hinter den Besatzungen wehten an zahlreichen Fahnenmasten das Staatssymbol der neuen Republik und davor befand sich die Bühne auf der sich die Führungsoffiziere, der ausgehende Kommandant und die zukünftige Kommandantin, als auch Commodore Williams – stellvertretend für das Systemkommando, einige Lokalpolitiker und auch fremde Würdenträger – eingefunden hatten. Hinter der Bühne türmte der Durastahlkoloss um den es ging – die Stalwart – einem schweren Kreuzer der Dreadnaught-Klasse in der Konfiguration eines Schlachtkreuzers.
Die übliche Inspektion des zu übernehmenden Schiffs war bereits mit dem alten kommandierenden Offizier – Captain Farnsworth – durchgeführt. Wobei man diese bei einem so gewaltigem Schiff nur der Form und der Wahrung der Traditionen wegen durchführte. Man berief sich allgemein auf die entsprechenden Berichte der Chefingenieure oder gegebenenfalls der Werftleitung, falls so eine Übergabe auf einer der Werftwelten stattfand.
Nun war man zur eigentlichen Ablösezeremonie gekommen. Die Besatzung war vollzählig angetreten, die Nationalhymne spielte und das gesamte uniformierte Personal salutierte. Danach gab Commodore Williams die Order sich zu rühren, während die Angehörige der Streitkräfte also die gelockerte stehende Haltung einnahmen, setzen sich die politischen Gäste. Der Flaggoffizier übernahm die Begrüßung, nannte die besonderen Verdienste des scheidenden Kommandanten und gab schließlich auch an die politischen Gäste ab.
Während einer der Politiker mahnte, dass die Kraft der republikanischen Flotte immer für das Volk und dadurch, die gewählte zivile Regierung eingesetzt werden musste, beobachtete Melissa wie die Fahnen scharf im Wind peitschten. Den Seitenhieb aufs den Kommandostab der Neuen Republik hätte sich der menschliche Politiker wirklich sparen können. Sicherlich, ihre höchste soldatische Pflicht war die Aufrechterhaltung der Verfassung der Neuen Republik, gefolgt vom Schutz seiner Bürger. Aber darauf hatte sie bereits ihren Offizierseid geschworen, Melinda brauchte wirklich keine Erinnerung, insbesondere weil der Mensch hier kaum verholen dreckige Wäsche wusch. Während der Politiker immer weiter schwafelte ließ die Chandrilianerin ihren Blick nochmals über die Menge schweifen. Menschen, Twi'lek, Bothaner, Devorianer, Gran, Gotal und mindestens ein Dutzend weitere Spezies, darunter sogar Mon Calamari und Quarren, die vorzugsweise auf ihren eigenen Kreuzern dienten, da die Lebensbedingungen dort auf ihr amphibisches Wesen abgestimmt waren.
Sie alle waren geeint im Bestreben die Völker der Republik zu schützen und gemeinsam eine bessere Zukunft zu bauen. Der Anblick allein sorgte bei Melinda für Demut und signalisierte die ungeheure Verantwortung die sie mit der Kapitänswürde trug, besser als ein sich den Mund fusselig quatschender Lokalpolitiker. Die Blondine hatte nichts gegen Politiker, ganz im Gegenteil, aber sie störte sich doch immens daran, dass er die Zeremonie für seine eigene Agenda zweckentfremdete. Vermutlich standen bald Wahlen an.
Schließlich übergab er unter verhaltenem Applaus an Captain Farnsworth, der seine Abschiedsrede kurz und knackig hielt, sogar die Faustregel – mindestens 10 Minuten Rede – knapp unterschritt und sichtlich erleichtert wirkte als er seine Ansprache beenden konnte. Endlich kam der Teil den Melinda herbeisehnte. Farnsworth würde die Order die ihn abkommandierte verlesen.
„Befehl durch Personalwesen der Flotte Kennziffer 227A9P3.
An Captain Horatio Farnsworth.
Mit Erhalt dieser Order, werden Sie als Kommandant über den Kreuzer der Dreadnaught-Klasse Stalwart abkommandiert. Ihnen ist aufgetragen bis zum 52:8:03 auf Sulust als Kommandant den Befehl über den Defender-Klasse Sternenzerstörers Constitution zu übernehmen. Informieren Sie zusätzlich Ihren direkten Vorgesetzten, falls abwesend in schriftlicher Form. Gezeichnet Commodore Durlos Kawen, Personalwesen vierte Flotte.“
Ihr Vorgänger trat ein wenig zur Seite, so dass sie ihren Befehl zur Kommandoübernahme ebenso verlesen konnte.
„Befehl durch Personalwesen der Flotte Kennziffer 227A9R7.
An Commander Melinda Farlander.
Mit Erhalt dieser Order, sind sie als dritter Offizier des Republic-Klasse Sternenzerstörers Star Dust abgelöst. Ihnen ist aufgetragen bis zum 52:7:21 auf Bandomeer als Kommandantin den Befehl über den Kreuzer der Dreadnaught-Klasse Stalwart, zu übernehmen. Informieren Sie zusätzlich Ihren direkten Vorgesetzten, falls abwesend in schriftlicher Form. Gezeichnet Commodore Durlos Kawen, Personalwesen vierte Flotte.“
Beide Offiziere, wandten sich einander zu und Melinda präsentierte Captain Farnsworth einen makellosen Salut. Dass sie diesen die letzten Tage stundenlang vorm Spiegel geübt hatte, konnte er nicht wissen.
„Sir, ich löse sie als Kommandant ab.“
Farnsworth erwiderte nun den Salut und sprach die Worte, die vor ihm schon hunderttausende scheidende Kommandanten verlautet hatten.
„Ich bin als Kommandant abgelöst.“
Farnsworth beendete den militärischen Gruß, was auch der Blondine erlaubte ihre rechte Hand senken zu lassen. Danach wandte sich Melinda an Commodore Williams und salutierte erneut.
„Commodore, ich habe Captain Horatio Farnsworth ordnungsgemäß als Kommandant des Kreuzers Stalwart abgelöst.“
Wiederum wurde der Salut erwidert, und kurz darauf trat die Chandrilianerin wieder zum Rednerpult, um den letzten offiziellen Anteil der Übergabezeremonie in Angriff zu nehmen, ihre Antrittsrede.
„Ich möchte meinen Vorrednern, danken und wünsche Captain Farnsworth auf seinem neuen Posten weiterhin viel Erfolg.“
Die Einleitung war schlicht und streng nach Protokoll, weshalb Melinda eine kleine Pause einlegte, demonstrativ ihren Blick über die versammelten Marines und Besatzungsmitgliedern streifen ließ und erst dann wieder mit klarer, fester Stimme weitersprach.
„Mit Demut trete ich den Posten als Kommandantin der Stalwart an. Demut vor der zerstörerischen Kraft, die ihr inne wohnt. Demut vor der Verantwortung Ihnen als Besatzung, als auch unseren Befehlshabern gegenüber. Aber auch voller Stolz mit Ihnen Allen den Herausforderungen unserer stürmischen Gegenwart zu begegnen. Die Stalwart ist ein Schiff mit langer, nobler Tradition und ungebrochener Schlachtehre, die wir gemeinsam fortsetzen werden. Sie ist Zeitzeuge von Generationen vor uns für die Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit nicht nur bloße Worte darstellten. Sondern die bereit waren – bis zur letzten Pflicht – diese Ideale zu verteidigen. Wir dürfen uns geehrt fühlen auf dem gleichen Schiff Dienst zu tun wie Helden der Vergangenheit, deren Mut und Kampfeswille uns Inspiration sein soll.“
Ihre 'Redepflicht' war deutlich kürzer. Die Übergabezeremonie war generell eher eine Respektsbekundung dem scheidenden Kommandanten gegenüber. Melindas Part war einfach und hatte nur drei Ziele: Sich vorzustellen, so dass die Besatzung sich zumindest ein grobes Bild machen konnte, ihren vorgesetzten Offizieren für das in sie gesetzte Vertrauen danken als auch den vielen Mentoren. Wichtig war auch ein paar nette Worte über ihren Vorgänger verlieren. So wie es Farnsworth gewusst hatte ein paar nette Worte zu ihr zu verlieren.
„Mein Dank gebührt am heutigen Tag, all den Angehörigen der Flotte die ich zum ein oder anderem Zeitpunkt verflucht habe.“
So eine Rede musste nicht Bierernst sein, man durfte sie durchaus auflockern und da Melinda kein Problem damit hatte vor Menschenmassen aufzutreten, nahm sie die Gelegenheit war. Der Satz hatte bereits dem ein oder anderen ein Lachen entlockt. Sie machte eine kurze Pause und gestand dann offensichtlich peinlich berührt. „Und dafür möchte ich mich ganz öffentlich entschuldigen.“ Wieder musste Melinda kurz warten bis sie weitersprechen konnte, wobei sie ein Schmunzeln nicht verbergen konnte.. „Allen voran den Unteroffizieren der Flotte, insbesondere hervorheben muss ichChief Petty Officer Malren Seywin. Der mich auch eine Weisheit lehrte, die sich bis heute bewahrheitet hat - wenn du nicht weiß wie etwas auf einem Schiff funktioniert, lass es dir von einem Chief Petty Officer erklären.“
Melinda gewann gerade weitere Sympathiepunkte.
„Aber auch unter den Offizieren – Captain Orlan Arbarr, Lieutenant Marass, um nur einige zu nennen - und Mannschaftsgraden der Flotte schulde ich viele Entschuldigungen – ja, als Junior Officier hatte man es nicht immer leicht - und um meinen begrenzten Zeitrahmen nicht zu sprengen bleibt mir nicht die Zeit hier alle Namen zu nennen. Eines haben jedoch alle gemeinsam. Ohne ihre Führung, Kompetenz, Hartnäckigkeit, Integrität und Inspiration würde ich heute hier nicht stehen. Sie haben mich gelehrt, dass das Wesen neben mir, mein Bestes verdient, sei es in der Übung, sei es in der Schlacht oder sei es schlicht als Person und dazu angespornt ebensolche Taten folgen zu lassen.“
Als sie ihre Rede schrieb, war der nächsten Abschnitt sehr spärlich ausgefallen. Sie wusste nicht welchem Offizier sie die Beförderung verdankte. Rear Admiral Korus, Admiral Stazi, als auch zahlreiche Commodore der fünften Flotte waren als Option möglich, aber es hatte sich niemand herauskristallisiert.
„Commodore Williams gilt stellvertretend für das Personalbüro der Flotte mein Dank für das Vertrauen in meine Person, Führungsqualitäten und Kompetenz.“
Für einen Moment war sie versucht auch abwesenden Freunden zu danken, aber sie wollte die feierliche Stimmung nicht drücken. Melinda würde später noch auf sie anstoßen.
„Schließlich möchte ich auch Captain Farnsworth noch einmal danken, dass er sein Schiff und große Teile seiner Crew, man könnte sagen, sein bisheriges Vermächtnis, in meine Hände legt. Sein Führungsstil, basierend auf Integrität und Ehre hat viele ausgezeichnete Offiziere an Bord der Stalwart hervorgebracht. Zielsicher hat er es verstanden seiner Mannschaft auch in den Wirren des Krieges eine klare Vision unserer Mission, unserer Verantwortung als Soldaten der Neuen Republik zu vermitteln, nie zu wanken. Ich danke für ihr Vorbild.“
Sie nährte sich dem Ende ihrer Gesprächszeit, was aber gut passte, denn ihre Rede war auch am Ende angelangt.
„Alle bestehenden Befehle, Dienstanweisungen und Instruktionen bleiben in Kraft.“ Sie wandte sich ihrem XO zu und besiegelte mit ihrer Order den Tag. „Lieutenant Commander Thano lassen die Besatzung wegtreten.“
Damit beendete sie die formelle Übergabe der Pflicht, Verantwortung und Autorität von einem Kommandanten zum Nächsten. Als nächste Herausforderung stand die Herstellung der Gefechtsbereitschaft an. Melinda beobachtete noch wie die Besatzung und die Marines geordnet abzogen, schüttelte einige Hände und handwedelte die Verabschiedung der Ehrengäste mehr unterbewusst. Ihre Gedanken galt einzig der Stalwart, immer wieder sah sie zu dem massiven Kreuzer. Ihr erstes eigenes Kommando.
[Bandomeer – Flottenstützpunkt – Kreuzer-Landefeld] Mannschaftsgrade, Unteroffiziere, Offiziere, Würdenträger und Melinda Farlander